felix 2015
Erleben Sie die besten des Sports - das Jahrbuch zur Sportlerwahl 2015 in Nordrhein-Westfalen.
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18 | Die Akteure<br />
Die Akteure | 19<br />
Vom Ascheplatz ins DFB-Team und<br />
nach Frankreich zur EURO 2016<br />
KÖLNS JONAS HECTOR<br />
STARTET DURCH<br />
Auf einmal ging es ganz schnell. 2009 kickte Jonas Hector noch in der Oberliga, jetzt trägt<br />
er das deutsche Nationaltrikot. Über seine konstant guten Leistungen beim 1. FC Köln hat<br />
sich der 25-jährige Abwehrspieler ins DFB-Team gespielt und Bundestrainer Joachim Löw<br />
hält große Stücke auf den gebürtigen Saarländer. Im Interview spricht Hector über seine<br />
steile Karriere, Profilierungssucht und die Europameisterschaft 2016 in Frankreich.<br />
Stammspieler in der Bundesliga, Nationalspieler, nominiert als<br />
Fußballer des Jahres in NRW – es läuft rund bei Ihnen.<br />
Ich kann mich in der Tat nicht beklagen und es läuft sportlich wirklich sehr<br />
gut. Das alles ist aber nicht selbstverständlich und natürlich nur eine Momentaufnahme.<br />
Im Fußball kann es auch schnell wieder in die andere Richtung<br />
gehen. Momentan bin ich aber sehr glücklich und ausgesprochen<br />
dankbar.<br />
Was waren Ihre Highlights <strong>2015</strong>?<br />
<strong>2015</strong> hat für mich wirklich viele Highlights bereitgehalten, sowohl im Verein<br />
als auch in der Nationalmannschaft. Im Mai haben wir mit dem FC den<br />
Klassenerhalt vorzeitig perfekt gemacht und sind zudem gut in die laufende<br />
Saison gestartet. Aber auch jede erneute Nominierung für die Nationalmannschaft<br />
und jeder Einsatz im Trikot der Nationalelf waren Highlights.<br />
Warum werden im deutschen Fußball immer wieder die fehlenden<br />
Alternativen auf den Außenverteidiger-Positionen beklagt?<br />
Das sollten Sie diejenigen fragen, die sich beklagen (lacht). Da ich selbst auf<br />
der Position spiele und auch andere gute Außenverteidiger kenne, teile ich<br />
diese Meinung nicht.<br />
Die Position des Außenverteidigers ist sehr anspruchsvoll geworden.<br />
Außenverteidiger müssen natürlich zunächst einmal gute Defensivarbeit<br />
leisten, aber gleichzeitig auch das Offensivspiel ankurbeln und das Spiel<br />
über Außen schnell machen. Das macht die Position sehr lauf- und arbeitsintensiv.<br />
Bezeichnend ist, dass außer Ihnen nur Offensivspieler für den<br />
Fußball-FELIX nominiert sind.<br />
Das liegt für mich in der Natur des Fußballs. Bei dieser Sportart geht es<br />
letztlich immer um Tore, weswegen Offensivspielern natürlich automatisch<br />
mehr Aufmerksamkeit zukommt.<br />
Ein Wort vielleicht zu Ihren Konkurrenten Patrick Herrmann,<br />
Max Kruse, Karim Bellarabi und Leroy Sané.<br />
Sie sind allesamt überragende Fußballer. Von ihren individuellen Qualitäten<br />
durfte ich mich als Abwehrspieler bereits überzeugen, als ich in der Liga<br />
gegen sie gespielt habe. Mit diesen Spielern in einer Kategorie nominiert zu<br />
sein, ist für mich nicht selbstverständlich.<br />
Auch hier wirken Sie sehr bescheiden. Wie würden Sie sich selbst<br />
mit ein, zwei Sätzen beschreiben?<br />
Ich beschreibe mich nicht gern selbst. Das können andere besser.<br />
Grundsätzlich stehen Sie aber nicht gerne im Fokus.<br />
