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dog & sport Ausgabe 02/2014

In der Zughunde-Sommer-Pause geben wir so richtig Gas – mit Canicross 3.0. Wir schauen uns den Zughundesport in der „heilpädagogischen Arbeit“ an und gehen mit euch Weitwandern mit Dogtrekking and more, dazu gibt es eine kleine Zughundeprüfung.

In der Zughunde-Sommer-Pause geben wir so richtig Gas – mit Canicross 3.0. Wir schauen uns den Zughundesport in der „heilpädagogischen Arbeit“ an und gehen mit euch Weitwandern mit Dogtrekking and more, dazu gibt es eine kleine Zughundeprüfung.

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Jurasteig Ultratrail<br />

Jurasteig Ultratrail<br />

Nie wieder. Nie … Es ist Samstag Nachmittag und ich<br />

bin bereits seit Freitag Nachmittag laufend und -<br />

vor allem in den letzten Stunden - gehend unterwegs.<br />

Nonstop. 155 Kilometer habe ich seitdem hinter mich<br />

gebracht und immer noch gut 2 Marathon-Distanzen<br />

trennen mich vom Ziel.<br />

Ich kann nicht mehr, die Luft ist draußen und die Motivationskurve<br />

befindet sich im freien Fall. Auf bergigen<br />

Pfaden und matschigen Waldwegen schleppe ich mich<br />

bis zur nächsten Kontrollstelle, gebe mit einer gewissen<br />

Erleichterung meine Startnummer ab und genehmige<br />

mir mehrere Tassen Kaffee, welche ich mit einem<br />

ordentlichen Schuss Cola auf Trinktemperatur getrimmt<br />

habe. So müde war ich noch nie in meinem Leben. Das<br />

hier ist der JUNUT und ein JUNUT ist kein<br />

Kindergeburtstag.<br />

JUNUT ist die Abkürzung für Jurasteig-Nonstop-Ultra-<br />

Trail, einer der längsten und härtesten Geländeläufe<br />

Deutschlands. Die beeindruckende Distanz von 230 Kilometern<br />

mit etwa 7000 Höhenmetern muss am Stück<br />

zurückgelegt werden, die Wege sind über weite Strecken<br />

nicht einfach zu begehen. Fünfeinhalb Marathon-<br />

Distanzen durch´s wilde Niederbayern und Oberpfalz.<br />

Dabei werden mehr Höhenmeter gesammelt, als wenn<br />

man dreimal von Garmisch auf die Zugspitze rennt. Gut<br />

50 Stunden hat man Zeit und nur etwa 30 % des internationalen<br />

Teilnehmerfelds hat 2012, bei der ersten offiziellen<br />

JUNUT-Veranstaltung, das Ziel erreicht.<br />

Ich gehöre nicht dazu und das Wort JUNUT wird aus<br />

meinem Vokabular für immer gestrichen. Soweit der<br />

Vorsatz.<br />

6 Monate später.<br />

Eine Einladung zum nächsten JUNUT liegt in meinem<br />

E-Mail-Postfach. "Wäre schön, wenn Du wieder dabei<br />

bist!" Ich überlege, wäge das Pro und Contra ab –<br />

dafür brauche ich etwa eine zehntel Sekunde - dann<br />

sage ich zu. JUNUT? Na klar! Wenn ich ausnahmsweise<br />

mal ehrlich zu mir bin, dann habe ich schon seit Wochen<br />

auf diese Einladung gewartet, denn jetzt wird<br />

alles anders, ich habe einen Plan: Den nächsten JUNUT<br />

laufe ich mit psychischer Unterstützung, mit Hund!<br />

Unsere Hunde haben Erfahrung, was lange Strecken<br />

angeht, und 100 Kilometer sind eine Distanz, welche<br />

des öfteren bewältigt wird. 230 Kilometer, also die<br />

komplette Runde des JUNUTs, möchte ich dennoch keinem<br />

Hund antun. Die Kilometeranzahl an sich stellt<br />

nicht das größte Problem dar, sondern der Schlafentzug.<br />

Etwa 50 Stunden wach zu bleiben ist für Hunde,<br />

welche gerne mal den ganzen Tag verpennen, sicherlich<br />

kein Vergnügen. Deshalb entscheide ich mich für<br />

einen Hunde-Staffel-Lauf: Bei Kilometer 135 wird<br />

gewechselt.<br />

Die Hunde der Stunde heißen Sarja, genannt auch<br />

»Bremsmatte«, und Kerkis, unsere »Prinzessin«.<br />

Bremsmatte ist eine Husky-Dame aus Show-Linie und<br />

der Spitzname beschreibt ihren einzig möglichen Verwendungszweck<br />

beim Schlittenhunde<strong>sport</strong>. Deswegen<br />

ist sie die ideale Begleitung für Ultradistanzen,<br />

welche eh im Schlurftempo zurückgelegt werden. Sie<br />

hat einen dicken Schädel und die mentale Härte eines<br />

ganzen Rudels. Prinzessin ist einfach nur eine zutreffende<br />

