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Mauritiushof Natur Magazin März 2016

Mauritiushof Natur Magazin März/2016

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<strong>Mauritiushof</strong><br />

Das online <strong>Natur</strong>magazin<br />

Ausgabe 2/<strong>2016</strong><br />

Offizielle News der<br />

Österreichischen Gesellschaft für<br />

Tiergestützte Therapie ÖGTT


Inhaltsverzeichnis<br />

in unserer <strong>März</strong>ausgabe <strong>2016</strong> finden Sie folgende<br />

Beiträge:<br />

altes Handwerk:<br />

Birkenbesen selber herstellen<br />

Wildpflanzen:<br />

Birke<br />

Interview:<br />

Die Pilzexperten<br />

Pilze:<br />

Austernseitlinge<br />

Stall und Hof:<br />

Frühjahrsputz im Ziegenstall<br />

Österreichische Gesellschaft für Tiergestützte<br />

Therapie ÖGTT:<br />

Sektion Gesundheits- und Krankenpflege<br />

Mitglieder stellen sich vor<br />

Special:<br />

Ayam Serama, das Minihuhn<br />

Junior:<br />

Elche - seltene Einzelgänger<br />

Haustierporträt:<br />

Polski Owczarek Podhalanski<br />

Herdenschutzhunde aus Polen<br />

Garten:<br />

Frühling im Garten<br />

Volksheilkunde:<br />

Bärlauch und Neunkräutersuppe<br />

Impressum -Offenlegung<br />

Herausgeber, Eigentümer und Verleger:<br />

<strong>Mauritiushof</strong> Kreativteam - Dr.med. Dieter Schaufler , Rappoltschlag 13, 3914 Waldhausen<br />

www.zentrum-mauritiushof.at, Tel 0043287720059<br />

Chefredaktion: Dr.med. Dieter Schaufler<br />

Grundsätze und Ziele: <strong>Mauritiushof</strong> <strong>Natur</strong>magazin dient der Information über <strong>Natur</strong>, Pflanzen und Tiere, weiters sollen altes<br />

Erfahrungswissen und neue innovative Ideen dem Leser näher gebracht werden. Ein kleiner Teil informiert über die Aktivitäten der<br />

Österreichischen Gesellschaft für Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />

Kooperationspartner: Österreichische Gesellschaft für Tiergestützte Therapie ÖGTT, www.oegtt.at<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die persönliche und/oder wissenschaftliche Meinung des jeweiligen Autors wieder und fallen<br />

in den persönlichen Verantwortungsbereich des Verfassers. Entgeltliche Einschaltungen fallen in den Verantwortungsbereich des<br />

jeweiligen Auftraggebers und müssen nicht die Meinung von Herausgeber und Redaktion wiedergeben. Angaben über Dosierungen,<br />

Applikationsformen und Einnahme angeführter Produkte, Lebensmittel und pharmazeutischer Spezialitäten müssen vom jeweiligen<br />

Anwender auf ihre Richtigkeit überprüft werden.Trotz sorgfältiger Prüfung übernehmen Herausgeber und Medieninhaber keinerlei Haftung<br />

für drucktechnische und inhaltliche Fehler. Alle Rechte, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung sowie der<br />

Übersetzung, beim Eigentümer und Herausgeber.<br />

Bezug: Gratisausgabe


Geschätzte LeserInnen !<br />

Ich freue mich sehr, dass wir so viele LeserInnen schon bei unserer ersten Ausgabe begrüßen<br />

durften !<br />

Wir haben erfreulicherweise und ehrlicherweise unerwartet etliche tausend User und viele positive<br />

Rückmeldungen erhalten und bemühen uns daher doppelt und dreifach, unser <strong>Mauritiushof</strong><br />

<strong>Natur</strong>magazin weiter aufzubauen. Wir konnten spannende Menschen dazu bewegen, uns ihr Wissen<br />

und ihre Erfahrung weiterzugeben, damit wir hoffentlich interessante und praxisnahe Artikel für Sie<br />

zusammenstellen oder Ihre Aufmerksamkeit wecken können. Auch möchte ich mich an dieser Stelle<br />

einfach dafür bedanken, dass Sie meinem „jungen“ Team und mir so geduldig Zeit geben, damit wir<br />

uns weiterentwickeln können und besser werden dürfen. In unserer heutigen Zeit, wo wir alle einem so<br />

großen Leistungsdruck ausgesetzt sind ist das absolut keine Selbstverständlichkeit. Ich möchte Ihnen<br />

aber auch sagen, dass wir alle mit großer Freude und Begeisterung am Werk sind und immer mehr<br />

Gefallen an unserer neuen schreibenden Tätigkeit gewinnen.<br />

Ich möchte Sie als LeserInnen dazu einladen, uns Ihre Anregungen und Wünsche zu senden, uns<br />

mitzuteilen an welchen Themen Sie interessiert sind und wir werden diese gerne aufgreifen und<br />

recherchieren. Wir möchten für Sie ein <strong>Natur</strong>magazin im Laufe der Zeit gestalten, das schlicht sinnvoll<br />

ist, Ideen für den Alltag liefert und sich an den Wünschen und Interessen der LeserInnen orientiert.<br />

Bitte helfen Sie uns, diesen Weg zu gehen.<br />

Ihr,<br />

Dieter Schaufler


Birkenbesen selber binden<br />

„Reisabesen“, „Rialbesen“, Rutenbesen oder Hexenbesen sind nur ein paar Namen für den<br />

urigen Birkenbesen. Unter Landwirten ist der „Rialbesen“ hoch geschätzt. Einige Betriebe in<br />

unserer Gegend stellen diese auch noch selbst für den Einsatz am eigenen Hof her. Der<br />

Reisigbesen eignet sich hervorragend für die Arbeit im Stall! Staubigen Schmutz kehrt er<br />

genauso gut wie nasse Böden. Er passt sich auch gut an Unebenheiten und Ritzen an.<br />

Industriell gefertigte Besen können ihm in der vielseitigen Verwendbarkeit nicht das Wasser<br />

reichen. Wenn man den Reisigbesen häufig benutzt, hat er nach 3 Monaten ausgedient. Die<br />

Zweige nützen sich ab. Selbst dann ist so ein Besen auch noch als Wärmespender in Form<br />

von Brennholz gut.<br />

Das Besenbinden war früher eine Tätigkeit für den Winter. Die Besen wurden meist von den<br />

Knechten hergestellt. Je nach Gegend kann die Gestalt und Herstellung etwas variieren. Es<br />

hat auch jede Familie ihre eigene Technik entwickelt, die von Generation zu Generation<br />

verfeinert wird.<br />

Ich möchte diese praktische Familientradition lernen und treffe mich mit meinem Vater und<br />

meinem Großvater in der gut beheizten Werkstatt meines Elternhauses. Als ich ankomme ist<br />

mein Vater schon fleißig am Werk. Er sitzt auf der „Hoazlgoaß“ und spitzt mit einem<br />

„Roafmesser“ einen Besenstiel zu.


Überfordert? Ich auch. Fangen wir von vorne an:<br />

Etwas Vorarbeit muss man leisten. Reisig und Stiele müssen gesammelt, entrindet und einen<br />

Monat lang gelagert werden.<br />

1. Reisig sammeln<br />

Zu allererst muss Reisig<br />

gesammelt werden. Das kann<br />

von der Birke oder auch von der<br />

Weide stammen. Bei uns ist die<br />

Birke auf jeden Fall häufiger.<br />

Birkenreisig ist also unsere<br />

Grundlage für selbst gemachte<br />

Besenborsten.<br />

Gesammelt werden die<br />

Birkenzweige in der blattfreien<br />

Zeit. Traditionell wurden die<br />

Zweige im Herbst geschnitten.<br />

Es ist aber bis ins Frühjahr<br />

möglich. Beim Sammeln soll<br />

man eher junge Birken suchen.<br />

Ihre Zweige sind biegsam und<br />

robust zugleich. Nicht geeignet<br />

ist das Reisig von alten Birken,<br />

deren Zweige wie die einer<br />

Trauerweide herunterhängen.<br />

Abgefallene, ausgetrocknete<br />

Ästchen taugen ebenfalls<br />

wenig.<br />

Man schneidet mit einer<br />

Baumschere ca. 1m lange<br />

frische Birkenzweige. Sie sollen<br />

nicht zu dick und auch nicht zu<br />

dünn sein. Der Besen soll<br />

biegsam sein, aber beim<br />

Kehren auch genügend<br />

Widerstand leisten. Das<br />

geschnittene Reisig wird in Bündel zusammengelegt, leicht verschnürt und nach Hause<br />

transportiert.<br />

Mein Vater sagt: „Host koa g’scheit’s Reisa, bringst koan g’scheitn Besen zaum.“<br />

Das bekommt man mit der Zeit ins Gefühl.<br />

Nach dem Sammeln werden ca. 20cm des dickeren Endes der Zweige entrindet und etwas<br />

zugespitzt. Mein Opa zeigt mir wie.<br />

Nach dem Zuschneiden wird das Reisig gebündelt. Am besten verschnürt man die Bündel<br />

dann an 3 Stellen. Das Reisig wird dann ca. einen Monat lang an einem luftigen, trockenen<br />

Ort (z.B.: Dachboden) gelagert, damit es sich schön glättet.


2. Besenstiel sammeln<br />

Haselnuss, Fichte oder Weide eignen sich gut als Besenstiel. Man sucht sich ca. 1m lange,<br />

gerade gewachsene Stangen. Am Besten entrindet man die Stiele sofort. Der Bockkäfer mag<br />

Haselnuss besonders gerne! Frische Stämme kann man leicht mit einem scharfen Messer<br />

entrinden. Diesen Arbeitsschritt kann man aber auch später machen.


Ran ans Werk!<br />

Nachdem das Reisig einen Monat gelagert wurde, kann man sich ans Werk machen. Als<br />

Werkzeug sind eine scharfe Klinge (Reifmesser, Stanleymesser oder Hacke), ein<br />

ausgeglühter Bindedraht, eine Beißzange und ein robuster Kreuzschraubenzieher gefragt.<br />

3. Das trockene Reisig vom Dachboden holen und die Bündel öffnen.<br />

4. Den Stiel zuspitzen<br />

Spätestens jetzt sollte man den Besenstiel entrinden. Für eingetrocknete Rinden eignet sich<br />

dafür am Besten ein Reifmesser. Der Stiel sollte hierfür eingeklemmt werden. Eine<br />

Schraubzwinge sollte man mit Karton oder Tüchern auslegen, damit das Holz nicht<br />

beschädigt wird.


Am Bauernhof finden man auch noch oft eine alte Schnitzbank („Hoazlgoaß“). Das Holzstück<br />

wird unter den Klemmkopf gelegt und dieser wird mittels Pedal mit den Füßen<br />

niedergedrückt. Unser gutes Stück ist ein ca. 40 Jahre altes Modell.<br />

Mein Opa erzählt uns bei der Arbeit, dass es auch ein wenig gefährlich ist auf der<br />

„Hoazlgoaß“ mit dem „Roafmesser“ zu arbeiten.<br />

Sein Großvater hatte sich in seiner Jugend das Reifmesser beim Schnitzen ins Knie<br />

gestoßen. Sein Knie war danach sein Leben lang steif. Zum Arzt ist man in dieser Zeit mit so<br />

einer Verletzung nicht gegangen, „es hot jo koan gebm“.


Das dickere Ende wird danach zugespitzt. Dazu eignet sich ein Reifmesser oder eine Axt. Es<br />

geht darum, den Stiel so zu präparieren, dass er leichter in das Birkenreisig hineinrutscht<br />

(siehe später).


In das zugespitzte Ende wird in ca. 10cm Abstand zum Spitz ein Loch gebohrt. Dieses dient<br />

später zum Befestigen des Birkenreisigs.


5. Das Reisig locker an den<br />

Stiel binden<br />

Die Borsten werden nun aus dem<br />

gelagerten Birkenreisig gefertigt. Für<br />

einen Besen reichen zwei bis drei<br />

Hände voll geglättetem Reisig. Das<br />

Reisig gleichmäßig zusammenlegen,<br />

so dass die entrindeten Enden auf<br />

der gleichen Höhe liegen.<br />

Von einem Bindedraht ein ca. 1<br />

Meter langes Stück<br />

abschneiden und einmal<br />

zusammenlegen.<br />

Das Reisig ca. 10cm vom<br />

entrindeten Ende weg mit dem<br />

zusammengelegten Draht 2x<br />

umschlingen. Diese Stelle muss<br />

beim Kehren viel Belastung<br />

aushalten.<br />

Den Draht unter Zug mit einer<br />

Beißzange so festdrehen, dass<br />

das Reisig locker zusammenhält<br />

und noch ein Stiel hineinpasst.<br />

Den überschüssigen Draht mit<br />

der Beißzange wegzwicken.<br />

Dann das angespitzte Ende des<br />

Besenstiels in das Besenreisig<br />

stecken. Mit dem Stiel auf den<br />

Boden klopfen, dabei das Reisig<br />

halten. Der Stiel soll ca. 30cm<br />

tief im Reisig stecken.


6. Den Draht fest ziehen<br />

Als nächstes braucht man 2 Stücke<br />

Draht mit ca. 50cm Länge. Beide legt<br />

man 1x zusammen.<br />

Nun teilt man die Borsten in 2 Teile, ein<br />

Stück Draht fädelt man durch das Loch,<br />

umwickelt einen Teil einmal und dreht<br />

ihn mit der Beißzange unter Zug fest.<br />

Das gleiche macht man mit der<br />

anderen Hälfte.<br />

Achtung: der Draht soll nicht zu fest<br />

gezogen werden. Man soll noch<br />

locker mit einem Schraubenzieher<br />

unter dem Draht hindurch kommen.


So und jetzt kommt ein<br />

praktischer Trick:<br />

An der Vorderseite fährt man mit<br />

dem Schraubenzieher unter dem<br />

Draht durch und dreht eine<br />

Schlinge. So lange drehen bis das<br />

Reisig schön fest zusammenhält.<br />

Diese Schlinge wird bei allen 3<br />

Drahtstellen unseres Besens<br />

gemacht.<br />

Hier ist Fingerspitzengefühl<br />

gefragt. Der Draht kann dabei<br />

leicht reißen.<br />

Wozu dieser Aufwand?<br />

Es kann sein, dass das Reisig<br />

noch etwas nachtrocknet, oder<br />

der Besen bei Gebrauch locker<br />

wird. Mit dieser Schlinge kann<br />

man den Draht nachträglich<br />

straffen. Sehr praktisch!


Statt dem Draht werden mancherorts auch noch heute eingeweichte halbierte Weidenzweige<br />

verwendet. Das Reisig wurde mit nassen Weidenstreifen am Stiel festgebunden. Beim<br />

Trocknen zogen sich diese bombenfest zusammen.<br />

7. Das Finish<br />

Unser Werk sieht schon ganz gut nach Besen aus. Ein paar Kleinigkeiten fehlen noch.<br />

Das Birkenreisig ist<br />

sehr weich und<br />

biegsam. Deswegen<br />

nimmt man noch die<br />

feinen Ästchen weg.<br />

Als optischen Feinschliff<br />

kann man die am Stiel<br />

überständigen<br />

Borstenenden noch<br />

einkürzen.


Zum Schluss werden die<br />

fertigen Besen aufgelegt,<br />

mit einem Pfosten<br />

beschwert und ca. einen<br />

Monat so gelagert. Die<br />

Kehrfläche des Besens<br />

wird dadurch breiter.<br />

Wenn man möchte kann man<br />

auch noch den Stiel mit etwas<br />

Schleifpapier glätten.<br />

Mein Opa erzählt mir, dass<br />

früher, als es so etwas noch<br />

nicht gab, Glasscherben für<br />

den Feinschliff verwendet<br />

wurden. Er verschwindet kurz<br />

und kehrt mit einem<br />

zerbrochenen Marmeladeglas<br />

wieder, um es mir zu<br />

demonstrieren.


Birkenbesen in Kleinformat<br />

Wer die viele Arbeit scheut oder nicht das Werkzeug dazu hat, aber trotzdem auf das<br />

frühjährliche Kehrritual nicht verzichten möchte, der kann sich auch einen kleinen<br />

Birkenbesen ohne Stiel machen.<br />

Dazu, wie vorher beschrieben, einfach eine Hand voll Reisig nehmen, am Ende mit Draht<br />

festbinden. Im ersten Drittel die Borsten in zwei Hälften teilen und jede Hälfte mit Draht<br />

festbinden. Dadurch wird der Besen etwas breiter. Die Schlingen zum Nachziehen sind hier<br />

nicht unbedingt notwendig. Ich verzichte darauf.<br />

Während ich mit dem kleinen Besen beschäftig bin, vergleicht mein Vater zwei von ihm<br />

gefertigte Besen und schmunzelt über ein etwas dicker geratenes Exemplar: „Na da hama<br />

aber einen großen Airbus gemacht.“<br />

Zum Schluss umwickle ich den Griffbereich noch mit Spagat. Das schaut schön aus und fühlt<br />

sich in der Hand gut an.<br />

Fertig!


Magisches hat so ein Birkenbesen auch drauf:<br />

beim rituellen Kehren im Frühjahr vertreibt er die Wintergeister aus Haus und Hof. Tja und<br />

wenn alle Stricke reißen, tut er es auch als Fortbewegungsmittel.<br />

Ab nachhause auf dem Nimbus <strong>2016</strong>!<br />

Autorin: Gerda Holzmann BSc,<br />

Dipl. Wildkräuterguide, Zertifizierter Wildkräuterguide der<br />

Österreichischen Gesellschaft für Tiergestützte Therapie,<br />

Dipl. Holistische Kinesiologin<br />

Mail: praxis@gerdaholzmann.at,<br />

Web: www.gerdaholzmann.at


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Die Birke<br />

Botin des Frühlings


Die Birke ist ein<br />

von Bräuchen<br />

umringtes<br />

Frühlingssymbol.<br />

Bereits in der<br />

Jungsteinzeit<br />

nützte die Birke<br />

den Menschen.<br />

Belegt wurde das<br />

durch den Fund<br />

eines rund 5000<br />

Jahre alten Stück<br />

Birkenharz mit<br />

Zahnabrücken.<br />

Dabei handelt es<br />

sich vermutlich um<br />

den ältesten<br />

Kaugummi der<br />

Welt. Da<br />

Birkenharz<br />

Karbolsäure<br />

enthält, könnten es<br />

die Menschen<br />

damals<br />

antiseptische<br />

Zahnpflege<br />

verwendet haben.<br />

Pionierbaum<br />

Die Birke ist auf der gesamten Nordhalbkugel weit verbreitet. Weltweit gibt es bis zu 100<br />

Birkenarten. Davon sind in Österreich vier heimisch: die Hänge- oder Warzenbirke (Betula<br />

pendula, B. verrucosa od. Betula alba), die Strauchbirke (B. humilis), die Moorbirke (B.<br />

pubescens) und die Zwergbirke (B. nana).<br />

Die Birke gilt als Pionierbaum. Sie war eine der ersten Bäume, die nach der Eiszeit vor zirka<br />

10.000 Jahren unser Gebiet besiedelte. Sie mag es hell, ist aber sonst sehr bescheiden, was<br />

ihren Standort betrifft.<br />

Als Pionierpflanze fühlt sich die Birke auf noch so kargem Land wohl, wo noch wenige andere<br />

Pflanzen zu wachsen vermögen. Durch den Humus, der von ihrem abgefallenen Blattwerk<br />

entsteht, bereitet sie den Boden für Nachfolger vor.


Die Birke ist der frosthärteste Laubbaum. In Skandinavien gibt es richtige Birkenwälder. Bei<br />

uns ist die Birke eher in Hainen, Böschungen, an Waldrändern oder auf Lichtungen<br />

anzutreffen.<br />

Durch ihre Zuneigung zum Licht, steht die Birke oft exponiert. Sie weiß sich aber zu helfen:<br />

Ihre biegsamen Zweige leisten wenig Widerstand gegen den Wind und ihr schwarz-weiß<br />

gemusterter Stamm schützt sie vor zu starker Sonneneinstrahlung. Besonders im Winter ist<br />

diese Eigenschaft von Vorteil!


Botanik<br />

Birken erkennt man an ihrer schwarz-weißen Borke, ihrer lockeren Krone und ihren<br />

rautenförmigen, am Rand gezackten Blättern. Sie hat eine schlanke Wuchsform und feine<br />

Äste.<br />

Die weiße Borke erhält die Birke durch die Einlagerung von Betulin. Es dient als Schutz vor<br />

Schädlingen und reflektiert Sonnenlicht vollständig.<br />

Die Birke ist einhäusig. Auf einer Birke kann man weibliche und männliche Kätzchen finden.<br />

Die männlichen Kätzchen können bis zu zehn Zentimeter lang werden, sie hängen am<br />

Zweigende. Auch im Winter sitzen die männlichen Kätzchen an den Birkenzweigen, da sie in<br />

der vorangegangenen Vegetationsperiode gebildet werden.<br />

Weibliche Kätzchen wachsen aufrecht aus den Knospen, sobald die Blätter austreiben. Diese<br />

werden in der Blütezeit von Ende <strong>März</strong> bis Anfang Mai durch Windbestäubung befruchtet. Es<br />

bilden sich geflügelte Nussfrüchte, die sich in der Zeit von September bis Oktober auf die<br />

Suche nach neuem Boden machen.<br />

Namensgebung<br />

Ihr weites Verbreitungsgebiet ist der Grund dafür, warum man in der gotischen als auch in der<br />

altindischen Sprache eine Bezeichnung für die Birke finden kann. Die Namen „bairths“ (got.)<br />

und „bharg“ (altind.) bedeuten so viel wie “glänzen” oder “hell sein”. Dabei bezog man sich<br />

wohlmöglich auf die helle, leuchtende Rinde.<br />

Die Birke gehört zur Familie der Birkengewächse. Im Volksmund nennt man die Birke auch<br />

Frühlingsbaum, Maibaum oder Besenbaum.<br />

Frühlingsbaum<br />

Bei den Kelten, Germanen Slawen wurde die Birke als Baum des Anfangs, Neubeginns oder<br />

als Lebensbaum verehrt. Die Birke ist einer der ersten Bäume, die nach dem Winter<br />

austreiben und das Erwachen der <strong>Natur</strong> anzeigen.<br />

Die Kelten weihten die Birke der Göttin Brigid, die Germanen der Freyja. Sie waren Göttinnen<br />

des Frühlings, des Lichts, der jugendlichen Liebe und der Fruchtbarkeit.<br />

Bei Mangel an Lebensfrische und Liebeslust wurde deshalb oft die Birke als Hilfsmittel<br />

herangezogen. Um die Vitalität der Birke zu übertragen, berührte man alles, was „Früchte“<br />

tragen sollte mit frisch ausgetriebenen Birkenzweigen. Seien es Felder, Vieh oder junge<br />

Frauen und Ehepaare.


