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dog & sport Ausgabe 02/2014

In der Zughunde-Sommer-Pause geben wir so richtig Gas – mit Canicross 3.0. Wir schauen uns den Zughundesport in der „heilpädagogischen Arbeit“ an und gehen mit euch Weitwandern mit Dogtrekking and more, dazu gibt es eine kleine Zughundeprüfung.

In der Zughunde-Sommer-Pause geben wir so richtig Gas – mit Canicross 3.0. Wir schauen uns den Zughundesport in der „heilpädagogischen Arbeit“ an und gehen mit euch Weitwandern mit Dogtrekking and more, dazu gibt es eine kleine Zughundeprüfung.

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Jurasteig Ultratrail<br />

Jurasteig Ultratrail<br />

Glück keine Sorgen machen. Hinzu kommen 12 auf der<br />

Strecke gleichmäßig verteilte Verpflegungsstellen.<br />

Über wild-romantische Steige, vorbei an Burgen, über<br />

wacklige Brücken und auf einer Keltenschanze entlang<br />

führt uns der Weg zum Donaudurchbruch und nach<br />

Kelheim, der zweiten Verpflegungsstelle. Die ersten 50<br />

Kilometer wären geschafft. Die Helfer kümmern sich<br />

rührend um Sarja, während ich mir meine Getränkeflaschen<br />

selbst auffüllen darf. Für die nächste Etappe müssen<br />

wir gut gestärkt sein: Der Goldberg und einige andere<br />

Höhen müssen erklimmt werden, bevor wir wieder<br />

hinunter nach Bad Abbach dürfen.<br />

Die erste Nacht bricht an. Das Leuchthalsband von Sarja<br />

schimmert durch ihr rötliches Fell und wirft gut 2 Meter<br />

vor mir ein puffiges Licht auf den Trail. Der Wald hat<br />

uns fest im Griff und gibt nur sehr selten den Blick auf<br />

die unter uns dahintrödelnde Donau frei. Nach einer<br />

Waldlichtung trotten wir hinunter in den nächsten Ort.<br />

Im Feuerwehrhaus in Matting (Kilometer 77) konnte<br />

man netterweise einen Verpflegungsbeutel hinterlegen<br />

lassen. Für Sarja liegt Hundefutter bereit, welches<br />

deutlich langsamer als die vorangegangenen Wurstscheiben<br />

vertilgt wird. Feuerwehr und Wasserwacht<br />

sind hier in Matting dafür zuständig, die Teilnehmer<br />

des JUNUTs per Boot über die Donau zu bringen. Bei<br />

Tag erledigt diesen Job eine der wenigen Seilfähren,<br />

welche hier noch betrieben werden. Sarja und ich sind<br />

bei dieser Überfahrt kurz vor Mitternacht die einzigen<br />

Fahrgäste und wir bedanken uns herzlich für diesen<br />

tollen Service!<br />

Wir klettern den unglaublich steilen Hang nach oben<br />

und verbringen eine weitere nächtliche Stunde im<br />

stockfinsteren Wald. Als dann endlich die nächste Lichtung<br />

den Blick auf Sternenhimmel und ein wunderschönes<br />

Tal, das verschlafen vor uns liegt, frei gibt, ist<br />

das ein überwältigend schöner Moment. Ich bleibe<br />

kurz stehen, genieße die Aussicht und die nächtliche<br />

Stimmung. Sarja macht exakt das gleiche, allerdings<br />

mit dem Rücken zu mir und den Blick in den finsteren<br />

Wald gerichtet. Da spielt sich für sie die Party ab: geheimnisvolle<br />

Geräusche, flüchtige Bewegungen und<br />

der grandiose Duft nach Wildschwein. Sie hat einfach<br />

keinen Sinn für Romantik.<br />

Kilometer 100<br />

In Pielenhofen sind schon gut 100 Kilometer auf unserem<br />

imaginären Tacho. Das Frühstück ist in der Klosterwirtschaft<br />

angerichtet, es duftet nach Kaffee, warmer Suppe,<br />

und dank Sarja auch schon bald nach nassem Hund. Sie<br />

rollt sich zusammen und schläft für ein paar Minuten, um<br />

anschließend wieder dazustehen, als hätte sie die letzten<br />

18 Stunden nicht ausreichend Bewegung bekommen. Das<br />

Regenerationstempo ist beneidenswert.<br />

Wir laufen in einen schönen Apriltag und die Strecke will<br />

einfach kein Ende finden. Dennoch: Letztes Jahr ging es<br />

mir hier schon deutlich schlechter. Mal nehme ich das<br />

Tempo raus, dann laufe ich mal wieder eine Spur schneller,<br />

um die Muskelgruppen mit Abwechslung zu versorgen.<br />

