Mauritiushof Natur Magazin März 2016
Mauritiushof Natur Magazin März/2016
Mauritiushof Natur Magazin März/2016
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Mauritiushof</strong><br />
Das online <strong>Natur</strong>magazin<br />
Ausgabe 2/<strong>2016</strong><br />
Offizielle News der<br />
Österreichischen Gesellschaft für<br />
Tiergestützte Therapie ÖGTT
Inhaltsverzeichnis<br />
in unserer <strong>März</strong>ausgabe <strong>2016</strong> finden Sie folgende<br />
Beiträge:<br />
altes Handwerk:<br />
Birkenbesen selber herstellen<br />
Wildpflanzen:<br />
Birke<br />
Interview:<br />
Die Pilzexperten<br />
Pilze:<br />
Austernseitlinge<br />
Stall und Hof:<br />
Frühjahrsputz im Ziegenstall<br />
Österreichische Gesellschaft für Tiergestützte<br />
Therapie ÖGTT:<br />
Sektion Gesundheits- und Krankenpflege<br />
Mitglieder stellen sich vor<br />
Special:<br />
Ayam Serama, das Minihuhn<br />
Junior:<br />
Elche - seltene Einzelgänger<br />
Haustierporträt:<br />
Polski Owczarek Podhalanski<br />
Herdenschutzhunde aus Polen<br />
Garten:<br />
Frühling im Garten<br />
Volksheilkunde:<br />
Bärlauch und Neunkräutersuppe<br />
Impressum -Offenlegung<br />
Herausgeber, Eigentümer und Verleger:<br />
<strong>Mauritiushof</strong> Kreativteam - Dr.med. Dieter Schaufler , Rappoltschlag 13, 3914 Waldhausen<br />
www.zentrum-mauritiushof.at, Tel 0043287720059<br />
Chefredaktion: Dr.med. Dieter Schaufler<br />
Grundsätze und Ziele: <strong>Mauritiushof</strong> <strong>Natur</strong>magazin dient der Information über <strong>Natur</strong>, Pflanzen und Tiere, weiters sollen altes<br />
Erfahrungswissen und neue innovative Ideen dem Leser näher gebracht werden. Ein kleiner Teil informiert über die Aktivitäten der<br />
Österreichischen Gesellschaft für Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />
Kooperationspartner: Österreichische Gesellschaft für Tiergestützte Therapie ÖGTT, www.oegtt.at<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die persönliche und/oder wissenschaftliche Meinung des jeweiligen Autors wieder und fallen<br />
in den persönlichen Verantwortungsbereich des Verfassers. Entgeltliche Einschaltungen fallen in den Verantwortungsbereich des<br />
jeweiligen Auftraggebers und müssen nicht die Meinung von Herausgeber und Redaktion wiedergeben. Angaben über Dosierungen,<br />
Applikationsformen und Einnahme angeführter Produkte, Lebensmittel und pharmazeutischer Spezialitäten müssen vom jeweiligen<br />
Anwender auf ihre Richtigkeit überprüft werden.Trotz sorgfältiger Prüfung übernehmen Herausgeber und Medieninhaber keinerlei Haftung<br />
für drucktechnische und inhaltliche Fehler. Alle Rechte, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung sowie der<br />
Übersetzung, beim Eigentümer und Herausgeber.<br />
Bezug: Gratisausgabe
Geschätzte LeserInnen !<br />
Ich freue mich sehr, dass wir so viele LeserInnen schon bei unserer ersten Ausgabe begrüßen<br />
durften !<br />
Wir haben erfreulicherweise und ehrlicherweise unerwartet etliche tausend User und viele positive<br />
Rückmeldungen erhalten und bemühen uns daher doppelt und dreifach, unser <strong>Mauritiushof</strong><br />
<strong>Natur</strong>magazin weiter aufzubauen. Wir konnten spannende Menschen dazu bewegen, uns ihr Wissen<br />
und ihre Erfahrung weiterzugeben, damit wir hoffentlich interessante und praxisnahe Artikel für Sie<br />
zusammenstellen oder Ihre Aufmerksamkeit wecken können. Auch möchte ich mich an dieser Stelle<br />
einfach dafür bedanken, dass Sie meinem „jungen“ Team und mir so geduldig Zeit geben, damit wir<br />
uns weiterentwickeln können und besser werden dürfen. In unserer heutigen Zeit, wo wir alle einem so<br />
großen Leistungsdruck ausgesetzt sind ist das absolut keine Selbstverständlichkeit. Ich möchte Ihnen<br />
aber auch sagen, dass wir alle mit großer Freude und Begeisterung am Werk sind und immer mehr<br />
Gefallen an unserer neuen schreibenden Tätigkeit gewinnen.<br />
Ich möchte Sie als LeserInnen dazu einladen, uns Ihre Anregungen und Wünsche zu senden, uns<br />
mitzuteilen an welchen Themen Sie interessiert sind und wir werden diese gerne aufgreifen und<br />
recherchieren. Wir möchten für Sie ein <strong>Natur</strong>magazin im Laufe der Zeit gestalten, das schlicht sinnvoll<br />
ist, Ideen für den Alltag liefert und sich an den Wünschen und Interessen der LeserInnen orientiert.<br />
Bitte helfen Sie uns, diesen Weg zu gehen.<br />
Ihr,<br />
Dieter Schaufler
Birkenbesen selber binden<br />
„Reisabesen“, „Rialbesen“, Rutenbesen oder Hexenbesen sind nur ein paar Namen für den<br />
urigen Birkenbesen. Unter Landwirten ist der „Rialbesen“ hoch geschätzt. Einige Betriebe in<br />
unserer Gegend stellen diese auch noch selbst für den Einsatz am eigenen Hof her. Der<br />
Reisigbesen eignet sich hervorragend für die Arbeit im Stall! Staubigen Schmutz kehrt er<br />
genauso gut wie nasse Böden. Er passt sich auch gut an Unebenheiten und Ritzen an.<br />
Industriell gefertigte Besen können ihm in der vielseitigen Verwendbarkeit nicht das Wasser<br />
reichen. Wenn man den Reisigbesen häufig benutzt, hat er nach 3 Monaten ausgedient. Die<br />
Zweige nützen sich ab. Selbst dann ist so ein Besen auch noch als Wärmespender in Form<br />
von Brennholz gut.<br />
Das Besenbinden war früher eine Tätigkeit für den Winter. Die Besen wurden meist von den<br />
Knechten hergestellt. Je nach Gegend kann die Gestalt und Herstellung etwas variieren. Es<br />
hat auch jede Familie ihre eigene Technik entwickelt, die von Generation zu Generation<br />
verfeinert wird.<br />
Ich möchte diese praktische Familientradition lernen und treffe mich mit meinem Vater und<br />
meinem Großvater in der gut beheizten Werkstatt meines Elternhauses. Als ich ankomme ist<br />
mein Vater schon fleißig am Werk. Er sitzt auf der „Hoazlgoaß“ und spitzt mit einem<br />
„Roafmesser“ einen Besenstiel zu.
Überfordert? Ich auch. Fangen wir von vorne an:<br />
Etwas Vorarbeit muss man leisten. Reisig und Stiele müssen gesammelt, entrindet und einen<br />
Monat lang gelagert werden.<br />
1. Reisig sammeln<br />
Zu allererst muss Reisig<br />
gesammelt werden. Das kann<br />
von der Birke oder auch von der<br />
Weide stammen. Bei uns ist die<br />
Birke auf jeden Fall häufiger.<br />
Birkenreisig ist also unsere<br />
Grundlage für selbst gemachte<br />
Besenborsten.<br />
Gesammelt werden die<br />
Birkenzweige in der blattfreien<br />
Zeit. Traditionell wurden die<br />
Zweige im Herbst geschnitten.<br />
Es ist aber bis ins Frühjahr<br />
möglich. Beim Sammeln soll<br />
man eher junge Birken suchen.<br />
Ihre Zweige sind biegsam und<br />
robust zugleich. Nicht geeignet<br />
ist das Reisig von alten Birken,<br />
deren Zweige wie die einer<br />
Trauerweide herunterhängen.<br />
Abgefallene, ausgetrocknete<br />
Ästchen taugen ebenfalls<br />
wenig.<br />
Man schneidet mit einer<br />
Baumschere ca. 1m lange<br />
frische Birkenzweige. Sie sollen<br />
nicht zu dick und auch nicht zu<br />
dünn sein. Der Besen soll<br />
biegsam sein, aber beim<br />
Kehren auch genügend<br />
Widerstand leisten. Das<br />
geschnittene Reisig wird in Bündel zusammengelegt, leicht verschnürt und nach Hause<br />
transportiert.<br />
Mein Vater sagt: „Host koa g’scheit’s Reisa, bringst koan g’scheitn Besen zaum.“<br />
Das bekommt man mit der Zeit ins Gefühl.<br />
Nach dem Sammeln werden ca. 20cm des dickeren Endes der Zweige entrindet und etwas<br />
zugespitzt. Mein Opa zeigt mir wie.<br />
Nach dem Zuschneiden wird das Reisig gebündelt. Am besten verschnürt man die Bündel<br />
dann an 3 Stellen. Das Reisig wird dann ca. einen Monat lang an einem luftigen, trockenen<br />
Ort (z.B.: Dachboden) gelagert, damit es sich schön glättet.
2. Besenstiel sammeln<br />
Haselnuss, Fichte oder Weide eignen sich gut als Besenstiel. Man sucht sich ca. 1m lange,<br />
gerade gewachsene Stangen. Am Besten entrindet man die Stiele sofort. Der Bockkäfer mag<br />
Haselnuss besonders gerne! Frische Stämme kann man leicht mit einem scharfen Messer<br />
entrinden. Diesen Arbeitsschritt kann man aber auch später machen.
Ran ans Werk!<br />
Nachdem das Reisig einen Monat gelagert wurde, kann man sich ans Werk machen. Als<br />
Werkzeug sind eine scharfe Klinge (Reifmesser, Stanleymesser oder Hacke), ein<br />
ausgeglühter Bindedraht, eine Beißzange und ein robuster Kreuzschraubenzieher gefragt.<br />
3. Das trockene Reisig vom Dachboden holen und die Bündel öffnen.<br />
4. Den Stiel zuspitzen<br />
Spätestens jetzt sollte man den Besenstiel entrinden. Für eingetrocknete Rinden eignet sich<br />
dafür am Besten ein Reifmesser. Der Stiel sollte hierfür eingeklemmt werden. Eine<br />
Schraubzwinge sollte man mit Karton oder Tüchern auslegen, damit das Holz nicht<br />
beschädigt wird.
Am Bauernhof finden man auch noch oft eine alte Schnitzbank („Hoazlgoaß“). Das Holzstück<br />
wird unter den Klemmkopf gelegt und dieser wird mittels Pedal mit den Füßen<br />
niedergedrückt. Unser gutes Stück ist ein ca. 40 Jahre altes Modell.<br />
Mein Opa erzählt uns bei der Arbeit, dass es auch ein wenig gefährlich ist auf der<br />
„Hoazlgoaß“ mit dem „Roafmesser“ zu arbeiten.<br />
Sein Großvater hatte sich in seiner Jugend das Reifmesser beim Schnitzen ins Knie<br />
gestoßen. Sein Knie war danach sein Leben lang steif. Zum Arzt ist man in dieser Zeit mit so<br />
einer Verletzung nicht gegangen, „es hot jo koan gebm“.
Das dickere Ende wird danach zugespitzt. Dazu eignet sich ein Reifmesser oder eine Axt. Es<br />
geht darum, den Stiel so zu präparieren, dass er leichter in das Birkenreisig hineinrutscht<br />
(siehe später).
In das zugespitzte Ende wird in ca. 10cm Abstand zum Spitz ein Loch gebohrt. Dieses dient<br />
später zum Befestigen des Birkenreisigs.
5. Das Reisig locker an den<br />
Stiel binden<br />
Die Borsten werden nun aus dem<br />
gelagerten Birkenreisig gefertigt. Für<br />
einen Besen reichen zwei bis drei<br />
Hände voll geglättetem Reisig. Das<br />
Reisig gleichmäßig zusammenlegen,<br />
so dass die entrindeten Enden auf<br />
der gleichen Höhe liegen.<br />
Von einem Bindedraht ein ca. 1<br />
Meter langes Stück<br />
abschneiden und einmal<br />
zusammenlegen.<br />
Das Reisig ca. 10cm vom<br />
entrindeten Ende weg mit dem<br />
zusammengelegten Draht 2x<br />
umschlingen. Diese Stelle muss<br />
beim Kehren viel Belastung<br />
aushalten.<br />
Den Draht unter Zug mit einer<br />
Beißzange so festdrehen, dass<br />
das Reisig locker zusammenhält<br />
und noch ein Stiel hineinpasst.<br />
Den überschüssigen Draht mit<br />
der Beißzange wegzwicken.<br />
Dann das angespitzte Ende des<br />
Besenstiels in das Besenreisig<br />
stecken. Mit dem Stiel auf den<br />
Boden klopfen, dabei das Reisig<br />
halten. Der Stiel soll ca. 30cm<br />
tief im Reisig stecken.
6. Den Draht fest ziehen<br />
Als nächstes braucht man 2 Stücke<br />
Draht mit ca. 50cm Länge. Beide legt<br />
man 1x zusammen.<br />
Nun teilt man die Borsten in 2 Teile, ein<br />
Stück Draht fädelt man durch das Loch,<br />
umwickelt einen Teil einmal und dreht<br />
ihn mit der Beißzange unter Zug fest.<br />
Das gleiche macht man mit der<br />
anderen Hälfte.<br />
Achtung: der Draht soll nicht zu fest<br />
gezogen werden. Man soll noch<br />
locker mit einem Schraubenzieher<br />
unter dem Draht hindurch kommen.
So und jetzt kommt ein<br />
praktischer Trick:<br />
An der Vorderseite fährt man mit<br />
dem Schraubenzieher unter dem<br />
Draht durch und dreht eine<br />
Schlinge. So lange drehen bis das<br />
Reisig schön fest zusammenhält.<br />
Diese Schlinge wird bei allen 3<br />
Drahtstellen unseres Besens<br />
gemacht.<br />
Hier ist Fingerspitzengefühl<br />
gefragt. Der Draht kann dabei<br />
leicht reißen.<br />
Wozu dieser Aufwand?<br />
Es kann sein, dass das Reisig<br />
noch etwas nachtrocknet, oder<br />
der Besen bei Gebrauch locker<br />
wird. Mit dieser Schlinge kann<br />
man den Draht nachträglich<br />
straffen. Sehr praktisch!
Statt dem Draht werden mancherorts auch noch heute eingeweichte halbierte Weidenzweige<br />
verwendet. Das Reisig wurde mit nassen Weidenstreifen am Stiel festgebunden. Beim<br />
Trocknen zogen sich diese bombenfest zusammen.<br />
7. Das Finish<br />
Unser Werk sieht schon ganz gut nach Besen aus. Ein paar Kleinigkeiten fehlen noch.<br />
Das Birkenreisig ist<br />
sehr weich und<br />
biegsam. Deswegen<br />
nimmt man noch die<br />
feinen Ästchen weg.<br />
Als optischen Feinschliff<br />
kann man die am Stiel<br />
überständigen<br />
Borstenenden noch<br />
einkürzen.
Zum Schluss werden die<br />
fertigen Besen aufgelegt,<br />
mit einem Pfosten<br />
beschwert und ca. einen<br />
Monat so gelagert. Die<br />
Kehrfläche des Besens<br />
wird dadurch breiter.<br />
Wenn man möchte kann man<br />
auch noch den Stiel mit etwas<br />
Schleifpapier glätten.<br />
Mein Opa erzählt mir, dass<br />
früher, als es so etwas noch<br />
nicht gab, Glasscherben für<br />
den Feinschliff verwendet<br />
wurden. Er verschwindet kurz<br />
und kehrt mit einem<br />
zerbrochenen Marmeladeglas<br />
wieder, um es mir zu<br />
demonstrieren.