Die Birkenrute<br />

Der Birke sagte man auch nach, dass sie im Stande wäre, schlechte Energien zu vertreiben.<br />

Ihre Zweige wurden zum Schutz gegen Dämonen und böse Geister oder vor Unwetter, die zu<br />

Missernten führen hätten können, angewandt.<br />

Und womit könnte man ungebetene, körperlose Gäste (neben dem Räuchern) besser<br />

vertreiben als mit einer Rute oder mit einem Besen? Ein alter Brauch im Frühling ist bei uns<br />

das „Winter ausfegen“. Traditionell werden mit einem Besen aus Birkenreisig Haus und Hof<br />

von den Ablagerungen des Winters befreit.<br />

Eine Birkenrute war bis ins 19. Jahrhundert, an Schulen sogar bis ins 20. Jahrhundert, ein<br />

offizielles Instrument der Bestrafung. Auch der Nikolaus und der Krampus tragen Birkenruten<br />

mit, um unfolgsame Kinder zurechtzuweisen.<br />

Im Finnischen und Russischen Wellnessbereich hat die Birkenrute beim Saunieren in Form<br />

eines Wenik-Aufgusses bis heute ihren Platz. Mit eingeweichten Birkenzweigen wird Wasser<br />

auf den Saunasteinen verteilt. Zu dieser Zeremonie gehört auch das gegenseitige leichte<br />

Schlagen und Massieren der Saunagäste mit Birkenzweigen, um die Blutzirkulation<br />

anzuregen.<br />

Liebesmaien<br />

Die Birke gilt seit dem Mittelalter als Träger einer Liebeserklärung. Die „Liebesmaien“ ist ein<br />

mit Bändern und Herzen geschmücktes Birkenbäumchen. Junggesellen stellten dieses in der<br />

Nacht zum 1. Mai vor dem Fenster ihrer Maid auf. Dieses blieb einen Monat lang stehen. Am<br />

1. Juni holte der Werber sein Bäumchen wieder ab. Gab es auch Interesse seitens der<br />

Damen, wurde der Jüngling zum Essen eingeladen oder mit einem Kuss belohnt. In manchen<br />

Teilen Deutschlands wird dieser Brauch bis heute praktiziert.<br />

Fronleichnam<br />

In einem christlichen Hochfest spielt die Birke ebenfalls eine große Rolle, Fronleichnam. Der<br />

Name leitet sich vom mittelhochdeutschen „vrône lîcham“ ab, was so viel wie „des Herren<br />

Leib“ bedeutet. Das Fest steht in engem Zusammenhang mit dem Gründonnerstag und wird<br />

deshalb ebenfalls immer an einem Donnerstag abgehalten. Es wird die Lebendigkeit Christi<br />

gefeiert.<br />

Deshalb wundert es nicht, dass in nahezu jeder österreichischen Gemeinde zu Fronleichnam<br />

die Straßen für die an diesem Tag stattfindende Prozession mit Birken geschmückt sind.<br />

Es ist auch üblich, sich nach dieser Prozession Birkenzweige von den Bäuchen abzubrechen<br />

und mit nach Hause zu nehmen. Sie sollen Schutz und Segen ins Haus bringen.


Die Birke als Kraftspender<br />

Eine hübsche Erscheinung ist die Birke und wenn man noch dazu von der Kraft und dem<br />

Nutzungsspektrum der Birke hört, könnte man sich doch glatt gleich in den Baum selbst<br />

verlieben!<br />

Birkenknospen<br />

Birkenknospen enthalten ein<br />

wertvolles ätherisches Öl.<br />

Dieses wird für<br />

Birkenhaarwässer aus der<br />

Knospe destilliert. Tee aus<br />

Birkenknospen ist bei den<br />

Finnen als schweißtreibendes<br />

und hustenlinderndes Getränk<br />

sehr beliebt.<br />

Auch frisch kann man die<br />

Knospen knabbern. Sie<br />

schmecken harzig, süßlich und<br />

im Abgang etwas herb. Die<br />

bereits aufgesprungenen<br />

Knospen können zur<br />

Frühjahrskur hinzugezogen<br />

werden.<br />

Birkenblätter<br />

Birkenblätter haben einen<br />

hohen Gerbstoffgehalt,<br />

Saponine, Bitterstoffe, Vitamin<br />

C, Mineralstoffe wie z.B. Kalium<br />

und Calcium sind ebenfalls<br />

enthalten. Junge Birkenblätter<br />

schmecken frisch säuerlich,<br />

leicht bitter und etwas<br />

zusammenziehend. Als<br />

wertvoller Nährstofflieferant<br />

passen sie gut in Salate oder Aufstriche.<br />

Tee aus Birkenblättern treibt vor allem den Harn, was eine Reinigung des gesamten<br />

Organismus unterstützt. Hermann-Josef Weidinger empfiehlt, 2EL getrocknete Birkenblätter<br />

mit 1/2l kaltem Wasser zu übergießen und kurz aufwallen zu lassen, danach 15min. ziehen<br />

lassen. Der Tee sollte nicht gekocht werden. 3x täglich 1/4l einverleiben.<br />

Als Mittel zur Blutreinigung, bei Wasseransammlungen, bei Hautausschlägen, Rheuma und<br />

Gicht sind die Birkenblätter wohl bekannt. Auch zum Austreiben des „Scharbocks“ (Skorbut),<br />

von Darmschmarotzern, dem bis ins 19. Jahrhundert in Deutschland vorkommenden<br />

Wechselfieber, oder der Krätze bediente man sich der Birkenblätter.


Ein Bad in trockenen Birkenblättern oder frisches Birkenlaub in die Schuhe gelegt, sollte bei<br />

unterdrücktem Schweiß helfen. Fußbäder mit der Birkenrinde hingegen, sollten genau den<br />

gegenteiligen Effekt haben, nämlich Fußschweiß zu mindern.<br />

Obwohl die Birkenblätter als sanftes Durchspülungsmittel gelten, ist bei eingeschränkter<br />

Herz- oder Nierentätigkeit Vorsicht geboten. Keine Durchspülungstherapien durchführen.<br />

Birkensaft<br />

Im Volk wird dem<br />

Birkensaft enorm<br />

kräftigende<br />

Eigenschaften<br />

zugeschrieben.<br />

Bereits die<br />

Germanen zapften<br />

Birkensaft als<br />

Stärkungs- und<br />

Schönheitstrunk.<br />

Wertvolle<br />

Mineralstoffe,<br />

Aminosäuren,<br />

Spurenelemente,<br />

Fruchtsäuren und –<br />

Zucker, sowie<br />

Traubenzucker und<br />

Vitamin C sind im<br />

Birkensaft enthalten.<br />

Genau das, was<br />

man nach einem langen Winter zum Aufpeppeln brauchen kann. Mehrmals täglich ein<br />

Stamperl zu sich genommen, soll der Birkensaft den Vitamin C Bedarf stillen. Wie die<br />

Birkenblätter, wird auch der Birkensaft zur Blutreinigung, bei Hauterkrankungen und als<br />

wassertreibendes Mittel genutzt.<br />

Einreibungen der Kopfhaut mit Birkensaft geben laut Volksanwendung dem Haar Kraft,<br />

fördern den Haarwuchs und beseitigen Schuppen. Gesichtswaschungen wurden zur<br />

Entfernung von Sommersprossen gemacht. Dafür hat sich bis heute keine wissenschaftliche<br />

Erklärung gefunden.<br />

Die beste Zeit, um Birkensaft zu gewinnen, ist nach den letzten Frösten noch vor dem<br />

Austreiben der Blätter. Geeignet sind Birken mit mindestens 20cm Stammdurchmesser. Nach<br />

Absprache mit dem jeweiligen Besitzer, bohrt man ein 2-3cm tiefes Loch in 20-30 cm<br />

Stammhöhe. Mit einem Strohhalm oder Glasröhrchen kann man den Saft in ein Glasgefäß<br />

fließen lassen. Pro Tag können gut 1 Liter Saft aus der Birke fließen. Um die Birke zu<br />

schonen, sollte man nach 5 Litern das Loch mit Harz wieder verschließen und nur alle 2<br />

Jahre Saft von demselben Baum holen. TIPP: Bei jungen Birken kann Saft auch von<br />

angebrochenen Ästen gewonnen werden.


Birkenpech<br />

Durch trockene Destillation der Rinde kann man Birkenpech gewinnen. Dazu werden<br />

Rindenstücke in einem Gefäß erhitzt. Bereits in der Steinzeit wurde Birkenpech sowohl als<br />

Alleskleber für die Herstellung oder Reparatur Gebrauchsgegenstände und Waffen, als auch<br />

als Abdichtmittel für zum Beispiel Kanus verwendet.<br />

Die Pfeilspitzen der Pfeile die Ötzi bei sich trug waren mit Pflanzenfasern und Birkenteer<br />

(Vorstufe von Birkenpech) am Schaft befestigt.<br />

Zur Pflege von schuppigen Hautkrankheiten sowie als Insektenschutz soll Birkenteer für<br />

Mensch und Tier geeignet sein.<br />

Autorin: Gerda Holzmann BSc,<br />

Dipl. Wildkräuterguide, Zertifizierter Wildkräuterguide der<br />

Österreichischen Gesellschaft für Tiergestützte Therapie,<br />

Dipl. Holistische Kinesiologin<br />

Mail: praxis@gerdaholzmann.at,<br />

Web: www.gerdaholzmann.at


Die<br />

Pilzexperten<br />

Ein Interview mit<br />

Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber<br />

& Thomas Bardorf<br />

Redaktion:<br />

Frau Professor Greilhuber, was sind Ihre<br />

Anliegen als Präsidentin der Österreichischen<br />

Mykologischen Gesellschaft?<br />

Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber:<br />

Es ist mir wichtig, dass die Leute Spaß an den<br />

Pilzen haben, die Erholungsfunktion im Wald<br />

nutzen, weiters sollten die Menschen nicht nur<br />

die Speisepilze kennen, sondern natürlich auch<br />

die Giftpilze, um eventuellen Schaden zu<br />

vermeiden.<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt liegt für mich auch<br />

darin, Menschen zu begeistern, dass sie nicht<br />

nur die gängigen Speisepilze erkennen, sondern<br />

insgesamt Interesse an den Pilzen gewinnen,<br />

deren Ökologie und Stellenwert in der <strong>Natur</strong><br />

erkunden wollen. Dabei helfen natürlich<br />

Pilzkurse, Pilzberatungsstellen und Exkursionen<br />

entsprechend weiter.<br />

Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber<br />

Präsidentin der Österr. Mykologischen<br />

Gesellschaft, Wien


Redaktion:<br />

Inwieweit wirken sich die momentanen klimatischen Veränderungen auf die Ökologie unserer<br />

heimischen Pilze aus?<br />

Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber:<br />

Eine wichtige und interessante Frage. Hier gibt es mehrere Aspekte zu beachten. Einerseits<br />

kommen mediterrane Pilze zu uns nach Österreich, andererseits verschieben sich zum Teil die<br />

Vegetationsperioden unserer heimischen Pilzarten. Manche Frühjahrspilze treten nun<br />

wesentlich früher im Jahr auf, Herbstpilze wiederum sehen wir nun länger im Jahr, manche mit<br />

2 Spitzen im Jahr, im Herbst und nun auch im Frühjahr. Einige Herbstpilze treten nun sogar<br />

den ganzen Winter über in Erscheinung, da sich unsere Frostperiode deutlich verkürzt hat.<br />

Einer der Trompetenschnitzlinge wächst beispielsweise das ganze Jahr über und neben den<br />

typischen Winterpilzen wie dem Winterrübling und dem Austernseitling jetzt auch verstärkt den<br />

ganzen Winter über.<br />

Redaktion:<br />

Herr Bardorf, wie steht es tatsächlich um die oft gelobte Heilkraft der Pilze?<br />

Thomas Bardorf<br />

Pilzsachverständiger, Pilzberater<br />

Wien<br />

Thomas Bardorf:<br />

Die Diskussion zu diesem Thema läuft etwas divers. Zum Teil wird die Heilkraft der Pilze<br />

deutlich überschätzt, was meist an der Darstellung nicht ganz seriöser Medien liegt.<br />

Andererseits werden Inhaltsstoffe insbesondere der holzbesiedelnden Pilze bereits in der<br />

Tumortherapie genutzt. In der begleitenden Tumortherapie ist besonders die Schmetterlings-<br />

Tramete hervorzuheben, deren Inhaltsstoffe werden mittlerweile allerdings synthetisch


hergestellt. Man findet regelmäßig neue Substanzen in den Pilzen, die besonders zur<br />

Immunmodulation herangezogen werden können. Es scheint überhaupt das Primum an der<br />

Funktion der Pilze zu sein, dass sie nicht insgesamt unselektiv das Immunsystem pushen,<br />

sondern sehr gezielt ihre Wirkung entfalten können. Das sehen wir zum Beispiel beim<br />

Birkenporling, der ganz selektiv seine antientzündliche Wirkung im Magen-Darmtrakt und<br />

insbesondere eine antibiotische Wirkung auf den Keim Campylobacter entfaltet…<br />

Redaktion<br />

….den Birkenporling fand man ja auch schon als Utensil beim Mann im Eis, unserem Ötzi….<br />

Thomas Bardorf:<br />

….Ja, wahrscheinlich war uns Menschen seine antientzündliche Wirkung schon in der<br />

Jungsteinzeit bekannt.<br />

Später nutzten die römischen Wundärzte der Antike, die im Tross der Heere mitgeführt<br />

wurden die Heilkraft der Pilze. So wurden zum Beispiel Verbände zur Wundheilung aus dem<br />

Zunderschwamm hergestellt und eingesetzt. Die größte diesbezügliche Heilkraft hat der<br />

Lärchenschwarm, der insbesondere bei der Überquerung der Alpen durch die Römer in seiner<br />

Wirkung entdeckt wurde. Aber gerade wegen dieser Heilwirkung wurde er in weiterer Folge<br />

Zunderschwamm<br />

bei uns in den Alpen nahezu ausgerottet. Sein Bestand reduziert sich auf wenige<br />

urwaldähnliche Lärchenbestände in den Schweizer Alpen, in Südtirol und auch bei uns in<br />

Österreich. Sein primäres Vorkommen ist heute vorwiegend in Asien, den Lärchenbeständen<br />

der endlosen Weiten der russischen Taiga.<br />

Der Zunderschwamm wiederum ist neben seiner Heilwirkung auch von großer wirtschaftlicher<br />

Bedeutung, da er DER vorherrschende Schwächeparasit der Buche ist. Es genügen schon<br />

kleine mechanische Verletzungen am Stamm einer Buche, beispielsweise durch einen<br />

Specht, forstwirtschaftliche Fahrzeuge, Blitzschlag oder Risse in der Rinde des Baumes, um<br />

eine Infektion zu setzen. Auch die zunehmende Klimaerwärmung ist dieser Entwicklung leider<br />

zuträglich.


Durch die zunehmende Trockenheit gibt es mehr Risse in der Rinde der Bäume und damit<br />

steigt der Befall durch den Zunderschwamm.<br />

Der Zunderschwamm hat einen weichen Myzelialkern, der herausgeschnitten werden kann.<br />

Dieses Gewölle ist einerseits leicht entflammbar und andererseits entwickelt es eine lange<br />

Glimmdauer. So konnte in früheren Zeiten Feuer leicht entzündet, beziehungsweise auch von<br />

Ort zu Ort transportiert werden. Das Hutfleisch des Zunderschwamms wird gewalkt, wirkt dann<br />

optisch wie Rauhleder und wird zur Herstellung von Hüten, Handtaschen und Zierdeckchen<br />

bis zum heutigen Tag beispielsweise in Rumänien verwendet.<br />

Redaktion:<br />

Frau Prof.Dr. Greilhuber wie beurteilen Sie die Strahlenbelastung unserer heimischen Pilze,<br />

ein leider immer noch aktuelles Thema?<br />

Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber:<br />

Ja gerade bei Ihnen im Waldviertel ist das leider weiterhin ein ernstes Thema. Die Intensität<br />

der Strahlenbelastung ist regional stark schwankend. Wo radioaktive Wolken zu Boden<br />

gegangen sind, beziehungsweise auch von der Vegetation abhängig gibt es große<br />

Unterschiede. Gerade Moos bewachsene<br />

Böden sind stärker betroffen.<br />

Verschiedene Pilzarten sind davon auch<br />

stärker betroffen, leider auch der häufig als<br />

Speisepilz verwendete Maronen-Röhrling.<br />

Aber auch hier gilt: die Dosis macht das<br />

Gift !<br />

Redaktion:<br />

Frau Prof.Dr. Greilhuber eine allgemeine<br />

Frage: Wo positionieren wir uns<br />

ÖsterreicherInnen im internationalen<br />

Vergleich in Sachen Pilze? Sind wir<br />

Pilzesser und Pilzfreunde oder gehören<br />

wir eher zu den Pilzmuffeln in Europa?<br />

Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber:<br />

Wir liegen in Sachen Pilze etwa in der<br />

Mitte. Es gibt ausgesprochen pilzphobe<br />

Nationen wie zum Beispiel die Briten - hier<br />

finden Sie auch kaum Literatur zum<br />

Kochen und Essen von Pilzen. Zum<br />

anderen auch absolut pilzfreundliche<br />

Nationen wie zum Beispiel die Tschechen<br />

oder Slowaken, wo es fast eine Art<br />

Volkssport ist in den Wald zu gehen und<br />

Pilze zu suchen. Hier ziehen oft ganze<br />

Familien zum Wochenende in die Wälder<br />

aus und suchen nach Pilzen. Auch die<br />

Italiener lieben ihre Pilze. In Österreich<br />

werden immerhin etwa 200 Tonnen<br />

Wildpilze pro Jahr in den Wäldern<br />

gesammelt und in den Handel gebracht, dabei ist der private Eigenverbrauch gar nicht<br />

mitgerechnet oder erfasst. Diese privaten Tonnagen sind schwer erfassbar und unterliegen ja<br />

auch bundesländerspezifischen Sammelbeschränkungen, die sehr unterschiedlich sind und<br />

dann auch mehr oder weniger eingehalten werden.


Thomas Bardorf:<br />

Dazu muss man anmerken, dass zur Zeit ein Trend zur Zunahme des Pilzsammelns zu<br />

verzeichnen ist, wahrscheinlich infolge der allgemeinen Stimmung „back to nature“. Auch in<br />

der österreichischen Küche werden zunehmend Pilze eingesetzt, natürlich auch solche aus<br />

entsprechenden Zuchten. Zuchtpilze sind eine gute und willkommene Alternative, sie haben<br />

keine Strahlenbelastung und sind vor allem auch sicher bestimmt.<br />

Redaktion:<br />

Welche Pilze eigenen sich denn besonders für solche Zuchtansätze?<br />

Thomas Bardorf:<br />

Es gibt eine zunehmende Anzahl von Zuchtpilzen, aber der Champignon ist nach wie vor die<br />

Nummer eins unter den Zuchtpilzen. Jetzt tauchen immer mehr exotische Pilze wie das<br />

Japanische Stockschwämmchen, einige Arten der Ackerlinge, natürlich der bekannte<br />

Shiitake und der Austernpilz auf.<br />

Redaktion:<br />

Welcher Pilz ist denn am einfachsten zu kultivieren? Seit Jahren möchte ich meine eigenen<br />

Pilze nicht nur im Wald, sondern auch im Hausgarten ernten. Welchen Pilz können Sie da für<br />

unsere LeserInnen empfehlen?<br />

Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber:<br />

Am einfachsten sind sicher die Austernseitlinge zu kultivieren. Bei Ihnen im Waldviertel gibt<br />

es den Pilzgarten der Familie Wurth (www.pilzgarten.at Anmerkung der Redaktion), die sich<br />

intensiv und regional mit diesem Thema beschäftigt.<br />

Austernseitlinge


Sehr innovativ arbeitet Herr Walter Haidvogl zu diesem Thema schon seit vielen Jahren hier in<br />

Wien (www.pilz-kultur.at Anmerkung der Redaktion), der mit seiner Erfahrung gerne zur Seite<br />

steht. Der größte Produzent in Sachen Pilze hier in Österreich ist die Familie Edlinger im<br />

Marchfeld (http://www.marchfelder-bio-edelpilze.at Anmerkung der Redaktion).<br />

Redaktion:<br />

Welcher Pilz liefert in Österreich die häufigsten und vor allem gravierendsten Pilzvergiftungen?<br />

Grüner Knollenblätterpilz<br />

Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber:<br />

Die gravierendsten Vergiftungen entstehen durch den Grünen Knollenblätterpilz. Leider wird<br />

gerade die Vergiftung mit diesem Pilz erst nach sechs Stunden bis zu zwei Tagen erkannt und<br />

dann ist der Organschaden insbesondere der Leber meist schon so groß, dass Hilfe sehr<br />

schwierig ist. Einzig eine Lebertransplantation könnte noch helfen. Der Grüne Knollenblätterpilz<br />

kann einerseits mit dem Parasol, andererseits mit dem Grünen Speise-Täubling, aber auch<br />

jungen Champignons und Stäublingen verwechselt werden.<br />

Die häufigsten Vergiftungen sind gastrointestinale Vergiftungen, also Brechdurchfälle und die so<br />

genannten unechten Pilzvergiftungen, also eingebildete Vergiftungen.