Sarja ist das egal. Sie läuft immer so voraus, dass die<br />

Leine leicht gespannt ist; mehr nicht. Ökonomie für<br />

Fortgeschrittene.<br />

Wie die Zeit doch vergeht! Der nächste größere Verpflegungsposten<br />

bei Kilometer 135 rückt unaufhaltsam näher.<br />

Hier hat sich unsere Fankurve positioniert, wir werden<br />

lautstark bejubelt. Ich bin gerührt, Sarja lässt es kalt.<br />

Sie trottet zu unserem Bus und springt aus dem Stand in<br />

dessen 1. Stock, direkt in ihre Box, ganz locker, während<br />

ich mich auf einer Bank hinsetze und gleichzeitig frage,<br />

wie ich jemals wieder hoch kommen soll.<br />

Die zweite Nacht<br />

Ich habe ein bisschen Angst vor der kommenden Nacht,<br />

da ich noch nie zwei Nächte hintereinander durchgelaufen<br />

bin. Neuland voraus! Zudem soll es auch recht<br />

kühl werden, sodass ich mir nicht sicher bin, das richtige<br />

Quantum an Kleidung dabei zu haben. Kerkis hat<br />

dieses Problem nicht. Das, was wie eine alte, vergammelte<br />

Decke aussieht, ist in Wirklichkeit ein funktionales<br />

Hightech-Fell, welches bei Temperaturen zwischen<br />

minus und plus 20 Grad immer für Wohlfühltemperatur<br />

sorgt.<br />

Meine Prinzessin! Kaum hängt er an meinem Bauchgurt,<br />

schon sprüht er nur so vor Tatendrang! Ich mache<br />

ihm klar, dass mein Bewegungsapparat nicht mehr der<br />

beste ist und dieser sich erstmal ganz langsam und<br />

schonend einrollen muss. Wir ziehen ab durch den<br />

Wald, stapfen über matschig-aufgeweichte Feldwege<br />

und gelangen schließlich über lichte Fichtenwälder auf<br />

einen naturnahen und sehr hügeligen Pfad mit alpinem<br />

Charakter.<br />

An allen Verpflegungsstellen bin ich mit Hundebegleitung<br />

mehr als nur Willkommen. Der Hund ist ein Kommunikationsgarant,<br />

selbst dann, wenn man zu noch so<br />

unmenschlicher Uhrzeit bei übermüdeten Helfern ankommt.<br />

"Der sieht noch viel fitter aus als Du" Ja, danke<br />

auch. Dafür muss Kerkis unterwegs leiden. Um meine<br />

Müdigkeit zu unterdrücken, fange ich an zu singen,<br />

wobei sich meine Melodie- und Textsicherheit in Grenzen<br />

halten. Da muss er durch.<br />

Kerkis bleibt gerne draussen vor den Verpflegungs-<br />

Räumlichkeiten liegen, und während er auf mich wartet,<br />

wird er von eintrudelnden Läufern begrüßt und<br />

gestreichelt. Kerkis findet das toll, denn Sportler, welche<br />

bereits seit über 170 Kilometern unterwegs sind,<br />

riechen einfach klasse!<br />

Die zweite Nacht bricht an und mir geht es richtig gut.<br />

Mal abgesehen von der extremen Müdigkeit und den<br />

Halluzinationen, welche diese mit sich bringt. Abgesehen<br />

von den schmerzenden Beinen und Gelenken, den<br />

offenen Blasen an den Füßen, dem flauen Magen von<br />

all dem Kaffee, ... aber sonst geht es mir richtig gut.<br />

Wir durchstreifen das Tal der weißen Laber und dieses<br />

wird im Reiseführer als idyllisch betitelt. Auf einem<br />

querliegenden Baumstamm im Wasser bekämpfen sich<br />

zwei riesige Wildkatzen. Ich habe Angst, dass sich deren<br />

Zorn auch gegen mich richtet. Obwohl ich sie mit<br />

meiner Stirnlampe frontal anleuchte, ergreifen sie<br />

nicht die Flucht. Kerkis scheint das alles kalt zu lassen -<br />

so kenne ich sie gar nicht! Plötzlich verwandeln sich die<br />

Tiere in gekrümmte Äste. Ich beschließe, bei der nächstbesten<br />

Möglichkeit ein paar Minuten zu schlafen.<br />

Bei Kilometer 195 erreichen wir den letzten großen<br />

Verpflegungsstand im Sportheim Deining. Kerkis bekommt<br />

was zu fressen und rollt sich dann erstmal für<br />

eine Portion Schönheitsschlaf (hat er eigentlich nicht<br />

nötig) zusammen. Für mich gibt es lauwarme Nudeln<br />

mit Ketchup-Soße, so etwas leckeres habe ich schon<br />

lange nicht mehr gegessen. Anschließend lege ich mich<br />

auf die Bank und mache für einen kurzen Moment die<br />

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