W+M Regional Sachsen-Anhalt
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<strong>W+M</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
WIRTSCHAFT+MARKT REGIONAL<br />
MASCHINENBAU<br />
CHEMIE & BIOÖKONOMIE<br />
FORSCHUNGSEXZELLENZ<br />
Erfolg<br />
durch Cluster
2 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong><br />
Inhalt<br />
Report<br />
Im Land der Forscher und Ingenieure______________ 3<br />
Unternehmen im Porträt<br />
Cluster Chemie und Bioökonomie____________ 5<br />
Interview<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s Wirtschaftsminister<br />
Hartmut Möllring über erfolgreiche Branchen in<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> und die Zusammenarbeit von<br />
Forschung und Mittelstand_____________________ 10<br />
Blick auf die Region<br />
Wirtschaftsstandort <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>_____________ 12<br />
Unternehmen im Porträt<br />
Cluster Maschinen- und Anlagenbau_________ 14<br />
Institutionen im Porträt<br />
Cluster Forschungsexzellenz_______________ 18<br />
Impressum<br />
<strong>W+M</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
WIRTSCHAFT+MARKT <strong>Regional</strong><br />
Redaktionsschluss: 05.02.2016<br />
Verlag: <strong>W+M</strong> Wirtschaft und Markt GmbH<br />
Zimmerstraße 56, 10117 Berlin<br />
Tel.: 030 479071-27<br />
Fax: 030 479071-22<br />
www.WundM.info<br />
Herausgeber: Frank Nehring<br />
Chefredakteur: Karsten Hintzmann<br />
Redaktion: Matthias Salm,<br />
Janine Pirk-Schenker, Anja Strebe<br />
Layout: moeller-medienagentur.de<br />
Druck: möller druck und verlag gmbh<br />
Liebe Leser,<br />
in den zurückliegenden Jahren hat die Wirtschaft in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
eine erstaunliche Entwicklung genommen – Umsätze und Erträge<br />
steigen, die Arbeitslosenquote sinkt, neue Investoren entdecken<br />
das Land für sich.<br />
Dieser positive Trend hat vor allem zwei Ursachen. Erstens: Der<br />
heimische Mittelstand, der das Rückgrat der sachsen-anhaltischen<br />
Wirtschaft bildet, hat dank solider Managementleistungen und gestiegener<br />
Innovationskraft inzwischen eine Robustheit entwickelt,<br />
die es ermöglicht, selbst größere Flauten zu überstehen. Zweitens:<br />
Politik und Wirtschaftsförderer haben die Rahmenbedingungen<br />
spürbar verbessert. Das noch in den 1990er Jahren vielerorts angewandte<br />
Prinzip der Gießkannen-Förderung wurde durch gezielte<br />
Cluster-Förderung abgelöst.<br />
Mit unserer neuen Magazin-Reihe beleuchten wir ausgewählte Cluster<br />
in den einzelnen neuen Bundesländern. In <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> hätten<br />
es etliche Cluster und Branchen verdient, näher vorgestellt zu<br />
werden. Am Ende haben wir uns für drei Cluster entschieden: die<br />
chemische Industrie, den Maschinen- und Anlagenbau sowie das<br />
dicht geknüpfte Netzwerk der Forschungsexzellenz.<br />
Diese drei Bereiche verdeutlichen exemplarisch, wie erfolgreich<br />
und zukunftsorientiert der Strukturwandel in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> vollzogen<br />
wurde. Die traditionsreiche Chemiebranche ist unglaublich<br />
breit aufgestellt – das Spektrum reicht von riesigen Chemieparks<br />
bis hin zu Gründungen in der Bioökonomie, die nicht mehr auf fossile,<br />
sondern nachwachsende Rohstoffe setzt. Im Maschinenbau<br />
haben die Unternehmen vom ehemals dominierenden Schwermaschinenbau<br />
auf hoch spezialisierten Sondermaschinenbau umgestellt.<br />
Und: 22 Forschungseinrichtungen sorgen dafür, dass auch<br />
der kleinteilige Mittelstand Spitzenforschung für die Entwicklung<br />
innovativer Produkte nutzen kann.<br />
Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht<br />
Karsten Hintzmann, Chefredakteur<br />
Foto: Torsten George, Titelfotos: tarasov_vl/fotolia.com, OrpheusXL/fotolia.com, Stillfx/fotolia.com (v. o. n. u.)
Cluster-Report <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> |<br />
3<br />
Dazu gesellen sich renommierte Forschungseinrichtungen,<br />
Universitäten und<br />
Hochschulen, die mit hohem Praxisbezug<br />
wissenschaftliche Grundlagen für innovative<br />
Produkte und Verfahren „made in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>“<br />
bereitstellen. Die enge Verzahnung<br />
beider Bereiche birgt auch in den Augen<br />
von <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s Ministerpräsident<br />
Reiner Haseloff das größte Zukunftspotenzial<br />
des Landes: „Forschungsexzellenz und<br />
Unternehmergeist – diese Verbindung soll<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> künftig noch stärker machen“,<br />
formuliert es Haseloff in einem aktuellen<br />
Interview mit WIRTSCHAFT+MARKT.<br />
Damit sich dieses Potenzial auch schlagkräftig<br />
entfalten kann, konzentriert sich<br />
die wirtschaftliche regionale Innovationsstrategie<br />
des Landes auf ausgewählte Leitmärkte,<br />
die Ansiedlungen von hochwertigen<br />
Investoren und die Nutzung der Cluster-<br />
und Innovationsnetzwerke in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>.<br />
Neben Gesundheit/Medizin,<br />
Mobilität/Logistik und Ernährung/Landwirtschaft<br />
sind vor allem die exportintensive<br />
Chemiebranche inklusive des Zukunftsfeldes<br />
Bioökonomie und der stark mittelständisch<br />
strukturierte Maschinen- und Anlagenbau<br />
inklusive der Energiewirtschaft<br />
und der Ressourceneffizienz als Leitmärkte<br />
Treiber der heimischen Wertschöpfung.<br />
Foto: The Dow Chemical Company/Horst Fechner<br />
Im Land der Forscher<br />
und Ingenieure<br />
Heimat von Global Playern im mitteldeutschen Chemiedreieck,<br />
mehr als 150 Jahre Tradition im Maschinen- und Anlagenbau<br />
und Forschungseinrichtungen mit internationaler Ausstrahlung –<br />
in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> entspringen aus der Vernetzung von<br />
Forschungsexzellenz und einer starken industriellen Basis<br />
innovative Produkte für den Weltmarkt.<br />
Als „Land der Frühaufsteher“ wirbt<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> gern am Rande<br />
der viel befahrenen Magistralen<br />
des Landes wie der Autobahn A2 für sich<br />
als Wirtschaftsstandort im Herzen Europas.<br />
Es könnte sich auch als Land der Tüftler,<br />
Forscher, Ingenieure, Chemiearbeiter<br />
oder Maschinenbauer preisen. Denn rund<br />
um die industriellen Kerne in Magdeburg,<br />
Halle (Saale), Bitterfeld-Wolfen oder Dessau-Rosslau<br />
formt eine hochspezialisierte<br />
Industrielandschaft das wirtschaftliche<br />
Rückgrat des Landes.<br />
Chemie-Gigant: das Dow-Werk in Schkopau.<br />
Tradition und Zukunft<br />
Der Leitmarktcharakter der Chemiebranche<br />
kommt nicht von ungefähr. Als Standort zur<br />
Herstellung chemischer Erzeugnisse machte<br />
die Region zwischen Magdeburg und Halle<br />
(Saale) schon Anfang des zwanzigsten<br />
Jahrhunderts auf sich aufmerksam. Heute<br />
liegt die Branche Kopf an Kopf mit dem Ernährungsgewerbe<br />
an der Spitze der wichtigsten<br />
industriellen Wirtschaftszweige in<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>. Besonders auffällig ist der<br />
hohe Exportanteil der Unternehmen: 45,1<br />
Prozent des Umsatzes der chemischen Industrie<br />
wurden im Zeitraum Januar bis September<br />
2015 im Ausland erzielt. Damit übersteigt<br />
die Exportquote den Durchschnittswert<br />
der Industrie des Landes <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
um fast 16 Prozentpunkte.<br />
Weltkonzerne wie die US-amerikanische<br />
Dow Chemical Company oder die Bayer AG<br />
haben sich nach der Wiedervereinigung im<br />
mitteldeutschen Chemiedreieck niedergelassen<br />
und durch eine erfolgreiche Privatisierung<br />
zum Erhalt von Standorten wie Leuna<br />
oder Schkopau beigetragen. Ein etablierter<br />
Chemie-Kunststoff-Verbund und fünf<br />
leistungsfähige Chemieparks – ein Konzept,<br />
das übrigens in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> seinen Ursprung<br />
nahm – gewähren mit ihren Cluster-<br />
Strukturen Investoren ideale Ansiedlungsbedingungen.<br />
Darüber hinaus beschreitet <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
mit der Förderung der Bioökonomie einen<br />
www.WundM.info
4 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Cluster-Report<br />
wirtschaftlichen Wachstumspfad. Ziel der<br />
Bioökonomie ist es, fossile durch nachwachsende<br />
Rohstoffe zu ersetzen.<br />
Hidden Champions im<br />
Maschinen- und Anlagenbau<br />
Auch der Maschinen- und Anlagenbau prägt<br />
die Industriestruktur des Landes. 2014 erzielten<br />
die großen Firmen mit 50 und mehr<br />
Mitarbeitern ein kräftiges Plus bei Umsatz<br />
(plus 9,9 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro)<br />
und Beschäftigung (plus sechs Prozent auf<br />
12.223 Beschäftigte) – Tendenz steigend.<br />
Maschinen und Anlagen aus <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
haben sich auf den Weltmärkten einen<br />
Namen gemacht. Die Exportquote der<br />
77 Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeitern<br />
liegt bei 45,8 Prozent. Von der einstig einseitigen<br />
Konzentration auf den Schwermaschinenbau<br />
haben sich die Unternehmen zu<br />
einer hochspezialisierten Branche mit vielen<br />
Marktführern in Nischenmärkten gewandelt.<br />
Für die weitere Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
der mittelständischen Unternehmen<br />
setzt sich zudem der Cluster<br />
Sondermaschinen- und Anlagenbau (SMAB)<br />
ein, das Kooperationen zwischen den Betrieben<br />
und den Technologietransfer aus<br />
der Wissenschaft in die Unternehmen unterstützt.<br />
Der Cluster ermöglicht eine enge<br />
Hidden Champion: der Maschinenbauer Laempe Mössner Sinto GmbH in Barleben.<br />
Anbindung der Maschinenbauunternehmen<br />
an Forschungseinrichtungen wie etwa das<br />
Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und<br />
-automatisierung IFF, das Lösungen für die<br />
technische Umsetzung von Industrie 4.0 in<br />
den Betrieben erarbeitet.<br />