Ich bin einfach von Natur aus ein ruhiger Mensch. Laut werde ich nur selten,<br />
was aber nicht heißt, dass ich mich nicht durchsetzen und für meine Meinung<br />
einstehen kann.<br />
Sie sind der einzige Nationalspieler ohne Social-Media-Auftritt –<br />
warum?<br />
Mich auf Social-Media-Profilen selbst darzustellen, passt einfach nicht zu<br />
mir und meiner Persönlichkeit. Hinzu kommt, dass es mir wichtig ist, mein<br />
Privatleben privat zu halten. Ich verstehe natürlich, dass es ein öffentliches<br />
Interesse an meiner Person gibt, meine Familie und meine Freunde möchte<br />
ich aber aus der Öffentlichkeit raushalten.<br />
Ist es nicht wichtig, sich den Fans auf den Plattformen zu zeigen?<br />
Natürlich ist der Kontakt zu Fans wichtig, aber Nähe kann man auch anders<br />
und abseits von Social-Media-Plattformen generieren.<br />
Ich freue mich etwa über jeden, der uns beim Training<br />
am Geißbockheim besucht, gebe im Anschluss natürlich<br />
gerne Autogramme oder mache Fotos mit<br />
den Fans.<br />
Mit 19 Jahren spielten Sie noch in der<br />
A-Jugend auf Ascheplätzen, bis zum<br />
20. Lebensjahr waren Sie noch Oberliga-<br />
Kicker. Sie sind ein Spätstarter.<br />
2009 sind wir mit dem SV Auersmacher in die<br />
Oberliga aufgestiegen. Obwohl damals schon<br />
Profivereine ihr Interesse an mir bekundet hatten,<br />
wollte ich meine Heimat noch nicht verlassen<br />
und zumindest noch eine Saison in der Oberliga<br />
spielen.<br />
Warum?<br />
Ich habe Fußball damals eher als Hobby gesehen. Mein Plan<br />
war es immer, nach dem Abitur ein Studium zu beginnen. Ganz<br />
verworfen habe ich diesen Vorsatz auch nicht, heute studiere ich<br />
neben dem Profifußball noch Betriebswirtschaftslehre. Für mich ein<br />
willkommener Ausgleich.<br />
Vom Hobby zur Europameisterschaft. Ist das Ihr großes Ziel für 2016?<br />
Um in der Nationalmannschaft spielen zu können, ist es entscheidend, in der Liga konstant gute<br />
Leistungen abzurufen und möglichst verletzungsfrei zu bleiben. Persönlich habe ich mir zum Ziel<br />
gesetzt, an meine Leistungen anzuknüpfen, sie zu bestätigen und zu verbessern.<br />
Als Weltmeister ist Deutschland Favorit auf den EM-Titel.<br />
Der Blick wird wegen des Weltmeistertitels in der Tat stark auf Deutschland gerichtet und die<br />
Erwartungen werden groß sein. Davon sollte sich aber niemand verunsichern oder unter<br />
Druck setzen lassen. Zwar ist es das Ziel der Nationalmannschaft, den Erwartungen und<br />
einer möglichen Favoritenrolle gerecht zu werden, aber bis dahin liegt noch ein langer<br />
und arbeitsintensiver Weg vor allen.<br />
Ein Wort an die zahlreichen Athleten, die auch für einen FELIX<br />
nominiert sind:<br />
Ich habe großen Respekt für alle nominierten Athleten. Sie sind alle faire Sportlerinnen<br />
und Sportler, die es für ihren Ehrgeiz, ihre Leistungen und ihre Persönlichkeiten<br />
verdient haben, hier nominiert zu sein.<br />
Das Interview führte David Nienhaus.<br />
Jonas Hector – hier im Duell mit Josip Drmic<br />
von Borussia Mönchengladbach – legte <strong>2015</strong><br />
eine steile Karriere hin. Der Dauerbrenner des<br />
1. FC Köln feierte in diesem Jahr sein Startelf-<br />
Debüt in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.