Der Nescafé-PlaN: wer Profitiert? - Erklärung von Bern
Der Nescafé-PlaN: wer Profitiert? - Erklärung von Bern
Der Nescafé-PlaN: wer Profitiert? - Erklärung von Bern
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
evB_Dokumentation_September 2011 kalter kaffee 9<br />
BetroffeNe KaffeeorgaNisatioNeN<br />
rigoBerto coNtreras Díaz<br />
Kaffeebauer, Kooperative Michiza 2 , oaxaca<br />
«Wir sind weder an konventionellem Robusta-<br />
Kaffee noch an den <strong>von</strong> Nestlé entwickelten Wunderbäumen<br />
interessiert. Wir wollen unsere eigenen<br />
biologischen Arabica-Bohnen weiterentwickeln<br />
und unser traditionelles Wissen anwenden.<br />
Mit den Geldern, die in Nestlés Züchtungen fliessen,<br />
entfallen Investitionen in die Weiterentwicklung<br />
<strong>von</strong> Sorten, die wir, die Bio- und Fairtradebauern,<br />
bräuchten. Nestlé erscheint auf dem<br />
Kaffeemarkt mit verschiedensten<br />
Ge sichtern und stellt seine<br />
Konditionen: über selbstständige<br />
oder transnationale Zwischenhändler<br />
wie Amsa 3,<br />
über das Landwirtschaftsministerium<br />
(Sagarpa) oder<br />
über Präsident Calderón,<br />
der in Davos mit Paul Bulcke<br />
die Regeln für Mexikos<br />
Kaffeesektor aufstellt.»<br />
Wir sind weder an konventionellem<br />
Robustakaffee noch an den <strong>von</strong><br />
nestlé entwickelten Wunderbäumen<br />
interessiert. Wir wollen unsere<br />
eigenen biologischen arabica<br />
Bohnen weiterentwickeln und unser<br />
traditionelles Wissen anwenden.<br />
RiGoBeRto ContReRaS DíaZ, kaFFeeBaueR<br />
1 Medienmitteilung <strong>von</strong> Nestlé Mexiko zur Zusammenarbeit <strong>von</strong> Nestlé mit der mexikanischen<br />
Regierung im Kaffee- und Kakaosektor vom 5. Februar 2010.<br />
2 Bio- und Fairtrade-Kooperative mit rund 1100 Mitgliedern aus der Provinz Oaxaca.<br />
3 Amsa (Agroindustrias Unidas de Mexico) ist die mexikanische Tochterfirma des<br />
in der Schweiz angesiedelten Agrarrohstoffhändlers Ecom Trading.<br />
4 Bio- und Fairtrade-Kooperative mit ungefähr 350 Mitgliedern aus 24 Kaffeegemeinden<br />
in Chiapas. Juventino García Robledo, Kaffeebauer und Vertreter<br />
des Aufsichtsrats; Hernán Figueroa Pérez, Kaffeebauer und Kassier; Nestor<br />
Hernández Gómez, Kaffeebauer und Präsident der Kooperative; Sixto Bonillo,<br />
Koordinator und landwirtschaftlicher Berater.<br />
saNtos roBlero<br />
geschäftsführer <strong>von</strong> coopcafé<br />
«Nestlé und andere Händler konkurrenzieren das<br />
System des fairen Handels in Mexiko. Die Mitglieder<br />
<strong>von</strong> Organisationen verkaufen ihren Kaffee<br />
häufig an Zwischenhändler, die cash auf die Hand<br />
bezahlen. Dagegen gibt es bei Kooperativen für<br />
den abgegebenen Kaffee oft nur eine Anzahlung.<br />
Wegen der fehlenden Kapitalreserven erhalten sie<br />
den vollen Betrag erst, wenn die Kaffeekäufer ihre<br />
Rechnungen beglichen haben. Wir wollen verhindern,<br />
dass sich grosse Firmen in den Fairtrade-<br />
Markt einmischen, denn dieser ist aus dem Bestreben<br />
entstanden, Unabhängigkeit <strong>von</strong> internationalen<br />
Konzernen wie Nestlé zu ermöglichen und zu<br />
gewährleisten.»<br />
JuVeNtiNo garcía roBleDo,<br />
herNáN figueroa Pérez,<br />
Nestor herNáNDez góMez,<br />
sixto BoNillo<br />
Kaffee-Kooperative cesmach 4<br />
Sixto: Eine gesicherte Vorfinanzierung ist für<br />
einen Kaffeebauern etwas vom Wichtigsten. Ohne<br />
Kredite ist der Kaffeeanbau und -handel in der<br />
Region und vor allem für die Kooperativen limitiert,<br />
ohne funktioniert das Kaffeegeschäft nicht.<br />
Nestor: Genau die fehlen uns momentan für<br />
die Pflege der Plantagen, die Vorbereitungen der<br />
Aussaat und den Unterhalt der Baumschulen, wo<br />
wir unser eigenes Saatgut produzieren.<br />
Sixto: Deshalb ärgern wir uns, wenn der Staat<br />
über seine Programme grosse Unternehmen wie<br />
Amsa oder Nestlé fördert.<br />
Hernán: Dieses System und die hohen Weltmarktpreise<br />
schwächen die Kooperativen. Die<br />
Kaffeebauern verkaufen vermehrt an Zwischenhändler,<br />
die kurzfristig etwas mehr oder bar auf<br />
die Hand bezahlen.<br />
Juventino: Das Problem bei den Zwischenhändlern<br />
ist die Gefahr der Verschuldung durch<br />
die hohen Zinsen für die Vorfinanzierung, die sie<br />
verlangen.