Forschungsexzellenz und<br />
Unternehmergeist<br />
Forschung von Weltruf: das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK).<br />
Überhaupt ist die reichhaltige Forschungsszene<br />
des Landes ein echtes Faustpfand<br />
für innovative Prozesse in der mittelständischen<br />
Wirtschaft. <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> verfügt<br />
über 22 leistungsstarke Forschungseinrichtungen<br />
mit nationalem und internationalem<br />
Renommee sowohl in der<br />
Grundlagen- als auch in der angewandten<br />
Forschung. Im Einzelnen sind dies sieben<br />
staatliche Hochschulen, fünf Fraunhofer-<br />
Einrichtungen, fünf Leibniz-Institute,drei<br />
Max-Planck-Institute, zwei Standorte<br />
des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung,<br />
ein Standort des Deutschen Zentrums<br />
für Neurodegenerative Erkrankungen<br />
(DZNE) und schließlich eine Außenstelle<br />
des Robert-Koch-Instituts. Hinzu kommen<br />
mehr als 55.000 Studierende an den<br />
zwei Universitäten und fünf Hochschulen,<br />
die das dringend benötigte Fachkräftereservoir<br />
für die Unternehmen des Landes<br />
bilden.<br />
Um wissenschaftliche Erkenntnisse zügig<br />
in die Wertschöpfung zu transferieren,<br />
baut das Land die Forschungsschwerpunkte<br />
Neurowissenschaften, Biosystemund<br />
Verfahrenstechnik, Materialwissenschaften<br />
und Biowissenschaften sowie<br />
die ingenieurwissenschaftlichen Schwerpunkte<br />
Automotive und Medizintechnik<br />
zuletzt weiter aus. Zusätzlich sorgt das<br />
Kompetenzzentrum für Angewandte und<br />
Transferorientierte Forschung (KAT) dafür,<br />
dass gerade kleinere und mittelständische<br />
Unternehmen Ergebnisse aus Forschung<br />
und Entwicklung intensiver nutzen<br />
können.<br />
<strong>W+M</strong><br />
Fotos: Laempe Mössner Sinto GmbH (oben), IPK/Sam Rey (unten)
Cluster Chemie und Bioökonomie – Firmenporträt <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> |<br />
5<br />
MOL Katalysatortechnik GmbH<br />
Exportschlager aus Merseburg<br />
Vor mehr als zwanzig Jahren erfolgte die Gründung der MOL<br />
Katalysatortechnik GmbH, die seit 1999 ihren Sitz im Merseburger<br />
Innovations- und Technologiezentrum hat. Das Unternehmen<br />
hat völlig neue Mineral-Metall-Katalysatoren entwickelt und darauf<br />
aufbauende innovative Verfahren zur Eliminierung unerwünschter<br />
Biofilme.<br />
Die MOL-Katalysatortechnik aus Merseburg.<br />
Fotos: MOL Katalysatortechnik GmbH (oben), Peter Wölk (unten)<br />
Biofilme sind in der freien Natur<br />
durchaus willkommene Lebensgemeinschaften<br />
von Bakterien, Pilzen<br />
oder Algen, die sich oft in Grenzflächen, vor<br />
allem zwischen festen und flüssigen Stoffen,<br />
ablagern. In technischen Anlagen hingegen<br />
bereiten Biofilme regelmäßig Verdruss.<br />
Denn Biofilme hemmen beispielsweise<br />
den Durchfluss in Rohren, haften<br />
an Duschköpfen oder setzen sich in Standwasserleitungen<br />
und Klimaanlagen<br />
fest. Sie können gesundheitliche<br />
Schäden auslösen<br />
oder Materialschäden durch<br />
die mikrobiell induzierte Korrosion<br />
verursachen.<br />
Um Biofilme dort zu beseitigen,<br />
gibt es zum einen die<br />
Möglichkeit, mittels Biotensiden<br />
diese abzulösen, und zum<br />
anderen die Variante, essenzielle<br />
Substanzen – im Speziellen<br />
Harnstoff – aus dem Wasser<br />
zu entfernen. Im letzteren<br />
Falle wird dem Biofilm die<br />
Existenzgrundlage entzogen.<br />
Dazu hat die MOL Katalysatortechnik<br />
GmbH verschiedene<br />
Verfahren erfolgreich im<br />
Markt eingeführt. Das ältere,<br />
das MOL®CLEAN-Verfahren, setzt auf eine<br />
Bildung von Biotensiden an der Katalysatoroberfläche<br />
aus lebenden Bakterien und einer<br />
geringen Wasserstoffperoxid-Konzentration.<br />
Dem Biofilm wird durch die Biotenside<br />
die Haftungsgrundlage genommen.<br />
Beim neueren biozidfreien MOL®LIK-<br />
Verfahren hingegen werden an der Katalysatoroberfläche<br />
unter Mitwirkung von<br />
energiearmem Tageslicht Harnstoff und<br />
vergleichbare andere Verbindungen in<br />
Stickstoff und Kohlensäure umgewandelt.<br />
Damit fällt kein mikrobiologisch verfügbarer<br />
Stickstoff an. Ohne mikrobiologisch<br />
verfügbaren Stickstoff gibt es keine Aminosäuren<br />
und ohne Aminosäuren keine Mikrobiologie.<br />
MOL-Firmengründer Dr. Jürgen Koppe.<br />
Inzwischen exportiert das Merseburger<br />
Unternehmen die MOL-Katalysatortechnik<br />
in nahezu zwei Dutzend Länder. Die<br />
MOL-Festkörper-Katalysatoren kommen<br />
in Kraftwerken ebenso wie in Schwimmbädern<br />
oder in Lackierstraßen in der Automobilindustrie<br />
zum Einsatz.<br />
Der Vorteil der mehrfach ausgezeichneten<br />
Technologie: Sie verbessert die Wasserqualität<br />
nachhaltig und ist energieeffizient sowie<br />
umweltfreundlich, weil weder Materialoberflächen<br />
geschädigt, noch giftige Stoffe<br />
oder ein erhöhter Einsatz von Energie benötigt<br />
werden.<br />
Zunehmend gefragt ist das MOL®LIK-<br />
Verfahren beispielsweise beim Betrieb öffentlicher<br />
Schwimmbäder. Dort wird dem<br />
Wasser in der Regel zum Abbau<br />
von Harnstoff und zur<br />
Desinfektion Chlor zugesetzt.<br />
Mit unerwünschten<br />
Folgen: Die als Abbauprodukt<br />
anfallenden Chloramine<br />
sorgen nicht nur für den<br />
typischen, wenig angenehmen<br />
Schwimmbadgeruch,<br />
sondern können auch Hautund<br />
Augenreizungen gerade<br />
bei Kleinkindern hervorrufen.<br />
Beim MOL®LIK-Verfahren<br />
bleiben solche gesundheitsschädlichen<br />
Nebeneffekte<br />
aus, weil der Harnstoff unter<br />
Nutzung von Tageslicht<br />
in Stickstoff und Kohlensäure<br />
beziehungsweise Hydrogencarbonat<br />
umgewandelt wird. Mittlerweile<br />
wird das Verfahren zur Schwimmbadwasserbehandlung<br />
bereits in mehr als 20<br />
Schwimm- und Therapiebädern deutschlandweit<br />
eingesetzt, ebenso in mehreren<br />
Schwimmbädern in Russland.<br />
www.molkat.de<br />
www.WundM.info
6 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Cluster Chemie und Bioökonomie<br />
LAGOTEC GmbH<br />
Dem Biofilm auf der Spur<br />
Ablagerungen in Rohrleitungen verursachen<br />
Schäden und durch die<br />
Beseitigung entstehen enorme<br />
Kosten – ob in Kraftwerken, Papierfabriken,<br />
landwirtschaftlichen Wassersystemen<br />
oder in Lebensmittelbetrieben. In den<br />
meisten Fällen handelt es sich bei den Ablagerungen<br />
um schadbringende Biofilme –<br />
unerwünschte Lebensgemeinschaften von<br />
Pilzen, Bakterien oder Algen. Um diese in<br />
Leitungssystemen effektiv entfernen zu<br />
können, müssen sie aber zunächst einmal so<br />
frühzeitig wie möglich aufgespürt werden.<br />
Diese Spürarbeit leisten die Biofilm-Sensoren<br />
der von Lars Teichmann und Daniel Goll<br />
gegründeten LAGOTEC GmbH. Die Messgeräte<br />
des Magdeburger Unternehmens analysieren<br />
in Echtzeit den Wärmeübergang<br />
in Leitungen oder Tanks und zeigen so Biofilme<br />
oder anorganische Ablagerungen an.<br />
Der Einsatz der Sensoren minimiert das Risiko<br />
gefährlicher Keimbildungen im Wasser<br />
ebenso wie die Kosten für die Wasserbehandlung.<br />
Auch die Chemikalien zur Beseitigung<br />
der Ablagerungen lassen sich auf<br />
diese Weise gezielt dosiert und damit kostensenkend<br />
einsetzen.<br />
Eine technologische Neuerung made in<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>: Denn mit Verunreinigungen<br />
in Rohrleitungen haben sich die beiden<br />
LAGOTEC-Gründer bereits zu Studienzeiten<br />
als Verfahrenstechniker an der Hochschule<br />
<strong>Anhalt</strong> auseinandergesetzt. Aus der<br />
Forschung wurde im Jahr 2005 die Selbstständigkeit.<br />
Ein gewagter, aber auch vielversprechender<br />
Schritt, denn praxistaugliche<br />
Messgeräte waren zu diesem Zeitpunkt<br />
auf dem Markt noch nicht erhältlich.<br />
So gelang den beiden Magdeburgern der<br />
Einstieg in den Markt. Mittlerweile kommen<br />
Die LAGOTEC-Gründer Daniel Goll (l.) und Lars<br />
Teichmann (r.).<br />
die Biofilm-Sensoren nicht nur in Deutschland,<br />
sondern beispielsweise auch in Spanien<br />
oder den USA zum Einsatz.<br />
www.lagotec.de<br />
Orgentis Chemicals GmbH<br />
Es geht nicht ohne die Chemie<br />
Es geht nicht ohne die Chemie“ – was<br />
für den Wirtschaftsstandort <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
ohne Zweifel gilt, lässt<br />
sich auch für nahezu jede Produktinnovation<br />
heutzutage festhalten. Sagt Dr. Hans-<br />
Matthias Vorbrodt, Geschäftsführer<br />
und Gründer der Orgentis<br />
Chemicals GmbH in Gatersleben,<br />
einem Ortsteil der Gemeinde<br />
Seeland und bekanntem Standort<br />
der Biotech-Szene und Pflanzenforschung<br />
in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>.<br />
Wo sich heute rund um das renommierte<br />
Leibniz-Institut für<br />
Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung<br />
junge Startups<br />
und Ausgründungen ansiedeln,<br />
ist die Orgentis Chemicals<br />
GmbH ein alteingesessenes Unternehmen.<br />
Bereits 1991 zog es<br />
in die Räume der ehemaligen Gaterslebener<br />
Zuckerfabrik ein. Seither liefert die Orgentis<br />
Chemicals GmbH Feinchemikalien für<br />
die chemische Industrie, Wissenschaft und<br />
Forschung.<br />
Der Firmensitz der Orgentis Chemicals GmbH.<br />
Das Unternehmen verfügt über ein weitgefächertes<br />
Portfolio an Apparaturen<br />
und Technologien für chemische Synthesen<br />
und die Entwicklung neuer Syntheseverfahren<br />
für seine Kunden, es produziert<br />
darüber hinaus Spezialchemikalien für<br />
Biotechnologie, Pharmaindustrie und Diagnostik.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Isolierung,<br />
Reinigung und Modifizierung von Naturstoffen<br />
und synthetischen organischen<br />
Verbindungen von Milligramm-Mengen bis<br />
zum 100-Kilogramm-Bereich. Dafür kann<br />
das Team um Firmengründer Vorbrodt in<br />
den Firmenräumen der Orgentis Chemicals<br />
GmbH modernste Technologien für<br />
Forschung und Produktentwicklung in gut<br />
