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Festschrift 100 Jahre Handelsschule Lustenau

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<strong>Festschrift</strong><br />

2004 BHAK/BHAS <strong>Lustenau</strong><br />

Bundeshandelsakademie und Bundeshandelsschule<br />

<strong>Handelsschule</strong> <strong>Lustenau</strong><br />

Kaufmännische Wirtschaftsschule <strong>Lustenau</strong><br />

Wirtschaftsschule <strong>Lustenau</strong><br />

Kaufmännische Wirtschaftsschule <strong>Lustenau</strong><br />

Öffentliche <strong>Handelsschule</strong> in <strong>Lustenau</strong><br />

Kaiser-Franz-Josef-I.-Jubiläums-<strong>Handelsschule</strong><br />

Kommunal-<strong>Handelsschule</strong><br />

1904 Kommunal-Gewerbeund<br />

<strong>Handelsschule</strong><br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Handelsschule</strong><br />

<strong>Lustenau</strong><br />

Bundeshandelsschule und<br />

Bundeshandelsakademie


Die Herstellung dieser <strong>Festschrift</strong> wurde von den Banken <strong>Lustenau</strong>s<br />

mit einem namhaften Betrag unterstützt.<br />

Herzlichen Dank<br />

an die<br />

Bank Austria Creditanstalt AG <strong>Lustenau</strong><br />

Hypobank <strong>Lustenau</strong><br />

Raiffeisenbank <strong>Lustenau</strong><br />

Sparkasse <strong>Lustenau</strong><br />

Volksbank <strong>Lustenau</strong><br />

Impressum<br />

Herausgeber: BHAK/BHAS <strong>Lustenau</strong>, Neudorfstraße 22<br />

Für den Inhalt verantwortlich: Prof. Mag. Hermann Begle<br />

Redaktion: OStR Prof. Mag. Werner Hämmerle<br />

Druck: Hugo Mayer, Dornbirn<br />

<strong>Lustenau</strong> im März 2004


<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Handelsschule</strong><br />

I n h a l t<br />

Vorwort 2<br />

Grußworte 4<br />

Festvortrag „<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Handelsschule</strong>“ 10<br />

Geschichte 24<br />

Geschichte der Schule - Zeittafel 24<br />

Statistiken zur Geschichte der Schule 31<br />

Direktorengalerie 32<br />

Disziplinarvorschriften von 1914 40<br />

Lehrplanvergleich 1903 - 2003 42<br />

Bürotechnik im Wandel 46<br />

Entwicklung der Schule aus Sicht eines Lehrers 48<br />

Lehrkörper in Bildern 52<br />

Absolventen 54<br />

Absolventenverein 54<br />

Berichte von Absolventen 56<br />

Aktuelles 66<br />

Lehrkörper 2003/04 66<br />

Vortrag Univ. Prof. Dr. Josef Aff 68<br />

Bedeutung der HAK/HAS in Gegenwart und Zukunft 74<br />

Das Kuratorium als Bindeglied zur Wirtschaft 76<br />

Kooperatives Offenes Lernen 77<br />

Office Managment 79<br />

University of Cambridge 80<br />

Das Buch ist tot - es lebe die Schulbibliothek 81<br />

Wie sehr ich die Schule hasste (J.-T. Ernst) 83<br />

Kunst in der Aula 85


Vorwort<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Eine wirtschaftliche Schule, die auf <strong>100</strong><br />

<strong>Jahre</strong> doch recht erfolgreiche Arbeit<br />

zurückblicken kann, hat vieles mit- und<br />

durchgemacht, denn die wirtschaftlichen<br />

und gesellschaftlichen Veränderungen<br />

in dieser sich so stark wandelnden<br />

Zeit verschonten auch die pädagogischen<br />

Einrichtungen nicht im mindesten.<br />

So können wir doch mit berechtigter<br />

Genugtuung zurückblicken und<br />

dieses Jubiläum als Bestätigung unserer<br />

Arbeit, aber auch als Anreiz für<br />

zukünftige Aufgaben sehen.<br />

Dass vor <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n die Gemeindevertretung<br />

von <strong>Lustenau</strong> die Ansiedlung<br />

einer berufsbildenden Schule befürwortete,<br />

zeigt deutlich die bereits damals<br />

weitblickende Einsicht auf, dass höhere<br />

Bildung als Wert und Notwendigkeit für<br />

wirtschaftlichen Erfolg erkannt worden<br />

war. Gerade in einer aufstrebenden<br />

Gemeinde wie <strong>Lustenau</strong>, in der die<br />

Industrialisierung so richtig Fuß gefasst<br />

hatte, sollten junge Fachkräfte herangebildet<br />

werden, die Garant für eine<br />

kontinuierliche Weiterentwicklung sein<br />

konnten.<br />

Heute hat die Schule - im Grunde wie<br />

vor <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n - die Aufgabe, Top-<br />

Absolventen auszubilden, die den<br />

Wir bauen auf <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> erfolgreiche<br />

Arbeit und nehmen auch weiterhin<br />

die Herausforderung an!<br />

Prof. Mag. Hermann Begle<br />

Direktor<br />

Anforderungen der Wirtschaft möglichst<br />

optimal entsprechen. So heißt es<br />

zumindest in allen offiziellen Aussendungen.<br />

Was wir als Pädagogen jedoch<br />

vor Augen haben müssen, das ist der<br />

junge Mensch, der Bildung sucht und<br />

braucht. Als wirtschaftliche Schule sollten<br />

wir natürlich möglichst umfangrei-<br />

ches wirtschaftliches Grundwissen vermitteln.<br />

Aber daneben darf die humanistische<br />

Allgemeinbildung und der<br />

Mensch als Individuum keinesfalls zu<br />

kurz kommen.<br />

Wenn wir uns bewusst sind, wie kurz<br />

heutzutage die Halbwertzeit des Wissens<br />

ist, erkennen wir immer mehr,<br />

dass es nicht sinnvoll erscheint,<br />

Jugendliche mit Spezialwissen voll zu<br />

stopfen, das in Kürze überholt sein<br />

wird. Vielmehr muss es unsere Aufgabe<br />

sein, sie auf das Leben vorzubereiten,<br />

und dieses zukünftige Leben wird viele<br />

Berufe und Berufsbilder aufweisen, die<br />

wir heute noch gar nicht kennen. Wir<br />

müssen also "Generalisten" ausbilden,<br />

die natürlich über wirtschaftliches<br />

Grundwissen und grundlegende Kenntnisse<br />

im Computerbereich verfügen<br />

sollen. Aber immer bedeutender wird<br />

es in Zukunft sein, als Lehrer Sozialkompetenz<br />

zu haben und diese auch zu<br />

vermitteln. Dazu ist natürlich entsprechende<br />

Aus- und Weiterbildung der<br />

Pädagogen wichtig, um den veränderten<br />

Anforderungen gerecht zu werden.<br />

Hierbei sind auch die zuständigen Institutionen<br />

im Besonderen gefordert.<br />

Soft Skills, die heute auch in der Wirt-<br />

2


<strong>Handelsschule</strong><br />

schaft immer mehr Bedeutung erlangen,<br />

müssen neben einer fachlichen<br />

Grundlagenausbildung in den Vordergrund<br />

gerückt werden, um den Jugendlichen<br />

von heute für die Aufgaben der<br />

Zukunft zu rüsten.<br />

Besonders in einer Gesellschaft, in der<br />

soziale Aufgaben und erzieherische<br />

Tätigkeit immer mehr an die Schulen<br />

abgeschoben wird, stellt dies uns Lehrer<br />

vor eine große Herausforderung.<br />

Aber wir sind bereit und willens, uns<br />

dieser zu stellen, wenn uns von der<br />

Gesellschaft die entsprechende Unterstützung<br />

geboten wird. Der Ruf der<br />

<strong>Handelsschule</strong> und Handelsakademie<br />

<strong>Lustenau</strong>, eine strenge, aber gute<br />

Schule zu sein, darf ruhig erhalten bleiben,<br />

wenn es uns weiterhin gelingt,<br />

den jungen Menschen als Ganzes in<br />

unserem Blickfeld zu haben.<br />

3


Grußworte<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Eine gute und umfassende Ausbildung<br />

ist das allerbeste Startkapital, das man<br />

den jungen Menschen in unserer<br />

schnelllebigen Zeit für das Leben mitgeben<br />

kann. Die "Bundeshandelsakademie<br />

und Bundeshandelsschule<br />

<strong>Lustenau</strong>" ist in dieser Hinsicht eine<br />

sehr erfolgreiche Bildungseinrichtung,<br />

weil hier wirtschaftliche Kenntnisse, IT-<br />

Fertigkeiten, Fremdsprachen und Organisationskompetenz<br />

auf hohem Niveau<br />

unterrichtet werden. Davon profitieren<br />

nicht nur die jungen Menschen, sondern<br />

die ganze Region - die Gemeinden<br />

ebenso wie die Wirtschaft, das gesellschaftliche<br />

Zusammenleben ebenso wie<br />

die Innovationskraft der Unternehmen.<br />

Schwerpunkten sowie mit dem Aufgreifen<br />

neuer Organisations- und Managementkonzepte<br />

hat die "Bundeshandelsschule"<br />

das nächste Jahrhundert<br />

bereits erfolgreich in Angriff genommen.<br />

Ich wünsche allen Lehrerinnen und<br />

Lehrern sowie allen Schülerinnen und<br />

Schülern weiterhin viel Freude und<br />

Erfolg, und ich bin überzeugt, dass an<br />

der "Bundeshandelsschule <strong>Lustenau</strong>"<br />

auch die kommenden <strong>Jahre</strong> vom selben<br />

Elan und derselben tatkräftigen Initiative<br />

geprägt sein werden!<br />

Das Erreichen dieser Ziele wäre jedoch<br />

nicht möglich, wenn das hohe fachliche<br />

Niveau der Lehrkräfte nicht durch<br />

großes Engagement und Leistungsbereitschaft<br />

ergänzt würde. Ebenso<br />

wären die vielfältigen Ziele unerreichbar,<br />

wenn die Eltern die Schwerpunktsetzungen<br />

der Schule nicht unterstützten<br />

und die Betriebe nicht tatkräftig mit<br />

der Schule kooperieren würden. Ich<br />

bedanke mich deshalb bei allen Beteiligten<br />

für ihren Einsatz und die gute<br />

Zusammenarbeit, denn dieses Miteinander<br />

ist eine der wichtigsten Grundla-<br />

Elisabeth Gehrer<br />

Bundesministerin für Bildung,<br />

Wissenschaft und Kultur<br />

gen für die Sicherung der Zukunftschancen<br />

unserer Jugend.<br />

Das <strong>100</strong>-jährige Bestehen einer Schule<br />

stellt einen ganz besonderen Grund<br />

zum Feiern dar. Ein ebenso wichtiger<br />

Anlass zum Feiern ist aber auch die<br />

dynamische Entwicklung der letzten<br />

<strong>Jahre</strong>, denn mit der Setzung von IT-<br />

Elisabeth Gehrer<br />

Bundesministerin für Bildung,<br />

Wissenschaft und Kultur<br />

4


<strong>Handelsschule</strong><br />

Die Begriffe Handelsakademie/<strong>Handelsschule</strong><br />

bürgen für Qualität in kaufmännischer<br />

Ausbildung, in fundierten<br />

Wirtschaftskenntnissen, in Allgemeinbildung<br />

und in Fremdsprachenkenntnissen.<br />

Mit einem für alle Schulen gleich<br />

gestalteten Kernbereich und schulautonom<br />

festgelegten Schwerpunktsetzungen<br />

werden die Absolventinnen und<br />

Absolventen für ihr späteres Berufsleben<br />

vorbereitet, um für uns alle einen<br />

wichtigen Beitrag in Wirtschaft und<br />

Gesellschaft zu leisten. Die jungen Leute<br />

von heute bestimmen die Zukunft<br />

von morgen - dies bedeutet für die<br />

Schule sich ständig weiterzuentwickeln,<br />

über das Morgen nachzudenken, um<br />

das richtige Bildungs- und Ausbildungsangebot<br />

zu erarbeiten. Vor allem die<br />

kaufmännischen Schulen haben sich<br />

immer bemüht, aktuell zu sein und den<br />

Bezug zur Praxis herzustellen. Ob<br />

Übungsfirmenarbeit im Betriebswirtschaftlichen<br />

Zentrum, Projektarbeit im<br />

Team, Praxistage in Betrieben, EU-Projekte,<br />

Auslandsreisen oder Referate<br />

von Experten in der Schule, ob Notebook-Klassen<br />

mit Internetzugang und<br />

moderne Lehr- und Lernformen - ein<br />

engagiertes Lehrerinnen- und Lehrerteam<br />

macht Vieles möglich und setzt<br />

neue Ideen um. Der Aktualität wurde in<br />

MR Mag. Hermine Javurek,<br />

Abteilung für kaufm. Schulen<br />

im Bundesministerium für<br />

Bildung, Wissenschaft und Kultur<br />

der Vergangenheit und wird auch in<br />

Zukunft Rechnung getragen.<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Handelsschule</strong> / 33 <strong>Jahre</strong><br />

Handelsakademie heißt viele <strong>Jahre</strong><br />

Schulentwicklung, wofür ich der jeweils<br />

verantwortlichen Schulleitung, dem<br />

Professorenkollegium und allen, welche<br />

die Schule unterstützt haben und<br />

unterstützen, Dank sage.<br />

Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!<br />

5


Grußworte<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Mit Freude und Stolz kann die <strong>Handelsschule</strong><br />

<strong>Lustenau</strong> auf ein Jahrhundert<br />

erfolgreicher Bildungsarbeit zurückblicken.<br />

Die Schule hat in dieser Zeit<br />

unzählige Schülerinnen und Schüler auf<br />

Beruf und Leben vorbereitet. <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

für die wirtschaftliche und kaufmännische<br />

Ausbildung unserer Jugend zu wirken<br />

ist nicht zuletzt ein besonderes<br />

Verdienst um den Wirtschaftsstandort<br />

Vorarlberg und damit für die Zukunft<br />

unseres Landes.<br />

Stolz auf ein Jahrhundert erfolgreiche<br />

Bildungsarbeit!<br />

seinem Lehrerteam sowie den Schülerinnen<br />

und Schülern gratulieren wir<br />

ganz herzlich zu diesem runden<br />

Jubiläum und danken allen Lehrpersonen<br />

für ihren Einsatz und die wertvolle<br />

Bildungs- und Erziehungsarbeit der<br />

vergangenen <strong>Jahre</strong>. Für die Zukunft<br />

wünschen wir der Schule weiterhin viel<br />

Freude auf ihrem erfolgreichen Weg.<br />

Die <strong>Handelsschule</strong> <strong>Lustenau</strong> bietet<br />

neben der Handelsakademie, die vor<br />

zwei <strong>Jahre</strong>n ihr 30jähriges Jubiläum feiern<br />

konnte, eine grundlegende, moderne<br />

und zukunftsorientierte kaufmännische<br />

Ausbildung an. Die Zusammenarbeit<br />

der Schule mit Firmen und Banken<br />

der Region entspricht in vorbildlicher<br />

Weise einer praxisorientierten und<br />

ganzheitlichen Ausbildung. Auch neuen<br />

Trends wird Rechnung getragen: Seit<br />

einigen <strong>Jahre</strong>n stehen zwei Zweige -<br />

Informationstechnologie und Office<br />

Management - zur Auswahl.<br />

Die Absolventinnen und Absolventen<br />

der <strong>Handelsschule</strong> <strong>Lustenau</strong> sind<br />

begehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

insbesondere bei heimischen<br />

Dr. Herbert Sausgruber<br />

Landeshauptmann<br />

Klein- und Mittelbetrieben. Die Schule<br />

ist damit ein wichtiger und unverzichtbarer<br />

Pfeiler im heimischen Bildungsund<br />

Ausbildungsangebot und aus der<br />

Vorarlberger Schullandschaft nicht<br />

mehr wegzudenken.<br />

Dem Direktor der <strong>Handelsschule</strong><br />

<strong>Lustenau</strong>, Herrn Mag. Hermann Begle,<br />

Dr. Herbert Sausgruber<br />

Landeshauptmann<br />

Mag. Siegi Stemer<br />

Schullandesrat<br />

6


<strong>Handelsschule</strong><br />

Die Gründung der <strong>Handelsschule</strong> vor<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n und deren Weiterentwicklung<br />

geht fast parallel einher mit der<br />

Entwicklung unserer Heimatgemeinde<br />

<strong>Lustenau</strong>.<br />

Im Dorf am jungen Rhein, das Kaiser<br />

Franz Joseph 1902 zur Marktgemeinde<br />

erhoben hatte, hatte schon früh die<br />

Stickereiwirtschaft Einzug gehalten.<br />

Nach der Rheinregulierung von den<br />

jährlichen Überschwemmungen verschont,<br />

waren zudem in <strong>Lustenau</strong> dem<br />

wirtschaftlichen Aufschwung im neuen<br />

industriellen Zeitalter keine Barrieren<br />

mehr gesetzt.<br />

Bis zur Gründung der <strong>Handelsschule</strong><br />

war den jungen <strong>Lustenau</strong>ern und<br />

<strong>Lustenau</strong>erinnen keine Möglichkeit<br />

gegeben, im eigenen Ort eine über die<br />

Schulpflicht hinausgehende Ausbildung<br />

zu finden. Um dem großen Mangel an<br />

ausgebildeten Bürokräften Herr zu werden,<br />

verlegte Alwin Hauser am ersten<br />

April 1902 die zweijährige <strong>Handelsschule</strong><br />

von Bregenz nach <strong>Lustenau</strong>.<br />

Die Gemeindevorstehung hatte schon<br />

damals großes Interesse, den Bildungsstandort<br />

in <strong>Lustenau</strong> auszubauen,<br />

sodass nach dem Tod Hausers im darauffolgenden<br />

Jahr die Schule als Kom-<br />

Hans-Dieter Grabher<br />

Bürgermeister<br />

munal-Gewerbe- und <strong>Handelsschule</strong><br />

fortgeführt wurde.<br />

Seither haben Generationen von Schülerinnen<br />

und Schülern aus <strong>Lustenau</strong><br />

und den umliegenden Gemeinden in<br />

den vergangenen <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n eine<br />

hochwertige Berufsbildung und damit<br />

ein Fundament für ihre weitere Laufbahn<br />

erhalten.<br />

Über wirtschaftliche Krisenzeiten hinweg<br />

passte sich die Schule stets den<br />

Anforderungen des Arbeitsmarktes an<br />

und konnte damit dem Anspruch einer<br />

"Berufsbildenden Schule" gerecht werden.<br />

Mit engagierten Lehrerinnen, Lehrern<br />

und Direktoren ist es gelungen, an<br />

dieser Schule weiterhin ein überdurchschnittlich<br />

hohes Niveau zu halten und<br />

damit den Jugendlichen eine ehrliche<br />

Chance auf dem heutigen Arbeitsmarkt<br />

zu geben. In verschiedenen, äußerst<br />

wertvollen Projekten wird die Zusammenarbeit<br />

mit den Unternehmen<br />

gesucht, werden Ausbildungsmöglichkeiten<br />

außerhalb der Schule erschlossen,<br />

Sprachaufenthalte und ähnliches<br />

ermöglicht.<br />

Wir freuen uns seitens der Marktgemeinde<br />

<strong>Lustenau</strong>, dass mit dem<br />

Jubiläum die älteste weiterführende<br />

Schule jetzt geehrt wird und hoffen<br />

weiterhin auf ein gutes Bestehen und<br />

Wirken hier in <strong>Lustenau</strong>. Alles Gute!<br />

Hans-Dieter Grabher<br />

Bürgermeister<br />

7


Grußworte<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Die Jugend ist unser wichtigstes Kapital.<br />

Für die Wirtschaftskammer Vorarlberg<br />

sind dies keine leeren Worte, sondern<br />

ein Bekenntnis, das gelebt wird.<br />

Die Wirtschaft legt großen Wert auf<br />

optimale Ausbildungsmöglichkeiten für<br />

die Jugendlichen. Das fängt in der<br />

Volksschule an und hört bei der Lehre<br />

längst nicht auf. Wir brauchen sowohl<br />

Facharbeiter, die auf hohem Niveau<br />

ausgebildet werden, als auch Menschen,<br />

die die schulische und anschließende<br />

akademische Ausbildung<br />

wählen, um als Wirtschaftsstandort<br />

international konkurrenzfähig zu sein.<br />

Das ist - wie das Jubiläum der Handelsakademie<br />

und <strong>Handelsschule</strong> <strong>Lustenau</strong><br />

zeigt - nicht erst in der Gegenwart<br />

Anliegen der Wirtschaft, sondern war<br />

es schon vor hundert <strong>Jahre</strong>n. Studiert<br />

man die Geschichte von Bildungsstätten,<br />

waren es immer Unternehmer, die<br />

erste Schritte setzten, die die Voraussetzungen<br />

für Schulen schufen und die<br />

Bildungseinrichtungen einforderten.<br />

Die <strong>Lustenau</strong>er waren immer gute<br />

Kaufleute, die schon früh über den Tellerrand<br />

schauten und deshalb wussten,<br />

welche Fertigkeiten, welche Werkzeuge<br />

gebraucht werden, um erfolgreich zu<br />

sein. Die <strong>Handelsschule</strong>, aus der später<br />

Kommerzialrat Kuno Riedmann<br />

Präsident der Wirtschaftskammer<br />

Vorarlberg<br />

auch die Akademie hervorging, lehrte<br />

und lehrt diese Fähigkeiten mit Erfolg.<br />

Und obwohl die Schule nicht gerade im<br />

Zentrum des Rheintals liegt, hat sie bei<br />

Schülern wie Arbeitgebern wegen dem<br />

starken Praxisbezug einen ausgezeichneten<br />

Ruf.<br />

HAK und HAS <strong>Lustenau</strong> sind auch heute<br />

wieder bei den Vorreitern im Schulbereich:<br />

Zusammen mit dem Kuratorium,<br />

in dem namhafte Unternehmer<br />

vertreten sind, konnten in den letzten<br />

<strong>Jahre</strong>n einige richtungsweisende Aktivitäten<br />

gesetzt und Projekte in Angriff<br />

genommen werden, die darauf<br />

schließen lassen, dass die Schule auch<br />

die nächsten hundert <strong>Jahre</strong> ihren Auftrag<br />

mit viel Engagement und Erfolg<br />

erfüllen wird. Als Präsident der Wirtschaftskammer<br />

Vorarlberg wünsche ich<br />

Ihnen namens der Wirtschaft unseres<br />

Bundeslandes alles Gute zu diesem<br />

Jubiläum und darf nochmals betonen,<br />

wie wichtig die kaufmännischen Schulen<br />

für unsere Wirtschaft sind.<br />

8


<strong>Handelsschule</strong><br />

9


Festvortrag<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Am Beginn einer Erfolgsgeschichte stehen<br />

nicht immer durchdachtes Abwägen<br />

und Planen, oft aber zupackendes<br />

Handeln und rasch entschlossenes Nützen<br />

günstiger Umstände.<br />

Das Jubiläum "<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Handelsschule</strong>"<br />

verdanken wir zwar einer Reihe von<br />

Zufälligkeiten oder schicksalhaften<br />

Begebenheiten, im Kern aber letzten<br />

Endes doch dem Mut und dem Weitblick<br />

der <strong>Lustenau</strong>er Gemeinderegierung im<br />

<strong>Jahre</strong> 1903. Mag sein, dass sie auch<br />

noch vom Hochgefühl der eigenen<br />

Bedeutung durch die Verleihung des<br />

Titels "Marktgemeinde" durchdrungen<br />

waren und die mit dieser Auszeichnung<br />

erhoffte Aufwärtsentwicklung von<br />

Bevölkerungszahl und Wirtschaft auch<br />

von zukunftsweisenden Taten begleitet<br />

werden sollte.<br />

Die Sicherung des Lebensraumes durch<br />

die begonnenen großzügigen Flussregulierungen,<br />

die Einführung der Stromversorgung,<br />

das Anbinden des Ortes durch<br />

die Elektrische Bahn an die aufstrebende<br />

Industrie- und Handelsmetropole<br />

Dornbirn und ihre Schnellzugstation,<br />

dies alles fand seinen Niederschlag in<br />

einer optimistischen Grundhaltung der<br />

Bevölkerung, in einer Aufbruchstim-<br />

mung im Gewerbe und hier insbesondere<br />

in den Stickereibetrieben. Sie wollten<br />

nicht länger als Lohnsticker nur Zulieferer<br />

für die Fabrikanten der Schweizer<br />

Nachbarregion sein. Mit dem Schritt in<br />

die Selbständigkeit, durch den Aufbau<br />

eigener Kollektionen und eines Vertriebes<br />

für In- und Ausland erhoffte man<br />

sich bedeutend höhere Erträge. Dazu<br />

bedurfte es neben den handwerklichen<br />

Fähigkeiten einer gründlichen kaufmännischen<br />

Ausbildung. Verschiedene<br />

Anläufe für ein dauerhaft etabliertes<br />

Angebot hatten bis zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts allerdings keinen Erfolg.<br />

Anfang des <strong>Jahre</strong>s 1902 führte das<br />

Schicksal den Besitzer der in Bregenz<br />

ansäßigen behördlich autorisierten<br />

<strong>Handelsschule</strong> "Villa Liebenstein" nach<br />

<strong>Lustenau</strong>. Alwin Hauser musste den<br />

Standort seiner 1877 gegründeten<br />

Schule samt Internat aufgeben. Zuerst<br />

war die Miete unverhältnismäßig erhöht<br />

und gleich darauf das Gebäude verkauft<br />

worden. Noch im Februar 1902<br />

war mit einem positiven Aufsatz eines<br />

Thurgauer Bürgers im <strong>Lustenau</strong>er<br />

Gemeindeblatt auf das erfolgreiche<br />

Wirken dieser Privatschule aufmerksam<br />

gemacht worden. Anfang März schrieb<br />

Alwin Hauser Sprach- und Handelskurse<br />

in <strong>Lustenau</strong> aus. 14 Tage später<br />

schon teilt er die Übersiedlung seiner<br />

<strong>Handelsschule</strong> Villa Liebenstein mit 1.<br />

April 1902 nach <strong>Lustenau</strong> mit. Bemerkenswert<br />

für die damalige Zeit war der<br />

Umstand, dass Hauser auch separate<br />

Kurse für Töchter anbot.<br />

10


<strong>Handelsschule</strong><br />

Als Hauser im Jänner 1903 ein Subventionsansuchen<br />

an die Gemeinde richtete,<br />

begann diese kaufmännische Fortbildungsstätte<br />

zu einem Gegenstand<br />

des öffentlichen Interesses zu werden.<br />

Zuerst wurde einmal ein 5-köpfiges<br />

Gremium bestellt, das über das Gesuch<br />

zu beraten und der Gemeindevertretung<br />

Bericht zu erstatten habe. Unter<br />

der Bedingung gewisser Anpassungen<br />

der Schulorganisation an die hiesigen<br />

Bedürfnisse und die Mitsprachemöglichkeit<br />

der Gemeinde über eine begleitende<br />

Schulkommission wurde im Mai<br />

1903 eine finanzielle Beteiligung der<br />

Gemeinde in Aussicht gestellt. Der<br />

plötzliche und tragische Tod von Alwin<br />

Hauser zwei Monate später brachte<br />

dann allerdings die Gemeinde in einen<br />

unvorhergesehenen Handlungszwang:<br />

Die Gemeindevertretung beschloss am<br />

20. Juli, die bisherige private <strong>Handelsschule</strong><br />

als "Kommunal-Gewerbe- und<br />

<strong>Handelsschule</strong>" auf der Basis eines<br />

neuen Organisationsstatuts und neuer<br />

Lehrpläne am 15. 9. 1903 zu eröffnen.<br />

Um den Inhalt des Organisationsstatuts<br />

gab es dann aber doch noch einige Zwistigkeiten,<br />

insbesondere wurde mit<br />

Mehrheitsbeschluss festgelegt, dass<br />

"die Lehrer katholischer Religion sein<br />

müssen". Der verstorbene Hauser war<br />

Protestant und hatte schon deswegen<br />

nicht unbedingt auf das Wohlwollen<br />

aller Gemeindepolitiker zählen können.<br />

Zum Direktor der Schule wurde der<br />

schon bei Hauser als geschätzter Lehrer<br />

tätige Alfred Wehner bestellt.<br />

Bürgermeister Eduard Hämmerle ruft<br />

die Bevölkerung auf, "die geschaffene<br />

Gelegenheit eifrig zu nützen und die<br />

heranwachsenden Söhne fleißig zur<br />

Schule zu schicken. Handel, Gewerbe<br />

und Ökonomie stellen heute an ihre<br />

Vertreter erhöhte Anforderungen,<br />

denen man nur durch Schule und Lernen<br />

gerecht werden kann. Der größte<br />

Schatz, den die Eltern ihren Kindern<br />

überlassen können, liegt in der Bildung."<br />

Dieser aufmunternden Worte<br />

bedurfte es durchaus, beklagte doch<br />

der Ortsschulrat nicht lange zuvor,<br />

"dass der Schulbesuch an den Schulen<br />

in <strong>Lustenau</strong> im März und ganz besonders<br />

aber im Rheindorf ein sehr mangelhafter<br />

war", und wie bereits vorauszusehen<br />

sei, "würde dieser wahrhafte<br />

Skandal im laufenden Monat April noch<br />

mehr um sich greifen."<br />

Die Schule beginnt schließlich ihren<br />

Unterricht am 16. September 1903 im<br />

3. Stock der Volksschule Rheindorf mit<br />

2 Klassen und insgesamt 20 Schülern.<br />

Ein Jahr später wird der Lehrplan dem<br />

Typ der 2-klassigen <strong>Handelsschule</strong>n<br />

angenähert und der Name auf "Kommunal-<strong>Handelsschule</strong>"<br />

geändert. Nur 2<br />

<strong>Jahre</strong> später erfolgt die Übernahme des<br />

staatlichen Normallehrplanes und die<br />

Installierung eines Vorbereitungslehrganges.<br />

Der 1905 gefasste Beschluss für einen<br />

Neubau löste zuerst eine längere Standortdiskussion<br />

aus. Man stelle sich dies<br />

heute vor: Zwei Bürger bieten der<br />

Gemeinde gratis Baugrundstücke an,<br />

der "Austria"-Wirt Stefan Grabher eines<br />

an der Maria-Theresien-Straße und Alt-<br />

Bürgermeister Fridolin Hämmerle eines<br />

bei der Pfarrkirche. Nachdem die Bauparzelle<br />

von Stefan Grabher durch<br />

einen Zukauf auf das erforderlich Ausmaß<br />

erweitert werden konnte, fiel der<br />

Gemeindevertretung die Entscheidung<br />

relativ leicht. Durch die große Spendefreudigkeit<br />

der Bevölkerung und die<br />

Großzügigkeit der Subventionsgeber<br />

Land und Ministerium für Cultur und<br />

Unterricht konnte der Neubau rasch<br />

realisiert und die feierliche Eröffnung<br />

bereits am 17. September 1908 vorgenommen<br />

werden. Die Schule, an einer<br />

der <strong>Lustenau</strong>er Hauptstraßen gelegen,<br />

11


Festvortrag<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Der Schulunterricht muss in einigen<br />