Birkenbesen in Kleinformat<br />
Wer die viele Arbeit scheut oder nicht das Werkzeug dazu hat, aber trotzdem auf das<br />
frühjährliche Kehrritual nicht verzichten möchte, der kann sich auch einen kleinen<br />
Birkenbesen ohne Stiel machen.<br />
Dazu, wie vorher beschrieben, einfach eine Hand voll Reisig nehmen, am Ende mit Draht<br />
festbinden. Im ersten Drittel die Borsten in zwei Hälften teilen und jede Hälfte mit Draht<br />
festbinden. Dadurch wird der Besen etwas breiter. Die Schlingen zum Nachziehen sind hier<br />
nicht unbedingt notwendig. Ich verzichte darauf.<br />
Während ich mit dem kleinen Besen beschäftig bin, vergleicht mein Vater zwei von ihm<br />
gefertigte Besen und schmunzelt über ein etwas dicker geratenes Exemplar: „Na da hama<br />
aber einen großen Airbus gemacht.“<br />
Zum Schluss umwickle ich den Griffbereich noch mit Spagat. Das schaut schön aus und fühlt<br />
sich in der Hand gut an.<br />
Fertig!
Magisches hat so ein Birkenbesen auch drauf:<br />
beim rituellen Kehren im Frühjahr vertreibt er die Wintergeister aus Haus und Hof. Tja und<br />
wenn alle Stricke reißen, tut er es auch als Fortbewegungsmittel.<br />
Ab nachhause auf dem Nimbus <strong>2016</strong>!<br />
Autorin: Gerda Holzmann BSc,<br />
Dipl. Wildkräuterguide, Zertifizierter Wildkräuterguide der<br />
Österreichischen Gesellschaft für Tiergestützte Therapie,<br />
Dipl. Holistische Kinesiologin<br />
Mail: praxis@gerdaholzmann.at,<br />
Web: www.gerdaholzmann.at
!<br />
!<br />
Kräuterparty - Workshop bei Ihnen zuhause!<br />
Sie interessieren sich für Wildkräuter, die in Ihrer Umgebung wachsen? Sie möchten<br />
wissen, wie nützlich diese Pflanzen sein können? Hohlen Sie sich mit einer Kräuterparty<br />
das Wissen ins Haus!<br />
Ich mache mich mit meinem abwechslungsreichen Workshop auf den Weg zu Ihnen.<br />
Erkennen, Sammeln und Verarbeiten von Wildkräutern werden unser Thema sein. Vier<br />
verschiedene Angebote warten auf Sie:<br />
Kochen<br />
Ernten statt Jäten!<br />
Viele Wildkräuter wuchern unerkannt in unseren Gärten.<br />
Sie werden nicht beachtet, oder sogar bekämpft!<br />
Lernen Sie, die wilden Sprösslinge in Ihrer Küche<br />
einzusetzen. Von der Vorspeise bis zum Dessert, frische<br />
Wildkräuter und Blüten werten jede Mahlzeit auf!<br />
Körperpflege<br />
Wildkräuter für Haut und Haar<br />
Vom Wegesrand ins Badezimmer. Lernen Sie, die Kräuter<br />
rund um Haus und Garten in wohltuende Pflegeprodukte<br />
zu verwandeln. Salben, Haarspülungen, Deos und vieles<br />
mehr können aus Wildkräutern rasch und einfach<br />
hergestellt werden.<br />
Räuchern<br />
Duftende Pflanzengeister aus Wildkräutern<br />
!
!<br />
Reinigung, Schutz und spirituelle Rituale. Seit je her<br />
werden Kräuter verräuchert. Ich zeige Ihnen, wie<br />
facettenreich das Räuchern ist, wie man mit Räuchern eine<br />
wohlige Atmosphäre in das eigene Heim schaffen kann<br />
und wozu der Kräuterrauch sonst noch dienlich sein kann.<br />
Energetik<br />
Wildkräuter für das innere Gleichgewicht<br />
!<br />
Warm, kühl, öffnend, zerteilend, erdend. In manchen<br />
Kulturen, spielt das Wissen um die Wirkstoffe in Kräutern<br />
keine große Rolle. Pflanzen werden nach ihren<br />
energetischen Eigenschaften ausgewählt. Dabei stützt man<br />
sich beispielsweise auf das thermische Verhalten, den<br />
Geschmack und die Elemente. Lernen Sie die Energie von<br />
Wildkräutern kennen und nutzen.<br />
Habe ich Ihr Interesse geweckt? Weitere Informationen finden Sie unter<br />
www.gerdaholzmann.at
Die Birke<br />
Botin des Frühlings
Die Birke ist ein<br />
von Bräuchen<br />
umringtes<br />
Frühlingssymbol.<br />
Bereits in der<br />
Jungsteinzeit<br />
nützte die Birke<br />
den Menschen.<br />
Belegt wurde das<br />
durch den Fund<br />
eines rund 5000<br />
Jahre alten Stück<br />
Birkenharz mit<br />
Zahnabrücken.<br />
Dabei handelt es<br />
sich vermutlich um<br />
den ältesten<br />
Kaugummi der<br />
Welt. Da<br />
Birkenharz<br />
Karbolsäure<br />
enthält, könnten es<br />
die Menschen<br />
damals<br />
antiseptische<br />
Zahnpflege<br />
verwendet haben.<br />
Pionierbaum<br />
Die Birke ist auf der gesamten Nordhalbkugel weit verbreitet. Weltweit gibt es bis zu 100<br />
Birkenarten. Davon sind in Österreich vier heimisch: die Hänge- oder Warzenbirke (Betula<br />
pendula, B. verrucosa od. Betula alba), die Strauchbirke (B. humilis), die Moorbirke (B.<br />
pubescens) und die Zwergbirke (B. nana).<br />
Die Birke gilt als Pionierbaum. Sie war eine der ersten Bäume, die nach der Eiszeit vor zirka<br />
10.000 Jahren unser Gebiet besiedelte. Sie mag es hell, ist aber sonst sehr bescheiden, was<br />
ihren Standort betrifft.<br />
Als Pionierpflanze fühlt sich die Birke auf noch so kargem Land wohl, wo noch wenige andere<br />
Pflanzen zu wachsen vermögen. Durch den Humus, der von ihrem abgefallenen Blattwerk<br />
entsteht, bereitet sie den Boden für Nachfolger vor.
Die Birke ist der frosthärteste Laubbaum. In Skandinavien gibt es richtige Birkenwälder. Bei<br />
uns ist die Birke eher in Hainen, Böschungen, an Waldrändern oder auf Lichtungen<br />
anzutreffen.<br />
Durch ihre Zuneigung zum Licht, steht die Birke oft exponiert. Sie weiß sich aber zu helfen:<br />
Ihre biegsamen Zweige leisten wenig Widerstand gegen den Wind und ihr schwarz-weiß<br />
gemusterter Stamm schützt sie vor zu starker Sonneneinstrahlung. Besonders im Winter ist<br />
diese Eigenschaft von Vorteil!
Botanik<br />
Birken erkennt man an ihrer schwarz-weißen Borke, ihrer lockeren Krone und ihren<br />
rautenförmigen, am Rand gezackten Blättern. Sie hat eine schlanke Wuchsform und feine<br />
Äste.<br />
Die weiße Borke erhält die Birke durch die Einlagerung von Betulin. Es dient als Schutz vor<br />
Schädlingen und reflektiert Sonnenlicht vollständig.<br />
Die Birke ist einhäusig. Auf einer Birke kann man weibliche und männliche Kätzchen finden.<br />
Die männlichen Kätzchen können bis zu zehn Zentimeter lang werden, sie hängen am<br />
Zweigende. Auch im Winter sitzen die männlichen Kätzchen an den Birkenzweigen, da sie in<br />
der vorangegangenen Vegetationsperiode gebildet werden.<br />
Weibliche Kätzchen wachsen aufrecht aus den Knospen, sobald die Blätter austreiben. Diese<br />
werden in der Blütezeit von Ende <strong>März</strong> bis Anfang Mai durch Windbestäubung befruchtet. Es<br />
bilden sich geflügelte Nussfrüchte, die sich in der Zeit von September bis Oktober auf die<br />
Suche nach neuem Boden machen.<br />
Namensgebung<br />
Ihr weites Verbreitungsgebiet ist der Grund dafür, warum man in der gotischen als auch in der<br />
altindischen Sprache eine Bezeichnung für die Birke finden kann. Die Namen „bairths“ (got.)<br />
und „bharg“ (altind.) bedeuten so viel wie “glänzen” oder “hell sein”. Dabei bezog man sich<br />
wohlmöglich auf die helle, leuchtende Rinde.<br />
Die Birke gehört zur Familie der Birkengewächse. Im Volksmund nennt man die Birke auch<br />
Frühlingsbaum, Maibaum oder Besenbaum.<br />
Frühlingsbaum<br />
Bei den Kelten, Germanen Slawen wurde die Birke als Baum des Anfangs, Neubeginns oder<br />
als Lebensbaum verehrt. Die Birke ist einer der ersten Bäume, die nach dem Winter<br />
austreiben und das Erwachen der <strong>Natur</strong> anzeigen.<br />
Die Kelten weihten die Birke der Göttin Brigid, die Germanen der Freyja. Sie waren Göttinnen<br />
des Frühlings, des Lichts, der jugendlichen Liebe und der Fruchtbarkeit.<br />
Bei Mangel an Lebensfrische und Liebeslust wurde deshalb oft die Birke als Hilfsmittel<br />
herangezogen. Um die Vitalität der Birke zu übertragen, berührte man alles, was „Früchte“<br />
tragen sollte mit frisch ausgetriebenen Birkenzweigen. Seien es Felder, Vieh oder junge<br />
Frauen und Ehepaare.
Die Birkenrute<br />
Der Birke sagte man auch nach, dass sie im Stande wäre, schlechte Energien zu vertreiben.<br />
Ihre Zweige wurden zum Schutz gegen Dämonen und böse Geister oder vor Unwetter, die zu<br />
Missernten führen hätten können, angewandt.<br />
Und womit könnte man ungebetene, körperlose Gäste (neben dem Räuchern) besser<br />
vertreiben als mit einer Rute oder mit einem Besen? Ein alter Brauch im Frühling ist bei uns<br />
das „Winter ausfegen“. Traditionell werden mit einem Besen aus Birkenreisig Haus und Hof<br />
von den Ablagerungen des Winters befreit.<br />
Eine Birkenrute war bis ins 19. Jahrhundert, an Schulen sogar bis ins 20. Jahrhundert, ein<br />
offizielles Instrument der Bestrafung. Auch der Nikolaus und der Krampus tragen Birkenruten<br />
mit, um unfolgsame Kinder zurechtzuweisen.<br />
Im Finnischen und Russischen Wellnessbereich hat die Birkenrute beim Saunieren in Form<br />
eines Wenik-Aufgusses bis heute ihren Platz. Mit eingeweichten Birkenzweigen wird Wasser<br />
auf den Saunasteinen verteilt. Zu dieser Zeremonie gehört auch das gegenseitige leichte<br />
Schlagen und Massieren der Saunagäste mit Birkenzweigen, um die Blutzirkulation<br />
anzuregen.<br />
Liebesmaien<br />
Die Birke gilt seit dem Mittelalter als Träger einer Liebeserklärung. Die „Liebesmaien“ ist ein<br />
mit Bändern und Herzen geschmücktes Birkenbäumchen. Junggesellen stellten dieses in der<br />
Nacht zum 1. Mai vor dem Fenster ihrer Maid auf. Dieses blieb einen Monat lang stehen. Am<br />
1. Juni holte der Werber sein Bäumchen wieder ab. Gab es auch Interesse seitens der<br />
Damen, wurde der Jüngling zum Essen eingeladen oder mit einem Kuss belohnt. In manchen<br />
Teilen Deutschlands wird dieser Brauch bis heute praktiziert.<br />
Fronleichnam<br />
In einem christlichen Hochfest spielt die Birke ebenfalls eine große Rolle, Fronleichnam. Der<br />
Name leitet sich vom mittelhochdeutschen „vrône lîcham“ ab, was so viel wie „des Herren<br />
Leib“ bedeutet. Das Fest steht in engem Zusammenhang mit dem Gründonnerstag und wird<br />
deshalb ebenfalls immer an einem Donnerstag abgehalten. Es wird die Lebendigkeit Christi<br />
gefeiert.<br />
Deshalb wundert es nicht, dass in nahezu jeder österreichischen Gemeinde zu Fronleichnam<br />
die Straßen für die an diesem Tag stattfindende Prozession mit Birken geschmückt sind.<br />
Es ist auch üblich, sich nach dieser Prozession Birkenzweige von den Bäuchen abzubrechen<br />
und mit nach Hause zu nehmen. Sie sollen Schutz und Segen ins Haus bringen.
Die Birke als Kraftspender<br />
Eine hübsche Erscheinung ist die Birke und wenn man noch dazu von der Kraft und dem<br />
Nutzungsspektrum der Birke hört, könnte man sich doch glatt gleich in den Baum selbst<br />
verlieben!<br />
Birkenknospen<br />
Birkenknospen enthalten ein<br />
wertvolles ätherisches Öl.<br />
Dieses wird für<br />
Birkenhaarwässer aus der<br />
Knospe destilliert. Tee aus<br />
Birkenknospen ist bei den<br />
Finnen als schweißtreibendes<br />
und hustenlinderndes Getränk<br />
sehr beliebt.<br />
Auch frisch kann man die<br />
Knospen knabbern. Sie<br />
schmecken harzig, süßlich und<br />
im Abgang etwas herb. Die<br />
bereits aufgesprungenen<br />
Knospen können zur<br />
Frühjahrskur hinzugezogen<br />
werden.<br />
Birkenblätter<br />
Birkenblätter haben einen<br />
hohen Gerbstoffgehalt,<br />
Saponine, Bitterstoffe, Vitamin<br />
C, Mineralstoffe wie z.B. Kalium<br />
und Calcium sind ebenfalls<br />
enthalten. Junge Birkenblätter<br />
schmecken frisch säuerlich,<br />
leicht bitter und etwas<br />
zusammenziehend. Als<br />
wertvoller Nährstofflieferant<br />
passen sie gut in Salate oder Aufstriche.<br />
Tee aus Birkenblättern treibt vor allem den Harn, was eine Reinigung des gesamten<br />
Organismus unterstützt. Hermann-Josef Weidinger empfiehlt, 2EL getrocknete Birkenblätter<br />
mit 1/2l kaltem Wasser zu übergießen und kurz aufwallen zu lassen, danach 15min. ziehen<br />
lassen. Der Tee sollte nicht gekocht werden. 3x täglich 1/4l einverleiben.<br />
Als Mittel zur Blutreinigung, bei Wasseransammlungen, bei Hautausschlägen, Rheuma und<br />
Gicht sind die Birkenblätter wohl bekannt. Auch zum Austreiben des „Scharbocks“ (Skorbut),<br />
von Darmschmarotzern, dem bis ins 19. Jahrhundert in Deutschland vorkommenden<br />
Wechselfieber, oder der Krätze bediente man sich der Birkenblätter.
Ein Bad in trockenen Birkenblättern oder frisches Birkenlaub in die Schuhe gelegt, sollte bei<br />
unterdrücktem Schweiß helfen. Fußbäder mit der Birkenrinde hingegen, sollten genau den<br />
gegenteiligen Effekt haben, nämlich Fußschweiß zu mindern.<br />
Obwohl die Birkenblätter als sanftes Durchspülungsmittel gelten, ist bei eingeschränkter<br />
Herz- oder Nierentätigkeit Vorsicht geboten. Keine Durchspülungstherapien durchführen.<br />
Birkensaft<br />
Im Volk wird dem<br />
Birkensaft enorm<br />
kräftigende<br />
Eigenschaften<br />
zugeschrieben.<br />
Bereits die<br />
Germanen zapften<br />
Birkensaft als<br />
Stärkungs- und<br />
Schönheitstrunk.<br />
Wertvolle<br />
Mineralstoffe,<br />
Aminosäuren,<br />
Spurenelemente,<br />
Fruchtsäuren und –<br />
Zucker, sowie<br />
Traubenzucker und<br />
Vitamin C sind im<br />
Birkensaft enthalten.<br />
Genau das, was<br />
man nach einem langen Winter zum Aufpeppeln brauchen kann. Mehrmals täglich ein<br />
Stamperl zu sich genommen, soll der Birkensaft den Vitamin C Bedarf stillen. Wie die<br />
Birkenblätter, wird auch der Birkensaft zur Blutreinigung, bei Hauterkrankungen und als<br />
wassertreibendes Mittel genutzt.<br />
Einreibungen der Kopfhaut mit Birkensaft geben laut Volksanwendung dem Haar Kraft,<br />
fördern den Haarwuchs und beseitigen Schuppen. Gesichtswaschungen wurden zur<br />
Entfernung von Sommersprossen gemacht. Dafür hat sich bis heute keine wissenschaftliche<br />
Erklärung gefunden.<br />
Die beste Zeit, um Birkensaft zu gewinnen, ist nach den letzten Frösten noch vor dem<br />
Austreiben der Blätter. Geeignet sind Birken mit mindestens 20cm Stammdurchmesser. Nach<br />
Absprache mit dem jeweiligen Besitzer, bohrt man ein 2-3cm tiefes Loch in 20-30 cm<br />
Stammhöhe. Mit einem Strohhalm oder Glasröhrchen kann man den Saft in ein Glasgefäß<br />
fließen lassen. Pro Tag können gut 1 Liter Saft aus der Birke fließen. Um die Birke zu<br />
schonen, sollte man nach 5 Litern das Loch mit Harz wieder verschließen und nur alle 2<br />
Jahre Saft von demselben Baum holen. TIPP: Bei jungen Birken kann Saft auch von<br />
angebrochenen Ästen gewonnen werden.