ausgerüsteten Mehrzwecklaboratorien und<br />
Technika nutzen. <br />
www.orgentis.com<br />
Fotos: Peter Bräunig (oben), Orgentis Chemicals GmbH (unten)
Firmenporträts <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> |<br />
7<br />
HLW-LSA GmbH<br />
Die hohe Kunst des Recycelns<br />
Kunststoffe bestimmen unseren Alltag. Doch so sehr solche<br />
Produkte – beispielsweise als Verpackungen – das Leben erleichtern,<br />
als Abfall belasten sie Mensch und Natur. Denn dieser<br />
landet in der Regel auf Deponien und in Verbrennungsanlagen,<br />
oft auch auf dem Meeresgrund. Die HLW-LSA GmbH aus Thale<br />
ermöglicht nun mit einem innovativen Verfahren das Recycling<br />
von Kunststoffabfällen ohne Qualitätsverlust.<br />
Fotos: HLW-LSA GmbH<br />
Allein in Europa fallen jährlich rund 25<br />
Millionen Tonnen Kunststoffabfälle<br />
an. Ihr Weg führt in der Regel auf<br />
Deponien und in Verbrennungsanlagen. In<br />
Europa werden 74 Prozent der Kunststoffabfälle<br />
entweder deponiert oder thermisch<br />
verwertet und damit dem Wertschöpfungskreislauf<br />
entzogen. Denn eine Weiterverarbeitung<br />
von Kunststoffen scheitert zumeist<br />
daran, dass sie mit Additiven und anderen<br />
Kontaminierungen versetzt sind oder die<br />
Eigenschaften für eine Wiederverwendung<br />
zu minderwertig sind. Das bisher praktizierte<br />
Recycling von Kunststoffen führt regelmäßig<br />
zum Downcycling – ein minderwertiger<br />
Kunststoff entsteht.<br />
Die viel beschworene Ressourceneffizienz<br />
erweist sich bei Kunststoffen so bisher als<br />
reines Wunschdenken. „Dies ist für uns bei<br />
der HLW-LSA ein inakzeptabler Zustand“,<br />
sagt Dr. Jörg Beckmann, Geschäftsführer<br />
Recycling bei der HLW-LSA GmbH.<br />
und Gründer der HLW-LSA GmbH (die Abkürzung<br />
steht für Hochleistungswerkstoffe<br />
Land <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>).<br />
Die HLW-LSA GmbH setzt dem ein weltweit<br />
einmaliges und innovatives Verfahren<br />
zur ganzheitlichen Wiedergewinnung<br />
von Rohstoffen und Additiven aus Kunststoffrestwertstoffen<br />
entgegen. „Durch die<br />
Kombination konventioneller Wiederaufbereitungstechniken<br />
und den patentierten<br />
HLW-Verfahren werden in der Recyclingbranche<br />
neue Maßstäbe gesetzt“, ist sich<br />
der Unternehmer und Entwickler Beckmann<br />
sicher.<br />
„Re(al)cycling statt Downcycling“, so lautet<br />
das Motto des jungen Harzer Unternehmens,<br />
das seinen Sitz im PulverMetallurgischen<br />
Kompetenz-Centrum in Thale<br />
hat. Neuen Frischmischungen lassen sich<br />
so einhundert Prozent des alten aufbereiteten<br />
Kunststoffs ohne Qualitätseinbußen<br />
beimischen. Dies lohnt sich<br />
auch wirtschaftlich, denn<br />
die Rohstoffmischungen<br />
kosten im Einkauf weniger<br />
als der Ursprungsrohstoff.<br />
„Eine Win-Win-Situation<br />
für Produzenten, Konsumenten<br />
und die Umwelt“,<br />
freut sich Beckmann.<br />
Die HLW-LSA GmbH zerkleinert<br />
Produktionsabfälle<br />
aus der Industrie zu Mikrometer<br />
großen Teilchen. Die<br />
Partikel weisen eine raue<br />
Dr. Jörg Beckmann, Geschäftsführer der<br />
HLW-LSA GmbH.<br />
Oberfläche auf, die eine Wiedervernetzung<br />
deutlich vereinfacht. Gegenüber bisherigen<br />
Verfahren spart die Zerkleinerungstechnik<br />
aus Thale deutlich Energie. „Auch die Qualität<br />
unserer Partikel ist deutlich besser“, betont<br />
Beckmann.<br />
Eine weitere Technologie des Harzer Unternehmens<br />
entfernt beispielsweise Verunreinigungen<br />
aus Kunststoffen. Die Partikel<br />
aus dem innovativen Reinigungsverfahren<br />
der HLW-LSA GmbH sind nach ihrer<br />
Behandlung frei von kritischen chemischen<br />
Verbindungen und Anhaftungen von chemischen<br />
Verunreinigungen. Somit lassen sich<br />
mit dem Know-how der HLW-LSA GmbH<br />
flüchtige Additive, Prozessöle, Weichmacher<br />
und andere Kontaminierungen extrahieren.<br />
Der neuartige Charakter dieser Technologie<br />
überzeugte jüngst auch die Juroren des<br />
Hugo-Junkers-Preis. In der Sonderkategorie<br />
„Chemie und Bioökonomie“ erreichte das<br />
Unternehmen mit seinem innovativen Verfahren<br />
zur Rückgewinnung von Kunststoffen<br />
in den Produktionskreislauf den zweiten<br />
Platz. <br />
www.hlw-lsa.de<br />
www.WundM.info
8 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Cluster Chemie und Bioökonomie<br />
SmartMembranes GmbH<br />
Feinste Filter aus Halle<br />
Die SmartMembranes GmbH bietet ein weltweit einzigartiges<br />
Produkt: Membrane mit feinsten und extrem symmetrischen<br />
Poren in Honigwabenstruktur, die Nanopartikel oder Viren und<br />
Bakterien herausfiltern können. Nur das junge Unternehmen<br />
aus Halle (Saale), das sich im Technologiepark weinberg campus<br />
niedergelassen hat, beherrscht die Technologie, diese Poren mit<br />
höchster Präzision zu fertigen.<br />
Siliziummembrane der SmartMembranes GmbH.<br />
Die Gründerinnen von SmartMembranes Monika Lelonek (l.)<br />
und Dr. Petra Göring (r.).<br />
Die neuartigen Membrane aus Aluminiumoxid<br />
oder Silizium zeichnen sich<br />
durch ihre Symmetrie und Einheitlichkeit<br />
der Poren aus. Form und Größe können<br />
durch ein spezielles, von SmartMembranes<br />
entworfenes elektrochemisches<br />
Ätzverfahren genau eingestellt werden. Die<br />
kleinsten Poren weisen einen Durchmesser<br />
von nur 20 Nanometern auf, so dass<br />
sich selbst winzigste Bestandteile herausfiltern<br />
lassen. Die Einheitlichkeit der Poren<br />
mit Schwankungen beim Durchmesser<br />
von höchstens zehn Prozent – das kann nur<br />
das 2009 gegründete Unternehmen aus der<br />
Universitätsstadt liefern.<br />
Das Unternehmen produziert nicht nur<br />
die Membranen individuell nach Kundenwunsch,<br />
sondern erforscht und entwickelt<br />
auch neue Prozesse und Produkte<br />
zur Erzeugung von porösen Materialien<br />
und Oberflächen. Die Nanotechnologie<br />
fordert zwar<br />
hohe Forschungs- und Entwicklungskosten,<br />
gilt aber<br />
weltweit als Zukunftstechnologie.<br />
„Unsere Produkte<br />
finden Anwendung in der<br />
Sensorik sowie in der Diagnostik“,<br />
erklärt Monika Lelonek,<br />
eine der beiden Gründerinnen<br />
der SmartMembranes<br />
GmbH. Die Membrane lassen<br />
sich aber auch für die Gasund<br />
Flüssigfiltration einsetzen<br />
sowie als Schutzmembran<br />
gegen Kontaminationen,<br />
etwa durch Staub, Bakterien<br />
oder Viren.<br />
So bestechend die innovative<br />
Produktidee klingt – das bisher<br />
in seinen Anwendungsmöglichkeiten<br />
kaum bekannte<br />
Verfahren musste von den<br />
beiden Gründerinnen der<br />
SmartMembranes GmbH,<br />
den Chemikerinnen Monika Lelonek und Dr.<br />
Petra Göring, mit viel Durchhaltevermögen<br />
im Markt eingeführt werden.<br />
Vor sechs Jahren gründeten die beiden Naturwissenschaftlerinnen<br />
das Start-up in der<br />
Saalestadt. Zuvor hatten beide unabhängig<br />
in ihrer wissenschaftlichen Arbeit bereits<br />
die Vorzüge des Ätzverfahrens zur Herstellung<br />
von Filtern nachgewiesen. In der<br />
ersten Nano-Entrepreneurship-Academy<br />
lernten sich die beiden Unternehmerinnen<br />
kennen und entdeckten das gemeinsame<br />
Know-how – die Geburtsstunde der Smart-<br />
Membranes GmbH, deren Gründungsprozess<br />
von dem Fraunhofer-internen Gründerprogramm<br />
„FFE – Fraunhofer fördert<br />
Existenzen“ unterstützt wurde.<br />
Noch handelt es sich bei den Membranen<br />
um einen Nischenmarkt. Inzwischen hat sich<br />
das Unternehmerinnen-Duo aber international<br />
vernetzt. Axela, Inc., ein innovatives<br />
Unternehmen der kanadischen Life-Science-<br />
Branche, setzt die Membrane in Biochips<br />
ein, um DNA-Abschnitte mit einem Fluoreszenz-Scanner<br />
zu identifizieren. Die Hybridisierungszeit,<br />
also die Dauer des Andockens<br />
der gesuchten DNA an die vorher aufgebrachten<br />
Fängermoleküle, wurde mit den<br />
Membranen aus Halle auf ein Zwanzigstel<br />
reduziert. Weitere Anwender der halleschen<br />
Filter rekrutieren sich aus den unterschiedlichsten<br />
Bereichen, darunter beispielsweise<br />
Gassensorik, Drug-Delievery, Zellkultivierung<br />
oder Durchflusssensorik.<br />
www.smartmembranes.de<br />
Fotos: SmartMembranes GmbH (oben), M. Behne, behnelux.de (unten)
Firmenporträts <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> |<br />
9<br />
Dow Olefinverbund GmbH<br />
Innovative Kunststoffe aus Schkopau und Leuna<br />
Mit der Übernahme des Olefinverbundes<br />
im Jahr 1995 trug die Dow<br />
Chemical Company als einer der<br />
ersten amerikanischen Investoren in Ostdeutschland<br />
wesentlich zum Erhalt der Chemie-Standorte<br />
in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> bei. Eine<br />
Mammutaufgabe: Die vorhandene Technologie<br />
war veraltet, die Umwelt schwer<br />
belastet. Mit dem Bau neuer Produktionsanlagen<br />
gelang es, in Schkopau, Leuna und<br />
Teutschenthal umweltverträglich und wettbewerbsfähig<br />
zugleich für den Weltmarkt<br />
zu produzieren. Allein seit dem Jahr 2000<br />
hat Dow mehr als 800 Millionen Euro in die<br />
Weiterentwicklung der Standorte in Mitteldeutschland<br />
(inklusive des Dow-Werks im<br />
sächsischen Böhlen) investiert.<br />
Dow produziert in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> innovative<br />
Kunststoffe und Spezialchemikalien. Die<br />
Kleb- und Dämmstoffe etwa finden in Autos<br />
Blick auf den Valuepark in Schkopau.<br />
und Wohnhäusern Verwendung.<br />
Hightech-Kunststoffe<br />
aus Leuna werden eingesetzt,<br />
um Verpackungen<br />
für Lebensmittel oder Hygieneartikel<br />
herzustellen.<br />
Mit Dow Automotive hat<br />
sich 2009 zudem in Schkopau<br />
ein neuer Geschäftsbereichetabliert.<br />
Das Unternehmen<br />
gilt als Spezialist<br />
in der Produktion von Klebstoffen<br />
für Fahrzeugkarosserien<br />
und ist gefragter Entwicklungspartner<br />
der Automobilindustrie.<br />
1998 gründete Dow den ValuePark® in<br />
Schkopau, einen Industriepark mit dem<br />
strategischen Ziel, Polymerproduzenten,<br />
