Ortsschelle201503X3

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

10 EIN GESTÜHL FÜRS VOLK, GESTIFTET VON LYSA VON INGELHEIM, DAS WERK GEMACHT VON ERHART VALCKENER, 1496 Für Dr. Joachim Glatz zum Dienstende im Juni 2015 Auszüge aus dem Grußwort und der fachlichen Einführung zum Tag des Offenen Denkmals in der Simultankirche in Bechtolsheim 2014 von Dr. Jens Dolata, Vorsitzender Heimatverein Bechtolsheim, Archäologe, Zweiter Wissenschaftler Außenstelle Mainz der Direktion Landesarchäologie, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist mir und dem ganzen Vorstand des Heimatvereines Bechtolsheim eine besondere Freude und Ehre, dass die Eröffnung des Tages des Offenen Denkmals in diesem Jahr für den Landkreis Alzey-Worms hier in Bechtolsheim begangen wird, handelt es sich doch um einen hohen Festtag für Freunde der Denkmäler aus vergangener Zeit. Geöffnet werden die Denkmäler, die sonst weitgehend verschlossen und eben nicht zu jeder Zeit zugänglich, sondern die meiste Zeit den wertschätzenden Blicken der Bürger entzogen sind. An dutzenden von Orten im Landkreis, an hunderten im ganzen Land und an tausenden in ganz Deutschland öffnen sich heute Türen und Tore und die Schätze aus der Vergangenheit werden vorgezeigt und erklärt und finden die ihnen gebührende Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Bauwerke, Kunstwerke und handwerkliche Glanzstücke werden durch hilfreiche Erläuterungen zu Geschichtsquellen für uns alle erhoben. Wer die Denkmäler einzuordnen weiß, der kann sie als Teil seiner eigenen Geschichte begreifen und aus Ihnen Identifikation schöpfen. Denkmäler zu öffnen und Denkmäler den Betrachtern zu eröffnen, das ist der Zweck des heutigen Tages. Ich darf Ihnen die Grüße des rheinland-pfälzischen Landeskonservators Dr. Joachim Glatz, des Direktors der Landesdenkmalpflege der Generaldirektion Kulturelles Erbe unseres Landes übermitteln. Er ist am heutigen Tag in Mainz unterwegs und erläutert dort Denkmäler. Daß er heute gerne auch hier in Bechtolsheim gewesen wäre und mit uns Denkmäler geöffnet hätte, kann ich mit Gewissheit sagen. Das kann ich auch begründen: Es waren im vergangenen Jahr nicht wenige Gespräche, Telephonate, Emails und Vermerke; mal im Büro, mal auf einem Vortrag oder einem Empfang und immer wieder abgefangen auf dem Weg durch den Amtshof und den Parkplatz, den sich seine Dienststelle mit jener der Archäologen teilt. Da war er dann konfrontiert mit der Peterskirchenruine, den Steinfunden in Dolgesheim, den Planungen der IG Petersberg, aber auch mit der Simultankirche, ihrem Dach, ihrer Orgel, den verwitternden mittelalterlichen Epitaphien und sogar den Abgründen eines feuchten Kellers beim Glockenturm. Da ist der anwohnende Archäologe unerbittlich und lässt ihn nicht entrinnen. Dr. Glatz hat sich nicht entzogen, er hat sich die Bechtolsheimer Denkmalsorgen angelegen sein lassen: es gab mehrere Ortstermine mit dem Institut für Steinkonservierung und auch mit der Restauratorin der Landesdenkmalpflege hier in Bechtolsheim. Alle Termine haben wiederum Berichte und Vermerke an den Landeskonservator Dr. Glatz nach sich gezogen. Der Archäologe hat selbstredend jeden Presseartikel weitergeleitet. Schlußum: Bechtolsheim dürfte ihm tagespräsent gewesen sein im vergangenen Jahr. Und so nimmt es nicht wunder, dass Dr. Glatz in einem ganzseitigen Bericht zum Tag des Offenen Denkmals in der Allgemeinen Zeitung vom Donnerstag, den 11. September eine besondere Besuchsempfehlung ausspricht, im Reigen hunderter Denkmäler im ganzen Land gibt er den Tip, dem Sie heute bewusst oder unbewußt gefolgt sind, ich zitiere: „Besonders empfiehlt Glatz den Besuch der Simultankirche in Bechtolsheim. Knapp vor 1500
