felix 2015

24 | Die Akteure
Nachwuchs-Sprinterin Gina Lückenkemper überrascht bei WM in Peking
„ICH BIN EINFACH NUR
EIN MENSCH, DER SCHNELL
RENNEN KANN“
Perlend & Still.
Aus dem
Bergischen Land.
Die Soester Allerheiligenkirmes ist das nordrhein-westfälische Pendant zum Münchener Oktoberfest. Festtagsstimmung
auf der größten Innenstadtkirmes Europas. Mittendrin: Gina Lückenkemper. Die 18-jährige Leichtathletin
wird mittlerweile von vielen Soestern erkannt. Kein Wunder, war sie doch dieses Jahr bei der Leichtathletik-WM
in Peking. Ein Interview über hohe Ziele, Humor und Hunger.
Frau Lückenkemper, schaffen Sie es, Ihr Jahr 2015 in einem Satz
zu beschreiben?
Sogar in einem Wort: Unglaublich! Ich hatte nicht damit gerechnet,
dass das Jahr so wahnsinnig genial wird. Es fing zwar mit einer Muskelverletzung
an, aber es endete mit der Teilnahme an der Weltmeisterschaft
in Peking.
Das ist kein Problem für Sie, weil sie nicht auf den Mund gefallen,
stetig locker und gut gelaunt sind.
Gute Laune habe ich immer. Es sei denn, ich habe Hunger. Aber im
ernst: Ich konnte stets locker und ohne Druck laufen, weil ich immer
schon bei den Älteren gelaufen bin und letztlich nur gewinnen konnte.
Ich versuche, mir diese Lockerheit zu bewahren.
Und zwischendurch?
Zwischendurch habe ich den Coach gewechselt und offenbar super auf
sein Training angeschlagen. Dabei hat Uli Kunst nur Kleinigkeiten verändert.
Ich hätte nie gedacht, dass das für so einen Schub sorgt.
Dort waren Sie mit 18 Jahren die Jüngste im DLV­Team.
Das stört mich nicht. Im Gegenteil. Als ich 2012 zur U20-Weltmeisterschaft
nach Barcelona gefahren bin, war klein Gina mit 15 Jahren auch
die jüngste Athletin.
Gina Lückenkemper mit dem
WM-Pokal im Deutschen
Fußballmuseum in Dortmund,
ihrer neuen sportlichen Heimat.
In Peking haben Sie Usain Bolt getroffen ...
Ich habe mich neben ihm warm machen dürfen und während ich Vollgas
gegeben habe, ist er ganz locker an mir vorbei gejoggt. Ich habe drei
Schritte gemacht, er einen!
Wie groß ist die Gefahr, gehypt zu werden oder selbst abzuheben?
Mein Umfeld, allen voran meine Familie, hält mich auf dem Boden.
Meine Mutter sagt immer: „Mit so einer Eingebildeten können wir
nichts anfangen.“ Ein bisschen PR schadet nicht, auch wenn der Medienrummel
in letzter Zeit schon recht groß war. Auf der Kirmes in
Soest wurden neulich verstohlen Handyfotos von mir gemacht – lustig,
dass ich jetzt erkannt werde. Aber ich bin letztlich einfach nur ein
Mensch. Ein Mensch, der schnell rennen kann.
Sie wechseln zum neuen Jahr vom LAZ Soest zur LG Olympia
Dortmund. Warum?
Ich habe eine richtig geniale Trainingsgruppe. Ich kann mich an keine
Einheit erinnern, bei der wir nicht gelacht haben. Ich fühle mich sehr
wohl bei Uli und im Verein.
Das perfekte Paar
Über Dortmund nach Rio zu Olympia?
Das wäre wahnsinnig cool. Rio – das hätte schon was. Aber dafür
muss ich verletzungsfrei bleiben und mich so weiterentwickeln,
wie bisher. Das wäre eine Wucht.
Das Interview führte David Nienhaus.
www.haanerfelsenquelle.de