Seite 50 | Kolumne & Impressum Alltagswa(h)re Meditation mit Mikrofaser Gibt es einen Ort, an dem man nur glückliche Männer sieht? Nicht diese oberflächliche Art von Glück. Sondern eine echte, tief empfundene, Wann-ist-der-Mann-ein-Mann- Glück seligkeit? Es gibt ihn! Die Autowaschanlage. Mit gratis Staubsaugerhalle. Am Samstagmorgen. Während der eine Teil der Männerwelt, so scheint es, im schwedischen Möbelhaus seinen Frauen dabei zusieht, sich nicht zwischen zwei verschiedenen Aromen Duftkerzen entscheiden zu können, steht der andere selig saugend zwischen Gleichgesinnten. Männliche Meditation mit Mikrofaser. Und ich mitten darin. Ich habe mir ein neues Auto gekauft. Das war im Sommer, jetzt ist es Ende Winter, und nach diversen zu transportierenden Hunden kann ich meinen schwarzen Blazer schon lange nicht mehr VOR der Fahrt anziehen. Trotzdem fällt es mir normalerweise nicht schwer, die zahlreichen Angebote der Waschstraßenbetreiber zu ignorieren („Diesen Monat Happy Hour den ganzen Tag“). Dass sich das nun geändert hat, liegt an zwei Dingen. Erstens. Ich muss dringend einen Satz Reifen von dem Mann abholen, der mir mein Auto vor gut einem halben Jahr verkauft hat. Und der sämtliche Firmenwagen seines Unternehmens von Hand wäscht und damit ganz sicher nicht zu der Sorte Mann gehört, die sich um Vanille oder Lavendel schert. Und zweitens: Ich wollte eine Wiederholung meines letztens Skiurlaubs vermeiden, bei dem ich eine Woche lang aufs Wetter geschimpft und dann am letzten Tag festgestellt habe, dass mit geputzer Skibrille auch der Nebel verschwindet. Der Stress beim Autowaschen geht für mich schon bei der Auswahl des Waschprogramms los. Brauche ich denn eine Unterbodenwäsche? Ist Kaltwachs für mein Auto so angenehm wie Heißwachs für meine Beine? Und wie viel Trinkgeld gebe ich dem Schüler an der Kasse, wenn doch der Student mit dem Hochdruckreiniger die eigentliche Arbeit verrichtet? Habe ich meine Antenne abgeschraubt? Habe ich überhaupt eine Antenne? Und JA, HERRGOTT NOCHMAL, meine Handbremse hat sich automatisch angezogen! Und dann stand ich da, in der Sauge-Halle. Und war in Sachen Waschstraßen-Knigge so unsicher, als wäre ich in einem kanadischen Inuit-Dorf zum Angeln verabredet. Der Sinn des Druckluftpusters erschließt sich mir bis heute nicht. Für die schmutzigen Stellen auf dem Lack, den die Türen verdecken und die Waschbürsten nicht erreichen, lagen zum Glück noch eine alte Socke im Fußraum und eine Flasche halbvolles Mineralwasser auf der Rückbank. Ich glaube, ich wäre von all den Männern, die sich mit ihrer ganzen Manneskraft gegen die Duftkerzen entschieden hatten, verabscheut worden. Wenn sie mich denn überhaupt bemerkt hätten. Denn das ist die Erkenntnis meines Besuchs in der Waschstraße: Die Intimität der Männer reicht nur für ein Objekt. Sobald es das 4er Coupé ist, ist selbst Doppel-D-Aufwärts irrelevant. Kein Wunder: Eine Studie ermittelte unlängst, dass bei Männern die Reaktion im Gehirn der Anblick eines Sportwagens dieselbe Reaktion Herausgeber: Gesellschaft für innovatives Marketing (GIM) UG (haftungsbeschränkt) Charlottenburger Ring 16 49186 Bad Iburg Tel. 0 54 03 - 7889-400 Fax 0 54 03 - 7889-430 HRB 209396 Amtsgericht Osnabrück Geschäftsführerin: Barbara Rottwinkel-Kröber info@schlossallee.com www.schlossallee.com Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Barbara Rottwinkel-Kröber Redaktion: Frank Muscheid, Barbara Rottwinkel- Kröber, Susanne Beckmann, Svenja Dierker Leitung Marketing: Stefanie Wollbrink auslöst wie Sex oder der Genuss von Kokain. Sex und Kokain! Ja, zwischen Männern und Autos scheint es eine ähnlich besondere Beziehung zu geben wie zwischen Frauen und Schuhen, Mädchen und Ponys oder Jungs und Treckern. Ich bin beim Schreiben dieses Blogs auf einen Thread gestoßen, in dem ein armer Kauz die „Motor-Talk“ Community ganz freundlich fragt, ob sie ihm helfen könne mit einer Empfehlung, welche Waschstraßen-Ketten wohl am besten seien und lackschonend arbeiten. Hay, der konnte ich was anhören! Er hätte auch auf dem CSU-Parteitag vorschlagen können, die Homo-Ehe zum deutschen Standard zu erklären – die Reaktionen hätten kaum empörter ausfallen können. Was mann liebt, wäscht mann von Hand! Zwei Dinge habe ich also gelernt: Männer würden viel öfter putzen, wenn die Geräte saugen UND pusten könnten und vor allem ihre Frauen ihnen dabei nicht auf die Nerven gingen. Und: Der Teufel soll den holen, der auf die manuelle Vorwäsche verzichtet! Svenja Dierker hat nichts gegen den Alltag. Im Gegenteil: Oft liefert er doch die schönsten Geschichten. Und sie schreibt sie auf. Regelmäßig auf textprojekt.com und in jeder Ausgabe der Schlossallee! Impressum Grafische Gestaltung: Katrin Gloggengießer Titelbild: atelier16 Profifotografie Andre Bodin weitere Fotos: Barbara Rottwinkel-Kröber und siehe Auszeichnung Erscheinungsweise: 8 x jährlich Grafiken: fotolia/©Tinga
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