Fächern eingeschränkt werden, den<br />

Schülern wird während des Unterrichts<br />

der Kriegsverlauf erklärt und zur Finanzierung<br />

des Waffenganges tragen die<br />

Schüler durch das eifrige Zeichnen von<br />

Kriegsanleihen ihr Scherflein bei.<br />

Gedanken über die geschichtlichen<br />

Abläufe dürfen sich die Schüler mit<br />

dem Aufsatzthema: "Es kann der Beste<br />

nicht im Frieden leben, wenn es dem<br />

bösen Nachbarn nicht gefällt" machen.<br />

Einschränkungen in allen Lebensbereiversah<br />

ihren Dienst als kaufmännische<br />

Bildungsstätte fast 70 <strong>Jahre</strong> lang. Sie<br />

hat damit einen wesentlichen Zeitraum<br />

der Schulgeschichte begleitet. Nachdem<br />

die Fertigstellung des Neubaues in<br />

das 60. Regierungsjahr seiner Kaiserlich-Königlichen<br />

Apostolischen Majestät<br />

fiel, durfte sie sich fortan mit dem Titel<br />

"Kaiser-Franz-Josef I.-Jubiläums-<strong>Handelsschule</strong><br />

<strong>Lustenau</strong>" schmücken.<br />

Nicht nur das Raumproblem war nun<br />

vorausschauend gelöst, auch die<br />

Bemühung um die Einbettung in das<br />

öffentliche Schulwesen konnte durch<br />

die Zuerkennung des Öffentlichkeitsrechtes<br />

1913 befriedigend abgeschlossen<br />

werden. Das bedeutete für die<br />

Absolventen den Ersatz einer Lehrzeit<br />

im Handelsgewerbe und die Verkürzung<br />

der Militärdienstzeit auf 2 <strong>Jahre</strong>. Zur<br />

Finanzierung des laufenden Aufwandes<br />

trugen in der Folge die Unterstützung<br />

des Landes und des Unterrichtsministeriums<br />

und fallweise auch Zuschüsse<br />

aus Wirtschaftskreisen wesentlich bei.<br />

Dir. Wehner konnte die notwendige<br />

Aufstockung des Lehrkörpers für die<br />

mittlerweile rund <strong>100</strong> Schüler in 3 Klassen<br />

bewerkstelligen, u.a. durch die<br />

Anstellung der legendär gewordenen<br />

Professoren Dr. Falger und Dr. Keilwerth.<br />

Die gut ausgebildeten Absolventen<br />

der Schule fanden in der florierenden<br />

Wirtschaft weit über <strong>Lustenau</strong>s<br />

Grenzen hinaus Aufnahme in verantwortungsvollen<br />

Positionen.<br />

Bald begann es nicht nur im Gebälk des<br />

Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn zu<br />

knistern. Die Vorzeichen für einen<br />

Machtkampf unter den europäischen<br />

Großmächten waren unübersehbar. Mit<br />

Erlass des Unterrichtsministeriums<br />

wurde 1910 die Förderung der körperlichen<br />

Entwicklung der Schüler mit 70<br />

<strong>Jahre</strong>sstunden angeordnet und 1912<br />

verfügte die k.k. Statthalterei die Einführung<br />

des Schießunterrichts für die<br />

reifere Jugend, eine Aufgabe, der sich<br />

die Lehrerkollegen und die älteren<br />

Schüler mit patriotischem Eifer hingaben.<br />

Als dann allerdings das große Völkerringen<br />

im Sommer 1914 begann,<br />

holte die Realität eines grausamen<br />

Kriegsgeschehens die Menschen bald<br />

ein. Die Hälfte der vollbeschäftigten<br />

Lehrer werden zum Militärdienst eingezogen,<br />

der erste Schulangehörige, ein<br />

älterer Schüler der 1. Klasse, fällt am<br />

9. 4. 1915 in der Bukowina.<br />

12


<strong>Handelsschule</strong><br />

chen werden erforderlich, Durchhalteparolen<br />

und Sparvorschläge sind denn<br />

auch Gegenstand des Unterrichts.<br />

Schlussendlich waren alle Anstrengungen<br />

und aller Opfersinn vergebens.<br />

Neben einem Rumpfstaat Deutsch-<br />

Österreich blieb eine notleidende<br />

Bevölkerung und eine ausgehungerte<br />

Wirtschaft zurück. Den Schülern musste<br />

die Umbildung von der Monarchie<br />

zur 1. Republik erklärt werden. Für<br />

schwer verletzte Kriegsteilnehmer wurden<br />

zur Umschulung "Invalidenkurse"<br />

angeboten und die Schüler hatten sich<br />

auch im Deutschunterricht mit den<br />

Kriegsfolgen unter dem Thema: "Trostbrief<br />

an den Vater eines für das Vaterland<br />

gefallenen Freundes" zu befassen.<br />

Das neu geschaffene Staatsamt für<br />

Unterricht ordnete für die Schule den<br />

neuen Titel "Öffentliche <strong>Handelsschule</strong><br />

<strong>Lustenau</strong>" an. Die Schülerzahlen stiegen<br />

in den Folgejahren kräftig an, so<br />

dass in den zwanziger <strong>Jahre</strong>n bis zu<br />

180 Schüler in 5 Klassen unterrichtet<br />

wurden. Dies bedingte die Schaffung<br />

von zusätzlichen Unterrichtsräumen im<br />

Dachgeschoss.<br />

Im Schulalltag wirkte sich die schwierige<br />

Wirtschafts- und Finanzlage des<br />

klein gewordenen Staates ebenso aus<br />

wie in den einzelnen Familien. In der<br />

Mangelwirtschaft blühte die Inflation, so<br />

dass 1924 für einen Schweizer Franken<br />

bereits 12.400 Kronen bezahlt werden<br />

musste und die Gemeinde <strong>Lustenau</strong><br />

einen Voranschlag über fast 2 Milliarden<br />

Kronen erstellte. Eine Sammelaktion für<br />

die schädlichen Maikäfer kostete<br />

64.000.000 Kronen. Die längst fällige<br />

Währungsreform 1925 beleuchtete<br />

Handelsschul-Professor Dr. Reitter in<br />

einem Beitrag des <strong>Jahre</strong>sberichtes<br />

unter dem Titel: "Von der Kronenwährung<br />

zur Schillingwährung - unter<br />

besonderer Berücksichtigung des Notgeldes."<br />

Das Notgeld als Tauschobjekt<br />

auf regionaler Ebene sollte einen stabileren<br />

Leistungsaustausch ermöglichen.<br />

Eine oberösterreichische Gemeinde versah<br />

ihr Notgeld mit dem sinnigen<br />

Spruch: "Österreich in seiner Not hat<br />

nicht das Nötigste zum Essen; im Überfluss,<br />

ach, leider Gott! nur viele Notgeldpressen."<br />

ca. 1925<br />

13


Festvortrag<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Die ersten Anzeichen einer wirtschaftlichen<br />

Erholung nach der Währungsreform<br />

fielen den berühmt-berüchtigten<br />

Kurseinbrüchen am 13. 5. 1927 und<br />

dem als "schwarzen Freitag" in die<br />

Geschichte eingegangenen Börsenkrach<br />

am 25. Oktober 1929 in New<br />

York zum Opfer. Die beginnende und<br />

sich immer mehr verstärkende Weltwirtschaftskrise<br />

hatte unausweichliche<br />

politische Folgen. Die ohnehin noch<br />

nicht gefestigte Demokratie mit scheinbar<br />

unversöhnlichen ideologischen<br />

Gegensätzen der politischen Repräsentanten,<br />

die zu persönlichen Feindschaften<br />

führten, sah sich einem inneren<br />

Verschleißprozess ausgesetzt. Die Auseinandersetzungen<br />

spielten sich nicht<br />

nur in den verfassungsmäßigen Gremien,<br />

sondern auch außerhalb ab, im täglichen<br />

Umgang der Menschen miteinander<br />

und nicht zuletzt in den Bildungsstätten.<br />

Politische Ansichten von Mitgliedern<br />

des Lehrkörpers blieben nicht unkommentiert<br />

und führten zeitweise zu harten<br />

Rededuellen in den Gemeindegremien,<br />

insbesondere wenn es sich um<br />

Führungspersönlichkeiten wie Dir.<br />

Alfred Wehner handelte. In der fachmännischen<br />

Leitung der Schule war er<br />

zwar unbestritten, als überzeugter<br />

nationalliberaler Funktionär einiger<br />

Vereine war er hingegen manchem<br />

Andersdenkenden ein Dorn im Auge.<br />

Mit seinem altersbedingten Ausscheiden<br />

1936 verließ der Kapitän in unruhigen<br />

Zeiten das Schiff, das er von den<br />

Anfängen über 33 <strong>Jahre</strong> durch alle Klippen<br />

einer stürmischen See mit großem<br />

persönlichen Engagement und nachweisbarem<br />

Erfolg gesteuert hatte.<br />

Gedenktafel in der heutigen Musikschule<br />

Noch 1932 war es ihm mit Unterstützung<br />

des Handelsschulkuratoriums und<br />

einer verhältnismäßig knappen Mehrheit<br />

in der Gemeindevertretung von<br />

19:16 Stimmen gelungen, auch den<br />

Mädchen den Eintritt in die Schule zu<br />

ermöglichen. Im Vorfeld gab es darüber<br />

eine sehr kontroverse Debatte, da einige<br />

Wortführer Bedenken äußerten, die<br />

Mädchen würden als billigere Arbeitskräfte<br />

den Burschen die ohnehin knappen<br />

Arbeitsplätze wegnehmen, für die<br />

Schule bedeute dies eher eine finanzielle<br />

Mehrbelastung und überdies wurden<br />

massive Einwände sittlicher Art<br />

vorgebracht. Diese konnten mit dem<br />

Hinweis, "dass die beiden Geschlechter<br />

nur unter Aufsicht der Professoren<br />

zusammenkommen", nur unzureichend<br />

zerstreut werden. Heute lächeln wir<br />

über solche Ansichten und trösten uns<br />

damit, dass einige Zeit später auch<br />

Töchter von deklarierten Gegnern in<br />

den Schülerlisten der <strong>Handelsschule</strong> zu<br />

finden sind.<br />

Zusammen mit dem Eintritt geburtenstarker<br />

Jahrgänge stiegen die Schülerzahlen<br />

auf rund 250, verteilt auf 5 Klassen,<br />

an, so dass fallweise bis zu 60<br />

Schüler in einer Klasse unterrichtet<br />

werden mussten. Dafür wurden 9 Lehrkräfte<br />

aufgeboten.<br />

Das Ende der 1. österreichischen Republik<br />

und die Umwandlung in einen ständisch<br />

organisierten Staat im <strong>Jahre</strong><br />

1934 hinterließ auch in den <strong>Handelsschule</strong>n<br />

ihre Spuren. Es wurde ein neuer<br />

Lehrplan erlassen und die Umbenennung<br />

in "Kaufmännische Wirtschaftsschule"<br />

verordnet.<br />

14


<strong>Handelsschule</strong><br />

Nach dem Abgang von Dir. Wehner<br />

übernahm Dr. Josef Linder die Leitung<br />

der Schule. Unter Bürgermeister Josef<br />

Peintner unternahm die Gemeinde<br />

<strong>Lustenau</strong> einen erfolgreichen Anlauf zur<br />

Installierung einer Handelsakademie.<br />

Mit dem Schuljahr 1937/38 konnte die<br />

erste Klasse nach einem Erlass des<br />

Unterrichtsministeriums ihren Betrieb<br />

aufnehmen. Mit der Machtübernahme<br />

der Nationalsozialisten im März 1938<br />

verlor nicht nur Dr. Linder seinen Direktorposten,<br />

auch die Handelsakademie<br />

hatte nur ein kurzes Leben. Sie wurde<br />

im Herbst 1938 kurzerhand nach Bregenz-Mehrerau<br />

verlegt und die <strong>Handelsschule</strong><br />

mit dem Titel "Gemeindliche<br />

Wirtschaftsschule des Marktes <strong>Lustenau</strong><br />

für Knaben und Mädchen" versehen.<br />

Zwar stemmte sich die neue politische<br />

Führung der Gemeinde unter Bürgermeister<br />

Hans Grabher vehement gegen<br />

den Abzug der höheren Schule. Unterstützung<br />

erhielten die Interventionen<br />

auch von der Vorarlberger Handelskammer.<br />

Dabei wurde nicht vergessen,<br />

auf die schädliche Auswirkung für das<br />

Ansehen der NSDAP im Ort hinzuweisen.<br />

Dies wurde auch dem österreichischen<br />

Gauleiter Bürckel vorgetragen.<br />

Vollends konsterniert waren die <strong>Lustenau</strong>er<br />

von der Mitteilung, eine solche<br />

Schule gehöre in eine Stadt, weil sie die<br />

Studenten mehr anziehe, und außerdem<br />

sei der Ort <strong>Lustenau</strong> im Unterrichtsministerium<br />

überhaupt nicht<br />

bekannt. Das brachte einen <strong>Lustenau</strong>er<br />

Gemeinderat in Rage, und er stellte mit<br />

Berechtigung fest, dass "es unrichtig<br />

sei, wenn die Stadt der Schule einen<br />

Namen machen müsse, es müsse vielmehr<br />

die Schule dem Ort einen Namen<br />

machen, und wenn der Ruf der Schule<br />

gut sei, so werde sie von überallher<br />

Zuzug haben." Schließlich nützten alle<br />

Bemühungen nichts, die Handelsakademie<br />

blieb in Bregenz.<br />

Mit dem neuen Direktor Dr. Ferdinand<br />

Falger musste die Schule durch den<br />

Machtwechsel und die Angliederung an<br />

das Deutsche Reich zahlreiche organisatorische<br />

Neuerungen über sich ergehen<br />

lassen, eine Änderung der Lehrpläne und<br />

den Austausch von Lehrbüchern vollziehen.<br />

Die Konkurrenzierung durch die<br />

Wirtschaftsoberschule in Bregenz-Mehrerau<br />

blieb nicht ohne Auswirkung auf<br />

den Schülerzustrom aus anderen<br />

Gemeinden. Die Schülerzahlen gingen in<br />

der Folge deutlich zurück. Ab dem Schuljahr<br />

1940/41 übernahm provisorisch<br />

Prof. Emil Keilwerth den Direktorposten<br />

von dem krankheitshalber ausgeschiedenen<br />

Dr. Falger. Mit Kriegsbeginn 1939<br />

waren auch Teile des Lehrkörpers zu den<br />

Waffen gerufen worden, es musste auf<br />

Pensionisten und Aushilfskräfte zurückgegriffen<br />

werden, um einen reibungslosen<br />

Unterricht zu gewährleisten.<br />

In den Tagen des Zusammenbruchs des<br />

Deutschen Reiches im Frühjahr 1945<br />

gingen auch die Schulen im allgemeinen<br />

Chaos unter. Als sich die Nebel aus<br />

Angst und Verwirrung langsam verzogen<br />

und im Herbst 1945 Lehrer und<br />

Schüler miteinander ein neues Schuljahr<br />

unter der provisorischen Leitung<br />

von Prof. Anton Aichinger begannen,<br />

waren sich alle einig, dass eine neue<br />

15


Festvortrag<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Zeit voll Hoffnung auf Frieden und wirtschaftliches<br />

