Die Stadt im 21. Jahrhundert - Klassenkampffeld im Wandel
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Im speziellen Fokus des inneren Feindes seien<br />
Personen, Institutionen und Organisationen, welche<br />
„hoheitliche“ oder wirtschaftliche Macht auf nationalem,<br />
internationalem oder supranationalem Niveau<br />
repräsentieren. Mit Blick auf diese strategischen<br />
Angriffsziele müssen die folgenden Orte besonders<br />
gut überwacht werden: Justiz-, Verwaltungs-, Regierungs-<br />
und Parlamentsgebäude; Infrastrukturen von<br />
Polizei- und Kontrollorganen (wie Grenzübergänge,<br />
Zollfreilager oder Personenkontrollräumlichkeiten);<br />
Botschaften; Hauptsitze von bedeutenden Konzernen<br />
und Organisationen; Handels-, Finanzzentren<br />
und Messen. Aufgrund der „erhöhten Gefährdung“<br />
gelangt auch an diesen Orten Videotechnologie heute<br />
verbreitet zum Einsatz.<br />
gesteuerte Kameras ein, so dass das Aufzeichnen der<br />
menschenleeren Haltestellen vermieden wird.<br />
Am Flughafen Zürich Kloten erfolgt die Kameraüberwachung<br />
ab der Vorfahrt der Flugzeuge für den<br />
Abflug oder die Ankunft (inkl. der Taxiwarteräume)<br />
bis hin zum Ankunfts-, und Abflugbereich für die<br />
Fluggäste. Zudem werden neben den Check-Ins der<br />
ganze Bereich des Airside Centers, sowie die Unterführungen,<br />
die Gepäckförderbänder und der Bahnhofterminal<br />
überwacht. <strong>Die</strong> Überwachung wird teils<br />
mittels Hinweisen erkennbar gemacht. <strong>Die</strong> Daten<br />
werden digital aufgezeichnet und nach 24 Stunden,<br />
bei vier Kameras für die Vorfahrten nach 72 Stunden,<br />
gelöscht.<br />
Dazu kommt die Infrastruktur. Zu denken ist an<br />
Staudämme, Kraftwerke und Leitanlagen oder sensible<br />
Verkehrseinrichtungen wie Tunnels oder Brücken,<br />
die heute mittels Videotechnologie überwacht<br />
werden. Einem besonderen „terroristischen“ Anschlagsrisiko<br />
ausgesetzt seien zudem Objekte, von<br />
denen eine besondere symbolische Wirkung ausgeht,<br />
wie Synagogen, Kirchen, Moscheen oder Denkmäler.<br />
Überwachung der Grenzen des Nationalstaates<br />
An der „Landesgrenze“, <strong>im</strong> grenznahen Raum,<br />
auf Flughäfen und an Grenzbahnhöfen findet bereits<br />
heute ein verbreiteter Einsatz von Videotechnologie<br />
statt. <strong>Die</strong>se Gebiete seien wegen „Zolldelikten“ und<br />
der „illegalen“ Ein- und Ausreise von Personen unterschiedlichster<br />
„Gefährlichkeit“ einer erhöhten Intensität<br />
an „Alltagskr<strong>im</strong>inalität“ bis hin zu „terroristischer<br />
Gewalt“ ausgesetzt. So das EJPD schon 2007.<br />
Videoüberwachung in der Zuständigkeit der SBB<br />
<strong>Die</strong> SBB setzen die Videoüberwachung <strong>im</strong> öffentlich<br />
zugänglichen Raum heute massiv ein. Sie erfolgt<br />
vorab zur Verhinderung von „ungebührlichem<br />
Verhalten“ und „Alltagskr<strong>im</strong>inalität” und wird der<br />
Öffentlichkeit mittels Schildern und Piktogrammen<br />
angezeigt. Überwacht werden Perrons, Wartehallen,<br />
Schalterhallen, Zugänge (Drehkreuzdurchgänge),<br />
Ticketautomaten und Liftzugänge. Soweit die SBB<br />
Videosignale aufzeichnen und diese Aufzeichnungen<br />
Personendaten enthalten, müssen sie nach der<br />
Auswertung durch die Bahnbullen innerhalb von 24<br />
Stunden vernichtet werden. <strong>Die</strong> SBB überwachen ihre<br />
Anlagen nicht nur dissuasiv, sondern auch observativ.<br />
Solche Aufnahmen erfolgen ohne Aufzeichnung<br />
und beschränken sich auf die sichere betriebliche Abwicklung<br />
des Zugverkehrs und der Passagierströme.<br />
<strong>Die</strong> Konsumtempel in den sieben Grossbahnhöfen<br />
der Schweiz werden seit Herbst 2007 rund um<br />
die Uhr mit Videokameras überwacht. <strong>Die</strong> Signale<br />
werden aufgezeichnet und <strong>im</strong> Bedarfsfall ausgewertet.<br />
Neun grössere bediente SBB Bahnhöfe (sog.<br />
„Bahnhöfe plus“) werden heute ohne Aufzeichnung<br />