Birkenpech<br />
Durch trockene Destillation der Rinde kann man Birkenpech gewinnen. Dazu werden<br />
Rindenstücke in einem Gefäß erhitzt. Bereits in der Steinzeit wurde Birkenpech sowohl als<br />
Alleskleber für die Herstellung oder Reparatur Gebrauchsgegenstände und Waffen, als auch<br />
als Abdichtmittel für zum Beispiel Kanus verwendet.<br />
Die Pfeilspitzen der Pfeile die Ötzi bei sich trug waren mit Pflanzenfasern und Birkenteer<br />
(Vorstufe von Birkenpech) am Schaft befestigt.<br />
Zur Pflege von schuppigen Hautkrankheiten sowie als Insektenschutz soll Birkenteer für<br />
Mensch und Tier geeignet sein.<br />
Autorin: Gerda Holzmann BSc,<br />
Dipl. Wildkräuterguide, Zertifizierter Wildkräuterguide der<br />
Österreichischen Gesellschaft für Tiergestützte Therapie,<br />
Dipl. Holistische Kinesiologin<br />
Mail: praxis@gerdaholzmann.at,<br />
Web: www.gerdaholzmann.at
Die<br />
Pilzexperten<br />
Ein Interview mit<br />
Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber<br />
& Thomas Bardorf<br />
Redaktion:<br />
Frau Professor Greilhuber, was sind Ihre<br />
Anliegen als Präsidentin der Österreichischen<br />
Mykologischen Gesellschaft?<br />
Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber:<br />
Es ist mir wichtig, dass die Leute Spaß an den<br />
Pilzen haben, die Erholungsfunktion im Wald<br />
nutzen, weiters sollten die Menschen nicht nur<br />
die Speisepilze kennen, sondern natürlich auch<br />
die Giftpilze, um eventuellen Schaden zu<br />
vermeiden.<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt liegt für mich auch<br />
darin, Menschen zu begeistern, dass sie nicht<br />
nur die gängigen Speisepilze erkennen, sondern<br />
insgesamt Interesse an den Pilzen gewinnen,<br />
deren Ökologie und Stellenwert in der <strong>Natur</strong><br />
erkunden wollen. Dabei helfen natürlich<br />
Pilzkurse, Pilzberatungsstellen und Exkursionen<br />
entsprechend weiter.<br />
Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber<br />
Präsidentin der Österr. Mykologischen<br />
Gesellschaft, Wien
Redaktion:<br />
Inwieweit wirken sich die momentanen klimatischen Veränderungen auf die Ökologie unserer<br />
heimischen Pilze aus?<br />
Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber:<br />
Eine wichtige und interessante Frage. Hier gibt es mehrere Aspekte zu beachten. Einerseits<br />
kommen mediterrane Pilze zu uns nach Österreich, andererseits verschieben sich zum Teil die<br />
Vegetationsperioden unserer heimischen Pilzarten. Manche Frühjahrspilze treten nun<br />
wesentlich früher im Jahr auf, Herbstpilze wiederum sehen wir nun länger im Jahr, manche mit<br />
2 Spitzen im Jahr, im Herbst und nun auch im Frühjahr. Einige Herbstpilze treten nun sogar<br />
den ganzen Winter über in Erscheinung, da sich unsere Frostperiode deutlich verkürzt hat.<br />
Einer der Trompetenschnitzlinge wächst beispielsweise das ganze Jahr über und neben den<br />
typischen Winterpilzen wie dem Winterrübling und dem Austernseitling jetzt auch verstärkt den<br />
ganzen Winter über.<br />
Redaktion:<br />
Herr Bardorf, wie steht es tatsächlich um die oft gelobte Heilkraft der Pilze?<br />
Thomas Bardorf<br />
Pilzsachverständiger, Pilzberater<br />
Wien<br />
Thomas Bardorf:<br />
Die Diskussion zu diesem Thema läuft etwas divers. Zum Teil wird die Heilkraft der Pilze<br />
deutlich überschätzt, was meist an der Darstellung nicht ganz seriöser Medien liegt.<br />
Andererseits werden Inhaltsstoffe insbesondere der holzbesiedelnden Pilze bereits in der<br />
Tumortherapie genutzt. In der begleitenden Tumortherapie ist besonders die Schmetterlings-<br />
Tramete hervorzuheben, deren Inhaltsstoffe werden mittlerweile allerdings synthetisch
hergestellt. Man findet regelmäßig neue Substanzen in den Pilzen, die besonders zur<br />
Immunmodulation herangezogen werden können. Es scheint überhaupt das Primum an der<br />
Funktion der Pilze zu sein, dass sie nicht insgesamt unselektiv das Immunsystem pushen,<br />
sondern sehr gezielt ihre Wirkung entfalten können. Das sehen wir zum Beispiel beim<br />
Birkenporling, der ganz selektiv seine antientzündliche Wirkung im Magen-Darmtrakt und<br />
insbesondere eine antibiotische Wirkung auf den Keim Campylobacter entfaltet…<br />
Redaktion<br />
….den Birkenporling fand man ja auch schon als Utensil beim Mann im Eis, unserem Ötzi….<br />
Thomas Bardorf:<br />
….Ja, wahrscheinlich war uns Menschen seine antientzündliche Wirkung schon in der<br />
Jungsteinzeit bekannt.<br />
Später nutzten die römischen Wundärzte der Antike, die im Tross der Heere mitgeführt<br />
wurden die Heilkraft der Pilze. So wurden zum Beispiel Verbände zur Wundheilung aus dem<br />
Zunderschwamm hergestellt und eingesetzt. Die größte diesbezügliche Heilkraft hat der<br />
Lärchenschwarm, der insbesondere bei der Überquerung der Alpen durch die Römer in seiner<br />
Wirkung entdeckt wurde. Aber gerade wegen dieser Heilwirkung wurde er in weiterer Folge<br />
Zunderschwamm<br />
bei uns in den Alpen nahezu ausgerottet. Sein Bestand reduziert sich auf wenige<br />
urwaldähnliche Lärchenbestände in den Schweizer Alpen, in Südtirol und auch bei uns in<br />
Österreich. Sein primäres Vorkommen ist heute vorwiegend in Asien, den Lärchenbeständen<br />
der endlosen Weiten der russischen Taiga.<br />
Der Zunderschwamm wiederum ist neben seiner Heilwirkung auch von großer wirtschaftlicher<br />
Bedeutung, da er DER vorherrschende Schwächeparasit der Buche ist. Es genügen schon<br />
kleine mechanische Verletzungen am Stamm einer Buche, beispielsweise durch einen<br />
Specht, forstwirtschaftliche Fahrzeuge, Blitzschlag oder Risse in der Rinde des Baumes, um<br />
eine Infektion zu setzen. Auch die zunehmende Klimaerwärmung ist dieser Entwicklung leider<br />
zuträglich.
Durch die zunehmende Trockenheit gibt es mehr Risse in der Rinde der Bäume und damit<br />
steigt der Befall durch den Zunderschwamm.<br />
Der Zunderschwamm hat einen weichen Myzelialkern, der herausgeschnitten werden kann.<br />
Dieses Gewölle ist einerseits leicht entflammbar und andererseits entwickelt es eine lange<br />
Glimmdauer. So konnte in früheren Zeiten Feuer leicht entzündet, beziehungsweise auch von<br />
Ort zu Ort transportiert werden. Das Hutfleisch des Zunderschwamms wird gewalkt, wirkt dann<br />
optisch wie Rauhleder und wird zur Herstellung von Hüten, Handtaschen und Zierdeckchen<br />
bis zum heutigen Tag beispielsweise in Rumänien verwendet.<br />
Redaktion:<br />
Frau Prof.Dr. Greilhuber wie beurteilen Sie die Strahlenbelastung unserer heimischen Pilze,<br />
ein leider immer noch aktuelles Thema?<br />
Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber:<br />
Ja gerade bei Ihnen im Waldviertel ist das leider weiterhin ein ernstes Thema. Die Intensität<br />
der Strahlenbelastung ist regional stark schwankend. Wo radioaktive Wolken zu Boden<br />
gegangen sind, beziehungsweise auch von der Vegetation abhängig gibt es große<br />
Unterschiede. Gerade Moos bewachsene<br />
Böden sind stärker betroffen.<br />
Verschiedene Pilzarten sind davon auch<br />
stärker betroffen, leider auch der häufig als<br />
Speisepilz verwendete Maronen-Röhrling.<br />
Aber auch hier gilt: die Dosis macht das<br />
Gift !<br />
Redaktion:<br />
Frau Prof.Dr. Greilhuber eine allgemeine<br />
Frage: Wo positionieren wir uns<br />
ÖsterreicherInnen im internationalen<br />
Vergleich in Sachen Pilze? Sind wir<br />
Pilzesser und Pilzfreunde oder gehören<br />
wir eher zu den Pilzmuffeln in Europa?<br />
Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber:<br />
Wir liegen in Sachen Pilze etwa in der<br />
Mitte. Es gibt ausgesprochen pilzphobe<br />
Nationen wie zum Beispiel die Briten - hier<br />
finden Sie auch kaum Literatur zum<br />
Kochen und Essen von Pilzen. Zum<br />
anderen auch absolut pilzfreundliche<br />
Nationen wie zum Beispiel die Tschechen<br />
oder Slowaken, wo es fast eine Art<br />
Volkssport ist in den Wald zu gehen und<br />
Pilze zu suchen. Hier ziehen oft ganze<br />
Familien zum Wochenende in die Wälder<br />
aus und suchen nach Pilzen. Auch die<br />
Italiener lieben ihre Pilze. In Österreich<br />
werden immerhin etwa 200 Tonnen<br />
Wildpilze pro Jahr in den Wäldern<br />
gesammelt und in den Handel gebracht, dabei ist der private Eigenverbrauch gar nicht<br />
mitgerechnet oder erfasst. Diese privaten Tonnagen sind schwer erfassbar und unterliegen ja<br />
auch bundesländerspezifischen Sammelbeschränkungen, die sehr unterschiedlich sind und<br />
dann auch mehr oder weniger eingehalten werden.
Thomas Bardorf:<br />
Dazu muss man anmerken, dass zur Zeit ein Trend zur Zunahme des Pilzsammelns zu<br />
verzeichnen ist, wahrscheinlich infolge der allgemeinen Stimmung „back to nature“. Auch in<br />
der österreichischen Küche werden zunehmend Pilze eingesetzt, natürlich auch solche aus<br />
entsprechenden Zuchten. Zuchtpilze sind eine gute und willkommene Alternative, sie haben<br />
keine Strahlenbelastung und sind vor allem auch sicher bestimmt.<br />
Redaktion:<br />
Welche Pilze eigenen sich denn besonders für solche Zuchtansätze?<br />
Thomas Bardorf:<br />
Es gibt eine zunehmende Anzahl von Zuchtpilzen, aber der Champignon ist nach wie vor die<br />
Nummer eins unter den Zuchtpilzen. Jetzt tauchen immer mehr exotische Pilze wie das<br />
Japanische Stockschwämmchen, einige Arten der Ackerlinge, natürlich der bekannte<br />
Shiitake und der Austernpilz auf.<br />
Redaktion:<br />
Welcher Pilz ist denn am einfachsten zu kultivieren? Seit Jahren möchte ich meine eigenen<br />
Pilze nicht nur im Wald, sondern auch im Hausgarten ernten. Welchen Pilz können Sie da für<br />
unsere LeserInnen empfehlen?<br />
Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber:<br />
Am einfachsten sind sicher die Austernseitlinge zu kultivieren. Bei Ihnen im Waldviertel gibt<br />
es den Pilzgarten der Familie Wurth (www.pilzgarten.at Anmerkung der Redaktion), die sich<br />
intensiv und regional mit diesem Thema beschäftigt.<br />
Austernseitlinge
Sehr innovativ arbeitet Herr Walter Haidvogl zu diesem Thema schon seit vielen Jahren hier in<br />
Wien (www.pilz-kultur.at Anmerkung der Redaktion), der mit seiner Erfahrung gerne zur Seite<br />
steht. Der größte Produzent in Sachen Pilze hier in Österreich ist die Familie Edlinger im<br />
Marchfeld (http://www.marchfelder-bio-edelpilze.at Anmerkung der Redaktion).<br />
Redaktion:<br />
Welcher Pilz liefert in Österreich die häufigsten und vor allem gravierendsten Pilzvergiftungen?<br />
Grüner Knollenblätterpilz<br />
Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber:<br />
Die gravierendsten Vergiftungen entstehen durch den Grünen Knollenblätterpilz. Leider wird<br />
gerade die Vergiftung mit diesem Pilz erst nach sechs Stunden bis zu zwei Tagen erkannt und<br />
dann ist der Organschaden insbesondere der Leber meist schon so groß, dass Hilfe sehr<br />
schwierig ist. Einzig eine Lebertransplantation könnte noch helfen. Der Grüne Knollenblätterpilz<br />
kann einerseits mit dem Parasol, andererseits mit dem Grünen Speise-Täubling, aber auch<br />
jungen Champignons und Stäublingen verwechselt werden.<br />
Die häufigsten Vergiftungen sind gastrointestinale Vergiftungen, also Brechdurchfälle und die so<br />
genannten unechten Pilzvergiftungen, also eingebildete Vergiftungen.
