felix 2015
Erleben Sie die besten des Sports - das Jahrbuch zur Sportlerwahl 2015 in Nordrhein-Westfalen.
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Die Akteure | 15<br />
Bei der Tour de France durfte Radprofi André<br />
Greipel in diesem Jahr gleich vier Etappensiege<br />
bejubeln.<br />
Disziplin und der Respekt vor der Leistung aller Fahrer<br />
in meinem Team.“<br />
Bei der neuen Mannschaft explodierte Greipels Leistung. Er<br />
ist ein Teamplayer. Und mit jedem Sieg wächst sein Selbstvertrauen:<br />
Er schlug Cavendish im Massensprint bei der Tour 2011,<br />
seiner Premiere in Frankreich, er holte im selben Jahr Bronze bei den Straßenweltmeisterschaften<br />
in Kopenhagen und gewann bis 2014 fünf weitere Etappen beim<br />
wichtigsten Radrennen der Welt. Dort wo Schatten war, ist nun Licht. Greipel gehört zum<br />
elitären Kreis der Radrennfahrer, die bei allen drei großen Rundfahrten (Giro, Tour und<br />
Vuelta) Etappensiege verbuchen konnten.<br />
André Greipel drückt der Tour de France <strong>2015</strong> seinen Stempel auf<br />
DER SCHNELLSTE MANN DER<br />
TOUR RAST ALLEN DAVON<br />
Mit 33 Jahren lässt André Greipel seine Konkurrenz alt aussehen. Der Radrennfahrer aus Hürth schreibt das erfolgreichste<br />
Jahr seiner Karriere. Seit zehn Jahren ist der gebürtige Rostocker Profi, <strong>2015</strong> feiert er späte Genugtuung<br />
in seinem Sportlerleben. Lange stand Greipel im Schatten von Mark Cavendish und Marcel Kittel. Nicht<br />
aber in diesem Jahr: Vier Etappensiege bei der Tour de France, Sieger bei den Cyclassics in Hamburg und unter<br />
anderem ein Etappensieg beim Giro d’Italia – André Greipel ist nur schwer zu stoppen.<br />
Als es um die letzte Kurve geht, hat André Greipel sieben Fahrer<br />
vor sich. Tausende Menschen säumen die Champs Élysées in<br />
Paris. Es ist die finale, die ruhmreichste Etappe der Tour de France, die<br />
Spannung gleicht einem Thriller von Jean-Christophe Grangé. Die<br />
Sprinter suchen das Hinterrad des Vordermanns, mit Körpereinsatz<br />
kämpfen sie um die beste Position. Der oberste Platz auf dem Siegertreppchen<br />
ist für Greipel eigentlich nicht mehr machbar. Eigentlich.<br />
300 Meter noch bis zum Ziel. André Greipel schiebt sich links an seinen<br />
Konkurrenten vorbei, haut seine 2000 Watt in die Pedalen. Siebter,<br />
Sechster, Fünfter, Vierter. Der 33-Jährige rollt das Feld von hinten auf.<br />
Dritter, Zweiter, Erster! Mit einem sensationellen Schlussspurt setzt<br />
sich der Routinier gegen Bryan Coquard und Alexander Kristoff durch;<br />
sein ärgster Konkurrent Mark Cavendish landet nur auf Platz sechs.<br />
Greipel feiert auf der prestigeträchtigen Champs Élysées seinen vierten<br />
Etappensieg bei der <strong>2015</strong>er Ausgabe des berühmtesten Radrennen der<br />
Welt. Spektakulär und mit viel Herz.<br />
„Bei der Überquerung der Ziellinie habe ich den Arc de Triomphe im Blick<br />
gehabt und das war mit Abstand der schönste sportliche Moment meines<br />
Lebens“, erzählt Greipel. Es sei ein sehr emotionales Gefühl wenn<br />
ein Traum in Erfüllung gehe. Es war der insgesamt zehnte Erfolg auf der<br />
Frankreich-Rundfahrt für den gebürtigen Rostocker, der einst im „Jan<br />
Ullrich Nachwuchsteam“ auf sich aufmerksam machte. Das liegt fast<br />
15 Jahre zurück. Mittlerweile – im zehnten Profijahr – ist der Sprinter<br />
unumstritten der schnellste Mann der Tour und längst kein Zuarbeiter<br />
mehr, wie noch in Zeiten, als er Anfahrer für Cavendish im Team T-<br />