kunststoffverarbeitende Unternehmen und<br />
chemienahe Dienstleister anzusiedeln. Zusätzlich<br />
zu den von Dow getätigten Investitionen<br />
haben in dem 150 Hektar großen Industriepark<br />
seit seinem Start im Jahr 1998<br />
mittlerweile 21 nationale und internationale<br />
Unternehmen mehr als 750 Millionen Euro<br />
investiert und mindestens 1.200 direkte Arbeitsplätze<br />
geschaffen. www.dow.com<br />
AkzoNobel Industrial Chemicals GmbH<br />
Vorbildlich für den Standort<br />
Fotos: Dow/Fechner (oben), AkzoNobel Industrial Chemicals GmbH (unten)<br />
Produktion am Standort Bitterfeld.<br />
Die AkzoNobel Industrial Chemicals<br />
GmbH ist Europas größter Hersteller<br />
von Siedesalz und ein führender<br />
Lieferant von Chlor, Natronlauge, Salzsäure,<br />
Eisenchlorid, Wasserchemikalien und Monochloressigsäure<br />
– Produkte, die beispielsweise<br />
in der Chemie-, Lebensmittel- oder<br />
Kunststoffindustrie weiterverarbeitet werden.<br />
In seinem Bitterfelder Werk produziert<br />
das Unternehmen Chlor, Natronlauge und<br />
Wasserstoff.<br />
Mit der Inbetriebnahme einer neuen Anlage<br />
zur Entbromung von Chlor im Herbst 2015<br />
hat AkzoNobel ein weiteres Bekenntnis zu<br />
seinem Standort im traditionsreichen Chemiedreieck<br />
abgegeben. „Die neue Entbromungsanlage<br />
ist ein weiteres Zeichen für die<br />
vorbildliche Arbeit, die AkzoNobel für den<br />
Standort leistet“, lobte denn auch <strong>Sachsen</strong>-<br />
<strong>Anhalt</strong>s Ministerpräsident Reiner Haseloff<br />
die Investition. Die Produkte von AkzoNobel<br />
werden zu einem großen Teil per Pipeline<br />
an Kunden im Chemiepark Bitterfeld-<br />
Wolfen geliefert. Die Eliminierung des Broms<br />
aus dem Produktionsprozess erweitert die<br />
Vermarktungsmöglichkeiten der Kunden für<br />
ihre eigenen Produkte.<br />
Die Chlorproduktion in Bitterfeld-Wolfen hat<br />
AkzoNobel im Jahr 2002 vollständig übernommen<br />
und seither mehrfach in das Werk<br />
investiert. Jürgen Baune, bei AkzoNobel verantwortlicher<br />
Leiter für das Chlor-Alkali-Geschäft,<br />
bewertet den Standort Bitterfeld äußerst<br />
positiv: „Das wirtschaftliche Umfeld<br />
hier stimmt.“ Nicht zuletzt auch ein Resultat<br />
der langjährigen Erfahrung der Menschen<br />
mit der chemischen Industrie rund um Bitterfeld-Wolfen.<br />
www.akzonobel.com<br />
www.WundM.info
10 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Interview<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU):<br />
„Da Chemie seit Generationen zu unserer Region<br />
gehört, gibt es dafür auch eine hohe Akzeptanz“<br />
<strong>W+M</strong>: Herr Minister, Sie haben den größten<br />
Teil Ihrer politischen Laufbahn in Niedersachsen<br />
verbracht. Seit fast zwei Jahren<br />
sind Sie nunmehr Wirtschaftsminister<br />
in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>. Wie ist aus Ihrer Sicht<br />
der wirtschaftliche Aufholprozess hier inzwischen<br />
vorangekommen?<br />
Hartmut Möllring: In allen fünf neuen Ländern<br />
haben wir einen Mangel an Großindustrie.<br />
In <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> sind 13 Prozent der<br />
Arbeitnehmer in Unternehmen mit mehr als<br />
500 Beschäftigten tätig, in den alten Bundesländern<br />
sind es dagegen 26 Prozent.<br />
Das ist eine Größenordnung, die so schnell<br />
nicht aufzuholen ist, weil Großunternehmen<br />
nicht einfach aus dem Boden gestampft<br />
werden können. In <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
haben wir viele kleine und mittlere Unternehmen,<br />
die in ihren Branchen nicht selten<br />
Weltmarktführer sind. Allerdings sind das<br />
dann Marken, die leider noch nicht so bekannt<br />
sind. Nehmen wir zum Beispiel<br />
Hasseröder-Bier. Kaum jemand<br />
weiß, dass das aus dem Wernigeroder<br />
Ortsteil Hasserode<br />
stammt. Oder: Jede zweite<br />
deutsche Flasche Sekt kommt<br />
aus Freyburg – dort werden<br />
Rotkäppchen und Mumm<br />
produziert. Diese<br />
Marken sind erfolgreich,<br />
reichen<br />
aber natürlich nicht an<br />
Marken wie VW, Audi, Porsche<br />
oder BMW heran.<br />
<strong>W+M</strong>: Die chemische Indus-trie<br />
gehört zu den Branchen,<br />
die von der Landesregierung<br />
gefördert werden.<br />
Welche Rolle spielt die chemische<br />
Industrie heute für<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>?<br />
Hartmut Möllring: Sie spielt<br />
eine große Rolle und belegt<br />
einen führenden Platz<br />
im Branchenspektrum. Hier<br />
kommt es darauf an, wie man<br />
es rechnet. Wenn das Benzin mit zur Chemie<br />
gezählt wird, ist bei uns die Chemie stärker<br />
als die Ernährungswirtschaft. Ohne Benzin<br />
liegt die Chemie etwa gleichauf mit der Ernährungswirtschaft.<br />
Die chemische Industrie<br />
kann hier auf eine 100-jährige<br />
Geschichte zurückblicken.<br />
In Leuna etwa wurde ab<br />
1915 Schießpulver hergestellt.<br />
In Bitterfeld-Wolfen<br />
wurde bei Agfa – später<br />
dann ORWO – der erste<br />
Farbfilm der Welt erfunden<br />
und produziert. Heute ist ORWO wieder<br />
eine erfolgreiche Firma. Darüber hinaus<br />
haben wir mit DOW und Total Weltfirmen<br />
vor Ort. Nicht zu vergessen die Bayer AG,<br />
die sich 1990 auf Bitten des damaligen Bundeskanzlers<br />
Helmut Kohl in Bitterfeld angesiedelt<br />
hat und dort seither erfolgreich<br />
Aspirin-Produkte herstellt.<br />
<strong>W+M</strong>: Lassen Sie uns einen Blick voraus<br />
werfen. Wo steht die chemische Industrie<br />
zwischen Bitterfeld und Halle im<br />
Jahr 2025? Welche Perspektive<br />
trauen Sie dieser Branche<br />
zu?<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s<br />
Wirtschaftsminister<br />
Hartmut Möllring.<br />
Fotos: <strong>W+M</strong>
Interview <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> |<br />
11<br />
Foto: <strong>W+M</strong><br />
Hartmut Möllring: Die Chemie hat hier eine<br />
große Zukunft vor sich. Es ist natürlich von<br />
Vorteil, dass in Leuna das gesamte russische<br />
Öl ankommt. Solange wir noch nicht<br />
mit Sonnenstrom Auto fahren und unsere<br />
Häuser weiter mit Öl heizen, werden Erdölprodukte<br />
stark nachgefragt sein. In der<br />
Chemie entwickelt sich ständig Neues. Inzwischen<br />
ist man dabei, aus Holz – also<br />
nicht aus fossilen, sondern aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen – chemische Produkte<br />
zu generieren. Da Chemie seit Generationen<br />
zu unserer Region gehört, gibt es dafür<br />
auch eine hohe Akzeptanz bei der Bevölkerung.<br />
Darauf lässt sich aufbauen.<br />
<strong>W+M</strong>: Auch beim Maschinen- und Anlagenbau<br />
setzen die Unternehmen Ihres Landes<br />
Akzente. Auf welche Entwicklungen in diesem<br />
Bereich sind Sie besonders stolz?<br />
Hartmut Möllring: Magdeburg war schon<br />
vor der DDR-Zeit führend im Maschinenbau.<br />
Und dank der engen Kooperation mit<br />
der Otto-von-Guericke-Universität haben<br />
wir auf diesem Gebiet auch heute etliche<br />
Weltmarktführer.<br />
<strong>W+M</strong>: Gibt es ein Unternehmen aus dem Maschinen-<br />
und Anlagenbau, das Sie an dieser<br />
Stelle besonders hervorheben möchten?<br />
Hartmut Möllring: Nehmen wir nur die<br />
Firma Laempe Mössner Sinto in Barleben<br />
[Anm. d. Red.: siehe Seite 17]. Die ist Weltmarktführer<br />
im Bereich Kernschießmaschinen.<br />
Diese Anlagen werden unter anderem<br />
für die Herstellung von Fahrzeugteilen benötigt.<br />
Von diesen hochspezialisierten Firmen<br />
haben wir eine ganze Reihe in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>.<br />
<strong>W+M</strong>: Welche Branchen sind – neben den<br />
bereits erwähnten – für <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
besonders zukunftsorientiert?<br />
Hartmut Möllring: Die Ernährungswirtschaft<br />
zählt zu unseren starken Branchen<br />
mit langer Tradition. In der Magdeburger<br />
Börde haben wir die fruchtbarsten Böden<br />
Deutschlands. Wir haben Viehzucht<br />
mit modernen Zerlegebetrieben, die einen<br />
großen Anteil ihrer Produkte<br />
exportieren. Es gibt wichtige<br />
Weiterverarbeitungsbetriebe<br />
für Getreide und Zucker.<br />
Beispielsweise sind alle drei<br />
Konzerne, die sich den deutschen<br />
Zuckermarkt teilen, bei<br />
uns vertreten. Oder Großbäckereien,<br />
die Discounter über<br />
Deutschland hinaus mit Pizzen,<br />
Brötchen und sonstigen<br />
Backprodukten beliefern. Wir<br />
sind so etwas wie der Backofen<br />
Deutschlands.<br />
<strong>W+M</strong>: Bringen Sie es doch bitte<br />
noch einmal auf den Punkt.<br />
Wofür steht <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
heute?<br />
Hartmut Möllring: Der Süden<br />
um Halle, Leuna und Bitterfeld<br />
steht für Chemie. Magdeburg<br />
für Maschinenbau und<br />
zunehmend für Medizintechnik.<br />
Wir haben hier den Forschungscampus<br />
STIMULATE,<br />
auf dem Ingenieure und Ärzte – und zwar<br />
in dieser Reihenfolge – gemeinsam an bildgesteuerten<br />
minimalinvasiven Operationsverfahren<br />
arbeiten. Da sind neben Siemens<br />
auch viele kleine heimische Firmen beteiligt.<br />
<strong>W+M</strong>: Der Mittelstand in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> ist<br />
sehr kleinteilig und daher limitiert, was die<br />
eigene Forschung und Entwicklung betrifft.<br />
Schildern Sie uns doch bitte, wie es in Ihrem<br />
Land dennoch gelingt, Mittelstand und<br />
Forschungsexzellenz zusammenzubringen?<br />
Minister Möllring im Gespräch mit <strong>W+M</strong>-Herausgeber Frank<br />
Nehring (l.) und Chefredakteur Karsten Hintzmann (r.).<br />
Hartmut Möllring: Das sind dicke Bretter,<br />
die jeden Tag neu gebohrt werden müssen.<br />
Wir haben seit zehn Jahren das KAT<br />
– das Kompetenznetzwerk für Angewandte<br />
und Transferorientierte Forschung. Das<br />
bedeutet in der Praxis: Ein Unternehmer<br />
kann sich direkt an Beauftragte von Forschungsinstitutionen<br />
wenden. Dabei wird<br />
dann ermittelt, welches Institut bei der<br />
Lösung eines konkreten Problems eingeschaltet<br />