Redaktion:<br />
Sie meinen also, die Menschen haben gar keine Giftpilze verzehrt, sondern bilden Symptome,<br />
die aus Angst vor einer echten Pilzvergiftung entstehen?<br />
Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber:<br />
Ja, genau. Herzrasen, Magenbeschwerden bis zum Erbrechen, Durchfälle und so weiter nach<br />
dem Genuss von völlig ungiftigen Pilzen. Manche Menschen essen die Pilze zuerst und<br />
schauen erst anschließend in ein Pilzbestimmungsbuch und dann entsteht die Angst, einen<br />
Giftpilz verzehrt zu haben und entsprechende Symptome werden gebildet…..<br />
Redaktion:<br />
…..unglaublich…..<br />
Univ.Prof.Dr. Irmgard Greilhuber:<br />
….aber unter solche unechten Vergiftungen fallen auch jene Erscheinungen, die durch den<br />
Genuss verdorbener oder nicht ausreichend gekochter Pilze entstehen. Dies sind eigentlich<br />
Lebensmittelvergiftungen und sind nicht Symptome einer Pilzvergiftung. Gastrointestinale<br />
Symptome entstehen durch den Genuss zu kurz gebratener Pilze wie zum Beispiel dem Parasol<br />
oder auch durch Genuss roher Röhrlinge, also bekannter Speisepilze wie Maronenröhrlinge,<br />
Birkenpilze oder Rotkappen. Diese Pilze sind roh genossen giftig.<br />
Redaktion:<br />
Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Greilhuber, werter Herr Bardorf, vielen Dank für ihre interessanten<br />
Ausführungen und die Zeit für dieses Interview.<br />
Weiterführende Links:<br />
Österreichische Mykologische Gesellschaft http://www.myk.univie.ac.at<br />
Pilzkurs <strong>2016</strong> am Zentrum <strong>Mauritiushof</strong> mit Thomas Bardorf:<br />
http://www.zentrum-mauritiushof.at/mauritiushof-academy-unsere-lehrgänge/pilzkurs-ammauritiushof/
Der Austernseitling<br />
Pleurotus ostreatus (Jacquin 1775) Kummer 1871<br />
Porträt einer pilzlichen Delikatesse des Winterhalbjahres<br />
Autor (Text und Fotos): Thomas Bardorf<br />
Österreichische Mykologische Gesellschaft<br />
Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien<br />
A-1030 Wien, Rennweg 14<br />
http://www.myk.univie.ac.at<br />
0650 / 6103251<br />
Gesehen hat ihn wohl jeder schon, denn als ebenso schmackhafter wie<br />
ergiebiger Zuchtpilz hat es der Austernseitling längst in die Gemüse-<br />
Abteilungen der Nahversorger-Ketten geschafft, und auf dem<br />
Viktualienmarkt hat er soundso von alters her seinen festen Platz. Im<br />
Handel findet sich heute fast ausschließlich eine sehr helle Kulturform.<br />
Die Wildformen des sehr plastischen Austernseitlings treten in<br />
unterschiedlichen und zumeist dunkleren Farben auf, weswegen der Laie<br />
in solchen Funden nicht unbedingt die vom Supermarkt bekannte Art<br />
wieder erkennt.<br />
Woher und in welchem Farbton auch immer der Austernseitling auf den<br />
Tisch kommt: Einer der wohlschmeckendsten Speisepilze überhaupt,<br />
weiß er in vielen Zubereitungsarten zu überzeugen.<br />
Doch nicht nur gaumenseitig ist der Austernseitling ein Vielkönner.<br />
Als effizienter Zersetzer erfüllt er eine wichtige Rolle im Stoffkreislauf der<br />
<strong>Natur</strong> durch Recycling von Totholz. Als Wund- und Schwächeparasit ist er<br />
wesentlich an der Selektion kranker und bruchgefährdeter Bäume<br />
beteiligt und kann er solchermaßen als Gesundheitspolizist des Waldes<br />
den parasitischen Porlingen (z. B. Zunderschwamm) allemal das Wasser<br />
reichen.<br />
Einer der wenigen potentiell carnivoren (fleischfressenden) Pilze, macht<br />
sich der Austernseitling bei Bedarf auch als Vertilger von Fadenwürmern<br />
beliebt, deren einige bei Mensch und Tier schwerwiegende Erkrankungen<br />
verursachen können. Damit nicht genug, haben Pharmakologen eine<br />
Vielzahl hochinteressanter Verbindungen aus dem Austernpilz isoliert, die<br />
einerseits in der Umwelttechnik bereits erfolgreich zur Anwendung<br />
kommen, vor allem aber solche, die mit großer Wahrscheinlichkeit in
naher Zukunft neue therapeutische Ansätze in der Behandlung maligner<br />
Tumoren und anderer Erkrankungen ermöglichen werden.<br />
Der Reichtum des Austernseitlings an Vitaminen, essentiellen<br />
Aminosäuren und Spurenelementen machte ihn insbesondere in den<br />
Kriegs- und Nachkriegsjahren zu einem hochwertigen Fleischersatz und<br />
spricht auch unter diesem Aspekt nicht eben wenig dafür, dass man sich<br />
heute wieder vermehrt seiner kulinarischen Qualitäten besinnen möge.<br />
Letztere betreffend sei nicht verschwiegen, dass an natürlichem Substrat<br />
gesammelte Austernpilze ein meist lohnenderes Geschmackserlebnis<br />
bieten als die in Zellophan verpackten und nicht immer wirklich frischen<br />
Zuchtpilze aus dem Regal, zumal diese mehrheitlich importiert werden<br />
und dementsprechende Transport- und Lagerzeiten hinter sich haben.<br />
Im Folgenden gibt der Verfasser dem geneigten Leser eine detailreiche<br />
Beschreibung der makroskopischen Merkmale des Austernseitlings an<br />
die Hand, die ein sicheres Identifizieren von Eigenfunden ermöglichen<br />
sollte. Dieser Anspruch kommt nicht ohne die Erörterung von<br />
Verwechslungsmöglichkeiten aus, weswegen hier einige weitere Pilzarten<br />
mit ähnlichen Fruchtkörpern vorgestellt werden. Darüber hinaus wird am<br />
Beispiel des Austernseitlings das Vorgehen bei der Pilzbestimmung nach<br />
dem Ausschlussprinzip dargelegt, die sogenannte Differentialdiagnose,<br />
indem die bestimmungsrelevanten Merkmale Schritt für Schritt<br />
herausgearbeitet und mit jenen von ähnlichen Arten verglichen werden.<br />
Um die Variationsbreite des Austernseitlings und der Pilze im Allgemeinen<br />
zu verdeutlichen, werden Abbildungen typischer und weniger typischer<br />
Exemplare gezeigt.<br />
Aussehen und Ökologie des Austernseitlings und seine Bestimmung im<br />
Felde<br />
Die Fruchtkörper der meisten Pilzarten weisen eine charakteristische<br />
Form und Anordnung der Fruchtkörperteile auf, einen arttypischen<br />
Habitus. Auch Wuchsweise und Positionierung der Fruchtkörper am<br />
Substrat, der sogenannte Aspekt, liefern entscheidende Hinweise zur<br />
Feststellung einer Art.<br />
Habitus und Aspekt des Austernseitlings stichwortartig umrissen:<br />
Seitlich gestielte und meist spatelförmige Fruchtkörper, weit am Stiel<br />
herablaufende Lamellen und büscheliger Wuchs an meist vertikalen
Substratteilen. Als bestimmungswichtige Merkmale werden diese Attribute<br />
hier eingehender besprochen werden.<br />
Die Farben der Fruchtkörper sehr vieler Pilzarten sind mehr oder minder<br />
variabel, und häufig ändern sie sich zusätzlich mit dem Alter. Der<br />
Austernseitling macht hier keine Ausnahme. Er kann in verschiedensten<br />
Brauntönen und allen Schattierungen von Grau bis Silbrig angetroffen<br />
werden. Als besonders schmackhaft gilt die zugleich dekorativste der<br />
mitteleuropäischen Formen, der vor allem an Weiden zu beobachtende<br />
taubenblaue Pleurotus ostreatus var. columbinus.<br />
Für den Pilzfreund ist wichtig zu wissen, dass die häufig inkonstanten<br />
Farben der Pilze (gemeint sind hier die Farben der Huthaut) in der Regel<br />
kein verlässliches Bestimmungsmerkmal sind.<br />
Abb. 1:<br />
2007-11-22 Rohrau an der Leitha, Auwald, frische Fruchtkörper des Austernseitlings<br />
(var. columbinus) an der Oberseite eines liegenden Stammes von Salix (Weide)<br />
Schon bei Erreichen der Sporenreife verblassen die oft recht dekorativen<br />
Farben junger Austernseitlinge zu schmucklosem Graubraun oder<br />
Hellgrau. Was es mit der Sporenreife auf sich hat und wie man diese<br />
erkennt, wird weiter unten ausgeführt. Dieses Verblassen der Hutfarbe<br />
durch Wasserverlust, die Hygrophanität, ist ein taxonomisch wichtiges<br />
Merkmal und nicht nur beim Austernseitling bestimmungsrelevant. Das
hierbei zu beachtende Kriterium ist die Art und Weise des Ausblassens<br />
(zentrifugal, zentripetal, diffus fleckig oder streifig). Die Fruchtkörper des<br />
Austernseitlings verblassen hauptsächlich vom Rand her, also primär<br />
zentripetal, zugleich aber auch streifig. Besagte Hygrophanität ist einer<br />
der Hauptgründe, weshalb kommerzielle Züchter und mehr noch der<br />
Handel die hellhütige Form des Austernseitlings bevorzugen: gealterte<br />
und lange gelagerte Pilze sind hier für den Laien kaum als solche<br />
kenntlich.<br />
Konstant und insoferne bestimmungsrelevant sind dagegen die<br />
Merkmale, die sich dem Blick auf die Unterseite der Fruchtkörper<br />
erschließen. Für die Bestimmung von Pilzen ganz allgemein gilt: Wie man<br />
eben nur sehr gut bekannte Mitmenschen schon von hinten und auch aus<br />
der Ferne zweifelsfrei erkennt, gelingt auch bei Pilzen das richtige<br />
Ansprechen beim Blick von oben nur dann wirklich sicher, wenn man die<br />
Art schon sehr oft und in sämtlichen Varianten und Reifestadien gesehen<br />
hat, also über entsprechende Felderfahrung verfügt.<br />
Ihr eigentliches Gesicht tragen Pilze also an der Unterseite ihrer<br />
Fruchtkörper, der Fruchtschicht! Den Kenner der Materie, der um die<br />
zahllosen Verwechslungsmöglichkeiten Bescheid weiß, erkennt man<br />
unter anderem daran, dass er sich bei der Benennung von Pilzen aus der<br />
Vogelperspektive sehr zurückhaltend gibt und auch manch vermeintlich<br />
banalen Fund lieber doch aufnimmt, um sich zu vergewissern. Hierfür<br />
wählt er ein möglichst frisches und reifes Exemplar, an welchem<br />
sämtliche bestimmungsrelevanten Merkmale entwickelt und gut erhalten<br />
sind. Sehr viele der über 6000 heimischen Arten von Großpilzen lassen<br />
sich allerdings auch verkehrt herum nicht im Felde bestimmen, bei ihnen<br />
gestattet nur die mikroskopische Begutachtung der Mikromerkmale eine<br />
zweifelsfreie Feststellung der Art. Einige weitere lassen sich nur durch<br />
Untersuchung ihres Genoms (Sequenz-Analyse) exakt bestimmen, bzw.<br />
von nahestehenden Arten unterscheiden.<br />
Nach der Ausbildung der Fruchtschicht werden Pilze in Lamellenpilze,<br />
Röhrlinge, Porlinge und sogenannte Nichtblätterpilze eingeteilt. In älteren<br />
Pilzbüchern werden die Lamellen häufig auch als Blätter bezeichnet, in<br />
Anlehnung an Buchseiten, nicht an die Blätter der Bäume.<br />
Nun, was zeigt sich da so alles, beim Blick auf die Fruchtschicht eines<br />
mutmaßlichen Austernpilzes?<br />
Zuallererst fallen gewiss die Lamellen ins Auge. Die Lamellen sind weiß<br />
und weich; wir haben es also mit einem Lamellenpilz zu tun. Weiters
dürfen wir davon ausgehen, dass es sich um einen Weißsporer handelt,<br />
denn anders gefärbte Sporen würden die Lamellen eines gereiften<br />
Exemplars nicht weiß aussehen lassen. Das ist ein wichtiger Befund,<br />
denn die Kenntnis der Farbe des Sporenpulvers ist für die Bestimmung<br />
von Pilzen sehr oft unerlässlich. Feldführer und andere<br />
Bestimmungsliteratur ordnen die Pilze mehrheitlich nach diesem<br />
klassischen Kriterium der Systematik.<br />
Abb. 2:<br />
2007-11-05 Wien 17, Schwarzenbergpark, frische Fruchtkörper des Austernseitlings<br />
an der Oberseite eines liegenden Stammes von Salix (Weide)<br />
Die Ausbreitungseinheiten der Pilze, die mikroskopisch kleinen Sporen,<br />
werden bei Lamellenpilzen also an den Lamellen gebildet. Sobald die<br />
gereiften Sporen von dort auszufallen beginnen, ist die Fruchtkörperreife<br />
erreicht. Ob Fruchtkörper reif sind oder nicht, lässt sich gerade beim<br />
Austernseitling besonders leicht feststellen: Sind die jeweils unteren<br />
Reihen der in Büscheln wachsenden Pilze weiß bestäubt, haben wir es
mit ausgereiften Exemplaren zu tun, denn hierbei handelt es sich um<br />
Sporenpulver, das von den darüber befindlichen Hüten ausgefallen ist<br />
(und keineswegs um Schimmelbelag, wie fälschlicherweise oft<br />
angenommen), siehe Abb. 3 Diese Beobachtung würde zugleich unsere<br />
ursprüngliche Vermutung bestätigen, dass es sich um einen Weißsporer<br />
handelt. Nämliches lässt sich übrigens auch bei dem gleichfalls in<br />
Büscheln wachsenden Hallimasch sehr schön beobachten; auch hier<br />
verraten die bestäubten Hüte der unteren Etagen auf Anhieb den<br />
Weißsporer. Die Kenntnis der Sporenpulverfarbe ist demnach nicht bloß<br />
von wissenschaftlichem Belang, auch dem versierten Speisepilzfreund ist<br />
sie im Zweifelsfalle eine willkommene Bestimmungshilfe; denn er weiß:<br />
Ein Hallimasch mit braunem Sporenpulver kann kein Hallimasch sein!<br />
Abb. 3:<br />
2010-10-24 Wien 22, Donauinsel, Ufergehölz, reife Fruchtkörper des<br />
Austernseitlings schwächeparasitisch an der Stammbasis einer vitalen Salix<br />
(Weide).<br />
Leider schmeckt er auch den Schnecken ganz vorzüglich.<br />
Neben der Farbe offenbart die Betrachtung der Lamellen weitere wichtige<br />
Merkmale. Sie können gerade oder ausgebuchtet am Stiel angewachsen
sein, oder am Stiel herablaufen, oder auch den Stiel gar nicht erreichen.<br />
Es können alle Lamellen gleich lang sein, oder lange können mit kürzeren<br />
abwechseln. Sie sind engstehend oder entfernt, gegabelt oder ungeteilt,<br />
schmal oder breit und sie können eine anders gefärbte Lamellenschneide<br />
aufweisen. Die Lamellenschneide kann zudem glatt sein oder gekerbt<br />
oder einen Flockensaum tragen. Diese und etliche weitere Kriterien gilt es<br />
bei der Begutachtung der Lamellen zu beachten und im Rahmen der<br />
Pilzbestimmung zu dokumentieren.<br />
Beim Austernseitling laufen die großteils gegabelten Lamellen auffällig<br />
weit am Stiel herab (zumindest ein Stieldrittel weit) und setzen sich häufig<br />
in Form feiner Linien bis zur Stielbasis hin fort. Dieses Merkmal alleine<br />
scheidet bestimmungstechnisch die große Mehrheit möglicher<br />
Verwechslungskandidaten von vornherein aus, denn stark herablaufende<br />
Lamellen haben nur sehr wenige unter den holzbewohnenden Pilzarten<br />
mit weißen Lamellen. Noch markanter herablaufende Lamellen hat<br />
Pleurotus cornucopiae, der Rillstielige Seitling, ein seltener Verwandter<br />
des Austernseitlings und geschmacklich deutlich hinter seinem<br />
prominenten Verwandten zurück bleibend.<br />
Dessen ungeachtet sei nicht verschwiegen, dass beim Austernseitling<br />
auch dieses normalerweise sehr konstante Merkmal einer gewissen<br />
Schwankungsbreite unterliegt und es immer wieder Kollektionen mit<br />
weniger deutlich herablaufenden Lamellen gibt, besonders häufig dann,<br />
wenn die Fruchtkörperbildung in suboptimaler, sozusagen nicht<br />
artgerechter, Lage erfolgt, so etwa an Wurzeln (Abb. 4) oder an der<br />
Oberseite liegender Stämme (Abb. 1, 2).<br />
In solchen Fällen ist zudem der gewöhnlich büschelige Habitus meist<br />
schwächer ausgeprägt und treten zuweilen auch Einzelfruchtkörper auf.<br />
Weiters stellen wir fest, dass die Lamellenschneiden glatt sind und haben<br />
damit eine weitere Gattung mit habituell ähnlichen Holzbewohnern<br />
ausgeschlossen: die Sägeblättlinge (Lentinus), deren Vertreter mehr oder<br />
minder stark gekerbte Lamellenschneiden aufweisen (Name!) und zudem<br />
äußerst hart und zähfleischig sind. Die meisten habituell ähnlichen<br />
Pilzarten an Holz entwickeln deutlich kleinere Fruchtkörper, haben anders<br />
gefärbte Lamellen, sind dünnfleischig und stiellos, und mehrheitlich<br />
wachsen sie gruppiert und nicht büschelig, d. h., deren Fruchtkörper sind<br />
nicht miteinander an der Stielbasis verwachsen.<br />
Mit einigen wenigen Pilzarten kann der Austernseitling allerdings sehr<br />
leicht verwechselt werden: Der Erd-Muscheling (Hohenbuehelia<br />
geogenia) bildet habituell und farblich ähnliche und auch annähernd
gleich große, gestielte Fruchtkörper. Seine Büschel erscheinen allerdings<br />
primär auf nackter Erde (terricol), weit seltener an stark vermorschten<br />
Wurzeln. Sein Fleisch riecht intensiv mehlig, und im Unterschied zur<br />
matten Huthaut des Austernseitlings ist jene des Erd-Muschelings<br />
auffällig glänzend. Ein sehr gutes Feldmerkmal zur Unterscheidung der<br />
beiden Arten bietet die Quetschprobe:<br />
Das saftige Fleisch frischer Austernseitlinge befeuchtet die Finger<br />
deutlich beim Quetschen oder Zerreiben eines Fruchtkörpers. Bei den<br />
vergleichsweise trockenen Fruchtkörpern des Erd-Muschelings bleiben<br />
auch die Finger gänzlich trocken.<br />
Wie der Austernseitling, erschließt sich der Erd-Muscheling eine<br />