Redaktion:<br />

Sie meinen also, die Menschen haben gar keine Giftpilze verzehrt, sondern bilden Symptome,<br />

die aus Angst vor einer echten Pilzvergiftung entstehen?<br />

Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber:<br />

Ja, genau. Herzrasen, Magenbeschwerden bis zum Erbrechen, Durchfälle und so weiter nach<br />

dem Genuss von völlig ungiftigen Pilzen. Manche Menschen essen die Pilze zuerst und<br />

schauen erst anschließend in ein Pilzbestimmungsbuch und dann entsteht die Angst, einen<br />

Giftpilz verzehrt zu haben und entsprechende Symptome werden gebildet…..<br />

Redaktion:<br />

…..unglaublich…..<br />

Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber:<br />

….aber unter solche unechten Vergiftungen fallen auch jene Erscheinungen, die durch den<br />

Genuss verdorbener oder nicht ausreichend gekochter Pilze entstehen. Dies sind eigentlich<br />

Lebensmittelvergiftungen und sind nicht Symptome einer Pilzvergiftung. Gastrointestinale<br />

Symptome entstehen durch den Genuss zu kurz gebratener Pilze wie zum Beispiel dem Parasol<br />

oder auch durch Genuss roher Röhrlinge, also bekannter Speisepilze wie Maronenröhrlinge,<br />

Birkenpilze oder Rotkappen. Diese Pilze sind roh genossen giftig.<br />

Redaktion:<br />

Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Greilhuber, werter Herr Bardorf, vielen Dank für ihre interessanten<br />

Ausführungen und die Zeit für dieses Interview.<br />

Weiterführende Links:<br />

Österreichische Mykologische Gesellschaft http://www.myk.univie.ac.at<br />

Pilzkurs <strong>2016</strong> am Zentrum <strong>Mauritiushof</strong> mit Thomas Bardorf:<br />

http://www.zentrum-mauritiushof.at/mauritiushof-academy-unsere-lehrgänge/pilzkurs-ammauritiushof/


Der Austernseitling<br />

Pleurotus ostreatus (Jacquin 1775) Kummer 1871<br />

Porträt einer pilzlichen Delikatesse des Winterhalbjahres<br />

Autor (Text und Fotos): Thomas Bardorf<br />

Österreichische Mykologische Gesellschaft<br />

Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien<br />

A-1030 Wien, Rennweg 14<br />

http://www.myk.univie.ac.at<br />

0650 / 6103251<br />

Gesehen hat ihn wohl jeder schon, denn als ebenso schmackhafter wie<br />

ergiebiger Zuchtpilz hat es der Austernseitling längst in die Gemüse-<br />

Abteilungen der Nahversorger-Ketten geschafft, und auf dem<br />

Viktualienmarkt hat er soundso von alters her seinen festen Platz. Im<br />

Handel findet sich heute fast ausschließlich eine sehr helle Kulturform.<br />

Die Wildformen des sehr plastischen Austernseitlings treten in<br />

unterschiedlichen und zumeist dunkleren Farben auf, weswegen der Laie<br />

in solchen Funden nicht unbedingt die vom Supermarkt bekannte Art<br />

wieder erkennt.<br />

Woher und in welchem Farbton auch immer der Austernseitling auf den<br />

Tisch kommt: Einer der wohlschmeckendsten Speisepilze überhaupt,<br />

weiß er in vielen Zubereitungsarten zu überzeugen.<br />

Doch nicht nur gaumenseitig ist der Austernseitling ein Vielkönner.<br />

Als effizienter Zersetzer erfüllt er eine wichtige Rolle im Stoffkreislauf der<br />

<strong>Natur</strong> durch Recycling von Totholz. Als Wund- und Schwächeparasit ist er<br />

wesentlich an der Selektion kranker und bruchgefährdeter Bäume<br />

beteiligt und kann er solchermaßen als Gesundheitspolizist des Waldes<br />

den parasitischen Porlingen (z. B. Zunderschwamm) allemal das Wasser<br />

reichen.<br />

Einer der wenigen potentiell carnivoren (fleischfressenden) Pilze, macht<br />

sich der Austernseitling bei Bedarf auch als Vertilger von Fadenwürmern<br />

beliebt, deren einige bei Mensch und Tier schwerwiegende Erkrankungen<br />

verursachen können. Damit nicht genug, haben Pharmakologen eine<br />

Vielzahl hochinteressanter Verbindungen aus dem Austernpilz isoliert, die<br />

einerseits in der Umwelttechnik bereits erfolgreich zur Anwendung<br />

kommen, vor allem aber solche, die mit großer Wahrscheinlichkeit in


naher Zukunft neue therapeutische Ansätze in der Behandlung maligner<br />

Tumoren und anderer Erkrankungen ermöglichen werden.<br />

Der Reichtum des Austernseitlings an Vitaminen, essentiellen<br />

Aminosäuren und Spurenelementen machte ihn insbesondere in den<br />

Kriegs- und Nachkriegsjahren zu einem hochwertigen Fleischersatz und<br />

spricht auch unter diesem Aspekt nicht eben wenig dafür, dass man sich<br />

heute wieder vermehrt seiner kulinarischen Qualitäten besinnen möge.<br />

Letztere betreffend sei nicht verschwiegen, dass an natürlichem Substrat<br />

gesammelte Austernpilze ein meist lohnenderes Geschmackserlebnis<br />

bieten als die in Zellophan verpackten und nicht immer wirklich frischen<br />

Zuchtpilze aus dem Regal, zumal diese mehrheitlich importiert werden<br />

und dementsprechende Transport- und Lagerzeiten hinter sich haben.<br />

Im Folgenden gibt der Verfasser dem geneigten Leser eine detailreiche<br />

Beschreibung der makroskopischen Merkmale des Austernseitlings an<br />

die Hand, die ein sicheres Identifizieren von Eigenfunden ermöglichen<br />

sollte. Dieser Anspruch kommt nicht ohne die Erörterung von<br />

Verwechslungsmöglichkeiten aus, weswegen hier einige weitere Pilzarten<br />

mit ähnlichen Fruchtkörpern vorgestellt werden. Darüber hinaus wird am<br />

Beispiel des Austernseitlings das Vorgehen bei der Pilzbestimmung nach<br />

dem Ausschlussprinzip dargelegt, die sogenannte Differentialdiagnose,<br />

indem die bestimmungsrelevanten Merkmale Schritt für Schritt<br />

herausgearbeitet und mit jenen von ähnlichen Arten verglichen werden.<br />

Um die Variationsbreite des Austernseitlings und der Pilze im Allgemeinen<br />

zu verdeutlichen, werden Abbildungen typischer und weniger typischer<br />

Exemplare gezeigt.<br />

Aussehen und Ökologie des Austernseitlings und seine Bestimmung im<br />

Felde<br />

Die Fruchtkörper der meisten Pilzarten weisen eine charakteristische<br />

Form und Anordnung der Fruchtkörperteile auf, einen arttypischen<br />

Habitus. Auch Wuchsweise und Positionierung der Fruchtkörper am<br />

Substrat, der sogenannte Aspekt, liefern entscheidende Hinweise zur<br />

Feststellung einer Art.<br />

Habitus und Aspekt des Austernseitlings stichwortartig umrissen:<br />

Seitlich gestielte und meist spatelförmige Fruchtkörper, weit am Stiel<br />

herablaufende Lamellen und büscheliger Wuchs an meist vertikalen


Substratteilen. Als bestimmungswichtige Merkmale werden diese Attribute<br />

hier eingehender besprochen werden.<br />

Die Farben der Fruchtkörper sehr vieler Pilzarten sind mehr oder minder<br />

variabel, und häufig ändern sie sich zusätzlich mit dem Alter. Der<br />

Austernseitling macht hier keine Ausnahme. Er kann in verschiedensten<br />

Brauntönen und allen Schattierungen von Grau bis Silbrig angetroffen<br />

werden. Als besonders schmackhaft gilt die zugleich dekorativste der<br />

mitteleuropäischen Formen, der vor allem an Weiden zu beobachtende<br />

taubenblaue Pleurotus ostreatus var. columbinus.<br />

Für den Pilzfreund ist wichtig zu wissen, dass die häufig inkonstanten<br />

Farben der Pilze (gemeint sind hier die Farben der Huthaut) in der Regel<br />

kein verlässliches Bestimmungsmerkmal sind.<br />

Abb. 1:<br />

2007-11-22 Rohrau an der Leitha, Auwald, frische Fruchtkörper des Austernseitlings<br />

(var. columbinus) an der Oberseite eines liegenden Stammes von Salix (Weide)<br />

Schon bei Erreichen der Sporenreife verblassen die oft recht dekorativen<br />

Farben junger Austernseitlinge zu schmucklosem Graubraun oder<br />

Hellgrau. Was es mit der Sporenreife auf sich hat und wie man diese<br />

erkennt, wird weiter unten ausgeführt. Dieses Verblassen der Hutfarbe<br />

durch Wasserverlust, die Hygrophanität, ist ein taxonomisch wichtiges<br />

Merkmal und nicht nur beim Austernseitling bestimmungsrelevant. Das


hierbei zu beachtende Kriterium ist die Art und Weise des Ausblassens<br />

(zentrifugal, zentripetal, diffus fleckig oder streifig). Die Fruchtkörper des<br />

Austernseitlings verblassen hauptsächlich vom Rand her, also primär<br />

zentripetal, zugleich aber auch streifig. Besagte Hygrophanität ist einer<br />

der Hauptgründe, weshalb kommerzielle Züchter und mehr noch der<br />

Handel die hellhütige Form des Austernseitlings bevorzugen: gealterte<br />

und lange gelagerte Pilze sind hier für den Laien kaum als solche<br />

kenntlich.<br />

Konstant und insoferne bestimmungsrelevant sind dagegen die<br />

Merkmale, die sich dem Blick auf die Unterseite der Fruchtkörper<br />

erschließen. Für die Bestimmung von Pilzen ganz allgemein gilt: Wie man<br />

eben nur sehr gut bekannte Mitmenschen schon von hinten und auch aus<br />

der Ferne zweifelsfrei erkennt, gelingt auch bei Pilzen das richtige<br />

Ansprechen beim Blick von oben nur dann wirklich sicher, wenn man die<br />

Art schon sehr oft und in sämtlichen Varianten und Reifestadien gesehen<br />

hat, also über entsprechende Felderfahrung verfügt.<br />

Ihr eigentliches Gesicht tragen Pilze also an der Unterseite ihrer<br />

Fruchtkörper, der Fruchtschicht! Den Kenner der Materie, der um die<br />

zahllosen Verwechslungsmöglichkeiten Bescheid weiß, erkennt man<br />

unter anderem daran, dass er sich bei der Benennung von Pilzen aus der<br />

Vogelperspektive sehr zurückhaltend gibt und auch manch vermeintlich<br />

banalen Fund lieber doch aufnimmt, um sich zu vergewissern. Hierfür<br />

wählt er ein möglichst frisches und reifes Exemplar, an welchem<br />

sämtliche bestimmungsrelevanten Merkmale entwickelt und gut erhalten<br />

sind. Sehr viele der über 6000 heimischen Arten von Großpilzen lassen<br />

sich allerdings auch verkehrt herum nicht im Felde bestimmen, bei ihnen<br />

gestattet nur die mikroskopische Begutachtung der Mikromerkmale eine<br />

zweifelsfreie Feststellung der Art. Einige weitere lassen sich nur durch<br />

Untersuchung ihres Genoms (Sequenz-Analyse) exakt bestimmen, bzw.<br />

von nahestehenden Arten unterscheiden.<br />

Nach der Ausbildung der Fruchtschicht werden Pilze in Lamellenpilze,<br />

Röhrlinge, Porlinge und sogenannte Nichtblätterpilze eingeteilt. In älteren<br />

Pilzbüchern werden die Lamellen häufig auch als Blätter bezeichnet, in<br />

Anlehnung an Buchseiten, nicht an die Blätter der Bäume.<br />

Nun, was zeigt sich da so alles, beim Blick auf die Fruchtschicht eines<br />

mutmaßlichen Austernpilzes?<br />

Zuallererst fallen gewiss die Lamellen ins Auge. Die Lamellen sind weiß<br />

und weich; wir haben es also mit einem Lamellenpilz zu tun. Weiters


dürfen wir davon ausgehen, dass es sich um einen Weißsporer handelt,<br />

denn anders gefärbte Sporen würden die Lamellen eines gereiften<br />

Exemplars nicht weiß aussehen lassen. Das ist ein wichtiger Befund,<br />

denn die Kenntnis der Farbe des Sporenpulvers ist für die Bestimmung<br />

von Pilzen sehr oft unerlässlich. Feldführer und andere<br />

Bestimmungsliteratur ordnen die Pilze mehrheitlich nach diesem<br />

klassischen Kriterium der Systematik.<br />

Abb. 2:<br />

2007-11-05 Wien 17, Schwarzenbergpark, frische Fruchtkörper des Austernseitlings<br />

an der Oberseite eines liegenden Stammes von Salix (Weide)<br />

Die Ausbreitungseinheiten der Pilze, die mikroskopisch kleinen Sporen,<br />

werden bei Lamellenpilzen also an den Lamellen gebildet. Sobald die<br />

gereiften Sporen von dort auszufallen beginnen, ist die Fruchtkörperreife<br />

erreicht. Ob Fruchtkörper reif sind oder nicht, lässt sich gerade beim<br />

Austernseitling besonders leicht feststellen: Sind die jeweils unteren<br />

Reihen der in Büscheln wachsenden Pilze weiß bestäubt, haben wir es


mit ausgereiften Exemplaren zu tun, denn hierbei handelt es sich um<br />

Sporenpulver, das von den darüber befindlichen Hüten ausgefallen ist<br />

(und keineswegs um Schimmelbelag, wie fälschlicherweise oft<br />

angenommen), siehe Abb. 3 Diese Beobachtung würde zugleich unsere<br />

ursprüngliche Vermutung bestätigen, dass es sich um einen Weißsporer<br />

handelt. Nämliches lässt sich übrigens auch bei dem gleichfalls in<br />

Büscheln wachsenden Hallimasch sehr schön beobachten; auch hier<br />

verraten die bestäubten Hüte der unteren Etagen auf Anhieb den<br />

Weißsporer. Die Kenntnis der Sporenpulverfarbe ist demnach nicht bloß<br />

von wissenschaftlichem Belang, auch dem versierten Speisepilzfreund ist<br />

sie im Zweifelsfalle eine willkommene Bestimmungshilfe; denn er weiß:<br />

Ein Hallimasch mit braunem Sporenpulver kann kein Hallimasch sein!<br />

Abb. 3:<br />

2010-10-24 Wien 22, Donauinsel, Ufergehölz, reife Fruchtkörper des<br />

Austernseitlings schwächeparasitisch an der Stammbasis einer vitalen Salix<br />

(Weide).<br />

Leider schmeckt er auch den Schnecken ganz vorzüglich.<br />

Neben der Farbe offenbart die Betrachtung der Lamellen weitere wichtige<br />

Merkmale. Sie können gerade oder ausgebuchtet am Stiel angewachsen


sein, oder am Stiel herablaufen, oder auch den Stiel gar nicht erreichen.<br />

Es können alle Lamellen gleich lang sein, oder lange können mit kürzeren<br />

abwechseln. Sie sind engstehend oder entfernt, gegabelt oder ungeteilt,<br />

schmal oder breit und sie können eine anders gefärbte Lamellenschneide<br />

aufweisen. Die Lamellenschneide kann zudem glatt sein oder gekerbt<br />

oder einen Flockensaum tragen. Diese und etliche weitere Kriterien gilt es<br />

bei der Begutachtung der Lamellen zu beachten und im Rahmen der<br />

Pilzbestimmung zu dokumentieren.<br />

Beim Austernseitling laufen die großteils gegabelten Lamellen auffällig<br />

weit am Stiel herab (zumindest ein Stieldrittel weit) und setzen sich häufig<br />

in Form feiner Linien bis zur Stielbasis hin fort. Dieses Merkmal alleine<br />

scheidet bestimmungstechnisch die große Mehrheit möglicher<br />

Verwechslungskandidaten von vornherein aus, denn stark herablaufende<br />

Lamellen haben nur sehr wenige unter den holzbewohnenden Pilzarten<br />

mit weißen Lamellen. Noch markanter herablaufende Lamellen hat<br />

Pleurotus cornucopiae, der Rillstielige Seitling, ein seltener Verwandter<br />

des Austernseitlings und geschmacklich deutlich hinter seinem<br />

prominenten Verwandten zurück bleibend.<br />

Dessen ungeachtet sei nicht verschwiegen, dass beim Austernseitling<br />

auch dieses normalerweise sehr konstante Merkmal einer gewissen<br />

Schwankungsbreite unterliegt und es immer wieder Kollektionen mit<br />

weniger deutlich herablaufenden Lamellen gibt, besonders häufig dann,<br />

wenn die Fruchtkörperbildung in suboptimaler, sozusagen nicht<br />

artgerechter, Lage erfolgt, so etwa an Wurzeln (Abb. 4) oder an der<br />

Oberseite liegender Stämme (Abb. 1, 2).<br />

In solchen Fällen ist zudem der gewöhnlich büschelige Habitus meist<br />

schwächer ausgeprägt und treten zuweilen auch Einzelfruchtkörper auf.<br />

Weiters stellen wir fest, dass die Lamellenschneiden glatt sind und haben<br />

damit eine weitere Gattung mit habituell ähnlichen Holzbewohnern<br />

ausgeschlossen: die Sägeblättlinge (Lentinus), deren Vertreter mehr oder<br />

minder stark gekerbte Lamellenschneiden aufweisen (Name!) und zudem<br />

äußerst hart und zähfleischig sind. Die meisten habituell ähnlichen<br />

Pilzarten an Holz entwickeln deutlich kleinere Fruchtkörper, haben anders<br />

gefärbte Lamellen, sind dünnfleischig und stiellos, und mehrheitlich<br />

wachsen sie gruppiert und nicht büschelig, d. h., deren Fruchtkörper sind<br />

nicht miteinander an der Stielbasis verwachsen.<br />

Mit einigen wenigen Pilzarten kann der Austernseitling allerdings sehr<br />

leicht verwechselt werden: Der Erd-Muscheling (Hohenbuehelia<br />

geogenia) bildet habituell und farblich ähnliche und auch annähernd


gleich große, gestielte Fruchtkörper. Seine Büschel erscheinen allerdings<br />

primär auf nackter Erde (terricol), weit seltener an stark vermorschten<br />

Wurzeln. Sein Fleisch riecht intensiv mehlig, und im Unterschied zur<br />

matten Huthaut des Austernseitlings ist jene des Erd-Muschelings<br />

auffällig glänzend. Ein sehr gutes Feldmerkmal zur Unterscheidung der<br />

beiden Arten bietet die Quetschprobe:<br />

Das saftige Fleisch frischer Austernseitlinge befeuchtet die Finger<br />

deutlich beim Quetschen oder Zerreiben eines Fruchtkörpers. Bei den<br />

vergleichsweise trockenen Fruchtkörpern des Erd-Muschelings bleiben<br />

auch die Finger gänzlich trocken.<br />

Wie der Austernseitling, erschließt sich der Erd-Muscheling eine<br />

zusätzliche Stickstoffquelle durch die Fähigkeit, Fadenwürmer abzutöten.<br />

Von daher nennt man solche Pilze auch Nematodenfänger.<br />

Eine Verwechslung mit dem Erd-Muscheling bliebe ohne unangenehme<br />

Folgen, denn auch er ist prinzipiell essbar, sollte aber wegen Seltenheit<br />

unbedingt geschont werden.<br />

Bei gelegentlichem Erscheinen des Austernseitlings am Boden dient ihm<br />

ein Wurzelast des besiedelten Baumes als Substat (Abb. 4).<br />

Abb. 4:


2013-10-18 Wien 14, Steinhofgründe, frische Fruchtkörper des Austernseitlings,<br />

scheinbar terricoles Wachstum an Wurzelast von Fagus sylvatica (Buche)<br />

Solcherart scheinbar terricol wachsende Austernseitlinge treten bevorzugt<br />

als Kulturfolger in mehr oder minder stark vom Menschen geprägten<br />

Lebensräumen auf, respektive dort, wo regelmäßig gemäht wird. Im<br />

<strong>Natur</strong>raum konnte der Verfasser dieses Phänomen bisher nicht<br />

beobachten. Scheinbar terricol gewachsene Austernseitlinge können<br />

habituell eine gewisse Ähnlichkeit mit dem ebenfalls sehr plastischen<br />

Büschel-Rasling (Lyophyllum decastes) aufweisen. Dieser hat aber<br />

niemals herablaufende, sondern leicht ausgebuchtete bis gerade<br />

angewachsene Lamellen (Abb. 5). Von einer Verwechslungs"gefahr" kann<br />

auch hier nicht eigentlich gesprochen werden, denn der Büschel-Rasling<br />

ist ein ausgezeichneter Speisepilz und keineswegs selten, wenn auch in<br />

den letzten Jahren deutlich rückläufig.<br />

Seine Erscheinungszeit, die bis in den Spätherbst reicht, überschneidet<br />

sich in manchen Jahren mit der des Austernseitlings.<br />

Abb. 5:


2012-10-12 Wien 14, Steinhofgründe, reife Fruchtkörper des Büschel-Raslings<br />

in Parkrasen (siehe auch weißes Sporenpulver am Pflanzenbewuchs links unten)<br />