Wohlergehen beginnen<br />

sollte. Wohin die Reise allerdings in den<br />

kommenden Jahrzehnten führen würde,<br />

darüber hatte man vermutlich<br />

außer den Wünschen noch keine konkreten<br />

Vorstellungen. Zuerst galt es<br />

einmal, viele kleine Hindernisse im Alltagsleben<br />

aus dem Weg zu räumen. So<br />

mussten die Aufnahmsprüfungen für<br />

Dornbirner Schüler wegen der Verbotszonen<br />

in Dornbirn durchgeführt werden.<br />

Mit organisatorischem Geschick<br />

und Überredungskünsten galt es Heizmaterial<br />

für die Wintermonate zu<br />

beschaffen. Ja selbst das Eigentum am<br />

Schulgebäude schien bedroht, da es<br />

unter Umständen als deutsches Eigentum<br />

betrachtet hätte werden können.<br />

Trotz dieser vielen Widerwärtigkeiten<br />

verloren die Verantwortlichen für das<br />

<strong>Lustenau</strong>er Schulwesen jedoch nicht<br />

den Blick für das Wesentliche. Bereits<br />

am 28. 6. 1945 bemühte sich der noch<br />

im Amt befindliche Dir. Keilwerth um<br />

die Rückführung der Handelsakademie<br />

und führte dafür eine Reihe guter Gründe<br />

ins Treffen. Das provisorische Handelsschulkuratorium<br />

unter dem Vorsitz<br />

von Bürgermeister Ferdinand Jussel<br />

griff das Anliegen in Gesprächen mit<br />

Landesvertretern auf. Schließlich führte<br />

insbesondere der Verweis der Gemeinde<br />

auf die seinerzeitige Zusage des<br />

Unterrichtsministeriums im <strong>Jahre</strong> 1937<br />

und das vom NS-Regime begangene<br />

Unrecht durch die Verlegung der Handelsakademie<br />

nach Bregenz zu einem<br />

befürwortenden Antrag des Schulausschusses<br />

des Landtages an das gesetzgebende<br />

Gremium. Nach eingehender<br />

Debatte stimmte der Landtag am 27. 5.<br />

1947 mit großer Mehrheit der Rückverlegung<br />

der HAK nach <strong>Lustenau</strong> zu.<br />

Die in der Folge auftauchenden Probleme<br />

mit der zur Bedingung gemachten<br />

Schulraumbeschaffung brachte die<br />

Gemeinde in ernsthafte Gewissenskonflikte.<br />

Mittlerweile war beschlossen<br />

worden, neben der schon länger bestehenden<br />

Bürgerschule für Mädchen auch<br />

für Knaben eine Hauptschule zu installieren.<br />

Die Eröffnung fand mit dem<br />

Schuljahr 1949/50 statt. Die Debatte<br />

über die Finanzierbarkeit von zwei neuen<br />

großen Schulbauvorhaben zog sich<br />

längere Zeit hin. Trotz aller ausgeklügelten<br />

taktischen Schachzüge mit verschiedenen<br />

Lösungsvarianten des<br />

Raumproblems setzten sich schließlich<br />

die kühlen Rechner durch und in einer<br />

auf 2 Tage verteilten Sitzung der<br />

Gemeindevertretung im Juli 1950 verzichtete<br />

schließlich die Gemeinde<br />

<strong>Lustenau</strong> mit 17:9 Stimmen auf die<br />

Übernahme der Handelsakademie.<br />

Damit war dieses Kapitel vorerst abgeschlossen.<br />

Seit Herbst 1945 trug die Schule die<br />

Bezeichnung "Öffentliche kaufmännische<br />

Wirtschaftsschule für Knaben und<br />

Mädchen". Ab 1946 muss für die Aufnahme<br />

u.a. eine Prüfung aus Deutsch<br />

und Rechnen abgelegt werden und mit<br />

dem Schuljahr 1947/48 wird die seit<br />

1906 geführte Vorbereitungsklasse aufgelassen.<br />

Ab 1949 übernimmt Prof.<br />

Thomas Hämmerle für 3 <strong>Jahre</strong> die provisorische<br />

Leitung der Schule. Die<br />

Schülerzahlen waren vorübergehend<br />

von 140 in den ersten beiden Nach-<br />

16


<strong>Handelsschule</strong><br />

kriegsjahren auf rund 80 zurückgegangen.<br />

Das verbesserte Angebot an kaufmännischen<br />

Ausbildungsmöglichkeiten<br />

in anderen Regionen machte sich<br />

bemerkbar. 1952 geht die Führung der<br />

Schule an Prof. Ernst Scheffknecht über,<br />

der in den folgenden 11 <strong>Jahre</strong>n zusammen<br />

mit seiner Kollegenschaft erfolgreich<br />

bestrebt ist, durch einen qualitätsvollen<br />

Unterricht dieser Konkurrenz zu<br />

begegnen. Mit seinem Dienstantritt<br />

erfolgt eine weitere Umbenennung der<br />

Schule, diesmal in "Öffentliche <strong>Handelsschule</strong><br />

für Knaben und Mädchen".<br />

Ein ganz besonderes Fest erlebten<br />

zahllose Gäste im <strong>Jahre</strong> 1953 bei der<br />

Feier des 50-jährigen Schuljubiläums.<br />

Aus vielen schriftlichen Aufzeichnungen<br />

und mündlichen Bekenntnissen lässt<br />

sich die Freude über das Rückbesinnen<br />

auf gemeinsam durchlebte Freuden<br />

und Leiden des Schulalltages herauslesen.<br />

Auch Dankbarkeit für herausragende<br />

Lehrerpersönlichkeiten und für<br />

das Vermitteln einer guten Basis für<br />

das berufliche Fortkommen prägten die<br />

Aussagen der Festteilnehmer. Kein<br />

Wunder, dass der Wunsch nach Zusammengehörigkeit<br />

und Zusammenhalt<br />

über die Schulzeit hinaus bestand. Und<br />

so wurde über Anregung von Dir. Ernst<br />

Scheffknecht der Absolventenverein<br />

der <strong>Handelsschule</strong> <strong>Lustenau</strong> ins Leben<br />

gerufen. Neben der Betreuung von<br />

ehemaligen Schulabsolventen sollten<br />

dem Verein auch Einflussmöglichkeiten<br />

auf Ausbildungsart und Ausbildungsqualität<br />

an den kaufmännischen Schulen<br />

zugestanden werden oder wie es<br />

Dir. Alfred Rotter im Titel eines Aufsatzes<br />

zusammenfasste: "Das kaufmännische<br />

Absolventenwesen - ein Bindeglied<br />

zwischen Wirtschaftsschule und<br />

Wirtschaftspraxis."<br />

Seit nunmehr etwas mehr als 50 <strong>Jahre</strong>n<br />

versucht der Absolventenverein unter<br />

sich ändernden Bedingungen den<br />

gestellten Aufgaben gerecht zu werden,<br />

seit 1958 mit einem periodisch<br />

erscheinenden Mitteilungsblatt. Die bisherige<br />

Geschichte des Vereines ist<br />

untrennbar mit dem Gründungsmitglied<br />

Sepp Grabher und seiner Frau<br />

Mitzi verbunden. Zusammen mit einer<br />

Handvoll weiterer Idealisten haben sie<br />

bis heute die Gemeinschaft am Leben<br />

erhalten und immer wieder neue<br />

Anstrengungen unternommen, um für<br />

alle Schulabsolventen neben Wiedersehensfeiern<br />

auch andere wertvolle Aktivitäten<br />

anzubieten.<br />

Zusammen mit dem wirtschaftlichen<br />

Aufschwung in den 50er <strong>Jahre</strong>n und<br />

dank des gefestigten guten Rufes der<br />

Schule über <strong>Lustenau</strong>s Grenzen hinaus<br />

stieg auch die Schülerzahl wieder bis<br />

auf 170 an. Erst schwächere Geburtenjahrgänge<br />

und eine gewisse Verunsicherung<br />

durch die Schulreform mit der<br />

Einführung der 9-jährigen Schulpflicht<br />

Anfang der sechziger <strong>Jahre</strong> sorgte zwischendurch<br />

für einen Schülerschwund.<br />

Nach dem altersbedingten Ausscheiden<br />

von Ernst Scheffknecht als Direktor<br />

Ende des Schuljahres 1962/63 übernahm<br />

Prof. Anton Aichinger neuerlich<br />

auf 1 Jahr die provisorische Leitung.<br />

Die <strong>Handelsschule</strong> wird nun mit 3 Jahrgängen<br />

geführt.<br />

Ab 1964 bekleidet Dkfm. Dr. Friedrich<br />

Kerer den Direktorposten, den er aller-<br />

17


Festvortrag<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

dings nach 3 <strong>Jahre</strong>n infolge seiner<br />

ehrenvollen Berufung zum Landesschulinspektor<br />

für das Berufsschulwesen<br />

wieder abgeben muss, und zwar an<br />

Dkfm. Franz Holleyn. Die mittlerweile<br />

notwendigen 6 Klassen mit rund 160<br />

Schülern erfordern eine deutliche Vergrößerung<br />

des Lehrkörpers, dem nur<br />

durch Teilzeitverpflichtungen schulfremder<br />

Lehrkräfte begegnet werden<br />

kann. Zeitweise stehen 2 voll verpflichteten<br />

Lehrern 16 Teilzeitbeschäftigte<br />

gegenüber.<br />

Die Entwicklung der Bürotechnik nahm<br />

bereits einen rasanten Verlauf, so dass<br />

mit dem Schuljahr 1968/69 in der 3.<br />

Klasse ein eigenes Fach "automatische<br />

und elektronische Datenverarbeitung"<br />

angeboten wurde. Dafür installierte die<br />

Gemeinde ein eigenes Lehrbüro in der<br />

VS Rotkreuz.<br />

Der Ruf nach einer höheren Schule war<br />

in der Marktgemeinde <strong>Lustenau</strong> zwar<br />

nach dem Verzicht auf die Handelsakademie<br />

etwas leiser geworden. Neue<br />

Nahrung erhielt die Forderung in den<br />

sechziger <strong>Jahre</strong>n durch den anhaltenden<br />

Wirtschaftsaufschwung, durch die<br />

rasante Bevölkerungszunahme und<br />

nicht zuletzt durch das Erkennen, dass<br />

der Jugend Bildung und Wissen als<br />

Kapital mitgegeben werden muss,<br />

wenn sie sich künftig in der Gesellschaft<br />

und im Wirtschaftsleben<br />

behaupten will. Auch schien das Selbstbewusstsein<br />

der <strong>Lustenau</strong>er Gemeindepolitiker<br />

so weit gewachsen zu sein,<br />

dass man sich vor der scheinbar übermächtigen<br />

Konkurrenz nahe gelegener<br />

Städte nicht mehr fürchtete.<br />

Nachdem sich die Bürger in einer<br />

beschränkten Umfrageaktion überwiegend<br />

für eine allgemeinbildende höhere<br />

Schule (AHS) ausgesprochen hatten,<br />

beauftragte Bürgermeister Robert<br />

Bösch ein Komitee unter Führung von<br />

Vizebürgermeister Hans Sperger mit<br />

der Weiterverfolgung dieses Zieles.<br />

Dem Landesschulrat und dem Unterrichtsministerium<br />

wurde der Anspruch<br />

der Gemeinde gebührend zur Kenntnis<br />

gebracht. Bei einer Vorsprache im<br />

Unterrichtsministerium erhielten die<br />

Vertreter der Gemeinde dann die Auskunft,<br />

dass der Ausbau der berufsbildenden<br />

Schulen Vorrang habe und<br />

durchaus im Raume Dornbirn Bedarf<br />

für eine Handelsakademie vorhanden<br />

sei. Für die Errichtung einer AHS hingegen<br />

bestünden derzeit kaum Chancen.<br />

Bei dieser Gelegenheit müsste auch die<br />

<strong>Handelsschule</strong> in die Bundeskompetenz<br />

übergehen.<br />

Während sich der Landeshauptmann<br />

mit seiner Meinung noch bedeckt hielt,<br />

unterstützte der Landesschulrat die<br />

Bemühung der Gemeinde <strong>Lustenau</strong>. In<br />

aller Eile wurden die Bürger im<br />

Gemeindeblatt mit der neuen Situation<br />

konfrontiert und über einen Fragebogen<br />

eine große Zahl von zustimmenden<br />

Antworten für die offensichtlich einzige<br />

verbliebene Alternative registriert, die<br />

da lautete: Ansiedlung einer Handelsakademie<br />

und Übernahme der <strong>Handelsschule</strong><br />

durch den Bund oder andererseits<br />

auf absehbare Zeit keine Aussicht<br />

auf eine AHS zu haben und die kommunale<br />

<strong>Handelsschule</strong> dem allmählichen<br />

Aushungern durch die Ansiedlung einer<br />

18


<strong>Handelsschule</strong><br />

Handelsakademie in unmittelbarer<br />

Nähe preiszugeben.<br />

In einer über alle Parteigrenzen hinweg<br />

einstimmig gefassten Resolution der<br />

Gemeindevertretung wird am 17. 11.<br />

1970 vehement der Anspruch auf eine<br />

Bundeshandelsakademie und die<br />

Bereitschaft zur Übergabe der <strong>Handelsschule</strong><br />

an den Bund artikuliert, ohne<br />

jedoch die Forderung nach einer späteren<br />

Ansiedlung einer AHS aufzugeben.<br />

In der Sitzung der Gemeindevertretung<br />

am 21. 4. 1971 konnte bereits von hoffnungsvollen<br />

Verhandlungen mit dem<br />

Vertreter des Unterrichtsministeriums<br />

Sektionschef Dr. Adolf März und von<br />

einer neuerdings positiven Haltung des<br />

Landeshauptmannes berichtet werden.<br />

Die entscheidende Sitzung fand schließlich<br />

am 2. Juni 1971 bei der Landesregierung<br />

in Bregenz mit Vertretern des<br />

Bundesministeriums und des Landesschulrates<br />

statt. Die Gemeinde war<br />

durch Bürgermeister Robert Bösch,<br />

Landesrat Hans Sperger und Gemeinderat<br />

Oskar Bösch vertreten, die <strong>Handelsschule</strong><br />

durch Dir. Dkfm. Franz Holleyn.<br />

Das Ergebnis lautete: Der Bund errichtet<br />

in <strong>Lustenau</strong> mit Beginn des Schuljahres<br />

1971/72 eine Handelsakademie<br />

und übernimmt gleichzeitig die 1. Klasse<br />

der <strong>Handelsschule</strong> in seine Kompetenz.<br />

Der Landeshauptmann Dr. Herbert<br />

Kessler informierte die Öffentlichkeit<br />

und die <strong>Lustenau</strong>er Bevölkerung anlässlich<br />

der Eröffnung des <strong>Lustenau</strong>er<br />

Stickereizentrums am 5. Juni 1971 über<br />

die getroffene Entscheidung.<br />

Damit war ein ganz neues Kapitel der<br />

Schulgeschichte aufgeschlagen worden.<br />

Allein der neue Titel "Bundeshandelsakademie<br />

und Bundeshandelsschule"<br />

symbolisiert den tiefen Einschnitt.<br />

Abgesehen von der Bewältigung wichtiger<br />

verwaltungsinterner Umstellungen<br />

entstand mit den rasch steigenden<br />

Klassen- und Schülerzahlen ein immenser<br />

organisatorischer Handlungsbedarf.<br />

Dieser konnte nur durch tatkräftige<br />

Mithilfe der Gemeinde gelöst werden.<br />

Nachdem ein Schulneubau erst angedacht<br />

war, musste durch die rasche<br />

Errichtung einer neuen Volksschule im<br />

Augarten Platz in der Volksschule<br />

Rheindorf geschaffen werden.<br />

Dir. Dkfm. Holleyn konnte am 1. und 2.<br />

März 1973 zusammen mit Vertretern<br />

des Landes und des Bundes den 70-<br />

jährigen Bestand der <strong>Handelsschule</strong><br />

feiern und parallel dazu die Tagung der<br />

Direktoren der mittleren und höheren<br />

kaufmännischen Schulen von Tirol und<br />

Vorarlberg ausrichten. Mit Ende des<br />

Schuljahres übergab er seinen Posten<br />

nicht ohne Stolz auf das Erreichte an<br />

seinen Nachfolger Dr. Johann Mathis.<br />

Nach der grundlegenden Weichenstellung<br />

blieb diesem nun die Herausforderung,<br />

für ein eigenes Haus zu sorgen,<br />

in dem überhaupt erst ein reibungsloses<br />

Unterrichten auf Dauer möglich<br />

sein würde.<br />

Die Gemeinde besorgte ein geeignetes<br />

Baugelände an der Neudorfstraße und<br />

stellte dieses dem Bund in Form einer<br />

Morgengabe unentgeltlich zur Verfügung.<br />

Zur Finanzierung des Bauvorhabens<br />

schlossen Gemeinde und Bund<br />

19


Festvortrag<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

einen Leasingvertrag mit einer Fixzinsregelung<br />

ab. Steigende Inflationsraten,<br />

eine Hochzinsphase und Kreditrestriktionen<br />

zur Nachfrage- und Inflationsdämpfung<br />

erschwerten die Vertragsverhandlungen<br />

und auch die Bereitstellung<br />

der erforderlichen Finanzmittel.<br />

Der vereinbarte Zinssatz lag schließlich<br />

über 9 % und für den notwendigen Kredit<br />

gab es überhaupt nur von einer einzigen<br />

Vorarlberger Bank eine Zusage.<br />

Der Neubau sollte nicht nur kostengünstig<br />

realisiert werden, sondern auch<br />

rasch die immer drängender werdende<br />

Raumnot beseitigen. Man kopierte kurzentschlossen<br />

mit einigen Änderungen<br />

die Baupläne eines Handelsakademiegebäudes<br />

in Perg/O.Ö. und suchte sich<br />

für die Ausführung einen Generalunternehmer.<br />

Als "Architekturdenkmal" galt<br />

und gilt das Gebäude zwar nicht. Funktionalität<br />

und Ausstattung wurden<br />

jedoch als "großzügig und zweckmäßig"<br />

bezeichnet, eine Aussage, zu der man<br />

heute noch stehen kann.<br />

Als die ersten Maturanten 1976 die<br />

Schule verlassen, beginnen mit Hochdruck<br />

die Bauarbeiten. In der Zwischenzeit<br />

kümmerte sich die Schulverwaltung<br />

um die Einrichtung und mit<br />

Schulbeginn im Herbst 1977 kann das<br />

Schulhaus an der Neudorfstraße bezogen<br />

werden. Am 19. Oktober findet in<br />

Anwesenheit zahlreicher Prominenz von<br />

Bund, Land und Gemeinde die feierliche<br />

Eröffnung und Segnung der Schule statt.<br />

Beim Bezug des Neubaues führten die<br />

beiden Schulen 19 Klassen mit 534<br />

Schülern. Dem Direktor standen 32<br />

Lehrkräfte für einen klaglosen Unterricht<br />

zur Verfügung. Er führte damit ein<br />

für <strong>Lustenau</strong>er Verhältnisse geradezu<br />

großes Unternehmen. Aber nicht nur<br />

der tägliche Schulablauf benötigte viel<br />

Organisationsgeschick, auch das am<br />

1.9.1974 in Kraft getretene Schulunterrichtsgesetz<br />

mit einer Unzahl von<br />

Verordnungen belastete die Verwaltungstätigkeit.<br />

Vieles wurde nicht einfacher,<br />

sondern komplizierter. Auch<br />

wenn Mitsprache und partnerschaftliche<br />

Verhältnisse im Zusammenhang<br />

mit der Demokratisierung des öffentlichen<br />

Lebens und seiner Einrichtungen<br />

als wichtig anzusehen sind, sie sollten<br />

doch nie zum Selbstzweck mutieren<br />

oder gar eine optimale Zielerreichung<br />

in Frage stellen.<br />

20


<strong>Handelsschule</strong><br />

Bereits zu Beginn des <strong>Jahre</strong>s 1977 war<br />

die Marktgemeinde <strong>Lustenau</strong> vom Bund<br />

aus allen Verpflichtungen für die Schule<br />

entlassen worden und damit quasi<br />

die Nabelschnur endgültig durchtrennt<br />

worden. Ein Naheverhältnis zu den<br />

Institutionen der Gemeinde blieb bis<br />

heute erhalten und wird hoffentlich die<br />

Schulgeschichte auch im zweiten Jahrhundert<br />

begleiten.<br />

Das Schuljahr 1978/79 bescherte der<br />

Schule nach 15 <strong>Jahre</strong>n neue Lehrpläne,<br />

die u.a. für die 1. Klassen <strong>Handelsschule</strong><br />

und Handelsakademie die gleichen<br />

Stundentafeln und Lehrpläne brachten.<br />

Ein anhaltendes Problem stellen die vielen<br />

Schüler dar, die bewusst das 9.<br />

Schuljahr in der 1. Klasse der <strong>Handelsschule</strong><br />

absitzen. Zum Beweis, dass dies<br />

nicht nur in den 70er <strong>Jahre</strong>n aktuell<br />

war, diene die Meinung eines Schülers<br />

der 1. Klasse im Mai 2001, die er auf die<br />

Frage "Wie schätze ich meine Schulsituation<br />

ein?" preisgab: "Ich war nicht<br />

fleißig. Kein Bock auf Schule. Zu viel<br />

andere Sachen im Kopf wie saufen,<br />

Mädchen. Ich hab keine Unterstützung<br />

und meinen Eltern ist es egal, ob ich<br />

lerne oder nicht. Ich hab viel schlechte<br />

Noten. Ich höre wahrscheinlich auf, weil<br />

ich die Klasse nicht wiederholen will."<br />

Das sind allerdings die berühmten Ausnahmen<br />

von der Regel. Die Schule festigte<br />

in den achtziger <strong>Jahre</strong>n ihren Ruf<br />

als hervorragende Ausbildungsstätte<br />

für die Wirtschaft des mittleren Rheintales.<br />

Ihr Direktor Dr. Johann Mathis<br />

stellte sich den Anforderungen aus dem<br />

Schulbetrieb buchstäblich mit Leib und<br />

Seele, fast könnte man sagen, mit seinem<br />

Herzblut. Und als er 1985 in Pension<br />

ging, übergab er dem neuen Chef<br />

Dkfm. Heinrich Peter ein gut bestelltes<br />

Haus. Selbst die Schüler bekundeten<br />

anlässlich einer Befragung zu rund<br />

87 %, dass "ihre Schule streng ist und<br />

Ordnung in ihr herrscht."<br />

Zusammen mit Dir. Dr. Mathis verließ<br />

auch LSI Dkfm. Alfred Eberle die<br />

pädagogische Bühne. Er absolvierte in<br />

seiner Jugend die <strong>Handelsschule</strong><br />

<strong>Lustenau</strong> und war später langjähriges<br />

Mitglied ihres Lehrerkollegiums.<br />

Im Zusammenhang mit einer florierenden<br />

Wirtschaft war es in den Folgejahren<br />

möglich, alle Berufswünsche der<br />

Schulabsolventen zu befriedigen. Trotzdem<br />

musste vorübergehend auch in<br />

der Handelsakademie ein Schülerschwund<br />

registriert werden, der vermutlich<br />

wenigstens zum Teil auf das<br />

verbesserte Angebot an technischen<br />

Ausbildungsmöglichkeiten im näheren<br />

Umkreis zurückzuführen war.<br />

Mit berechtigtem Stolz durfte die Schule<br />

darauf verweisen, dass mit Mag. Dr.<br />

Peter Kögl im <strong>Jahre</strong> 1987 ein ehemaliger<br />

Schüler der Anstalt eine Promotion<br />

sub auspiciis praesidentis schaffte.<br />

Eine neue Teilungszahlenverordnung<br />

und die damit verbundenen Klassenschülerhöchstzahlen<br />

macht auf organisatorischer<br />

Ebene zu schaffen. Zum<br />

20-jährigen HAK-Jubiläum präsentiert<br />

sich die Schule mit einem Tag der offenen<br />

Tür der Öffentlichkeit. Praxisnähe<br />

wird aber nicht nur an einem einzelnen<br />

Tag demonstriert, sondern vor allem im<br />

Unterricht bei der Auswahl der Themen<br />

für Projekt- und Prüfungsarbeiten, beispielsweise<br />

zum "Umbruch in Osteuropa",<br />

über die Entwicklung und Rechtfertigung<br />

einer Wohlfahrtsgesellschaft<br />

oder ortsbezogen mit der Arbeit über<br />

das <strong>Lustenau</strong>er Ried.<br />

Im Schuljahr 1991/92 startet ein<br />

Schulversuch unter "Neue <strong>Handelsschule</strong>",<br />

der eine verstärkte praktische<br />

Ausrichtung des Unterrichtes bringen<br />

21


Festvortrag<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

soll, ein Jahr später wird bereits ein<br />

neuer Lehrplan für <strong>Handelsschule</strong>n<br />

wirksam, und gleichzeitig wird ein<br />

Großraumbüro für Übungsfirmen, ein<br />

sogenanntes betriebswirtschaftliches<br />

Zentrum eröffnet.<br />

Mit dem Schuljahr 1993/94 werden der<br />

HAK neue Lehrpläne verpasst. Eine<br />

Fülle von zielgerichteten Maßnahmen<br />

soll die Handlungskompetenz der studierenden<br />

Jugend durch ein Mehr an<br />

Fach-, Sozial- und Persönlichkeitskompetenz<br />

entscheidend verbessern.<br />

In den 90er <strong>Jahre</strong>n gelingt es der<br />

Marktgemeinde <strong>Lustenau</strong> endlich, den<br />

seinerzeit zugunsten der Ansiedlung<br />

der Bundeshandelsakademie auf Eis<br />

gelegten Wunsch nach Installierung<br />

einer allgemeinbildenden höheren<br />

Schule zu verwirklichen, zuerst in Form<br />

einer Außenstelle des Bundesgymnasiums<br />

Dornbirn, mittlerweile durch ein<br />

selbständiges Bundesgymnasium <strong>Lustenau</strong><br />

in einem schmucken Neubau an<br />

der Mühlefeldstraße.<br />

Durch das sogenannte Autonomiemodell<br />

soll es den Wirtschaftsschulen<br />

möglich gemacht werden, die wirtschaftlichen<br />

Standortbesonderheiten<br />

wirkungsvoller zu berücksichtigen. Für<br />

unsere Region bedeutet dies das Eingehen<br />

auf die Bedürfnisse mittelständisch<br />

strukturierter Unternehmungen mit<br />

starker Exportorientierung.<br />

Ein Blick in die Schulberichte der letzten<br />

10 - 12 <strong>Jahre</strong> vermittelt fast den<br />

Eindruck einer Reformwut. Zum Teil<br />

mögen diese Reformen auf das Aufarbeiten<br />

gesellschaftlicher Veränderungen<br />

oder das Korrigieren unerwünschter<br />

Entwicklungen zurückgehen, zum<br />

Teil auch auf begrüßenswerte Anpassungen<br />

an wirtschaftliche Bedürfnisse<br />

und an die Neuerungen in der Informationstechnologie.<br />

Ohne Einzelmaßnahmen<br />

einer Kritik unterziehen zu wollen,<br />

ist man doch versucht, einen deutschen<br />

Politiker zu zitieren, der meinte: "Wir<br />

müssen die Bildungspolitik in Ruhe, wie<br />

eine Pflanze, wachsen lassen. Wir dürfen<br />

sie nicht alle 14 Tage ausbuddeln,<br />

um zu sehen, welche Wurzeln sie<br />

geschlagen hat."<br />

Als Dir. Dkfm. Heinrich Peter nach 15-<br />

jähriger Amtsführung das Heft mit<br />

Beginn des Schuljahres 2000/2001 in<br />

die Hände des Kollegen Mag. Hermann<br />

Begle legte, konnte er mit Befriedigung<br />

feststellen, dass die vielfältigen Aufgabenstellungen<br />

mit Ruhe und Besonnenheit<br />

angepackt und erledigt worden<br />

sind. Dem neuen Direktor bleibt das<br />

Wissen, dass es zwar eine schwierige,<br />

aber gleichzeitig auch schöne Aufgabe<br />

darstellt, aus einer mehr oder weniger<br />

bildungshungrigen Jugend jene Diamanten<br />

vorzufertigen, die dann in einer<br />

immer mehr geforderten Wirtschaft<br />

ihren vollen Glanz entfalten können.<br />

Einer wechselseitigen Befruchtung von<br />

Ausbildung und Praxis können die Aktivitäten<br />

des vor etwas mehr als zwei<br />

<strong>Jahre</strong>n ins Leben gerufenen Kuratoriums<br />

zur "Pflege und Förderung der Verbindung<br />

zwischen berufsbildenden<br />

Schulen und Wirtschaftsleben" dienen.<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> ununterbrochenes Wirken für<br />

die Heranbildung des kaufmännischen<br />

Nachwuchses bedeutet gleichzeitig ein<br />

volles Jahrhundert verantwortungsvolle<br />

Tätigkeit im Dienste der heimischen<br />

Wirtschaft. Der enge Zusammenhang<br />

zwischen Bildung und wirtschaftlicher<br />

Leistungsfähigkeit einer Region sollte<br />

allen Entscheidungsträgern immer<br />

dann in Erinnerung gerufen werden,<br />

wenn längerfristiges Denken bei wichtigen<br />

Weichenstellungen angesagt ist.<br />

Mag man auch rückblickend nicht alle<br />

22


<strong>Handelsschule</strong><br />

in diesen vielen Jahrzehnten gesetzten<br />

Maßnahmen verstehen, so bleibt doch<br />

die Gewissheit, dass das grundsätzliche<br />

Ziel nie aus den Augen verloren worden<br />

ist. Dafür soll in einer Stunde des<br />

Innehaltens und des feierlichen Rückbesinnens<br />

auch ein Augenblick des<br />

Dankes seinen Platz haben, ein Dank,<br />

der allen Direktoren, den Lehrkräften<br />

und den vielen Absolventen ebenso<br />

gebührt wie den Repräsentanten der<br />

Wirtschaft und den Damen und Herren<br />

aus der Marktgemeinde <strong>Lustenau</strong>, dem<br />

Land Vorarlberg und aus dem Bundesministerium<br />

für Unterricht in manchmal<br />

wechselnden politischen Konstellationen.<br />

Sie alle haben das Werden, das<br />

Wachsen und Gedeihen der Schule<br />

wohlwollend begleitet und gefördert<br />

und so für ihren herausragenden Ruf<br />

als wirtschaftliche Bildungsstätte<br />

gesorgt.<br />

Mögen sich auch künftige Generationen,<br />

die für unsere Schule Verantwortung<br />

tragen werden, an die Worte von<br />

Benjamin Franklin halten: "Eine Investition<br />

in Wissen bringt immer noch die<br />

besten Zinsen."<br />

Dieter Alge<br />

Dieter Alge<br />

Absolvent 1956<br />

Altbürgermeister<br />

Dieter Alge, geboren 1940, absolvierte<br />

nach dem Besuch der Volks- und<br />

Hauptschule die jubilierende <strong>Handelsschule</strong><br />

<strong>Lustenau</strong> mit ausgezeichnetem<br />

Erfolg. Danach trat er eine Stelle in<br />

einer <strong>Lustenau</strong>er Textilfirma an und<br />

wechselte später zu einer Maschinenfabrik<br />

nach Hard, wo er bis zu seiner<br />

Wahl als Bürgermeister von <strong>Lustenau</strong><br />

als Prokurist tätig war.<br />

Schon früh engagierte er sich in der<br />

Gemeindepolitik, war von 1970 bis<br />

1990 Finanzreferent, seit 1972 auch<br />

Vizebürgermeister. Nach dem Rücktritt<br />

von Robert Bösch wurde Dieter Alge<br />

1982 zum Bürgermeister gewählt. Dieses<br />

Amt bekleidete er bis zu seinem<br />

freiwilligen Rücktritt im Herbst 1993.<br />

Anfang Dezember 1993 wechselte er<br />

als anerkannter Fachmann zum<br />

"Gemeindeverband für Abfallwirtschaft<br />

und Umweltschutz". Dieter Alge ist verheiratet<br />

und Vater eines Sohnes und<br />

einer Tochter.<br />

In Anerkennung und Würdigung seiner<br />

großen Verdienste als Bürgermeister<br />

verlieh ihm die Marktgemeinde <strong>Lustenau</strong><br />

im Oktober 1993 die Ehrenbürgerwürde.<br />

23


Geschichte<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Zeittafel zur Geschichte der Handelslehranstalten in <strong>Lustenau</strong><br />

Am 1. April 1903 verlegt der Besitzer der <strong>Handelsschule</strong> Villa Liebenstein bei Bregenz (gegr. 1877), Direktor Hauser, seine<br />

Schule nach <strong>Lustenau</strong>, wo er die für die Weiterführung erforderliche Unterstützung findet. Nach dem plötzlichen Tod des<br />

Direktors stimmt die Gemeindevertretung unter Bürgermeister Eduard Hämmerle dem Antrag von Vizebürgermeister Eduard<br />

Alge einstimmig zu, die Anstalt als "Kommunal-Gewerbe- und <strong>Handelsschule</strong>" zu übernehmen und am 16. September zu<br />

eröffnen.<br />

Schuljahr<br />

1903/04<br />

1904/05<br />

1905/06<br />

1906/07<br />

1907/08<br />

1908/09<br />

1909/10<br />

1910/11<br />

1911/12<br />

1912/13<br />

1913/14<br />

Eröffung des ersten Schuljahres am 16. September 1903. Die Gemeinde bestellt<br />

einen Verwaltungsrat, später Kuratorium genannt.<br />

Aufgrund einer Inspektion des Zentralinspektors für das kaufmännische Bildungswesen<br />

in Wien wird der Lehrplan unter Anlehnung an den Normallehrplan für zweiklassige<br />

<strong>Handelsschule</strong>n umgearbeitet, womit sich der Lehrplan dem Typ der zweiklassigen<br />

<strong>Handelsschule</strong> nähert. Die Schule heißt nun: "Kommunal-<strong>Handelsschule</strong>".<br />

Infolge einer Blatternepidemie muss die Schule vom 12. Februar bis 21. März<br />

geschlossen werden. Die entfallene Unterrichtszeit wird ab 15. Juli in einem 14-tägigen<br />

Kurs zum Teil nachgeholt.<br />

Der staatliche Normallehrplan wird übernommen und ein Vorbereitungslehrgang eingeführt.<br />

Beginn eines Neubaus an der Maria-Theresien-Straße.<br />

Bezug des neuen Schulgebäudes am 17. September 1908.<br />

Die Kommunal-<strong>Handelsschule</strong> erhält den Titel "Kaiser-Franz-Josef-I.-Jubiläums-<strong>Handelsschule</strong>"<br />

in <strong>Lustenau</strong>.<br />

Neuer Normallehrplan.<br />

Die Direktionskanzlei wird an das Fernsprechnetz angeschlossen.<br />

Eine Verordnung der k.k. Statthalterei in Innsbruck verlangt die Einführung des<br />

Schießunterrichts für reifere Jugend<br />

Die Schule erhält erstmals das Öffentlichkeitsrecht.<br />

Klassenzahl<br />

Direktor<br />

2 20 Alfred Wehner 4<br />

Schüler zu<br />

Beginn<br />

des Schuljahres<br />

Lehrkörper<br />

2 23 Alfred Wehner 3<br />

2 25 Alfred Wehner 4<br />

2 38 Alfred Wehner 7<br />

3 50 Alfred Wehner 8<br />

3 95 Alfred Wehner 7<br />

3 92 Alfred Wehner 8<br />

3 90 Alfred Wehner 7<br />

3 106 Alfred Wehner 8<br />

3 108 Alfred Wehner 8<br />

3 99 Alfred Wehner 8<br />

24


<strong>Handelsschule</strong><br />

Schuljahr<br />

1914/15<br />

1915/16<br />

1916/17<br />

1917/18<br />

1918/19<br />

1919/20<br />

1920/21<br />

1921/22<br />

1922/23<br />

1923/24<br />

1924/25<br />

1925/26<br />

1926/27<br />

1927/28<br />

1928/29<br />

1929/30<br />

1930/31<br />

Trotz Ausbruch des Ersten Weltkriegs kann das Schuljahr - mit gewissen Einschränkungen<br />

- abgewickelt werden. Dies ist auch in den folgenden <strong>Jahre</strong>n möglich. Lehrer<br />

und Schüler werden einberufen.<br />

Während der Kriegsjahre werden die Ereignisse des Weltkrieges den Schülern durch<br />

Anschlag am schwarzen Brett vermittelt.<br />

Besonderes Augenmerk wird der Belehrung der Schüler über Sparmaßnahmen zum<br />

Durchhalten geschenkt.<br />

Die Schüler werden in geeigneter Weise über die Umbildung im Staatswesen<br />

belehrt. Die Schule führt nun die Bezeichnung "Öffentliche <strong>Handelsschule</strong> in <strong>Lustenau</strong>".<br />

Infolge Grippe entfällt der Unterricht vom 24. September bis 12. Oktober.<br />

Ungestörter Unterrichtsbetrieb, dank dem Entgegenkommen der Kohlenverteilungsstelle<br />

in der Landesregierung.<br />

Die wirtschaftlichen Verhältnisse gestatten die Herausgabe eines <strong>Jahre</strong>sberichtes<br />

nicht mehr, weshalb 1926 ein Kurzbericht über 5 Schuljahre erfolgt. Das Schulgebäude<br />

wird erneuert. Im Dachraum werden zwei Zimmer ausgebaut. 1924 werden<br />

Lehrplan und Verfassung der <strong>Handelsschule</strong> geändert.<br />

Der Vorarlberger Landtag vergibt an bedürftige Schüler Landesstipendien. Viele Einwohner<br />

von <strong>Lustenau</strong> ermöglichen ärmeren Schülern den Besuch der <strong>Handelsschule</strong><br />

durch Kosttage und Unterstützungen. Auch in den folgenden <strong>Jahre</strong>n werden diese<br />

Sozialhilfen immer wieder dankend erwähnt. - Die für die Aufnahme in den Kanzleidienst<br />

der Bundesämter in Vorarlberg vorgeschriebenen Prüfungen sind an der <strong>Handelsschule</strong><br />

<strong>Lustenau</strong> abzulegen.<br />

Am 23. und 24. Juni organisieren ehemalige Schüler ein Treffen, um den 25jährigen<br />

Bestand der Schule zu feiern. Den gefallenen Mitschülern wird eine Gedenktafel<br />

gewidmet.<br />

25<br />

Klassenzahl<br />

Direktor<br />

Schüler zu<br />

Beginn<br />

des Schuljahres<br />

Lehrkörper<br />

3 86 Alfred Wehner 10<br />

3 73 Alfred Wehner 10<br />

3 77 Alfred Wehner 10<br />

3 95 Alfred Wehner 10<br />

3 130 Alfred Wehner 10<br />

4 159 Alfred Wehner 7<br />

4 156 Alfred Wehner 7<br />

3 116 Alfred Wehner 10<br />

3 116 Alfred Wehner 10<br />

4 128 Alfred Wehner 10<br />

4 173 Alfred Wehner 10<br />

4 168 Alfred Wehner 10<br />

5 185 Alfred Wehner 12<br />

5 173 Alfred Wehner 12<br />

5 176 Alfred Wehner 12<br />

5 149 Alfred Wehner 10<br />

4 118 Alfred Wehner 10


Geschichte<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Schuljahr<br />

1931/32<br />

1932/33<br />

1933/34<br />

1934/35<br />

1935/36<br />

1936/37<br />

1937/38<br />

1938/39<br />

1939/40<br />

1940/41<br />

1941/42<br />

1942/43<br />

1943/44<br />

Eine neue Verordnung über die Aufnahme in eine öffentliche <strong>Handelsschule</strong> wird<br />

wirksam. Punkt 6 der Verordnung bestimmt, dass Schüler, die sich innerhalb von 3<br />

Monaten nach ihrer Aufnahme nach Ansicht des Lehrkörpers als gänzlich unfähig<br />

erweisen, zu entfernen sind. Infolge der verminderten Geburten in den <strong>Jahre</strong>n des<br />

Ersten Weltkrieges werden die Parallelklassen aufgelassen.<br />

Der Verwaltungsrat beschließt, auch Mädchen in die Schule aufzunehmen. Der<br />

Beschluss findet Zustimmung des Ministeriums.<br />

26<br />

Ein neuer Lehrplan für <strong>Handelsschule</strong>n wird erlassen, die nunmehr "Kaufmännische<br />

Wirtschaftsschulen" heißen. Starker Zustrom zur Schule infolge Arbeitslosigkeit.<br />

Im I. Stock werden zwei neue Klassenzimmer erstellt. Klassen mit fast 60 Schülern<br />

sind keine Seltenheit. Direktor Alfred Wehner, der die Schule seit 1903 - 33 <strong>Jahre</strong>,<br />

geleitet hat, tritt in den Ruhestand.<br />

Die 1. Klasse a zählt 65, die 1. Klasse b 66 Schüler<br />

Unter Bürgermeister Josef Peintner und Direktor Josef Linder wird der Kaufmännischen<br />

Wirtschaftsschule die erste Klasse der Handelsakademie angegliedert, deren<br />

Errichtung mit Erlass des Bundesministeriums für Unterricht bewilligt wurde.<br />

Nach Angliederung Österreichs an das Deutsche Reich erfolgt Verlegung der Handelsakademie<br />

nach Bregenz/Mehrerau. Organisation und Lehrpläne erfahren eine<br />

Reihe von Umgestaltungen. Die Schule heißt nun "Wirtschaftsschule".<br />

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verpflichtet eine große Zahl der Lehrer unter<br />

die Waffen. Neue Lehrer müssen eingestellt werden. Auch Pensionisten versehen<br />

wieder Dienst, um den Schulbetrieb zu ermöglichen. Während den <strong>Jahre</strong>n der<br />

Zugehörigkeit zum Deutschen Reich unterbleibt die Herausgabe von <strong>Jahre</strong>sberichten.<br />

Da die staatliche Wirtschaftsschule in Bregenz/Mehrerau bequemer zu erreichen ist,<br />

unterbleibt der Schülerzustrom aus Gebieten, die früher zum Einzugsgebiet der<br />

Schule zählten, weshalb die Schülerzahl stark zurückgeht.<br />

Klassenzahl<br />

Direktor<br />

Schüler zu<br />

Beginn<br />

des Schuljahres<br />

Lehrkörper<br />

3 79 Alfred Wehner 6<br />

3 84 Alfred Wehner 5<br />

3 106 Alfred Wehner 5<br />

4 183 Alfred Wehner 6<br />

5 252 Alfred Wehner 9<br />

5 249 Dr. Josef Linder 9<br />

6 292 Dr. Josef Linder, 11<br />

ab 12. 3.<br />

Dr. Ferdinand Falger<br />

6 214 Dr. Ferdinand Falger 8<br />

6 285 Dr. Ferdinand Falger 11<br />

6 254 Emil Keilwerth 9<br />

5 192 Emil Keilwerth 7<br />

5 183 Emil Keilwerth 5<br />

4 146 Emil Keilwerth 5


<strong>Handelsschule</strong><br />

Schuljahr<br />

1944/45<br />

1945/46<br />

1946/47<br />

1947/48<br />

1948/49<br />

1949/50<br />

1950/51<br />

1951/52<br />

1952/53<br />

1953/54<br />

1954/55<br />

1955/56<br />

1956/57<br />

1957/58<br />

1958/59<br />

1959/60<br />

1960/61<br />

1961/62<br />

1962/63<br />

1963/64<br />

1964/65<br />

Die Schule heißt wieder Kaufmännische Wirtschaftsschule<br />

Die Aufnahme an die Kaufmännische Wirtschaftsschule wird neu geregelt. Es ist<br />

neben anderen Voraussetzungen eine Aufnahmsprüfung in der Unterrichtssprache<br />

(Deutsch) und Rechnen zu bestehen<br />

Die seit 1906/07 geführte Vorbereitungsklasse muss aufgelassen werden. Die<br />

gewünschte Rückverlegung der Handelsakademie nach <strong>Lustenau</strong> lässt sich nicht<br />

verwirklichen.<br />

Die Schule heißt wieder "<strong>Handelsschule</strong> <strong>Lustenau</strong>". 50-jähriger Bestand der Schule.<br />

Frohes Fest des Wiedersehens. Gründung des Absolventenvereins.<br />

Im Zusammenhang mit der an allen kfm. Schulen Ende Februar veranstalteten<br />

"Französischen Woche" nimmt anfangs April eine Gruppe an der vom BMU veranstalteten<br />

Studienreise nach Frankreich teil.<br />

In diesem Schuljahr wird eine "Anglo-Amerikanische Woche" veranstaltet. Eine<br />

Gruppe beteiligt sich an der Studienreise nach England.<br />

Neue Lehrpläne, beginnend mit der ersten Klasse. Die <strong>Handelsschule</strong> wird 3jährig.<br />

27<br />

Klassenzahl<br />

Direktor<br />

Schüler zu<br />

Beginn<br />

des Schuljahres<br />

Lehrkörper<br />

4 145 Emil Keilwerth 5<br />

4 140 Anton Aichinger 6<br />

4 141 Anton Aichinger 8<br />

3 106 Anton Aichinger 8<br />

3 88 Anton Aichinger 7<br />

2 73 Thomas Hämmerle 6<br />

3 95 Thomas Hämmerle 6<br />

3 112 Thomas Hämmerle 6<br />

4 107 Ernst Scheffknecht 7<br />

4 130 Ernst Scheffknecht 7<br />

5 154 Ernst Scheffknecht 9<br />

5 175 Ernst Scheffknecht 9<br />

5 170 Ernst Scheffknecht 9<br />

4 143 Ernst Scheffknecht 8<br />

4 155 Ernst Scheffknecht 8<br />

4 123 Ernst Scheffknecht 8<br />

4 116 Ernst Scheffknecht 8<br />

4 128 Ernst Scheffknecht 9<br />

4 121 Ernst Scheffknecht 10<br />

3 87 Anton Aichinger 8<br />

3 75 Dkfm. Dr. F. Kerer 9


Geschichte<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Schuljahr<br />

1965/66<br />

1966/67<br />

1967/68<br />

1968/69<br />

1969/70<br />

1970/71<br />

1971/72<br />

1972/73<br />

1973/74<br />

An die Stelle der bisherigen Aufnahmsprüfung tritt ein Aufnahmeverfahren, das die<br />

Eignung der Schüler für die kfm. Fachrichtung feststellen soll. Infolge Mangels an<br />

anstaltseigenen Lehrern müssen teilverpflichtete Lehrer gewonnen werden.<br />

EDV wird in den Lehrplan aufgenommen.<br />

Die Schule erhält ein Lehrbüro, das in der VS Rotkreuz untergebracht wird.<br />

2. Juni: Nach vielen Besprechungen findet in der Landesregierung in Bregenz die<br />

entscheidende Sitzung für die Errichtung einer Bundeshandelsakademie in <strong>Lustenau</strong><br />

statt. An der Sitzung nehmen teil: MS Dr. Franz Loicht, BMUK; Amtsdirektor Dr.<br />

Franz Ender, LSRV; Bürgermeister Robert Bösch, LR Hans Sperger, GR Oskar Bösch;<br />

Direktor Dkfm. Franz Holleyn. Im Rathaus zu <strong>Lustenau</strong> gibt hierauf Sektionschef<br />

Dr. Adolf März die Errichtung der Bundeshandelsakademie in <strong>Lustenau</strong> und die Verbundlichung<br />

der 1. Klasse der <strong>Handelsschule</strong> ab dem Schuljahr 1971/72 bekannt.<br />

Eröffnung der Handelsakademie. Die Schule erhält die Bezeichnung: "Bundeshandelsakademie<br />

und Bundeshandelsschule <strong>Lustenau</strong>".<br />

Aus Anlass des 70jährigen Bestandes der <strong>Handelsschule</strong> <strong>Lustenau</strong> findet am 1. und<br />

2. März die Tagung der Direktoren der mittleren und höheren kaufmännischen<br />

Schulen von Tirol und Vorarlberg in <strong>Lustenau</strong> statt. In einer Feierstunde, ausgezeichnet<br />

durch Anwesenheit des Herrn Landeshauptmannes Dr. Keßler und SR Mag.<br />

Hahsler, BMUK, werden die Leistungen der Schule gewürdigt.Bis zur Erstellung des<br />

geplanten Neubaues, den die Gemeinde im Leasingwege vorfinanziert, erfolgt<br />

Unterrichtserteilung in folgenden Gebäuden:<br />

1. <strong>Handelsschule</strong><br />

2. VS Rheindorf<br />

3. VS Rotkreuz, ab 1973/74 VS Hasenfeld<br />

4. Turnhalle Widum<br />

Durch Führung von Schulbussen nach Hohenems - Altach - Götzis - Koblach - Mäder<br />

wird diese Region für den Schulstandort wieder erschlossen. Die Marktgemeinde<br />

erwirbt an der Neudorfstraße die für den Neubau erforderlichen Grundstücke.<br />

Klassenzahl<br />

Direktor<br />

Schüler zu<br />

Beginn<br />

des Schuljahres<br />

Lehrkörper<br />

4 105 Dkfm. Dr. F. Kerer 8<br />

4 133 Dkfm. Dr. F. Kerer 10<br />

5 148 Dkfm. Franz Holleyn 14<br />

6 167 Dkfm. Franz Holleyn 20<br />

6 153 Dkfm. Franz Holleyn 18<br />

6 161 Dkfm. Franz Holleyn 12<br />

7 216 Dkfm. Franz Holleyn 16<br />

9 253 Dkfm. Franz Holleyn 17<br />

11 284 Dr. Johann Mathis 19<br />

28


<strong>Handelsschule</strong><br />

Schuljahr<br />

1974/75<br />

1975/76<br />

1976/77<br />

1977/78<br />

1978/79<br />

1979/80<br />

1980/81<br />

1981/82<br />

1982/83<br />

1983/84<br />

1984/85<br />

1985/86<br />

1986/87<br />

1987/88<br />

1988/89<br />

1989/90<br />

Das Schulunterrichtsgesetz, das den neuen Schulbetrieb regelt und Partnerschaft<br />

zwischen Eltern, Lehrern und Schülern verlangt, bringt Veränderungen in der Schullegistik.<br />

Gründung der Elternvereinigung. Bauausschreibung für den Neubau der<br />

Schule.<br />

Jänner 1976: Beginn der Bauarbeiten durch den Generalunternehmer Hilti und Weh,<br />

Feldkirch. Die ersten Maturanten verlassen die Bundeshandelsakademie <strong>Lustenau</strong>.<br />

Der Aufbau eines eigenen Lehrkörpers macht gute Fortschritte.<br />

1. Jänner: Enthebung der Marktgemeinde von den im Zusammenhang mit der<br />

Gründung der Handelsakademie und Verbundlichung der <strong>Handelsschule</strong> übernommenen<br />

Pflichten. Die Schulleitung plant und besorgt die Einrichtungen für die neue<br />

Schule.<br />

Mit Schulbeginn wird der zweckmäßige Neubau bezogen. Am 19. Oktober erfolgt die<br />

offizielle Eröffnung. Erstellung der Freisportanlagen. 75 <strong>Jahre</strong> <strong>Handelsschule</strong>.<br />

Neue Lehrpläne mit stofflicher Parallelführung der 1. Klassen HAS und der 1. Jahrgänge<br />

HAK<br />

10 <strong>Jahre</strong> HAK, neue EDV-Anlage für DV, RW und TXV, Dir. Mathis erhält den Berufstitel<br />

"HOFRAT"<br />

Der Lehrplan 1963 und die alte Reifeprüfungsverordnung sind nun ausgelaufen.<br />

80 <strong>Jahre</strong> <strong>Handelsschule</strong>. Neue Reifeprüfungsvorschriften gem. Lehrplan 1978 lt.<br />

Verordnung vom 12.8.1982.<br />

10. Reifeprüfung, Anpassung der LP an die Bedürfnisse der Wirtschaft durch Sofortmaßnahmen<br />

in D, RW, ST und TXV.<br />

Sprengstoffanschlag auf die Turnhalle zu Beginn des neuen Schuljahres, Anlage<br />

eines Schulbiotops. Die DV hält Einzug in die Verwaltung der Schule.<br />

2 neue Phonotypiesäle werden eingerichtet.<br />

Einrichtung 3. Phonotypiesaal.<br />

Für HAK und HAS treten neue Lehrpläne in Kraft.<br />

Schulversuch "Integration einer blinden Schülerin".<br />

29<br />

Klassenzahl<br />

Direktor<br />

Schüler zu<br />

Beginn<br />

des Schuljahres<br />

Lehrkörper<br />

13 337 Dr. Johann Mathis 21<br />

16 455 Dr. Johann Mathis 23<br />

19 487 Dr. Johann Mathis 26<br />

19 534 Dr. Johann Mathis 32<br />

19 562 Dr. Johann Mathis 33<br />

20 556 Dr. Johann Mathis 34<br />

20 594 Dr. Johann Mathis 35<br />

21 596 Dr. Johann Mathis 39<br />

21 592 Dr. Johann Mathis 40<br />

20 553 Dr. Johann Mathis 43<br />

19 508 Dr. Johann Mathis 42<br />

19 495 Dkfm. Heinrich Peter 40<br />

20 481 Dkfm. Heinrich Peter 39<br />

21 502 Dkfm. Heinrich Peter 39<br />

19 485 Dkfm. Heinrich Peter 40<br />

20 461 Dkfm. Heinrich Peter 39


Geschichte<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Schuljahr<br />

1990/91<br />

1991/92<br />

1992/93<br />

1993/94<br />

1994/95<br />

1995/96<br />

1996/97<br />

1997/98<br />

1998/99<br />

1999/00<br />

2000/01<br />

2001/02<br />

2002/03<br />

2003/04<br />

Neufassung der Schulveranstaltungsverordnung.<br />

20 <strong>Jahre</strong> Handelsakademie. Schulversuch "Neue <strong>Handelsschule</strong>" nach einem völlig<br />

neu konzipierten Lehrplan.<br />

Einrichtung eines Lehrbüros zum Betrieb von Übungsfirmen.<br />

Das Internet hält Einzug in die Schule.<br />

Schulautonome Lehrpläne für HAK und HAS treten in Kraft. EDV-Säle werden vernetzt.<br />

Dir. Peter erhält den Berufstitel HOFRAT.<br />

Feier "25 <strong>Jahre</strong> Handelsakademie" im Reichshofsaal.<br />

Neue Reife- und Diplomprüfung mit verschiedenen Varianten.<br />

Einführung der 5-Tage-Woche, Schulversuch "HAS für Informations-Technologie".<br />

Gründung eines "Kuratoriums" (Zusammenarbeit Wirtschaft - Schule), Schulversuch<br />

IT wird um "Office Management" erweitert.<br />

Die neue Bibliothek wird eröffnet.<br />

Neuer Lehrplan HAS ab 1. Klassen; <strong>100</strong> Jahr-Feier; Planung neuer Lehrplan HAK<br />

für 04/05<br />

Klassenzahl<br />

Direktor<br />

Schüler zu<br />

Beginn<br />

des Schuljahres<br />

Lehrkörper<br />

18 448 Dkfm. Heinrich Peter 40<br />

19 431 Dkfm. Heinrich Peter 37<br />

18 426 Dkfm. Heinrich Peter 39<br />

19 407 Dkfm. Heinrich Peter 39<br />

18 394 Dkfm. Heinrich Peter 38<br />

18 417 Dkfm. Heinrich Peter 44<br />

17 430 Dkfm. Heinrich Peter 47<br />

18 449 Dkfm. Heinrich Peter 46<br />

18 441 Dkfm. Heinrich Peter 46<br />

18 415 Dkfm. Heinrich Peter 43<br />

18 440 Mag. Hermann Begle 45<br />

18 443 Mag. Hermann Begle 51<br />

19 464 Mag. Hermann Begle 51<br />

19 483 Mag. Hermann Begle 51<br />

Quellennachweis: <strong>Jahre</strong>sberichte, 50 <strong>Jahre</strong> <strong>Handelsschule</strong> 1903-1953<br />

Hauptkataloge 1903/04-2002/03<br />

Zusammengestellt von HR Dkfm. Heinrich Peter<br />

30


<strong>Handelsschule</strong><br />

31


Direktoren<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Alfred Wehner<br />

