Jahresbericht 2011 - DFG
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Strömung für die Gesundheit<br />
Vernetzte Forschung verspricht immer<br />
Mehrwert. Das gilt für Projekte in der<br />
Einzelförderung wie „Molecule-surface<br />
scattering with velocity-con trolled<br />
molecular beams”, aber auch im Rahmen<br />
von koordinierten Verfahren wie<br />
den <strong>DFG</strong>-geförderten Schwerpunktprogrammen.<br />
„Ein Schwerpunktprogramm<br />
fördert die Kommunikation,<br />
den Austausch und erlaubt komplementäres<br />
Forschen“, fasst Martin<br />
Sommerfeld von der Martin-Luther-<br />
Universität Halle-Wittenberg dementsprechend<br />
zusammen: „Es ist eine sehr<br />
gute Art, wissenschaftlich zu arbeiten.“<br />
Sommerfeld wirkt mit am Schwerpunktprogramm<br />
„Partikel im Kontakt<br />
– Mikromechanik, Mikroprozessdynamik<br />
und Partikelkollektive“, dessen<br />
deutschlandweite Arbeiten Jürgen Tomas<br />
von der Otto-von-Guericke-Universität<br />
Magdeburg seit Sommer 2010<br />
koordiniert. Für Sommerfeld bietet das<br />
Programm den Rahmen, sich gemeinsam<br />
mit seiner Projektpartnerin Nora<br />
Urbanetz aus dem österreichischen<br />
Graz in einem Teilprojekt mit der „Bedeutung<br />
inter partikulärer Wechselwirkungen<br />
für die Anwendung von Pulvern<br />
zur Inhalation“ zu beschäftigen.<br />
Ziel der Forschungen ist es, kleine<br />
Partikel von weniger als fünf Mikrometern<br />
Durchmesser in die Alveolen<br />
der Lunge zu transportieren. Denn<br />
erst dort können sie medizinisch,<br />
Naturwissenschaften<br />
zum Beispiel gegen Asthma, wirken.<br />
Das Problem: Direkt in einen Inhalator<br />
eingebracht, klumpen die Partikel<br />
aufgrund der großen Haftkräfte<br />
zusammen. Eine mögliche Lösung<br />
scheint die Beschichtung größerer<br />
Teilchen von 50 bis 100 Mikrometern<br />
zu bieten, die sich besser in Luft<br />
dispergieren lassen. Diese sollen die<br />
kleineren Wirkstoffpartikel mit sich<br />
tragen und in den oberen Luftwegen<br />
abstreifen. „Die Träger scheidet der<br />
Körper beispielsweise durch Husten<br />
aus, während der Wirkstoff dort landet,<br />
wo er wirken soll“, fasst Sommerfeld<br />
die Idee zusammen.<br />
Doch damit dieser Prozess funktioniert,<br />
sind viele grundlagenwissenschaftliche<br />
Fragen zu klären. Diesen<br />
nähern sich Sommerfeld und Urbanetz<br />
sowohl mit Computersimulationen<br />
als auch experimentell. Urbanetz<br />
untersucht im Labor, wie die Oberfläche<br />
der Träger beschaffen sein muss.<br />
Denn nur bei Haftkräften im Bereich<br />
von Nano-Newton lösen sich die kleineren<br />
Teilchen optimal ab. Dass dies<br />
beispielsweise bei rauen Oberflächen<br />
besser funktioniert, zeigen Untersuchungen<br />
mit einem Messgerät für die<br />
atomare Bindungskraft, einem „Atomic<br />
Force Microscope“, an dessen<br />
Spitze ein Wirkstoffpartikel angeklebt<br />
und mit dem Trägerpartikel in Kontakt<br />
gebracht werden kann. Die zum<br />
Trennen benötigte Kraft entspricht<br />
der gesuchten Haftkraft.<br />
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