Ein naher Verwandter des Büschel-Raslings ist Hypsizygus ulmarius<br />

(ehemals Lyophyllum ulmarium, Pleurotus ulmarius), der Ulmen-<br />

Rasling. (Abb. 6.1,6.2).<br />

Er ist dem Austernseitling nicht nur habituell wesentlich ähnlicher, er teilt<br />

auch dessen parasitische Lebensweise an lebenden Bäumen und gilt als<br />

der klassische Doppelgänger des Austernseitlings. Der Ulmen-Rasling ist<br />

aber nur scheinbar exzentrisch gestielt (durch asymmetrisches<br />

Wachstum der Hüte wirken reife Fruchtkörper bei oberflächlicher<br />

Betrachtung exzentrisch gestielt), und er hat keine herablaufenden,<br />

sondern ausgebuchtet angewachsene Lamellen.<br />

Die bräunlichen Hüte junger Exemplare sind auffallend wasserfleckig und<br />

mit Guttationstropfen besetzt (Abb. 6.2). Später blassen sie stark aus und<br />

erscheinen einheitlich cremefarben bis fahlgelb.<br />

Eine Verwechslung spielte auch in seinem Fall keine Rolle, denn im<br />

Unterschied zu den Angaben in vielen Pilzbüchern, wo er als<br />

ungenießbar bezeichnet wird, handelt es sich sogar um einen weiteren<br />

Zuchtpilz. Einigermaßen gaumenfreundlich sind allerdings nur die noch


wasserfleckigen jungen Pilze, weswegen der kommerzielle Anbau in<br />

größerem Maßstab nicht lohnt.<br />

Abb. 6.1:<br />

2012-10-19 Wien 17, Schwarzenbergpark, reife Fruchtkörper des Ulmen-Raslings<br />

an vitaler Aesculus hippocastanum (Rosskastanie, Alleebaum)<br />

Abb. 6.2


2012-10-03 Wien 17, Schwarzenbergpark, junge Fruchtkörper des Ulmen-Raslings<br />

an vitaler Aesculus hippocastanum (Rosskastanie, Alleebaum)<br />

An der stoffwechselintensiven Fruchtschicht sind die sehr<br />

unterschiedlichen Gerüche von Pilzen am deutlichsten wahrnehmbar. Zur<br />

Feststellung der "persönlichen Note" einer Aufsammlung riecht man<br />

zunächst am unverletzten Fruchtkörper und bei unbefriedigendem<br />

Ergebnis nochmals an gequetschten Lamellen. Der Austernseitling<br />

verströmt unverletzt ein schwach pilziges und damit nicht sonderlich<br />

vielsagendes Aroma, denn irgendwie pilzig riechen sehr viele Pilzarten,<br />

unter anderem auch ein tatsächlich gefährlicher "Doppelgänger" des<br />

Austernseitlings, der gesondert zu besprechen sein wird. Beim<br />

Austernseitling jedoch gesellt sich an verletzten Lamellen dem Pilzaroma<br />

eine säuerlich-mehlige Komponente hinzu. Diese macht den<br />

Geruchseindruck nicht unbedingt sympathischer, uns aber macht sie des<br />

Austernseitlings eine große Spur sicherer; denn mit diesem olfaktorischen<br />

Knick zwischen vor und nach Verletzung setzt sich der Austernseitling<br />

auch geruchlich klar von potentiellen Verwechslungskandidaten ab. An<br />

gealterten Austernpilzen tritt diese säuerliche Komponente ziemlich<br />

aufdringlich und unangenehm in den Vordergrund, wodurch der<br />

Austernseitling uns hinreichend vor gastrointestinalen Beschwerden<br />

durch Genuss alter und möglicherweise bereits verdorbener Pilze<br />

bewahrt. Sogenannte unechte Pilzvergiftungen, hervorgerufen durch<br />

Konsumation verdorbener Pilze, machen den mit Abstand größten Anteil


der gastrointestinalen Beschwerden im Zusammenhang mit<br />

Pilzmahlzeiten aus; ursächlich verantwortlich hierfür sind bakterielle<br />

Enterotoxine.<br />

Der Austernseitling punktet auch in letzterem Zusammenhang:<br />

Antibiotisch wirksame Inhaltstoffe halten die Keimzahlen auch gealterter<br />

Fruchtkörper in Grenzen.<br />

Durch Wenden eines Pilzfruchtkörpers lässt sich außerdem der Stiel in<br />

s e i n e r G e s a m t h e i t b e t r a c h t e n . U n d w e i l d i e s e r w e i t e r e<br />

bestimmungswichtige Merkmale trägt, sind zunächst unbekannte (oder<br />

nicht ganz sicher erkannte) Pilze möglichst vollständig dem Boden, bzw.<br />

dem Substrat zu entnehmen, sodass die jeweiligen Charakteristika<br />

nachträglich mit Text und Abbildungen in der Bestimmungsliteratur<br />

verglichen werden können. Nur wer die gesammelten Arten wirklich gut<br />

kennt, darf sich erlauben, Stiele eventuell abzuschneiden und im Walde<br />

zu belassen.<br />

Im Kontext ein Wort zur Sammeltechnik: Dem Pilz ist einerlei, ob seine<br />

Fruchtkörper abgeschnitten oder zur Gänze dem Boden entnommen<br />

werden (so wie es den Apfelbaum wenig kümmert, mit welchem "Dreh"<br />

man seine Früchte entfernt). Man sollte aber das hinterlassene Loch im<br />

Boden möglichst wieder mit Erde und/oder Streu verschließen, denn<br />

Myzelien sind licht- bzw. UV-empfindlich und noch empfindlicher gegen<br />

Austrocknung.<br />

Ihren deutschen Namen verdanken die Seitlinge dem ihnen<br />

gemeinsamen Merkmal: Ihr Stiel setzt nicht mittig am Hut an, wie das bei<br />

den meisten Gattungen der Lamellenpilze der Fall ist, sondern eben<br />

seitlich, bedingt durch das bevorzugte Wachstum an noch stehenden<br />

Stämmen. Der exzentrisch gestielte Habitus erleichtert die Anordnung der<br />

Fruchtkörper in Etagen. Faszikel von 30 bis 50 Einzelfruchtkörpern sind<br />

keine Seltenheit und weisen dann beträchtliches Gewicht auf; hierdurch<br />

erklärt sich das feste und zähe Stielfleisch des Austernseitlings. Bei<br />

Erscheinen an horizontalen Substratteilen (Wurzeln, liegende Stämme)<br />

entwickeln sich z. T. annähernd zentral gestielte Fruchtkörper.<br />

Die Abbildungen 1, 2 und besonders 4 machen deutlich: Der<br />

Austernseitling kann seine genetische Konditionierung schwerlich<br />

verhehlen; seiner primär parasitischen Lebensweise zufolge sind Form<br />

und Anordnung der Fruchtkörper optimal an die vertikalen Flächen<br />

stehender Bäume angepasst.


Wo er saprotroph an liegendem Substrat auftritt, fruktifiziert er mit<br />

entsprechender Vorliebe an den vertikalen Seitenflächen und entwickelt<br />

in solcher Lage den weitaus häufigeren und arttypischen Aspekt (Abb. 7).<br />

Abb. 7:<br />

2012-11-10 Wien 18, Pötzleinsdorfer Schlosspark, reife Fruchtkörper des<br />

Austernseitlings an liegendem Stamm von Acer pseudoplatanus (Berg-Ahorn)<br />

Pilze verfügen über ausgezeichnete räumliche Orientierung. Das<br />

Erkennen räumlicher Lagebeziehungen erfolgt primär über den<br />

Gravitationssinn, der es ihnen ermöglicht, ihre Fruchtkörper so zu<br />

positionieren, dass deren Fruchtschicht in Richtung des Erdmittelpunktes<br />

zeigt, also stets nach unten.<br />

Diese bemerkenswerte Leistung der Pilze wird als Geotropismus<br />

bezeichnet.<br />

Sinn und Zweck der Übung ist, dass die Ausbreitungseinheiten der Pilze,<br />

deren Sporen, ungehindert aus den Strukturen der Fruchtschicht<br />

ausfallen können. Kommt es zu Lageänderungen des Substrats, etwa<br />

durch Stammbruch oder durch Umdrehen eines liegenden Stammes,<br />

werden Pilzfruchtkörper so weit umgeformt, bis deren Fruchtschicht<br />

wiederum nach unten zeigt. Bei den mehrjährigen und oft riesigen<br />

Fruchtkörpern von Porlingen, wie etwa jenen des Zunderschwammes,


kann dieser Umbauprozess mitunter mehrere Jahre beanspruchen, bei<br />

den kurzlebigen und vergleichsweise kleinen Fruktifikationen des<br />

Austernseitlings jedoch geht das ziemlich rasch, er benötigt hierfür einen<br />

bis maximal zwei Tage; die noch wesentlich zierlicheren und<br />

dünnfleischigen Fruchtkörper von Tintlingen und Faserlingen gar nur<br />

wenige Stunden.<br />

Über nämlichen Orientierungssinn verfügen sämtliche Hyphen (Zellen)<br />

eines Pilzes, auch jene des Pilzgeflechts im Substrat, des sogenannten<br />

Myzels.<br />

Dementsprechend erkennt das Pilzmyzel, in welche Richtung es im<br />

Holzkörper zur Bildung seiner Fruchtkörper zu wachsen hat, sprich: "wo<br />

es hier nach draußen geht". Dieser Sachverhalt ist auch für den Züchter<br />

relevant, der es tunlichst vermeidet, Säcke mit Pilzbrut nach Erreichen<br />

eines bestimmten Reifegrades zu wenden oder gar umzulegen; solches<br />

kann den Zeitpunkt der Ernte unter Umständen beträchtlich verzögern.<br />

Die Bezeichnung Seitlinge nimmt also Bezug auf die Fruchtkörperform.<br />

Nicht unbedingt vorteilhaft erweist sich der Einfall der Altväter der<br />

Mykologie, die nämliche deutsche Bezeichnung auf einige weitere<br />

Gattungen mit exzentrisch gestielten Arten auszudehnen, die<br />

taxonomisch mit den eigentlichen Seitlingen aber auch gar nichts zu tun<br />

haben. Solches erschwert einerseits pilzkundlichen Novizen das<br />

Zurechtfinden in der ohnehin komplizierten Systematik der Pilze, zumal<br />

jenen, die mit Latein und Altgriechisch ein wenig auf Kriegsfuß stehen,<br />

zum anderen bergen derlei nomenklatorische Doppel- und<br />

Dreifachbelegungen ein Gefahrenpotential für Speisepilzfreunde.<br />

Im Supermarkt werden Austernseitlinge häufig unter dem<br />

handelsüblichen Kürzel Seitlinge feil geboten, was den einen oder<br />

anderen Laien zur Fehlannahme verleiten könnte, dass es sich bei<br />

Seitlingen grundsätzlich um Speisepilze handle.<br />

Die Anzahl habituell und auch farblich ähnlicher Pilzarten an Holz ist<br />

überschaubar, und so ist die Gefahr der Verwechslung mit ungenießbaren<br />

und giftigen Arten für den Sammler von Austernseitlingen vergleichsweise<br />

gering. Zumindest gilt dies für die primären Lebensräume des<br />

Austernseitlings, die Laubwälder der planaren, collinen bis maximal<br />

submontanen Stufe, insbesondere Au- und Schluchtwälder. Denn das mit<br />

Abstand bevorzugte Substrat des Austernseitlings sind Laubgehölze. Das<br />

Substratspektrum ist beachtlich, so werden in der Literatur die im


Folgenden genannten Gehölze als beobachtete Substrate erwähnt,<br />

gereiht nach absteigender Häufigkeit:<br />

Buche, Weide, Pappel, Eiche, Erle, Walnuss, Esche, Ahorn, Hainbuche,<br />

Linde, Birke, Holunder, Apfel, Kirsche, Robinie, Rosskastanie, Eberesche,<br />

Maulbeere, Platane, Japanischer Schnurbaum, Tulpenbaum,<br />

Götterbaum, Stechpalme und Goldregen. Funde an Nadelgehölzen sind<br />

sehr selten (Fichte, Tanne, Kiefer, Eibe); in annähernd dreißig Jahren und<br />

vielen hundert pilzkundlichen Exkursionen sah der Verfasser dieser<br />

Zeilen den Austernseitling lediglich zweimal an Nadelholz.<br />

Abb. 8:<br />

2007-11-08 Sulz im Wienerwald, Vorderer Wöglerberg, Buchen-Tannen-Wald,<br />

gealterte Fruchtkörper des Austernseitlings an Abies alba (Weißtanne)<br />

Trotz oder vielleicht gerade wegen der Seltenheit des Aufkommens an<br />

Nadelholz sei hier besonders der weniger erfahrene Sammler gewarnt:<br />

In naturnahen Bergnadelwäldern mittlerer bis höherer Lagen mit<br />

reichlichem Totholzanteil ist Pleurocybella porrigens, der Ohrförmige<br />

Seitling, keine Seltenheit (älteres Synonym: Phyllotus porrigens ), siehe<br />

Abb. 9.<br />

Infolge Verwechslung mit essbaren Seitlingen ereigneten sich durch<br />

Verzehr dieser Art in Asien mehrere zum Teil lebensbedrohliche


Vergiftungen. Im Unterschied zu jenen des Austernseitlings sind die<br />

Fruchtkörper des Ohrförmigen Seitlings in allen Fruchtkörperteilen<br />

nahezu reinweiß, auch im Alter sind sie bestenfalls schmutzigweiß, sie<br />

bleiben deutlich kleiner und sind so gut wie immer ungestielt.<br />

Als reiner Saprobiont (Folgezersetzer) besiedelt er ausschließlich bereits<br />

stärker vermorschte und meist schon bemooste Stümpfe und liegende<br />

Stämme von Nadelgehölzen. Im Gegensatz zur vielfach in der<br />

Fachliteratur vertretenen Meinung, dass es sich um eine azidophile Art<br />

handle (d. h. saure Böden bevorzugend), kommt der Ohrförmige Seitling<br />

sehr wohl auch in Kalkgebieten vor. Seine Erscheinungszeit endet<br />

spätestens mit den ersten herbstlichen Nachtfrösten, also genau da, wo<br />

jene des Austernseitlings beginnt.<br />

Abb. 9:<br />

2013-09-24 St. Aegyd am Neuwalde, Donaudörfl, Urwald Lahnsattel,<br />

reife Fruchtkörper des Ohrförmigen Seitlings an Abies-Stumpf (Tanne)<br />

Womit wir auf ein weiteres bestimmungswichtiges Kriterium zu sprechen<br />

kommen, die Erscheinungszeit:<br />

Die primäre Erscheinungszeit des Austernseitlings sind der Spätherbst<br />

und Frühwinter. Das liegt daran, dass dieser Pilz zur Fruchtkörperbildung<br />

einen Temperaturreiz benötigt; dieser erfolgt in der Regel durch das


Absinken der mittleren Tagestemperatur auf unter 5˚C über mehrere<br />

Tage. Es handelt sich somit nicht, wie oft zu lesen, um einen<br />

ausgesprochenen "Frostkeimer".<br />

Ein weiteres Maximum hat der Austernseitling im Spätwinter (Februar und<br />

<strong>März</strong>),<br />

sobald die mittleren Tagestemperaturen wieder über die Null-Grad-<br />

Grenze steigen. Fröste mit Temperaturen deutlich unter 0˚C limitieren die<br />

Fruchtkörperbildung. Die Fruchtkörper des Austernseitlings sind jedoch<br />

sehr ausdauernd, weswegen man sie gelegentlich auch im April in noch<br />

passablem Zustand antreffen kann, in höheren Lagen unter Umständen<br />

sogar bis Mitte Mai.<br />

Insbesondere die Erscheinungszeit des Austernseitlings im<br />

Winterhalbjahr ermöglicht dem Sammler die Unterscheidung von den<br />

Doppelgängern aus den eigenen Reihen. Besonders ein Vertreter der<br />

Gattung Pleurotus gibt immer wieder Anlass zu Verwechslungen, nämlich<br />

der habituell sehr ähnliche Lungen-Seitling (Pleurotus pulmonarius). Bei<br />

ihm handelt es sich jedoch um eine Art des Sommerhalbjahres; er<br />

erscheint selten vor Mitte Juni und stellt längstens im Oktober die<br />

Fruchtkörperbildung ein. Im Oktober gibt es somit einen kurzen<br />

Überlappungsbereich, wo Spätlinge des Lungen-Seitlings auch geübtere<br />

Pilzfreunde gelegentlich auf die falsche Fährte locken können. Er<br />

unterscheidet sich vom Austernseitling durch einige gute Feldmerkmale:<br />

Als primärer Saprobiont tritt er nur gelegentlich an subvitalen Gehölzen<br />

auf, die sozusagen schon mehr tot als lebendig sind. Seine weitaus<br />

geringere Enzym-Ausstattung lassen das parasitische Potential in den<br />

Hintergrund treten.<br />

Dementsprechend tritt er mit Abstand am häufigsten an bereits liegenden<br />

Stämmen auf. Seine geringere Enzym-Ausstattung schlägt sich auch in<br />

vergleichsweise kleinem Substratspektrum nieder. Man findet den<br />

Lungen-Seitling fast ausschließlich an Buche und Eiche; Funde an<br />

anderen Substraten sind sehr selten (Birke, Esche, Pappel). Der<br />

Verfasser konnte allerdings auch hier einen Fund an Nadelholz<br />

verbuchen (Waldkiefer, Pinus sylvestris).<br />

Der Habitus der Fruchtkörper ist dem des Austernseitlings sehr ähnlich,<br />

ihre Form erinnert etwas an jene menschlicher Lungen, weswegen hier,<br />

zusätzlich zum Gattungsnamen, auch der Artname den entsprechenden<br />

Bezug herstellt<br />

(Pleura = Lungenfell, Pulmo = Lunge).


Abb. 10:<br />

2011-07-16 Wien 16, Moosgraben, reife Fruchtkörper des Lungen-Seitlings<br />

an liegendem Stamm von Fagus sylvatica (Buche)<br />

An den Standorten wird deutlich, dass die Fruchtkörper weit besser an<br />

liegende Stämme angepasst sind als die des Austernseitlings, seine Hüte<br />

wissen sich an horizontalem Substrat deutlich besser zu arrangieren.<br />

Im Unterschied zum Austernseitling ist der Lungen-Seitling sehr<br />

farbkonstant, sodass sein Hellcreme durchaus bestimmungsrelevant<br />

gesehen werden darf.<br />

Schwierig wird die Unterscheidung lediglich in den seltenen<br />

Ausnahmefällen, wo der Lungen-Seitling ungewöhnlich dunkel gefärbte<br />

Fruchtkörper ausbildet; solche wurden vom Verfasser jedoch erst dreioder<br />

viermal beobachtet (Abb. 11).<br />

Ein taugliches Unterscheidungsmerkmal ist das Gilben gealterter<br />

Fruchtkörper des Lungen-Seitlings, das besonders am Hutrand<br />

augenfällig wird.<br />

Auch der seltene Eichen-Seitling (Pleurotus dryinus) zeigt starkes Gilben,<br />

doch dieser gibt sich durch die äußerst zähe Konsistenz seiner<br />

Fruchtkörper zu erkennen, sowie durch schwächer büscheligen Habitus;


selten findet man mehr als vier oder fünf Fruchtkörper dieser Art<br />

miteinander verwachsen.<br />

Der Lungen-Seitling ist dem Austernseitling kulinarisch nicht ganz<br />

ebenbürtig, doch gilt auch er als durchaus lohnender und<br />

empfehlenswerter Speisepilz.<br />

Ungeachtet seines Erscheinens im Sommerhalbjahr ist er zudem nur<br />

selten madig.<br />

Abb. 11:<br />

2011-07-23 St. Andrä-Wördern, Steinriegl, Heuberg, <strong>Natur</strong>waldzelle, atypisch<br />

gefärbte Frk. des Lungen-Seitlings an liegendem Stamm von Fagus sylvatica<br />

(Buche)<br />

Primär verantwortlich für das breite Substratspektrum des<br />

Austernseitlings ist seine besonders reiche Ausstattung an Enzymen, die<br />

es ihm ermöglichen, die natürlichen Barrieren unterschiedlichster<br />

Wirtsbäume erfolgreich zu überwinden.<br />

In seinen Substraten erzeugt er eine intensive Weißfäule, genauer gesagt<br />

eine Simultanfäule; hierbei werden die Hauptbestandteile verholzter<br />

Pflanzen, Cellulose und Lignin, zu gleichen Teilen abgebaut (in der<br />

älteren Literatur auch als Mischfäule bezeichnet). Im Falle des<br />

Austernseitlings schreitet das Fäulebild äußerst rasch voran; unter den


Lamellenpilzen sind lediglich Hallimasch-Arten und Sägeblättlinge als<br />

vergleichbar aggressive Destruenten bekannt.<br />

Als Saprobiont hingegen zeigt er sich von sparsamer und überaus<br />

rationeller Seite, denn er zehrt jahrelang von seinen Substraten und<br />

braucht diese nahezu vollständig auf. Die Effizienz des Austernseitlings<br />

zeigt sich auch im Kulturansatz:<br />

100g Substrat lassen bis zu 70g Fruchtkörper lukrieren. Mit diesem<br />

Stoffumsatz sucht der Austernpilz seinesgleichen unter allen bekannten<br />

Zuchtpilzen.<br />

Sein vielfältiges chemisches Arsenal macht den Austernseitling zu einem<br />

wahren Eldorado für Pharmakologen und Umwelttechniker. Einige seiner<br />

Enzyme sind in der Lage, weitere komplexe organische Verbindungen<br />

und Kohlenwasserstoffe abzubauen. Diese Fähigkeit macht man sich<br />

zunutze, um mit Altöl und anderen schädlichen Substanzen belastete<br />

Böden zu sanieren. Hierzu wird entweder myzeldurchwachsenes Substrat<br />

in die Böden eingearbeitet, oder es kommen die künstlich hergestellten<br />

Enzyme des Austernseitlings zum Einsatz.<br />

Andere Enzyme können Zucker in Alkohol umwandeln, weswegen man<br />

mit ihrer Hilfe alkoholische Getränke ohne Verwendung der üblichen<br />

Hefen herstellen kann. Ein solcherart gewonnener Wein weist<br />

antithrombotische Wirkung auf,<br />

d. h. er wirkt der Bildung von Blutgerinnseln entgegen.<br />

Hier nur ein kleiner Auszug weiterer für die Medizin interessanter<br />

Potenziale:<br />

Extrakte aus dem Austernseitling und anderen Arten seiner Gattung<br />

zeigten in vitro eine starke Hemmwirkung gegenüber diversen<br />

Tumorzelllinien, hemmten also das Wachstum maligne entarteter Zellen.<br />

Dieselben Extrakte stimulierten gleichzeitig in vivo Prozesse, welche die<br />

körpereigene Abwehr gegen Tumorzellen unterstützen, insbesondere in<br />

der Erkennung von "fremd", aber auch durch Anschalten der<br />

sogenannten Apoptose, des Selbstmordprogramms maligne entarteter<br />

Zellen. Ein entscheidender Vorteil gegenüber der konventionellen<br />

Chemotherapie und dem Einsatz von Interferonen ist die praktisch<br />

nebenwirkungsfreie klinische Anwendung.<br />

Immunmodulierend wirken einige saccharidische Verbindungen<br />

(Glukane).