1903 - 1937<br />

Direktor Wehner leitete die <strong>Lustenau</strong>er<br />

<strong>Handelsschule</strong> seit ihrer Gründung und<br />

verhalf ihr zu ihrem ausgezeichneten<br />

Ruf.<br />

Alfred Wehner wurde am 23. Jänner<br />

1878 in Großmannsdorf in Franken<br />

geboren. Nach Abschluss des Gymnasiums<br />

in Münnerstadt studierte er in<br />

Würzburg, Bonn und München und<br />

erwarb die Lehrbefähigungen für Deutsche<br />

Sprache, Geographie und<br />

Geschichte. Seine erste Anstellung fand<br />

er an der Hauserschen Privathandelsschule<br />

in Bregenz, mit der er 1902<br />

nach <strong>Lustenau</strong> übersiedelte. Dort wurde<br />

Alfred Wehner dann der erste Direktor<br />

der neuen Kommunal-<strong>Handelsschule</strong>.<br />

Direktor Wehner hat diese Neugründung<br />

zu einer auch außerhalb des Landes<br />

angesehenen Lehranstalt gemacht.<br />

Unter seiner Amtsführung entstand<br />

1906 das schöne Schulgebäude in der<br />

Maria-Theresien-Straße und 1913 erhielt<br />

die Schule das Öffentlichkeitsrecht.<br />

Ebenso gelang ihm die teilweise<br />

Übernahme der Personallasten durch<br />

den Staat. Auch nach seinem Eintritt in<br />

den Ruhestand musste Wehner kriegsbedingt<br />

zeitweilig an seiner Schule wieder<br />

Dienst leisten.<br />

Prof. Dr. Josef Linder<br />

1937 - 1938<br />

32


<strong>Handelsschule</strong><br />

Direktor Linder wurde am 7. Juli 1893<br />

in Schwarzach geboren. Er war Schüler<br />

der <strong>Lustenau</strong>er <strong>Handelsschule</strong> und<br />

besuchte anschließend die Handelsakademie<br />

in Innsbruck. Nach erfolgreichem<br />

Jusstudium und dem Ablegen der<br />

Lehramtsprüfung für kaufmännische<br />

Fächer unterrichtete er an der <strong>Handelsschule</strong><br />

in Schwaz und dann an der HAS<br />

Braunau, zu deren Direktor er bestellt<br />

wurde. 1937 kehrte Prof. Linder als<br />

Direktor der <strong>Lustenau</strong>er <strong>Handelsschule</strong><br />

wieder nach Vorarlberg zurück. Sein<br />

Hauptanliegen in <strong>Lustenau</strong> war die<br />

Gründung einer Handelsakademie -<br />

was auch kurzfristig gelang, ehe diese<br />

Schule im Zuge der politischen Umwälzungen<br />

1938 nach Bregenz verlegt<br />

wurde. Direktor Linder selbst wurde in<br />

den vorzeitigen Ruhestand versetzt.<br />

Nach dem Krieg sollte Josef Linder die<br />

Handelsakademie Bregenz als Direktor<br />

übernehmen, doch er hatte sich inzwischen<br />

beruflich anderweitig etabliert.<br />

Dr. Ferdinand Falger<br />

1938 - 1940<br />

Ferdinand Falger wurde 1883 in Bregenz<br />

geboren und verbrachte seine<br />

Jugend in Hall in Tirol, wo er am dortigen<br />

Gymnasium maturierte. An der<br />

Universität Innsbruck legte er die Lehramtsprüfungen<br />

für Naturgeschichte,<br />

Mathematik und Physik ab. Nach kurzer<br />

Lehrtätigkeit am Gymnasium in Tepl<br />

kam Falger 1909 an die <strong>Handelsschule</strong><br />

<strong>Lustenau</strong>, wo er als "Lehrerpersönlichkeit,<br />

die Strenge mit Güte und Verständnis<br />

für die Jugend verband",<br />

sowie als Lehrer mit gediegenen Fachkenntnissen,<br />

besonders in der Geologie,<br />

beschrieben wurde. Im 2. Semester<br />

1937/38 wurde er Direktor, aber<br />

schon 1940 trat Ferdinand Falger in den<br />

dauernden Ruhestand und übersiedelte<br />

nach Innsbruck.<br />

33


Direktoren<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Prof. Emil Keilwerth<br />

1940 - 1945<br />

Emil Keilwerth wurde 1887 in Hochgarth/Egerland<br />

geboren. Er besuchte<br />

die Realschule in Karlsbad und die<br />

Technische Hochschule in Prag und legte<br />

1929 die Lehrbefähigungsprüfung<br />

für die kaufmännischen Fächer in Wien<br />

ab. Schon 1913 kam er als Supplent an<br />

die <strong>Handelsschule</strong> <strong>Lustenau</strong>, musste<br />

aber schon 1914 zum Kriegsdienst einrücken.<br />

1918 kam er aus russischer<br />

Gefangenschaft krank zurück. Keilwerth<br />

wurde 1930 Bundeslehrer und<br />

1940 Direktor der <strong>Lustenau</strong>er <strong>Handelsschule</strong>.<br />

1945 wurde er pensioniert.<br />

Direktor Keilwerth wurde als liebenswürdig<br />

und menschenfreundlich beschrieben.<br />

Vom Krieg gezeichnet fiel<br />

ihm die Ausübung des Dienstes oft<br />

schwer. Bereits im <strong>Jahre</strong> 1951 starb<br />

Prof. Emil Keilwerth.<br />

OStR. Prof. Anton Aichinger<br />

Prov. Leiter 1945-1949 u. 1963-1964<br />

34


<strong>Handelsschule</strong><br />

Anton Aichinger wurde am 18. März<br />

1910 in Wien geboren. Dort legte er die<br />

Reifeprüfung ab und studierte anschließend<br />

an der dortigen Universität die<br />

Fächer Französisch und Geographie, für<br />

die er die Lehrbefähigung erwarb.<br />

Zusätzlich legte er während seines Studiums<br />

die Lehrbefähigungsprüfung für<br />

Kurzschrift und Maschinschreiben ab<br />

und besuchte außerdem das Musikpädagogische<br />

Seminar an der Musikhochschule.<br />

Als gefragter Musiker wirkte<br />

Anton Aichinger später bei vielen<br />

Konzerten mit. Zweimal wurde er mit<br />

der provisorischen Leitung der <strong>Handelsschule</strong><br />

betraut, eine Aufgabe, die er<br />

mit Gewissenhaftigkeit wahrnahm.<br />

Prof. Aichingers Verdienste wurden<br />

1968 mit der Verleihung des Titels<br />

"Oberstudienrat" gewürdigt. Auch nach<br />

seiner Pensionierung im <strong>Jahre</strong> 1975<br />

stellte er sich aufgrund des damaligen<br />

Lehrermangels der Schule vier weitere<br />

<strong>Jahre</strong> als Vertragslehrer zur Verfügung.<br />

Er starb im Oktober 1987.<br />

OSR Prof. Thomas Hämmerle<br />

Provisorischer Leiter 1949 - 1952<br />

Thomas Hämmerle wurde am 18.<br />

Februar 1912 in <strong>Lustenau</strong> geboren.<br />

Nach dem Besuch der achtklassigen<br />

Volksschule war er ab 1926 vorerst als<br />

Bürogehilfe tätig. 1931 trat er in die<br />

Bundes-Lehrerbildungsanstalt Innsbruck<br />

ein, die er 1936 mit der Reifeprüfung<br />

für die Volksschule abschloss.<br />

In den folgenden <strong>Jahre</strong>n arbeitete Thomas<br />

Hämmerle sowohl als Hilfslehrer<br />

als auch als Direktionshilfskraft an der<br />

<strong>Lustenau</strong>er Wirtschaftsschule. Daneben<br />

legte er die Lehramtsprüfungen für<br />

Stenographie und Maschinschreiben<br />

ab. Ab 1940 verrichtete er den Kriegsdienst<br />

und unterrichtete dann ab dem<br />

Schuljahr 1945/46 wieder als Lehrer an<br />

unserer <strong>Handelsschule</strong>, deren provisorische<br />

Leitung er von 1949 bis 1952<br />

innehatte. Auch nach seiner Versetzung<br />

in den Ruhestand, die 1973 erfolgte,<br />

unterrichtete Thomas Hämmerle noch<br />

einige <strong>Jahre</strong>, da damals noch in seinen<br />

Fächern akuter Lehrermangel herrschte.<br />

Er verstarb im November 1979 nach<br />

kurzer, schwerer Krankheit.<br />

35


Direktoren<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Prof. Ernst Scheffknecht<br />

1953 - 1964<br />

Ernst Scheffknecht wurde 1901 in<br />

<strong>Lustenau</strong> geboren. Nach der Grundschule<br />

musste er zunächst als Fädler<br />

und Nachseher in der Stickerei mitarbeiten.<br />

Erst nach dem 1. Weltkrieg<br />

konnte er das Gymnasium in Bregenz<br />

besuchen, das er 1926 abschloss.<br />

Anschließend studierte Ernst Scheffknecht<br />

Deutsch und Französisch an den<br />

Universitäten Paris, Wien und Graz. Er<br />

war ein ausgezeichneter Student, musste<br />

aber seine Studien mehrmals aus<br />

finanziellen Gründen unterbrechen.<br />

Nach dem Studienabschluss im <strong>Jahre</strong><br />

1935 kam er als Probelehrer an die<br />

Dornbirner Realschule und anschließend<br />

nach <strong>Lustenau</strong> an die <strong>Handelsschule</strong>.<br />

1943 musste Ernst Scheffknecht<br />

zum Kriegsdienst einrücken. 1946 kam<br />

er aus englischer Gefangenschaft<br />

zurück. Nach der Lehrertätigkeit an der<br />

BHAK Bregenz und dem Mädchengymnasium<br />

Gallusstift in Bregenz kam er als<br />

Direktor zurück an die <strong>Handelsschule</strong><br />

<strong>Lustenau</strong>. Im gleichen Jahr organisierte<br />

er die Fünfzigjahrfeier der Schule, an<br />

die sich die Teilnehmer noch sehr gut<br />

erinnern. Prof. Ernst Scheffknecht trat<br />

1964 in den Ruhestand und verstarb im<br />

<strong>Jahre</strong> 1974. Er ist vielen als glänzender<br />

Sprach- und Heimatkundler in Erinnerung<br />

geblieben.<br />

HR Dr. Friedrich Kerer<br />

1964 - 1967<br />

36


<strong>Handelsschule</strong><br />

Friedrich Kerer wurde am 3. Mai 1914<br />

in Blons geboren. Er legte 1934 die Reifeprüfung<br />

an der BHAK in Innsbruck ab<br />

und erwarb durch sein anschließendes<br />

Studium im <strong>Jahre</strong> 1940 die Lehrbefähigung<br />

für kaufmännische Betriebskunde,<br />

Buchhaltung, kaufmännischen<br />

Schriftverkehr und kaufmännisches<br />

Rechnen. Schon 1937 hatte er den Titel<br />

"Diplomkaufmann" erworben. Diesem<br />

akademischen Grad folgte dann nach<br />

dem 2. Weltkrieg das Doktorat der<br />

Handelswissenschaften, das er 1948 in<br />

Empfang nehmen durfte.<br />

Nach einer kurzen beruflichen Karriere<br />

in der Wiener Gegend kam Friedrich<br />

Kerer 1941 nach Vorarlberg, wo er<br />

zuerst an der damaligen "Wirtschaftsoberschule<br />

für Jungen in Bregenz<br />

- Mehrerau" unterrichtete. Nach<br />

dem Krieg setzte er seine Lehrtätigkeit<br />

an der nunmehrigen BHAK und BHAS<br />

Bregenz fort. Seine Zeit als Direktor<br />

der <strong>Lustenau</strong>er <strong>Handelsschule</strong> fiel verhältnismäßig<br />

kurz aus, da er schon bald<br />

zum Landesschulinspektor für Berufschulen<br />

ernannt wurde.<br />

HR Dkfm. Franz Holleyn<br />

1967 - 1973<br />

In seine Zeit als Direktor fällt die Erweiterung<br />

der Schule durch eine Handelsakademie.<br />

Franz Holleyn wurde am 12. Jänner<br />

1908 in Gänserndorf (NÖ) geboren. Er<br />

besuchte die Handelsakademie I der<br />

Wiener Kaufmannschaft und schloss<br />

sein Studium an der Hochschule für<br />

Welthandel als Diplomkaufmann ab.<br />

Nach einigen Praxisjahren legte er<br />

1937 die Lehramtsprüfung für die kaufmännischen<br />

Fächer ab.1938 kam Franz<br />

Holleyn nach Vorarlberg, das ihm zur<br />

zweiten Heimat wurde. Er unterrichtete<br />

vorerst an der BHAK/BHAS Bregenz<br />

und der <strong>Handelsschule</strong> Feldkirch, ehe<br />

er 1967 zum Direktor der HAS <strong>Lustenau</strong><br />

ernannt wurde. In seiner Zeit als Direktor<br />

waren die Übernahme der traditionsreichen<br />

kommunalen <strong>Handelsschule</strong><br />

durch den Bund sowie die Gründung<br />

der Handelsakademie abzuwickeln -<br />

Aufgaben, die gewiss viel organisatorische<br />

Arbeit erforderten.<br />

37


Direktoren<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

HR Dr. Johann Mathis<br />

1973 - 1985<br />

Direktor Mathis war der "Vater" des<br />

neuen Schulgebäudes in der Neudorfstraße.<br />

Er wurde am 12. August 1925 geboren<br />

und legte 1943 die Matura ab. Gleich<br />

anschließend musste er zum Kriegsdienst<br />

einrücken. Im Herbst 1945 kehr-<br />

te er aus der Gefangenschaft zurück<br />

und begann mit dem Studium an der<br />

Universität Innsbruck, das er am 23.10.<br />

1948 abschloss. Zwanzig <strong>Jahre</strong> lang -<br />

von 1953 bis 1973 wirkte Dr. Mathis<br />

erfolgreich an der BHAK Bregenz. Er war<br />

aber nicht nur als Lehrer tätig, sondern<br />

zum Beispiel auch in der Dienstbeurteilungskommission,<br />

der Lehrplankommission,<br />

der Arbeitsgemeinschaft der Biologielehrer<br />

und im Fachausschuss. Am<br />

1.9.1973 wurde er zum Direktor der<br />

BHAK/BHAS <strong>Lustenau</strong> bestellt. Die vordringlichsten<br />

Aufgaben von Direktor<br />

Mathis waren die Bewältigung der<br />

explosionsartig steigenden Schülerzahlen<br />

und die Errichtung des neuen Schulgebäudes<br />

in der Neudorfstraße. Bei diesem<br />

Neubau plante er die gesamte<br />

Inneneinrichtung. Sein großer Einsatz<br />

für die Schule, sein pädagogisches<br />

Geschick und sein menschlicher Umgang<br />

mit Schülern und Lehrern wurden<br />

mit der Verleihung des Hofratstitels<br />

gewürdigt. Hofrat Mathis verstarb im<br />

<strong>Jahre</strong> 2003. Die Zeit seines Ruhestandes<br />

war von manchen körperlichen Leiden<br />

beeinträchtigt, sie bot ihm aber<br />

auch die Möglichkeit, seiner großen Leidenschaft,<br />

dem Aquarellmalen, nachzugehen.<br />

HR. Dkfm. Heinrich Peter<br />

1985 - 2000<br />

38


<strong>Handelsschule</strong><br />

Heinrich Peter wurde 1941 in Dornbirn<br />

geboren. Er besuchte die Volks- und<br />

Realschule, war dann als Chemielaborant<br />

tätig und maturierte schließlich<br />

1961 an der BHAK Bregenz. Anschließend<br />

studierte er Welthandel in Wien<br />

und schloss dieses Studium 1967 als<br />

Diplomkaufmann ab. Im selben Jahr<br />

nahm er an der BHAK Bregenz seine<br />

Lehrtätigkeit für kaufmännische Fächer<br />

auf, die er dann in <strong>Lustenau</strong> fortsetzte.<br />

Heinrich Peter war aber auch als<br />

Erwachsenenbildner, Gemeindevertreter<br />

und Mitglied des Kollegiums des Landesschulrates<br />

pädagogisch und politisch<br />

tätig. Seiner Ernennung zum Direktor<br />

im <strong>Jahre</strong> 1985 gingen mehrere <strong>Jahre</strong><br />

Tätigkeit als Administrator voraus. Diese<br />

gute Kenntnis der Schulverwaltung<br />

machte ihm den Einstieg in seine neue<br />

Tätigkeit leicht. Als Direktor war Heinrich<br />

Peter besonders um eine optimale<br />

Ausstattung der Schule bemüht. In seine<br />

Zeit als Direktor fiel die "Computerisierung"<br />

des Schulwesens, eine Entwicklung,<br />

die in kaufmännischen Schulen<br />

spezielle Priorität hatte. Deshalb<br />

sorgte er dafür, dass die <strong>Lustenau</strong>er<br />

HAK und HAS hier immer auf dem neuesten<br />

Stand war. Heinrich Peter wurde<br />

1995 mit dem Titel "Hofrat" für seine<br />

erfolgreiche Tätigkeit geehrt.<br />

Prof. Mag. Hermann Begle<br />

seit 2000<br />

Hermann Begle, Jahrgang 1953, aus<br />

Altach kam nach dem Abschluss des<br />

Studiums für Deutsch und Leibeserziehung<br />

im Jahr 1981 an die HAK <strong>Lustenau</strong>,<br />

wo er seither als Lehrer tätig ist.<br />

Schon nach wenigen <strong>Jahre</strong>n engagierte<br />

er sich als Personalvertreter und wurde<br />

1995 als Nachfolger von Dr. Werner<br />

Hämmerle Administrator der Schule.<br />

Seit September 2000 ist Mag. Hermann<br />

Begle Direktor der BHAK/BHAS <strong>Lustenau</strong>.<br />

In die ersten <strong>Jahre</strong> seiner Leitung<br />

fiel der Auf- und Ausbau des Schulversuchs<br />

“<strong>Handelsschule</strong> für IT und Office<br />

Management“, die komplette Erneuerung<br />

der IT-Ausstattung und die Neugestaltung<br />

der Bibliothek.<br />

39


Geschichte<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Disziplinar-Vorschriften<br />

für die Schüler der<br />

öffentlichen Kaiser Franz Josef I<br />

Jubiläums-<strong>Handelsschule</strong><br />

in<br />

<strong>Lustenau</strong><br />

(Auszug)<br />

§ 3<br />

In die Schule sollen die Schüler weder zu<br />

früh noch zu spät kommen. Eine Viertelstunde<br />

vor dem Beginn des Unterrichtes<br />

oder des Gottesdienstes wird die Schule<br />

geöffnet und während dieser Zeit haben<br />

sich alle Schüler mit geziehmendem<br />

Anstande in ihrem Klassenzimmer zu versammeln.<br />

Vorzeitiges Erscheinen und<br />

Ansammeln vor dem Schulgebäude ist<br />

untersagt.<br />

§ 5<br />

Die Schüler sollen in das Schulzimmer mit<br />

entblößtem Haupte eintreten, sofort ihre<br />

Plätze einnehmen und, mit der Sammlung<br />

für den bevorstehenden Unterricht beschäftigt,<br />

ruhig und still die Ankunft des Lehrers<br />

erwarten.<br />

§ 14<br />

Das Verhalten der Schüler außerhalb der<br />

Schule sei, wie in der Schule, sittlich und<br />

anständig. Jeder die Sitten oder den guten<br />

Ruf gefährdende Umgang ist verboten.<br />

Der Schüler halte sich vor Augen, daß die<br />

vollständige Erlernung, Einübung und<br />

Wiederholung des durchgenommenen<br />

Lehrstoffes, die Ausarbeitung der schriftlichen<br />

Aufgaben und Vorbereitung für die<br />

Schule ihm als häusliche Beschäftigung<br />

obliegt.<br />

§ 15<br />

Den Schülern ist der Gasthausbesuch im<br />

allgemeinen verboten, außer in Begleitung<br />

der Eltern, deren Stellvertreter oder über<br />

Ansuchen auch anderer vertrauenswürdiger<br />

Personen. Die Schüler der 2. Klasse<br />

dürfen an schulfreien Nachmittagen durch<br />

40<br />

die Direktion bezeichnete, ordentliche<br />

Gasthäuser im Winter von 5-7 Uhr, im<br />

Sommer von 7-9 Uhr besuchen.<br />

§ 18<br />

Das Rauchen ist den Schülern auf der<br />

Straße und in der Öffentlichkeit untersagt.<br />

§ 19<br />

Bei weiteren Spaziergängen in der Umgebung<br />

ist den Schülern eine einmalige, kurze<br />

Einkehr im Gasthaus gestattet. Verboten<br />

ist wegen allzu großer Nähe der Gasthaus-besuch<br />

in der schweizerischen Nachbargemeinde<br />

Au.<br />

§ 20<br />

Alle Schüler haben vom 1. November bis<br />

1. April um 7 Uhr, in der übrigen Zeit<br />

spätestens um 9 Uhr abends zuhause zu sein.


<strong>Handelsschule</strong><br />

§ 22<br />

Mit den Erzeugnissen ihres Geistes in die<br />

Öffentlichkeit z u treten, ist den Schülern<br />

ohne besondere Bewilligung des Lehrkörpers<br />

nicht gestattet.<br />

§ 25<br />

Die Benützung von Vereins- und Leihbibliotheken<br />

ist den Schülern verboten,<br />

zumal die Schülerbibliothek zur Genüge<br />

für Unterhaltungslektüre sorgt.<br />

§ 30<br />

Es ist den Schülern sowohl während der<br />

Schulzeit als auch in den Ferien verboten,<br />

untereinander Vereine zu bilden, Vereinen<br />

als Mitglieder beizutreten oder ihren<br />

Zusammenkünften beizuwohnen, Vereinsoder<br />

andere Abzeichen zu tragen, sowie<br />

öffentliche Versammlungen, Sitzungen<br />

der Gemeindevertretungen u.a. zu besuchen.<br />

Vorbereitungsklasse 1925<br />

41


Geschichte<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Lehrplanvergleich 1903 - 2003<br />

"Die Schüler sind überlastet. Sie verbringen<br />

zu viel Zeit in der Schule."<br />

Mit Argumenten wie diesen wurden<br />

Stundenkürzungen in diesem Schuljahr<br />

auch an unserer Schule durchgeführt.<br />

Nicht zuletzt unter diesem Aspekt war<br />

die Aufgabe interessant, einen Rückblick<br />

auf die Stundentafeln der <strong>Handelsschule</strong><br />

in den letzten <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n zu<br />

werfen.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1903/04 wurde die <strong>Handelsschule</strong><br />

<strong>Lustenau</strong> als 2-klassige Schule<br />

gegründet.<br />

Bereits 1906/07 konnte eine zusätzliche<br />

Vorbereitungsklasse eingerichtet<br />

werden, die bis einschließlich 1946/47<br />

erhalten blieb.<br />

Als 3-klassige Schule tritt die <strong>Handelsschule</strong><br />

seit dem Schuljahr 1963/64 in<br />

Erscheinung.<br />

Die Gründung der Handelsakademie<br />

<strong>Lustenau</strong> im <strong>Jahre</strong> 1971/72 zog eine<br />

bedeutende Lehrplanänderung nach<br />

sich, die 1978/79 in Kraft trat. Angestrebt<br />

wurde eine Parallelführung der<br />

ersten Klasse der <strong>Handelsschule</strong> mit<br />

dem ersten Jahrgang der Handelsakademie,<br />

um bei positivem Abschluss der<br />

ersten Schulstufe einen prüfungslosen<br />

Übertritt von einer Schulform in die<br />

andere zu ermöglichen.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1992/93 wurde der Lehrplan<br />

neuerdings revidiert. Eine Anpassung<br />

der Schule an die neuen Gegebenheiten<br />

erfolgte also durchschnittlich alle<br />

10 bis 15 <strong>Jahre</strong>.<br />

Lehrpläne im Vergleich<br />

Interessant erscheint in diesem<br />

Zusammenhang die Frage, in welchem<br />

Stundenverhältnis die Wirtschaftsfächer<br />

zu den allgemeinbildenden<br />

Fächern im Laufe der <strong>100</strong>-jährigen Entwicklung<br />

des Lehrplans stehen.<br />

Während in der Zeit vor dem Zweiten<br />

Weltkrieg die kommerziellen Fächer mit<br />

42 % der Gesamtstundenzahl im Lehrplan<br />

aufschienen, verringerte sich dieser<br />

Prozentsatz bis dato kontinuierlich.<br />

Im Lehrplan 2001/02 sind die Wirtschaftsfächer<br />

im Fachbereich IT mit nur<br />

mehr 31 % im Fächerkanon vertreten.<br />

Den allgemeinbildenden Fächern wurde<br />

insbesondere seit der Lehrplanänderung<br />

im <strong>Jahre</strong> 1978/79 vermehrte Bedeutung<br />

beigemessen. Der neue Lehrplan<br />

enthielt erstmals die Fächer Zeitgeschichte,<br />

Biologie und Warenkunde<br />

42


<strong>Handelsschule</strong><br />

43


Geschichte<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

sowie auch Volkswirtschaftslehre. In<br />

der weiteren Entwicklung hin zum<br />

Lehrplan 2001/02 wurde zudem den<br />

Fächern Deutsch und Englisch vermehrtes<br />

Gewicht beigemessen.<br />

Im Zuge der Lehrplanänderung des<br />

<strong>Jahre</strong>s 1992/93 wurde ein autonomer<br />

Bereich mit insgesamt 6 Stunden in<br />

den Pflichtgegenstandskatalog aufgenommen.<br />

Diese Gegenstände sollten<br />

nicht nur eine Schwerpunktbildung<br />

ermöglichen, sondern auch den Interessen<br />

der Schüler sowie den regionalen<br />

und wirtschaftlichen Gegebenheiten<br />

entgegenkommen.<br />

Die weitere Entwicklung zeigt, dass<br />

spezielle Fachgebiete mehr und mehr<br />

Bedeutung erlangen. Im Lehrplan<br />

2001/02 werden zwei alternative Fachbereiche<br />

(Informationstechnologie und<br />

Office-Management) zu je 20 Stunden<br />

insgesamt angeboten. Einer dieser<br />

Fachbereiche ist von den Schülern<br />

zusätzlich zu den Fächern des Kernbereichs<br />

zu wählen.<br />

Die Entwicklung der Lehrpläne in den<br />

letzten <strong>Jahre</strong>n zeigt, dass in einer sich<br />

ständig verändernden Wirtschaft auch<br />

eine Schule kein starres Gebilde dar-<br />

stellen darf, sondern sie ihre Positionen<br />

und Lerninhalte stets überdenken und<br />

an die geänderten Bedürfnisse anpassen<br />

muss. Eine solche Anpassung darf<br />

jedoch nie auf Kosten einer soliden Allgemeinbildung<br />

geschehen, die ihrerseits<br />

einen der wichtigsten Faktoren für<br />

die Flexibilität der Schüler im späteren<br />

Berufsleben darstellt.<br />

Dieser Überzeugung versuchen die<br />

neueren Entwicklungen des Lehrplanes<br />

und die speziellen Bemühungen der<br />

<strong>Handelsschule</strong> <strong>Lustenau</strong> in besonderem<br />

Maße Rechnung zu tragen.<br />

Fremdsprachen<br />

Überraschenderweise wurde im ersten<br />

Jahr des Bestehens der <strong>Handelsschule</strong><br />

der Fremdsprache Englisch mehr<br />

Bedeutung beigemessen als der Muttersprache,<br />

denn Englisch wurde<br />

damals 6 Wochenstunden pro Jahrgang<br />

unterrichtet, Deutsch hingegen nur 4.<br />

Im Lehrplan 1906/07 war die Bedeutung<br />

des Englischunterrichtes bereits<br />

gemindert und dieser Gegenstand wurde<br />

lustigerweise als "relativ obligates<br />

Fach" bezeichnet.<br />

Ab dem nächsten Schuljahr wurde Englisch<br />

dann gar nur mehr als Freifach<br />

unterrichtet, allerdings immer noch mit<br />

6 Wochenstunden pro Jahrgang. Erst<br />

ab 1932/33 galt Englisch als Pflichtfach,<br />

zwei <strong>Jahre</strong> später konnte man<br />

bereits zwischen Englisch und Italienisch<br />

wählen und wieder ein Jahr später<br />

kam zu den Wahlmöglichkeiten<br />

auch noch Französisch dazu.<br />

Englisch einschließlich Schriftverkehr<br />

wurde ab 1963/64 angeboten und wird<br />

auch heute noch so unterrichtet. Aus<br />

den früheren Unterrichtsbüchern wurden<br />

mit der Zeit Arbeitsbücher, die<br />

inzwischen mit Audio- Kassetten, CDs<br />

oder CD-Rom angeboten werden, da<br />

heutzutage besonderer Wert auf die<br />

Kommunikation in der Fremdsprache<br />

gelegt wird.<br />

Schriftentwicklung<br />

Von Kalligraphie, Steno und Maschinschreiben<br />

bis zu Office-Management<br />

Zu Beginn der <strong>Handelsschule</strong> in <strong>Lustenau</strong><br />

wurde das Fach Kalligraphie - also<br />

Schönschrift - unterrichtet, während<br />

Stenographie lediglich als Freifach<br />

geführt wurde.<br />

Aber bereits ab dem Schuljahr 1906/07<br />

wurde die Kurzschrift zu einem Pflichtfach<br />

von 2 bis 3 Wochenstunden pro<br />

Jahrgang. Der Gegenstand Maschinschreiben<br />

erschien im Jahr 1906/07<br />

zum ersten Mal als Freifach und wurde<br />

44


<strong>Handelsschule</strong><br />

erst im Schuljahr 1934/35 zum Pflichtgegenstand.<br />

Ab 1963/64 ersetzte das<br />

Fach Stenotypie die alte Fächerbezeichnung<br />

Kurzschrift. Stenotypie wurde<br />

damals in 3 Bereiche unterteilt: Kurzschrift,<br />

Maschinschreiben und Stenotypie-Übungen.<br />

Bis 1969/70 wurden in<br />

den 3 Jahrgängen der <strong>Handelsschule</strong><br />

insgesamt 14 Wochenstunden unterrichtet.<br />

Ab 1971/72 scheint zum ersten<br />

Mal das Fach Phonotypie im Lehrplan<br />

auf, das heißt, dass die Schüler mit Diktiergeräten<br />

arbeiteten. 1978/79 erfolgte<br />

dann die Umbenennung des Faches auf<br />

Stenotypie und Textverarbeitung.<br />

Natürlich erhielt der Computer immer<br />

größere Bedeutung und es wurde ein<br />

eigenes Fach "Computerunterstützte<br />

Textverarbeitung" geschaffen. In den<br />

neuen Lehrplänen hat sich aus dem<br />

ehemaligen Gegenstand Stenographie<br />

und Maschinschreiben das Fach Textverarbeitung,<br />

Desktop Publishing und Office<br />

Management entwickelt und wurde<br />

nun in "Informations- und Office Management"<br />

umbenannt.<br />

Persönliche Eindrücke<br />

Interessant für mich wird es immer,<br />

wenn ich in alten Unterlagen auf<br />

"Besonderheiten" stoße, auf Dinge, die<br />

aus heutiger Sicht witzig, skurril,<br />

manchmal erschreckend sind.<br />

So war es für mich überraschend, im<br />

Stundenplan des Schuljahres<br />

1903/1904, sozusagen zur Zeit der<br />

"tiefsten" Habsburgermonarchie, auf<br />

verpflichtende 12 Stunden Englisch in<br />

zwei <strong>Jahre</strong>n <strong>Handelsschule</strong> zu treffen.<br />

Hier hätte ich eher Ungarisch oder Italienisch<br />

vermutet.<br />

Verblüfft hat mich auch die Tatsache,<br />

dass es in den <strong>Jahre</strong>n 1909 bis 1933<br />

ein Fach namens "Übungskontor" gab.<br />

Sollte die sogenannte "Übungsfirma"<br />

gar keine Erfindung unserer Tage sein?<br />

Die Zeichen der Zeit sind z.B. aus der<br />

Stundentafel des <strong>Jahre</strong>s 1936 zu<br />

erkennen, als ein Freifach "Turnen,<br />

einschließlich vormilitärische Jugenderziehung"<br />

angeboten wurde.<br />

Ein paar Worte zu den Freifächern: Sie<br />

wurden mit Ausnahme der Nachkriegsjahre<br />

ständig und teils in sehr großer<br />

Anzahl angeboten. Darunter war neben<br />

typischen Fächern wie Steno oder<br />

Sprachen auch "Zeichnen" zu finden<br />

oder "Hauswirtschaft für Mädchen".<br />

Ehrlich überrascht war ich auch über<br />

die Möglichkeit "EDV" als Freifach<br />

bereits 1968 wählen zu können.<br />

Organisatorische Besonderheiten sind<br />

aus dem Jahr 1933 festgehalten: Die<br />

Schüler hatten bei der Aufnahme<br />

Urkunden "im Beisein des Vaters oder<br />

dessen Stellvertreters" vorzulegen<br />

(Die Mutter musste wahrscheinlich<br />

gerade kochen). Weiters musste neben<br />

dem Schulgeld und einem Lehrmittelbeitrag<br />

eine "Eintrittsgebühr" entrichtet<br />

werden. Heutzutage eher ungewöhnlich<br />

wäre es auch, Wiederholungsprüfungen<br />

am Freitag in den großen Ferien durchzuführen<br />

und das Erscheinen aller<br />

Schüler dann am darauffolgenden<br />

Samstag um 8 Uhr morgens anzuordnen.<br />

Mag. Edith Carder<br />

Mag. Angelika Kühne<br />

Mag. Maria Giselbrecht<br />

45


Geschichte<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Bürotechnik im Wandel -<br />