werden kann. Das ist eine wirkliche<br />
Erfolgsgeschichte. Hier kooperieren<br />
nicht nur mittelständische Industrieunternehmen<br />
mit Forschungseinrichtungen, sondern<br />
auch viele Handwerksbetriebe nutzen<br />
wissenschaftliches Know-how.<br />
Ein weiteres Beispiel: Wir haben inzwischen<br />
rund 1.000 Transfergutscheine vergeben.<br />
Damit unterstützen wir Studenten, wenn<br />
sie eine Abschlussarbeit in einem Unternehmen<br />
schreiben. Daraus entstehen Arbeitsverhältnisse<br />
und die jungen Akademiker bekommen<br />
dadurch in mittelständischen Firmen<br />
oft früh die Chance, Führungsverantwortung<br />
zu übernehmen.<br />
<strong>W+M</strong>: Welche Pläne und Ziele hat der<br />
Mensch und Politiker Hartmut Möllring für<br />
die Zeit nach der nahen Landtagswahl?<br />
Hartmut Möllring: Ich habe – offen gesagt<br />
– noch keine Pläne, weil niemand weiß, wie<br />
die Wahl ausgehen wird. Wir schauen mal.<br />
Interview: Karsten Hintzmann<br />
und Frank Nehring<br />
www.WundM.info
12 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Blick auf die Region<br />
Wirtschaftsstandort <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
1 Staatskanzlei <strong>Sachsen</strong>-<br />
<strong>Anhalt</strong>, Magdeburg (SEITE 3)<br />
2 MOL Katalysatortechnik<br />
GmbH, Merseburg (SEITE 5)<br />
3 Orgentis Chemicals GmbH,<br />
Stadt Seeland (SEITE 6)<br />
4 LAGOTEC GmbH,<br />
Magdeburg (SEITE 6)<br />
5 HLW-LSA GmbH,<br />
Thale (SEITE 7)<br />
6 SmartMembranes GmbH,<br />
Halle (Saale) (SEITE 8)<br />
7 Dow Olefinverbund GmbH,<br />
Schkopau (SEITE 9)<br />
8 AkzoNobel Industrial<br />
Chemicals GmbH,<br />
Bitterfeld-Wolfen (SEITE 9)<br />
9 Ministerium für Wissenschaft<br />
und Wirtschaft des<br />
Landes <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>,<br />
Magdeburg (SEITE 10)<br />
q Gollmann Kommissioniersysteme<br />
GmbH,<br />
Halle (Saale) (SEITE 14)<br />
w Doppstadt Calbe GmbH,<br />
Calbe (SEITE 15)<br />
e Kranbau Köthen GmbH,<br />
Köthen (SEITE 16)<br />
r Werkzeugmaschinenfabrik<br />
Zerbst GmbH, Zerbst<br />
(SEITE 16)<br />
t Laempe Mössner Sinto<br />
GmbH, Barleben (SEITE 17)<br />
y Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur<br />
von Werkstoffen<br />
und Systemen IMWS,<br />
Halle (Saale) (SEITE 18)<br />
u Leibniz-Institut für Pflanzengenetik<br />
und Kulturpflanzenforschung<br />
(IPK),<br />
Stadt Seeland (SEITE 19)<br />
i Fraunhofer-Institut für<br />
Fabrikbetrieb und<br />
-automatisierung IFF,<br />
Magdeburg (SEITE 20)<br />
o BioEconomy e. V.,<br />
Halle (Saale) (SEITE 20)<br />
p STIMULATE Verein e. V.,<br />
Magdeburg (SEITE 21)<br />
a Mitteldeutsches Biosolarzentrum,<br />
Köthen (SEITE 22)<br />
s Hydrogen Power Storage &<br />
Solutions East Germany e. V.,<br />
Halle (Saale) (SEITE 22)<br />
Flughafen
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> im Überblick <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> |<br />
13<br />
Kalbe<br />
Stendal-<br />
Borstel<br />
Arneburg<br />
t<br />
p<br />
i<br />
9<br />
Magdeburg<br />
Barleben<br />
5<br />
u<br />
3<br />
Ballenstedt/<br />
Quedlinburg<br />
Magdeburg-<br />
Cochstedt<br />
Seeland<br />
Calbe<br />
w<br />
1 4 2<br />
ae<br />
r<br />
Dessau<br />
8<br />
Halle-Oppin<br />
6y<br />
s q<br />
7<br />
o<br />
Kabelsketal<br />
Schkopau<br />
Leipzig/Halle<br />
Freyburg<br />
© GeoBasis - DE / BKG 2015<br />
www.WundM.info
14 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Cluster Maschinen- und Anlagenbau<br />
Das Kommisioniersystem GO.compact.<br />
Gollmann Kommissioniersysteme GmbH<br />
Zum Jubiläum auf Erfolgskurs<br />
Seit zehn Jahren fertigt die Gollmann Kommissioniersysteme<br />
GmbH in Halle (Saale) automatisierte Rollschränke für<br />
Apotheken. Firmenchef Daniel Gollmann gelang der Sprung<br />
vom Existenzgründer zum erfolgreichen Mittelständler mit<br />
mehr als 150 Mitarbeitern.<br />
Begonnen hat der heute 37-jährige Firmengründer<br />
Daniel Gollmann vor einem<br />
Jahrzehnt mit gerade einmal einer<br />
Handvoll Mitarbeitern und der simplen,<br />
aber zugleich auch genialen Idee der Automatisierung<br />
von Rollschränken. Heute exportiert<br />
Gollmann seine Automaten „made<br />
in Halle“ in 14 Länder – bis ins ferne Australien.<br />
„Derzeit nutzen bereits über 500 deutsche<br />
Apotheker und über 150 Kunden im europäischen<br />
und nichteuropäischen Ausland<br />
unsere automatischen Warenlagersysteme“,<br />
freut sich Daniel Gollmann.<br />
Nach einem Jahrzehnt erfolgreicher Automatenentwicklung<br />
geht in diesem Jahr bereits<br />
die sechste Gerätegeneration in die Serienfertigung.<br />
„Die Vorbestellungen des auf<br />
der Fachmesse Expopharm 2015 vorgestellten<br />
Modells sind bereits vielversprechend“,<br />
sieht Gollmann sein Unternehmen weiter<br />
auf Wachstumskurs. Dies belegen auch die<br />
Auftragszahlen. Allein im letzten Quartal<br />
2015 verdoppelten sich die Auftragseingänge<br />
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.<br />
Für Gollmann allemal ein Grund zum Feiern.<br />
Firmengründer Daniel Gollmann.<br />
Zum zehnjährigen Firmenjubiläum Ende Februar<br />
eröffnet die Gollmann Kommissioniersysteme<br />
GmbH im Beisein von <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s<br />
Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff,<br />
Halles Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand<br />
sowie zahlreicher weiterer Gäste ihr<br />
neues internationales Service-Center am<br />
rund 4.000 Quadratmeter großen Firmensitz,<br />
einer aufwändig sanierten ehemaligen<br />
Kaffeefabrik, die als eines der schönsten Industriedenkmäler<br />
in der Saalestadt gewertet<br />
wird.<br />
Den Erfolg seiner Kommissioniersysteme<br />
verortet der studierte Mechatroniker Gollmann<br />
vorrangig in der Flexibilität und Zuverlässigkeit<br />
der Automaten. „Unseren Kunden<br />
stehen über tausend verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten<br />
und individuelle<br />
Anpassungen zur Verfügung. Die Gollmann-<br />
Automaten sind in Höhe, Breite und Länge<br />
frei anpassbar“, erläutert der gebürtige Hallenser,<br />
der sich seit 2014 auch mit dem Titel<br />
„Bester Apothekenpartner für Kommissioniersysteme“<br />
schmücken darf – gewählt<br />
von den deutschen Apothekern.<br />
Das Kommissioniersystem „GO.compact“<br />
fasst beispielsweise viele tausend Packungen<br />
je Meter Gehäuselänge – ein Vorteil<br />
gerade für kleinere Apotheken. Das Motto:<br />
„Der Automat muss sich an die Apotheke anpassen,<br />
nicht die Apotheke an den Automaten.“<br />
Hergestellt werden die Systeme auf einem<br />
innovativen Plattformkonzept, das die<br />
Produktion der verschiedenen Konfigurationen<br />
ermöglicht.<br />
„Alle Geräte werden an unserem Unternehmenssitz<br />
entwickelt und produziert“, betont<br />
Firmenchef Gollmann. Dass der Service den<br />
Schlüssel zum Erfolg ausmacht, haben die<br />
Macher in Halle früh erkannt. So<br />
wurde vor allem in die Aus- und<br />
Weiterbildung der Mitarbeiter investiert.<br />
Auch die Qualitätssicherung<br />
der Installationen erfolgt<br />
weltweit ausschließlich mit eigenen<br />
Mitarbeitern. Da Fachkräfte<br />
mittlerweile auch in der Region<br />
Halle selten geworden sind, setzt<br />
das Unternehmen konsequent<br />
vor allem auf die Ausbildung des<br />
eigenen Firmennachwuchses.<br />
www.gollmann.com<br />
Fotos: Gollmann Kommissioniersysteme GmbH
Firmenporträts <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> |<br />
15<br />
Doppstadt Calbe GmbH<br />
Expansion an der Saale<br />
Mit fast 400 Mitarbeitern ist die Doppstadt Calbe GmbH der größte Arbeitgeber in<br />
der Saalestadt Calbe und zählt zu den 100 größten Unternehmen in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>.<br />
Ende 2015 hat der Hersteller von Umwelttechnik mit der Inbetriebnahme einer neuen<br />
Montagehalle seine Kapazitäten in Calbe weiter ausgebaut.<br />
Foto: Doppstadt Calbe GmbH<br />
Fertigung bei der Doppstadt Calbe GmbH.<br />
Als die Doppstadt-Gruppe im Sommer<br />
2015 anlässlich ihres 50-jährigen<br />
Firmenjubiläums zu einer<br />
zweitägigen Leistungsschau auf das rund<br />
220.000 Quadratmeter große Betriebsgelände<br />
in Calbe lud, staunten die mehr als<br />
5.000 Gäste nicht schlecht: Mehr als 100<br />
Maschinen zur Zerkleinerung, Sortierung<br />
und Aufbereitung von Abfall und Biomasse<br />
präsentierte das Familienunternehmen, das<br />
1965 in Velbert im Niederbergischen Land<br />
als landwirtschaftlicher Betrieb von Werner<br />
Doppstadt gegründet seine kleinen Anfänge<br />
nahm, mittlerweile aber für den Weltmarkt<br />
produziert. Grobzerkleinerer, Siebmaschinen<br />
und Exakthacker kamen zum<br />
Einsatz, Baumstämme wurden geschreddert,<br />
Abfall von Wertstoffen getrennt oder<br />
Kieselsteine aus Sandbergen gelöst.<br />
Und dies ist nur ein kleiner Auszug aus der<br />
gesamten Angebotspalette des Umwelttechnik-Spezialisten.<br />
Annähernd fünfzig<br />
Neuentwicklungen, Maschinen-Updates<br />
und Konzeptstudien für unterschiedliche<br />
Einsatzbereiche stellte das Unternehmen<br />
auf der firmeneigenen Messe vor. Geschäftsführer<br />
Ferdinand Doppstadt, der<br />
das inhabergeführte Familienunternehmen<br />
in der zweiten Generation leitet, betont:<br />
„Wir sind Technologieführer und Umwelt-Pionier<br />
in einem.“<br />
Und als solcher hat sich das Unternehmen,<br />
so Doppstadt, „auf geradem Weg zum Full-<br />
Liner entwickelt, der für jede umwelttechnische<br />
Herausforderung in seinen Kernmärkten<br />
die entsprechende Technologie<br />
bereitstellen kann“. Bereits heute beliefert<br />
Doppstadt Kunden in über 40 Ländern mit<br />
Maschinentechnik und kompletten verfahrenstechnischen<br />
Lösungen. Ziel ist die internationale<br />
Marktführerschaft in der Umwelttechnik.<br />
Die Doppstadt-Gruppe unterhält Standorte<br />
am Stammsitz Velbert, in Wülfrath, Wilsdruff<br />
und Wien sowie Rockville (Maryland)<br />
in den USA. Der größte Standort der Firma<br />
