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felix 2015

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20 | Die Akteure<br />

Die Akteure | 21<br />

Katharina Molitor ist dritte deutsche Weltmeisterin im Speerwurf<br />

GOLD IM LETZTEN VERSUCH<br />

– MOLITORS SPÄTES<br />

KARRIERE-GLÜCK IN PEKING<br />

Kann es ein besseres Timing geben? Als alle anderen Athletinnen schon zusammenpackten, feuert Katharina<br />

Molitor ihren Gold-Wurf ab. Mit einer Weltjahresbestleistung von 67,69 Metern holt sich die 32-jährige<br />

Speerwerferin vom TSV Bayer 04 Leverkusen den Titel bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Peking.<br />

Damit steht sie auf elitärer Stufe mit Steffi Nerius und Christina Obergföll.<br />

Mit ihrem Gold-Wurf bei der Leichtathletik-WM in<br />

Peking feierte Katharina Molitor ihren ersten internationaleren<br />

Titel.<br />

A46, A3. A1. Die Autobahnen zwischen Wuppertal und Leverkusen<br />

könnte Katharina Molitor mittlerweile im Schlaf fahren.<br />

Die Strecke pendelt sie regelmäßig, fast täglich. Es ist die Aorta der<br />

Athletin, die Verbindung zwischen Beruf und Berufung, zwischen Leistungssport<br />

und Studium. Nur noch selten kommen Katharina Molitor<br />

im Auto die Bilder in den Kopf des Augusts, als sie weit weg vom Bergischen<br />

in Peking den größten Erfolg ihrer Karriere feierte und die Goldmedaille<br />

im Speerwerfen gewann. Und das spektakulär.<br />

Hochkonzentriert steht sie da, den Blick starr geradeaus gerichtet auf<br />

das Ziel in weiter Ferne. Katharina Molitor ist die letzte Athletin in der<br />

Speerwurf-Konkurrenz bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in<br />

China. Finale. Finaler Versuch. Im Hintergrund feiert die Chinesin<br />

Huihui Lyu schon ihren Sieg; 55.0000 Zuschauer im „Vogelnest“-<br />

Stadion aber schauen auf Molitor. „Mir ging vor dem Wurf nur durch<br />

den Kopf, dass ich die Weite, die die Chinesin vorgelegt hatte, in diesem<br />

Jahr auch schon geworfen hatte – es war also nicht unmöglich, zu<br />

gewinnen“, beschreibt die 32-Jährige ihre letzten Gedanken vor dem<br />

Anlauf. Zwölf Schritte, Tempo, Stemmschritt. Ihr Speer fliegt durch den<br />

Nachthimmel und landet bei 67,69 Metern. Gold!<br />

„Der Wurf hat sich gut angefühlt und ich war mir sicher, dass er nicht<br />

bei 50 Metern runterkommt“, erzählt die Spitzenathletin des TSV Bayer<br />

Leverkusen. Ihr Blick ging schnell zur Anzeigetafel im weiten Rund. Als<br />

sie ihren Speer hinter der imaginären Gold-Linie im Rasen stecken sah,<br />

fand sie sich schon in den Armen von DLV-Kollegin Christina Obergföll<br />

wieder. Richtig begreifen, was gerade passiert war, konnte Molitor allerdings<br />

nicht. Sie schnappte sich eine Deutschlandfahne, posierte für die<br />

Fotos – so, wie das ein Champion eben so macht. „Natürlich habe ich<br />

gewusst, dass ich Weltmeisterin bin“, lacht die gebürtige Bedburgerin.<br />

Aber es sei dann doch irgendwie überraschend gewesen. Auf Luftsprünge<br />

oder gar ein Tänzchen vor den Fans verzichtete Molitor: „Dafür bin<br />

ich einfach nicht der Typ.“ Die Ehrenrunde im Nationalstadion in Peking<br />

vergaß sie anschließend schlichtweg. „So sehr hatte ich es dann wohl<br />

doch nicht realisiert“, grinst sie goldig.<br />

Für Katharina Molitor war der WM-Triumph der größte Erfolg ihrer<br />

Karriere, ihr erster internationaler Titel. Zwar konnte die 32-Jährige<br />

schon zwei Deutsche Meisterschaften gewinnen, auf der ganz großen<br />

Bühne allerdings schaffte sie es nie unter die Top drei. Seit diesem<br />

Sommer steht Katharina Molitor auf einer Stufe mit Christina Obergföll<br />

und Steffi Nerius, den beiden deutschen Ausnahmeathletinnen in ihrer<br />

Disziplin, die sich ebenfalls Weltmeisterinnen nennen dürfen. „Die Aufmerksamkeit<br />