Diese wirken u. a. einem Überschießen der Immunantwort entgegen,<br />

weswegen sie in der Behandlung von Allergien zum Einsatz kommen<br />

könnten.<br />

Vermutlich seinem hohen Gehalt an polyphenolischen Verbindungen ist<br />

die antioxidative Wirkung des Austernseitlings zuzuschreiben; er wirkt<br />

somit einerseits prophylaktisch gegen die Bildung maligner Tumoren und<br />

therapeutisch gegen entzündliche Prozesse.<br />

Höchst bemerkenswert erwies sich die cholesterinsenkende Wirkung von<br />

Extrakten aus dem Austernseitling, die bereits zur Markteinführung eines<br />

Präparats führte. Ein in klinischer Anwendung stehender<br />

Cholesterinsenker, das Lovostatin, leitet sich von Pleurotus-Arten ab.<br />

Ein aus dem Austernseitling isoliertes Antibiotikum erwies sich hoch<br />

wirksam gegen Staphylokokken. Es dient als Reserve-Antibiotikum bei<br />

Vorliegen multiresistenter Staphylokokken-Stämme, die infolge<br />

unsachgemäßer Antibiotika-Therapie und allzu großzügigem Einsatz<br />

(insbesondere in der Futtermittelindustrie und Tierhaltung) leider stark im<br />

Vormarsch sind.<br />

Der Austernseitling ist auch für den nichtkommerziellen Züchter die wohl<br />

unkomplizierteste und lohnendste Wahl. Wunderbar einfach lässt sich mit<br />

ihm handhaben und experimentieren, denn der Pilz stellt keine großen<br />

Ansprüche an das Substrat, und das Beimpfen erfolgt nach der<br />

"Holzhammermethode" nicht minder erfolgreich als im raffiniert<br />

ausgestatteten Labor: einen Buchenklotz mit sporenreifen Austernpilzen<br />

einreiben, etwaige Ritzen mit Lamellen befüllen- und fertig! Nun braucht<br />

es nur noch einen geeigneten Standort und ein bis zwei Jahre Geduld.<br />

Schneller und noch einfacher geht es mit einem käuflich erworbenen<br />

Kulturansatz. Man erhält Säcke mit myzeldurchwachsenem Substrat und<br />

die genauen Angaben des Herstellers zum weiteren Procedere. Hier kann<br />

fast nichts schiefgehen. Neben solchen des Austernseitlings sind Ansätze<br />

w e i t e r e r S e i t l i n g s - A r t e n e r h ä l t l i c h ; a u c h d e n b e s o n d e r s<br />

wohlschmeckenden Kräuter-Seitling (Pleurotus eryngii) kann man<br />

solchermaßen von der eigenen Scholle ernten. Mehr was fürs Auge als<br />

für den Gaumen sind Exoten wie der Zitronengelbe Seitling (Pleurotus<br />

citrinopileatus, Abb. 12) und der Flamingo-Seitling (Pleurotus<br />

salmoneostramineus, Abb. 13). Prinzipiell sind aber auch sie durchaus<br />

essbar.<br />

Abb. 12:


Abb. 13:<br />

2013-08-26 Wien 14, Privatwohnung, Zuchtansatz mit Fruchtkörpern des<br />

Zitronengelben Seitlings. Kulturansatz bezogen von Hrn. Walter Haidvogl


2013-08-29 Wien 14, Privatwohnung, Zuchtansatz mit Fruchtkörpern des Flamingo-<br />

Seitlings, Kulturansatz bezogen von Hrn. Walter Haidvogl<br />

"Schuster, bleib bei deinem Leisten!", heißt es nicht von ungefähr, und<br />

von daher lässt der Verfasser es hier gerne mit einer Empfehlung<br />

bewenden.<br />

Der an Zuchtpilzen und Pilzzucht interessierte Leser sei an eine der<br />

allerersten Adressen des Landes in Sachen Zuchtpilze verwiesen:<br />

Herr Walter Haidvogl (Grünbach am Schneeberg) züchtet alles was sich<br />

an Pilzen überhaupt züchten lässt und tut dies überaus erfolgreich. Von<br />

ihm kann der geneigte Leser Kulturansätze aller gängigen Zuchtpilze<br />

beziehen.<br />

Nähere Informationen unter www.pilz-kultur.at<br />

Mit der Wiederholung des geflügelten Wortes von eben kommt der<br />

Verfasser tunlichst ohne Behandlung des Themas Kochrezepte zum<br />

Schluss.<br />

Den Austernseitling betreffende Fragen, deren Beantwortung der<br />

Verfasser hier schuldig geblieben sein mag, wie selbstverständlich auch<br />

das allgemeine Interesse des Lesers am Thema Pilze, sind der<br />

Österreichischen Mykologischen Gesellschaft und dem Verfasser


jederzeit willkommen. Weitere Kontaktdaten und Informationen zum<br />

Thema finden Sie auf der homepage der ÖMG.


Frühjahrsputz<br />

im Ziegenstall<br />

von Mag. Christine Kluger<br />

Es ist wieder soweit: Unser Nachbar stellt seinen Traktor-Anhänger mitten in unseren Hof,<br />

Schaufeln, Mistgabeln und Schiebetruhen stehen schon bereit, die Rampe zur Auffahrt in den<br />

Anhänger ist montiert. Der Frühjahrsputz im Ziegenstall kann beginnen!<br />

Ein paar Mal im Jahr dieselbe Prozedur: Über Wochen hat sich eine zentimeterdicke Schicht aus<br />

Stroh, Kot und Urin gebildet. Diese Matte brauchen die Ziegen zur Wärmedämmung und als<br />

weiche Unterlage im Stall. Je nach Bedarf streuen wir zwischendurch frisches Stroh im Stall ein,<br />

damit die Ziegen immer eine trockene Oberfläche haben. An ihren Schlafplätzen ist es aber<br />

ohnehin trocken, dafür sorgen schon die Ziegen selbst.<br />

Ansonsten bleibt der Mist ein paar Wochen liegen und bildet mit Stroh und Urin die für die<br />

Ziegenhaltung notwendige Matte.


Täglich kehren wir größere Haufen auf und sammeln den Ziegenkot gemeinsam mit Hühnermist<br />

auf unserem Komposthaufen. Ziegenmist ist gut für Gemüsebeete geeignet, er sollte aber nicht<br />

frisch sein, weil er sonst die Pflanzen schädigt und Einfluss auf den Geschmack der<br />

Gartenfrüchte nehmen kann. Am besten den Mist schon im Herbst unter die Erde mischen und<br />

im Frühjahr die Pflanzen setzen.<br />

Ursprünglich war unser Ziegenstall bis Mitte der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts Unterkunft<br />

für die beiden Norikerstuten Fanny und Gretl, die sich hier nach getaner Arbeit auf den Feldern<br />

ausgeruht hatten. Später waren hier Schweine untergebracht, zwischenzeitlich diente der Raum<br />

auch noch als Werkstatt für meinen Opa. 2011 haben wir den Stall schließlich für den jetzigen<br />

Einsatz adaptiert.<br />

Was aber brauchen die Ziegen für ein frohes Ziegenleben?<br />

Je nach Größe, Geschlecht und Alter der Ziegen sollten laut Tierschutzverordnung pro Tier<br />

mindestens 0,5m² - 1,5m² zur Verfügung stehen. Somit ausgehend von 1,5m² x 4 mindestens<br />

6m². Unser Stall umfasst ca. 25 m², also genügend Platz für unsere vier Steirischen<br />

Scheckenziegen.<br />

Da Ziegen Herdentiere mit sehr ausgeprägtem Sozialverhalten sind, dürfen sie nie allein<br />

gehalten werden. In der Herde fühlen sie sich am wohlsten. Es gibt bei uns im Stall 4 Nischen,<br />

wo sich Lisa, Pünktchen, Peter und Paul zum Schlafen einkuscheln können. Außerdem haben<br />

die schwächeren Herdenmitglieder so die Möglichkeit sich zurückzuziehen. Eine Trennwand teilt<br />

den Stall in 2 Teile und bietet eine weitere Rückzugsmöglichkeit. Oft aber sieht man Peter und<br />

Paul ganz nahe zusammen gekuschelt Siesta halten und in Ruhe wiederkäuen.


Die Heuraufe ist erhöht, eine alte Kommode haben wir im Stall stehen gelassen – beides dient<br />

dazu, dass unsere Ziegen ihrer Kletterleidenschaft nachkommen können. Sie lieben es, auf<br />

erhöhten Plätzen zu stehen – so haben sie immer einen guten Überblick. Wir haben außerdem<br />

genügend Futterplätze eingerichtet, damit auch der Schwächste von ihnen, unser Paul, immer<br />

genügend Futter bekommt. Ich vermute ja, dass sie sich das auch so ausmachen und alle genug<br />

bekommen, aber trotzdem ist es wichtig, dass jeder von ihnen seine Futterstelle hat. Natürlich wird<br />

permanent Platz gewechselt und geschaut, ob der andere nicht doch das bessere Heu bekommen<br />

hat. Aber schließlich kehrt Ruhe ein, und manchmal kann man beim Fressen ein wohliges Gurren<br />

hören. Frisches Wasser muss natürlich zur Verfügung gestellt werden, bei unseren Ziegen ist der<br />

Durst abends am größten. Abgestandenes Wasser wird verschmäht. Außerdem werden ein Salzund<br />

ein Mineralleckstein immer wieder gerne genommen. Alles, was nicht von Ziegen<br />

angeknabbert werden darf und eine Verletzungsgefahr darstellt, hat im Stall nichts zu suchen.<br />

Tagsüber sind unsere vier in einem eigenen Gehege unter Dach im Hof untergebracht, das bei<br />

Schönwetter auch Auslauf in den Garten bietet. Es macht jedoch keinen Sinn, ihnen die Tür bei<br />

Regen oder Schnee zu öffnen – ein missmutiger Blick nach draußen und schon wird der Rest des<br />

Tages im trockenen Gehege verbracht. Auch ein klagendes Meckern ist keine Seltenheit, als<br />

würden sie sich über Schlechtwetter beschweren. Ziegen sind wasserscheu, aber Ausnahmen<br />

bestätigen die Regel – unser Peter liebt es, wenn beim Befüllen der Kübel Wasser über seinen<br />

Kopf läuft.<br />

Bei Sonnenschein wird dafür umso mehr um die guten Plätze gerangelt. Wenn die Sonne tief steht<br />

und nur noch ein kleiner Fleck vom Schatten verschont geblieben ist, kann man dort meist Lisa,<br />

die Leitziege antreffen, wo sie sich mit geschlossenen Augen die Sonne auf den seidigen Pelz<br />

scheinen lässt. Einem Sonnenbad sind Ziegen generell nicht abgeneigt.


Dieses zweite Gehege ist wichtig für den täglichen Auslauf, der Stall für die Nacht wäre für eine<br />

permanente Unterbringung außerdem zu düster. Zusätzlich macht es die Arbeit für meinen Mann<br />

und mich einfacher – wir beide sind berufstätig und versorgen unsere Tiere „nebenher“. Daher sind<br />

gut eingespielte Arbeitsabläufe umso wichtiger. Schon am Abend wird das Heu im Tagesgehege<br />

vorbereitet, in der Früh werden nur noch die Wasserkübel frisch befüllt und schon können die<br />

Ziegen vom Stall ins Tagesgehege sausen.<br />

Wichtig ist, dass das Ziegengehege bzw. der Ziegenstall vor Zugluft geschützt ist und gut<br />

verschlossen werden kann, denn Ziegen sind sehr kreativ, was das Ausbüchsen betrifft. Lockere<br />

Latten werden bei Seite geschoben, eine angelehnte Stalltür wird mühelos mit der Nase<br />

aufgedrückt und schon kann die Herde ihre Erkundungstour starten. Gefährlich ist es, wenn auf<br />

dem Gelände beispielsweise Plastik liegt oder Futter gelagert wird, das nicht für die Ziegen<br />

bestimmt ist. Auch wenn Ziegen ansonsten sehr robust und anspruchslos sind, so kann es zu<br />

schweren Komplikationen kommen, wenn solche Dinge im Pansen landen.


Nun aber zurück zum Frühjahrsputz…nach Entfernung der Strohmatte durchlüften wir den Stall<br />

einige Stunden, damit die Flächen wieder gut abtrocknen können. Danach werden mehrere Säcke<br />

frisches Stroh eingestreut, sodass der Boden gut abgedeckt ist – ganz zur Freude der Ziegen,<br />

wenn sie am Abend zur Fütterung in den Stall zurückkommen. Auch das frische, raschelnde Stroh<br />

wird gerne angeknabbert!<br />

Mag. Christine Kluger<br />

Dipl. Personal Coach im Tiergestützten<br />

Setting<br />

Dipl. <strong>Natur</strong> Kinesiologin<br />

Zertifizierte Trainerin der ÖGTT<br />

Zertifizierter Wildkräuterguide der ÖGTT<br />

Sektionsleiterin Tiergestützte Aktivitäten der<br />

ÖGTT<br />

<br />

Seminarzentrum<br />

Die Glücksschmiede<br />

Hauptstraße 18<br />

3004 Ried/Riederberg<br />

<br />

Tel.: 0699/12 13 6082 (abends)<br />

e-mail: post@die-gluecksschmiede.at<br />

www.die-gluecksschmiede.at


Österreichische Gesellschaft<br />

für Tiergestützte Therapie<br />

ÖGTT<br />

Sitz:<br />

Rappoltschlag 13<br />

3914 Waldhausen<br />

sekretariat@oegtt.at<br />

www.oegtt.at<br />

Tel. 02877 20059<br />

Liebe LeserInnen, Mitglieder und Freunde der Österreichischen Gesellschaft für Tiergestützte<br />

Therapie !<br />

Wir freuen und sehr, dass so viele LeserInnen auch die Aktivitäten der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Tiergestützte Therapie ÖGTT über dieses online <strong>Magazin</strong> mitverfolgen können. Die<br />

Möglichkeiten und Erfahrungen rund um den Einsatz von <strong>Natur</strong>, Pflanzen und Tieren ganz allgemein<br />

im Dienst für uns Menschen wachsen ständig. Nicht nur die eingesetzten Tierarten und Spezies<br />

nehmen rasant zu, sondern auch das Miteinbeziehen von outdoor Aktivitäten rund um Pflanzen,<br />

Garten und <strong>Natur</strong> zur Dienstleistung, Förderung und Therapie an Menschen wächst.<br />

Damit wächst aber auch laufend die Breite des Einsatzes im Dienst und zur Freude für uns<br />

Menschen.<br />

Gerade die Tiergestützten Aktivitäten ohne Anspruch auf gezielte Förderung und Therapie boomen.<br />

Kinderferien, Freizeitbetrauung, Tourismusangebote und vieles mehr wachsen aus dem Boden. Es<br />

kann nur gut und sinnvoll sein, wenn Mensch und <strong>Natur</strong> wieder mehr zusammenwachsen !<br />

Wir werden versuchen, Ihnen unsere Erlebnisse, Erfahrungen und Ideen auf diesen Seiten im Lauf<br />

des Jahres vorzustellen und Ihnen auch die Arbeit unserer diversen Sektionen der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Tiergestützte Therapie vorzustellen. Gerade die Größe der Sektion der eben<br />

genannten Tiergestützten Aktivitäten nimmt rasant zu.<br />

Diesmal möchte sich die ÖGTT Sektion Gesundheits- und Krankenpflege bei Ihnen vorstellen und<br />

wir freuen uns immer sehr über das Engagement gerade der Mitglieder dieser Sektion unseres<br />

Verbandes.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen unserer ÖGTT Seiten !<br />

Der Vorstand der Österreichischen Gesellschaft für Tiergestützte Therapie


Österreichische Gesellschaft<br />

für Tiergestützte Therapie<br />

ÖGTT<br />

Sitz:<br />

Rappoltschlag 13<br />

3914 Waldhausen<br />

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Sektion Gesundheits- und Krankenpflege<br />

der Österreichischen Gesellschaft für Tiergestützte Therapie<br />

Die Ziele der Sektion Gesundheits- und Krankenpflege der Österreichischen Gesellschaft für<br />

Tiergestützte Therapie beinhalten das Grundwissen der tiergestützten Therapie mit den Inhalten der<br />

Gesundheits- und Krankenpflege zusammen zu führen und ein ressourcenorientiertes<br />

Pflegekonzept durch Integration von tiergestützten und pflanzengestützten Pflegeinterventionen<br />

weiter zu entwickeln.<br />

Dies dient der Nutzung im intramuralen und im extramuralen Gesundheits- und<br />

Krankenpflegebereich in der Pflege aller kranken (alten) Menschen zur Sicherung der Lebens- und<br />

Pflegequalität und damit der Wahrung der Klienten Rechte.<br />

Wir, die Diplomierten Pflegekräfte der Sektion, widmen uns im Rahmen von Informationsvorträgen<br />

sowie im Rahmen von Fortbildungsangeboten und den <strong>Natur</strong>integrativen Gesundheitspflege<br />

Seminaren bzw. bei einer beratend-begleitenden Implementierung in interessierten<br />

Pflegeinstitutionen einer Ressourcen- und Klienten orientierten Gesundheits- und Krankenpflege<br />

sowie der erforderlichen Selbstpflege zur Gesunderhaltung des Einzelnen und der Teampflege.<br />

• Unser Hauptanliegen ist die Veränderung der sozialen Reife und Beziehungsfähigkeit<br />

von Menschen unter Mithilfe von geeigneten Therapietieren.<br />

• Das interdisziplinäre Arbeiten erfordert ein hohes Maß an emphatischem Empfinden und<br />

Führen. Gemeint ist Menschenführung und ist dem Coaching in der Pflege gleichzusetzen.<br />

Es braucht Ausbildung/Ausformung und berufsbegleitend ein Training für diese besondere<br />

Gabe einer Wahrnehmungs- und Beziehungsfähigkeit um den Pflegeauftrag professionell<br />

gestalten und erfüllen zu können.<br />

• Schwerpunkt unserer Bildungsarbeit ist die Gesundheitsberatung, die<br />

Selbstpflegeplanung unter Einbeziehung der tiergestützten und pflanzengestützten<br />

Interventionen für die Gesundheitsförderung und Gesundheitspflege kranker (alter)<br />

Menschen und den Pflegenden.


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Durch das Einbeziehen der tiergestützten und pflanzengestützten Interventionen als<br />

Baustein in der Gesundheits- und Krankenpflege, gewinnen Diplomierte Pflegekräfte einen<br />

weiteren Handlungsrahmen/Handlungsspielraum, um eine ressourcenorientierte ganzheitliche<br />

Beziehungspflege und damit auch Sicherstellung der eigenen Lebensqualität sowie der<br />

Sicherstellung der geforderten humanen wirtschaftlichen Pflegequalität.<br />

Gesundheitsförderung / Gesundheitspflege soll bewusst gestaltet in den Lebens- und<br />

Pflegealltag integriert werden<br />

• Tiere bieten die Möglichkeit, über die Ansprache aller menschlichen Sinne, Kontaktprozesse<br />

zu initiieren, die sich<br />

positiv auf den<br />

gesundheitlichen, auf den<br />

kognitiven, sozialen und<br />

emotionalen Zustand des<br />

Menschen auswirken.<br />

• Tiere fördern die<br />

Beziehungsfähigkeit des<br />

Menschen, zu sich selbst,<br />

zu anderen Menschen/<br />

Lebewesen und<br />

Beziehungsebenen<br />

• Neben anderen<br />

Pflegekonzepten wie z.B.<br />

Basale Stimulation,<br />

können/sollen<br />

Tiergestützte<br />

Interventionen bzw.<br />

<strong>Natur</strong>integrative Pflegemaßnahmen in der Gesundheits- und Krankenpflege<br />

persönlichkeitsbildend wirken und den Menschen befähigen, reflektiert mit neuem Wissen in<br />

der eigenen Lebensstilgestaltung (Burn out Prophylaxe) sowie in der Berufsausübung<br />

professionell zu handeln.


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Wir arbeiten in Seminaren der <strong>Natur</strong>integrativen Gesundheits- und Krankenpflege an der<br />

Wahrnehmungs- und Beziehungsfähigkeit des einzelnen Menschen.<br />

• Damit werden vorhandene, ungenutzte Potentiale beim kranken (alten) Menschen oder bei<br />

Pflegekräften erkannt, reflektiert, entwickelt und genutzt. Pflegebedürftigkeit beim kranken<br />

(alten) Menschen und die Burnout Entwicklung bei Pflegenden kann gesenkt oder sogar<br />

verhindert werden. Damit wird ein wesentlicher Beitrag zur volkswirtschaftlichen Nutzung<br />

geleistet.<br />

• Wir entwickeln gerne für Sie ein Konzept der <strong>Natur</strong>integrativen Gesundheits- und<br />

Krankenpflege für die Gesundheitsförderung, Gesundheitspflege und Krankenpflege sowie<br />

ein Biographie angepasstes Pflegekonzept zur Betreuung dementer alter Menschen.<br />

• Wir planen mit Ihnen ein bedarfsorientiertes Umsetzungskonzept und unterstützen Sie<br />

begleitend bei der Implementierung und Evaluierung der Umsetzungsschritte in den<br />

Pflegealltag.<br />

<strong>2016</strong> werden wir vernetzt mit der Sektion für Tiergestützte Aktivitäten „<strong>Natur</strong>integrative<br />

Gesundheitspflege Seminare“ als unsere Pflegeverständniserweiterung, im Seminarzentrum<br />

Glücksschmiede in Ried am Riederberg abhalten.<br />

• Wir möchten unseren Beitrag zur Bewusstseinsbildung von Mitmenschen anbieten und diese<br />

durch gezielte Handlungsanleitungen zu ihrer eigenen Gesundheitsvorsorge/Psychohygiene/<br />

Gesundheitspflege befähigen.<br />

• Geplant sind auch gemeinsam gestaltete Workshops für Diplomierte Pflegepersonen im<br />

Seminarzentrum in Ried am Riederberg, im Wald- und im Weinviertel um zu erfahren, wie<br />

tiergestütztes und pflanzengestütztes Arbeiten in die Gesundheits- und Krankenpflege<br />

integrierbar ist.<br />

• Wir widmen uns auch der Betreuung und Beratung pflegender Angehöriger, der Begleitung<br />

von Menschen mit besonderen Bedürfnissen, der ganzheitlichen Pflege von kranken (alten)<br />

und dementen Menschen. Ein großes Anliegen sind auch Kinder, die durch gezielte<br />

Aktivitäten spielerisch ein Bewusstsein für das Leben mit der <strong>Natur</strong> / Tieren und Pflanzen<br />

entwickeln können.