befindet sich jedoch in Calbe. Dort hatte<br />
Doppstadt 1992 die Förderanlagen Calbe<br />
GmbH übernommen und mit dieser strategischen<br />
Entscheidung sein Know-how für<br />
Fördertechnik bis hin zur Kieswerksausrüstung<br />
erweitert.<br />
Im Salzlandkreis produziert die Doppstadt<br />
Calbe GmbH, die im Jahr 2014 einen Umsatz<br />
von 92,2 Millionen Euro erzielte, Maschinen<br />
für die Abfallwirtschaft, Kommunalwirtschaft<br />
und Fördertechnik. Und expandiert:<br />
Mit der Eröffnung einer neuen<br />
Montagehalle Ende 2015 verdoppelte sich<br />
die Fläche für Bauteilvormontage und Maschinenendmontage<br />
auf mehr als 3.500<br />
Quadratmeter.<br />
Die Erweiterung ermöglichte eine Umstellung<br />
der Fertigung auf Fließmontage, die<br />
nun mehr den Erfordernissen des internationalen<br />
Markts angepasst ist. In kürzerer<br />
Zeit können nun mehr Maschinen die Werkhallen<br />
in Calbe verlassen. Die Jahresproduktion<br />
von vormals 450 Maschineneinheiten<br />
lässt sich nun auf rund 600 steigern – gemäß<br />
dem Firmenmotto: „WE CARE – Fit for<br />
Future“.<br />
www.doppstadt.com<br />
www.WundM.info
16 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Cluster Maschinen- und Anlagenbau<br />
Kranbau Köthen GmbH<br />
Die stählernen Giganten aus Köthen<br />
Fachwerkportalkran Bremer von Kranbau Köthen.<br />
Wenn sich in den Straßen rund um<br />
die Kreisstadt Köthen im Landkreis<br />
<strong>Anhalt</strong>-Bitterfeld nächtliche<br />
Schwertransporte durch enge Straßen<br />
manövrieren, dann handelt es sich in der<br />
Regel wieder einmal um schwere Kranteile,<br />
die soeben die riesigen Werkhallen der<br />
Kranbau Köthen GmbH verlassen haben.<br />
Auf gut und gerne mehr als 700 Tonnen<br />
kann es beispielsweise ein Gießkran bringen<br />
– wahre Giganten und eine beachtliche<br />
Ingenieursleistung. Doch für den traditionsreichen<br />
Maschinenbauer aus Köthen,<br />
bereits 1934 gegründet, Alltagsgeschäft.<br />
Das mittelständische Unternehmen hat sich<br />
auf Sonder-, Prozess- und Automatikkrane<br />
von rund 150 bis zu 650 Tonnen Hubkraft<br />
spezialisiert. Mehr als 7.000 solcher Spezialkrane<br />
konnten die Köthener bis heute<br />
bereits an ihre Kunden ausliefern. Die Konzepte<br />
für die kompletten Krananlagen werden<br />
dabei mit den Kunden in einem engen<br />
Abstimmungsprozess individuell erarbeitet.<br />
Schließlich müssen die Kolosse ideal auf die<br />
jeweiligen Bedingungen am Einsatzort ausgerichtet<br />
sein.<br />
Das Portfolio der Köthener umfasst Prozesskrane<br />
für die Stahlerzeugung/Stahlhandling,<br />
Portalkrane für die Bereiche Lagerplatz/Container/Hafen/Werft,<br />
Sonderkrane,<br />
Sondermaschinen, Automatikkrane,<br />
Großkomponenten und Lastaufnahmemittel.<br />
Geliefert werden die Sonderkrane in alle<br />
Welt. „Neues Geschäft in globalen Märkten<br />
aufzubauen, kostet viel Geld und braucht<br />
Geduld“, weiß Kranbau-Geschäftsführer<br />
Klaus Müller. Gelungen ist das den Köthenern<br />
nicht zuletzt auch mit dem Gütesiegel<br />
„Made in Germany“, das sich das Unternehmen<br />
im letzten Jahr erneut zertifizieren ließ.<br />
Die Kranbau Köthen GmbH produziert weitestgehend<br />
am heimischen Standort. Bis zu<br />
70 Prozent beträgt die Fertigungstiefe im<br />
eigenen Unternehmen. www.kranbau.de<br />
Werkzeugmaschinenfabrik Zerbst GmbH<br />
Zentraler Produktionsstandort der EMAG-Gruppe<br />
Der Werkzeugmaschinenbau kann in<br />
Zerbst auf eine lange Tradition zurückblicken.<br />
Seit 1994 gehört die<br />
Werkzeugmaschinenfabrik Zerbst GmbH<br />
zur weltweit agierenden<br />
EMAG-Gruppe und wurde<br />
seither mit einem hohen<br />
Investitionsvolumen<br />
zum zentralen Produktionsstandort<br />
für Werkzeugmaschinen<br />
ausgebaut.<br />
Mit rund 500 Mitarbeitern<br />
und auf rund<br />
36.000 Quadratmetern<br />
Produktionsfläche werden<br />
in Zerbst circa 800<br />
Werkzeugmaschinen pro<br />
Jahr hergestellt.<br />
Baugruppenmontage in Zerbst.<br />
Die EMAG-Gruppe ist einer der bedeutendsten<br />
Hersteller multifunktionaler Fertigungssysteme<br />
für die Bearbeitung präziser<br />
Metallteile – seien es Drehmaschinen,<br />
Schleifmaschinen, Verzahnungsmaschinen,<br />
Laserschweißmaschinen oder Bearbeitungszentren.<br />
Als solche ist sie vor allem ein gefragter<br />
Partner der Automobilindustrie. In Zerbst<br />
werden sowohl Standardmaschinen für<br />
Endkunden als auch Werkzeugmaschinen<br />
hergestellt, die von den EMAG-Technologiefirmen<br />
dann nach kundenspezifischen<br />
Anforderungen ausgerüstet werden.<br />
Für die Region ist die Werkzeugmaschinenfabrik<br />
Zerbst auch ein wichtiger Ausbildungsbetrieb.<br />
Industriemechaniker,<br />
Mechatroniker, Elektriker oder Zerspanungsmechaniker<br />
sind gefragte Nachwuchskräfte<br />
für das Maschinenbauunternehmen.<br />
www.wema-zerbst.de<br />
Fotos: Kranbau Köthen GmbH (oben), Wema Zerbst GmbH (unten)
Firmenporträts <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> |<br />
17<br />
Laempe Mössner Sinto GmbH<br />
Der Weltmarktführer aus Barleben<br />
Die Laempe Mössner Sinto GmbH ist der Weltmarktführer im<br />
Bereich Kernschießmaschinen. Rund 200 Mitarbeiter kümmern<br />
sich in Barleben im Landkreis Börde um die Produktion und den<br />
weltweiten Vertrieb der Maschinen. Einhundert weitere Mitarbeiter<br />
sind in den Niederlassungen in Schopfheim und Mannheim<br />
beschäftigt.<br />
Fotos: Laempe Mössner Sinto GmbH<br />
Produktion der Maschinen in Barleben.<br />
Geschäftsführer Andreas Mössner.<br />
Die Laempe Mössner Sinto GmbH gilt<br />
als Vorzeigeunternehmen im sachsen-anhaltischen<br />
Maschinenbau mit<br />
starker Ausrichtung auf die weltweiten Absatzmärkte.<br />
Die in Barleben produzierten<br />
Anlagen werden zum Beispiel in Gießereien<br />
zur Herstellung von Formen für den Fahrzeugbau<br />
eingesetzt. Im Jahr 2014 erwirtschaftete<br />
der innovative Spezialhersteller,<br />
der zu den 100 größten Unternehmen in<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> gehört, mehr als 65 Millionen<br />
Euro Umsatz.<br />
2015 führte die immer stärkere Internationalisierung<br />
denn auch zu einer bedeutenden<br />
strategischen Entscheidung: Mitte<br />
des Jahres vereinbarten Laempe & Mössner<br />
und die japanische Sinto-Group, der weltgrößte<br />
Gießereimaschinenhersteller, eine<br />
Partnerschaft. Das börsennotierte Unternehmen<br />
aus Nagoya beteiligte sich in diesem<br />
Zuge an dem deutschen Familienunternehmen,<br />
die Eigentümerfamilie Mössner<br />
blieb aber Mehrheitseigner. Das Unternehmen<br />
firmiert seitdem unter „Laempe Mössner<br />
Sinto GmbH“.<br />
Die Kooperation zeitigt große Vorteile für<br />
den sachsen-anhaltischen Maschinenbauer:<br />
„Die Partnerschaft mit der Sinto-Group<br />
stärkt unsere Position auf dem Weltmarkt<br />
und wir können unsere Internationalisierungsstrategie<br />
wie geplant umsetzen“, erläutert<br />
Geschäftsführer Andreas Mössner.<br />
„Mit der global operierenden Gruppe erreichen<br />
wir einen direkten Zugang zu Produktionsstandorten<br />
weltweit, insbesondere in<br />
den aufstrebenden Schwellenländern.“ So<br />
stärkt das Barlebener Unternehmen mit der<br />
strategischen Partnerschaft vor allem seine<br />
Absatzchancen im japanischen<br />
Automotive-<br />
Bereich signifikant.<br />
„Die Anforderungen an<br />
die Branche steigen“, ist<br />
sich Firmenchef Mössner<br />
bewusst. „Unsere Kunden<br />
werden immer internationaler,<br />
erwarten<br />
maßgeschneiderte Lösungen,<br />
eine große Portion<br />
Entwicklungsfähigkeit<br />
sowie ein effizientes<br />
und auf den jeweiligen<br />
Kunden ausgerichtetes<br />
Projektmanagement.“<br />
Bei aller gebotenen Internationalität<br />
legt das Management der<br />
Laempe Mössner Sinto GmbH aber Wert auf<br />
die Treue zum heimischen Standort. „Das<br />
Auslandsgeschäft wird immer wichtiger.<br />
Dennoch bekennen wir uns klar zum Standort<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>“, betont Geschäftsführer<br />
Andreas Mössner. „Wir fühlen uns hier<br />
bestens unterstützt, die Verzahnung von<br />
Politik, Wissenschaft und Wirtschaft funktioniert<br />
sehr gut.“ Lob gab es dafür auch von<br />
höchster Stelle. Für <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s Wirtschaftsminister<br />
Hartmut Möllring (CDU)<br />
zählt die Laempe Mössner Sinto GmbH zu<br />
den vielen Hidden Champions im heimischen<br />
Maschinenbau: „Das Unternehmen<br />
setzt im Bereich der Gießereitechnik weltweit<br />
Maßstäbe.“<br />
www.laempe.com<br />
www.WundM.info
18 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Cluster Forschungsexzellenz<br />
Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS<br />
Leuchtturm der Industrieforschung<br />
Seit dem 1. Januar 2016 firmiert das Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur<br />
von Werkstoffen und Systemen IMWS in Halle (Saale) als eigenständiges<br />
Fraunhofer-Institut. Dort forschen mehr als 200 Mitarbeiter an maßgeschneiderten<br />
Materiallösungen für die Industrie.<br />
Die zu Jahresbeginn erfolgte Ausgliederung<br />
aus dem Fraunhofer-Institut<br />
für Werkstoffmechanik IWM ist nicht<br />
zuletzt ein Beleg für die dynamische Entwicklung,<br />
die die Forschung im Bereich der<br />
Werkstoffe in jüngster Zeit genommen hat.<br />
Die Frage, wie sich Werkstoffe und Bauteile<br />
mit weniger Gewicht, höherer Zuverlässigkeit<br />
und längerer Lebensdauer herstellen<br />
lassen, wird zu einem Schlüsselfaktor für<br />
die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen<br />
Wirtschaft.<br />
Die Forscher am Fraunhofer IMWS in Halle<br />
(Saale) untersuchen die Mikrostruktur<br />
solcher Werkstoffe und Bauteile auf der<br />
Grundlage experimenteller und rechnerischer<br />
Mikrostrukturaufklärung, um die Zusammenhänge<br />
zwischen äußerer Belastung<br />
und innerer Reaktion des Werkstoffes besser<br />
analysieren und beeinflussen zu können.<br />
„Schon in der Entwicklungsphase können<br />
wir Werkstoffe, Bauteile und Systeme genau<br />