Von Federkiel und Rechenmühle<br />

zum Digital Business<br />

Die Entwicklung im Bereich der Bürotechnik<br />

war in den letzten vierzig <strong>Jahre</strong>n<br />

rasanter als in vielen anderen technischen<br />

Bereichen. Dieser Prozess hat<br />

zwar an Tempo und Dynamik etwas<br />

eingebüßt, doch wird er trotzdem<br />

unweigerlich weitergehen.<br />

Als ich im <strong>Jahre</strong> 1963 in die Handelsakademie<br />

in Bregenz kam, gab es weder<br />

Computer noch Rechenmaschinen. Im<br />

Einsatz waren die herkömmlichen<br />

mechanischen Schreibmaschinen aller<br />

Typen. Diese fanden jedoch im Standardunterricht<br />

keine Anwendung.<br />

Was den - eher fleißigen - Schülern<br />

zugute kam, war das Erlernen der Stenografie<br />

auf verschiedenen Niveaus.<br />

Diese Fertigkeit konnte in anderen<br />

Fächern, wie Geografie, Geschichte,<br />

Betriebskunde usw. bereits angewendet<br />

werden.<br />

Bis zur Matura im <strong>Jahre</strong> 1968 begleiteten<br />

uns in den Fächern Mathematik und<br />

Kaufmännisches Rechnen die Rechenmühle,<br />

auch Courta genannt, sowie der<br />

klassische Rechenschieber. Es war in<br />

den <strong>Jahre</strong>n 1966/67, als der erste<br />

Bürotechnikraum in der Bregenzer HAK<br />

eingerichtet wurde. Darin befanden<br />

sich Rechenmaschinen, welche man<br />

heute als wahre Monster bezeichnen<br />

würde. Je nach Generation konnten<br />

diese Geräte auf mechanische Art Additionen,<br />

Subtraktionen und Multiplikationen<br />

durchführen. Das Glanzstück<br />

war ein Exemplar, welches sogar dividieren<br />

konnte. Dabei dauerte der<br />

Rechenvorgang aber sicherlich einige<br />

Minuten, wobei besorgniserregender<br />

Lärm entstand.<br />

Noch in den siebziger <strong>Jahre</strong>n blieben<br />

Rechenschieber aktuell, wobei natürlich<br />

die elektronischen Taschenrechner sich<br />

immer rascher verbreiteten. Die EDV<br />

(elektronische Datenverarbeitung) war<br />

bereits in den <strong>Jahre</strong>n 1968/69 zumindest<br />

in theoretischer Form in den<br />

Unterricht eingeführt worden. Dabei<br />

ging es um Grundbegriffe, wie Eingabe,<br />

Verarbeitung, Ausgabe, Daten, binäre<br />

Zahlen, Programme usw. Die Verarbeitung<br />

erfolgte damals noch mittels Lochkarten.<br />

Ich erinnere mich an ein Seminar<br />

in Dornbirn, bei welchem wir Lehrer<br />

ein Programm für eine einfache<br />

Gehaltsabrechnung schrieben. Die Verarbeitung<br />

bzw. Abarbeitung erfolgte<br />

dann auf der Computeranlage des Vorarlberger<br />

Rechenzentrums, und zwar<br />

während der Nachtstunden. Am nächsten<br />

Tag bekamen wir unsere Resultate,<br />

wobei die Fehlerlisten größer waren<br />

als die korrekten Abrechnungen.<br />

Mit Beginn der Achtzigerjahre hielt<br />

dann der Computer Einzug in alle<br />

46


<strong>Handelsschule</strong><br />

Bereiche der Wirtschaft, der Verwaltung<br />

und auch der Schulen. Allerdings<br />

war die Benutzerfreundlichkeit im Verhältnis<br />

zu heutigen Standards noch<br />

sehr gering. Es war für eine sachgerechte<br />

Bedienung noch ein gutes Maß<br />

an Spezialausbildung vonnöten.<br />

Während man sich damals noch mit<br />

DOS-Befehlen herumschlagen musste,<br />

ist die Windows-Oberfläche in der heutigen<br />

Form auch für einen Laien relativ<br />

rasch erlern- und beherrschbar. Textverarbeitungsprogramme,<br />

Kalkulationsprogramme,<br />

Datenverwaltungen,<br />

Powerpoint und viele andere Programme<br />

sind heute für die Schüler eine<br />

Selbstverständlichkeit.<br />

In dem Maße, wie die Personalcomputer<br />

billiger wurden, fanden sie auch<br />

Einzug in die Schulen und in den privaten<br />

Haushalt. Es werden nicht nur<br />

Fächer wie Textverarbeitung und Wirtschaftsinformatik<br />

in Computerräumen<br />

unterrichtet, sondern jedes Fachgebiet<br />

kann und soll von der Computerunterstützung<br />

profitieren. Selbstverständlich<br />

schreiben die Schüler ihre Hausarbeiten,<br />

Projektarbeiten und teilweise auch<br />

die Schularbeiten und Maturaarbeiten<br />

am Computer.<br />

Neben den bereits zitierten Einsatzgebieten<br />

des Computers im modernen<br />

Büro wird der PC in Kombination mit<br />

dem Internet als zusätzliches Informations-<br />

und Kommunikationsmedium<br />

genutzt. Besonders in der Übungsfirma<br />

gehören das Versenden und Empfangen<br />

von Emails (elektronischer Post)<br />

zum Büroalltag. Natürlich werden auch<br />

die Webseiten anderer Übungsfirmen<br />

und Institutionen für diese Zwecke<br />

genutzt. Die Abwicklung fast sämtlicher<br />

Bankgeschäfte erfolgt nur noch elektronisch<br />

per Telebanking.<br />

Zusätzlich zum Computer sind in Schule<br />

und Wirtschaft weitere moderne<br />

Geräte im Einsatz. Ich denke hier an<br />

Telefonanlagen mit allen Schikanen, an<br />

Faxgeräte, an Kopiergeräte und auch<br />

an Scanner. Dass bei Präsentationen<br />

die modernsten Tageslichtprojektoren<br />

eingesetzt werden, bedarf wohl keiner<br />

eigenen Erwähnung.<br />

Zum Abschluss möchte ich aber noch<br />

festhalten, dass trotz aller technischer<br />

Entwicklung hinter sämtlichen Geräten<br />

Menschen sitzen, seien es Büroangestellte,<br />

Schüler oder Lehrer. Der<br />

Mensch wird durch die Technik unterstützt,<br />

aber nicht ersetzt. Es dürfen<br />

daher die sozialen Bedürfnisse der<br />

Beteiligten und auch deren Bedürfnisse<br />

nach Selbstentwicklung und -entfaltung<br />

nicht negiert werden. In den Lehrplänen<br />

und in der wirtschaftlichen Praxis<br />

sind nicht nur Fachkompetenz, sondern<br />

auch Sozialkompetenz und letztlich<br />

Ich-Kompetenz gefragt und gefordert.<br />

Dr. Reinhard Hilbe<br />

47


Geschichte<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Entwicklung der Schule aus Sicht<br />

eines Lehrers<br />

Nach Abschluss meines Studiums -<br />

Wirtschaftspädagogik an der Hochschule<br />

für Welthandel in Wien (heute<br />

Wirtschaftsuniversität Wien) - und<br />

einer Tätigkeit als Revisionsassistent in<br />

einer Wiener Wirtschaftstreuhandgesellschaft<br />

unterrichte ich seit dem<br />

Schuljahr 1976/77 an der <strong>Lustenau</strong>er<br />

<strong>Handelsschule</strong> und Handelsakademie<br />

kaufmännische Fächer.<br />

Anhand einiger Meilensteine werde ich<br />

den Versuch unternehmen, meine<br />

Lehrtätigkeit an dieser Schule zu charakterisieren<br />

und dabei auf wesentliche<br />

Veränderungen, die aus meiner Sicht<br />

im schulischen Alltag stattgefunden<br />

haben, subjektiv und nicht wissenschaftlich<br />

abgesichert einzugehen.<br />

Wie damals üblich begann man als Junglehrer<br />

in den ersten Klassen der <strong>Handelsschule</strong>.<br />

Meine Fächer waren:<br />

3 Stunden Betriebskunde und<br />

2 Stunden Schriftverkehr in der 1d<br />

(Klassenvorstand)<br />

4 Stunden Kaufmännisches Rechnen<br />

in 1c und 1e<br />

4 Stunden Buchhaltung in 1c und 1e<br />

2 Stunden Datenverarbeitung in 3a<br />

und 3b<br />

Die Schülerzahlen der damaligen 1.<br />

Klassen der <strong>Handelsschule</strong>:<br />

1 a 36, 1 b 36, 1 c 34, 1 d 33, 1 e 35<br />

In "meiner Klasse" waren damals 33<br />

Schüler (Burschen), davon 32 aus<br />

<strong>Lustenau</strong> und einer aus Dornbirn. Ich<br />

werde nie den Ausspruch meines<br />

damaligen Direktors Dr. Mathis vergessen,<br />

als er mich bei Schulbeginn beim<br />

Anblick der 1 d auf der Stiege in der<br />

Volksschule Rheindorf an der Hand<br />

festhielt und zu mir in seiner direkten<br />

und für ihn typischen Art sagte:" ... die<br />

Kerle musst du ordentlich hernehmen,<br />

die sind alle Lauser...".<br />

So schlimm ist es nicht gekommen und<br />

aus diesen Lausbuben sind alles tüchtige<br />

und, soweit ich weiß, erfolgreiche<br />

Mitbürger geworden.<br />

Wie aus der Stundenverteilung ersichtlich<br />

ist, unterrichtete ein kaufmännischer<br />

Lehrer in der gleichen Klasse zwischen<br />

3 und 8 Stunden pro Woche in<br />

mehreren Fachgegenständen. Durch<br />

die hohe Anzahl der Unterrichtsstunden<br />

in einer Klasse hatte man als Lehrer auf<br />

alle Fälle einen sehr starken persönlichen<br />

und emotionalen Bezug zum Einzelnen<br />

in der jeweiligen Klasse, der für<br />

die Klasse bzw. den Schüler und die<br />

Lehrperson positiv sein konnte. Nicht<br />

verschweigen will ich, dass eine hohe<br />

Präsenz für alle Beteiligten sicherlich<br />

auch manchmal anstrengend und<br />

ermüdend verlief.<br />

Der Unterricht in Datenverarbeitung<br />

war für mich als Neulehrer damals eine<br />

große Herausforderung - Stichwort:<br />

Lochkarten, Cobol, Verarbeitung der<br />

OCR-Belege (Visitenkartenprogramm)<br />

im Rechenzentrum in Dornbirn - für die<br />

Schülerinnen und Schüler ein Trockentraining,<br />

d.h. Datenverarbeitung ohne<br />

PC.<br />

Auszug aus dem <strong>Jahre</strong>sbericht 1977/78<br />

(Bericht des Direktors HR Dr. Johann<br />

Mathis):<br />

"Wir haben ein neues Haus! Der Einsatz<br />

hat sich gelohnt, das gesteckte Ziel<br />

wurde erreicht: Der ersehnte Neubau<br />

konnte planmäßig fertiggestellt werden<br />

..."<br />

Im gleichen <strong>Jahre</strong>sbericht wird auf die<br />

neuen Lehrpläne, die ab dem Schuljahr<br />

1978/79 gelten werden, hingewiesen.<br />

Die wichtigsten Veränderungen in den<br />

kaufmännischen Unterrichtsgegenständen<br />

waren:<br />

Zusammenfassung der Unterrichtsge-<br />

48


<strong>Handelsschule</strong><br />

genstände in Rechnungswesen (Buchhaltung<br />

und Kaufmännisches Rechnen<br />

ab der 2. Klasse) und Betriebswirtschaftslehre<br />

(Betriebskunde und<br />

Schriftverkehr ab der 1. Klasse).<br />

Als neue Lehrstoffgebiete wurden u.a.<br />

die Spezielle Betriebswirtschaftslehre<br />

(Instrumentelles Rechnungswesen und<br />

Außenhandel) ab dem 4. Jahrgang in<br />

der Handelsakademie eingeführt.<br />

Im Jänner 1981 begann an der <strong>Handelsschule</strong><br />

und Handelsakademie<br />

<strong>Lustenau</strong> das von den Schülern und DV-<br />

Lehrern lang herbeigewünschte "Zeitalter"<br />

der PC`s. Die zuständige Abteilung<br />

des Ministeriums schaffte zehn Philips<br />

Mikro-Computer P 2000 an, jede Anlage<br />

bestehend aus einer Zentraleinheit mit<br />

56 KB, zwei Mini-Floppy-Laufwerken<br />

und Bildschirm, zwei Matrixdruckern<br />

der Firma Mannesmann TALLY sowie die<br />

für den Sonderunterrichtsraum erforderliche<br />

Möblierung - Kostenpunkt etwa<br />

ATS 750.000,-- (ca. € 55.000,--) - an.<br />

Heute stehen 120 Pentium 4, 1,8 - 2,6<br />

GHZ, 256 MB RAM in 6 DV-Sälen, BWZ<br />

(Betriebswirtschaftliches Zentrum) und<br />

Bibliothek.<br />

Den Gegenstand Datenverarbeitung<br />

unterrichteten damals Kollege Prof.<br />

Herbert Hug und ich, was dazu führte,<br />

dass wir in den kommenden <strong>Jahre</strong>n in<br />

erster Linie für das Fach Datenverarbeitung<br />

zuständig waren und gemeinsam<br />

die SchülerInnen mit Basic, DBASE III<br />

Plus, Multiplan, Excel, Access usw. herausforderten.<br />

Mit dem Schuljahr 1984/85 wurden die<br />

Lehrpläne der <strong>Handelsschule</strong> und Handelsakademie<br />

den Wünschen der Wirtschaft<br />

angepasst und Sofortmaßnahmen<br />

zur Verbesserung der Ausbildung<br />

beschlossen.<br />

Im <strong>Jahre</strong>sbericht 1984/85 schrieb<br />

Direktor HR Dr. Johann Mathis:<br />

"Es hat sich herumgesprochen, dass ich<br />

am 31. August dieses <strong>Jahre</strong>s in den<br />

Ruhestand trete .... Ich verabschiede<br />

mich von der ganzen Schulgemeinschaft<br />

und allen, mit denen ich im<br />

Dienste einer edlen Sache zusammenarbeiten<br />

durfte, der Erziehung und Ausbildung<br />

junger Menschen im Sinne der<br />

Aufgabe der österreichischen Schule."<br />

HR Dkfm. Heinrich Peter übernahm am<br />

1. September 1985 die Leitung der<br />

Schule und übertrug mir die Aufgaben<br />

des Administrators. Auch im Sekretariat<br />

fand ein Wechsel statt. Frau Herlinde<br />

Grabher - "unsere Schulmutter"- trat in<br />

den wohlverdienten Ruhestand und<br />

Frau Ruth Grabher folgte ihr nach. Die<br />

Zeit als Administrator war für mich sehr<br />

interessant und lehrreich. Damals<br />

erfolgte die Umstellung einiger Verwaltungstätigkeiten<br />

auf EDV-Basis - Stundenplan,<br />

Kassaführung, Schülerverwaltung,<br />

Katalog und Zeugnisse usw. Für<br />

mich waren die Schuljahre 1985/86 bis<br />

1989/90 sehr anstrengend und verbunden<br />

mit vielen Stunden vor dem Computer,<br />

beim Testen von neuen Programmen,<br />

Dienstreisen nach Wien, Abhalten<br />

von österreichweiten Seminaren für<br />

Direktoren, Administratoren und<br />

Sekretärinnen. In dieser Zeit habe ich<br />

die Verwaltungsabläufe, die Hierarchien<br />

in der Verwaltung und das Zustandekommen<br />

von "zentralen" Entscheidungen<br />

kennen gelernt und bin sehr vielen<br />

Menschen, die im oder für das österreichische<br />

Schulwesen tätig waren,<br />

begegnet und konnte wesentliche persönliche<br />

Kontakte knüpfen.<br />

Nach 5-jähriger Tätigkeit als Administrator<br />

und erfolgter Umstellung der<br />

Verwaltung auf EDV kehrte ich mit<br />

Beginn des Schuljahres 1990/91 wieder<br />

als Lehrer gänzlich in die Klasse<br />

zurück.<br />

Bereits ab diesem Schuljahr entwickelten<br />

und präsentierten SchülerInnen im<br />

Rahmen der mündlichen Matura im<br />

49


Geschichte<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Gegenstand Datenverarbeitung bzw.<br />

Organisation und Datenverarbeitung<br />

Projekte. In den folgenden <strong>Jahre</strong>n wurde<br />

sowohl für die <strong>Handelsschule</strong> als<br />

auch für die Handelsakademie das<br />

Erstellen einer Projektarbeit mit anschließender<br />

Präsentation verpflichtend<br />

in die Lehrpläne aufgenommen.<br />

Im Schuljahr 1991/92 stand in <strong>Lustenau</strong><br />

in der Klasse 1a der HAS der Schulversuch<br />

"Neue <strong>Handelsschule</strong>" mit<br />

einem völlig neu konzipierten Lehrplan<br />

an. Dazu ist im <strong>Jahre</strong>sbericht zu lesen:<br />

"Im Vordergrund steht eine starke Ausweitung<br />

der praktischen Ausbildung<br />

und damit verbunden die Verbesserung<br />

sowohl der fachlichen Kompetenz als<br />

auch der Persönlichkeitsbildung des<br />

Schülers. Damit kann ein wesentlicher<br />

Beitrag zur Vermittlung von Schlüsselqualifikationen<br />

geleistet werden."<br />

Im Schuljahr 1992/93 konnte ein<br />

modernes Großraumbüro in der Schule,<br />

in dem eine Übungsfirma die Arbeit<br />

aufgenommen hat, eröffnet werden.<br />

Kollege Prof. Dr. Josef Zankl - damals<br />

vor seiner Ernennung zum Landesschulinspektor<br />

- schrieb auf S. 36 des <strong>Jahre</strong>sberichtes<br />

1992/93 "Wie wird die<br />

Zukunft ausschauen? Jede 3. Klasse<br />

der <strong>Handelsschule</strong> und auch jede 3.<br />

Klasse der Handelsakademie (Anmerkung:<br />

heute 4. Klasse der Handelsakademie)<br />

wird eine derartige Übungsfirma<br />

betreiben. ..... Für den Lehrer stellt<br />

die Führung eines derartigen Übungsbetriebes<br />

eine große Herausforderung<br />

dar, gilt es doch, die traditionelle Lehrerrolle<br />

zu verlassen und als Mitarbeiter<br />

oder leitender Mitarbeiter in partnerschaftlicher<br />

Arbeit zu versuchen, den<br />

Schülern Hilfestellungen zu geben."<br />

Im Schuljahr 1995/96 wurde auch für<br />

die Handelsakademie ein neuer Lehrplan<br />

als "Autonomiemodell" eingeführt.<br />

50


<strong>Handelsschule</strong><br />

Als Ausbildungsziel einer HAK und HAS<br />

stand und steht natürlich an oberster<br />

Stelle eine fundierte wirtschaftliche Ausbildung,<br />

die sich im Lehrplan als roter<br />

Faden durch alle Klassen hindurchzieht.<br />

Betriebswirtschaft, Betriebswirtschaftliche<br />

Übungen und Projektmanagement,<br />

Wirtschaftliches Rechnen und Rechnungswesen<br />

bilden diesen Teil des Kernbereiches<br />

als Pflichtgegenstände, neben<br />

den allgemeinbildenden Fächern, die<br />

meiner Auffassung nach nicht gekürzt<br />

werden dürfen.<br />

Zum Haupttermin 1999 traten die<br />

ersten Maturanten aufgrund des Lehrplanes<br />

1994 zur neuen "Reife- und<br />

Diplomprüfung" an. Für die Kollegen<br />

Mag. Günter Hämmerle, Mag. Manfred<br />

Winkler und mich war das auch gleichzeitig<br />

der Auftakt zur ersten Zusammenstellung<br />

einer gemeinsamen BDA<br />

(Betriebswirtschaftliche Diplomarbeit)<br />

im Ausmaß von 8 Stunden Arbeitszeit<br />

für die MaturantenInnen. Diese BDA<br />

deckt die Gegenstände Rechnungswesen<br />

und Betriebswirtschaftslehre ab.<br />

Im Schuljahr 1999/2000 erfolgte die<br />

Umstellung auf die 5-Tage-Woche.<br />

Ebenfalls in diesem Schuljahr wurde<br />

der Schulversuch "HAS für Informationstechnologie"<br />

eingeführt. Gründe für<br />

die Lehrplanänderung waren u.a. der<br />

massive Schülerschwund in der <strong>Handelsschule</strong><br />

in der bisherigen Form.<br />

Gleichzeitig sollten die Absolventinnen<br />

und Absolventen der <strong>Handelsschule</strong><br />

bessere Berufschancen in höherwertigen<br />

Berufen bekommen, was aber aus<br />

heutiger Sicht leider noch nicht zutrifft.<br />

Im Schuljahr 2001/02 wurde der erweiterte<br />

Schulversuch "<strong>Handelsschule</strong> für<br />

Informationstechnologie und Office-<br />

Management" eingeführt.<br />

Rückblickend auf die lange Zeit als Lehrer<br />

an der <strong>Handelsschule</strong> und Handelsakademie<br />

<strong>Lustenau</strong> kann ich von mir<br />

sagen, dass meine im <strong>Jahre</strong> 1976<br />

getroffene Entscheidung für den Lehrberuf<br />

an einer berufsbildenden Schule<br />

richtig war. Ich bin nach wie vor gerne<br />

Lehrer. Für mich entscheidend ist die<br />

Einbeziehung der betrieblichen Praxis<br />

in den Unterricht. Seit 1976 bin ich<br />

neben meinem Beruf als Lehrer auch in<br />

der Privatwirtschaft - Steuerberatung,<br />

Unternehmensberatung, Seminare -<br />

tätig. Der tägliche Bezug zur betrieblichen<br />

Praxis, die laufende Weiterbildung<br />

in pädagogischer, didaktischer und in<br />

betriebswirtschaftlicher Hinsicht hat es<br />

mir möglich gemacht, dass ich die<br />

Schülerinnen und Schüler entsprechend<br />

den Anforderungen der Wirtschaft<br />

für ihr späteres Berufsleben vorbereiten<br />

kann. Auch nach 28 <strong>Jahre</strong>n<br />

Lehrerdasein gehe ich nach wie vor mit<br />

viel Freude und gutem Humor in die<br />

Klasse. Ich habe in dieser Zeit bewusst<br />

erfahren und erleben können, wieviel<br />

Freiraum ich in unserem Schulsystem -<br />

speziell in den einzelnen Stunden in der<br />

Klasse - habe. Diese Tatsache möchte<br />

ich in meinem Leben nicht missen.<br />

Prof. Mag. Johann Muxel<br />

51


Lehrkörper<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Lehrkörper des Schuljahres 1935/36<br />

Lehrkörper des Schuljahres 1977/78<br />

v.l.n.r.:<br />

1. Reihe: OStR Prof. Anton Aichinger, Hilde Hagen, Prof. Dkfm. Franz Wirth,<br />

Prof. Dkfm. Hadumuth Puchinger, Dr. Johann Mathis, OStR Prof. Dr. Hermann<br />

Hagen, FL Luise Höfle, Prof. Dkfm. Heinrich Peter, Prof. Dkfm. Christa<br />

Riedmann, Prof. Dkfm. Gerhard Hübner<br />

2. Reihe: Dr. Günter Pichler, Prof. Dr. Fritz Linder, Prof. Dr. Walter Gächter,<br />

Mag. Werner Grabher, Elisabeth Hämmerle, H. Yves Le Gallo, FL Rosmarie<br />

Wachter, Prof. Johann Muxel, Mag. I. Sohm, Prof. Wilhelm Kroner<br />

3. Prof. Dr. Josef Zankl, Prof. Mag. Herbert Hug, Grete Alge, MA Richard<br />

Reynolds, Mag. Norbert Bächle, Prof. Mag. Ernst Gasser, Prof. Dr. Erich<br />

Gantner, Prof. Dr. Werner Hämmerle, Mag. Felix Struger<br />

Auf dem Bild fehlen: Dr. W. Wintersteiger, Mag. Helmut Schwarz, Pfarrer<br />

Jaquemar<br />

52


<strong>Handelsschule</strong><br />

Lehrkörper des Schuljahres 2001/02<br />

v.l.n.r.:<br />

1. Reihe: Prof. Mag. Barbara Simma-Hörfarter, FOL Elisabeth Begle, Mag. Monika<br />

Kraus, MMag. Günter Hämmerle, Prof. Dkfm. Gerhard Hübner, Prof. Mag.<br />

Maria Wallmann, StR Elfriede Aichinger, Direktor Prof. Mag. Hermann Begle,<br />

Mag. Gerda Nägele-Dalpra, OStR Prof. Johann Muxel, Prof. Mag. Gudrun Diem,<br />

Prof. Mag. Edith Carder, OStR Prof. Margit Feuerstein, Mag. Astrid Maier<br />

2. Reihe: Prof. Mag. Günter Fitz, Dr. Reinhard Hilbe, Mag. Jochen Lerch, Dr.<br />

Rosemarie Rützler, FL Gabriele Fitz, Mag. Manuela Nigsch, Mag. Gerhard Huber,<br />

FL Petra Eder-Haslehner, Prof. Mag. Manfred Hagen, Mag. Peter Österle, Prof.<br />

Mag. Günter Fenkart, Prof. Mag. Susanne Rüscher, Dr. Bruno Winkler, Mag.<br />

Marisa Fitz, Mag. Dagmar Leotti, FL Susanne Lecher<br />

3. Reihe: Prof. Mag. Helene Stöckeler, Prof. Mag. Doris Dobros, Prof. Mag. Horst<br />

Hartmann, Prof. Mag. Arno Lecher, Dr. Ulrike Ramnek-Ritter, Prof. Mag. Leonhard<br />

Schwaiger, Mag. Franz-Paul Hammling, Mag. Michael Bachmann, OSR<br />

Hubert Graier, Prof. Mag. Johann Scheffknecht, Prof. Mag Ernst Gasser, Mag.<br />

Barbara Huber, Prof. Mag. Gudrun Wodnar, Mag. Beatrix Saiz-Mena, Mag. Angelika<br />

Kühne<br />

Auf dem Bild fehlen: Prof. Mag. Egon Fussenegger, OStR Prof. Dr. Werner Hämmerle,<br />

Prof. Mag. Manfred Winkler<br />

Lehrkörper des Schuljahres 1991/92<br />

v.l.n.r.:<br />

1. Reihe: Prof. Mag. Manfred Hagen, Mag. Roswitha Winsauer-Fink, FOL<br />

Elisabeth Begle, FOL Elfriede Aichinger, Prof. Mag. Margit Feuerstein, Mag.<br />

Doris Kremmel (Dobros), Direktor Dkfm. Heinrich Peter, OStR Dr. Fritz Linder,<br />

FOL Grete Alge, Prof. Mag. Susanne Rüscher, Mag. Monika Kraus, Mag.<br />

Maria Wallmann<br />

2. Reihe: Prof. Mag. Leonhard Schwaiger, MA Richard Reynolds, Mag. Arno<br />

Lecher, Mag. Günter Fitz, Mag. Reinhard Jäger, Prof. Dr. Walter Gächter,<br />

Mag. Barbara Huber, Mag. Gudrun Diem, Prof. Dkfm. Gerhard Hübner, Prof.<br />

Mag. Hermann Begle, Mag. Barbara Simma-Hörfarter, Prof. Dr. Josef Zankl<br />

3. Reihe: Prof. Mag. Johann Muxel, Prof. Mag. Felix Struger, Prof. Mag.<br />

Ernst Gasser, FL Hubert Graier, Mag. Franz-Paul Hammling, Mag. Egon Fussenegger,<br />

Prof. Mag. Günter Fenkart, Prof. Dr. Günter Pichler, Prof. Dr. Werner<br />

Hämmerle, Mag. Manfred Winkler, Prof. Mag. Helmut Schwarz<br />

Auf dem Bild fehlen: Prof. Mag. Norbert Bächle, Prof. Mag. Wolfgang Prantl<br />

53


Absolventen<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Der Absolventenverein<br />

Als die Schule 50 <strong>Jahre</strong> alt war, haben<br />

wir den Absolventenverein gegründet.<br />

Er hatte schon Vorgänger, den Stenografenverein<br />

<strong>Lustenau</strong> von 1937 und<br />

die Studentenverbindung ‚Mercuria'.<br />

Sie sind beide zwischen 1938 und 1945<br />

erloschen.<br />

Die <strong>Handelsschule</strong> <strong>Lustenau</strong> galt als Elite-Schule.<br />

Die Absolventen feierten<br />

noch 1921 den ‚Studienabschluss'. Und<br />

als ich 1936 die Schule abschließen<br />

konnte, war ich überzeugt, dass ich das<br />

Rüstzeug zu einem guten Kaufmann<br />

erhalten hatte. Man hatte ja schließlich<br />

auch ‚Soll und Haben' von Gustav Freytag<br />

gelesen.<br />

Ich war stolz auf meine Schule, und als<br />

im <strong>Jahre</strong> 1953 Direktor Ernst Scheffknecht<br />

an mich die Frage richtete, ob<br />

ich bei der Gründung eines Absolventenvereines<br />

mitmachen würde, da habe<br />

ich freudig ‚Ja' gesagt. Die Anregung<br />

war aus Wien gekommen, vom Generalsekretär<br />

der Österreichischen kaufmännischen<br />

Union, Direktor Alfred A.<br />

Rotter. Direktor Ernst Scheffknecht und<br />

Bürgermeister Josef Bösch haben sie<br />

sofort aufgegriffen.<br />

Ernst Scheffknecht scharte ein paar<br />

Leute um sich, die dann später auch im<br />

Vorstand wirkten:<br />

Eduard Alge (Absolvent 1927),<br />

Robert Bösch (Absolvent 1937),<br />

Sepp Grabher (Absolvent 1936),<br />

Werner Grabher (Absolvent 1938),<br />

Ferdinand Hagen (Absolvent 1940),<br />

Robert Scheffknecht (Absolvent 1934),<br />

Gebhard Zangerle (Absolvent 1947).<br />

Sie sollten in der ersten Zeit die Linie<br />

der Vereinstätigkeit bestimmen.<br />

Satzungen wurden ausgearbeitet und<br />

der Behörde vorgelegt - und am 8.<br />

September 1953 erging von der Sicherheitsdirektion<br />

für das Bundesland Vorarlberg<br />

der Nicht-Untersagungsbescheid<br />

an ‚Professor Ernst Scheffknecht'.<br />

Darin heißt es: ‚Der genannte<br />

Verein kann daher seine Tätigkeit<br />

beginnen'. Am 5. und 6. September feierte<br />

unsere Schule das 50-<strong>Jahre</strong>-<br />

Jubiläum und so konnte der in Gründung<br />

befindliche Verein gleich zum<br />

Beginn seiner Tätigkeit mit recht vielen<br />

Absolventen Kontakt aufnehmen und in<br />

persönlichen Gesprächen Mitglieder<br />

werben.<br />

Das Jubiläum der Schule war gleichzeitig<br />

das Gründungsfest des Absolventenvereines<br />

der <strong>Handelsschule</strong> <strong>Lustenau</strong><br />

- und es war ein Fest der ganzen<br />

Gemeinde: Festveranstaltungen in zwei<br />

Sälen, Feldmesse im Schulhof, Gefallenenehrung<br />

beim Kriegerdenkmal, Festumzug<br />

mit Musik und Wiesenfest hinter<br />

der ‚Taverne' - wie man halt früher<br />

Feste gefeiert hat.<br />

Leider ist die Dokumentation über die<br />

Vereinstätigkeit der ersten <strong>Jahre</strong> größtenteils<br />

verloren gegangen und erst<br />

seit 1959 haben wir mit dem Mitteilungsblatt<br />

kontinuierliche und ziemlich<br />

umfassende Informationen darüber,<br />

was der Verein wirklich geleistet hat.<br />

Im Laufe der <strong>Jahre</strong> hat sich die Vereinsarbeit<br />

ständig verändert. Aber die<br />

Satzungen mussten nur einmal geändert<br />

werden, als der Verein auch für die<br />

Absolventen der Handelsakademie<br />

offen werden sollte. Über Vorschlag von<br />

Direktor Hofrat Dr. Johann Mathis wurde<br />

der Name ‚Absolventenverein der<br />

Handelslehranstalten <strong>Lustenau</strong>' beschlossen<br />

und von der Behörde ‚nicht<br />

untersagt'.<br />

Den Weg zur Österreichischen kaufmännischen<br />

Union haben wir nie gefunden.<br />

1954 bei der IV. Delegiertenkonferenz<br />

in Graz haben wir zum ersten Mal<br />

den Kontakt gesucht. Aber bei eben<br />

dieser Konferenz beschlossen die Vereine<br />

den Austritt und gleichzeitig die<br />

Gründung eines neuen Dachverbandes,<br />

dem sie schließlich den Namen ‚Interessengemeinschaft<br />

der kaufmänni-<br />

54


<strong>Handelsschule</strong><br />

schen Absolventenverbände Österreichs'<br />

gaben. Wir konnten schon am<br />

Gründungsvertrag mitarbeiten und<br />

haben in der Folge insgesamt 15 <strong>Jahre</strong><br />

lang die Geschäfte dieser Interessengemeinschaft<br />

geführt und fünfmal die<br />

<strong>Jahre</strong>stagung in <strong>Lustenau</strong> organisiert.<br />

In den ersten <strong>Jahre</strong>n nach 1953<br />

betätigte sich der Verein - dem Muster<br />

des vorangegangenen Stenografenvereins<br />

folgend - vor allem auf dem Gebiet<br />

Jubiläum<br />

50 <strong>Jahre</strong> Absolventenverein<br />

der Weiterbildung. Es wurden Kurse in<br />

Stenografie, Maschinschreiben und<br />

Deutsch angeboten.<br />

Eine Spezialität waren Kurse in deutscher<br />

und englischer Handelskorrespondenz.<br />

Die Vortragenden waren<br />

meist Lehrer unserer Schule, die alle<br />

ohne Honorar arbeiteten.<br />

Die Lichtbildervorträge, die Exkursionen<br />

und besonders die großen Bälle (im<br />

Kronensaal oder in der Jahn-Turnhalle)<br />

waren stets gut besucht. Die Zeiten<br />

haben sich geändert. Heute sind es die<br />

Wiedersehenstreffen der Absolventenjahrgänge,<br />

die in unserer Tätigkeit<br />

breiten Raum einnehmen. Jeden Monat<br />

wird ein Jahrgang eingeladen. Und es<br />

gibt jedes Jahr im Mai ein ‚Fest der<br />

alten Absolventen'. So können sich im<br />

5-<strong>Jahre</strong>-Turnus alle Jahrgänge einmal<br />

treffen und für die Alten gibt es sogar<br />

jedes Jahr ein Fest in der Aula unserer<br />

Schule.<br />

Am 28. Februar 1959 haben wir das<br />

erste Heft unseres Mitteilungsblattes<br />

versenden können. Seither ist unser<br />

Mitteilungsblatt eine ganz wesentliche<br />

Stütze des Vereinslebens. Jeweils 50<br />

Hefte haben wir gebunden. Eben ist<br />

Heft 149 herausgekommen - es wird<br />

also schon bald einen dritten Band für<br />

das Gemeinde-Archiv geben.<br />

Am 25. April 1982 konnten wir für den<br />

legendären ersten Direktor unserer<br />

<strong>Handelsschule</strong> - Alfred Wehner - eine<br />

Bronze-Gedenktafel in ‚seinem' Schulgebäude<br />

an der Maria-Theresien-Straße<br />

(jetzt ist dort die Musikschule untergebracht)<br />

enthüllen.<br />

"25 <strong>Jahre</strong> Absolventenverein" konnten<br />

wir 1978 in großem Rahmen feiern. Die<br />

Feier im <strong>Jahre</strong> 1993, "40 <strong>Jahre</strong> ‚Absolventenverein",<br />