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Die Gesundheits- und Krankenpflege wirkt im Rahmen der Gesundheitsmaßnahmen als ein<br />

integrierter Bestandteil des Gesundheitssystems im Krankenhaus und im Geriatrie Zentrum/<br />

Pflegewohnhaus (intramural) als auch in der Hauskrankenpflege (extramural) bei der Förderung der<br />

Gesundheit und der Verhinderung von Krankheiten, bei der Begleitung von Schwerkranken und<br />

Sterbenden, bei körperlichen, geistigen und psychosozialen Beeinträchtigungen sowie in der<br />

Rehabilitation von Personen aller Altersstufen mit.<br />

Eine „<strong>Natur</strong>integrative Gesundheits- und Krankenpflege“ kann als Ressource zur Selbstpflege und<br />

zur Optimierung der angewandten Gesundheitspflege im intramuralen und im extramuralen<br />

Pflegebereich genutzt werden.<br />

• Pflanzen, Tiere und die <strong>Natur</strong> selbst wirken ausgleichend und gesundheitsfördernd. Wie wir<br />

damit aber sorgsam umgehen, wie wir diese gesundheitsfördernden und<br />

gesundheitserhaltenden Komponenten für das Gesundbleiben und für das Gesundwerden<br />

anwenden, ist unzureichend bekannt. Aus diesem Grunde widmen wir uns <strong>2016</strong> in<br />

aufeinander aufbauenden Seminarmodulen der Wissens- und Praxisvermittlung. Gerne<br />

übermitteln wir auf Anfrage schriftliche Informationen.<br />

Wir sind offen für Anfragen und Anregungen, kontaktieren Sie uns einfach und wir geben<br />

gerne Rückantwort.<br />

Sektionsleiterin Elfriede Berger email: berger.elsbach@aon.at


Österreichische Gesellschaft für<br />

Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />

Mitglieder stellen sich vor<br />

Von der IT Projektleiterin zur Ziegenbäuerin<br />

Ich, 46, bin verheiratet und Mutter von 2 Kindern und arbeite im IT Bereich eines bankeigenen IT<br />

Unternehmens. Trotz juristischem Studium und Ausbildung zum Senior Projektleiter dreht sich bei<br />

mir seit frühester Kindheit aber alles um Tiere.<br />

Nun habe ich, nach der Ausbildung zum Personal Coach im Tiergestützten Setting am <strong>Mauritiushof</strong>,<br />

gemeinsam mit meinem Mann Michael und meiner Familie meinen Lebenstraum verwirklicht und<br />

einen Bauernhof im Süden von Wien bezogen. Dort kümmere ich mich neben meiner Ziegen und<br />

Wachtelzucht auch noch liebevoll um meine sonstigen Haustiere und natürlich um meine beiden<br />

Kinder und meinen Ehemann.<br />

Aber ganz so einfach war es natürlich nicht.<br />

Ich wusste schon immer, dass ich eine besondere Verbindung zu Tieren habe und mit ihnen<br />

arbeiten möchte. „Ich hätte doch Tierärztin werden sollen“, habe ich sicher unzählige Male gesagt.


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Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />

Mitglieder stellen sich vor<br />

Aber erst durch die Ausbildung am <strong>Mauritiushof</strong> habe ich meine Verbindung zu den Ziegen entdeckt.<br />

Meine Ankündigung, Ziegen halten zu wollen, rief dann auch bei meiner Familie anfangs nicht<br />

gerade Begeisterungsstürme hervor. Nach einiger Zeit konnte ich sie aber überzeugen und mir ihrer<br />

vollen Unterstützung sicher<br />

sein.<br />

Nach einiger Überlegung<br />

entschieden wir uns für die<br />

Rasse der „Bunten<br />

Edelziege“, einer<br />

hochproduktiven und<br />

widerstandsfähigen<br />

Milchziege, die zwar häufiger<br />

in Deutschland und der<br />

Schweiz vorkommt, in<br />

Österreich allerdings nur in<br />

Tirol und Vorarlberg.<br />

Nach einer langen Zugfahrt<br />

nach Vorarlberg suchte ich im<br />

Februar 2015 bei drei<br />

Züchtern unseren jetzigen<br />

Bestand aus: Ziegen. 4 in<br />

Milch stehende Ziegen und 5 halbwüchsige Kitze. Später kamen noch zwei weitere tragende Kitze<br />

aus Vorarlberg dazu.


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Mitglieder stellen sich vor<br />

Ab 1.5.2015 war es dann<br />

soweit und ab diesem Tag<br />

änderte sich unser Leben<br />

schlagartig.<br />

Trotz einer fahrbaren<br />

Melkmaschine verliefen die<br />

ersten Melkvorgänge noch<br />

eher chaotisch, 3 Stunden bei<br />

4 Ziegen war so der Schnitt.<br />

Dass die Situation nicht<br />

eskalierte ist alleine dem<br />

gutmütigen Wesen der Bunten<br />

Edelziege zuzuschreiben. Mit<br />

der Zeit wurden wir ein<br />

eingespieltes Team und die<br />

Melkmaschine war nicht mehr<br />

der Feind: ca. 12 Liter Milch<br />

pro Tag war so der<br />

Durchschnitt.<br />

Die gesamte Familie sowie die<br />

Hunde und Katzen mussten<br />

am Anfang Unmengen an<br />

Milch verdrücken. Heute<br />

haben wir einen fixen<br />

Kundenstock und beliefern<br />

umliegende Bioläden. Für uns<br />

bleibt dann manchmal nichts<br />

mehr übrig.<br />

<br />

Die bedeutet aber auch, um 5<br />

Uhr morgens aufzustehen um neben dem Ziegenmelken auch noch die Kinder rechtzeitig zur<br />

Schule bringen zu können und rechtzeitig in der Firma zu sein um in den „alten Modus“<br />

umzuschalten.<br />

Im Sinne der gesunden Ernährung haben wir unser Angebot um Wachteleier (wir nennen sie<br />

Kraftpakete im Miniaturformat) erweitert und sind stolze Besitzer von ca. 100 Wachteln, die in einem<br />

beheizten Wachtelparadies leben.


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Mitglieder stellen sich vor


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Aber Ziegenmilch zu verkaufen war nicht nur der einzige Grund, weswegen wir uns für die Ziegen<br />

entschieden haben.<br />

Ziegen eignen sich aufgrund ihres starken Herdenverhaltens für die Beziehungsarbeit zwischen<br />

Mensch und Tier. Es ist schon ein besonderes Gefühl, Teil einer Ziegenherde zu werden und in der<br />

Herde eine bestimmte Position einzunehmen.<br />

Je nach innerer Einstellung kann man entweder in der Gruppe mitgehen und ein Gefühl des<br />

Loslassens erleben oder versuchen die Führung der Herde zu übernehmen.<br />

Kinder reagieren auf Grund ihrer Offenheit und ungetrübten Sichtweise in der Arbeit mit den Tieren<br />

sogar noch besser. Aus diesem Grund biete ich mit meiner Geschäftspartnerin Mag. Karin Bareck<br />

neben Tiergestützten Coachings auch Kindergeburtstage, Familienwanderungen mit Ziegen und<br />

Feriencamps an. Vor allem in den mehrtägigen Feriencamps werden die Erfolge besonders deutlich<br />

sichtbar. Mittlerweile greifen auch Schulen im Rahmen einer Exkursion auf die Möglichkeit zurück,<br />

uns zu besuchen.


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Mitglieder stellen sich vor<br />

Ein dritter Grund für die Auswahl der Bunten Edelziege war, dass wir sie weiterzüchten möchten und<br />

damit mithelfen, diese Rasse in Österreich weiter zu verbreiten. Darum haben wir auch beim Kauf<br />

der Ziegen darauf geachtet, dass jede Ziege einen Abstammungsnachweis besitzt.<br />

Doch die Auswahl eines geeigneten Zuchtbocks erwies sich auf Grund der geringen Population in<br />

Österreich als gar nicht so einfach – Es sollte ja nach Möglichkeit ein Bock sein, der alle unsere<br />

Ziegendamen decken kann..<br />

Nach einiger Suche fanden wir diesen in Form von „Ronaldo“, einem sehr freundlichen und lieben<br />

Bock aus Vorarlberg.<br />

Da wir selbst keine Möglichkeit haben, einen Bock fix zu halten, entschieden wir uns dafür, Ronaldo<br />

einfach auszuborgen, damit er seine „Arbeit“ erledigen kann.<br />

Er war dann auch sehr fleißig und mittlerweile haben wir bereits den ersten Nachwuchs bei uns<br />

begrüßen dürfen. Unser jüngster Zugang ‚Lisa‘ warf 2 Buben ‚Rico und Rocky‘, die bereits einen<br />

wunderschönen Platz gefunden haben.


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Für die restlichen Ziegen ist der geplante Wurftermin Ende <strong>März</strong> und wir sind schon gespannt auf<br />

den Nachwuchs.<br />

Die Ziegen haben unser aller Leben nicht nur komplett umgekrempelt sondern auch bereichert und<br />

wir freuen uns schon auf weiteren Herausforderungen, die sie für uns parat haben.<br />

Für Interessierte unsere nächsten Termine:<br />

Sommercamp für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren: 8.08.<strong>2016</strong> - 12.08.<strong>2016</strong><br />

Kindergeburtstage und Ziegenwanderungen: auf Anfrage<br />

Kitzverkauf/Begutachtung: Ab<br />

Anfang April<br />

Für allgemeine Anfragen und<br />

Informationen stehe ich gerne<br />

zur Verfügung!<br />

Mag. Evelyne Kriegner-Gehmair<br />

Projektleiter im IT Bereich<br />

Zertifizierter Trainer der Österreichischen Gesellschaft für Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />

Organisation und Veranstaltung von Workshops, Kindercamps, Geburtstagspartys, Ziegentrekkings<br />

Direktvermarkter von frischer Ziegenrohmilch und Wachteleier ab Hof<br />

Hauptstr. 29 <br />

2751 Hölle<br />

Tel: 0676/372 6934<br />

info@tierzudir.at<br />

www.tierzudir.at<br />

www.ziegen.farm<br />

www.facebook.com/tierzudir


Ayam Serama


das kleinste Hühnchen der Welt<br />

erobert unsere Herzen


Es geht um die kleinsten Zwerghühner<br />

der Welt, die Seramas aus Malaysia,<br />

die auch in Deutschland einen<br />

bedeutenden Züchterstamm gefunden<br />

haben.<br />

Sie wurden vor Jahren von Jerry<br />

Schexnayder in die USA importiert<br />

und haben später in den Niederlanden<br />

und England treue Züchter gefunden.<br />

Auch in Belgien, Österreich,<br />

Frankreich, Spanien, Bulgarien und<br />

anderen Ländern begeistern sie.<br />

Vereinzelte weitere Importe aus dem<br />

Mutterland Malaysia ergänzten das<br />

Zuchtreservoir in Europa. Vor allem<br />

die belgischen Züchter um den<br />

rührigen Vorsitzenden des belgischen<br />

Seramclub, John Benoot, haben durch<br />

weitere Importe aus dem Mutterland<br />

der Rasse wertvolles Zuchtmaterial<br />

importiert und arbeiten intensiv an der<br />

Verbreitung und Förderung des<br />

malaysischen Zuchtgedankens.<br />

Die begnadete Züchterin Jai<br />

Phuwongsa aus Belgien hat durch<br />

gute Kontakte zu ihrem Heimatland Thailand einige weitere Importe vollzogen und im Rahmen ihres<br />

hohen Sachverstandes viele sehr typvolle Ayam Serama gezüchtet und auch weitergegeben.<br />

Nun ist es so, dass die Serama in Malaysia und, nach ihrer Anerkennung als neue Rasse vor<br />

Jahren auch in den Niederlanden, anders bewertet werden, als das bekannt zu sein scheint.<br />

Die zur Schau gestellten Serama werden in den üblichen Zwerghuhnkäfigen untergebracht. Bei der<br />

Bewertung können die Aussteller und anderweitig Interssierte zugegen sein. Das für diese Rasse<br />

typische Bewertungssystem weicht von der Bewertung sonstigen Rassegeflügels ab; beim<br />

Ziergeflügel ist das ja auch so!<br />

Für die Bewertung ist auf einem normalen Tisch ein grüner Belag ausgelegt, der an kurzen<br />

Kunstrasen erinnert. Am Tisch sitzt der Preisrichter und ggf. ein Schreiber. Die Züchter oder ein<br />

Zuträger bringen die zur Bewertung vorgesehenen Tierchen zum Tisch und stellen den jeweiligen<br />

kleinen Hahn oder die kleine Henne darauf. Zuvor haben die Aussteller für die Hühnchen den Kopf<br />

einer Bewertungskarte mit der Ringnummer des Tieres und ggf. mit dessen Namen versehen und<br />

sie dem Bewertenden übergeben. Der Bewertungsrichter oder der Schreiber stellen das Tierchen<br />

auf eine digitale Küchenwaage und übertragen das ermittelte Gewicht auf die Bewertungskarte. Die<br />

Serama werden in drei Gewichtsklassen eingeteilt:<br />

Hahn: A bis 350 g Henne: A bis 325 g<br />

B bis 500 g<br />

B bis 425 g<br />

C bis 600 g<br />

C bis 525 g


Das zu bewertende Tierchen wird wieder auf den Bewertungstisch gesetzt. Der Richter beurteilt den<br />

jeweiligen Kandidaten von allen Seiten und bringt ihn ggf. durch ganz leichte Berührung in die<br />

gewünschte Positur, die sich dadurch auszeichnet, dass sich ein besonders gutes Tier ohne Zutun<br />

freiwillig und gern aufrichtet, die ausgeprägte Brust hochreckt, die Schwingen senkrecht platziert<br />

und den Schwanz etwa 45 Grad<br />

aufgerichtet trägt.<br />

Zunächst wird der Typ beurteilt.<br />

Hierbei sind bis zu 30 Punkte zu<br />

erreichen. Es gilt hierbei einen<br />

möglichst nicht so kräftigen<br />

Rassevertreter vorzufinden, der<br />

eine enorm vorgewölbte und vor<br />

allem hoch getragene Brust zeigt,<br />

einen sehr kurzen Rücken hat und<br />

den Schwanz etwa 45 Grad nach<br />

oben richtet. Gleichzeitig sollen<br />

die Schwingen senkrecht nach<br />

unten zeigen, ohne den Boden zu<br />

berühren. Dies ist dann möglich,<br />

wenn eine ausreichende<br />

Lauflänge gegeben ist. Den Kopf<br />

ziert ein kleiner Einfachkamm mit<br />

möglichst fünf Zacken. Die<br />

Ohrlappen sollen möglichst rot<br />

sein. Etwas Weiß wird toleriert,<br />

bedingt aber einen Punktabzug.<br />

Die Hauptsicheln sollen die<br />

Steuerfedern nur wenig überragen<br />

und nicht gerundet sein. Die fünf<br />

Nebensicheln dagegen schon.<br />

Als nächstes Bewertungskriterium<br />

wird der Charakter beurteilt. Dies<br />

ist nun eine Betrachtungsweise,<br />

die nach dem deutschen Bewertungssystem nicht bekannt ist. Gleichwohl ist es sehr<br />

bemerkenswert, wie sich gute Serama hier präsentieren. Ein wirklich besonderes Tier bleibt ruhig<br />

stehen und bewegt sich kaum. Es präsentiert sich stolz. Deutliche Abzüge von je fünf Punkten von<br />

den maximal zu erreichenden 25 Punkten für das Verhalten gibt es dann, wenn ein Tier nach dem<br />

Richter pickt oder gar den Tisch verlässt. Diese Tierchen haben eigentlich keine Chance mehr, bei<br />

der Präsentation vorn zu landen. Im übrigen ist in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung,<br />

dass ein Serama um so leichter zu greifen ist, je vorsichtiger und langsamer man mit<br />

gleichbleibenden Bewegungen mit der Hand oder besser beiden Händen dem Tier entgegen geht.<br />

So kann man es mühelos aufnehmen. Sobald man versucht, durch schnelles Zugreifen zum Ziel zu<br />

kommen, wird man überrascht sein, wie schnell die Seramas sein können!<br />

Die Schwanzhaltung ist das nächste Prüfkriterium und wird bestenfalls mit 15 Punkten belohnt. Im<br />

Winkel von etwa 45 Grad nach oben gerichtet sollte der Schwanz präsentiert zu werden.<br />

Abweichungen werden auch hier mit Punktabzügen im Dreierschritt geahndet.<br />

Dann wird über den Kopf geurteilt. Hierbei geht es um Kammgröße und -form, Art und Anzahl<br />

sowie Positionierung der Kammzacken, Schnabelform und -länge, Ausformung und Lage der<br />

Kehllappen. Fünf Kammzacken werden als ideal angesehen. Die Kehllappen sollen klein, faltenfrei<br />

und rund sein. Maximal zehn Punkte sind bei der Bewertung des Kopfes zu erreichen und es wird<br />

ggf. in Zweierschritten abgewertet.


Der Gefiederzustand wird danach bewertet, ob das Gefieder - außer bei Gelockten und<br />

Seidefiedrigen - glatt ist. Auch wird geprüft, ob es vollständig und unbeschädigt präsentiert wird. Im<br />

Idealfall sind zehn Punkte zu erzielen und die etwaige Abwertung erfolgt auch hier in<br />

Zweierschritten.<br />

Alsdann wird die Kondition überprüft und mit bis zu zehn Punkten gelohnt. Eine vielleicht<br />

vorzunehmende Abstufung erfolgt hier ebenfalls in Zweierschritten.<br />

Interessant finde ich die<br />

Vorgehensweise, dass in der<br />

letzten zu prüfenden Rubrik mit<br />

der Bezeichnung<br />

„Ausschlussfehler“<br />

bejahendenfalls das<br />

Gesamtergebnis bei Null liegt.<br />

Wie der Bewertungskarte zu<br />

entnehmen ist, sind die<br />

Punktevergaben weiter gefächert<br />

als bei dem uns bekannten<br />

Bewertungssystem.<br />

Der Leser dieser Zeilen wird<br />

vielleicht denken, da ist ja nichts<br />

über Farbe und/oder Zeichnung<br />

sowie Lauffarbe zu lesen! Genau,<br />

die Gefieder- und Lauffarben<br />

werden bei der Bewertung der<br />

Serama gänzlich<br />

ausgeklammert. Die Lauffarbe<br />

soll zwar möglichst gelb sein,<br />

doch werden andere Färbungen<br />

wie weiß, grünlich und blaugrau<br />

geduldet.<br />

Wenn man erkennt, dass bei<br />

diesen so unglaublich zahmen<br />

und liebenswerten kleinen<br />

Hühnchen in entscheidendem<br />

Maße darauf geachtet wird, dass<br />

Typ und Charakter stimmen und<br />

bei der Wahl der Zuchttiere klar<br />

im Vordergrund stehen, verwundert<br />

es nicht, dass Serama mit farblichen Ausprägungen ausgestattet sind, die mancher<br />

Rassegeflügelzüchter noch nicht gesehen hat und die oft besonders sein können. So ist es<br />

durchaus möglich, aus einem Paar in der Nachkommenschaft eine Vielzahl an Farben zu erzielen.<br />

Dies macht den Schlupf und das Beobachten des ersten Federwechsels der Jungtiere<br />

richtiggehend spannend!<br />

Beispielsweise ist Braun mit schwarzem Saum oder weißen Tupfen ebenso anzutreffen, wie<br />

Cremefarbige (butterscotsh) oder Graue und Gelbe mit weißen Tupfen sowie Rote mit schwarzem<br />

Saum. Auch dunfarbige Serama sowie Beigegraue mit schwarzem Saum sind in unterschiedlichen<br />

Ausprägungen vorhanden. Der Farbschlag Bronze ist hier existent und in vielen unterschiedlichen<br />

Ausprägungen möglich. Diese Aufzählung kann nicht abschließend erstellt werden. Farblich ist<br />

sicher für jeden Geschmack etwas dabei.


Die Hühnchen sind im übrigen gute Winterleger und verzehren eine große Menge an Grünfutter.<br />

Sie können aber auch sehr wählerisch sein, wenn sie reichlich Futter vorgesetzt bekommen.<br />

Darüber hinaus zeichnen sich die Hähne dadurch<br />

aus, dass sie zumeist einen derart leisen Krähruf<br />

von sich geben, dass man mitunter eher von einem<br />

Krächzen oder Quietschen sprechen könnte. Sie<br />

sind also auch und vor allem für die Haltung in<br />

kleineren Gartenbereichen und durchaus auch<br />

in Wohngebieten geeignet!<br />

Die etwaige Frage nach ihrer Verbreitung stellt sich<br />

meines Erachtens nicht, weil sie in Deutschland<br />

und dem übrigen Europa eine große Züchterschar<br />

haben. Für mich stellt sich nur die Frage, wie der<br />

Zucht- und Anerkennungsausschuss in<br />

Deutschland mit der so anderen Art der Bewertung<br />

umgeht? Ist man so flexibel, auch ein<br />

ungewöhnliches Verfahren zu akzeptieren, oder<br />

bleibt man stur bei dem bekannten System, ohne<br />

über den Tellerrand zu schauen. Letzteres wäre<br />

schade, widerspräche dem Europagedanken und<br />

würde in den benachbarten Ländern der Entente<br />

nicht nur belächelt.


Gleichwohl, ich bin begeistert von meinen Kleinen, die mir täglich eine Menge Freude bereiten,<br />

wenn sie auf mich zukommen und mir<br />

das Dargebotene aus der Hand<br />

nehmen.<br />

Sie erfreuen mich durch ihre Art zu sein,<br />

sich zu bewegen und ihr<br />

Sozialverhalten. Wenn ich im Frühjahr<br />

oder Sommer mal ein paar<br />

Zuchtstämme miteinander im Garten<br />

laufen lasse, um ihnen Sonne, Grün und<br />

Scharraum in größerem Ausmaß zu<br />

geben, bleiben die Stämme so<br />

zusammen, wie sie es im Zuchtabteil<br />

gewohnt waren. Sie streifen dann durch<br />

Stauden und Sträucher und man könnte<br />

meinen, ihnen ihr Wohlbefinden<br />

ansehen zu können. Selten kämpfen die<br />

Hähne und sehr bald geht man sich<br />

einfach aus dem Weg, wenn der Platz<br />

es hergibt.<br />

Wenn man den kleinen Hennen ihre gelegten Eier, die übrigens in Relation zu ihrem zarten Körper<br />

eine erstaunliche Größe aufweisen, belässt, versuchen sie oft nach etwa sechs bis acht Eiern das<br />

Brutgeschäft aufzunehmen und sind sehr<br />

fürsorgliche, treue Glucken. Der Zuchthahn<br />

braucht auch nicht entfernt zu werden. Er<br />

versteht sich nach dem Schlupf der Küken<br />

als „Familienvater“.<br />

Klaus Reinermann, Ahaus, Telefon 02561-67309.<br />

Wenn die Kleinen dann heranwachsen,<br />

sollte es nicht verwundern, dass die<br />

Jungtiere unterschiedliche Größen<br />

aufweisen. Die Serama spalten<br />

diesbezüglich auf. Es gibt die kleineren<br />

begehrten Tiere der A-Klasse, die mittleren,<br />

für die Zucht Wichtigen der B-Klasse und<br />

die nicht so gewünschten größeren Tiere<br />

der C-Klasse. Letztere konnte ich bislang<br />

immer an erfreute Hühnerhalter abgeben,<br />

die eben nur ein paar Tierchen für den<br />

Garten suchten.<br />

Ach ja, da ist dann noch die Tatsache zu<br />

nennen, dass sich erstaunlich viele Frauen<br />

unter den Züchtern und Haltern der Serama<br />

finden. Eine erfreuliche und bedeutende<br />

Tatsache.<br />

Wer mehr Informationen über die<br />

besonderen Kleinen erfahren möchte, darf<br />

sich gern beim Verfasser melden.