auf die Anforderungen der Kunden zuschneiden“,<br />
erläutert Professor Ralf Wehrspohn,<br />
Leiter des Fraunhofer IMWS, die<br />
Expertise seiner Forschungseinrichtung.<br />
„Das steigert nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit,<br />
sondern ist ein zentraler Beitrag<br />
zur Materialeffizienz und Ressourcenschonung.“<br />
So arbeiten die Halleschen Forscher aktuell<br />
im Verbundvorhaben „KoMiNaKu“ gemeinsam<br />
mit fünf Unternehmen aus dem mitteldeutschen<br />
Chemiedreieck an einem kombinierten<br />
Mikro- und Nanoprägeverfahren,<br />
mit dem sich die Oberflächen von Kunststoffen<br />
passgenau modifizieren lassen, um neue<br />
Materialeigenschaften zu ermöglichen.<br />
Die Kompetenzen des Fraunhofer IMWS<br />
Arbeit am Rasterelektronenmikroskop am Fraunhofer IMWS.<br />
fließen auch in das 2007 gegründete Fraunhofer-Center<br />
für Silizium-Photovoltaik CSP<br />
in Halle (Saale) ein, eine Gemeinschaftseinrichtung<br />
mit dem größten Solarforschungsinstitut<br />
in Europa, dem Freiburger Fraunhofer<br />
ISE. Das Fraunhofer CSP hat sich unter<br />
anderem auf die Kristallisation und Herstellung<br />
dünner Silizium-Wafer oder auf neue<br />
Verfahren der Modulfertigung spezialisiert.<br />
„Wir entwickeln Lösungen, um Solarmodule<br />
und deren Komponenten leistungsfähiger,<br />
kostengünstiger und zuverlässiger zu<br />
machen“, fasst Professor Jörg Bagdahn, Leiter<br />
des Fraunhofer CSP, dessen Zielsetzung<br />
zusammen. Jüngstes Beispiel: das Prüfgerät<br />
PIDcon. Mit dem am Fraunhofer CSP entwickelten<br />
Instrument lässt sich die Potenzialinduzierte<br />
Degradation (PID), häufig verantwortlich<br />
für Leistungseinbußen in Photovoltaikmodulen<br />
mit kristallinen Siliziumsolarzellen,<br />
schon auf Zellebene feststellen.<br />
Bisher war es dafür notwendig, Testmodule<br />
herzustellen und diese in der Klimakammer<br />
zu überprüfen.<br />
Auch mit dem Fraunhofer-Pilotanlagenzentrum<br />
PAZ in Schkopau schreibt das Fraunhofer<br />
IMWS eine Erfolgsgeschichte. 2005<br />
gemeinsam mit dem Potsdamer Fraunhofer-Institut<br />
für Angewandte Polymerforschung<br />
IAP gegründet, gilt das Fraunhofer<br />
PAZ heute als eine europaweit einzigartige<br />
Forschungsstätte für die Polymersynthese<br />
und -verarbeitung. Die Wissenschaftler entwickeln<br />
beispielsweise Synthesekautschuke<br />
für Fahrzeugreifen, Leichtbau-Komponenten<br />
für die Automobilindustrie oder energieeffiziente<br />
Prozesse für die Kunststoffbranche.<br />
www.imws.fraunhofer.de<br />
Foto: Fraunhofer IMWS
Porträts <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> | 19<br />
Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK)<br />
Die Nahrungspflanzen der Zukunft<br />
Am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung<br />
(IPK) in Gatersleben forschen mehr als 500 Mitarbeiter<br />
aus über 30 Nationen zur genetischen Vielfalt von Kulturund<br />
verwandten Wildpflanzen.<br />
Fotos: IPK, Sam Rey<br />
Gatersleben ist ein Zentrum der Biotechnologie.<br />
Pflanzenforschung am IPK in Gatersleben.<br />
Die Weltbevölkerung wächst, der Klimawandel<br />
bedroht weltweit Ernten<br />
und die Nachfrage nach nachwachsenden<br />
Rohstoffen als Energiequelle nimmt<br />
beständig zu. Keine Frage, die Landwirtschaft<br />
muss sich global neuen anspruchsvollen<br />
Herausforderungen stellen, um eine<br />
nachhaltige Nahrungsmittelversorgung zu<br />
sichern.<br />
Dieser Aufgabe stellt sich auch die internationale<br />
Forschergemeinschaft am IPK in<br />
Gatersleben, eine der weltweit führenden<br />
wissenschaftlichen Einrichtungen auf den<br />
Gebieten der Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung.<br />
Ihre Arbeit trägt dazu<br />
bei, dass agronomisch bedeutsame Kulturpflanzen<br />
resistenter gegen wandelnde<br />
Umweltbedingungen, effizienter in der<br />
Ressourcennutzung und schließlich auch<br />
ertragreicher in der Ernte gezüchtet werden<br />
können. Mit einem Gesamtbestand von<br />
151.002 Mustern aus 3.212 Arten und 776<br />
Gattungen zählt die Genbank des IPK zu den<br />
weltweit größten Einrichtungen ihrer Art.<br />
So ist beispielsweise Raps für die Herstellung<br />
von Pflanzenöl als Nahrungsmittel<br />
und Biotreibstoff mittlerweile unverzichtbar.<br />
Doch die modernen Rapssorten<br />
sind durch die züchterische Selektion bereits<br />
eines erheblichen Teils ihrer ursprünglichen<br />
genetischen Vielfalt beraubt worden.<br />
Ein Manko, wenn es darum geht, zukünftig<br />
widerstandsfähigere und ertragsstabilere<br />
Gattungen zu entwickeln. Anhand 52 verschiedener<br />
Rapssorten haben die Wissenschaftler<br />
am IPK nun die große genetische<br />
Vielfalt des Rapses entschlüsselt und diese<br />
Ergebnisse sowohl Forschern als auch<br />
Züchtern für ihre Arbeit zur Verfügung gestellt.<br />
Ebenso gelang es einem Forscherteam des<br />
IPK gemeinsam mit internationalen Kollegen,<br />
die genetischen Hintergründe der Architektur<br />
von Getreideähren zu analysieren.<br />
Die Forschungsergebnisse des IPK eröffnen<br />
nun die Möglichkeit, die Ährenarchitektur<br />
gezielt züchterisch zu verändern und<br />
damit das Ertragspotenzial des Weizens zu<br />
steigern.<br />
Für diese und andere Forschungsarbeiten<br />
verfügt das IPK in Gatersleben, ein Ortsteil<br />
der Stadt Seeland im Salzlandkreis,<br />
über eine hervorragende Ausstattung. Ab<br />
Herbst 2016 sollen darüber hinaus in einer<br />
knapp 1.000 Quadratmeter großen Pflanzenkulturhalle<br />
die Umweltbedingungen<br />
des Feldanbaus simuliert, exakt kontrolliert,<br />
wiederholt und gezielt abgewandelt<br />
werden. So lässt sich noch genauer erforschen,<br />
wie das Erscheinungsbild der Pflanzen,<br />
der so genannte Phänotyp, von verschiedenen<br />
Umwelteinflüssen abhängt.<br />
Diese Forschungsarbeit stellt den Beitrag<br />
des IPK zum Aufbau des vom Bund geförderten<br />
Deutschen Pflanzenphänotypisierungsnetzwerkes<br />
(DPPN) dar.<br />
Von den Forschungsergebnissen des IPK<br />
profitiert auch der Standort Seeland-<br />
Gatersleben. Durch Ausgründungen und<br />
Ansiedlungen wie beispielsweise die des<br />
Europäischen Zentrums für Weizenzucht<br />
von Bayer CropScience hat sich mit dem<br />
Biotech-Campus Gatersleben rund um das<br />
IPK ein international bedeutsames Zentrum<br />
der Biotechnologie etabliert.<br />
www.WundM.info
20 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Cluster Forschungsexzellenz<br />
Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF<br />
Sichere Technik für die vernetzte Produktion<br />
Das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb<br />
und -automatisierung IFF in<br />
Magdeburg versteht sich als Technologiepartner<br />
für die Großindustrie, den<br />
Mittelstand und kleine Unternehmen der<br />
Produktions- und Dienstleistungsbranchen<br />
sowie für die öffentliche Hand.<br />
Die Wissenschaftler am Fraunhofer IFF erforschen<br />
und entwickeln Technologien, Verfahren<br />
und Produkte von der Idee bis zur<br />
Serienreife – und führen diese gemeinsam<br />
mit den Unternehmen in die Praxis ein. So<br />
entwickelt das Institut innovative Lösungen<br />
in den Forschungsfeldern „Intelligente<br />
Arbeitssysteme“, „Ressourceneffiziente<br />
Produktion und Logistik“ und „Konvergente<br />
Versorgungsinfrastrukturen“.<br />
Dabei setzen die Wissenschaftler auf ihre<br />
Kompetenzen in der Robotik, beim Messen<br />
Das Fraunhofer IFF in Magdeburg forscht auch zur sicheren<br />
Mensch-Roboter-Kollaboration.<br />
und Prüfen, bei der Gestaltung von Prozessen<br />
in Produktion und Logistik sowie bei der<br />
technologiebasierten Assistenz und Qualifizierung.<br />
So gehören beispielsweise neueste<br />
Entwicklungen zur sicheren<br />
Mensch-Roboter-Kollaboration<br />
und der Assistenzrobotik<br />
zu den Forschungsgebieten<br />
des Fraunhofer IFF – ein<br />
Themenfeld, das vor allem<br />
für die Automobilproduktion<br />
der Zukunft von besonderer<br />
Bedeutung ist.<br />
Das Fraunhofer IFF ist in nationale<br />
und internationale<br />
Wirtschafts- und Wissenschaftsnetzwerke<br />
eingebunden<br />
und kooperiert eng<br />
mit der Otto-von-Guericke-<br />
Universität Magdeburg. Über seine Außenstelle<br />
in Bangkok öffnet es sich zudem auch<br />
dem asiatischen Markt.<br />
www.iff.fraunhofer.de<br />
Spitzencluster BioEconomy<br />
Wenn Holz auf<br />
Chemie trifft<br />
Buchen sollst du suchen!“ – die alte,<br />
wenn auch irreführende Volksweisheit<br />
zum Schutz vor Blitzeinschlägen,<br />
in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> wäre sie leicht in<br />
die Tat umzusetzen. Wie die gesamte Region<br />
Mitteldeutschland verfügt das Land<br />
nämlich über nicht genutzte Bestände an<br />
Buchenwäldern. Das Spitzencluster BioEconomy<br />
widmet sich der Frage, wie aus solchen<br />
nachwachsenden Rohstoffen biobasierte<br />
Werkstoffe entstehen können.<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> setzt wie kaum ein anderes<br />
Bundesland auf neue Materialien aus<br />
Biomasse. Wie sich Laubholz in Chemikalien,<br />
innovative Produkte und Energieträger<br />
wandeln lässt, erforscht das Spitzencluster<br />
BioEconomy in derzeit 42 Verbund- und 140<br />
Einzelprojekten.<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s Buchenwälder sind Basis für die BioEconomy.<br />
Auf der Basis von Non-<br />
Food-Biomasse, insbesondere<br />
eben Buchenholz,<br />
vereint das Spitzencluster<br />
BioEconomy dafür<br />
in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> mit<br />
der Forstwirtschaft, der<br />
chemischen Industrie, der<br />
Kunststoff- und kunststoffverarbeitenden<br />
Industrie sowie Anlagenbauern<br />
und Energieversorgern ganz unterschiedliche<br />
Branchen. Der Verbund aus<br />
bereits mehr als 100 Unternehmen und Institutionen<br />
aus Industrie und Forschung ist<br />
eines von 15 Spitzenclustern des Bundesministeriums<br />
für Bildung und Forschung.<br />
Von besonderem Interesse ist die Verwertung<br />
