Ortsschelle201503X3
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EIN GESTÜHL FÜRS VOLK<br />
FARBE ist das Motto des Tages.<br />
Farbe klingt zunächst so schlicht<br />
und einfach. Schließlich haben alle<br />
Bauwerke und Gegenstände eine<br />
Farbe, auch Denkmäler haben<br />
eine. Die Farbigkeit von Denkmälern<br />
ist ein besonderes Phänomen.<br />
Farbe verwittert, verblasst oder<br />
blättert ab. Eine neue Farbfassung<br />
lässt manches Werkstück in anderem<br />
Licht, in neuem Glanz erscheinen.<br />
Die Farbfassung ist die<br />
Gewandung vieler Gegenstände.<br />
Neue Kleider machen modern o-<br />
der manchmal auch gerade nicht.<br />
Im Laufe ihres Bestehens ändern<br />
Bauwerke und Kunstwerke ihre<br />
Farbigkeit.<br />
Inschri! „s philippus“<br />
Inschri! „s cristho"ellus “<br />
Ein sehr bedeutendes Werkstück und Denkmal<br />
hier in der Bechtolsheimer Simultankirche, das<br />
durch seine Farbigkeit hervorsticht und allerhöchste<br />
Beachtung verdient, sind die Bänke im<br />
Langhaus. Auf diesem hochrangigen Denkmal<br />
sitzen Sie heute und die katholischen und evangelischen<br />
Gemeindemitglieder zu jedem Gottesdienst.<br />
Seit mehr als 500 Jahren sitzt das Volk in<br />
der Kirche von Bechtolsheim auf diesen 30 Bänken.<br />
Es verwundert nicht, dass sich an mancher Stelle<br />
schon gar keine Farbe mehr zu erkennen gibt.<br />
Abgerieben und abgescheuert war die Farbpracht<br />
in dieser langen Zeit schon mehr als einmal. Fünf<br />
Neuanstriche hat ein Restaurator aus Mainfranken<br />
bei der letztmaligen grundlegenden Restaurierung<br />
Mitte der 1970er Jahre dokumentiert und<br />
in feiner Arbeit freigelegt und schlussendlich<br />
entfernt um die originale Farbfassung von 1496<br />
an die Oberfläche zu holen. Diese mühevolle Arbeit<br />
der Restauratoren hat sich gelohnt!<br />
Kurz will ich von einer anderen Kirche in unserer<br />
Nachbarschaft erzählen. Biebelsheim im Kreis<br />
Kreuznach, nicht Biebelnheim: dort steht im<br />
Chorraum der Simultankirche Sankt Martin e-<br />
benfalls eine kleine Bank des Erhart Valckener,<br />
geschaffen 1506, nur knapp zwei Meter breit und<br />
ebenso wie bei unseren Bänken, sind die Wangen<br />
mit reichen Flachschnitzereien verziert. Das war<br />
sicherlich einstmal eine nicht minder prächtige<br />
Bank. Doch ist sie heute mit einer schlichten hellgrauen<br />
Farbe gestrichen. Dieser unsensible Neuanstrich<br />
entstellt das ganze Kunstwerk, die