fiel recht bescheiden<br />

55


Absolventen<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

aus und im <strong>Jahre</strong> 2003 haben wir "50<br />

<strong>Jahre</strong> Absolventenverein" noch<br />

bescheidener gefeiert.<br />

Unter den etwas mehr als hundert Teilnehmern<br />

waren immerhin noch neun,<br />

die von Anfang an dem Verein<br />

angehören. Festredner war Dr. Josef<br />

Sebastian Feurstein, ein Absolvent des<br />

<strong>Jahre</strong>s 1928.<br />

1953 sind 160 Absolventen dem Verein<br />

beigetreten. In den folgenden <strong>Jahre</strong>n<br />

ist die Mitgliederzahl stetig angewachsen.<br />

1960 wurde mit rund 600 Mitgliedern<br />

der höchste Stand erreicht. Dann<br />

ging es langsam abwärts und 1980<br />

waren wir nur noch 530. Bis vor ein<br />

paar <strong>Jahre</strong>n sind wir über 500 geblieben<br />

- jetzt sinkt die Zahl stetig - 460<br />

sind es heute noch, die sich zu den Zielen<br />

des Vereins bekennen und den Beitrag<br />

bezahlen.<br />

Die Jungen finden den Weg zum Verein<br />

nur noch selten. Es gibt dafür viele<br />

Gründe und es gelingt dem Vereinsvorstand<br />

nicht, diesen Abwärtstrend aufzuhalten.<br />

Sepp Grabher,<br />

Absolvent 1936<br />

Sepp und Mitzi Grabher<br />

Dr. Alfred Eberle<br />

Von der <strong>Handelsschule</strong> zur Schulaufsicht<br />

In der Zeit vom Sommer 1937 bis<br />

Herbst 1938 war ich, zwecks Bestreitung<br />

des Lebensunterhaltes, als Hilfskraft<br />

in verschiedenen Bereichen der<br />

Wirtschaft tätig. Hierbei wurde mir die<br />

Notwendigkeit einer einschlägigen wirtschaftlichen<br />

Ausbildung immer mehr<br />

bewusst. Bei der Umschau nach diesbezüglichen<br />

Möglichkeiten fasste ich<br />

den Besuch einer wirtschaftlichen Fachschule<br />

ins Auge.<br />

Kaufmännische Ausbildung - wo und<br />

wie?<br />

Nach gründlicher Information entschloss<br />

ich mich, mit Beginn des Schuljahres<br />

1938/39 in die öffentliche Kaufmännische<br />

Wirtschaftsschule der<br />

Marktgemeinde <strong>Lustenau</strong> einzutreten.<br />

Von dieser traditionsreichen Lehranstalt<br />

mit ausgezeichnetem Ruf erwartete ich<br />

konkret:<br />

a) eine in zwei <strong>Jahre</strong>n abgeschlossene<br />

wirtschaftliche Grundausbildung als<br />

Voraussetzung für die Tätigkeit in<br />

der Wirtschaft oder in der öffentlichen<br />

Verwaltung;<br />

b) ein von erfahrenen Lehrpersonen<br />

56


<strong>Handelsschule</strong><br />

vermitteltes Mindestmaß an Allgemeinbildung,<br />

vor allem aber eine<br />

kaufmännische Fachausbildung,<br />

wie sie im vorliegenden Lehrplan<br />

angeboten wurde;<br />

c) eine für meine Verhältnisse unerlässliche<br />

finanzielle Beihilfe als Voraussetzung<br />

für den Beginn der Ausbildung.<br />

Diese Unterstützung wurde<br />

den Schulbesuchern bei Vorliegen<br />

der Voraussetzungen zuteil:<br />

einerseits in Form von Schulgeldermäßigung<br />

oder -befreiung, Studienbeihilfen<br />

verschiedener öffentlicher<br />

Stellen (Staat, Land, Gemeinde)<br />

und<br />

andererseits durch eine für <strong>Lustenau</strong><br />

besonders rühmliche Einstellung<br />

der Bevölkerung gegenüber bedürftigen<br />

Schülern aus dem ganzen<br />

Land. Sie fanden bei entsprechendem<br />

Bemühen neben günstiger Privatunterkunft<br />

auch die Möglichkeit<br />

eines "Freitisches" (kostenloses<br />

Mittagessen bei wohlhabenderen<br />

Familien).<br />

Ohne auf Einzelheiten der Schulführung<br />

und der Lehrgutvermittlung näher einzugehen,<br />

konnte ich rückblickend feststellen,<br />

dass meine Erwartungen hinsichtlich<br />

einer tadellosen Ausbildung an<br />

der Kaufmännischen Wirtschaftsschule<br />

<strong>Lustenau</strong> ausgezeichnet erfüllt wurden.<br />

Diese von 1938 bis 1940 unter der<br />

Direktion von Dr. Ferdinand Falger stehende<br />

mittlere kaufmännische Lehranstalt<br />

blieb mir auch auf dem weiteren<br />

Lebens-, Fortbildungs- und Berufsweg<br />

stets als Ort der Vermittlung fundamentaler<br />

wirtschaftlicher Kenntnisse in<br />

bester Erinnerung.<br />

Statt dem Eintritt in das Berufsleben<br />

wurde ich im Herbst 1940 zum Wehrdienst<br />

einberufen und leistete von 1941<br />

bis 1945 Kriegsdienst an verschiedenen<br />

Fronten (Griechenlandfeldzug, Einsatz<br />

an der Eismeerfront, Partisaneneinsatz<br />

in Jugoslawien, Einsatz an der Westalpenfront).<br />

Es waren fünf Lebensjahre. -<br />

Wirtschaftliche Weiterbildung - wo und<br />

wie?<br />

Aus englischer Gefangenschaft entlassen,<br />

entschloss ich mich, die wirtschaftliche<br />

Ausbildung auf dem "Fundament<br />

<strong>Handelsschule</strong>" fortzusetzen.<br />

An der Wirtschaftsoberschule in Bregenz<br />

Mehrerau (1937 als Handelsakademie<br />

in <strong>Lustenau</strong> gegründet), geleitet<br />

vom hochgeschätzten Direktor Dr.<br />

Rudolf Stemberger, fand ich im Herbst<br />

1945 Aufnahme in die Maturaklasse<br />

dieser Anstalt. Voraussetzung hierfür<br />

war allerdings nicht nur mein tadelloses<br />

Abschlusszeugnis der Wirtschaftsschule<br />

<strong>Lustenau</strong>, sondern auch die Tatsache,<br />

dass ich von 1934 bis 1937 die private<br />

Lehrerbildungsanstalt der Christlichen<br />

Schulbrüder in Wien besucht hatte. So<br />

konnte ich jenes Maß an Allgemeinbildung<br />

nachweisen, das den Eintritt in die<br />

Maturaklasse ermöglichte. Dies freilich<br />

bei Ablegung von nachzutragenden Teilprüfungen<br />

und unter Vorbereitung auf<br />

die Reifeprüfung auch in der zweiten<br />

lebenden Fremdsprache (Französisch).<br />

Ein hartes Schuljahr bis zur bestandenen<br />

Reifeprüfung im Frühjahr 1946!<br />

Das Studium an der Hochschule für<br />

Welthandel in Wien nahm ich im Herbst<br />

1946 unter schwíerigen Nachkriegsund<br />

Besatzungsbedingungen auf. Die<br />

wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen<br />

weckten mein Interesse in hohem<br />

Maße. Nach sehr eifrigem Studium und<br />

nach Ablegung der vorgesehenen<br />

Staatsprüfungen wurde mir im Herbst<br />

1948 der akademische Grad "Diplomkaufmann"<br />

verliehen. Im Frühjahr<br />

1950 promovierte ich zum "Doktor der<br />

Handelswissenschaften". Es muss gesagt<br />

werden, dass mir auch während<br />

57


Absolventen<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

des Hochschulstudiums das solide Fundament<br />

der Handelsschulausbildung da<br />

oder dort zustatten kam.<br />

Meine Berufstätigkeit<br />

Im Jahr 1949 begann ich als Lehrer an<br />

der Kaufmännischen Wirtschaftsschule<br />

in <strong>Lustenau</strong>. Ein Sprung ins kalte Wasser,<br />

bei Klassen mit bis zu 40 und mehr<br />

Schülern. Ich habe ihn nie bereut! Nach<br />

nebenberuflichem Studium der Wirtschaftspädagogik<br />

an der Hochschule<br />

für Welthandel erlangte ich die Lehrbefähigung<br />

für die Wirtschaftsfächer an<br />

mittleren und höheren Lehranstalten.<br />

Ab dem Schuljahr 1957/58 war ich<br />

hauptberuflich an der Bundeshandelsakademie<br />

und Bundeshandelsschule<br />

Bregenz beschäftigt, ohne die Verbin-<br />

dung zu "meiner <strong>Handelsschule</strong> <strong>Lustenau</strong>"<br />

abzubrechen.<br />

Aufgabe der Schulleitung<br />

Im Jahr 1962 wurde mir die Aufgabe<br />

des Direktors der Bundeshandelsakademie<br />

und Bundeshandelsschule Bregenz<br />

übertragen. Neben der zielstrebigen<br />

Führung dieser stark wachsenden<br />

Anstalt hatte ich in der Folge auch die<br />

Aufgabe, an der Entstehung des neuen<br />

Schulgebäudes und dessen moderner<br />

Ausstattung mitzuwirken. Eine Möglichkeit,<br />

weitere Erfahrungen zu sammeln !<br />

Die Zeit einer gewaltigen Umgestaltung<br />

des österreichischen Schulwesens war<br />

angebrochen. Das neue Schulrecht,<br />

begleitet von zahlreichen Verordnungen,<br />

sorgte nun für die gesetzliche<br />

Regelung aller schulischen Bereiche,<br />

von der Schulorganisation über die<br />

Lehrplan- und Unterrichtsgestaltung<br />

bis hin zur Regelung der Schulgemeinschaft.<br />

Vielerorts entstanden weitere<br />

kaufmännische Lehranstalten, großteils<br />

verbunden mit Schulbauten.<br />

Organ der Schulaufsicht<br />

Als ich schließlich 1975 zum Landesschulinspektor<br />

für die mittleren und<br />

höheren kaufmännischen Lehranstalten<br />

der Bundesländer Tirol und Vorarlberg -<br />

mit dem Amtssitz beim Landesschulrat<br />

für Tirol in Innsbruck - bestellt wurde,<br />

durfte ich dem gewaltigen Aufgabenbereich<br />

mit Gelassenheit und Zuversicht<br />

entgegensehen. Hatte ich doch dieses<br />

kaufmännische Schulwesen in Theorie<br />

und Praxis von Grund auf kennen,<br />

schätzen und auch lieben gelernt. So<br />

war ich in der Lage, die 20 Lehranstalten<br />

(in der Regel Handelsakademie mit<br />

angeschlossener <strong>Handelsschule</strong> und<br />

eventuellen Sonderformen) mit rund<br />

800 Lehrpersonen in allen Belangen zu<br />

beraten, ihnen nach Kräften Hilfe zu<br />

leisten und sie zu überwachen.<br />

Der Kreis war geschlossen. Am Anfang<br />

aber stand das Lernen und später das<br />

Lehren an jener <strong>Handelsschule</strong>, deren<br />

<strong>100</strong>-Jahr-Jubiläum wir in diesen Tagen<br />

erleben. Ein Fest, das ich mit großer<br />

Freude und mit den allerbesten Wünschen<br />

für die Zukunft mitfeiern darf.<br />

58


<strong>Handelsschule</strong><br />

Franz Amort<br />

Die Ausbildung an der <strong>Handelsschule</strong> in<br />

<strong>Lustenau</strong> hatte schon damals einen<br />

hervorragenden Ruf, von dem wir als<br />

Absolventen sehr profitieren konnten.<br />

Viele meiner Mitschüler hatten zum<br />

Schulende bereits Angebote von Firmen<br />

in der Tasche. Mit den - im Vergleich<br />

zu heute - bescheidenen Mitteln,<br />

die uns zur Verfügung standen, haben<br />

wir eine praxisorientierte und sehr gute<br />

Ausbildung genossen.<br />

1968 Exportsachbearbeiter (Fakturierung,<br />

Zollpapiere etc.) Fulterer & Co. KG<br />

ab 1970 Buchhaltung und Lohnverrechnung<br />

Fulterer & Co.KG, <strong>Lustenau</strong><br />

Dr. Alfred Eberle<br />

Absolvent 1940<br />

1976 im neu gegründeten Unternehmen<br />

ALFIT in <strong>Lustenau</strong> verantwortlich<br />

für sämtliche Büroarbeiten<br />

Seit 1990 verantwortlich für Personal<br />

und Lohnverrechnung (2004 für 300<br />

Mitarbeiter) bei MEPLA-ALFIT, ALFIT<br />

AG, Götzis<br />

Franz Amort<br />

Personalleiter MEPLA-ALFIT<br />

Absolvent 1968<br />

59


Absolventen<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Franz Josef Köb<br />

Karriere mit <strong>Handelsschule</strong><br />

Der <strong>Handelsschule</strong> verdanke ich bis<br />

heute ungemein viel. Nicht der Schule<br />

an sich, sondern den herausragenden<br />

Lehrerpersönlichkeiten, die mich unterrichteten.<br />

So lernte ich bei Prof. Dr. Friedrich<br />

Kerer in klarer und systematischer Weise<br />

das Fundament und die Logik der<br />

Betriebskunde, der Buchhaltung und<br />

des kaufmännischen Rechnens. Alles,<br />

was ich später in der HAK und an der<br />

Wirtschaftsuniversität lernte, waren<br />

nur noch Verfeinerungen.<br />

Prof. Thomas Hämmerle machte aus<br />

mir einen staatlich geprüften Stenotypisten.<br />

Die perfekten Steno- und<br />

Maschinschreibfertigkeiten haben mir<br />

nicht nur während meines ganzen Studiums<br />

geholfen, ganze Vorlesungen<br />

mitzuschreiben und die Dissertation<br />

(auf einer elektrischen Schreibmaschine)<br />

selbst druckreif zu tippen, sondern<br />

auch heute kann ich bei Vorträgen noch<br />

sehr genau mitschreiben und lese,<br />

unter Zeitdruck, meine Moderationen<br />

vom Stenogramm.<br />

Als ich von der <strong>Handelsschule</strong> in die<br />

Handelsakademie wechselte, brachte<br />

mir Prof. Anton Aichinger in wenigen<br />

Monaten den ganzen Lernstoff von zwei<br />

<strong>Jahre</strong>n Französisch bei. Wenn ich heute<br />

meiner Tochter Französisch-Grammatik<br />

erkläre, so geht das immer noch auf<br />

das damals gelernte systematische<br />

Wissen zurück.<br />

Am meisten verdanke ich Prof. Franz<br />

Holleyn. Es war für mich ein Glücksfall,<br />

als er in meinem letzten Schuljahr<br />

1967/68 nach <strong>Lustenau</strong> kam. Ohne ihn<br />

wäre mein Leben ganz sicher ganz<br />

anders verlaufen. Denn er beschwor<br />

mich eindringlich: "Du musst weiter<br />

machen!" D. h., er erkannte, dass mehr<br />

in mir steckte, als ich bis dahin aus mir<br />

herausgelockt und zu Tage gebracht<br />

hatte. Dieser Vorschuss an Vertrauen<br />

und seine ganz konkrete Hilfe beim<br />

schwierigen Schulwechsel stellten die<br />

Weichen in Richtung Universität, was<br />

damals für ein Arbeiterkind alles andere<br />

als selbstverständlich war.<br />

Dr. Franz Josef Köb<br />

Wissenschaftsredakteur beim ORF<br />

Radio Vorarlberg,<br />

Absolvent 1968<br />

60


<strong>Handelsschule</strong><br />

Elmar Luger<br />

Lehrkörper 1984/85<br />

Als mich Dir. Hermann Begle anrief,<br />

dachte ich mir: "Ups, was könnte denn<br />

mein ‚alter' Deutschlehrer von mir wollen?"<br />

Gleichzeitig kamen in mir so<br />

einige Bilder meiner Zeit in der <strong>Handelsschule</strong><br />

hoch. Die vielen Freundschaften,<br />

die Wienreise, Erfolge und<br />

Misserfolge, Streit und Versöhung, Verständnis<br />

und ‚Kämpfe' mit den Professoren<br />

und Professorinnen, Aktivitäten,<br />

Schulschwänzen, interessante Diskussionen,<br />

Schwärmereien, enttäuschte<br />

Verliebtheiten, der leider viel zu früh<br />

verstorbenen Klassenvorstand Richard<br />

Reynolds, die Suche nach dem 1. Job<br />

und ... irgendwie auch interessant: Was<br />

man so alles gelernt hat. Ich könnte<br />

noch viele Dinge aufzeigen, doch das<br />

würde den Rahmen mit Sicherheit<br />

sprengen. Die Zeit in der <strong>Handelsschule</strong><br />

hat mich doch sehr geprägt, auch<br />

wenn mein Weg nicht in die Privatwirtschaft<br />

geführt hat. Im Gegenteil.<br />

Zuerst wertvolle <strong>Jahre</strong> bis zum Präsenzdienst<br />

in der Gebietskrankenkasse,<br />

dann ‚das neue Leben' als Jugendleiter<br />

in der Kath. Jugend und Jungschar Vorarlbergs<br />

und seit mehr als 11 <strong>Jahre</strong>n<br />

als Leiter der Jugendabteilung in der<br />

Stadt Dornbirn.<br />

61


Absolventen<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Eines ist mir in all den <strong>Jahre</strong>n geblieben:<br />

Mein wirtschaftlicher Hausverstand,<br />

der auch meine Arbeit sehr<br />

prägt. Längst geht es im Jugend- und<br />

Sozialbereich nicht nur darum, wie<br />

‚man' Jugendliche am besten betreut<br />

und welche inhaltlichen Entwicklungen<br />

angedacht und später umgesetzt werden<br />

sollen. Nein, es geht vielmehr auch<br />

darum, ein Mindestmaß an betriebswirtschaftlichen<br />

Grundkenntnissen einzubringen<br />

und diese auch in die Tat<br />

umzusetzen. Heute bin ich auch ein<br />

wenig stolz darauf, wenn die rasche<br />

und erfolgreiche Entwicklung in der<br />

Dornbirner Jugendarbeit neben den<br />

inhaltlichen Konzepten auch darauf<br />

zurückgeführt wird, dass die Finanzgebarung<br />

des mir überantworteten<br />

Bereiches vorbildhaft wirtschaftlich,<br />

sparsam, nachvollziehbar, transparent,<br />

sinnvoll und zweckmäßig ist.<br />

Leider erlebe ich derzeit als Verantwortlicher<br />

eines Jugendbeschäftigungsprojektes<br />

(Dornbirner Jugendwerkstätten)<br />

täglich mit, welch schwierige wirtschaftliche<br />

und arbeitsmarktpolitische<br />

Situation wir haben. Und dabei gilt<br />

immer noch, je geringer die Ausbildung,<br />

umso geringer die Chance auf<br />

einen Einstieg in den Arbeitsmarkt.<br />

Auch wenn heute die Ausbildung der<br />

<strong>Handelsschule</strong> im Gegensatz zu früheren<br />

<strong>Jahre</strong>n keinen Arbeitsplatz automatisch<br />

garantiert, ist sie doch eine große<br />

Chance und gegebenenfalls auch eine<br />

Voraussetzung, überhaupt einen zu<br />

bekommen. Denn was wir in Zukunft in<br />

unserer Gesellschaft benötigen, sind<br />

nicht nur hochausgebildete Menschen<br />

in technischen Berufen, sondern verstärkt<br />

junge Menschen, die durch<br />

Engagement, Lernwillen, Verantwortungsbewusstsein,<br />

kreatives Denken,<br />

kritisches Handeln und Zuverlässigkeit<br />

fähig sind, in der Arbeitswelt‚ im ganz<br />

normalen Bereich neue Impulse zu setzen.<br />

Ich gratuliere der BHAK/HAS <strong>Lustenau</strong><br />

von Herzen zum <strong>100</strong>-jährigen<br />

Jubiläum, möge sie mehr als <strong>100</strong> weitere<br />

<strong>Jahre</strong> bestehen und einen wichtigen<br />

Beitrag für unsere Gesellschaft<br />

leisten.<br />

Elmar Luger,<br />

Absolvent 1986<br />

62


<strong>Handelsschule</strong><br />

<strong>Handelsschule</strong> 1968 - 1970<br />

Die Ausbildung in der <strong>Handelsschule</strong><br />

stellte für mich eine erste wichtige<br />

Grundschulung im kaufmännischen<br />

Bereich dar, welche für die spätere<br />

Berufsausübung jedoch nicht ausreichen<br />

konnte und durch eine intensive<br />

nebenberufliche Weiterbildung ergänzt<br />

werden musste. Vorteilhaft war die<br />

damals für Handelsschulabsolventen<br />

sehr gute Situation am Arbeitsmarkt,<br />

nachteilig das Fehlen der Matura, da<br />

die spätere Möglichkeit eines Studiums<br />

leider fehlte.<br />

Der Rückblick auf den damaligen Lehrstoff<br />

löst heute Schmunzeln aus. Was<br />

hat man uns da alles angetan? So mussten<br />

wir uns beispielsweise wochenlang<br />

mit dem "Abgekürzten Dividieren" herumschlagen,<br />

eine Rechenmethode, die<br />

heute im Zeitalter der Taschenrechner<br />

und Computer wohl niemand mehr<br />

kennt, geschweige denn nützt. Auch<br />

wurde der Versuch unternommen, uns<br />

Stenographie für Englisch beizubringen,<br />

eine - im Nachhinein betrachtet -<br />

durchaus entbehrliche Übung, vermutlich<br />

eine Therapie, um unsere Begeisterung<br />

für die <strong>Handelsschule</strong> etwas in<br />

Schach zu halten.<br />

Persönlich habe ich die Handelsschuljahre<br />

als eine sehr erlebnisreiche und<br />

schöne Zeit in Erinnerung, habe ich<br />

doch drei <strong>Jahre</strong> lang den in der ersten<br />

Betriebskundestunde gelernten Grundsatz<br />

"Mit dem geringsten Aufwand den<br />

höchstmöglichen Ertrag zu erzielen" in<br />

die Tat umgesetzt und damit die wohl<br />

bequemsten <strong>Jahre</strong> meines Lebens in<br />

der <strong>Lustenau</strong>er <strong>Handelsschule</strong> erlebt.<br />

Sehr wichtig geblieben sind mir einige<br />

prägende Lehrerpersönlichkeiten, aber<br />

auch die tolle Klassengemeinschaft, mit<br />

der noch immer gute Kontakte bestehen.<br />

Alfons Mayer<br />

Absolventenjahrgang 1970<br />

berufl. Werdegang:<br />

1970 - 1972 Textilindustrie: Debitorenbuchhaltung/Sachbuchhaltung<br />

1972 - 1982 Kfz-Handel: Rechnungswesen<br />

seit Juli 1982 Stahlgroßhandel: Leiter Rechnungswesen und Verwaltung<br />

Leiter des Qualitätswesens<br />

Kurse: Buchhalterprüfung, Bilanzbuchhalterprüfung, Kostenrechnerprüfung<br />

zahlreiche Fach- und Management-Seminare<br />

63


Absolventen<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Eine Bankkarriere<br />

Mit dem Abschluss der BHAS <strong>Lustenau</strong><br />

vor 25 <strong>Jahre</strong>n habe ich einen der<br />

Grundsteine für meine berufliche Laufbahn<br />

gelegt.<br />

Zahlen waren schon immer meine Stärke<br />

und so habe ich mich mit dem<br />

Abschlusszeugnis in der Tasche und<br />

den in einem Jahr Parisaufenthalt<br />

erworbenen Französischkenntnissen an<br />

der Handelsakademie für Berufstätige<br />

in Bregenz eingeschrieben. Mit der<br />

Matura und einem weiteren Jahr Praxis<br />

habe ich den Schritt an die Universität<br />

gewagt.<br />

Nach dem Uni-Abschluss hat das Lernen<br />

erst richtig begonnen. Ich arbeite<br />

seit 1989 in der Raiffeisenlandesbank<br />

Vorarlberg. Im ersten Jahr lernte ich als<br />

Trainee alle Abteilungen der Bank kennen.<br />

Dann betreute ich eine mir zugeteilte<br />

Anzahl von Kommerzkunden in<br />

allen ihren Finanzierungswünschen.<br />

Nach meinem Karenzurlaub wurde mir<br />

die neu geschaffene Stelle "Kreditcontrolling"<br />

anvertraut. Seit 1999 leite ich<br />

diese Abteilung. Wir haben ein ganz<br />

tolles Team. Dank meinen Mitarbeitern<br />

und den sich laufend ändernden Herausforderungen<br />

macht es jeden Tag<br />

Spaß dort zu arbeiten.<br />

Mag. Christine Pregler-Hagen<br />

Absolventin 1979<br />

Handelschulabschluss 1996 - Mehr<br />

Vorteile als erwartet<br />

Für mich stand schon sehr früh in meinem<br />

Leben fest, was ich einmal werden<br />

wollte. Ich träumte davon Krankenschwester<br />

zu sein (so wie viele junge<br />

Mädchen) und bin es auch geworden,<br />

anfangs mit meinen Zielen eher<br />

belächelt, später dann doch ernst<br />

genommen. Nach der Hauptschule war<br />

es gar nicht so einfach sich zu entscheiden.<br />

Für die Krankenpflegeschule<br />

musste ich siebzehn <strong>Jahre</strong> alt sein, also<br />

noch drei <strong>Jahre</strong> auf diese Ausbildung<br />

warten und zehn Schulstufen absolviert<br />

haben. Und falls ich meine Pläne noch<br />

ändern würde, wäre eine abgeschlossene<br />

Ausbildung vielleicht doch von Vorteil.<br />

(Der Satz könnte von meinen<br />

Eltern stammen!?)<br />

Ohne große Erwartungen und weil die<br />

<strong>Handelsschule</strong> in <strong>Lustenau</strong> ist, bin ich<br />

in diese Schule gegangen. Die Schulzeit<br />

war für mich mit einem konkreten<br />

Berufsziel im Hintergrund leicht zu<br />

bewältigen. Besonders das Arbeiten am<br />

Computer hat mir gut gefallen. Das<br />

war, wie ich erst später gemerkt habe,<br />

sehr wichtig für mich. Heutzutage ist<br />

der Umgang mit dem PC auch in mei-<br />

64


<strong>Handelsschule</strong><br />

Claudia Windhager<br />

Absolventin 1996<br />

nem Beruf Voraussetzung, obwohl wir<br />

das weder in der Krankenpflegeschule<br />

noch später in Schulungen gelernt<br />

haben. Auch jetzt noch kann ich Stunden<br />

am PC verbringen und habe meinen<br />

Spaß dabei. In den letzten <strong>Jahre</strong>n<br />

sind im Krankenhaus viele "Zettel" verschwunden<br />

und durch PC's ersetzt worden<br />

- und es gibt immer mehr! Wenn<br />

wir unser neues Pflegeprogramm kriegen,<br />

wird das händische Schreiben<br />

weitgehend aufhören, dann möchte ich<br />

nicht zu denen gehören, die nicht<br />

Maschinschreiben gelernt haben.<br />

Vorteilhaft war unser Abschlussprojekt<br />

für mich: "Der Weg für einen jungen<br />

Menschen zur eigenen Wohnung".<br />

Besonders beim Hausbauen war ich<br />

froh viele Organisationsfakten zu kennen,<br />

die ich sonst hätte nachlesen müssen.<br />

Ich konnte einen großen Zusammenhang<br />

zwischen der Wissensvermittlung<br />

und dem realen Leben feststellen.<br />

Auch für ökonomische Vorgänge<br />

habe ich ein besseres Gefühl<br />

bekommen.<br />

Im Nachhinein hat mir die Handelschule<br />

mehr gebracht, als ich es mir vorgestellt<br />

habe. Sie erleichterte mir, meine<br />

Visionen umzusetzen und vermittelte<br />

mir mehr Verständnis für wirtschaftliche<br />

Abläufe. Auch für jemanden, der anschließend<br />

noch eine spezielle Ausbildung<br />

machen möchte, ist sie sehr zu empfehlen.<br />

Ich glaube, ich würde wieder<br />

diesen Weg wählen. Es ist gut zu wissen,<br />

dass ich nicht ausschließlich als<br />

Krankenschwester arbeiten muss, sondern<br />

dass ich für den Fall der Notwendigkeit<br />

noch etwas anderes kann.<br />

Schülerarbeit<br />

65


Aktuelles<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Lehrkörper des Schuljahres 2003/04<br />

1. Reihe von links nach rechts:<br />

Prof. Mag. Gudrun Diem, OStR Prof. Mag. Johann Muxel, Prof. Mag. Susanne Rüscher, Direktor Prof. Mag. Hermann Begle, FL<br />

Susanne Lecher, Prof. Mag. Barbara Simma-Hörfarter<br />

2. Reihe von links nach rechts:<br />

Mag. Beatrix Saiz-Mena, Ruth Grabher, Mag. Barbara Huber, Mag. Angelika Kühne, Mag. Dagmar Franceschini, Prof. Mag. Edith<br />

Carder, Prof. Mag. Doris Dobros, Dipl.-Päd. Monika Schedler, Mag. Maria Giselbrecht, Dr. Bruno Winkler, MMag. Günter Hämmerle,<br />

Prof. Mag. Günter Fenkart, Mag. Michael Bachmann, OStR Prof. Mag. Margit Feuerstein, OStR Prof. Dr. Werner Hämmerle<br />

3. Rei3e von links nach rechts:<br />

OStR Prof. Mag. Leonhard Schwaiger, Mag. Bernd Hoffer, Mag. Thomas Fink, Prof. Mag. Manfred Hagen, OSR Hubert Graier, Dr.<br />

MMag. Reinhard Hilbe, Prof. Mag. Günter Fitz, Prof. Mag. Horst Hartmann, Prof. Mag. Manfred Winkler, Prof. Mag. Arno Lecher, FL<br />

Gabriele Fitz, Mag. Franz-Paul Hammling, Mag. Peter Österle, Mag. Andreas Pavel, Mag. Daniela Filz, Prof. Mag. Johann Scheffknecht,<br />

Prof. Mag. Egon Fussenegger, Mag. Ursula Fleisch-Lorenc, OStR Prof. Mag. Ernst Gasser<br />

66


<strong>Handelsschule</strong><br />

Prof. Mag. Hermann Begle<br />

Direktor; D; LÜ<br />

Mag. Michael Bachmann<br />

Netzwerkbetr., BIO; CH; PH; WINF; TKIM<br />

FOL Elisabeth Begle<br />

TXV<br />

Prof. Mag. Edith Carder<br />

E; GG<br />

Prof. Mag. Gudrun Diem<br />

Wirtschaftliche Fächer<br />

Prof. Mag. Doris Dobros<br />

Kust. LÜ; G; PB; LÜ<br />

Prof. Mag. Günter Fenkart<br />

Netzwerkbetr.; M; WINF; LÜ<br />

OStR Prof. Mag. Margit Feuerstein<br />

F; GG<br />

Mag. Daniela Filz<br />

Wirtschaftliche Fächer<br />

FL Gabriele Fitz<br />

TXV<br />

Prof. Mag. Günter Fitz<br />

Bildungsberater; F; GG<br />

Mag. Thomas Fink<br />

D; GG<br />

Mag. Ursula Fleisch-Lorenc<br />

Wirtschaftliche Fächer<br />

Mag. Dagmar Franceschini<br />

D, F<br />

Prof. Mag. Egon Fussenegger<br />

RK, LÜ<br />

OStR Prof. Mag. Ernst Gasser<br />

E; Freif. Latein<br />

Mag. Maria Giselbrecht<br />

F; RKStR<br />

OSR Hubert Graier<br />

TXV<br />

Mag. Günter Hämmerle<br />

Wirtschaftliche Fächer<br />

OStR Prof. Dr. Werner Hämmerle<br />

Kust. GG; D; GG; BWPM<br />

Prof. Mag. Manfred Hagen<br />

Betreuung Bibliothek; E; G<br />

Mag. Franz-Paul Hammling<br />

D; G; Freif. Philosophie<br />

Prof. Mag. Horst Hartmann<br />

Kust. CH; BIO; CH; PH<br />

Dr. Reinhard Hilbe<br />

Wirtschaftliche Fächer<br />

Mag. Bernd Hoffer<br />

LÜ<br />

Mag. Barbara Huber<br />

E; F<br />

Mag. Gerhard Huber<br />

Wirtschaftliche Fächer<br />

Mag. Monika Kraus<br />

D; F<br />

Mag. Angelika Kühne<br />

Rechtslehre<br />

Prof. Mag. Arno Lecher<br />

Administrator; M; PH; WINF<br />

FL Susanne Lecher<br />

TXV<br />

FL Petra Lehner<br />

TXV; WINF<br />

Mag. Astrid Maier<br />

Betreuung Bibliothek; D; GG; PB<br />

OStR Prof. Mag. Johann Muxel<br />

Wirtschaftliche Fächer<br />

Mag. Gerda Nägele-Dalpra<br />

Karenz; E; G<br />

Mag. Peter Österle<br />

Wirtschaftliche Fächer<br />

67<br />

Mag. Andras Pavel<br />

RK<br />

Dr. Ulrike Ramnek-Ritter<br />

Karenz; D; G<br />

Mag. Andrea Roloff<br />

Karenz; Wirtschaftliche Fächer<br />

Mag. Eveline Rusch<br />

Karenz; Wirtschaftliche Fächer<br />

Prof. Mag. Susanne Rüscher<br />

Kust. BIO; BIO<br />

Mag. Beatrix Saiz-Mena<br />

D; Freif. Spanisch<br />

Dipl. Päd. Monika Schedler;<br />

Kust. Audiovisuelle LM; TXV; WINF<br />

Prof. Mag. Johann Scheffknecht<br />

Kust. BWL; Wirtschaftliche Fächer<br />

Mag. Martina Scheible<br />

LÜ<br />

Mag. Marisa Schifferer<br />

E; Freif. Italienisch<br />

OStR Prof. Mag. Leonhard Schwaiger<br />

Betreuung BWZ; Wirtschaftliche Fächer<br />

Prof. Mag. Barbara Simma-Hörfarter<br />

Wirtschaftliche Fächer<br />

Prof. Mag. Helene Stöckeler<br />

Karenz; E; RK<br />

Prof. Mag. Gudrun Türk<br />

E<br />

Dr. Bruno Winkler<br />

Netzwerkbetr.; Wirtschaftliche Fächer<br />

Prof. Mag. Manfred Winkler<br />

Wirtschaftliche Fächer


Aktuelles<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Univ. Prof. Dr. Josef Aff<br />