des Laubholzvorkommens für die chemische<br />
Industrie <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s. In Leuna<br />
werden bereits heute in Bioraffinerieanlagen<br />
erste Basischemikalien gewonnen. Ein<br />
weiteres Leuchtturmvorhaben ist die derzeitige<br />
Errichtung einer Pilotanlage zur Herstellung<br />
von biobasiertem Isobuten im Rahmen<br />
eines Spitzenclusterprojektes durch<br />
den Technologieführer Global Bioenergies.<br />
www.bioeconomy.de<br />
Fotos: Bernd Liebl/Fraunhofer IFF (oben), Mandarine, „Buchenwald im Frühling“, CC-Lizenz (BY 2.0, unten)
Porträts <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> |<br />
21<br />
Forschungscampus STIMULATE<br />
Medizintechnik für das 21. Jahrhundert<br />
Foto: OVGU-Pressebild<br />
In Magdeburg arbeiten am Forschungscampus STIMULATE<br />
Ingenieure, Medizintechniker und Mediziner gemeinsam an<br />
neuartigen Lösungen für die minimalinvasive Therapie<br />
unterschiedlichster Volkskrankheiten aus den Bereichen<br />
Onkologie, Neurologie sowie Gefäßerkrankungen.<br />
Minimalinvasiven Therapien gehört<br />
die Zukunft in der Medizin – davon<br />
sind die Verantwortlichen des<br />
Forschungscampus STIMULATE an der Otto-von-Guericke-Universität<br />
Magdeburg<br />
fest überzeugt. Und das aus gutem Grund:<br />
Schließlich belasten die schonenden Eingriffe<br />
gerade ältere und schwache Patienten<br />
weitaus weniger als die klassische Chirurgie<br />
und ermöglichen somit eine schnellere<br />
Erholung der Erkrankten. Dies wiederum<br />
senkt die Ausgaben im Gesundheitssystem.<br />
Deshalb lohnt ein Einsatz solcher Therapien<br />
vor allem bei weit verbreiteten Volkskrankheiten<br />
wie etwa bei Schlaganfällen oder bei<br />
Tumoren an der Leber oder Prostata.<br />
Bei minimalinvasiven Operationen werden<br />
winzige Instrumente in den Körper eingeführt.<br />
Solche Eingriffe stellen hohe Ansprüche<br />
an den Operateur. Er benötigt deshalb<br />
bildgebende Verfahren, die sowohl das zu<br />
entfernende Objekt, beispielsweise einen<br />
Tumor, als auch den Einsatz der Instrumente<br />
abbilden. Für Mediziner, Forscher und<br />
Medizintechniker ergibt sich daraus ein vielfältiges<br />
Aufgabengebiet. Die bildgebenden<br />
Verfahren müssen beispielsweise Daten in<br />
Echtzeit liefern können, damit der Operateur<br />
die Instrumente mit höchster Präzision<br />
im Körper navigieren kann.<br />
An solchen bildgebenden und minimalinvasiven<br />
Verfahren für Diagnose und Therapie<br />
arbeiten am Forschungscampus<br />
STIMULATE (Solution Centre for Image Guided<br />
Local Therapies) Forscher der Ottovon-Guericke-Universität<br />
Magdeburg gemeinsam<br />
mit Partnern aus der mittelständischen<br />
Wirtschaft – vorwiegend aus dem<br />
Bereich der Medizintechnik –, Forschungsinstituten<br />
sowie überregionalen Unternehmen<br />
wie der Siemens Healthcare GmbH.<br />
STIMULATE wird vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung gefördert.<br />
Mit der bisherigen Entwicklung des Forschungsprojekts<br />
zeigt sich Prof. Dr. Georg<br />
Rose vom Lehrstuhl für Medizinische<br />
Telematik und Medizintechnik und Vorstandsvorsitzender<br />
des Forschungscampus<br />
STIMULATE zufrieden: „Bereits zum jetzigen<br />
Zeitpunkt hat sich der Forschungscampus<br />
zu einem Leuchtturm mit Strahlkraft<br />
weit über die Grenzen von <strong>Sachsen</strong>-<br />
<strong>Anhalt</strong> hinaus entwickelt und sichtbare wissenschaftliche<br />
und wirtschaftliche Impulse<br />
gesetzt.“<br />
Moderne OP-Technologie: eine Leberpunktion im MRT.<br />
Denn dem Forschungscampus kommt auch<br />
standortpolitische Bedeutung zu. Die Medizintechnik<br />
wurde an der Magdeburger Universität<br />
bereits zum transferorientierten Forschungsschwerpunkt<br />
erklärt. Auch die Stadt<br />
Magdeburg verfolgt das Ziel, sich zu einem<br />
Zentrum für Medizintechnik zu entwickeln.<br />
Langfristig soll sich deshalb rund um<br />
STIMULATE ein Zentrum für bildgestützte<br />
Medizin in Deutschland herausbilden.<br />
Die jüngst erfolgte Ansiedlung der ACES<br />
Ing.-GmbH, einem ingenieurtechnischen<br />
Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen<br />
mit dem Schwerpunkt Medizintechnik<br />
aus Filderstadt, zeugt von der Anziehungskraft<br />
der interdisziplinären Zusammenarbeit<br />
von Wissenschaft und Wirtschaft<br />
am Forschungscampus. Prof. Dr.<br />
Rose äußert sich deshalb auch optimistisch:<br />
„STIMULATE bietet einen idealen Nährboden,<br />
um am Standort Magdeburg ein internationales<br />
Referenzzentrum für minimalinvasive<br />
Therapien aufzubauen.“<br />
www.forschungscampus-stimulate.de<br />
www.WundM.info
22 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Cluster Forschungsexzellenz – Porträts<br />
Mitteldeutsches Biosolarzentrum Köthen<br />
Ein Tannenbaum aus Algen<br />
Beim Mitteldeutschen Biosolarzentrum<br />
Köthen gedeiht ein ganz besonderer<br />
Tannenbaum – und das<br />
nicht nur zur Weihnachtszeit. Denn bei<br />
der Köthener Version handelt es sich nicht<br />
um den beliebten Nadelbaum, sondern um<br />
ein Photobioreaktorsystem (PBR). Der so<br />
genannte Tannenbaumreaktor im Biosolarzentrum<br />
besteht aus einem lichtdurchlässigen,<br />
speziell für die Mikroalgenkultivierung<br />
entwickelten Silikon-Doppelschlauchsystem<br />
und dient zur nachhaltigen<br />
Produktion von Algenbiomasse. In den<br />
patentierten GICON®-PBR können Mikroalgen<br />
bei bestmöglicher Lichtversorgung<br />
kontaminationsarm gezüchtet und kultiviert<br />
werden.<br />
Mit dieser Anlage gelang in<br />
Köthen erstmals eine stabile<br />
Langzeitkultivierung von Algenbiomasse<br />
über nunmehr<br />
fast zwei Jahre mit höheren<br />
Biomasseausbeuten gegenüber<br />
anderen Ansätzen wie<br />
Glasröhrensystemen. Eine<br />
derartige Produktionsstabilität<br />
auch bei extremen Umgebungstemperaturen<br />
konnte in Mitteleuropa<br />
zuvor nicht erreicht werden. Der Tannenbaumreaktor<br />
ist das Ergebnis einer Allianz<br />
der Hochschule <strong>Anhalt</strong> mit der GICON<br />
Großmann Ingenieur Consult GmbH. Seit<br />
2011 betreiben GICON und der Bereich Algenbiotechnologie<br />
der Hochschule <strong>Anhalt</strong><br />
Prof. Dr. Carola Griehl von der Hochschule <strong>Anhalt</strong> und GICON-<br />
Projektleiter Dr. Fritz Cotta.<br />
gemeinsam das Mitteldeutsche Biosolarzentrum.<br />
Derzeit befinden sich die Partner<br />
in der Vorbereitung Erfolg versprechender<br />
Pilotprojekte zur industriellen Nutzung von<br />
Mikroalgen, unter anderem in den Vereinigten<br />
Arabischen Emiraten und in Frankreich.<br />
www.gicon.de/biosolar<br />
HYPOS<br />
Die Revolution aus Ostdeutschland<br />
Gasspeicherung in Leuna<br />
Die wachsende Nutzung Erneuerbarer<br />
Energien vor allem in Ostdeutschland<br />
wirft die Frage auf, wie überschüssiger<br />
Strom nachhaltig gespeichert<br />
werden kann. Eine mögliche Lösung: die unterschiedlich<br />
anfallenden Strommengen aus<br />
Wind- und Sonnenenergie mittels H 2 -Elektrolyse<br />
in den speicherfähigen Energieträger<br />
Wasserstoff umzuwandeln.<br />
Mit dem Projekt „HYPOS Hydrogen Power<br />
Storage & Solutions East Germany“ nimmt<br />
Ostdeutschland nun eine Vorreiterrolle bei<br />
der Herstellung von Wasserstoff aus erneuerbarem<br />
Strom ein. Dafür will HYPOS<br />
das Chemiestoffnetz, das Erdgasnetz sowie<br />
die elektrischen Netze zwischen Ostsee<br />
und Erzgebirge miteinander verbinden,<br />
um wirtschaftliche Lösungen für die Nutzung<br />
und Speicherung von Wind- und Solarstrom<br />
mittels Wasserstoff in großtechnischem<br />
Maßstab erarbeiten zu können.<br />
Derzeit beteiligen sich 111 Unternehmen sowie<br />
Hochschulen und Forschungsinstitute<br />
am HYPOS-Projekt. Initiiert wurde es von<br />
der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland,<br />
dem Fraunhofer-Institut für<br />
Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen<br />
IMWS und dem Cluster Chemie/<br />
Kunststoffe Mitteldeutschland. Bis 2020<br />
will sich Ostdeutschland so als Wasserstoff-Modellregion<br />
profilieren. Dem Chemie-<br />
und Maschinenbaustandort <strong>Sachsen</strong>-<br />
<strong>Anhalt</strong> kommt dabei eine tragende Rolle zu.<br />
Deshalb engagieren sich zahlreiche Unternehmen<br />
und Forschungsinstitutionen des<br />
Landes in HYPOS-Projekten.<br />
Das Bundesministerium für Bildung und<br />
Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben<br />
im Rahmen des Programms<br />
„Zwanzig20 – Partnerschaft<br />
für Innovation“ mit bis zu 45<br />
Millionen Euro. Erste Projektvorhaben<br />
sind seit Mitte<br />
2015 schon in der Umsetzung,<br />
eine weitere Reihe an Vorhaben<br />
folgt Mitte 2016. Die Einreichung<br />
innovativer Projektideen<br />
oder die Anknüpfung<br />
an bestehende Projektideen<br />
ist noch bis September 2016<br />
möglich.<br />
www.hypos-eastgermany.de<br />
Fotos: GICON (oben), Linde AG (unten)
EASTERN<br />
MADE IN<br />
GERMANY<br />
UNTERNEHMENSDELEGATION SIEBENBÜRGEN<br />
(RUMÄNIEN) 2016<br />
GermanyTrade &Invest unterstütztUnternehmen ausden Neuen Bundesländern (inkl. Berlin)bei der<br />
Erschließung ausländischerMärkteund lädt zu einerbranchenübergreifendenUnternehmerdelegation<br />
nach Siebenbürgen(Rumänien)ein.<br />
Zeitraum: 11.-15.4.2016<br />
Standorte: Cluj-Napoca (Klausenburg),Târgu Mure s (Neumarkt am Mieresch)und Brasov(Kronstadt)<br />
Programmpunkte: Fachbriefings, Kooperationsbörsen, Firmenbesuche, Networking-Empfänge<br />
Anmeldeschluss: 14.03.2016<br />
DieKostendes Programms (exklusive Reisekosten) übernimmtGermany Trade&Invest.<br />
DieTeilnehmerzahl istbegrenzt. Bei Interesse tretenSie bitte mituns in Kontakt.<br />
www.powerhouse-eastern-germany.com/delegation-rumaenien-2016<br />
Kontakt: ThomasFabian<br />
thomas.fabian@gtai.com<br />
T. 030-200099 164
Einfachunbezahlbar:<br />
unserekostenfreie Beratung!<br />
Förderprogramme für Privat- und Firmenkunden<br />
www.ib-sachsen-anhalt.de<br />
Kostenfreie Hotline: 0800 56 007 57