Charakterbeschreibung für unseren hübschen<br />

kastrierten Rüden.<br />

Das Training für den JUNUT beginnt etwa 4 Monate vor<br />

dem Start. Langsam aber sicher werden die Wochenkilometer<br />

nach oben geschraubt, von 70 auf 190 Kilometer,<br />

und dabei vor allem Wert auf die wöchentliche lange<br />

Trainingseinheit gelegt. Die Spitze des Eisbergs ist<br />

schließlich in Woche 3 vor Start erreicht, in der (unter<br />

anderem) drei Trainingseinheiten zu 30, 100 und 40 Kilometer<br />

an 3 aufeinander folgenden Tagen absolviert<br />

werden. Im Training habe ich meist beide Hunde dabei,<br />

allerdings begrenze ich deren Maximum bei etwa<br />

120km/Woche; Das reicht völlig.<br />

Neben all der Lauferei ist auch die Fuß- (Mensch) und<br />

Ballenpflege (Hund) wichtig. Diese Körperstellen sollten<br />

immer wieder mal kontrolliert und wenn nötig mit<br />

einer feuchtigkeitsspendenden Creme behandelt werden,<br />

damit die Haut nicht rauh und somit anfällig für<br />

Blasen oder Wunden wird. Bei längeren Trainingseinheiten<br />

habe ich vorsichtshalber Booties im Laufrucksack<br />

dabei.<br />

Auf ein Neues.<br />

Das Training hat hervorragend geklappt und wird<br />

hoffentlich auch Wirkung zeigen. Selbst die intensivsten<br />

Laufwochen wurden Kilometer für Kilometer<br />

abgespult – ganz nach Plan.<br />

Jetzt ist es soweit. Ich stehe mit Sarja an der Startlinie<br />

und wir lauschen dem Bürgermeister von Dietfurt an<br />

der Altmühl, welcher uns mit anerkennenden Worten<br />

("Ausdauernde Wanderer benötigen 12 Tage für das,<br />

was ihr Euch an einem Stück vorgenommen habt") und<br />

guten Wünschen auf die Wanderschaft schickt.<br />

Startschuss! Sarja ist genau so nervös wie die Läufer um<br />

uns herum. Sie verwechselt diesen vermutlich bis dato<br />

längsten Geländelauf Deutschlands mit einem Canicross-Sprint<br />

und macht erstmal das Gegenteil dessen,<br />

was ihr Spitzname vermuten lässt. Das bringt meine<br />

Oberschenkel auf leicht überhöhte Betriebstemperatur.<br />

Na bravo; die Dinger müssen noch gut 229 Kilometer<br />

durchhalten. Doch Sarja ist Profi und nach wenigen<br />

Minuten wird ihr klar, dass das hier mal wieder etwas<br />

länger dauern könnte. Sie läuft voraus und zieht gerade<br />

mal so stark, dass die Leine einigermaßen gestrafft<br />

ist. Brav.<br />

Kilometer und Stunden fliegen an uns vorbei. Die Strecke<br />

ist nicht einfach und viele Höhenmeter drosseln das<br />

Durchschnittstempo. Wir befinden uns auf dem Altmühl-Panoramaweg<br />

und Panoramen muss man sich erarbeiten.<br />

Ich komme immer wieder mal mit anderen<br />

Läufern ins Gespräch, während Sarja beständig ihr<br />

Ding durchzieht. Gemütlich wackelt ihr dicker Husky-<br />

Hintern aus Showlinie vor mir her, sie passt sich stets<br />

meinem Tempo an, so wie sie es in den letzten 7 Jahren<br />

während einiger tausend Kilometern auch schon gemacht<br />

hat. Alles eine Frage der Routine und des Willens<br />

eines dickschädeligen Huskys.<br />

Nach 27 Kilometern erreichen wir in Riedenburg, einer<br />

Kleinstadt direkt an der Altmühl, den ersten Verpflegungsstand.<br />

Sarja bleibt draußen, weil drinnen dichtes<br />

Gedränge herrscht. Da ich in meinem Leben schon sehr<br />

viele Western gesehen habe weiß ich: Zuerst wird das<br />

Pferd, dann erst der Reiter versorgt. Also fülle ich den<br />

Faltnapf mit frischer Rohrperle, schnappe mir vom Verpflegungsstand<br />

eine Scheibe Wurst und mache meinen<br />

Hund glücklich.<br />

Wasser ist eh eines der wichtigsten Themen für eine<br />

Unternehmung dieses Ausmaßes. Im Vorfeld habe ich<br />

mich erkundigt, ob es für einen Hund unterwegs genügend<br />

Wasserstellen gibt. Da der JUNUT im kühl-feuchten<br />

April stattfindet und über weite Strecken entlang<br />

von Altmühl, Donau, Naab, Laaber und all deren<br />

Zuflüsse/-bäche verläuft, muss ich mir darüber zum<br />

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