dog & sport Ausgabe 02/2014

Jurasteig Ultratrail
Augen zu. Das habe ich mir nach gut 40 Laufstunden
verdient. Bereits 15 Minuten später werde ich von Nicola
geweckt. Nicola hat sich Kerkis und mir vor etwa 6
Stunden angeschlossen und seitdem torkeln wir gemeinsam
durch die zweite Nacht. "Wir müssen weiter!"
Durch diese Meldung stellen sich mir einige wesentliche
Fragen: Wer ist wir, wer bin ich, und warum
zum Teufel muss ich jetzt irgendwas tun, das nicht mit
dem Begriff "schlafen" unmittelbar zusammen hängt?
In diesem Moment hätte ich gewünscht, in Kerkis würde
wenigstens eine Prise Wachhund stecken, der seinen
Besitzer vor schlafstörenden Einwirkungen beschützt.
Doch alles jammern hilft nichts. Ein Bein vor das andere
stellen und das einige tausend mal wiederholen, dann
ist es geschafft. So die Theorie.
Endspurt
Es wird hell und bei der allerletzten Verpflegungsstelle
in Holnstein (Kilometer 215) gönne ich mir ein
Guten-Morgen-Bier. Kerkis bekommt den Schaum -
darauf fährt er voll ab. Die letzten 15 Kilometer würde
ich am liebsten vor Freude sprinten, aber meine Beine
sind anderer Meinung. Egal, denn nach knapp 49 Stunden
erreichen wir mit einem Grinsen im Gesicht das
Ziel! Kerkis hat ganze Arbeit geleistet, das heisst, er
war die letzten knapp 100 Kilometer ständig vor mir
und hat mich sicher über den Trail gebracht. Wenn im
Halbdunkel ein Ast auf dem Weg lag, ist er entweder
darüber gesprungen oder drum herum gelaufen. Ich
musste es ihm, leicht zeitverzögert, einfach nur nachmachen.
So ein Schrittmacher ist für einen schlaftrunkenen
Geländeläufer einfach unbezahlbar.
Wir melden uns im Sportheim Dietfurt zurück und kassieren
von den Anwesenden den verdienten Applaus.
48 Stunden und 52 Minuten waren wir unterwegs und
das erste, was ich mir denke ist: "Nie wieder. Nie wieder...
ein Jahr ohne den JUNUT. Und – wenn möglich –
auch nie wieder ohne Hund."
Es muss nicht gleich ein Ultra sein
An Laufveranstaltungen mit Hundebegleitung teilzunehmen
macht großen Spaß, wenn man ein paar kleine
Regeln beachtet. Ist in der Ausschreibung ausdrücklich
erwähnt, dass das Mitnehmen von Haustieren/Hunden
untersagt ist, dann sollte man das natürlich beherzigen.
Es gibt aber sehr viele Laufveranstaltungen, bei
denen man mit Hund ein gern gesehener Gast ist. Damit
das so bleibt, sollte man sich auch wie ein Gast benehmen.
Oberste Regel: behindere niemals einen Läufer,
der jede Sekunde in die Waagschale wirft! Beispiel:
wenn Du Dich mit Hund beim Start ganz vorne anstellst,
Dein Hund ganz links und Du ganz rechts, dazwischen
die Leine, und dann die Kenianer reihenweise
´drüberstolpern, war es vermutlich Deine letzte Teilnahme
dort.
Also: beim Start erstmal nach hinten, die Schnellen ziehen
lassen, und sobald sich nach wenigen Kilometern
die Reihen lichten: linker Blinker ´rein und … zeig´s ihnen!
Oder auch nicht. So ein Marathon oder Ultra kann
nämlich auch gemütlich seinen Charme entwickeln.
Wozu hetzen, wenn man für die komplette Zeit bis
zum Cut-Off bezahlt hat? Viele Marathons und vor allem
Ultras führen größtenteils abseits jeglicher geteerter
Piste durch wunderschöne Landschaften. Und je
kleiner und familiärer die Veranstaltung, desto stressfreier
gestaltet sich die Mitnahme des vierbeinigen
Begleiters.
Weitere Infos zu unseren sportlichen Aktivitäten mit
Hund findet ihr unter lennyracingteam.de . Wer jetzt
auf das ganz große Ding angefixt ist und sich die Details
zum JUNUT zu Gemüte führen will, sollte sich unter
junut.de erkundigen. Hier gibt es auch einige schöne
Bildergalerien von der hier beschriebenen (Tor-)
Tour.
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