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Die CSR- Richtlinie setzt neue Maßstäbe

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Interview mit Nicole Richter,<br />

Executive Director bei EY im Bereich Climate Change and Sustainability,<br />

und Benjamin Lüders,<br />

Senior Manager bei EY im Bereich Advisory Services Risk<br />

Herr Lüders, in Ihrem Arbeitsalltag helfen Sie Unternehmen,<br />

konzernweite Risikomanagementsysteme aufzubauen.<br />

Sind die Risiken aus den sozialen und ökologischen Aspekten<br />

der Unternehmenstätigkeit inzwischen ein fester Bestandteil<br />

eines Risikomanagementsystems oder eher eine<br />

Seltenheit?<br />

Wir merken in der Praxis, dass Unternehmen ihren Fokus<br />

mehr und mehr auf einen in die Unternehmenssteuerung integrierten<br />

Risikomanagementansatz setzen. <strong>Die</strong>s zeigen auch die<br />

Ergebnisse unserer aktuellen Studie EY GRC Survey 2015:<br />

„90 % of organizations expect risk management to be more<br />

directly involved in business making decisions […]”. 8 Konkret<br />

bedeutet das, dass Unternehmen immer stärker interne sowie<br />

externe Risiken adressieren, die sowohl finanzieller als auch<br />

nichtfinanzieller Natur sind. Für den Aufbau von Überwachungssystemen<br />

nutzen viele Unternehmen international<br />

etablierte Standards und Rahmenwerke wie z. B. COSO 9 oder<br />

ISO 31000. Im Rahmen der Überarbeitung in den letzten Jahren<br />

rückte der Fokus von der reinen Finanzberichterstattung<br />

auf die gesamte Unternehmensberichterstattung. Damit wurde<br />

ein Zeichen für die Integration nichtfinanzieller Aspekte ge<strong>setzt</strong><br />

und den Unternehmen Spielraum in der individuellen Auslegung<br />

gegeben. Einen weiteren Treiber für die Integration nichtfinanzieller<br />

Aspekte in das Risikomanagement und speziell in die<br />

Risikoberichterstattung von Unternehmen stellt der DRS 20<br />

dar, der die Konzernlageberichterstattung regelt. Demnach<br />

sollen Unternehmen Entwicklung und Prognosen für solche<br />

nichtfinanziellen Leistungsindikatoren aufzeigen, die zur internen<br />

Steuerung des Konzerns einge<strong>setzt</strong> werden. Somit fordern<br />

die Standardgeber immer mehr, dass sich die Unternehmen<br />

frühzeitig mit der Integration nichtfinanzieller Aspekte in ihr<br />

Risikomanagement sowie mit der internen und externen Berichterstattung<br />

auseinandersetzen.<br />

Halten Sie die Integration dieser Aspekte in ein unternehmensweites<br />

Risikomanagementsystem für sinnvoll?<br />

Das Marktumfeld von Unternehmen hat sich in den vergangenen<br />

Jahren stark verändert, was auch Anpassungsbedarf bei<br />

den Überwachungssystemen wie Risikomanagement, IKS und<br />

Compliancesystem mit sich gebracht hat. So spielen heute<br />

externe, nichtfinanzielle Risiken – z. B. in der Lieferkette –<br />

eine zunehmende Rolle. In der Praxis beobachten wir den<br />

Trend, dass Unternehmen interne und externe Risiken ganzheitlich<br />

betrachten, indem sie die Schadenshöhe nicht mehr nur<br />

nach quantitativen, sondern auch nach qualitativen Gesichtspunkten<br />

wie Reputation, Arbeitssicherheit oder Verlust von<br />

Know-how bewerten. Wir unterstützen Unternehmen dabei,<br />

solche Risiken zu kategorisieren und auf der Basis von Bewertungsmodellen<br />

mit quantifizierbaren Risiken vergleichbar zu<br />

machen.<br />

Und welche praktischen Hinweise würden Sie den Unternehmen<br />

geben, die erstmalig ihre Risikoanalyse auf die in<br />

der <strong>CSR</strong>-<strong>Richtlinie</strong> genannten Belange ausweiten wollen?<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Unternehmen<br />

ihr Risikomanagement immer auf ihren Wertesystemen und<br />

Strategien aufbauen sollten. Daraus lässt sich wiederum die<br />

Risikotoleranz ableiten. Unternehmen sollen sich fragen,<br />

welche quantifizierbaren und welche nicht quantifizierbaren<br />

Risiken mit ihrer Geschäftstätigkeit verbunden sind.<br />

Frau Richter, ist Ihrer Meinung nach die Integration nichtfinanzieller<br />

Kennzahlen in das bestehende Risikomanagement<br />

ausreichend, um die <strong>neue</strong>n Anforderungen der <strong>CSR</strong>-<br />

<strong>Richtlinie</strong> zu erfüllen?<br />

<strong>Die</strong> Integration nichtfinanzieller Kennzahlen in das bestehende<br />

Risikomanagement ist auf jeden Fall ein wichtiger und richtiger<br />

Schritt auf dem Weg zur Erfüllung der Anforderungen der<br />

<strong>CSR</strong>-<strong>Richtlinie</strong>. Allerdings beinhaltet die <strong>CSR</strong>-<strong>Richtlinie</strong> ein<br />

erweitertes Verständnis von Risiko im Vergleich zur bisherigen<br />

Unternehmensberichterstattung und auch zu den meisten Risikomanagementsystemen,<br />

die wir in der Praxis sehen. Es geht<br />

dabei nicht mehr nur um Risiken, die den Geschäftsverlauf und<br />

Unternehmenserfolg negativ beeinflussen könnten. Vielmehr<br />

stehen auch solche Risiken entlang der Wertschöpfungskette im<br />

Fokus, die sich negativ auf die Gesellschaft und die Umwelt auswirken<br />

– wobei auch solche Risiken die voraussichtliche Entwicklung<br />

eines Unternehmens mittelbar beeinflussen können.<br />

Langfristig sollten sich Unternehmen diesem erweiterten Risikoverständnis<br />

öffnen, um adäquat auf diese Risiken reagieren<br />

zu können und der <strong>Richtlinie</strong> zu entsprechen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>CSR</strong>-<strong>Richtlinie</strong> <strong>setzt</strong> <strong>neue</strong> <strong>Maßstäbe</strong>. Starten Sie jetzt mit der Umsetzung. |<br />

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