Bildungssysteme und Schultypen<br />

im Spannungsfeld zwischen Wettbewerb<br />

und Vernetzung<br />

Angesichts tiefgreifender ökonomisch -<br />

technologischer Umwälzungen stellt<br />

sich für berufsbildende Schulen wie<br />

z. B. <strong>Handelsschule</strong>n und -akademien<br />

besonders akzentuiert die Frage, wie<br />

man auf die vielfältigen Herausforderungen<br />

im bildungspolitischen Angebot<br />

angemessen reagieren kann. Durch die<br />

wachsende Schulautonomie sind mit<br />

dieser Fragestellung nicht nur zentrale<br />

Bildungseinrichtungen wie das Bildungsministerium<br />

konfrontiert, sondern<br />

ebenso die Schulen vor Ort im<br />

Rahmen ihres Freiraums zur Lehrplangestaltung.<br />

Durch den Integrationsprozess in Europa<br />

sowie den wachsenden globalen<br />

Wettbewerb stehen vermehrt Bildungssysteme<br />

und Schultypen auf dem Prüfstand<br />

internationaler Rating-Agenturen<br />

und diverser Leistungsvergleichsstudien<br />

(Stichwort: PISA). Die Forderungen<br />

nach Reformen im Bildungssystem<br />

werden als Folge des wachsenden<br />

Wettbewerbsdrucks immer kurzatmiger<br />

und unter dem Label der Internationalisierung<br />

- was meistens eine einseitige<br />

Orientierung an angelsächsischen Traditionen<br />

bedeutet - werden historisch<br />

gewachsene Bildungsarchitekturen und<br />

Abschlüsse zunehmend in Frage<br />

gestellt. Diese Entwicklung kann man<br />

derzeit im Universitätsbereich beobachten,<br />

wo mit der Einführung von<br />

Bachelor- und Masterabschlüssen<br />

renommierte Diplomstudienabschlüsse<br />

abgeschafft werden. Der Bachelorabschluss<br />

mag im angelsächsischen Bildungssystem,<br />

wo es keine berufsbildenden<br />

Sekundarschulen gibt, ein<br />

interessanter berufsqualifizierender<br />

Abschluss sein, in Österreich mit einer<br />

qualitativ hochwertigen beruflichen<br />

Sekundarausbildung ist jedoch die Notwendigkeit<br />

eines Bachelorabschlusses<br />

zweifelhaft.<br />

Wenngleich der Autor einer "Coca-Colasierung"<br />

der Bildung unter dem bildungs-politischen<br />

Zauberwort "Internationalisierung"<br />

kritisch gegenüber steht,<br />

befürwortet er ausdrücklich einen internationalen<br />

Dialog über notwendige bildungspolitische<br />

Reformmaßnahmen<br />

gemäß dem Leitspruch des großen Politikers<br />

und Industriellen Walter Rathenau:<br />

"Denken heißt Vergleichen".<br />

1. Bildungssysteme im Vergleich zwischen<br />

Wettbewerb und Kooperation<br />

Im internationalen Vergleich stehen drei<br />

Systeme beruflicher Erstausbildung im<br />

Wettbewerb, nämlich<br />

- die modulare primär außerschulische<br />

Ausbildungsphilosophie der angelsächsischen<br />

Länder,<br />

- das Konzept der beruflichen Vollzeitschulen,<br />

wie es in Italien und Frankreich<br />

und in vielen Reformstaaten realisiert<br />

ist<br />

- sowie die duale Ausbildung, die am<br />

umfassendsten in Deutschland und in<br />

der Schweiz verwirklicht wurde.<br />

Zwischen diesen drei zentralen beruflichen<br />

Ausbildungskonzepten gibt es eine<br />

Vielzahl von Mischformen, wie das<br />

österreichische System der beruflichen<br />

Bildung im Sekundarbereich, das am<br />

Schnittpunkt zwischen beruflichen Vollzeitschulen<br />

und dem dualen System<br />

positioniert ist.<br />

In der Lehrplanreform 1994 wurden<br />

durch die Unterscheidung der Stundentafel<br />

in einen Kern- und Erweiterungsbereich<br />

verstärkt Aspekte der modularen<br />

Ausbildungsphilosophie in die HAK-<br />

Lehrpläne integriert. Die Ausbildungs-<br />

68


<strong>Handelsschule</strong><br />

schwerpunkte sowie die diversen Fachrichtungen<br />

können durchaus als vertiefende<br />

Ausbildungsmodule interpretiert<br />

werden. So gesehen werden laufend<br />

Impulse anderer Bildungssysteme in die<br />

österreichische Bildungsarchitektur<br />

integriert.<br />

Auf Grund der PISA-Studie rückte in<br />

letzter Zeit Finnland in das Zentrum<br />

eines internationalen "Bildungstourismus",<br />

an dem sich Delegationen aus<br />

Deutschland besonders eifrig beteiligten.<br />

Aus österreichischer Sicht könnte<br />

man von Finnland vor allem in zwei<br />

Bereichen lernen. Einerseits ist die hohe<br />

Wertschätzung, die die finnische Gesellschaft<br />

dem Lehrberuf entgegenbringt,<br />

vorbildlich. Andererseits sorgt in Finnland<br />

ein dichtes Netz von Psychologen,<br />

Speziallehrern, Konfliktmanagern etc.<br />

dafür, dass die Lehrer von den wachsenden<br />

sozialpädagogischen Aufgaben<br />

entlastet werden und sich daher intensiver<br />

der eigentlichen Unterrichtsarbeit<br />

widmen können. Diese "sozialpädagogische<br />

Infrastruktur", die in Finnland<br />

flächendeckend ausgebaut ist, sollte<br />

vor allem auf österreichische Hauptschulen<br />

in sozialen Brennpunktgebieten<br />

übertragen werden. Ohne das hervorragende<br />

Abschneiden Finnlands im Rahmen<br />

der PISA-Studie in Frage stellen zu<br />

wollen, muss doch relativierend angemerkt<br />

werden, dass 40 Prozent aller finnischen<br />

Schulen weniger als 50 Schüler<br />

betreuen und die Ausländerquote in<br />

Finnland unter zwei Prozent liegt. Wenn<br />

man bedenkt, dass angesichts dieser<br />

für Vorarlberger Verhältnisse exzellenten<br />

Rahmendaten 16 bis 17 Prozent der<br />

finnischen Schüler eine spezielle Förderung<br />

erhalten, wird das gute Abschneiden<br />

Finnlands im Rahmen der PISA-<br />

Studie erklärbar.<br />

2. Anmerkungen zu Tendenzen und Reformbewegungen<br />

im österreichischen wirtschaftsberuflichen<br />

Schulwesen<br />

Im Rahmen dieses Aufsatzes ist es nicht<br />

möglich, auf die vielfältigen Reformansätze<br />

im Bereich der Handelsakademien<br />

und <strong>Handelsschule</strong>n einzugehen.<br />

Es wird daher nur auf den Reformimpuls<br />

"Schulautonomie" eingegangen, andere<br />

wichtige Reformmaßnahmen wie der<br />

verstärkte Einsatz der Neuen Medien im<br />

Unterricht (Stichwort: Laptop-Klassen)<br />

bzw. die Forderung nach mehr kooperativem<br />

offenem Lernen im Unterricht<br />

werden in diesem Beitrag nicht thematisiert.<br />

Studiert man die einschlägige<br />

Literatur, so wird Autonomie der Schulen<br />

fast ausschließlich positiv bewertet.<br />

Vor allem werden die guten Erfahrungen<br />

angeführt, die skandinavische Staaten<br />

oder Holland mit einer ausgeprägten<br />

Schulautonomie erzielen konnten.<br />

Trotzdem ist eine differenziertere<br />

Betrachtung wünschenswert, weil<br />

zumindest zwischen einer personellen,<br />

finanziellen und curricularen Autonomie<br />

unterschieden werden muss.<br />

Beispielsweise verfügen die Schulen in<br />

Schweden über eine weitgehende personelle<br />

Autonomie, indem u. a. Schulleiter<br />

Lohnvereinbarungen mit Lehrer/innen<br />

(innerhalb von Margen) aushandeln<br />

können. Eine Ausweitung der<br />

personellen und finanziellen Autonomie<br />

der Schulen wird vom Autor befürwortet,<br />

eine weitere Erhöhung der curricularen<br />

Autonomie jedoch kritisch beur-<br />

69


Aktuelles<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Vor diesem Hintergrund wird eine curriculare<br />

Strategie befürwortet, die die<br />

Kernkompetenzen der Handelsakademien<br />

betont. Demnach gilt es, neben einer<br />

Allgemeinbildung sowie einem fundierten<br />

ökonomischen Orientierungswissen,<br />

das um instrumentelles Basiswissen zu<br />

ergänzen ist (Wirtschaftsinformatik,<br />

Textverarbeitung etc.), Sekundartugenden<br />

einer sozialen Marktwirtschaft zu<br />

fördern, wie Eigenverantwortung, Leistungsorientierung<br />

und soziale Sensibiteilt.<br />

Je größer nämlich der Anteil der<br />

Lehrplangestaltung der einzelnen Handelsakademien<br />

ist, desto dringlicher<br />

stellt sich die Frage der Vergleichbarkeit<br />

der Abschlüsse. Jedenfalls ist zu beachten,<br />

dass in Staaten wie England und<br />

Finnland mit einem hohen Autonomieanteil<br />

bei der Lehrplangestaltung eine<br />

rigide Prüfungskultur die Folge ist.<br />

In Finnland zum Beispiel ist die Matura<br />

zentral geregelt, die Aufgaben werden<br />

zentral gestellt und korrigiert, demnach<br />

haben Lehrkräfte auf die Zensuren keinen<br />

Einfluss. Engagierte Vertreter eines<br />

weiteren Ausbaus der curricularen<br />

Autonomie sollten bedenken, dass dieser<br />

erhöhte schulische Freiraum der<br />

Forderung nach Einführung einer Zentralmatura<br />

bzw. strenger Aufnahmetests<br />

an Universitäten Auftrieb gibt. In<br />

einer Umfrage des Guardian vom<br />

07.01.2003 gaben ein Drittel der englischen<br />

Lehrer an, in den nächsten fünf<br />

<strong>Jahre</strong>n ihren Job zu wechseln. Zu den<br />

drei am meisten demotivierenden Faktoren<br />

zählte neben wachsenden Disziplinproblemen<br />

der Stress, verursacht<br />

durch die permanente Testkultur, die als<br />

Bevormundung der Unterrichtsarbeit<br />

wahrgenommen wird. Die österreichische<br />

Tradition, wonach Maturafragen<br />

von Schulen erarbeitet und von Landesschulbehörden<br />

begutachtet werden,<br />

eröffnet mehr pädagogischen Freiraum<br />

als ein hohes Maß an Autonomie, das<br />

durch rigide Tests, die zum heimlichen<br />

Curriculum mutieren, erkauft wird.<br />

Ohne Zweifel eröffnet die Autonomie<br />

den Schulen die Möglichkeit, Schulprofile<br />

zu entwickeln und damit Engagement,<br />

Kreativität und Wettbewerb vor<br />

Ort zu fördern. Diese positive Entwicklung<br />

beinhaltet jedoch ebenfalls Gefahren,<br />

beispielsweise jene, dass manche<br />

"Schul-Flyers", die in der Regel formal<br />

sehr professionell gestaltet sind, zu<br />

"Balzritualen" verkommen. Vielfach<br />

werden nämlich in diesen Prospekten<br />

Bildungsangebote versprochen, die<br />

nicht einmal eine Elite-Universität einzulösen<br />

vermag.<br />

Dazu kommt die Gefahr, dass Schulen<br />

im Rahmen der Teilautonomie Bildungsgänge<br />

konzipieren, die einem unreflektierten<br />

Surfen am vermeintlich arbeitsmarktrelevanten<br />

Zeitgeist entsprechen.<br />

Faktum ist, dass es äußerst schwierig<br />

ist, valide Befunde über arbeitsmarktrelevante<br />

Qualifikationen in fünf bis zehn<br />

<strong>Jahre</strong>n zu bekommen. Daher wird vor<br />

einer zu aktionistischen Schulprofilpolitik<br />

gewarnt, indem ohne ausreichende<br />

Reflexion kurzfristigen Arbeitsmarktwünschen<br />

durch neue Bildungsgänge<br />

entsprochen wird. Beispielsweise stellte<br />

Web-Design vor einigen <strong>Jahre</strong>n eine<br />

große arbeitsmarktpolitische Hoffnung<br />

dar, heute ist der Glanz verblasst.<br />

70


<strong>Handelsschule</strong><br />

lität, Neugierde usw. Aus der Sicht des<br />

Autors besteht bei einigen HAK-Lehrgängen<br />

mit primär instrumenteller Orientierung<br />

(z. B. Webdesign) im Rahmen<br />

der Schulautonomie die Gefahr, dass<br />

das Kernprofil mit dem Leitfach BWL zu<br />

kurz kommt.<br />

3. Vorwärts zur Zukunft zurück - durch<br />

eine verstärkte Betonung einer Entrepreneurship-Erziehung<br />

sowie der Wirtschaftsethik<br />

(Ökonomie der Nachhaltigkeit)<br />

Vorwärts zur Zukunft zurück bedeutet u.<br />

a. eine Rückbesinnung auf die Anfänge<br />

der Handelsakademien, wo der Aspekt<br />

der unternehmerischen Selbständigkeit<br />

eine zentrale didaktische Kategorie darstellte.<br />

Heute geht es primär darum,<br />

den "entrepreneurial spirit" auch für die<br />

große Gruppe der künftigen Arbeitnehmer<br />

als "Arbeitskraftunternehmer" zu<br />

fördern. Damit ist nicht eine ideologisch<br />

einseitige Ausbildung in Richtung einer<br />

Verherrlichung des Shareholder-Value-<br />

Ansatzes gemeint, sondern das bildungspolitische<br />

Ziel, Leistungsorientierung<br />

und soziale Sensibilität stärker als<br />

bisher zu verknüpfen. Ein solches didaktisches<br />

Konzept schließt eine gezielte<br />

Begabungsförderung an beiden Rändern<br />

des Spektrums ein, und zwar als eine<br />

Didaktik des Forderns und des Förderns.<br />

Diese didaktische Zielvorstellung basiert<br />

auf der Überzeugung, dass in einer<br />

sozialen Marktwirtschaft Haltungen wie<br />

Neugierde, Eigenverantwortung, Innovationsfreude,<br />

Leistungsorientierung<br />

und Solidarität etc. von zentraler<br />

Bedeutung sind. Diese bildungspolitische<br />

Orientierung ist gerade in Österreich<br />

wichtig, wo eine "Frühpensionistenmentalität"<br />

wie Metastasen in den<br />

Köpfen vieler Menschen verankert ist<br />

(beispielsweise hat Österreich eine der<br />

geringsten Erwerbsquoten in der Gruppe<br />

der 55 bis 60-jährigen innerhalb aller<br />

OECD - Staaten). Nach diesem Verständnis<br />

sollte Entrepreneurship-Education<br />

als Querschnittsqualifikation in<br />

allen Fächern implementiert werden.<br />

Demnach werden in den ökonomischen<br />

Fächern neben Haltungen instrumentelle<br />

Kompetenzen vermittelt (z. B. Business-Plan).<br />

Die Förderung einer "mentalen<br />

Software" wie Neugierde und Eigenständigkeit<br />

stellt jedoch eine Herausforderung<br />

für alle Fächer dar. So gesehen<br />

ist Entrepreneurship-Erziehung nicht<br />

nur an das Thema Existenzgründung zu<br />

binden, weil unternehmerisches Denken<br />

in allen Bereichen der Gesellschaft notwendig<br />

ist, in der Wirtschaft ebenso wie<br />

in der Wissenschaft, Politik und Erziehung.<br />

Bei aller Wertschätzung für die Notwendigkeit<br />

der Förderung instrumenteller<br />

Fertigkeiten (z. B. im Software-Bereich),<br />

um eine zeitgemäße berufliche Qualifizierung<br />

zu gewährleisten, sollte der<br />

pädagogische Stellenwert einer Erziehung<br />

zur Mündigkeit nicht vernachlässigt<br />

werden. Im Kontext einer Handelsakademie<br />

ist daher der Wirtschaftsethik<br />

ein angemessener Stellenwert zuzuordnen.<br />

Gerade das Lernfeld "Ökonomie"<br />

eignet sich hervorragend für vielfältige<br />

ethische Fragestellungen - der Bogen<br />

reicht von Unterrichtsthemen wie "Wertpapiere"<br />

über "Marketingstrategien" bis<br />

zu Fragen der "Rechnungslegung".<br />

Eine soziale Marktwirtschaft ist nicht nur<br />

ein ökonomisches Konstrukt, sondern<br />

ebenso ein kulturell-normatives. Daher<br />

benötigt eine erfolgreiche Marktwirtschaft<br />

Menschen, für die die Vertragsethik<br />

selbstverständlich ist und die das<br />

Prinzip des Eigennutzes nicht mit Gier<br />

verwechseln. Jedenfalls kann das Verhalten<br />

vieler Spitzenmanager großer<br />

Konzerne - denken wir nur an den EON-<br />

Skandal oder an Parmalat - nicht mit<br />

den Vorstellungen des Begründers unse-<br />

71


Aktuelles<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Angesichts dieser Daten ist es wenig<br />

verständlich, dass die Berufsgruppe der<br />

Lehrer bei weitem nicht jene öffentliche<br />

Anerkennung erhält, die sie sich mehrheitlich<br />

verdient. Es gehört zu den<br />

großen Paradoxien unserer Zeit, dass<br />

Medien und sonstige Multiplikatoren<br />

stets von der zentralen Bedeutung der<br />

Wissens- und Informationsgesellschaft<br />

reden, gleichzeitig jedoch die Hauptträrer<br />

Marktwirtschaft, Adam Smith,<br />

begründet werden. Auf Smith geht die<br />

These zurück, dass der Eigennutz die<br />

eigentliche Triebfeder unseres ökonomischen<br />

Handelns darstellt. Smith formuliert<br />

jedoch als Moralphilosoph ebenso<br />

die Grenzen des Eigennutzes. Diese sind<br />

für ihn dann gegeben, wenn Eigennutz<br />

zu Lasten anderer geht. Dieser ethische<br />

Aspekt wird jedoch in einer Ökonomie<br />

der Gier auf homöopathische Dosen<br />

reduziert, wenn man daran denkt, dass<br />

EON-Manager mit gefälschten Bilanzdaten<br />

nicht nur Aktionäre, sondern auch<br />

die eigenen Mitarbeiter in den Ruin<br />

getrieben haben - inklusive deren<br />

Alterssicherung.<br />

Als Pädagogen haben wir die Aufgabe,<br />

Inhalte zu unterrichten, die zukunftsrelevant<br />

sind. Ich bin überzeugt, dass in<br />

Zukunft die Verknüpfung von ökonomischen,<br />

ökologischen und sozialen<br />

Aspekten - Stichwort Nachhaltigkeit -<br />

enorm an Bedeutung gewinnt, weil nur<br />

so langfristig das Überleben der<br />

Menschheit gesichert werden kann. Vor<br />

diesem Hintergrund ist es notwendig, im<br />

Unterricht "best-practice-Beispiele" vorzustellen,<br />

also Unternehmen, die bereits<br />

heute freiwillig diesen Standards<br />

gerecht werden. Beispielsweise erhielt<br />

die Sportartikelfirma Puma AG im Jahr<br />

2002 den Wirtschaftsethik-Preis vom<br />

deutschen Netzwerk Wirtschaftsethik,<br />

weil sie in einem selbst auferlegten Verhaltenskodex<br />

(S.A.F.E. = Social Accountability<br />

& Fundamental Environmental<br />

Standards), der auch für Zulieferfirmen<br />

gilt, Fragen des Umweltschutzes, der<br />

Menschenrechte etc. vorbildlich berücksichtigt.<br />

Trotzdem schreibt dieses Unternehmen<br />

schwarze Zahlen und ist ökonomisch<br />

erfolgreich. Diese Verknüpfung<br />

von ökonomischer Rationalität und<br />

lebenspraktischer Vernunft stellt meiner<br />

Meinung nach eine zentrale Herausforderung<br />

für eine zukunftsorientierte ökonomische<br />

Bildung dar.<br />

Zusammenfassung:<br />

Die in Österreich zu Beginn der 70er<br />

<strong>Jahre</strong> in der beruflichen Erstausbildung<br />

gewählte Strategie, neben dem dualen<br />

System die berufsbildenden Vollzeitschulen<br />

flächendeckend auszubauen,<br />

also die berufliche Erstausbildung auf<br />

die beiden Säulen "Duales System" und<br />

"berufsbildende Vollzeitschulen" zu verteilen,<br />

hat sich zu einer Erfolgsstory<br />

entwickelt. Es ist Rothe zuzustimmen,<br />

wenn er feststellt: "Nach den heute in<br />

den Industriestaaten geforderten Standards<br />

erscheint es allerdings nicht mehr<br />

möglich, über das Modell der betrieblichen<br />

Lehre den Bedarf in voller Breite<br />

der Berufsfelder abzudecken".<br />

Bei aller Notwendigkeit einer Kritik an<br />

der österreichischen Bildungsarchitektur<br />

in Teilbereichen ist jedoch zusammenfassend<br />

festzustellen, dass in Summe<br />

die Lehrerinnen und Lehrer in Österreich<br />

auf ihr Bildungssystem und ihre Arbeit<br />

stolz sein können. Beispielsweise verfügt<br />

Österreich nach Einschätzung des<br />

Schweizer Weltwirtschaftsforums über<br />

die besten öffentlichen Schulen der<br />

Welt. Ebenso wird Österreich im Word<br />

Competitiveness Yearbook 2002 weltweit<br />

unter allen Industriestaaten auf<br />

Platz drei gereiht - in Bezug auf die<br />

Anforderung, dem Markt qualifizierte<br />

Arbeitskräfte und Techniker zur Verfügung<br />

zu stellen.<br />

72


<strong>Handelsschule</strong><br />

ger der Wissensgesellschaft, nämlich die<br />

Lehrer/innen systematisch im öffentlichen<br />

Diskurs diskreditieren. Während<br />

österreichische Massenmedien die Krise<br />

der Schule konstatieren, wird in der<br />

öffentlichen Schelte weitgehend ausgeklammert,<br />

dass fast alle unbewältigten<br />

Probleme der Gesellschaft auf die Schulen<br />

abgeladen werden, indem in zahlreichen,<br />

kaum mehr überschaubaren<br />

Erlässen die Lehrer/innen mit Reparaturaufgaben<br />

überfrachtet werden. Susanne<br />

Gaschke trifft in einem interessanten<br />

Artikel mit dem Titel "Tatort Schule" in<br />

der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit"<br />

u. a. eine Feststellung, die ich voll<br />

inhaltlich teile und an das Ende meines<br />

kurzen Beitrages stellen möchte. "In<br />

keinem anderen Beruf - nicht bei Ärzten,<br />

nicht bei Juristen, nicht bei Fluglotsen<br />

- versteigen sich Nichtpraktiker zu<br />

so viel Besserwisserei wie in der Schule.<br />

Die Aufgabe der Bildungspolitiker wäre<br />

es in dieser Situation allerdings, loyaler<br />

zu ihren Beschäftigten zu stehen - und<br />

die Schulen in ihrer Obhut besser gegen<br />

rasch wechselnde Reformmoden und die<br />

billigen Forderungen der Wirtschaftsverbände<br />

zu schützen".<br />

Ich wünsche der Bundeshandelsschule<br />

und Bundeshandelsakademie <strong>Lustenau</strong><br />

auch in den nächsten <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n ein<br />

hohes Maß an Innovationsfreude und<br />

Kreativität im Unterricht, ohne dabei<br />

das Fundament bewährter Traditionen<br />

zu ignorieren - also die Sensibilität,<br />

Reformmoden von sinnvollen pädagogischen<br />

Neuerungen zu unterscheiden.<br />

Univ. Prof. Dr. Josef Aff<br />

Erlangen/Nürnberg<br />

Zur Person:<br />

Prof. Josef Aff hat die Studienrichtungen<br />

Betriebwirtschaftslehre und Wirtschaftspädagogik<br />

an der Wirtschaftsuniversität<br />

Wien absolviert und war<br />

vor seiner akademischen Laufbahn<br />

mehr als 13 <strong>Jahre</strong> Lehrer an der Handelsakademie/<strong>Handelsschule</strong><br />

Retz in<br />

Niederösterreich.<br />

Er ist zur Zeit Inhaber des Lehrstuhls<br />

für Wirtschaftspädagogik und Personalentwicklung<br />

an der Universität<br />

Erlangen-Nürnberg. Vorher war er<br />

rund 7 <strong>Jahre</strong> Professor für Wirtschaftsund<br />

Berufspädagogik an der Universität<br />

zu Köln. Seit vielen <strong>Jahre</strong>n ist er<br />

als Lehrbeauftragter bzw. als Gastprofessor<br />

an der Wirtschaftsuniversität<br />

Wien (Abt. für Wirtschaftspädagogik)<br />

tätig.<br />

Der vorliegende Beitrag stellt eine stark<br />

gekürzte Fassung eines einstündigen<br />

Vortrages dar, den der Autor am 4. April<br />

2003 auf Einladung von Herrn Dr.<br />

Fischer von der Vorarlberger Wirtschaftskammer<br />

und Herrn Dir. Begle an<br />

der BHAK <strong>Lustenau</strong> hielt.<br />

73


Aktuelles<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Bedeutung der Handelsakademien<br />

und <strong>Handelsschule</strong>n in Gegenwart<br />

und Zukunft<br />

An unseren kaufmännischen Schulen<br />

war die Schulentwicklung des zu Ende<br />

gehenden 20. Jahrhunderts dadurch<br />

gekennzeichnet, dass der einzelne Schulstandort<br />

- bedingt durch die beruflichen<br />

Erfordernisse der Region - bei Gestaltung<br />

seines Ausbildungsprogramms stärker<br />

auf Wünsche der zukünftigen Absolventinnen<br />

und Absolventen Rücksicht nehmen<br />

konnte, als dies davor möglich war.<br />

Ausbildungsschwerpunkte, Bandbreitenstundentafeln,<br />

die Etablierung der<br />

Übungsfirma, ein Heranführen der Auszubildenden<br />

an die Praxis sowie eine stärkere<br />

Berücksichtigung der Erlangung von<br />

Schlüsselqualifikationen waren die<br />

Hauptmaßnahmen, die gesetzt werden<br />

mussten, um Schülerinnen und Schülern<br />

eine pädagogische Situation zu bieten, in<br />

der sie die in der modernen Wirtschaft<br />

nachgefragten Kompetenzen auch erlernen<br />

können.<br />

In den letzten <strong>Jahre</strong>n hat sich jedoch<br />

das Anforderungsprofil für eine Absolventin<br />

bzw einen Absolventen einer kaufmännischen<br />

Schule stark verändert.<br />

Kaufmännische Kompetenzen ohne die in<br />

der Ausbildung gut abgesicherte Vermitt-<br />

lung von IT- und EDV-Kompetenzen,<br />

ohne Persönlichkeits- und soziale Kompetenzen<br />

sowie Handlungs- und Sprachkompetenzen<br />

sind singulär kaum mehr<br />

denkbar. Gerade die Koppelung und<br />

Interferenz verschiedener Kompetenzen<br />

im Rahmen der kaufmännischen Ausbildung<br />

garantieren dem Absolventen bzw<br />

der Absolventin einen sicheren und<br />

selbstbewussten Start in das berufliche<br />

Leben und eine gute Basis für die persönliche<br />

Lebensgestaltung.<br />

Aus diesem Grund wurden bereits<br />

2003 mit der Verordnung eines neuen<br />

Handelsschullehrplanes weitere Maßnahmen<br />

gesetzt, die eine Vermittlung von<br />

Persönlichkeitsbildung und sozialer Kompetenz<br />

vorsehen sowie Wahlmöglichkeiten<br />

im Sinne einer Erweiterung des Ausbildungsangebotes<br />

schaffen. Mit Salesmanagement,<br />

Officemanagement oder<br />

einem schulautonom geschaffenen Fachbereich<br />

(häufig Informationsmanagement<br />

und Informationstechnologie) werden<br />

Schwerpunkte ermöglicht, die neuen<br />

Anforderungsprofilen beruflicher Wirklichkeit<br />

in Wirtschaft und Verwaltung entsprechen.<br />

Durch den Einsatz moderner<br />

pädagogischer Methoden - verwiesen sei<br />

auf das Kooperative Offenen Lernen -<br />

sowie durch den Einsatz elektronischer<br />

Hilfsmittel wird der Zugang zu Wissen<br />

unterstützt, erleichtert und beschleunigt.<br />

Dadurch wurde gerade im Bereich des<br />

Unterrichts eine für kaufmännische Schulen<br />

neue pädagogische Dimension eröffnet.<br />

Schülerinnen und Schüler arbeiten eigenständig<br />

und selbstverantwortlich, werden<br />

befähigt, in Teams zu arbeiten und werden<br />

verstärkt von Lehrerinnen und Lehrern<br />

begleitet, um problemorientiert Fallstudien<br />

zu bearbeiten und kreative<br />

Lösungen zu entwickeln und gekonnt<br />

durch den Einsatz von Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien Arbeitsabläufe<br />

neu und rationell zu gestalten.<br />

Im Bereich der Handelsakademien stehen<br />

Lehrplanadaptionen bevor, im Rahmen<br />

dieser die Spezialisierung in verschiedene<br />

Fachrichtungen und Schwerpunkte<br />

möglich ist. Auch hier ist mit einer<br />

Erweiterung der schulischen Autonomie,<br />

der Möglichkeit neuer Unterrichtsgegenstände,<br />

der Wahl mehrerer Sprachen und<br />

neuer Ausbildungsgänge eine Erneuerung<br />

eingeschlagen worden, die modernen<br />

Anforderungsprofilen in der Wirtschaft,<br />

insbesondere in Verwaltungs- und Managementtätigkeiten<br />

entspricht. Diese inhaltlichen<br />

Erneuerungen des Lehrplans<br />

werden sich in einer Veränderung der<br />

Reife- und Diplomprüfung widerspiegeln,<br />

um die genannten Zielsetzungen der<br />

74


<strong>Handelsschule</strong><br />

neuen Handelsakademie sichtbar zu<br />

machen. Diese abschließende Qualitätssicherung<br />

soll garantieren, dass Absolventinnen<br />

und Absolventen unserer Schulen<br />

bestmöglich auf die neuen Anforderungen<br />

in Wirtschaft und Gesellschaft vorbereitet<br />

sind und auf dem Arbeitsmarkt auch<br />

erfolgreich sein werden.<br />

Aus der Menge der Ideen und Vorschläge,<br />

wie sich die kaufmännischen Schulen in<br />

Zukunft entwickeln werden, seien hier<br />

einige, aufbauend auf einige Trend-Vorhersagen,<br />

erwähnt, wieweit diese jedoch<br />

berufliche Relevanz haben werden, kann<br />

mit Sicherheit jedoch niemand sagen.<br />

Wenn John Naisbitt, der in Wien lebende<br />

Trendforscher und ehemalige Berater von<br />

John F. Kennedy, unter 10 Thesen zur<br />

Vorhersage zukünftiger Entwicklungen<br />

die Beobachtung macht, dass "wir in<br />

Informationen ertrinken", aber "uns<br />

gleichzeitig nach Wissen dürstet", so ist<br />

dies indirekt auch eine Herausforderung<br />

für Schulen, nicht nur im operationalen<br />

Bereich Schülerinnen und Schüler zu<br />

befähigen, mit neuen Informations- und<br />

Telekommunikationssystemen professionell<br />

umgehen zu können, sondern auch<br />

inhaltlich im Sinne der Anforderungen der<br />

modernen Wissensgesellschaft zu wirken:<br />

zielorientiert Wissen auszuwählen<br />

und einzusetzen, Wissen zu interpretieren<br />

und im Sinne des lebensbegleitenden<br />

Lernens ständig zu erneuern.<br />

Die Handelsakademie der Zukunft wird<br />

weiterhin eine fundierte kaufmännische<br />

Ausbildung anbieten, übergreifende und<br />

in vielen Berufsfeldern von Wirtschaft,<br />

Verwaltung, Organisation und Management<br />

einsetzbare Qualifikationen ausbilden<br />

und eine nach Wahl des Schülers bzw<br />

der Schülerin moderate Spezialisierung<br />

beinhalten.<br />

Allgemeinbildung und Fremdsprachen<br />

werden verstärkt unter dem Aspekt des<br />

Kulturerwerbes unterrichtet, soziale und<br />

kulturelle Kompetenzen werden vor allem<br />

im Hinblick auf die europäische Integration<br />

Österreichs vermittelt. Eine kaufmännische<br />

Spezialisierung erfolgt in den<br />

Bereichen wirtschaftsberatender Berufe,<br />

wobei Controlling vermehrt als Steuerungs-<br />

und Führungsinstrument Einsatz<br />

findet. In den Berufsbereichen Banken,<br />

Kredit, Versicherung sowie in finanzberatenden<br />

Berufen ist ein professionelles<br />

Umgehen mit Einrichtungen der Informationstechnologie<br />

und mit Kommunikationsnetzen<br />

ebenso Voraussetzung für<br />

eine erfolgreiche Bewältigung beruflicher<br />

Anforderungen wie soziale Kompetenz<br />

und Kommunikationsfähigkeit. Dafür<br />

sowie für eine profunde fachliche Kompetenz<br />

wird eine Handelsakademie in<br />

Zukunft verstärkt ausbilden müssen. Das<br />

vermehrte Arbeiten in Projektstrukturen<br />

macht eine gute Basisschulung im Projektmanagement<br />

erforderlich, eine Intensivierung<br />

der Entrepreneurship-Education,<br />

in der neben Schlüsselqualifikationen<br />

vor allem unternehmerisches Denken und<br />

Handeln betont wird, ist Ausbildungsziel<br />

der kaufmännischen Schulen.<br />

Da sich in den nächsten zehn <strong>Jahre</strong>n<br />

neue Berufsfelder entwickeln werden,<br />

sind die Lehrpläne kaufmännischer Schulen<br />

auf alle Fälle so konzipiert, dass neuen<br />

Anforderungen an die Ausbildung<br />

durch ein regional bestimmtes Bildungsangebot<br />

begegnet werden kann, wobei<br />

die autonom angebotenen Inhalte vom<br />

Schulstandort stärker als bisher in einen<br />

Ausbildungsgang aufgenommen werden<br />

können. Die durchaus verschiedenen<br />

Ausbildungsgänge tragen aber das unverwechselbare<br />

Markenzeichen Handelsakademie<br />

oder <strong>Handelsschule</strong>, sodass eine<br />

verlässliche und im ganzen Bundesgebiet<br />

vergleichbare kaufmännische Ausbildung<br />

auch für zukünftig neue kaufmännische<br />

Berufsbereiche zur Verfügung steht.<br />

MR Mag. Fred Burda<br />

Abteilung für kaufmännische Schulen<br />

BMBWK<br />

75


Aktuelles<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Das Kuratorium als Bindeglied zur<br />