zusätzliche Stickstoffquelle durch die Fähigkeit, Fadenwürmer abzutöten.<br />
Von daher nennt man solche Pilze auch Nematodenfänger.<br />
Eine Verwechslung mit dem Erd-Muscheling bliebe ohne unangenehme<br />
Folgen, denn auch er ist prinzipiell essbar, sollte aber wegen Seltenheit<br />
unbedingt geschont werden.<br />
Bei gelegentlichem Erscheinen des Austernseitlings am Boden dient ihm<br />
ein Wurzelast des besiedelten Baumes als Substat (Abb. 4).<br />
Abb. 4:
2013-10-18 Wien 14, Steinhofgründe, frische Fruchtkörper des Austernseitlings,<br />
scheinbar terricoles Wachstum an Wurzelast von Fagus sylvatica (Buche)<br />
Solcherart scheinbar terricol wachsende Austernseitlinge treten bevorzugt<br />
als Kulturfolger in mehr oder minder stark vom Menschen geprägten<br />
Lebensräumen auf, respektive dort, wo regelmäßig gemäht wird. Im<br />
<strong>Natur</strong>raum konnte der Verfasser dieses Phänomen bisher nicht<br />
beobachten. Scheinbar terricol gewachsene Austernseitlinge können<br />
habituell eine gewisse Ähnlichkeit mit dem ebenfalls sehr plastischen<br />
Büschel-Rasling (Lyophyllum decastes) aufweisen. Dieser hat aber<br />
niemals herablaufende, sondern leicht ausgebuchtete bis gerade<br />
angewachsene Lamellen (Abb. 5). Von einer Verwechslungs"gefahr" kann<br />
auch hier nicht eigentlich gesprochen werden, denn der Büschel-Rasling<br />
ist ein ausgezeichneter Speisepilz und keineswegs selten, wenn auch in<br />
den letzten Jahren deutlich rückläufig.<br />
Seine Erscheinungszeit, die bis in den Spätherbst reicht, überschneidet<br />
sich in manchen Jahren mit der des Austernseitlings.<br />
Abb. 5:
2012-10-12 Wien 14, Steinhofgründe, reife Fruchtkörper des Büschel-Raslings<br />
in Parkrasen (siehe auch weißes Sporenpulver am Pflanzenbewuchs links unten)<br />
Ein naher Verwandter des Büschel-Raslings ist Hypsizygus ulmarius<br />
(ehemals Lyophyllum ulmarium, Pleurotus ulmarius), der Ulmen-<br />
Rasling. (Abb. 6.1,6.2).<br />
Er ist dem Austernseitling nicht nur habituell wesentlich ähnlicher, er teilt<br />
auch dessen parasitische Lebensweise an lebenden Bäumen und gilt als<br />
der klassische Doppelgänger des Austernseitlings. Der Ulmen-Rasling ist<br />
aber nur scheinbar exzentrisch gestielt (durch asymmetrisches<br />
Wachstum der Hüte wirken reife Fruchtkörper bei oberflächlicher<br />
Betrachtung exzentrisch gestielt), und er hat keine herablaufenden,<br />
sondern ausgebuchtet angewachsene Lamellen.<br />
Die bräunlichen Hüte junger Exemplare sind auffallend wasserfleckig und<br />
mit Guttationstropfen besetzt (Abb. 6.2). Später blassen sie stark aus und<br />
erscheinen einheitlich cremefarben bis fahlgelb.<br />
Eine Verwechslung spielte auch in seinem Fall keine Rolle, denn im<br />
Unterschied zu den Angaben in vielen Pilzbüchern, wo er als<br />
ungenießbar bezeichnet wird, handelt es sich sogar um einen weiteren<br />
Zuchtpilz. Einigermaßen gaumenfreundlich sind allerdings nur die noch
wasserfleckigen jungen Pilze, weswegen der kommerzielle Anbau in<br />
größerem Maßstab nicht lohnt.<br />
Abb. 6.1:<br />
2012-10-19 Wien 17, Schwarzenbergpark, reife Fruchtkörper des Ulmen-Raslings<br />
an vitaler Aesculus hippocastanum (Rosskastanie, Alleebaum)<br />
Abb. 6.2
2012-10-03 Wien 17, Schwarzenbergpark, junge Fruchtkörper des Ulmen-Raslings<br />
an vitaler Aesculus hippocastanum (Rosskastanie, Alleebaum)<br />
An der stoffwechselintensiven Fruchtschicht sind die sehr<br />
unterschiedlichen Gerüche von Pilzen am deutlichsten wahrnehmbar. Zur<br />
Feststellung der "persönlichen Note" einer Aufsammlung riecht man<br />
zunächst am unverletzten Fruchtkörper und bei unbefriedigendem<br />
Ergebnis nochmals an gequetschten Lamellen. Der Austernseitling<br />
verströmt unverletzt ein schwach pilziges und damit nicht sonderlich<br />
vielsagendes Aroma, denn irgendwie pilzig riechen sehr viele Pilzarten,<br />
unter anderem auch ein tatsächlich gefährlicher "Doppelgänger" des<br />
Austernseitlings, der gesondert zu besprechen sein wird. Beim<br />
Austernseitling jedoch gesellt sich an verletzten Lamellen dem Pilzaroma<br />
eine säuerlich-mehlige Komponente hinzu. Diese macht den<br />
Geruchseindruck nicht unbedingt sympathischer, uns aber macht sie des<br />
Austernseitlings eine große Spur sicherer; denn mit diesem olfaktorischen<br />
Knick zwischen vor und nach Verletzung setzt sich der Austernseitling<br />
auch geruchlich klar von potentiellen Verwechslungskandidaten ab. An<br />
gealterten Austernpilzen tritt diese säuerliche Komponente ziemlich<br />
aufdringlich und unangenehm in den Vordergrund, wodurch der<br />
Austernseitling uns hinreichend vor gastrointestinalen Beschwerden<br />
durch Genuss alter und möglicherweise bereits verdorbener Pilze<br />
bewahrt. Sogenannte unechte Pilzvergiftungen, hervorgerufen durch<br />
Konsumation verdorbener Pilze, machen den mit Abstand größten Anteil
der gastrointestinalen Beschwerden im Zusammenhang mit<br />
Pilzmahlzeiten aus; ursächlich verantwortlich hierfür sind bakterielle<br />
Enterotoxine.<br />
Der Austernseitling punktet auch in letzterem Zusammenhang:<br />
Antibiotisch wirksame Inhaltstoffe halten die Keimzahlen auch gealterter<br />
Fruchtkörper in Grenzen.<br />
Durch Wenden eines Pilzfruchtkörpers lässt sich außerdem der Stiel in<br />
s e i n e r G e s a m t h e i t b e t r a c h t e n . U n d w e i l d i e s e r w e i t e r e<br />
bestimmungswichtige Merkmale trägt, sind zunächst unbekannte (oder<br />
nicht ganz sicher erkannte) Pilze möglichst vollständig dem Boden, bzw.<br />
dem Substrat zu entnehmen, sodass die jeweiligen Charakteristika<br />
nachträglich mit Text und Abbildungen in der Bestimmungsliteratur<br />
verglichen werden können. Nur wer die gesammelten Arten wirklich gut<br />
kennt, darf sich erlauben, Stiele eventuell abzuschneiden und im Walde<br />
zu belassen.<br />
Im Kontext ein Wort zur Sammeltechnik: Dem Pilz ist einerlei, ob seine<br />
Fruchtkörper abgeschnitten oder zur Gänze dem Boden entnommen<br />
werden (so wie es den Apfelbaum wenig kümmert, mit welchem "Dreh"<br />
man seine Früchte entfernt). Man sollte aber das hinterlassene Loch im<br />
Boden möglichst wieder mit Erde und/oder Streu verschließen, denn<br />
Myzelien sind licht- bzw. UV-empfindlich und noch empfindlicher gegen<br />
Austrocknung.<br />
Ihren deutschen Namen verdanken die Seitlinge dem ihnen<br />
gemeinsamen Merkmal: Ihr Stiel setzt nicht mittig am Hut an, wie das bei<br />
den meisten Gattungen der Lamellenpilze der Fall ist, sondern eben<br />
seitlich, bedingt durch das bevorzugte Wachstum an noch stehenden<br />
Stämmen. Der exzentrisch gestielte Habitus erleichtert die Anordnung der<br />
Fruchtkörper in Etagen. Faszikel von 30 bis 50 Einzelfruchtkörpern sind<br />
keine Seltenheit und weisen dann beträchtliches Gewicht auf; hierdurch<br />
erklärt sich das feste und zähe Stielfleisch des Austernseitlings. Bei<br />
Erscheinen an horizontalen Substratteilen (Wurzeln, liegende Stämme)<br />
entwickeln sich z. T. annähernd zentral gestielte Fruchtkörper.<br />
Die Abbildungen 1, 2 und besonders 4 machen deutlich: Der<br />
Austernseitling kann seine genetische Konditionierung schwerlich<br />
verhehlen; seiner primär parasitischen Lebensweise zufolge sind Form<br />
und Anordnung der Fruchtkörper optimal an die vertikalen Flächen<br />
stehender Bäume angepasst.
Wo er saprotroph an liegendem Substrat auftritt, fruktifiziert er mit<br />
entsprechender Vorliebe an den vertikalen Seitenflächen und entwickelt<br />
in solcher Lage den weitaus häufigeren und arttypischen Aspekt (Abb. 7).<br />
Abb. 7:<br />
2012-11-10 Wien 18, Pötzleinsdorfer Schlosspark, reife Fruchtkörper des<br />
Austernseitlings an liegendem Stamm von Acer pseudoplatanus (Berg-Ahorn)<br />
Pilze verfügen über ausgezeichnete räumliche Orientierung. Das<br />
Erkennen räumlicher Lagebeziehungen erfolgt primär über den<br />
Gravitationssinn, der es ihnen ermöglicht, ihre Fruchtkörper so zu<br />
positionieren, dass deren Fruchtschicht in Richtung des Erdmittelpunktes<br />
zeigt, also stets nach unten.<br />
Diese bemerkenswerte Leistung der Pilze wird als Geotropismus<br />
bezeichnet.<br />
Sinn und Zweck der Übung ist, dass die Ausbreitungseinheiten der Pilze,<br />
deren Sporen, ungehindert aus den Strukturen der Fruchtschicht<br />
ausfallen können. Kommt es zu Lageänderungen des Substrats, etwa<br />
durch Stammbruch oder durch Umdrehen eines liegenden Stammes,<br />
werden Pilzfruchtkörper so weit umgeformt, bis deren Fruchtschicht<br />
wiederum nach unten zeigt. Bei den mehrjährigen und oft riesigen<br />
Fruchtkörpern von Porlingen, wie etwa jenen des Zunderschwammes,
kann dieser Umbauprozess mitunter mehrere Jahre beanspruchen, bei<br />
den kurzlebigen und vergleichsweise kleinen Fruktifikationen des<br />
Austernseitlings jedoch geht das ziemlich rasch, er benötigt hierfür einen<br />
bis maximal zwei Tage; die noch wesentlich zierlicheren und<br />
dünnfleischigen Fruchtkörper von Tintlingen und Faserlingen gar nur<br />
wenige Stunden.<br />
Über nämlichen Orientierungssinn verfügen sämtliche Hyphen (Zellen)<br />
eines Pilzes, auch jene des Pilzgeflechts im Substrat, des sogenannten<br />
Myzels.<br />
Dementsprechend erkennt das Pilzmyzel, in welche Richtung es im<br />
Holzkörper zur Bildung seiner Fruchtkörper zu wachsen hat, sprich: "wo<br />
es hier nach draußen geht". Dieser Sachverhalt ist auch für den Züchter<br />
relevant, der es tunlichst vermeidet, Säcke mit Pilzbrut nach Erreichen<br />
eines bestimmten Reifegrades zu wenden oder gar umzulegen; solches<br />
kann den Zeitpunkt der Ernte unter Umständen beträchtlich verzögern.<br />
Die Bezeichnung Seitlinge nimmt also Bezug auf die Fruchtkörperform.<br />
Nicht unbedingt vorteilhaft erweist sich der Einfall der Altväter der<br />
Mykologie, die nämliche deutsche Bezeichnung auf einige weitere<br />
Gattungen mit exzentrisch gestielten Arten auszudehnen, die<br />
taxonomisch mit den eigentlichen Seitlingen aber auch gar nichts zu tun<br />
haben. Solches erschwert einerseits pilzkundlichen Novizen das<br />
Zurechtfinden in der ohnehin komplizierten Systematik der Pilze, zumal<br />
jenen, die mit Latein und Altgriechisch ein wenig auf Kriegsfuß stehen,<br />
zum anderen bergen derlei nomenklatorische Doppel- und<br />
Dreifachbelegungen ein Gefahrenpotential für Speisepilzfreunde.<br />
Im Supermarkt werden Austernseitlinge häufig unter dem<br />
handelsüblichen Kürzel Seitlinge feil geboten, was den einen oder<br />
anderen Laien zur Fehlannahme verleiten könnte, dass es sich bei<br />
Seitlingen grundsätzlich um Speisepilze handle.<br />
Die Anzahl habituell und auch farblich ähnlicher Pilzarten an Holz ist<br />
überschaubar, und so ist die Gefahr der Verwechslung mit ungenießbaren<br />
und giftigen Arten für den Sammler von Austernseitlingen vergleichsweise<br />
gering. Zumindest gilt dies für die primären Lebensräume des<br />
Austernseitlings, die Laubwälder der planaren, collinen bis maximal<br />
submontanen Stufe, insbesondere Au- und Schluchtwälder. Denn das mit<br />
Abstand bevorzugte Substrat des Austernseitlings sind Laubgehölze. Das<br />
Substratspektrum ist beachtlich, so werden in der Literatur die im
Folgenden genannten Gehölze als beobachtete Substrate erwähnt,<br />
gereiht nach absteigender Häufigkeit:<br />
Buche, Weide, Pappel, Eiche, Erle, Walnuss, Esche, Ahorn, Hainbuche,<br />
Linde, Birke, Holunder, Apfel, Kirsche, Robinie, Rosskastanie, Eberesche,<br />
Maulbeere, Platane, Japanischer Schnurbaum, Tulpenbaum,<br />
Götterbaum, Stechpalme und Goldregen. Funde an Nadelgehölzen sind<br />
sehr selten (Fichte, Tanne, Kiefer, Eibe); in annähernd dreißig Jahren und<br />
vielen hundert pilzkundlichen Exkursionen sah der Verfasser dieser<br />
Zeilen den Austernseitling lediglich zweimal an Nadelholz.<br />
Abb. 8:<br />
2007-11-08 Sulz im Wienerwald, Vorderer Wöglerberg, Buchen-Tannen-Wald,<br />
gealterte Fruchtkörper des Austernseitlings an Abies alba (Weißtanne)<br />
Trotz oder vielleicht gerade wegen der Seltenheit des Aufkommens an<br />
Nadelholz sei hier besonders der weniger erfahrene Sammler gewarnt:<br />
In naturnahen Bergnadelwäldern mittlerer bis höherer Lagen mit<br />
reichlichem Totholzanteil ist Pleurocybella porrigens, der Ohrförmige<br />
Seitling, keine Seltenheit (älteres Synonym: Phyllotus porrigens ), siehe<br />
Abb. 9.<br />
Infolge Verwechslung mit essbaren Seitlingen ereigneten sich durch<br />
Verzehr dieser Art in Asien mehrere zum Teil lebensbedrohliche
Vergiftungen. Im Unterschied zu jenen des Austernseitlings sind die<br />
Fruchtkörper des Ohrförmigen Seitlings in allen Fruchtkörperteilen<br />
nahezu reinweiß, auch im Alter sind sie bestenfalls schmutzigweiß, sie<br />
bleiben deutlich kleiner und sind so gut wie immer ungestielt.<br />
Als reiner Saprobiont (Folgezersetzer) besiedelt er ausschließlich bereits<br />
stärker vermorschte und meist schon bemooste Stümpfe und liegende<br />
Stämme von Nadelgehölzen. Im Gegensatz zur vielfach in der<br />
Fachliteratur vertretenen Meinung, dass es sich um eine azidophile Art<br />
handle (d. h. saure Böden bevorzugend), kommt der Ohrförmige Seitling<br />
sehr wohl auch in Kalkgebieten vor. Seine Erscheinungszeit endet<br />
spätestens mit den ersten herbstlichen Nachtfrösten, also genau da, wo<br />
jene des Austernseitlings beginnt.<br />
Abb. 9:<br />
2013-09-24 St. Aegyd am Neuwalde, Donaudörfl, Urwald Lahnsattel,<br />
reife Fruchtkörper des Ohrförmigen Seitlings an Abies-Stumpf (Tanne)<br />
Womit wir auf ein weiteres bestimmungswichtiges Kriterium zu sprechen<br />
kommen, die Erscheinungszeit:<br />
Die primäre Erscheinungszeit des Austernseitlings sind der Spätherbst<br />
und Frühwinter. Das liegt daran, dass dieser Pilz zur Fruchtkörperbildung<br />
einen Temperaturreiz benötigt; dieser erfolgt in der Regel durch das
Absinken der mittleren Tagestemperatur auf unter 5˚C über mehrere<br />
Tage. Es handelt sich somit nicht, wie oft zu lesen, um einen<br />
ausgesprochenen "Frostkeimer".<br />
Ein weiteres Maximum hat der Austernseitling im Spätwinter (Februar und<br />
<strong>März</strong>),<br />
sobald die mittleren Tagestemperaturen wieder über die Null-Grad-<br />
Grenze steigen. Fröste mit Temperaturen deutlich unter 0˚C limitieren die<br />
Fruchtkörperbildung. Die Fruchtkörper des Austernseitlings sind jedoch<br />
sehr ausdauernd, weswegen man sie gelegentlich auch im April in noch<br />
passablem Zustand antreffen kann, in höheren Lagen unter Umständen<br />
sogar bis Mitte Mai.<br />
Insbesondere die Erscheinungszeit des Austernseitlings im<br />
Winterhalbjahr ermöglicht dem Sammler die Unterscheidung von den<br />
Doppelgängern aus den eigenen Reihen. Besonders ein Vertreter der<br />
Gattung Pleurotus gibt immer wieder Anlass zu Verwechslungen, nämlich<br />
der habituell sehr ähnliche Lungen-Seitling (Pleurotus pulmonarius). Bei<br />
ihm handelt es sich jedoch um eine Art des Sommerhalbjahres; er<br />
erscheint selten vor Mitte Juni und stellt längstens im Oktober die<br />
Fruchtkörperbildung ein. Im Oktober gibt es somit einen kurzen<br />
Überlappungsbereich, wo Spätlinge des Lungen-Seitlings auch geübtere<br />
Pilzfreunde gelegentlich auf die falsche Fährte locken können. Er<br />
unterscheidet sich vom Austernseitling durch einige gute Feldmerkmale:<br />
Als primärer Saprobiont tritt er nur gelegentlich an subvitalen Gehölzen<br />
auf, die sozusagen schon mehr tot als lebendig sind. Seine weitaus<br />
geringere Enzym-Ausstattung lassen das parasitische Potential in den<br />
Hintergrund treten.<br />
Dementsprechend tritt er mit Abstand am häufigsten an bereits liegenden<br />
Stämmen auf. Seine geringere Enzym-Ausstattung schlägt sich auch in<br />
vergleichsweise kleinem Substratspektrum nieder. Man findet den<br />
Lungen-Seitling fast ausschließlich an Buche und Eiche; Funde an<br />
anderen Substraten sind sehr selten (Birke, Esche, Pappel). Der<br />
Verfasser konnte allerdings auch hier einen Fund an Nadelholz<br />
verbuchen (Waldkiefer, Pinus sylvestris).<br />
Der Habitus der Fruchtkörper ist dem des Austernseitlings sehr ähnlich,<br />
ihre Form erinnert etwas an jene menschlicher Lungen, weswegen hier,<br />
zusätzlich zum Gattungsnamen, auch der Artname den entsprechenden<br />
Bezug herstellt<br />
(Pleura = Lungenfell, Pulmo = Lunge).