Mobile und HTC-Highroad war. Greipel musste im teaminternen Kampf<br />
der Sprinter immer zurückstecken, Cavendish durfte die Tour de France<br />
fahren, Greipel nur den Giro in Italien und die spanische Vuelta. Zur<br />
Tour kam der kraftvolle Athlet erst, als er das Team wechselte.<br />
„Ohne meine Mannschaft bin ich nur ein schneller Sprinter, die Siege<br />
sind absolutes Teamwork“, erklärt ein glücklicher Greipel nach dieser<br />
Saison. „Mein Erfolgskonzept sind hartes Training, ein hohes Maß an<br />
„Meine Frau und die Kinder waren in Paris am Ziel, und sie dort in die Arme zu nehmen, war<br />
mir am Wichtigsten“, erinnert sich der Sportler über den Erfolg in Frankreich. Am Abend wurde<br />
mit dem Team, der Familie und Freunden gefeiert.<br />
Wenn André Greipel über seinen Sport spricht, leuchten seine Augen. Verständlich. Der Wahl-<br />
Hürther genießt sein spätes Karriereglück in vollen Zügen. Die Tatsache, dass das tiefe Image-<br />
Tal des Radsports aus Dopingmeldungen, Epo-Skandalen und Betrugsschlagzeilen durchschritten<br />
ist, macht ihn glücklich. Sein Sport sei wahrscheinlich einer der saubersten der Welt, die Frage stellen, was der Landes<br />
„Der eine oder andere könnte sich<br />
schätzte der zweifache Familienvater in einer Radiosendung. Ohne Diskussion lässt er im Jahr sportbund eigentlich mit WestLotto<br />
hunderte und aberhunderte Kontrollen über sich ergehen. Ginge es nach Greipel, würden diese zu tun hat? Beim Felix-Award werden<br />
die besten Sportlerinnen und<br />
sogar noch verschärft. Er könne morgens ruhigen Gewissens in den Spiegel schauen und sei<br />
stolz darauf, was er erreicht habe – mit sauberen Mitteln. „Von mir kann man gern in 20 oder Sportler in NRW geehrt, die in diesem<br />
Jahr überragende sportliche<br />
30 Jahren Proben rausholen – ich werde auch dann nur positiv auf Bier und Currywurst sein“,<br />
zitiert ihn eine Zeitung.<br />
Leistungen erbracht haben. Damit<br />
diese Leistungen irgendwann überhaupt<br />
möglich werden können, sind<br />
Mit 33 Jahren will der Sprintkönig nun auch bei Olympia 2016 in Rio angreifen und eine<br />
Medaille gewinnen. Von den Spielen vor vier Jahren in London schwärmt Greipel noch<br />
die Sportvereine auf ihre ehrenamtlichen<br />
und gut ausgebildeten Helfer an<br />
heute. Und natürlich will er wieder nach Frankreich. „Ich möchte bei der Tour 2016 wieder<br />
eine Etappe gewinnen“, so Greipel.<br />
gewiesen. Wir unterstützen den LSB seit<br />
Jahren bei der Qualifizierung dieser<br />
Ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Mindestens sechs weitere Jahre will der Rostocker<br />
in die Pedalen treten und auch 2017 bei der Tour de France um den Sieg fahren:<br />
im Vereinsmanagement.“<br />
Ehrenamtler in der Trainerausbildung oder<br />
„Mein sportliches Ziel steht fest: Ich will am Start stehen, wenn es 2017 in Düsseldorf<br />
auf die Jagd nach dem Etappensieg geht.“ Für dieses Vorhaben, den „Grand Départ“<br />
Theo Goßner |<br />
in die Landeshauptstadt zu holen, hat sich der Sprintspezialist Anfang Oktober<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung WestLotto<br />
stark gemacht. „Die Stadträte in Düsseldorf haben eine sehr gute Entscheidung<br />
getroffen und die Region sowie der deutsche Radsport können davon profitieren“,<br />
erklärt er.<br />
Vor der Haustür starten und in Paris als Erster durchs Ziel fahren. Die Lust<br />
am des Radsport verliert André Greipel ganz sicher nicht; jetzt, wo es<br />
gerade so viel Spaß macht. NIE