Wirtschaft<br />

Hinter der Gründung und Etablierung<br />

der Kommunal-Gewerbe- und <strong>Handelsschule</strong><br />

<strong>Lustenau</strong> stand schon vor<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n ein Kuratorium, das sich<br />

aus Gemeindevertretern und Wirtschaftstreibenden<br />

zusammen setzte<br />

und den Schulbetrieb unterstützen<br />

sollte. Diese Zusammenarbeit zwischen<br />

Schule und Wirtschaft war und<br />

ist für die HAK/HAS <strong>Lustenau</strong> auch<br />

heute von großer Bedeutung. So wurde<br />

vor zwei <strong>Jahre</strong>n dazu ein neuer Meilenstein<br />

gesetzt.<br />

Mit großem Engagement und breiter<br />

Beteiligung der Wirtschaftstreibenden<br />

aus der weiteren Umgebung der Schule<br />

wurde Mitte 2001 auf Initiative des<br />

LSR das Kuratorium der HAK/HAS<br />

<strong>Lustenau</strong> gegründet. Federführend bei<br />

dieser Initialzündung war die Wirtschaftskammer<br />

Vorarlberg, die nicht<br />

nur in <strong>Lustenau</strong>, sondern bei allen BHS<br />

in Vorarlberg diese sehr wertvollen<br />

Kuratorien erfolgreich gründen konnte.<br />

An der HAK/HAS <strong>Lustenau</strong> konnten<br />

namhafte Persönlichkeiten aus dem<br />

öffentlichen Leben für eine Mitarbeit im<br />

Kuratorium gewonnen werden.<br />

Die Kuratorien haben einen klaren Auftrag<br />

des Landesschulrates, nämlich die<br />

Verzahnung zwischen Lehre und Praxis<br />

so eng und effizient wie möglich zu<br />

gestalten. "Das Kuratorium kann entsprechende<br />

Vorschläge und Gutachten<br />

erstatten und hat die Ausbildung und<br />

Wohlfahrt der Schüler und Abgänger<br />

der Schule zu unterstützen und zu fördern",<br />

formuliert die entsprechende<br />

Satzung des Landes.<br />

Inzwischen sind zwei erfolgreiche Arbeitsjahre<br />

des Kuratoriums vergangen.<br />

Es konnten zahlreiche wertvolle Projekte<br />

positiv umgesetzt werden. So wurde<br />

in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer<br />

eine sehr inte-ressante<br />

und gut besuchte Veranstaltung zum<br />

Thema "Bildungswege im Sekundarbereich"<br />

organisiert und erfolgreich durchgeführt.<br />

Hier wurde zusammen mit<br />

anderen Bildungsinstitutionen breit auf<br />

die Attraktivität der Bildungslaufbahn<br />

"Hauptschule - HAK/HAS" aufmerksam<br />

gemacht. Im heurigen Jahr steht neben<br />

anderen Aktivitäten die Anschaffung<br />

neuer moderner Computerbildschirme<br />

für den IT-Bereich an. Auch wird das<br />

komplette CI der Schule - inzwischen<br />

ein wenig in die <strong>Jahre</strong> gekommen - in<br />

Form von Unterrichtsprojekten von<br />

Grund auf neu aufgearbeitet!<br />

Das Engagement und Interesse der<br />

Mitglieder des Kuratoriums freut mich.<br />

Die finanzielle Unterstützung der Wirtschaftskammer<br />

sowie des Landes Vorarlberg<br />

legt die Basis für diese erfolgreiche<br />

Arbeit. Allen, die dazu ihren Beitrag<br />

leisten, sei von Herzen gedankt!<br />

DI Dietmar Alge<br />

Präsident des Kuratoriums der<br />

BHAK/BHAS <strong>Lustenau</strong><br />

76


<strong>Handelsschule</strong><br />

Kooperatives Offenes Lernen<br />

in der <strong>Handelsschule</strong><br />

Die Zeiten ändern sich, die Schüler<br />

ändern sich - und die Lehrmethoden<br />

müssen sich dem anpassen. Um einer<br />

möglichen Frustration bei Lehrern und<br />

Schülern der <strong>Handelsschule</strong> entgegenzusteuern,<br />

hat sich ein Lehrerteam dazu<br />

entschlossen, in einer Handelsschulklasse<br />

mit dem Kooperativen Offenen Lernen<br />

zu beginnen.<br />

Die Basis dieses Unterrichtsmodells wurde<br />

in einem Akademielehrgang gelegt<br />

und lehnt sich stark an den Daltonplan<br />

Helen Parkhursts an.<br />

Helen Parkhurst war eine Reformpädagogin<br />

in Amerika, die Anfang des<br />

20. Jh. mit dem "Dalton Laboratory Plan"<br />

eigene Wege beschritt. Dieser ist dezidiert<br />

auf die gemeinsame Erziehung sehr<br />

heterogener Schüler ausgerichtet und<br />

schafft die Grundlage für individuelle<br />

Lernprozesse. Sein Ziel ist die erfolgreiche<br />

Lebensbewältigung in einer dynamischen<br />

Gesellschaft.<br />

Die wichtigsten Prinzipien der Daltonschule<br />

sind demzufolge Freiheit, Kooperation<br />

und Selbstständigkeit. Die Schüler<br />

arbeiten mit Arbeitsaufträgen (Assignments),<br />

in denen für einen vorher definierten<br />

Zeitraum die zu erledigenden<br />

Arbeiten festlegt sind. Dabei können sie<br />

frei wählen, in welcher Reihenfolge sie<br />

ihre Arbeiten erledigen, wann und wo sie<br />

arbeiten, welche Hilfsmittel sie verwenden,<br />

wie sie ihre Zeit einteilen. Mit der<br />

freien Entscheidung der Schüler für die<br />

Sozialform (Einzelarbeit, Partnerarbeit,<br />

Gruppenarbeit) werden die Grundlagen<br />

für spätere Teamarbeit und gemeinschaftliche<br />

Verantwortung gelegt. Und<br />

durch das Prinzip der Selbstständigkeit<br />

sollen die Schüler selbstverantwortliche<br />

Planung und Arbeitsorganisation lernen.<br />

Diese Prinzipien liegen auch dem Modell<br />

77


Aktuelles<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

des Kooperativen Offenen Lernens<br />

zugrunde, das in unserer Schule nun das<br />

zweite Jahr praktiziert wird: Die beteiligten<br />

(4-6) Klassenlehrer bereiten für ihre<br />

Schüler Arbeitsaufträge vor, die diese in<br />

den festgelegten Freiarbeitsstunden (pro<br />

beteiligtem Fach 1-2 Stunden) bearbeiten.<br />

Dabei haben sie die Wahl des<br />

Arbeitsortes, der Sozialform, der Aufgabenreihung.<br />

Die Arbeitsaufträge enthalten<br />

nicht nur genaue Angaben zum<br />

Abgabetermin, sondern auch zu den<br />

benötigten Hilfsmitteln und dem<br />

gewünschten Endprodukt (Text, Tabelle,<br />

strukturierte Darstellung, Präsentation<br />

etc.). Häufig müssen sich die Schüler<br />

selbstständig Informationen beschaffen,<br />

diese be- und verarbeiten. Dabei können<br />

sie neben ihren Schulbüchern auch die<br />

Schulbibliothek oder das Internet verwenden.<br />

Eigenständigkeit und Selbstverantwortung<br />

wird von den Schülern<br />

auch verlangt, wenn sie einen Teil der<br />

Aufgaben mittels Lösungsblätter selbst<br />

kontrollieren müssen.<br />

Bei dieser Art zu lernen wird der Lehrer<br />

zum Lernhelfer, zum Coach. Seine Aufgabe<br />

ist das Vorbereiten des Lernprozesses<br />

und das Beraten der Schüler sowie<br />

die Durchsicht und die Beurteilung der<br />

Arbeitsaufgaben.<br />

In unregelmäßigen Abständen finden in<br />

der KOL-Klasse Klassenratssitzungen<br />

statt. Dazu werden Probleme, Beschwerden,<br />

Anregungen gesammelt, die<br />

als Tagesordnungspunkte dienen. Der<br />

Klassenrat wird von einem Schüler geleitet,<br />

der vorher bestimmt wurde und der<br />

die Sitzung auch einberuft. Dabei trainieren<br />

die Jugendlichen Gesprächsregeln<br />

und Protokollführung und erlernen<br />

Moderationstechniken.<br />

Als Ergebnis dieser Art der Unterrichtsarbeit<br />

lässt sich festhalten, dass die<br />

Schüler zwar fachlich nicht besser sind<br />

als die Klassen ohne offenes Lernen,<br />

dass sie aber in Bezug auf Selbstständigkeit<br />

und soziale Kompetenzen spürbar<br />

gewonnen haben.<br />

Mag. Gudrun Diem<br />

Mag. Astrid Maier<br />

Dipl. Päd. Monika Schedler<br />

Arbeit von Mag. Monika Kraus<br />

78


<strong>Handelsschule</strong><br />

Neuer Schwerpunktgegenstand:<br />

Office-Management<br />

Im Schuljahr 2001/02 wurde der<br />

Schulversuch "<strong>Handelsschule</strong> für Informationstechnologie"<br />

mit dem Gegenstand<br />

Office-Management gestartet.<br />

Seit dem Herbst 2003 ist dieser Gegenstand<br />

als Schwerpunkt im Lehrplan<br />

verankert. Für das Unterrichtsfach stehen<br />

sowohl in der 2. als auch in der 3.<br />

Klasse jeweils drei Wochenstunden zur<br />

Verfügung.<br />

Das Ziel von Office-Management ist es,<br />

Basiswissen aus den Gegenständen<br />

"Informations- und Office-Management",<br />

"Wirtschaftsinformatik", "Betriebliche<br />

Kommunikation und Übungsfirma",<br />

"Rechnungswesen" sowie "Betriebswirtschaft<br />

einschließlich volkswirtschaftliche<br />

Grundlagen" in praktischen<br />

Fallbeispielen anwenden zu können.<br />

Im Detail sieht es so aus, dass folgende<br />

Anforderungen an die Schüler gestellt<br />

werden:<br />

anfallende Arbeiten unter Berück -<br />

sichtigung von ergonomischen<br />

Gesichtspunkten im Sekretariat<br />

planen, durchführen, kontrollieren<br />

Präsentationsunterlagen erstellen<br />

(PowerPoint)<br />

Corporate Design berücksichtigen<br />

Kommunikationsmittel nutzen<br />

o Telefon (Call Center)<br />

o Formular<br />

o Internet-Recherche<br />

o E-Mail<br />

o Korrespondenz (kreativ gestaltet)<br />

Organisationsaufgaben mit Checklisten<br />

lösen<br />

Planung und Organisation von Geschäftsreisen<br />

inkl. Reiseabrechnung<br />

durchführen<br />

Belege kontieren und strukturiert<br />

ablegen<br />

Kassa- und Wareneingangsbuch<br />

führen<br />

Für die Schulstunden bieten sich vielfältige<br />

Gestaltungsmöglichkeiten an.<br />

So macht es den Schülern Spaß und<br />

uns viel Freude, diesen Gegenstand zu<br />

unterrichten.<br />

FL Susanne Lecher<br />

Dipl. Päd. Monika Schedler<br />

79


Aktuelles<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Die HAS <strong>Lustenau</strong> und die University<br />

of Cambridge<br />

Die HAS <strong>Lustenau</strong> und die University of<br />

Cambridge in einem Atemzug zu<br />

erwähnen, mag ungewöhnlich erscheinen,<br />

aber möglich ist dies durch die<br />

erfolgreiche Ablegung der "Business<br />

English Certificate 1 - BEC"- geworden.<br />

Ca. 50 Absolventen der HAS <strong>Lustenau</strong><br />

sind stolze (und zudem die ersten)<br />

Besitzer eines Cambridge-Zertifikates<br />

in Vorarlberg.<br />

Die Cambridge-Prüfungskommission<br />

wurde 50 <strong>Jahre</strong> vor der Gründung<br />

unserer Schule als Abteilung der University<br />

of Cambridge geschaffen. Die<br />

weltweit bekannten und anerkannten<br />

Cambridge-Prüfungen gelten als Nachweis<br />

qualifizierter Sprachkenntnisse.<br />

Sie führen zu einem Zertifikat, das alle<br />

Sprachfertigkeiten (Lesen, Schreiben,<br />

Sprechen, Hören) testet. Die Korrektur<br />

und Bewertung findet in Cambridge<br />

statt.<br />

In Bewerbungsunterlagen ist ein Cambridge-Zertifikat<br />

sicher ein Pluspunkt,<br />

denn es attestiert einen hohen Standard<br />

der kommunikativen Fähigkeiten<br />

im Geschäftsleben anhand praxisbezo-<br />

gener Aufgaben aus dem Berufsalltag.<br />

Wer ein solches Zertifikat besitzt, hat in<br />

einer mehrstündigen Prüfung die Kommunikationsfähigkeit<br />

in berufsbezogenen<br />

Situationen unter Beweis gestellt.<br />

Was die Prüfung für Handelsschüler<br />

besondert wertvoll macht, ist die Orientierung<br />

an beruflichen Arbeits- und<br />

Lernprozessen. Das im regulären Unterricht<br />

erworbene Basiswissen wird in<br />

zwei zusätzlichen Wochenstunden erweitert<br />

und vertieft.<br />

In Zeiten schwacher Konjunktur kann<br />

möglicherweise eine Verbesserung des<br />

arbeitsmarktgerechten Qualifikationsprofils<br />

die Chancen für den Einstieg ins<br />

Berufsleben steigern.<br />

Mit dem Erwerb eines Zertifikats ist der<br />

erste Schritt zur Weiterbildung nämlich<br />

80<br />

bereits innerhalb der Erstausbildung<br />

erfolgt. Diese Zusatzqualifikation vermittelt<br />

dem HAS-Absolventen ein positives<br />

Verständnis von beruflicher Weiterbildung<br />

und lebensbegleitendem<br />

Lernen.<br />

Begriffe wie "lebenslanges Lernen" signalisieren,<br />

dass es heute nicht mehr<br />

genügt, sich mit dem in der Schule<br />

erworbenen Grundwissen für eine<br />

bestimmte Tätigkeit zu qualifizieren.<br />

Immer kürzer werdende Innovationszyklen<br />

verlangen nämlich nach Mitarbeitern,<br />

die sich auf diese Veränderungen<br />

einstellen können und sich entsprechend<br />

fortbilden.<br />

Schlüsselqualifikationen erhalten unter<br />

dem Aspekt der rasch obsolet werdenden<br />

Fachkenntnisse besondere Bedeutung.<br />

So stehen soziale Qualifikationen,<br />

wie Teamfähigkeit, Kooperations- und<br />

Kommunikationsfähigkeit, bei der an<br />

Arbeitsprozessen und am beruflichen<br />

Alltag orientierten Cambridge-Prüfung


<strong>Handelsschule</strong><br />

im Mittelpunkt. Deshalb ist auch die<br />

Vorbereitung auf die Prüfung handlungs-<br />

und teamorientiert.<br />

Der Erwerb beruflicher Handlungsfähigkeit<br />

in praxisbezogenen Arbeitssituationen,<br />

besonders in der "Übungsfirma"<br />

und in Textverarbeitung, ist überhaupt<br />

erst die Grundlage für das erfolgreiche<br />

Ablegen der Cambridge-Zertifikatsprüfung.<br />

Die Praxisorientierung (z.B. Ausbildungszweig<br />

IT) im Schulalltag der<br />

HAS befähigt die Kandidaten, komplexe<br />

Handlungssituationen aus der betrieblichen<br />

Alltagswelt auch in der Fremdsprache<br />

zu bewältigen.<br />

Das Selbstverständnis der Lehrenden<br />

an einer Schule mit beruflicher Ausbildung<br />

gründet sich auf folgende Überlegungen:<br />

Nur die ständige Aktualisierung der<br />

Berufsbildung mit zeit- und praxisnaher<br />

Ausrichtung auf wirtschaftlich-technische<br />

(e-commerce, online business)<br />

und soziale Einsatzbedingungen kann<br />

den Absolventen unserer Schule die<br />

Eintrittschancen ins Berufsleben erhöhen.<br />

Prof. Mag. Ernst Gasser<br />

Das Buch ist tot -<br />

es lebe die Bibliothek?<br />

Im Zeitalter der elektronischen Medien<br />

wurde das Buch schon oft totgesagt. Es<br />

sei veraltert, unattraktiv und unbeliebt<br />

und könne dem Konkurrenzdruck der<br />

anderen Medien kaum standhalten.<br />

Trotzdem steigt nicht nur die Produktion<br />

von Büchern ständig, sondern es<br />

werden immer mehr Bücher verkauft -<br />

und die Zahl der Besucher in großen<br />

Bibliotheken wächst.<br />

Das Buch ist tot? Nein! Aber es hat<br />

Konkurrenz bekommen. In punkto<br />

Unterhaltung stehen Kinos, Fernsehen,<br />

Videos und DVDs inzwischen auf der<br />

Beliebtheitsskala zwar ganz oben, aber<br />

unübertroffen ist das Buch immer noch,<br />

wenn man sich gemütlich und in Ruhe<br />

in ein Thema vertiefen möchte. Auch<br />

als Informationsträger haben Sachbücher<br />

noch immer ein gewichtiges<br />

Wörtchen mitzureden, wenngleich der<br />

PC und vor allem das Internet einen<br />

phänomenal schnellen, günstigen und<br />

vor allem weltweiten Zugang zu Informationen<br />

jeglicher Art ermöglichen.<br />

Dieser Situation muss eine Bibliothek<br />

Rechnung tragen: Es reicht nicht mehr,<br />

nur Bücher anzubieten; eine moderne<br />

Bibliothek muss der Vielzahl an Informationsträgern<br />

gerecht werden, sie<br />

mutiert zu einem multimedialen Informationszentrum.<br />

Ganz besonders gilt das für die Schulbibliothek.<br />

Sie sieht es natürlich weiterhin<br />

als eine vorrangige Aufgabe an, die jungen<br />

Leute zum Lesen zu "verführen", in<br />

ihnen die Freude am Lesen zu wecken.<br />

Aber es ist auch sehr wichtig, den<br />

Schülern Zugang zu einem vielfältigen<br />

Informationsangebot zu ermöglichen.<br />

Sie sollen befähigt werden, mit modernen<br />

Medien umzugehen, diese auch kritisch<br />

zu nutzen, sich selbstständig aktuelles<br />

Wissen anzueignen, zu verarbeiten.<br />

81


Aktuelles<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

So ist nicht nur der Einzug der Computer<br />

in die Bibliothek gerechtfertigt,<br />

auch CDs, CD-Roms, Videobänder und<br />

DVDs werden in den nächsten <strong>Jahre</strong>n<br />

die Medienvielfalt vergrößern. An der<br />

medialen Ausstattung der Schulbibliothek<br />

zeigt sich der Wandel der Zeit, und<br />

so wird aus der "Bibliothek" langsam<br />

eine "Mediathek".<br />

In diesem Sinne erfolgte vor zwei <strong>Jahre</strong>n<br />

der Umbau unserer alten Schulbücherei<br />

in eine moderne Schulbibliothek.<br />

Aus dem ungemütlichen, oft als<br />

Abstellkammer benutzten Zimmer ist<br />

im Laufe der vergangenen zwei Schuljahre<br />

ein moderner, attraktiver Raum<br />

geworden. Viele meinen, es sei der<br />

schönste im ganzen Schulgebäude. Mit<br />

der großen Fensterfront, den weißen<br />

Wänden, dem Buchenparkett, leichten,<br />

zweckmäßigen Regalen und einer modernen<br />

Verbuchungstheke strahlt er<br />

moderne Großzügigkeit und Wärme<br />

aus.<br />

Erfreulicherweise wurden im Zuge der<br />

Reorganisation der Schulbibliothek<br />

nicht nur finanzielle Mittel für die räumliche<br />

Ausstattung zur Verfügung gestellt,<br />

sondern auch eine beträchtliche<br />

Summe für die Aktualisierung des<br />

Medienangebots.<br />

Dass die Anziehungskraft der vier Computer<br />

auf die Schüler groß sein würde,<br />

war vorauszusehen. Tatsächlich wird<br />

hier fleißig gearbeitet und der Internetanschluss<br />

auch gerne für außerschulische<br />

Zwecke genutzt. Zwölf Sitzplätze<br />

an drei Tischen laden zum Lesen und<br />

Schmökern ein, auch hier besteht die<br />

Möglichkeit, per mitgebrachtem Laptop<br />

im Internet zu surfen.<br />

Dieses Angebot wird von Schülern und<br />

Lehrern gut angenommen: Die Zahl der<br />

Bibliotheksbenutzer hat sich gegenüber<br />

früher vervielfacht, die Ausleihzahlen<br />

sind erfreulicherweise enorm gestiegen.<br />

Viele Lehrer nutzen die Bibliothek<br />

gelegentlich auch als Sonderunterrichtsraum<br />

für kleinere Schülergruppen,<br />

schicken Schüler zu Internetrecherchen,<br />

zur Suche nach Informationen<br />

in Sachbüchern oder auch einfach<br />

nur zum Schmökern. Daneben stellt<br />

eine ständig wachsende Auswahl an<br />

aktuellen Sachbüchern Basiswissen<br />

und weitergehende Informationen zu<br />

allen Schulfächern zur Verfügung. Lexika<br />

und allgemeine Nachschlagewerke<br />

runden das Angebot ab.<br />

Im Schulalltag zeigt sich immer wieder:<br />

Das Buch ist "in" - es lebe die Mediathek!<br />

Mag. Astrid Maier<br />

Bibliotheksleiterin<br />

82


<strong>Handelsschule</strong><br />

Wie sehr ich die Schule hasste<br />

von Jürgen-Thomas Ernst<br />

Wenn an einem Schultag pünktlich<br />

genau um sieben Uhr fünfundvierzig<br />

die Glocke läutete, so schrill, dass es in<br />

meinen Ohren schmerzte, wünschte ich<br />

mir immer, dass es bereits halbeins<br />

wäre oder halbfünf.<br />

Und wenn ich dann in der zweiten Reihe<br />

auf meinem Platz saß, wo ich aber<br />

nicht aus Interesse am Unterricht saß,<br />

sondern wegen meiner Kurzsichtigkeit,<br />

wenn ich also in der zweiten Reihe saß,<br />

versteckte ich mich hinter einem Heft<br />

oder Buch immer hinter der Unterrichtsstunde<br />

vor den peinlichen Befragungen<br />

des Professors, vor der beschämenden<br />

Behelligung meines Unwissens.<br />

Und immer notierte ich die ausständigen<br />

Minuten der Stunde mit einem<br />

Bleistift auf der weißgraumarmorierten,<br />

kunststofffurnierten Tischfläche der<br />

Schulbank und strich die hingesudelte<br />

Zahl durch, wenn ich nach einer Weile<br />

wieder auf die Uhr blickte, und kritzelte<br />

die ausständige Restzeit mit schwerdrückender<br />

Bleistiftmine darunter. Und<br />

je langweiliger die Stunden waren, je<br />

mathematischer, physikalischer und<br />

chemischer, desto länger wurden die<br />

Säulen der aufgeschriebenen und<br />

durchgestrichenen Zahlen. Und nicht<br />

selten kam es während dieser endlos<br />

scheinenden Stunden vor, dass ich alle<br />

zwei, drei Minuten auf die Uhr schielte<br />

und Ziffern durchstrich und durch neue<br />

ersetzte und sie immer wieder aufs<br />

neue durchstrich und ersetzte.<br />

Und wenn ich wieder einmal unruhig<br />

auf dem Stuhl hin- und herwetzte, kritzelte<br />

ich mit meinem Zirkel "I love Birgit"<br />

in die bereits von unzähligen Leidenden<br />

bearbeitete Stirnfläche der<br />

Schulbank oder kratzte und schabte<br />

mit dem flachen Winkel des Geodreiecks<br />

in vorgebohrten, kegelförmigen<br />

Löchern, in die man die Kuppe des kleinen<br />

Fingers stecken konnte, oder ich<br />

malte mit einem Kugelschreiber dicke<br />

Blumen und abstrakte Muster in Hefte,<br />

Mappen und Bücher, oder ich fuhr mit<br />

einem weichen Bleistift Slalom durch<br />

einzelne Buchseiten, vorbei an Zahlenkolonnen<br />

und Aufgabenstellungen, passierte<br />

mit ruhiger Bleistiftführung lange<br />

Zeichnungen und Symbole und zog hinunter<br />

zum Ziel, zur Seitennummerierung<br />

am Fußende des Buches. In<br />

Augenblicken tiefster Langeweile fehlte<br />

es mir aber auch nicht an der Vermessenheit<br />

mit Hilfe von Mulden und<br />

Masern, Furchen und Malen, die sich<br />

auf der weißgraumarmorierten, kunststofffurnierten<br />

Tischplatte der Schulbank<br />

befanden, den einen oder anderen<br />

Slalomkurs auszustecken und vom<br />

oberen Tischrand beginnend, in einer<br />

engen und sauberen Linie an den Toren<br />

vorbeizustreichen, um so schnell wie<br />

möglich das untere Tischende und<br />

somit das Ziel zu erreichen. Manchmal<br />

beobachtete ich auch interessiert die<br />

Mundbewegungen eines Professors,<br />

das ständige Entfernen und Näherkommen<br />

seiner Lippen und die feinen Speicheltröpfchen,<br />

die aus seinem Mund<br />

stoben, wenn seine Sätze an Wörter<br />

mit "s", "sch" oder "sp" stießen. (In den<br />

frühen Morgenstunden, wenn die Sonne<br />

seitlich gegen den Professor einfiel<br />

83


Aktuelles<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

und ich an meinem schattigen Platz in<br />

der zweiten Reihe saß, waren diesbezügliche<br />

speichelballistische Erscheinungen<br />

übrigens von erfreulicher Klarheit<br />

und Schärfe begleitet.)<br />

Hin und wieder saß ich auch einfach da<br />

und saß einfach da und blickte ins Leere<br />

und dachte an die Erlösung der<br />

Stunde durch das Läuten der Glocke,<br />

an das Mittagessen, an den erholenden<br />

Mittagsschlaf danach, an die grenzenlose<br />

Freiheit.<br />

Und dann, an einem heißen Tag im Juli<br />

1995, der Nachrichtensprecher im<br />

Radio kündigte bereits am frühen Morgen<br />

Höchsttemperaturen von einunddreißig<br />

Grad Celsius im Schatten an,<br />

saß ich auf meinem harten Stuhl in der<br />

zweiten Reihe, war festlich gekleidet,<br />

als ich mir keine Angaben über verbleibende<br />

und auszuharrende Minuten<br />

mehr machte. Ich blickte höchstens ab<br />

und zu verlegen auf die Uhr und ärgerte<br />

mich über den fließenden Sekundenzeiger,<br />

über sein rastloses Ziehen im<br />

Kreis und das langsame Nachziehen<br />

der Minuten- und Stundennadel. Und<br />

als es zum letzten Mal klingelte,<br />

schmerzte es in meinen Ohren.<br />

Am folgenden Montag begann ich in<br />

einer Textilfabrik als Fakturist zu arbeiten,<br />

als Rechnungsschreiber und Rech-<br />

nungsableger, als Zahlungserinnerer<br />

und Mahnungsschreiber. Und ich frage<br />

mich seither immer wieder, wie sehr ich<br />

die Schule eigentlich wirklich hasste.<br />

Ich glaube gar nicht.<br />

Jürgen-Thomas Ernst<br />

Absolvent 1984<br />

Geboren 1966 in <strong>Lustenau</strong><br />

<strong>Handelsschule</strong> in <strong>Lustenau</strong>,<br />

Höhere Lehranstalt für Forstwirtschaft,<br />

Fakturist in einer Viskosefabrik,<br />

Forstadjunkt,<br />

derzeit Schriftsteller und Förster<br />

1994 Dramatikerstipendium<br />

Zuerkennung mehrerer Förderungspreise<br />

und Stipendien<br />

2001 Theodor Körner Preis für das<br />

Theaterstück "Karoline Redler"<br />

2004 Uraufführung des Theaterstücks<br />

"Karoline Redler"<br />

Publikationen:<br />

1997 Monolog "Nachtschicht"<br />

1999 Drama "Der Wortmörder", Zeitschrift<br />

"Kultur"<br />

2004 Dramen "Karoline Redler", "Die<br />

Enge", Geest-Verlag<br />

Roman "Reisingers Rache", Deuticke-<br />

Verlag in Planung<br />

<strong>Handelsschule</strong> im Wandel<br />

<strong>Handelsschule</strong><br />

Hundelsschale<br />

Huelsenschadl<br />

Huelselschadn<br />

Haelselschudn<br />

Haenselschudl<br />

Haeuselschndl<br />

Hundelschlase<br />

Hundelelschas<br />

Schundelelhas<br />

Schandelhusel<br />

Schnaselhudel<br />

Schendelhausl<br />

Schadenshuell<br />

Schesahuendll<br />

Schleusenhald<br />

Schandelshule<br />

Leuhslschande<br />

Schaleshundel<br />

Landesschuhle<br />

Saehlleschnud<br />

Laehlesschund<br />

Hallasschnude<br />

Schleusehandl<br />

Schuldensahle<br />

Schuldaslehen<br />

Mag. F.-P. Hammling<br />

Lehnasschulde<br />

Lehasschnudel<br />

Duschenshalle<br />

Suehdenschall<br />

Suehdschnalle<br />

Schalenduhsel<br />

Schuldenelsah<br />

Lachendshuesl<br />

Heldnscheusal<br />

Huldesschalen<br />

Hadesluchseln<br />

Huldeslaschen<br />

Lachenshulde<br />

Schlundesahle<br />

Achsellshunde<br />

Nuhdelssaechl<br />

Dasleuhslchen<br />

Suhdelschnale<br />

Schlaushendle<br />

Nuscheldaehsl<br />

Nahdelschuesl<br />

Adeheslschlund<br />

Luhlensdachse<br />

Huelsensdachl<br />

Heullsachends<br />

84


<strong>Handelsschule</strong><br />

Kunst in der Aula<br />

Seit dem Sommer 2003 hängen in der<br />

Aula der Schule Kohleakte, die von<br />

Schülern im Rahmen des Projektunterrichtes<br />

am Schuljahresende gezeichnet<br />

wurden. Nun schon seit drei <strong>Jahre</strong>n<br />

machen Schüler unserer Schule die<br />

ersten Gehversuche im Kohle- bzw.<br />

Aktzeichnen. Aber nicht nur Schüler<br />

unserer Schule, sondern auch anderer<br />

Schulen sind in naher Zukunft eingeladen,<br />

ihre Kunstwerke auszustellen.<br />

Gegenseitig sollen sie sich motivieren,<br />

auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen.<br />

Die interschulische Kommunikation<br />

wird dadurch gefördert. Optisch<br />

ästhetisches Empfinden bzw. Lust an<br />

der Kreativität als wesentliche Faktoren<br />

der Persönlichkeitsentwicklung und als<br />

Grundstein für ein später harmonisches<br />

Leben werden dadurch vermittelt. Mut<br />

zur Muße bzw. Muse, innezuhalten in<br />

unserer hektischen, von modernen<br />

Medien geprägten Welt, sollen mit traditionellen<br />

(antiquierten?) Medien<br />

gefördert werden. U.a. wären im Rahmen<br />

der Freifächer Kunstgeschichte<br />

bzw. Ölmalen anzubieten. Auch die<br />

Wirtschaft verlangt von uns immer<br />

mehr keine Spezialisten, sondern<br />

Generalisten heranzubilden. Dazu kann<br />

die Beschäftigung mit bildender Kunst<br />

im Rahmen des Projekt- bzw. Freifachunterrichtes<br />

einen Beitrag leisten. In<br />

erster Linie sind Wechselausstellungen<br />

geplant. Auf dem Weg Richtung Konferenzzimmer<br />

wird das Ganze umrahmt<br />

mit Kohleakten bzw. von Drucken<br />

"Alter Meister". Denn der Alltag der<br />

Schüler soll durch Kunst geprägt bzw.<br />

verschönert werden.<br />

Mag. Monika Kraus<br />

Schülerarbeit<br />

85

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