Abb. 10:<br />
2011-07-16 Wien 16, Moosgraben, reife Fruchtkörper des Lungen-Seitlings<br />
an liegendem Stamm von Fagus sylvatica (Buche)<br />
An den Standorten wird deutlich, dass die Fruchtkörper weit besser an<br />
liegende Stämme angepasst sind als die des Austernseitlings, seine Hüte<br />
wissen sich an horizontalem Substrat deutlich besser zu arrangieren.<br />
Im Unterschied zum Austernseitling ist der Lungen-Seitling sehr<br />
farbkonstant, sodass sein Hellcreme durchaus bestimmungsrelevant<br />
gesehen werden darf.<br />
Schwierig wird die Unterscheidung lediglich in den seltenen<br />
Ausnahmefällen, wo der Lungen-Seitling ungewöhnlich dunkel gefärbte<br />
Fruchtkörper ausbildet; solche wurden vom Verfasser jedoch erst dreioder<br />
viermal beobachtet (Abb. 11).<br />
Ein taugliches Unterscheidungsmerkmal ist das Gilben gealterter<br />
Fruchtkörper des Lungen-Seitlings, das besonders am Hutrand<br />
augenfällig wird.<br />
Auch der seltene Eichen-Seitling (Pleurotus dryinus) zeigt starkes Gilben,<br />
doch dieser gibt sich durch die äußerst zähe Konsistenz seiner<br />
Fruchtkörper zu erkennen, sowie durch schwächer büscheligen Habitus;
selten findet man mehr als vier oder fünf Fruchtkörper dieser Art<br />
miteinander verwachsen.<br />
Der Lungen-Seitling ist dem Austernseitling kulinarisch nicht ganz<br />
ebenbürtig, doch gilt auch er als durchaus lohnender und<br />
empfehlenswerter Speisepilz.<br />
Ungeachtet seines Erscheinens im Sommerhalbjahr ist er zudem nur<br />
selten madig.<br />
Abb. 11:<br />
2011-07-23 St. Andrä-Wördern, Steinriegl, Heuberg, <strong>Natur</strong>waldzelle, atypisch<br />
gefärbte Frk. des Lungen-Seitlings an liegendem Stamm von Fagus sylvatica<br />
(Buche)<br />
Primär verantwortlich für das breite Substratspektrum des<br />
Austernseitlings ist seine besonders reiche Ausstattung an Enzymen, die<br />
es ihm ermöglichen, die natürlichen Barrieren unterschiedlichster<br />
Wirtsbäume erfolgreich zu überwinden.<br />
In seinen Substraten erzeugt er eine intensive Weißfäule, genauer gesagt<br />
eine Simultanfäule; hierbei werden die Hauptbestandteile verholzter<br />
Pflanzen, Cellulose und Lignin, zu gleichen Teilen abgebaut (in der<br />
älteren Literatur auch als Mischfäule bezeichnet). Im Falle des<br />
Austernseitlings schreitet das Fäulebild äußerst rasch voran; unter den
Lamellenpilzen sind lediglich Hallimasch-Arten und Sägeblättlinge als<br />
vergleichbar aggressive Destruenten bekannt.<br />
Als Saprobiont hingegen zeigt er sich von sparsamer und überaus<br />
rationeller Seite, denn er zehrt jahrelang von seinen Substraten und<br />
braucht diese nahezu vollständig auf. Die Effizienz des Austernseitlings<br />
zeigt sich auch im Kulturansatz:<br />
100g Substrat lassen bis zu 70g Fruchtkörper lukrieren. Mit diesem<br />
Stoffumsatz sucht der Austernpilz seinesgleichen unter allen bekannten<br />
Zuchtpilzen.<br />
Sein vielfältiges chemisches Arsenal macht den Austernseitling zu einem<br />
wahren Eldorado für Pharmakologen und Umwelttechniker. Einige seiner<br />
Enzyme sind in der Lage, weitere komplexe organische Verbindungen<br />
und Kohlenwasserstoffe abzubauen. Diese Fähigkeit macht man sich<br />
zunutze, um mit Altöl und anderen schädlichen Substanzen belastete<br />
Böden zu sanieren. Hierzu wird entweder myzeldurchwachsenes Substrat<br />
in die Böden eingearbeitet, oder es kommen die künstlich hergestellten<br />
Enzyme des Austernseitlings zum Einsatz.<br />
Andere Enzyme können Zucker in Alkohol umwandeln, weswegen man<br />
mit ihrer Hilfe alkoholische Getränke ohne Verwendung der üblichen<br />
Hefen herstellen kann. Ein solcherart gewonnener Wein weist<br />
antithrombotische Wirkung auf,<br />
d. h. er wirkt der Bildung von Blutgerinnseln entgegen.<br />
Hier nur ein kleiner Auszug weiterer für die Medizin interessanter<br />
Potenziale:<br />
Extrakte aus dem Austernseitling und anderen Arten seiner Gattung<br />
zeigten in vitro eine starke Hemmwirkung gegenüber diversen<br />
Tumorzelllinien, hemmten also das Wachstum maligne entarteter Zellen.<br />
Dieselben Extrakte stimulierten gleichzeitig in vivo Prozesse, welche die<br />
körpereigene Abwehr gegen Tumorzellen unterstützen, insbesondere in<br />
der Erkennung von "fremd", aber auch durch Anschalten der<br />
sogenannten Apoptose, des Selbstmordprogramms maligne entarteter<br />
Zellen. Ein entscheidender Vorteil gegenüber der konventionellen<br />
Chemotherapie und dem Einsatz von Interferonen ist die praktisch<br />
nebenwirkungsfreie klinische Anwendung.<br />
Immunmodulierend wirken einige saccharidische Verbindungen<br />
(Glukane).
Diese wirken u. a. einem Überschießen der Immunantwort entgegen,<br />
weswegen sie in der Behandlung von Allergien zum Einsatz kommen<br />
könnten.<br />
Vermutlich seinem hohen Gehalt an polyphenolischen Verbindungen ist<br />
die antioxidative Wirkung des Austernseitlings zuzuschreiben; er wirkt<br />
somit einerseits prophylaktisch gegen die Bildung maligner Tumoren und<br />
therapeutisch gegen entzündliche Prozesse.<br />
Höchst bemerkenswert erwies sich die cholesterinsenkende Wirkung von<br />
Extrakten aus dem Austernseitling, die bereits zur Markteinführung eines<br />
Präparats führte. Ein in klinischer Anwendung stehender<br />
Cholesterinsenker, das Lovostatin, leitet sich von Pleurotus-Arten ab.<br />
Ein aus dem Austernseitling isoliertes Antibiotikum erwies sich hoch<br />
wirksam gegen Staphylokokken. Es dient als Reserve-Antibiotikum bei<br />
Vorliegen multiresistenter Staphylokokken-Stämme, die infolge<br />
unsachgemäßer Antibiotika-Therapie und allzu großzügigem Einsatz<br />
(insbesondere in der Futtermittelindustrie und Tierhaltung) leider stark im<br />
Vormarsch sind.<br />
Der Austernseitling ist auch für den nichtkommerziellen Züchter die wohl<br />
unkomplizierteste und lohnendste Wahl. Wunderbar einfach lässt sich mit<br />
ihm handhaben und experimentieren, denn der Pilz stellt keine großen<br />
Ansprüche an das Substrat, und das Beimpfen erfolgt nach der<br />
"Holzhammermethode" nicht minder erfolgreich als im raffiniert<br />
ausgestatteten Labor: einen Buchenklotz mit sporenreifen Austernpilzen<br />
einreiben, etwaige Ritzen mit Lamellen befüllen- und fertig! Nun braucht<br />
es nur noch einen geeigneten Standort und ein bis zwei Jahre Geduld.<br />
Schneller und noch einfacher geht es mit einem käuflich erworbenen<br />
Kulturansatz. Man erhält Säcke mit myzeldurchwachsenem Substrat und<br />
die genauen Angaben des Herstellers zum weiteren Procedere. Hier kann<br />
fast nichts schiefgehen. Neben solchen des Austernseitlings sind Ansätze<br />
w e i t e r e r S e i t l i n g s - A r t e n e r h ä l t l i c h ; a u c h d e n b e s o n d e r s<br />
wohlschmeckenden Kräuter-Seitling (Pleurotus eryngii) kann man<br />
solchermaßen von der eigenen Scholle ernten. Mehr was fürs Auge als<br />
für den Gaumen sind Exoten wie der Zitronengelbe Seitling (Pleurotus<br />
citrinopileatus, Abb. 12) und der Flamingo-Seitling (Pleurotus<br />
salmoneostramineus, Abb. 13). Prinzipiell sind aber auch sie durchaus<br />
essbar.<br />
Abb. 12:
Abb. 13:<br />
2013-08-26 Wien 14, Privatwohnung, Zuchtansatz mit Fruchtkörpern des<br />
Zitronengelben Seitlings. Kulturansatz bezogen von Hrn. Walter Haidvogl
2013-08-29 Wien 14, Privatwohnung, Zuchtansatz mit Fruchtkörpern des Flamingo-<br />
Seitlings, Kulturansatz bezogen von Hrn. Walter Haidvogl<br />
"Schuster, bleib bei deinem Leisten!", heißt es nicht von ungefähr, und<br />
von daher lässt der Verfasser es hier gerne mit einer Empfehlung<br />
bewenden.<br />
Der an Zuchtpilzen und Pilzzucht interessierte Leser sei an eine der<br />
allerersten Adressen des Landes in Sachen Zuchtpilze verwiesen:<br />
Herr Walter Haidvogl (Grünbach am Schneeberg) züchtet alles was sich<br />
an Pilzen überhaupt züchten lässt und tut dies überaus erfolgreich. Von<br />
ihm kann der geneigte Leser Kulturansätze aller gängigen Zuchtpilze<br />
beziehen.<br />
Nähere Informationen unter www.pilz-kultur.at<br />
Mit der Wiederholung des geflügelten Wortes von eben kommt der<br />
Verfasser tunlichst ohne Behandlung des Themas Kochrezepte zum<br />
Schluss.<br />
Den Austernseitling betreffende Fragen, deren Beantwortung der<br />
Verfasser hier schuldig geblieben sein mag, wie selbstverständlich auch<br />
das allgemeine Interesse des Lesers am Thema Pilze, sind der<br />
Österreichischen Mykologischen Gesellschaft und dem Verfasser
jederzeit willkommen. Weitere Kontaktdaten und Informationen zum<br />
Thema finden Sie auf der homepage der ÖMG.
Frühjahrsputz<br />
im Ziegenstall<br />
von Mag. Christine Kluger<br />
Es ist wieder soweit: Unser Nachbar stellt seinen Traktor-Anhänger mitten in unseren Hof,<br />
Schaufeln, Mistgabeln und Schiebetruhen stehen schon bereit, die Rampe zur Auffahrt in den<br />
Anhänger ist montiert. Der Frühjahrsputz im Ziegenstall kann beginnen!<br />
Ein paar Mal im Jahr dieselbe Prozedur: Über Wochen hat sich eine zentimeterdicke Schicht aus<br />
Stroh, Kot und Urin gebildet. Diese Matte brauchen die Ziegen zur Wärmedämmung und als<br />
weiche Unterlage im Stall. Je nach Bedarf streuen wir zwischendurch frisches Stroh im Stall ein,<br />
damit die Ziegen immer eine trockene Oberfläche haben. An ihren Schlafplätzen ist es aber<br />
ohnehin trocken, dafür sorgen schon die Ziegen selbst.<br />
Ansonsten bleibt der Mist ein paar Wochen liegen und bildet mit Stroh und Urin die für die<br />
Ziegenhaltung notwendige Matte.