Maxi´s Juniorseiten<br />

Elche<br />

seltene<br />

Einzelgänger<br />

im Wald<br />

von Maximilian<br />

Schaufler<br />

Elche sind Wiederkäuer wie z.B. unsere Kühe und gehören zur Familie der Hirsche.<br />

Dabei sind sie aber viel größer als unsere Hirsche, sie können bis zu 3m lang und bis<br />

zu 800kg schwer werden und erreichen eine Schulterhöhe von 2,30 Meter.<br />

Elche kommen im Norden von Europa, Asien und Nordamerika vor. Teilweise können<br />

sich einzelne Tiere auch weiter in den Süden verirren (auch nach Deutschland und<br />

Österreich).<br />

Am wohlsten fühlen sich die großen Wiederkäuer aber bei Temperaturen von plus<br />

10°C bis zu minus 20°C. Bei wärmeren Temperaturen leiden sie unter „Hitzestress“.<br />

Ihr Lebensraum ist oft schwergängiges Gelände, was ihnen einen Vorteil gegenüber<br />

ihren Feinden bietet. Sie traben mit ihren langen Beinen so schnell über Buschwerk,<br />

was die Jagd für die Wölfe und Bären sehr erschwert.<br />

Als großer Pflanzenfresser benötigen die Elche sehr energie - und proteinreiche<br />

Nahrung. Sie bevorzugen daher junge Baumtriebe und v.a. Wasserpflanzen. Diese<br />

können sie sogar unter Wasser äsen (fressen).


Im Herbst und Winter müssen sie sich auch mit „minderwertigeren“ Pflanzen zufrieden<br />

geben. Meistens sind die Elche als Einzelgänger unterwegs, nur im Winter kann es sein,<br />

dass sie sich zu kleinen Gruppen zusammenschließen.<br />

Die Fellfarbe von Kopf und Rumpf ist rot bis schwarzbraun, am dunkelsten ist ihr<br />

Sommerfell, am hellsten ihr Winterfell. Einen Spiegel am Hinterende haben diese Hirche<br />

nicht. Die Signalfunktion untereinander übernehmen anstatt dessen die grauweißen,<br />

langen Läufe (Unterschenkel).<br />

Nur die männlichen Tiere tragen ein Schaufelgeweih mit einer Spannweite von bis zu 2<br />

Metern!<br />

Jedes Jahr im Jänner / Februar wird dieses aber wieder abgeworfen und wieder neu<br />

gebildet. Im Herbst (September) ist dieses neue Geweih ausgewachsen und die Bullen<br />

streifen den Bast an Sträuchern ab. Jetzt kann auch die Brunft beginnen.<br />

Männliche Tiere messen ihre Kräfte in Zweikämpfen auf sogenannten Brunftplätzen, auf<br />

denen sich dann auch die Elchkühe einfinden, um sich mit den stärksten Bullen paaren.<br />

Nach ca. 8 Monaten kommt meist nur ein Junges zur Welt, das ungefähr ein Jahr bei<br />

der Mutter bleibt, bis wieder das nächste Kalb geboren wird.<br />

Die maximale Lebensdauer der Elche beträgt bis zu 27 Jahre, meist wird aber in Freiheit<br />

ein Alter von 15 Jahren aufgrund der Gefahren (Beutetier, Jagd, Straßenverkehr) nicht<br />

überschritten.


Rassenportrait<br />

Herdenschutzhund<br />

Polski Owczarek<br />

Podhalanski<br />

von Dr.med.vet Andrea Schaufler


Im November des vorigen Jahres meldeten wir uns bei einem renommierten Züchterehepaar,<br />

Marzena und Lukasz Hartabus, in Polen für einen Rüden der Rasse Polski Owczarek<br />

Podhalanski an.<br />

Vor Weihnachten wurde bei der Hündin mittels Ultraschall festgestellt, dass sie trächtig war.<br />

Die Kleinen sollten Ende Jänner <strong>2016</strong> zur Welt kommen, leider erblickte nur ein Junges das<br />

Licht der Welt.<br />

Die <strong>Natur</strong> hat entschieden! Nun warten wir gespannt auf den nächsten Wurf im <strong>März</strong> oder<br />

April.<br />

Eigentlich wollte ich in dieser Ausgabe von unserem ersten Trip nach Polen und vom Besuch<br />

bei den Podhalanern in Wort und Bild berichten. Aber wie heißt es so schön: „Vorfreude ist die<br />

schönste Freude“ !


Allgemeine Entwicklung der Herdenschutzhunde:<br />

Herdenschutzhunde zählen neben Hütehunden und verschiedenen Jagdhunden zu den<br />

ältesten Begleitern und Arbeitsgehilfen der Menschen. Diese imposanten Hunde haben sich<br />

unabhängig voneinander in allen Teilen der Welt entwickelt, wo vor allem Schäfer mit ihren<br />

Vieherden unterwegs waren.<br />

Die großen Hunde begleiteten in ruhigem Tempo ihre Herden und beschützten diese vor<br />

verschiedenen Gefahren. Sie mussten absolut wetterfest, genügsam, gesund und langlebig,<br />

aber auch äußerst leistungsfähig sein. Es wurde Hunden und Schäfern abverlangt 15-30<br />

Kilometer pro Tag mit dem Weidevieh mitzuziehen.<br />

Unter diesen harten Lebensbedingungen war es nicht angesagt seine Energie unnötig zu<br />

vergeuden, auch Verletzungen konnten sich weder Tier noch Mensch leisten. Dies ist auch der<br />

Ursprung der enorm hohen Reizschwelle der Herdenschutzhunde, aber auch des gesunden<br />

Misstrauens gegenüber Fremden.<br />

Die Wintermonate verbrachten die Schäfer mit ihren Tieren in ihren Dörfern, wobei die Hunde<br />

meistens sich selbst überlassen waren und umherstreunten. Ein gegenüber Dorfbewohnern<br />

aggressiver Hund wurde dabei nicht gebraucht und eliminiert.<br />

Auch beim zufälligen Zusammentreffen mit anderen Schäfern, oder beim Marktverkauf,<br />

mussten sich die Hunde „benehmen“ und auf den Schäfer hören. Aufgrund der eigenständigen<br />

Entscheidungsfähigkeit wird man von einem Herdenschutzhund aber nie blinden Gehorsam<br />

abverlangen können!


Durch diese jahrhundertelange Selektion auf die geforderte Aufgabe entstanden in<br />

verschiedenen Ländern unabhängig voneinander Hunde eines ähnlichen Types:<br />

Kräftig, muskulös,groß, trittischer, dichtes, selbstreinigendes Fell (keine Zeit für Fellpflege),<br />

genügsam, robust und langlebig (ein guter Hund war unbezahlbar!).<br />

Äußerlichkeiten, wie Fellfarbe und Nasenlängen, Ohren etc. waren früher belanglos. Der Hund<br />

musste ein gesundes Wesen haben und seine Arbeit verrichten. Leider werden diese Kriterien<br />

in der heutigen Zucht oft vergessen!<br />

Schäfer verpaarten ihre Hunde je nach Bedarf, denn je weniger Hunde man durchfüttern<br />

musste, desto besser. So entstanden auch Allrounder, die man für mehrere Zwecke einsetzen<br />

konnte. Meist gilt die Regel: Je kleiner ein Hund ist umso mehr Hüteanteile besaß er, große<br />

zeigten mehr Schutzinstinkt.<br />

Die moderne FCI teilt die Hirtenhunde aufgrund ihrer unterschiedlichen Verwendungszwecke<br />

auch unterschiedlich zu:<br />

In der FCI Gruppe 1 sind die Hunde zu finden, die zum Wachen und Treiben eingesetzt<br />

werden konnten, wie z.B. der ungarische Komondor, Kuvasz, Puli, Puma und Mudi, der<br />

Slovensky Cuvac, der italienische Bergamasker und Maremmano Abruzzese, der polnische<br />

Polski Owczarek Podhalanski und Südrussischer Owtscharka.<br />

Zur FCI Gruppe 2 , Sektion 2 (Berghunde, schwere Wachhunde)<br />

gehören der Sarplaninac, Bernhardiner, Neufundländer, Kaukasischer und Zentralasiatischer<br />

Owtscharka, Pyrenäenberghund, Leonberger, Hovawart,<br />

Anatolische Hirtenhunde, Do Khyi, etc.


Polski Owczarek Podhalanski (POP)<br />

Diese von der FCI im Jahre 1967 anerkannte polnische Hunderasse ist ebenso unter den<br />

Namen Podhalaner, Tatrahund, Tatra-Schäferhund oder Polnischer Hirtenhund bekannt.<br />

In seinem Ursprungsland wird er als Hirten-Wach-und Begleithund eingesetzt.<br />

Er stammt aus dem nordwestlichen Teil der Karpaten (Hohe Tatra), genauer gesagt aus dem<br />

am nördlichen Rand der Tatra liegenden Karpatenvorland, welches Podhale genannt wird.<br />

Der Name setzt sich daher so zusammen:<br />

Polnischer (Polski) Schafshund (owczar=Schaf) der Podhale.<br />

Das Fell des kräftigen, imposanten Hundes soll einheitlich weiß, ohne cremigen Flecken, sowie<br />

pflegeleicht sein.<br />

Rüden werden bis zu 70cm groß und bis zu 55kg schwer, Hündinnen bis zu 65 cm groß und<br />

bis zu 40 kg schwer. Diese Rasse ist aufgrund ihres Verwendungszweckes absolut wetterfest<br />

und liebt den Aufenthalt im Freien, daher sollten die „großen Weißen“ besser im ländlichen<br />

Bereich gehalten werden. Als typischer großer Herdenschutzhund zeigt er meist mittleres<br />

Temperament und hohe Reizschwelle mit wenig Neigung zur Schärfe. Das Beschützen des<br />

Eigentums ist ihm angeboren, er ist wachsam und verteidigungsbereit, aber nicht angriffslustig<br />

oder aggressiv. Es ist anzuraten, dass der Podhalaner als Welpe in der Sozialisierungsphase<br />

vieles und v.a. auch viele verschiedene Menschen kennenlernen kann. Diesen Umweltdingen<br />

und Personen wird er später neutral und mit gewisser Toleranz begegnen können, Fremden<br />

gegenüber zeigt er sich sonst mißtrauisch , teilweise auch abweisend. Dies wird oft als<br />

Schwäche gedeutet, entspricht aber dem <strong>Natur</strong>ell des Hundes. Herdenschutzhunde gehen,<br />

wie oben beschrieben, möglichen Gefahren aus dem Weg, denn dies kann unter Umständen<br />

lebenserhaltend sein.


Zähne setzen sie nur im äußersten Notfall ein, wenn Drohen und Scheinangriffe den Gegner<br />

nicht vertreiben. Podhalaner sollten daher niemals „scharf“ gemacht werden, da dabei das<br />

angenehme Wesen verloren geht. Die Gewöhnung an vielfältige Routineabläufe in der<br />

Jugendentwicklung mindert auch das meist für einen Wächter typische, massiv aufgezeigte<br />

Bellverhalten.<br />

Eine weitere Besonderheit, wie auch bei vielen anderen Herdenschutzhunden, ist ihre<br />

Anspruchslosigkeit in Bezug auf die Ernährung. Aufgrund der eher kärglichen Verhältnisse<br />

haben sich die Podhalaner an eine proteinarme Ernährung angepasst. Bei einer<br />

Überversorgung an tierischem Eiweiß können sie unter Umständen mit allergischen<br />

Reaktionen, wie Hautproblemen reagieren. Hirten füttern ihre Hunde mit Milchprodukten (wie<br />

Topfen, Kefir…) und Getreideprodukten (Brot, Nudeln, Reis….). Also alles, was auch der<br />

Mensch jahrhundertelang zu sich nahm, wurde den Hunden gefüttert.. Ein Extrafutter für<br />

Hunde wurde und wird nicht mitgenommen!<br />

POP´s sind komplett auf ihr Rudel fixiert, gehen gerne spazieren, brauchen aber keine<br />

Dauerläufe. Viel wichtiger sind gemeinsame Tobe-und Kuschelstunden! Obwohl sie ihren<br />

Menschen meist treu ergeben sind, bleibt eine gewisse Eigenständigkeit erhalten. Welpen und<br />

Junghunde sollten daher mit einer konsequenten, aber liebevollen (!) Führung, auf ihren Platz<br />

im Rudel eingeordnet werden.<br />

Wer einen Hund mit der sofortigen Umsetzung seiner Befehle erwartet, d.h. absoluten<br />

„Kadavergehorsam“ verlangt, liegt beim Podhalaner falsch. Da er selbständig denkt, befolgt er<br />

Anweisungen aus Überzeugung und aus Zuwendung seinen Besitzern gegenüber . Als absolut<br />

arbeitsfreudiger Hund ist er aber total bei der Sache, dies kann unter Umständen auch beim<br />

Hundesport (außer Schutzdienst!) sein.


Ich bin schon sehr gespannt, wenn uns die Züchter über den nächsten geplanten Wurf Ende<br />

<strong>März</strong> / Anfang April berichten. Hoffentlich geht dieses Mal alles gut und wir können im<br />

Frühsommer einen Polski Owczarek Podhalanski auf unserem <strong>Mauritiushof</strong> im Waldviertel<br />

willkommen heissen!<br />

Im Anschluss stellen Marzena und Lukasz Hartabus ihren Zwinger „Nutrena“ vor:<br />

Kennel “NUTRENA” with cynological traditions since 1970<br />

In our kennel we attach great attention to the physical and mental health of our<br />

dogs. Therefore, all of our dogs of our breeding have made tests: HD, ED, OCD,<br />

Heart test, eye test, and all are healthy. Puppies in our kennel are under constant<br />

control of the veterinary clinic, where are several times dewormed and vaccinated<br />

against infectious diseases and viral. Our long-term working with dogs, studies<br />

on department of biology and cultivating of animal – agriculture of Uniersity in<br />

Krakow – about reproduction of dogs end master work and title of Assistant of<br />

International Judge help guide us in professional kennel way.<br />

This knowledge and experience help us to learn new owners in put first steps in<br />

breeding and shows. We invite you also to visit our website<br />

www.podhalan.com.pl


Frühling<br />

im<br />

Garten


Gartenarbeit im Frühling<br />

Sobald der letzte Schnee verschwunden ist und die Tage wärmer werden, sehnt man sich<br />

bereits nach den ersten Frühlingsboten, saftig grünen Wiesen, aber vor allem auch nach dem<br />

eigenen Garten.<br />

Schon lange bevor die Gartensaison so richtig beginnt, kann man mit den ersten<br />

Vorbereitungen beginnen.<br />

Mit den folgenden Arbeiten starten sie das Gartenjahr:<br />

Laub entfernen:<br />

<br />

Angesammeltes Laub soll auf<br />

Rasenflächen, Pflanz- und Kiesflächen,<br />

sowie auf Wegen und in versteckten<br />

Ecken entfernt werden. Die nicht<br />

entfernte Blätterschicht fördert<br />

Krankheiten und Schädlinge.<br />

Vor allem in Teichen und Wasseranlagen<br />

muss man hier besonders gründlich<br />

sein, da der zusätzliche Eintrag von<br />

Stickstoff das Wasser und den<br />

biologischen Kreislauf stark<br />

beeinträchtigen kann. Das gesammelte<br />

Laub kann kompostiert und somit<br />

natürlich wieder eingebracht werden.<br />

Staudenbeete:<br />

<br />

Abgestorbenen Pflanzenteile werden entfernt. Auch Gräser, die im Herbst<br />

zusammengebunden wurden, kann man mit Hilfe einer Heckenschere bodennahe<br />

abschneiden. Jetzt ist auch der richtige Zeitpunkt zum Teilen der Stauden. Funkien, Phlox,<br />

Rittersporn, Gräser, Taglilien und viele andere werden grob ausgestochen und mit einem<br />

scharfen Messer oder Spaten geteilt. Auf jedem Pflanzenteil sollten Jungtriebe und Wurzelteile<br />

vorhanden sein, um das Anwachsen zu gewährleisten.<br />

In bestehenden Beeten die Erde auflockern, mit <strong>Natur</strong>kompost anreichern und ev. Hornspäne<br />

leicht einarbeiten. Falls kein Kompost zur Verfügung stehen sollte, kann man auch<br />

biologischen Handelsdünger verwenden. Auch etwas Kalk auftragen.<br />

Im Anschluss die Pflanzfläche mulchen, um das Erdreich vor dem Vertrocknen zu schützen.<br />

Aber Achtung mit Rindenmulch: Die darin enthaltene Gerbsäure lässt den Boden mit der Zeit<br />

sauer werden (PH-Wert sinkt) und somit beginnen die Pflanzen die Blühkraft einzustellen bzw.<br />

sie entwickeln einen Kümmerwuchs oder gehen ein.<br />

Beete, die lange mit Rindenmulch abgedeckt wurden, freuen sich über eine Kalkgabe.


Rasenfläche überarbeiten:<br />

Im Winter haben sich die Grashalme oft umgelegt bzw. Schneeflächen haben ihn fast luftdicht<br />

abgeschlossen.<br />

Am Besten mit einem Laubbesen (Federbesen) grob abrechen. Die abgestorbenen Grasteile<br />

werden entfernt und bereits nach dem ersten Schnitt kann sich der Rasen gut erholen.<br />

Falls sie Probleme mit Schneeschimmel haben, kann auf eine bestehende Schneedecke<br />

schon etwas Kalk gegeben werden. Dieser hemmt den Schimmel. Kalk unterbindet auch das<br />

Wachstum von Moos. Achtung! Nicht zu viel auftragen, da der Ph-Wert des Rasens am Besten<br />

bei 6,9 liegt. Das ist ganz leicht sauer.<br />

Die erste Düngung kann auch jetzt Mitte <strong>März</strong>, Anfang April erfolgen. Bitte bevorzugen sie<br />

biologische Dünger. Mit dem Vertikutieren sollte aber unbedingt noch bis Mitte Mai gewartet<br />

werden.<br />

Um den Rasen noch perfekt in Szene zu setzen stechen sie die Rasenkanten nach und<br />

bessern beschädigte Stellen aus.<br />

Sträucherschnitt:<br />

<br />

Immergrüne Sträucher werden erst nach dem Winter zurückgeschnitten. Bei Pflanzen mit<br />

größeren Blättern (Kirschlorbeer) hat es sich bewährt, sich die Zeit zu nehmen und statt der<br />

Heckenschere, die Baumschere zu benutzen. Da die Schnittstellen der angeschnittenen Blätter<br />

dann nicht braun werden.<br />

Beim Strauchschnitt im Allgemeinen: Blütensträucher erst nach der Blüte Mitte Mai schneiden.<br />

Hierbei auch darauf achten, dass man der Pflanze auch von innen Äste herausnimmt bzw.<br />

ältere entfernt.


Obstbaumschnitt:<br />

<br />

Vor der Blüte kann man sehr gut erkennen, wo der Baum Blätter bzw. Blüten ansetzt und somit<br />

einen ertragsorientierten Schnitt durchführen. <br />

Für Anfänger empfehle ich am Besten eine eigenen Obstbaumschnittkurs oder sich einen<br />

Fachmann zu holen.<br />

Wenn nicht auf Ertrag gewartet wird, bietet sich auch ein Sommerschnitt sehr gut an.<br />

Gießen im Winter und Frühling:<br />

<br />

Die häufigste Ursache für das Sterben immergrüne Pflanzen ist das Vertrocknen. In<br />

schneearmen bzw. regenarmen Wintern gehörten Bux und Co gegossen. Vor allem<br />

Topfpflanzen, die unter einem Dach stehen, darf man nicht vergessen.