nach dem Titel ist natürlich eine andere“, so Molitor. Es<br />

gebe mehr Interviewanfragen, Sponsorentermine und anderweitige<br />

Verpflichtungen. Und mit dem Erfolg wächst auch der eigene Anspruch.<br />

Der Blick der DLV-Athletin richtet sich jetzt nach Brasilien. Im kommenden<br />

Jahr möchte Molitor bei den Olympischen Spielen in Rio auch eine<br />

Medaille mit nach Hause bringen. „Natürlich ist es ein Traum von mir,<br />

olympisches Gold zu gewinnen“, gibt Molitor zu. Aber es sei vermessen<br />

zu sagen, dass sie dort Favoritin ist. „Die anderen Athletinnen werden<br />

auch nicht schlafen und hart für Olympia trainieren. Wenn die Konkurrenz<br />

reihenweise mit 70-Meter-Würfen anreist, kann ich im Vorfeld<br />

jetzt schlecht sagen: ‚Ich hole in Rio Gold!’“ Möglich allerdings ist alles.<br />

Das weiß auch ihr Trainer Helge Zöllkau, der mittlerweile seit elf Jahren<br />

an ihrer Seite ist. „Wir haben vergangenes Jahr die Technik umgestellt.<br />

Das hat geklappt, das ist super“, freute sich der Erfolgscoach nach dem<br />

Goldwurf von Peking. Warum sollte das nicht auch in Rio klappen? Bei<br />

den Spielen 2012 in London wurde Molitor Sechste: „Diesen Platz zu<br />

toppen, wäre super; eine Medaille wäre die absolute Krönung“.<br />

Vielleicht die letzte Krönung ihrer Karriere? Denn ihre sportliche Zukunft<br />

steht nach Rio noch in den Sternen. „Ich werde das Jahr sicherlich<br />

zu Ende machen und dann gucken wir mal weiter“, beantwortet Molitor<br />

die schwierige Frage nach dem „Danach“. Die andere Karriere habe<br />

dann erst mal Vorrang. Die 32-Jährige ist auf der Zielgerade ihres<br />

Lehramt-Studiums (Sport und Sozialwissenschaften) an der Bergischen<br />

Universität Wuppertal, einer „Partnerhochschule des Spitzensports“.<br />

2017 laufen die alten Lehramtsstudiengänge in NRW aus – Molitor<br />

muss sich also sputen. Ob sich der Leistungssport mit dem Speer und<br />

die Uni im Schlussspurt irgendwie miteinander vereinbaren lassen,<br />

„überlege ich mir, wenn es soweit ist“, lacht die Athletin, die ganz nebenbei<br />

noch bei den Volleyballerinnen des TSV Bayer 04 in der zweiten<br />

Bundesliga spielt. Den Weg zwischen Wuppertal und Leverkusen wird<br />

sie also noch eine Weile fahren müssen. NIE<br />

„DB Regio NRW und Landessportbund verbinden Menschen. Dass diese Klammer mehr bedeutet, als einen<br />

Auftrag zu erfüllen, stellt die Kooperation zwischen den beiden Partnern erfolgreich unter Beweis. Der<br />

Wettbewerb ums kreativste Mannschaftsfoto hat erneut alle Erwartungen übertroffen – und eindrucksvoll<br />

gezeigt, wieviel Ideenreichtum die Vereinsmitglieder an den Tag legen, um Bahn und Sport originell<br />

und überraschend in Szene zu setzen. Ich freue mich sehr darauf, das fruchtbare, inspirierende und spannende<br />

Zusammenspiel mit dem LSB fortzusetzen.“<br />

Heinrich Brüggemann | Vorsitzender der Geschäftsleitung DB Regio NRW

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