Täglich kehren wir größere Haufen auf und sammeln den Ziegenkot gemeinsam mit Hühnermist<br />
auf unserem Komposthaufen. Ziegenmist ist gut für Gemüsebeete geeignet, er sollte aber nicht<br />
frisch sein, weil er sonst die Pflanzen schädigt und Einfluss auf den Geschmack der<br />
Gartenfrüchte nehmen kann. Am besten den Mist schon im Herbst unter die Erde mischen und<br />
im Frühjahr die Pflanzen setzen.<br />
Ursprünglich war unser Ziegenstall bis Mitte der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts Unterkunft<br />
für die beiden Norikerstuten Fanny und Gretl, die sich hier nach getaner Arbeit auf den Feldern<br />
ausgeruht hatten. Später waren hier Schweine untergebracht, zwischenzeitlich diente der Raum<br />
auch noch als Werkstatt für meinen Opa. 2011 haben wir den Stall schließlich für den jetzigen<br />
Einsatz adaptiert.<br />
Was aber brauchen die Ziegen für ein frohes Ziegenleben?<br />
Je nach Größe, Geschlecht und Alter der Ziegen sollten laut Tierschutzverordnung pro Tier<br />
mindestens 0,5m² - 1,5m² zur Verfügung stehen. Somit ausgehend von 1,5m² x 4 mindestens<br />
6m². Unser Stall umfasst ca. 25 m², also genügend Platz für unsere vier Steirischen<br />
Scheckenziegen.<br />
Da Ziegen Herdentiere mit sehr ausgeprägtem Sozialverhalten sind, dürfen sie nie allein<br />
gehalten werden. In der Herde fühlen sie sich am wohlsten. Es gibt bei uns im Stall 4 Nischen,<br />
wo sich Lisa, Pünktchen, Peter und Paul zum Schlafen einkuscheln können. Außerdem haben<br />
die schwächeren Herdenmitglieder so die Möglichkeit sich zurückzuziehen. Eine Trennwand teilt<br />
den Stall in 2 Teile und bietet eine weitere Rückzugsmöglichkeit. Oft aber sieht man Peter und<br />
Paul ganz nahe zusammen gekuschelt Siesta halten und in Ruhe wiederkäuen.
Die Heuraufe ist erhöht, eine alte Kommode haben wir im Stall stehen gelassen – beides dient<br />
dazu, dass unsere Ziegen ihrer Kletterleidenschaft nachkommen können. Sie lieben es, auf<br />
erhöhten Plätzen zu stehen – so haben sie immer einen guten Überblick. Wir haben außerdem<br />
genügend Futterplätze eingerichtet, damit auch der Schwächste von ihnen, unser Paul, immer<br />
genügend Futter bekommt. Ich vermute ja, dass sie sich das auch so ausmachen und alle genug<br />
bekommen, aber trotzdem ist es wichtig, dass jeder von ihnen seine Futterstelle hat. Natürlich wird<br />
permanent Platz gewechselt und geschaut, ob der andere nicht doch das bessere Heu bekommen<br />
hat. Aber schließlich kehrt Ruhe ein, und manchmal kann man beim Fressen ein wohliges Gurren<br />
hören. Frisches Wasser muss natürlich zur Verfügung gestellt werden, bei unseren Ziegen ist der<br />
Durst abends am größten. Abgestandenes Wasser wird verschmäht. Außerdem werden ein Salzund<br />
ein Mineralleckstein immer wieder gerne genommen. Alles, was nicht von Ziegen<br />
angeknabbert werden darf und eine Verletzungsgefahr darstellt, hat im Stall nichts zu suchen.<br />
Tagsüber sind unsere vier in einem eigenen Gehege unter Dach im Hof untergebracht, das bei<br />
Schönwetter auch Auslauf in den Garten bietet. Es macht jedoch keinen Sinn, ihnen die Tür bei<br />
Regen oder Schnee zu öffnen – ein missmutiger Blick nach draußen und schon wird der Rest des<br />
Tages im trockenen Gehege verbracht. Auch ein klagendes Meckern ist keine Seltenheit, als<br />
würden sie sich über Schlechtwetter beschweren. Ziegen sind wasserscheu, aber Ausnahmen<br />
bestätigen die Regel – unser Peter liebt es, wenn beim Befüllen der Kübel Wasser über seinen<br />
Kopf läuft.<br />
Bei Sonnenschein wird dafür umso mehr um die guten Plätze gerangelt. Wenn die Sonne tief steht<br />
und nur noch ein kleiner Fleck vom Schatten verschont geblieben ist, kann man dort meist Lisa,<br />
die Leitziege antreffen, wo sie sich mit geschlossenen Augen die Sonne auf den seidigen Pelz<br />
scheinen lässt. Einem Sonnenbad sind Ziegen generell nicht abgeneigt.
Dieses zweite Gehege ist wichtig für den täglichen Auslauf, der Stall für die Nacht wäre für eine<br />
permanente Unterbringung außerdem zu düster. Zusätzlich macht es die Arbeit für meinen Mann<br />
und mich einfacher – wir beide sind berufstätig und versorgen unsere Tiere „nebenher“. Daher sind<br />
gut eingespielte Arbeitsabläufe umso wichtiger. Schon am Abend wird das Heu im Tagesgehege<br />
vorbereitet, in der Früh werden nur noch die Wasserkübel frisch befüllt und schon können die<br />
Ziegen vom Stall ins Tagesgehege sausen.<br />
Wichtig ist, dass das Ziegengehege bzw. der Ziegenstall vor Zugluft geschützt ist und gut<br />
verschlossen werden kann, denn Ziegen sind sehr kreativ, was das Ausbüchsen betrifft. Lockere<br />
Latten werden bei Seite geschoben, eine angelehnte Stalltür wird mühelos mit der Nase<br />
aufgedrückt und schon kann die Herde ihre Erkundungstour starten. Gefährlich ist es, wenn auf<br />
dem Gelände beispielsweise Plastik liegt oder Futter gelagert wird, das nicht für die Ziegen<br />
bestimmt ist. Auch wenn Ziegen ansonsten sehr robust und anspruchslos sind, so kann es zu<br />
schweren Komplikationen kommen, wenn solche Dinge im Pansen landen.
Nun aber zurück zum Frühjahrsputz…nach Entfernung der Strohmatte durchlüften wir den Stall<br />
einige Stunden, damit die Flächen wieder gut abtrocknen können. Danach werden mehrere Säcke<br />
frisches Stroh eingestreut, sodass der Boden gut abgedeckt ist – ganz zur Freude der Ziegen,<br />
wenn sie am Abend zur Fütterung in den Stall zurückkommen. Auch das frische, raschelnde Stroh<br />
wird gerne angeknabbert!<br />
Mag. Christine Kluger<br />
Dipl. Personal Coach im Tiergestützten<br />
Setting<br />
Dipl. <strong>Natur</strong> Kinesiologin<br />
Zertifizierte Trainerin der ÖGTT<br />
Zertifizierter Wildkräuterguide der ÖGTT<br />
Sektionsleiterin Tiergestützte Aktivitäten der<br />
ÖGTT<br />
<br />
Seminarzentrum<br />
Die Glücksschmiede<br />
Hauptstraße 18<br />
3004 Ried/Riederberg<br />
<br />
Tel.: 0699/12 13 6082 (abends)<br />
e-mail: post@die-gluecksschmiede.at<br />
www.die-gluecksschmiede.at
Österreichische Gesellschaft<br />
für Tiergestützte Therapie<br />
ÖGTT<br />
Sitz:<br />
Rappoltschlag 13<br />
3914 Waldhausen<br />
sekretariat@oegtt.at<br />
www.oegtt.at<br />
Tel. 02877 20059<br />
Liebe LeserInnen, Mitglieder und Freunde der Österreichischen Gesellschaft für Tiergestützte<br />
Therapie !<br />
Wir freuen und sehr, dass so viele LeserInnen auch die Aktivitäten der Österreichischen<br />
Gesellschaft für Tiergestützte Therapie ÖGTT über dieses online <strong>Magazin</strong> mitverfolgen können. Die<br />
Möglichkeiten und Erfahrungen rund um den Einsatz von <strong>Natur</strong>, Pflanzen und Tieren ganz allgemein<br />
im Dienst für uns Menschen wachsen ständig. Nicht nur die eingesetzten Tierarten und Spezies<br />
nehmen rasant zu, sondern auch das Miteinbeziehen von outdoor Aktivitäten rund um Pflanzen,<br />
Garten und <strong>Natur</strong> zur Dienstleistung, Förderung und Therapie an Menschen wächst.<br />
Damit wächst aber auch laufend die Breite des Einsatzes im Dienst und zur Freude für uns<br />
Menschen.<br />
Gerade die Tiergestützten Aktivitäten ohne Anspruch auf gezielte Förderung und Therapie boomen.<br />
Kinderferien, Freizeitbetrauung, Tourismusangebote und vieles mehr wachsen aus dem Boden. Es<br />
kann nur gut und sinnvoll sein, wenn Mensch und <strong>Natur</strong> wieder mehr zusammenwachsen !<br />
Wir werden versuchen, Ihnen unsere Erlebnisse, Erfahrungen und Ideen auf diesen Seiten im Lauf<br />
des Jahres vorzustellen und Ihnen auch die Arbeit unserer diversen Sektionen der Österreichischen<br />
Gesellschaft für Tiergestützte Therapie vorzustellen. Gerade die Größe der Sektion der eben<br />
genannten Tiergestützten Aktivitäten nimmt rasant zu.<br />
Diesmal möchte sich die ÖGTT Sektion Gesundheits- und Krankenpflege bei Ihnen vorstellen und<br />
wir freuen uns immer sehr über das Engagement gerade der Mitglieder dieser Sektion unseres<br />
Verbandes.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen unserer ÖGTT Seiten !<br />
Der Vorstand der Österreichischen Gesellschaft für Tiergestützte Therapie
Österreichische Gesellschaft<br />
für Tiergestützte Therapie<br />
ÖGTT<br />
Sitz:<br />
Rappoltschlag 13<br />
3914 Waldhausen<br />
sekretariat@oegtt.at<br />
www.oegtt.at<br />
Tel. 02877 20059<br />
Sektion Gesundheits- und Krankenpflege<br />
der Österreichischen Gesellschaft für Tiergestützte Therapie<br />
Die Ziele der Sektion Gesundheits- und Krankenpflege der Österreichischen Gesellschaft für<br />
Tiergestützte Therapie beinhalten das Grundwissen der tiergestützten Therapie mit den Inhalten der<br />
Gesundheits- und Krankenpflege zusammen zu führen und ein ressourcenorientiertes<br />
Pflegekonzept durch Integration von tiergestützten und pflanzengestützten Pflegeinterventionen<br />
weiter zu entwickeln.<br />
Dies dient der Nutzung im intramuralen und im extramuralen Gesundheits- und<br />
Krankenpflegebereich in der Pflege aller kranken (alten) Menschen zur Sicherung der Lebens- und<br />
Pflegequalität und damit der Wahrung der Klienten Rechte.<br />
Wir, die Diplomierten Pflegekräfte der Sektion, widmen uns im Rahmen von Informationsvorträgen<br />
sowie im Rahmen von Fortbildungsangeboten und den <strong>Natur</strong>integrativen Gesundheitspflege<br />
Seminaren bzw. bei einer beratend-begleitenden Implementierung in interessierten<br />
Pflegeinstitutionen einer Ressourcen- und Klienten orientierten Gesundheits- und Krankenpflege<br />
sowie der erforderlichen Selbstpflege zur Gesunderhaltung des Einzelnen und der Teampflege.<br />
• Unser Hauptanliegen ist die Veränderung der sozialen Reife und Beziehungsfähigkeit<br />
von Menschen unter Mithilfe von geeigneten Therapietieren.<br />
• Das interdisziplinäre Arbeiten erfordert ein hohes Maß an emphatischem Empfinden und<br />
Führen. Gemeint ist Menschenführung und ist dem Coaching in der Pflege gleichzusetzen.<br />
Es braucht Ausbildung/Ausformung und berufsbegleitend ein Training für diese besondere<br />
Gabe einer Wahrnehmungs- und Beziehungsfähigkeit um den Pflegeauftrag professionell<br />
gestalten und erfüllen zu können.<br />
• Schwerpunkt unserer Bildungsarbeit ist die Gesundheitsberatung, die<br />
Selbstpflegeplanung unter Einbeziehung der tiergestützten und pflanzengestützten<br />
Interventionen für die Gesundheitsförderung und Gesundheitspflege kranker (alter)<br />
Menschen und den Pflegenden.
Österreichische Gesellschaft<br />
für Tiergestützte Therapie<br />
ÖGTT<br />
Sitz:<br />
Rappoltschlag 13<br />
3914 Waldhausen<br />
sekretariat@oegtt.at<br />
www.oegtt.at<br />
Tel. 02877 20059<br />
Durch das Einbeziehen der tiergestützten und pflanzengestützten Interventionen als<br />
Baustein in der Gesundheits- und Krankenpflege, gewinnen Diplomierte Pflegekräfte einen<br />
weiteren Handlungsrahmen/Handlungsspielraum, um eine ressourcenorientierte ganzheitliche<br />
Beziehungspflege und damit auch Sicherstellung der eigenen Lebensqualität sowie der<br />
Sicherstellung der geforderten humanen wirtschaftlichen Pflegequalität.<br />
Gesundheitsförderung / Gesundheitspflege soll bewusst gestaltet in den Lebens- und<br />
Pflegealltag integriert werden<br />
• Tiere bieten die Möglichkeit, über die Ansprache aller menschlichen Sinne, Kontaktprozesse<br />
zu initiieren, die sich<br />
positiv auf den<br />
gesundheitlichen, auf den<br />
kognitiven, sozialen und<br />
emotionalen Zustand des<br />
Menschen auswirken.<br />
• Tiere fördern die<br />
Beziehungsfähigkeit des<br />
Menschen, zu sich selbst,<br />
zu anderen Menschen/<br />
Lebewesen und<br />
Beziehungsebenen<br />
• Neben anderen<br />
Pflegekonzepten wie z.B.<br />
Basale Stimulation,<br />
können/sollen<br />
Tiergestützte<br />
Interventionen bzw.<br />
<strong>Natur</strong>integrative Pflegemaßnahmen in der Gesundheits- und Krankenpflege<br />
persönlichkeitsbildend wirken und den Menschen befähigen, reflektiert mit neuem Wissen in<br />
der eigenen Lebensstilgestaltung (Burn out Prophylaxe) sowie in der Berufsausübung<br />
professionell zu handeln.
Österreichische Gesellschaft<br />
für Tiergestützte Therapie<br />
ÖGTT<br />
Sitz:<br />
Rappoltschlag 13<br />
3914 Waldhausen<br />
sekretariat@oegtt.at<br />
www.oegtt.at<br />
Tel. 02877 20059<br />
Wir arbeiten in Seminaren der <strong>Natur</strong>integrativen Gesundheits- und Krankenpflege an der<br />
Wahrnehmungs- und Beziehungsfähigkeit des einzelnen Menschen.<br />
• Damit werden vorhandene, ungenutzte Potentiale beim kranken (alten) Menschen oder bei<br />
Pflegekräften erkannt, reflektiert, entwickelt und genutzt. Pflegebedürftigkeit beim kranken<br />
(alten) Menschen und die Burnout Entwicklung bei Pflegenden kann gesenkt oder sogar<br />
verhindert werden. Damit wird ein wesentlicher Beitrag zur volkswirtschaftlichen Nutzung<br />
geleistet.<br />
• Wir entwickeln gerne für Sie ein Konzept der <strong>Natur</strong>integrativen Gesundheits- und<br />
Krankenpflege für die Gesundheitsförderung, Gesundheitspflege und Krankenpflege sowie<br />
ein Biographie angepasstes Pflegekonzept zur Betreuung dementer alter Menschen.<br />
• Wir planen mit Ihnen ein bedarfsorientiertes Umsetzungskonzept und unterstützen Sie<br />
begleitend bei der Implementierung und Evaluierung der Umsetzungsschritte in den<br />
Pflegealltag.<br />
<strong>2016</strong> werden wir vernetzt mit der Sektion für Tiergestützte Aktivitäten „<strong>Natur</strong>integrative<br />
Gesundheitspflege Seminare“ als unsere Pflegeverständniserweiterung, im Seminarzentrum<br />
Glücksschmiede in Ried am Riederberg abhalten.<br />
• Wir möchten unseren Beitrag zur Bewusstseinsbildung von Mitmenschen anbieten und diese<br />
durch gezielte Handlungsanleitungen zu ihrer eigenen Gesundheitsvorsorge/Psychohygiene/<br />
Gesundheitspflege befähigen.<br />
• Geplant sind auch gemeinsam gestaltete Workshops für Diplomierte Pflegepersonen im<br />
Seminarzentrum in Ried am Riederberg, im Wald- und im Weinviertel um zu erfahren, wie<br />
tiergestütztes und pflanzengestütztes Arbeiten in die Gesundheits- und Krankenpflege<br />
integrierbar ist.<br />
• Wir widmen uns auch der Betreuung und Beratung pflegender Angehöriger, der Begleitung<br />
von Menschen mit besonderen Bedürfnissen, der ganzheitlichen Pflege von kranken (alten)<br />
und dementen Menschen. Ein großes Anliegen sind auch Kinder, die durch gezielte<br />
Aktivitäten spielerisch ein Bewusstsein für das Leben mit der <strong>Natur</strong> / Tieren und Pflanzen<br />
entwickeln können.