videoüberwacht. In über hundert nicht bedienten<br />
Regionalbahnhöfen der SBB werden die Ticket- und<br />
Warenverkaufsautomaten videoüberwacht. <strong>Die</strong> Aufnahmen<br />
werden rund um die Uhr aufgezeichnet.<br />
Das SBB Rollmaterial des gesamten Regionalverkehrs<br />
ist mit Videoüberwachung ausgerüstet. <strong>Die</strong><br />
Aufnahmen werden in jedem Wagen lokal aufgezeichnet.<br />
Im Ereignisfall können die über die Überwachung<br />
informierten Fahrgäste über eine SOS<br />
Gratisnummer direkt mit der Einsatzzentrale der Securitrans<br />
in Kontakt treten.<br />
<strong>Die</strong> permanente dissuasive und observative Videoüberwachung<br />
ist heute auch bei den regionalen<br />
Verkehrsbetrieben verbreitet. Eine „Arbeitsgruppe<br />
Security” der Sicherheitschefs der städtischen Verkehrsbetriebe<br />
in der Schweiz erarbeiteten 2006 einen<br />
Leitfaden zum Thema Videoüberwachung. Ebenfalls<br />
mit CCTV observiert werden in der Regel die Bergund<br />
Talstationen von Bergbahnen, vereinzelt auch<br />
Parkhäuser bei Eisenbahnbetrieben, Barrieren, Kassen<br />
sowie die Parkflächen.<br />
In städtischen Agglomerationen werden die Fahrgasträume<br />
auch in Bussen videoüberwacht. In der<br />
Regel wird der Businnenraum, insbesondere der Eingangsbereich,<br />
mit zwei bis fünf Kameras überwacht.<br />
Teilweise ist be<strong>im</strong> Fahrer ein Monitor installiert.<br />
Dort, wo Videoüberwachung eingesetzt wird, sind<br />
heute vor allem die in der Nacht eingesetzten Busse<br />
mit entsprechenden Anlagen ausgerüstet. <strong>Die</strong> aufgenommenen<br />
Daten werden in der Regel <strong>im</strong> Bus digital<br />
gespeichert. Bei grösseren Betrieben erfolgt vor der<br />
Speicherung eine Verschlüsselung. <strong>Die</strong> Aufbewahrungsfristen<br />
betragen meist 24 oder 72 Stunden. Bei<br />
den Trams sind die neuen Triebwagen mit Videoüberwachungsanlagen<br />
ausgerüstet. Wie bei den Bussen<br />
werden besonders die Eingangsbereiche der Wagen<br />
überwacht. Auch Tramhaltestellen (z.B. am L<strong>im</strong>matplatz<br />
in Zürich) werden <strong>im</strong>mer öfters überwacht Ein<br />
Verkehrsbetrieb setzte <strong>im</strong> Pilotversuch bewegungs-<br />
<strong>Die</strong> Überwachungsanlage des Flughafen Zürich<br />
Kloten ist gemäss Erhebung die einzige, welche - örtlich<br />
sehr begrenzt - Privacy Filter einsetzt. Einzelne<br />
Kameras können ferngesteuert werden. Zugriff auf<br />
die Daten haben <strong>im</strong> Ereignisfall die Flughafenbetreiberin<br />
Unique, die Kapo Zürich und das Zollinspektorat.<br />
<strong>Die</strong> Flughafenbullen führen seit 2003 bei ausgewählten<br />
Flügen/Flugrouten sogenannte „vorgelagerte<br />
Grenzkontrollen zur Erkennung illegaler Migration“<br />
durch. Zu diesem Zweck wird direkt bei den Gates<br />
das Videoüberwachungs- und Gesichtserkennungssystem<br />
FAREC (Face Recognition) zur biometrischen<br />
Identifikation betrieben. <strong>Die</strong> biometrische Erfassung<br />
der Gesichter erfolgt mittels Einzelfotografien und ist<br />
nur bei guten Lichtverhältnissen möglich. <strong>Die</strong> Erfassung<br />
aus einer grösseren Zahl von Personen heraus<br />
ist aufgrund von Qualitätsmängeln noch fehlerhaft.<br />
Bei späteren Personenkontrollen auf dem Flughafengelände<br />
innerhalb der Aufbewahrungsdauer von 60<br />
Tagen, wird ein Bildvergleich vorgenommen, um illegal<br />
anwesende MigrantInnen zu erkennen und zu<br />
verhaften.<br />
Videoüberwachung der Verwaltungs-, Parlaments-<br />
und Regierungsgebäude des Bundes<br />
<strong>Die</strong> Videoüberwachung der Verwaltungs-, Parlaments-<br />
und Regierungsgebäude wird in der vom<br />
Bundessicherheitsdienst (BSD) betriebenen Alarmzentrale<br />
der Bundesverwaltung wahrgenommen. Der<br />
BSD kann an den genannten Orten Bildaufnahmeund<br />
Bildaufzeichnungsgeräte auch zur Aufzeichnung<br />
und Auswertung von präventiv beschafften Perso-<br />
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