EIN GESTÜHL FÜRS VOLK 11 vollendet, gibt es dort ein großes Kirchengestühl in ganz hervorragender Farbigkeit. Es ist von einem Meister, der auch in Kiedrich im Rheingau aktiv war, aber in Bechtolsheim eigentlich noch mehr Kirchenbänke geschnitzt hat.“ Kommen wir zur Sache. Die Bechtolsheimer Simultankirche ist an sich ein herausragendes Einzeldenkmal. Außerhalb der Gottesdienste beider christlicher Gemeinden allerdings ein verschlossenes, das ob seiner Bauausstattung nicht unverschlossen bleiben kann. Den ganzen Tag über Zugang zur Simultankirche Sankta Maria und Sanktus Christophorus zu finden, erlaubt uns das Engagement vieler Freiwilliger für den heutigen Tag des Offenen Denkmals. Dafür: Danke! Die mächtige dreischiffige Hallenkirche aus spätgotischer Zeit besticht durch den imposanten Baukörper mit einem Langhaus von fünf Jochen und einem dreijochigen, nur einschiffigen Chor süddeutscher Prägung. Die Errichtung erfolgte ab 1482 unter der Leitung des Jacob von Landshut, der bayerischen Steinmetzen vorstand. Der Baumeister der Bechtolsheimer Hallenkirche ist ein berühmter und durch seine Werke ausgewiesener Spezialist gewesen, der ab etwa 1470 am Oberrhein arbeitete. Meister Jacob von Landshut ist bald nach der Fertigstellung des Bechtolsheimer Kirchenbaus die Leitung der Bauhütte für das Straßburger Münster angetragen worden. Er wurde in Straßburg im Elsass 1495 zum Leiter der Münsterbauhütte bestellt. Ein prominenter, keineswegs ein unbekannter oder unbedeutender Baumeister hat Pläne und Bauausführung in Bechtolsheim organisiert. Die Errichtung der Bechtolsheimer Kirche zwischen 1482 und 1496 kann als zügig bezeichnet werden. Woher wissen wir das? Bereits nach fünf Jahren, 1487, war der Kirchenbau soweit fortgeschritten, dass der Theobaldusaltar übertragen werden konnte, sicherlich waren die Gewölbe zu diesem Zeitpunkt geschlossen. Die erste Ausmalung war 1494 vollendet und 1496 wurde das Gestühl von Erhart Valckener eingebaut. Eine Kirche ist nicht ein bloßes Gemäuer. Dieses Bauwerk dient seit mehr als 500 Jahren dem Gottesdienst. Dem christlichen Kultus ist im späten 15. Jahrhundert mit einem famosen Kirchengebäude Raum gegeben worden. Sieben Altäre bestanden hier im späten Mittelalter. Die Bechtolsheimer Simultankirche birgt zudem eine Fülle an Denkmälern, die von einem reichen religiösen Leben in den zurückliegenden Jahrhunderten am Ort Zeugnis geben. Eine ganze Reihe stammt noch von der Erstausstattung der spätgotischen Hallenkirche. Diese Denkmäler erlauben es uns heute, dass wir uns in die Barockzeit, die Zeit der Glaubenskämpfe, die Renaissancezeit und das späte Mittelalter zurückversetzen. Ich muß es mir versagen, Sie jetzt auf dies ganze Zeitreise mitzunehmen und alle Stationen und Quellen vor Ihnen auszubreiten. Das würde den zeitlichen Rahmen der Eröffnungsreden leicht sprengen. Deshalb will ich nur ein Baudetail besonders hervorheben und nur dieses mit mehr Tiefe vortragen. Bitte seien Sie nicht enttäuscht, dass ich nicht die Orgel ausgewählt habe, die heute zum letzten Mal vor ihrer Restaurierung erklingen wird. Seit einem Jahr steht die Orgelsanierung im Mittelpunkt des gemeindlichen Interesses. Viele löbliche Veranstaltungen haben Gelder für die „Rettung der Königin“ eingeworben und die Bedeutung des Instrumentes herausgestellt. Von 1752 bis 1756 ist die Orgel von den Brüdern Johann Philipp Stumm und Johann Heinrich Stumm aus Sulzbach erbaut worden, damals zum Preis von 900 Reichsgulden. Die Orgelsanierung wird in der nächsten Woche in die heiße Phase eintreten. Genießen Sie deshalb heute das Orgelspiel und halten Sie das Instrument in guter Erinnerung bis zu seiner Wiederkehr nach Bechtolsheim. Ich möchte das Schwerpunktthema des diesjährigen Tages des offenen Denkmals aufgreifen:
Seite 1 und 2: Ortsschelle Bechtolsheimer 30. Jahr
Seite 3 und 4: ZUM GELEIT 3 Nunmehr halten Sie ber
Seite 5 und 6: AUS DEM GEMEINDERAT 5 Am Montag, de
Seite 7 und 8: AUS DEM GEMEINDERAT 7 blick auf die
Seite 9: GESCHWINDIGKEITSMESSUNGEN IN DER BA
Seite 13 und 14: EIN GESTÜHL FÜRS VOLK 13 Flachsch
Seite 15 und 16: ZUM 150. GEBURTSTAG VON WILHELM HOF
Seite 17 und 18: ERWACHSENE Ev. Öff. Bücherei Öff
Seite 19 und 20: Am Tag der Arbeit feierte die SPD B
Seite 21 und 22: SPORTVEREIN BECHTOLSHEIM 21 Männer
Seite 23 und 24: DIE FAHNE WEHTE 23 Es war richtiges

Ortsschelle201503X3

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?