Reinigungs- und<br />

Pflegearbeiten:<br />

Um den ganzen Garten im Glanz<br />

erstrahlen zu lassen gehören auch<br />

Wege, Töpfe und Sitzmöglichkeiten<br />

gereinigt.<br />

Das Warten der Gartenwerkzeuge<br />

ist auch besonders wichtig. Spaten,<br />

Harken, Schaufeln und Scheren<br />

schleifen. Nur mit einem<br />

ordentlichen Werkzeug kann man<br />

gut arbeiten.<br />

Pflanzenanzucht:<br />

Anfang <strong>März</strong> beginnt man mit der Anzucht von Gemüsepflanzen, aber auch einjährigen Blumen.<br />

Die Fensterbank ist hier der ideale Ort. Auch wenn draußen noch etwas Schnee zu sehen ist,<br />

bekommt man schon Vorfreude auf das Frühjahr.<br />

Wichtig! Pflanzen beschriften. Ideal ist es auch die Saatgutsäckchen aufzubewahren, dass man<br />

die Sorten, falls sie sich sehr gut gemacht haben, das nächste Jahr noch kennt.<br />

Gartenplanung und Umgestaltung:<br />

Der Winter und der Frühlingsanfang sind der ideale Zeitpunkt um sich Gedanken über die<br />

Gestaltung des Gartens zu machen. Vor allem können pflanzliche Änderungen optimal im<br />

Frühling umgesetzt werden.<br />

Ich wünsche ihnen einen sonnigen Start in die Gartensaison!<br />

Gartenplanung<br />

Ing. Ingrid Schwödiauer<br />

Gärtnermeisterin aus Steyr<br />

Wunschgartenplanung@gmx.at<br />

www.wunschgartenplanung.jimdo.com


Bärlauch<br />

Gesund in den Frühling<br />

Botanischer Name: Allium ursinum<br />

Volksnamen: Bärenlauch, Hexenzwiebel, Wurmlauch, Ramsen,<br />

Waldknoblauch, Wilder Knofel<br />

Pflanzenfamilie: Liliengewächse (Liliaceae)<br />

Wegen des starken Geruchs nach Knoblauch war der Bärlauch schon seit dem Mittelalter<br />

in seiner Eigenschaft als „vertreibende Kraft“ bekannt. Er trägt den Namen des<br />

Bären, der ihn nach dem Winterschlaf auch zur Stoffwechselsteigerung und Blutreinigung<br />

dem Vernehmen nach fressen soll. Der Bär selbst war ein keltischer Frühlingsbringer, ein<br />

Symbol für den Sonnengott. Mit seinem Erscheinen war die Kraft des Winters gebrochen,<br />

der Beginn des Frühlings war da.<br />

Bärlauch muß vor allem frisch genossen werden. Verwendet wird die Zwiebel (Bulbus<br />

allii ursini) als auch die Blätter. Die getrocknete Pflanze hat keine Heilkraft !<br />

Gefährlich ist die Verwechslung mit dem giftigen Maiglöckchen, der Herbstzeitlose bzw.<br />

dem Aronstab. Alle drei Pflanzen kommen in ähnlichen Regionen vor, allerdings ist der<br />

Bärlauch aufgrund seines deutlichen Knoblauchgeruchs, der nur ihm eigen ist, von<br />

allen anderen Pflanzen zu unterscheiden.<br />

Heilwirkung:<br />

Schon den alten Römern war der Bärlauch als Heilkraut bekannt. Er wurde auch als<br />

„Römischer Knoblauch“ mancherorts bezeichnet. Der Mundartname „Rämschelen“ ist<br />

wohl vom alten Namen „Römischer Salat“ abgeleitet worden.<br />

Kräuterpfarrer Johann Künzle (geboren 3. September 1857 in St. Gallen; †<br />

9. Januar 1945 in Zizers) aus der Schweiz schreibt zum Bärlauch<br />

folgendes:<br />

…...wohl kein Kraut der Erde ist so wirksam zur Reinigung von<br />

Magen, Gedärmen und Blut wie der Bärlauch. Ewig kränkelnde<br />

Leute mit Flechten, Furunkeln und Ausschlägen versehen, sollten den Bärlauch<br />

verehren wie Gold. Die jungen Leute würden aufblühen wie ein Rosenspalier und<br />

aufgehen wie die Tannenzapfen an der Sonne……<br />

Pfarrer Künzle empfahl den Bärlauch wie Schnittlauch zu schneiden und jeweils eine<br />

Hand voll beim Anrichten in die Suppe zu geben.


Der kräuterkundige österreichische Biologe Richard Willfort (1905 - 1978) beschreibt in<br />

seinem bedeutenden Kräuterbuch „Gesundheit durch Heilkräuter“ den Bärlauch als<br />

ausgezeichnetes volksheilkundliches Heilmittel bei Arterienverkalkung (Arteriosklerose),<br />

besonders wenn diese schon weit fortgeschritten wäre. Er erwähnt die blutdrucksenkende<br />

Wirkung, die frühere Verwendung bei Wurmerkrankungen und auch bei Leberleiden. Er<br />

empfiehlt ihn auch als vorzügliches Reinigungsmittel für Magen und Darm.<br />

Die oft umstrittene oberösterreichische Kräuterfrau Maria Treben (1907-1991)<br />

teilt im Wesentlichen die Meinungen der beiden Kräuterkundigen und meint gleichzeitig, der<br />

Bärlauch wäre in seiner Eigenschaft ähnlich dem Knoblauch, nur bedeutend heilkräftiger.<br />

Laut Maria Treben eignet sich der Bärlauch besonders gut für Entschlackungskuren<br />

im Frühjahr beziehungsweise zur Besserung chronischer Hautkrankheiten.<br />

Sie empfiehlt zur Entschlackung die Bärlauchblätter klein geschnitten aufs Butterbrot<br />

zu legen, fein zerhackt in die tägliche Suppe zu geben, auf Kartoffel, in Knödel und<br />

sonstige Speisen zu verarbeiten, deren Geschmack man ansonsten mit Petersilie<br />

verbessert.<br />

Zubereitungen:<br />

Auch als Spinat oder Salat kann man die<br />

Blätter zubereiten. Kräuterkundige<br />

empfehlen aber zur Spinatbereitung auf<br />

Grund des beißenden Geschmacks den<br />

Bärlauch mit Brennesselblättern zu<br />

vermischen.<br />

Bärlauchzwiebel können so verwendet<br />

werden wie Knoblauch.<br />

Besonders magenempfindliche Menschen<br />

sollen Blätter und Zwiebel klein schneiden,<br />

anschließend mit warmer Milch<br />

übergießen, etwas ziehen lassen und dann<br />

diese Flüssigkeit schluckweise trinken. Die<br />

Wurzel pur würde die Magenschleimhaut<br />

zu sehr angreifen.<br />

Maria Treben empfiehlt das Sammeln der<br />

jungen Blätter im April und Mai, also noch<br />

vor der Blüte.<br />

Die Zwiebel erst im Spätsommer und<br />

Herbst.<br />

Besonders bekannt ist bei uns die<br />

Zubereitung von Bärlauchpesto, also<br />

gehacktem Bärlauch mit feinem Olivenöl übergossen, mit gerösteten Nusskernen gespickt<br />

und mit edlem Parmesan vermengt, als wunderbares Pesto auf guten Nudeln oder als<br />

Aufstrich auf getoastetem Brot serviert


Bärlauchgeist<br />

Die Kräuterkundigen empfahlen auch die Zubereitung von Bärlauchgeist, damit man die<br />

Heilkraft des Bärlauchs auch jenseits der üblichen Ernteperiode zur Verfügung hat –<br />

getrocknet verliert er ja wie bereits erwähnt seine Wirkung !<br />

Heute kann man gehackten Barlach auch einfach einfrieren und später wieder verwenden.<br />

Für den Bärlauchgeist werden kleingeschnittene Blätter oder Zwiebel locker bis zum Hals in<br />

eine Flasche gefüllt, mit 40%igem Korn übergossen und 14 Tage in der Sonne am<br />

Fensterbrett zur Reife gestellt. Anschließend kann man 4 x täglich 10-15 Tropfen in etwas<br />

Wasser zu sich nehmen.<br />

In der Volksheilkunde soll Bärlauch bei Arterienverkalkung, hohem Blutdruck, Schwindel,<br />

Druck im Kopf und Beklemmungen, also Symptomen hohen Blutdrucks, Besserung bringen.<br />

In der heutigen Zeit müssen wir hier wohl anmerken, dass moderne blutdrucksenkende<br />

Medikamente wohl bei weitem überlegen und vor allem dauerhaft eingesetzt werden<br />

können. Dennoch bleibt die stoffwechselaktivierende, belebende und vitalisierende Wirkung<br />

auf den winterschlappen Organismus bestehen.<br />

Nicht zu vergessen der wunderbare Genuss dieser Heilpflanze als gehaltvollen Brotaufstrich<br />

mit Topfen, feines Pesto oder als Zugabe zur Frühlingskräutersuppe.<br />

Dr.med. Dieter Schaufler<br />

Arzt für Allgemeinmedizin<br />

Kneipparzt und Kräuterarzt<br />

www.zentrum-mauritiushof.at<br />

Weiterführender Link<br />

http://www.zentrum-mauritiushof.at/mauritiushofacademy-unsere-lehrgänge/wifi-heilkräuterlehrgang/


Die Neunkräuter -<br />

Suppe<br />

alter Krafttrunk


Die Brennessel war seit alters her unabdingbarer Bestandteil der so genannten<br />

Gründonnerstags- oder Neunkräutersuppe<br />

Je nach Landstrich bestand diese Kräutersuppe oft aus den frischen Trieben des<br />

Scharbockskrauts, Trieben verschiedener Kressearten, Vogelmiere, Schafgarbe,<br />

Gänseblümchen, Giersch, Löwenzahn, Labkraut, Gundelrebe oder anderer regionaler<br />

Wildkräuter.<br />

Der Name Scharbockskraut eines dieser oft gelbblühenden Frühjahrsboten zeugt noch<br />

von der Verwendung dieser Neunkräutersuppe oder Gründonnerstagssuppe<br />

gegen den Skorbut (Vitamin C Mangel), den Scharbock.<br />

Dass genau neunerlei Kräuter zur Zubereitung dieser besonderen Suppe Verwendung<br />

fanden, stammt noch aus alten keltischen Traditionen. Den Kelten war die Zahl drei eine<br />

magische Zahl und drei mal drei Kräuter sollten gegen vielerlei Unheil und Krankheit<br />

besonders wirksam sein. So wurden eben genau neun Kräuter zum Kochen verwendet.<br />

Eigentlich brauchen wir nur vor die eigene Haustüre zu treten, um einige schöne<br />

Frühlingskräuter, die wir alle kennen zur Zubereitung dieser Suppe zu finden:<br />

Denken wir nur an die jungen Triebe der Brennessel, die Blätter des Löwenzahns, die<br />

Blätter und Blüten vom Gänseblümchen, die Vogelmiere und vielleicht die ersten Triebe von<br />

Wegerich und Labkraut - es müssen ja nicht gleich alle neun Kräuter in unsere hauseigene<br />

Kraftsuppe wandern ! Auch 4 oder 5 dieser Kräuter werden unseren Stoffwechsel ankurbeln<br />

und in Schwung bringen !<br />

Hier ein Rezept für unsere Kräutersuppe:<br />

Feingehackte Zwiebel in etwas Butter oder Pflanzenöl andünsten, mit Suppenbrühe<br />

oder Suppenwürfel und Wasser ablöschen, vielleicht etwas Mehl zur Eindickung beigeben.<br />

Erst zum Schluß feingehackte junge Pflanzentriebe der genannten Kräuter dazu geben, nur<br />

kurz aufwallen lassen, damit die wertvollen Inhaltsstoffe nicht zerkochen. Eventuell kann<br />

man etwas Obers, Rahm, ein gequirltes Ei oder ähnliches beifügen. Auch kann die Suppe<br />

mit dem Pürierstab weiter zerkleinert werden.<br />

Alexander von Humboldt (1769-1859) pflegte alljährlich folgende<br />

Suppe täglich über 2-3 Wochen einzunehmen:<br />

Gundelrebe, Schafgarbenblätter, Gänseblümchen, Brunnenkresse,<br />

Kerbelblätter, Brennessel und Spitzwegerichblätter werden mit<br />

kaltem Wasser rasch abgespült, klein geschnitten, mit kaltem<br />

Wasser angesetzt und einmal ganz kurz zum Aufkochen gebracht.<br />

Die Suppe wird mit etwas, in Butter leicht gebräuntem Mehl angerichtet<br />

und mit gerösteten Schwarzbrotschnitten und Schnittlauch serviert.


WIFI. Wir bringen Sie auf Kurs.<br />

Mensch und <strong>Natur</strong><br />

Auszug aus dem Kursbuch 2015/16<br />

Lehrgang Heilkräuter<br />

85 TE<br />

€ 1.990<br />

zuzügl. Prüfungsbeitrag € 180<br />

Lehrgang <strong>Natur</strong>-Kinesiologie<br />

120 TE<br />

€ 2.490<br />

zuzügl. Prüfungsbeitrag: € 180<br />

Gegen alles ist ein Kraut gewachsen<br />

Entdecken Sie gemeinsam mit Kräuterarzt Dr. Dieter Schaufler<br />

die Grundlagen und Kenntnisse der medizinischen, aber vor<br />

allem auch der überlieferten volksheilkundlichen Anwendung<br />

unserer heimischen Heilkräuter. Etwa 60 verschiedene heimische<br />

Heilpflanzen werden nach Aussehen, Verwendung und<br />

medizinischer Wirksamkeit vorgestellt und gemeinsam im Kräutergarten<br />

am <strong>Mauritiushof</strong> oder auf den umliegenden Wiesen und Wäldern<br />

aufgesucht und besprochen - in Begleitung mit Tragkörben ausgestatteten<br />

Ponys und Packziegen.<br />

DIPLOM<br />

ZEUGNIS<br />

Im Mittelpunkt stehen die korrekte Dosierung, verschiedene Anwendungsmöglichkeiten<br />

wie Tee, Wickel, Presssäfte, Inhalationen, Auflagen,<br />

Verreibungen, Pulver etc. Auch die gemeinsame Herstellung von<br />

Kräuterschnäpsen, Kräuterlikören, Tinkturen, Kräuterölen, Kräuterweinen,<br />

Kräuteressig oder Kräuterkissen sind wichtige praktische Inhalte.<br />

Natürlich werden Sie auch Kräutersalben und Einreibungen herstellen.<br />

Das reiche praktische Wissen von Kräuterarzt Dr. Dieter Schaufler,<br />

geprägt durch viele Jahre und Erfahrung mit zufriedenen Patienten,<br />

garantiert einen lebendigen, spannenden und abwechslungsreichen<br />

Lehrgang im wunderschönen Waldviertel.<br />

Der Lehrgang Heilkräuter gliedert sich in 5 Module zu je 2 Tagen,<br />

und richtet sich an alle Interessierte, ebenso an Personen aus dem<br />

Gesundheits- und Sozialwesen sowie aus dem pädagogischen Bereich.<br />

Trainer: Dr. med. univ. Dieter Schaufler, Arzt für Allgemeinmedizin<br />

und Kneipparzt.<br />

Waldhausen 23.4. - 2.10.<strong>2016</strong><br />

13001015k<br />

Sa, So 10.00 - 18.00<br />

Prüfung: 22.10.<strong>2016</strong><br />

Lernen Sie Ihren Energiehaushalt zu harmonisieren!<br />

Dieser Lehrgang versucht, sich mit Hilfe kinesiologischer<br />

Muskeltestung unseren menschlichen energetischen Wurzeln<br />

in der <strong>Natur</strong> zu nähern. Welche Energien aus der <strong>Natur</strong> können<br />

wir nutzen, um Menschen wieder ins Gleichgewicht zu<br />

bringen, Harmonie in uns selbst zu finden? Wie setzen wir<br />

das praktisch kinesiologisch um?<br />

DIPLOM<br />

ZEUGNIS<br />

Im reflektierten Umgang mit den Tieren erhalten Sie während des<br />

Kurses ein Spiegelbild Ihrer eigenen energetischen Ausstrahlung und<br />

Wirkung auf andere. Gerade dieses Feedback wird Ihnen später helfen,<br />

bei Ihren Kundinnen und Kunden sinnvolle Dienste zur energetischen<br />

Harmonisierung leisten zu können.<br />

Auch die strikte Abgrenzung der kinesiologischen Energiearbeit zu<br />

heilenden Berufen ist Thema dieses Lehrgangs. Dies wird unter anderem<br />

durch die Wahl des Lehrgangsleiters, ein erfahrener Arzt und<br />

Psychosomatiker, garantiert. Eben gerade dieser eigenständige und<br />

abgegrenzte Raum für Energiearbeit mit <strong>Natur</strong> und Kinesiologie bietet<br />

ein einzigartiges und wunderbares Arbeitsfeld im Dienst für Menschen,<br />

das Sie nicht ungenutzt lassen sollten.<br />

Trainer: Dr. Dieter Schaufler<br />

Waldhausen 19.3.<strong>2016</strong> - 15.1.2017<br />

12281015k<br />

Sa 9.00 - 19.30, So 8.30 - 18.00<br />

Prüfung: 18.2.2017<br />

TE = Trainingseinheit (50 Minuten) / Vorbehaltlich Änderungen und Druckfehler<br />

Anmeldung/Kontakt WIFI Niederösterreich: T 02742 890-2000, F 02742 890-2100, E kundenservice@noe.wifi.at, I www.noe.wifi.at


KURSÜBERSICHT<br />

Online buchen auf www.noe.wifi.at<br />

Lehrgang zum Tiertrainer<br />

310 TE<br />

€ 2.900<br />

zuzügl. Prüfungsbeitrag: € 180<br />

Personal-Coach im tiergestützten Setting<br />

310 TE<br />

€ 4.980<br />

zuzügl. Prüfungsbeitrag € 350<br />

Gemeinsames tierschutzgerechtes Tiertraining<br />

Mit Tieren professionell zu arbeiten und sie entsprechend<br />

auszubilden - für viele von uns ist dies ein beruflicher<br />

Wunschtraum. Dieser Lehrgang richtet sich speziell an all<br />

jene Menschen, die Freude an der Arbeit mit Tieren haben,<br />

selbst schon jahrelang Tiere besitzen und sich ein neues Berufsfeld<br />

erarbeiten möchten. Tiere mit bestimmten Fähigkeiten und<br />

gezielten Ausbildungen werden für spezielle Dienstleistungen zum<br />

Beispiel in der Filmbranche oder am Theater gebraucht, oft aber benötigen<br />

Tierbesitzer Rat und Hilfe bei der Grundausbildung und dem<br />

weiterführenden Training ihrer vierbeinigen oder gefiederten Heimtiere.<br />

DIPLOM<br />

ZEUGNIS<br />

Theoretische Inhalte:<br />

■ Grundlagen und Geschichte des Tiertrainings<br />

■ Lerntheorien, Prägung, Sozialisation, Formen der Konditionierung<br />

■ Diverse Aspekte aus der Verhaltensbiologie<br />

■ Ethologische Grundlagen<br />

■ Nonverbale/Verbale Kommunikation<br />

■ Körpersprachliche Aspekte bei Mensch und Tier<br />

■ Tierschutz und Tierhalteverordnung<br />

■ Veterinärmedizinische Aspekte/Zoonosen<br />

■ Erste Hilfe beim Tier<br />

■ Ethologie des Hundes, calming signals, Körpersprache und Ausdruck<br />

■ Rassenkunde<br />

■ Artgerechtes Hundetraining<br />

Praktische Inhalte: 120 Stunden Pflichtpraktikum an vom Veranstalter<br />

anerkannten und genannten Praktikumsbetrieben. Unentgeltliches<br />

Pflichtpraktikum ist auch am Zentrum <strong>Mauritiushof</strong> möglich. Während<br />

der Praktikumszeit ist die Arbeit mit mindestens 5 verschiedenen<br />

Tierarten nachzuweisen.<br />

Abschluss: Kommissionelle Diplomprüfung mit Vorstellung der eigenen<br />

Projekthomepage und mündliche Beantwortung vorgetragener<br />

Lehrgangsinhalte. Dieser Lehrgang soll Ihnen praktische und theoretische<br />

Kenntnisse für die Arbeit mit vielen Tierarten, rechtliche Grundlagen<br />

wie Tierhalteverordnung und Tierschutzgesetz, aber auch alle<br />

Erfordernisse und Wissen zur Haltung und dem artspezifischen Verhalten<br />

der meisten Haus- und Nutztiere vermitteln.<br />

Trainer: Dr. Dieter Schaufler<br />

Waldhausen 2.4.<strong>2016</strong> - 22.1.2017<br />

12023015k<br />

Sa, So 9.00 - 18.00<br />

Prüfung: 18.3.2017<br />

Schaue in die Augen deines Tieres und du kannst erkennen,<br />

wer du selbst bist!<br />

Der Lehrgang vermittelt Grundlagen und Praxis tiergestützter<br />

Aktivitäten sowie tiergestützter pädagogischer und sozialer<br />

Fördermaßnahmen. Darauf aufbauend erlernen Sie den gezielten<br />

Einsatz von Tieren im Personal-Coaching. Bereitschaft<br />

zur Selbsterfahrung, soziale Kompetenz, Kreativität und Erfahrung im<br />

Umgang mit Tieren sind wichtige Voraussetzungen für die Arbeit mit<br />

dazu geeigneten Therapie-Tieren.<br />

DIPLOM<br />

ZEUGNIS<br />

Teilnehmer/innen: Menschen aus Berufsgruppen mit pädagogischer,<br />

sozialer, medizinischer, psychologischer oder therapeutischer Ausrichtung<br />

sowie Menschen aus Berufsgruppen mit Begleitungs- oder<br />

Unterstützungsarbeit. Aber auch engagierte Menschen aus anderen<br />

Berufen, Mindestalter 21 Jahre, nach einem positiven Evaluierungsgespräch.<br />

Eigene Erfahrung im Umgang mit Tieren wird vorausgesetzt.<br />

Inhalte:<br />

■ Grundlagen: Pädagogik, Psychologie, Psychotherapie, artgerechte<br />

Tierhaltung, tiergestütztes Arbeiten, Tierschutzverordnungen<br />

■ Spezifische Coaching-Werkzeuge<br />

■ Praxis des positiv verstärkenden Tiertrainings<br />

■ Grundlagen der Methodik des ethisch stimmigen Umgangs mit<br />

Mensch und Tier<br />

■ Praxisorientiertes Lernen und eigenes Erleben im Umgang mit<br />

Mensch und Tier<br />

Abschluss: Kommissionelles Abschlussgespräch über Lehrgangsinhalte<br />

sowie Inhalte der Projektarbeit und 30-minütiges Coaching im<br />

tiergestützten Setting. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Teilnehmer/innen<br />

ein WIFI-Diplom.<br />

Trainer: Dr. Dieter Schaufler<br />

Waldhausen 30.4.<strong>2016</strong> - 23.4.2017<br />

12128025k<br />

Sa 9.00 - 19.30, So 8.30 - 18.00<br />

Prüfung: 13.5.2017<br />

IMPRESSUM | Medieninhaber, Herausgeber: Wirtschaftskammer NÖ, Landsbergerstraße 1, 3100 St. Pölten | Gestaltung: WIFI NÖ, 3100 St. Pölten<br />

INFORMATION & ANMELDUNG<br />

Für Ihre Fragen zum WIFI-Weiterbildungsangebot (Kursinformation, Beratung, Förderungen)<br />

und zur Anmeldung steht Ihnen unser Kundenservice gerne zur Verfügung!<br />

WIFI Niederösterreich<br />

Mariazeller Straße 97, 3100 St. Pölten<br />

T 02742 890-2000 E kundenservice@noe.wifi.at<br />

F 02742 890-2100 I www.noe.wifi.at<br />

Fordern Sie das<br />

KURSBUCH 2015/16<br />

an oder suchen Sie gleich<br />

online auf www.noe.wifi.at

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