DER HAUSGEIST 14 (pdf 7 MB) - CAWG eG
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32<br />
Für Ihr Wohn-Wohl-Gefühl<br />
Familien<br />
entdecken alte<br />
Leidenschaft neu<br />
Das Olympiastadion München, ein<br />
zeitloses Meisterwerk.<br />
Gespräch mit dem Vorsitzenden<br />
des Stadtverbandes Chemnitz<br />
der Kleingärtner e.V., Joachim<br />
Mosch<br />
<strong>HAUSGEIST</strong>: Wie hat sich das in Chemnitz seit Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
verankerte Kleingartenwesen in den letzten 20 Jahren<br />
entwickelt?<br />
Joachim Mosch: Wir haben seit Anfang der 1990er Jahre mehr als 500<br />
Parzellen durch den Bau von Straßen, Einkaufsmärkten, Sanierung u. ä.<br />
verloren, einige auch im Zusammenhang mit dem Hochwasserschutz.<br />
Dennoch ist in Chemnitz, wie auch in Dresden und Leipzig, das Kleingartenwesen<br />
relativ stabil. Wir haben mit mehr als 99 Prozent einen<br />
sehr hohen Verpachtungsgrad. In ländlichen Gegenden Sachsens sieht<br />
das zum Teil deutlich anders aus. Die bis zu zwei Prozent Leerstand im<br />
Zeitraum 1993 bis 1998/99 haben wir wieder aufgeholt.<br />
Worin sehen Sie die Ursachen für diese erfreuliche Tatsache?<br />
Der große Freiheitsrausch der Nachwendezeit<br />
mit dem Drang zu reisen hat sich, nicht zuletzt<br />
aufgrund der finanziellen Entwicklung, ein<br />
bisschen abgeschwächt. Zudem ist der Ein-<br />
wohnerrückgang von Chemnitz noch nicht im<br />
Kleingartenwesen angekommen.<br />
Daraus lässt sich schließen, dass die<br />
Chemnitzer Kleingärtner genau wie die<br />
Gesamtbevölkerung an einer gewissen<br />
Überalterung leiden?<br />
Nur teilweise. Seit fünf, sechs Jahren entdecken<br />
zunehmend wieder jüngere Familien<br />
den Kleingarten für sich. Man kann sagen, die Leidenschaft entwickelt<br />
sich. Natürlich verschließen wir nicht die Augen davor, dass viele unserer<br />
Mitglieder 75 Jahre und älter sind. Seit einer entsprechenden Studie<br />
von 2004 bis heute hat sich das Durchschnittsalter von 62,5 Jahren<br />
allerdings nicht erhöht. Das trifft übrigens auf ganz Sachsen und die<br />
Bundesrepublik zu.<br />
Was tun der Verband bzw. die Vereine, um jüngere Menschen<br />
anzulocken?<br />
Generell: Wenn es nicht gelingt, junge Familien nach Chemnitz zu holen,<br />
kann es negative Auswirkungen geben. Dabei sprechen wir von der<br />
Altersgruppe etwa ab 35 Jahre - die Familie mit zwei Kindern, die Erho-<br />
„<strong>DER</strong> <strong>HAUSGEIST</strong>“ · Nr. <strong>14</strong> · Herbst 2011<br />
Seit fünf, sechs Jahren<br />
entdecken zunehmend<br />
wieder jüngere Familien<br />
den Kleingarten für sich.<br />
Der Vorsitzende des Stadtverbandes Chemnitz<br />
der Kleingärtner, Joachim Mosch<br />
lung und Ausgleich im Grünen und Freiraum für den Nachwuchs sucht.<br />
Viele Vereine haben sich auf die veränderte Klientel eingestellt. Sie legen<br />
Spielplätze und Parkmöglichkeiten an oder bieten Seniorengärten an.<br />
Sehr gut machen es oft die Vereine, die sich in der Nähe von Wohngebieten<br />
befinden.<br />
Ist Wohnungsnähe heute vorrangig bei der Suche nach einem<br />
Kleingarten?<br />
Das ist ohne Zweifel ein wesentliches Kriterium. Insofern sind <strong>CAWG</strong>-<br />
Mitglieder gut dran. Ein Blick auf den Stadtplan verrät, dass die meisten<br />
Standorte der Genossenschaft von zahlreichen Kleingartenanlagen<br />
umgeben bzw. durchzogen sind.<br />
Ja, Gablenz, Bernsdorf, Yorckgebiet und Sonnenberg sind die Stadtgebiete<br />
mit der größten Kleingartendichte. Die<br />
Anlagen sind teilweise älter als die Wohngebiete,<br />
lagen bei ihrer Entstehung noch auf freiem<br />
Feld vor der Stadt. Die Kleingartenanlage<br />
„Süd-Ost“ an der Kreherstraße ist 105 Jahre<br />
alt. Andere Anlagen sind im Zuge der Bebauung<br />
mit entstanden bzw. wurden vergrößert.<br />
Können Sie bitte einige Beispiele für<br />
Zusammenspiel von Gartenvereinen und<br />
Umgebung in Bezug auf <strong>CAWG</strong>-Standorte<br />
nennen?<br />
Viele Vereine verstehen sich als Teil der Wohngebiete<br />
und tun eine Menge für die Aufwertung der Anlagen. So sind<br />
die Anlagen „Erdenglück“ und „Freiheit“ Bestandteil der „Grünen Meile<br />
auf dem Sonnenberg“. Sie bildet einen durchgängigen Grünzug vom<br />
Körnerplatz bis zum Knappteich und wird gern als Spazierweg genutzt.<br />
Kurz vorm Abschluss stehen die Aufwertungsmaßnahmen an Verbindungswegen<br />
und Plätzen in den stark von der Öffentlichkeit frequentierten<br />
Anlagen „Morgenröte“ und „Sonnige Höhe“ in Gablenz. Auch<br />
das Vereinsleben findet nicht hinter verschlossenen Türen statt. Ich<br />
denke da beispielsweise an die regelmäßigen Kinder- und Gartenfeste<br />
in der „Geibelhöhe“. Auch „Süd-Ost“ feiert in Abständen ein größeres<br />
Gartenfest, in den Anlagen „Erdenglück“ und „Zur Vogelweid“ sind die<br />
Bewohner von Sonnenberg bzw. Yorckgebiet immer mit dabei.