Österreichische Gesellschaft<br />
für Tiergestützte Therapie<br />
ÖGTT<br />
Sitz:<br />
Rappoltschlag 13<br />
3914 Waldhausen<br />
sekretariat@oegtt.at<br />
www.oegtt.at<br />
Tel. 02877 20059<br />
Die Gesundheits- und Krankenpflege wirkt im Rahmen der Gesundheitsmaßnahmen als ein<br />
integrierter Bestandteil des Gesundheitssystems im Krankenhaus und im Geriatrie Zentrum/<br />
Pflegewohnhaus (intramural) als auch in der Hauskrankenpflege (extramural) bei der Förderung der<br />
Gesundheit und der Verhinderung von Krankheiten, bei der Begleitung von Schwerkranken und<br />
Sterbenden, bei körperlichen, geistigen und psychosozialen Beeinträchtigungen sowie in der<br />
Rehabilitation von Personen aller Altersstufen mit.<br />
Eine „<strong>Natur</strong>integrative Gesundheits- und Krankenpflege“ kann als Ressource zur Selbstpflege und<br />
zur Optimierung der angewandten Gesundheitspflege im intramuralen und im extramuralen<br />
Pflegebereich genutzt werden.<br />
• Pflanzen, Tiere und die <strong>Natur</strong> selbst wirken ausgleichend und gesundheitsfördernd. Wie wir<br />
damit aber sorgsam umgehen, wie wir diese gesundheitsfördernden und<br />
gesundheitserhaltenden Komponenten für das Gesundbleiben und für das Gesundwerden<br />
anwenden, ist unzureichend bekannt. Aus diesem Grunde widmen wir uns <strong>2016</strong> in<br />
aufeinander aufbauenden Seminarmodulen der Wissens- und Praxisvermittlung. Gerne<br />
übermitteln wir auf Anfrage schriftliche Informationen.<br />
Wir sind offen für Anfragen und Anregungen, kontaktieren Sie uns einfach und wir geben<br />
gerne Rückantwort.<br />
Sektionsleiterin Elfriede Berger email: berger.elsbach@aon.at
Österreichische Gesellschaft für<br />
Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />
Mitglieder stellen sich vor<br />
Von der IT Projektleiterin zur Ziegenbäuerin<br />
Ich, 46, bin verheiratet und Mutter von 2 Kindern und arbeite im IT Bereich eines bankeigenen IT<br />
Unternehmens. Trotz juristischem Studium und Ausbildung zum Senior Projektleiter dreht sich bei<br />
mir seit frühester Kindheit aber alles um Tiere.<br />
Nun habe ich, nach der Ausbildung zum Personal Coach im Tiergestützten Setting am <strong>Mauritiushof</strong>,<br />
gemeinsam mit meinem Mann Michael und meiner Familie meinen Lebenstraum verwirklicht und<br />
einen Bauernhof im Süden von Wien bezogen. Dort kümmere ich mich neben meiner Ziegen und<br />
Wachtelzucht auch noch liebevoll um meine sonstigen Haustiere und natürlich um meine beiden<br />
Kinder und meinen Ehemann.<br />
Aber ganz so einfach war es natürlich nicht.<br />
Ich wusste schon immer, dass ich eine besondere Verbindung zu Tieren habe und mit ihnen<br />
arbeiten möchte. „Ich hätte doch Tierärztin werden sollen“, habe ich sicher unzählige Male gesagt.
Österreichische Gesellschaft für<br />
Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />
Mitglieder stellen sich vor<br />
Aber erst durch die Ausbildung am <strong>Mauritiushof</strong> habe ich meine Verbindung zu den Ziegen entdeckt.<br />
Meine Ankündigung, Ziegen halten zu wollen, rief dann auch bei meiner Familie anfangs nicht<br />
gerade Begeisterungsstürme hervor. Nach einiger Zeit konnte ich sie aber überzeugen und mir ihrer<br />
vollen Unterstützung sicher<br />
sein.<br />
Nach einiger Überlegung<br />
entschieden wir uns für die<br />
Rasse der „Bunten<br />
Edelziege“, einer<br />
hochproduktiven und<br />
widerstandsfähigen<br />
Milchziege, die zwar häufiger<br />
in Deutschland und der<br />
Schweiz vorkommt, in<br />
Österreich allerdings nur in<br />
Tirol und Vorarlberg.<br />
Nach einer langen Zugfahrt<br />
nach Vorarlberg suchte ich im<br />
Februar 2015 bei drei<br />
Züchtern unseren jetzigen<br />
Bestand aus: Ziegen. 4 in<br />
Milch stehende Ziegen und 5 halbwüchsige Kitze. Später kamen noch zwei weitere tragende Kitze<br />
aus Vorarlberg dazu.
Österreichische Gesellschaft für<br />
Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />
Mitglieder stellen sich vor<br />
Ab 1.5.2015 war es dann<br />
soweit und ab diesem Tag<br />
änderte sich unser Leben<br />
schlagartig.<br />
Trotz einer fahrbaren<br />
Melkmaschine verliefen die<br />
ersten Melkvorgänge noch<br />
eher chaotisch, 3 Stunden bei<br />
4 Ziegen war so der Schnitt.<br />
Dass die Situation nicht<br />
eskalierte ist alleine dem<br />
gutmütigen Wesen der Bunten<br />
Edelziege zuzuschreiben. Mit<br />
der Zeit wurden wir ein<br />
eingespieltes Team und die<br />
Melkmaschine war nicht mehr<br />
der Feind: ca. 12 Liter Milch<br />
pro Tag war so der<br />
Durchschnitt.<br />
Die gesamte Familie sowie die<br />
Hunde und Katzen mussten<br />
am Anfang Unmengen an<br />
Milch verdrücken. Heute<br />
haben wir einen fixen<br />
Kundenstock und beliefern<br />
umliegende Bioläden. Für uns<br />
bleibt dann manchmal nichts<br />
mehr übrig.<br />
<br />
Die bedeutet aber auch, um 5<br />
Uhr morgens aufzustehen um neben dem Ziegenmelken auch noch die Kinder rechtzeitig zur<br />
Schule bringen zu können und rechtzeitig in der Firma zu sein um in den „alten Modus“<br />
umzuschalten.<br />
Im Sinne der gesunden Ernährung haben wir unser Angebot um Wachteleier (wir nennen sie<br />
Kraftpakete im Miniaturformat) erweitert und sind stolze Besitzer von ca. 100 Wachteln, die in einem<br />
beheizten Wachtelparadies leben.
Österreichische Gesellschaft für<br />
Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />
Mitglieder stellen sich vor
Österreichische Gesellschaft für<br />
Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />
Mitglieder stellen sich vor<br />
Aber Ziegenmilch zu verkaufen war nicht nur der einzige Grund, weswegen wir uns für die Ziegen<br />
entschieden haben.<br />
Ziegen eignen sich aufgrund ihres starken Herdenverhaltens für die Beziehungsarbeit zwischen<br />
Mensch und Tier. Es ist schon ein besonderes Gefühl, Teil einer Ziegenherde zu werden und in der<br />
Herde eine bestimmte Position einzunehmen.<br />
Je nach innerer Einstellung kann man entweder in der Gruppe mitgehen und ein Gefühl des<br />
Loslassens erleben oder versuchen die Führung der Herde zu übernehmen.<br />
Kinder reagieren auf Grund ihrer Offenheit und ungetrübten Sichtweise in der Arbeit mit den Tieren<br />
sogar noch besser. Aus diesem Grund biete ich mit meiner Geschäftspartnerin Mag. Karin Bareck<br />
neben Tiergestützten Coachings auch Kindergeburtstage, Familienwanderungen mit Ziegen und<br />
Feriencamps an. Vor allem in den mehrtägigen Feriencamps werden die Erfolge besonders deutlich<br />
sichtbar. Mittlerweile greifen auch Schulen im Rahmen einer Exkursion auf die Möglichkeit zurück,<br />
uns zu besuchen.
Österreichische Gesellschaft für<br />
Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />
Mitglieder stellen sich vor<br />
Ein dritter Grund für die Auswahl der Bunten Edelziege war, dass wir sie weiterzüchten möchten und<br />
damit mithelfen, diese Rasse in Österreich weiter zu verbreiten. Darum haben wir auch beim Kauf<br />
der Ziegen darauf geachtet, dass jede Ziege einen Abstammungsnachweis besitzt.<br />
Doch die Auswahl eines geeigneten Zuchtbocks erwies sich auf Grund der geringen Population in<br />
Österreich als gar nicht so einfach – Es sollte ja nach Möglichkeit ein Bock sein, der alle unsere<br />
Ziegendamen decken kann..<br />
Nach einiger Suche fanden wir diesen in Form von „Ronaldo“, einem sehr freundlichen und lieben<br />
Bock aus Vorarlberg.<br />
Da wir selbst keine Möglichkeit haben, einen Bock fix zu halten, entschieden wir uns dafür, Ronaldo<br />
einfach auszuborgen, damit er seine „Arbeit“ erledigen kann.<br />
Er war dann auch sehr fleißig und mittlerweile haben wir bereits den ersten Nachwuchs bei uns<br />
begrüßen dürfen. Unser jüngster Zugang ‚Lisa‘ warf 2 Buben ‚Rico und Rocky‘, die bereits einen<br />
wunderschönen Platz gefunden haben.
Österreichische Gesellschaft für<br />
Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />
Mitglieder stellen sich vor<br />
Für die restlichen Ziegen ist der geplante Wurftermin Ende <strong>März</strong> und wir sind schon gespannt auf<br />
den Nachwuchs.<br />
Die Ziegen haben unser aller Leben nicht nur komplett umgekrempelt sondern auch bereichert und<br />
wir freuen uns schon auf weiteren Herausforderungen, die sie für uns parat haben.<br />
Für Interessierte unsere nächsten Termine:<br />
Sommercamp für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren: 8.08.<strong>2016</strong> - 12.08.<strong>2016</strong><br />
Kindergeburtstage und Ziegenwanderungen: auf Anfrage<br />
Kitzverkauf/Begutachtung: Ab<br />
Anfang April<br />
Für allgemeine Anfragen und<br />
Informationen stehe ich gerne<br />
zur Verfügung!<br />
Mag. Evelyne Kriegner-Gehmair<br />
Projektleiter im IT Bereich<br />
Zertifizierter Trainer der Österreichischen Gesellschaft für Tiergestützte Therapie ÖGTT<br />
Organisation und Veranstaltung von Workshops, Kindercamps, Geburtstagspartys, Ziegentrekkings<br />
Direktvermarkter von frischer Ziegenrohmilch und Wachteleier ab Hof<br />
Hauptstr. 29 <br />
2751 Hölle<br />
Tel: 0676/372 6934<br />
info@tierzudir.at<br />
www.tierzudir.at<br />
www.ziegen.farm<br />
www.facebook.com/tierzudir
Ayam Serama
das kleinste Hühnchen der Welt<br />
erobert unsere Herzen
Es geht um die kleinsten Zwerghühner<br />
der Welt, die Seramas aus Malaysia,<br />
die auch in Deutschland einen<br />
bedeutenden Züchterstamm gefunden<br />
haben.<br />
Sie wurden vor Jahren von Jerry<br />
Schexnayder in die USA importiert<br />
und haben später in den Niederlanden<br />
und England treue Züchter gefunden.<br />
Auch in Belgien, Österreich,<br />
Frankreich, Spanien, Bulgarien und<br />
anderen Ländern begeistern sie.<br />
Vereinzelte weitere Importe aus dem<br />
Mutterland Malaysia ergänzten das<br />
Zuchtreservoir in Europa. Vor allem<br />
die belgischen Züchter um den<br />
rührigen Vorsitzenden des belgischen<br />
Seramclub, John Benoot, haben durch<br />
weitere Importe aus dem Mutterland<br />
der Rasse wertvolles Zuchtmaterial<br />
importiert und arbeiten intensiv an der<br />
Verbreitung und Förderung des<br />
malaysischen Zuchtgedankens.<br />
Die begnadete Züchterin Jai<br />
Phuwongsa aus Belgien hat durch<br />
gute Kontakte zu ihrem Heimatland Thailand einige weitere Importe vollzogen und im Rahmen ihres<br />
hohen Sachverstandes viele sehr typvolle Ayam Serama gezüchtet und auch weitergegeben.<br />
Nun ist es so, dass die Serama in Malaysia und, nach ihrer Anerkennung als neue Rasse vor<br />
Jahren auch in den Niederlanden, anders bewertet werden, als das bekannt zu sein scheint.<br />
Die zur Schau gestellten Serama werden in den üblichen Zwerghuhnkäfigen untergebracht. Bei der<br />
Bewertung können die Aussteller und anderweitig Interssierte zugegen sein. Das für diese Rasse<br />
typische Bewertungssystem weicht von der Bewertung sonstigen Rassegeflügels ab; beim<br />
Ziergeflügel ist das ja auch so!<br />
Für die Bewertung ist auf einem normalen Tisch ein grüner Belag ausgelegt, der an kurzen<br />
Kunstrasen erinnert. Am Tisch sitzt der Preisrichter und ggf. ein Schreiber. Die Züchter oder ein<br />
Zuträger bringen die zur Bewertung vorgesehenen Tierchen zum Tisch und stellen den jeweiligen<br />
kleinen Hahn oder die kleine Henne darauf. Zuvor haben die Aussteller für die Hühnchen den Kopf<br />
einer Bewertungskarte mit der Ringnummer des Tieres und ggf. mit dessen Namen versehen und<br />
sie dem Bewertenden übergeben. Der Bewertungsrichter oder der Schreiber stellen das Tierchen<br />
auf eine digitale Küchenwaage und übertragen das ermittelte Gewicht auf die Bewertungskarte. Die<br />
Serama werden in drei Gewichtsklassen eingeteilt:<br />
Hahn: A bis 350 g Henne: A bis 325 g<br />
B bis 500 g<br />
B bis 425 g<br />
C bis 600 g<br />
C bis 525 g
Das zu bewertende Tierchen wird wieder auf den Bewertungstisch gesetzt. Der Richter beurteilt den<br />
jeweiligen Kandidaten von allen Seiten und bringt ihn ggf. durch ganz leichte Berührung in die<br />
gewünschte Positur, die sich dadurch auszeichnet, dass sich ein besonders gutes Tier ohne Zutun<br />
freiwillig und gern aufrichtet, die ausgeprägte Brust hochreckt, die Schwingen senkrecht platziert<br />
und den Schwanz etwa 45 Grad<br />
aufgerichtet trägt.<br />
Zunächst wird der Typ beurteilt.<br />
Hierbei sind bis zu 30 Punkte zu<br />
erreichen. Es gilt hierbei einen<br />
möglichst nicht so kräftigen<br />
Rassevertreter vorzufinden, der<br />
eine enorm vorgewölbte und vor<br />
allem hoch getragene Brust zeigt,<br />
einen sehr kurzen Rücken hat und<br />
den Schwanz etwa 45 Grad nach<br />
oben richtet. Gleichzeitig sollen<br />
die Schwingen senkrecht nach<br />
unten zeigen, ohne den Boden zu<br />
berühren. Dies ist dann möglich,<br />
wenn eine ausreichende<br />
Lauflänge gegeben ist. Den Kopf<br />
ziert ein kleiner Einfachkamm mit<br />
möglichst fünf Zacken. Die<br />
Ohrlappen sollen möglichst rot<br />
sein. Etwas Weiß wird toleriert,<br />
bedingt aber einen Punktabzug.<br />
Die Hauptsicheln sollen die<br />
Steuerfedern nur wenig überragen<br />
und nicht gerundet sein. Die fünf<br />
Nebensicheln dagegen schon.<br />
Als nächstes Bewertungskriterium<br />
wird der Charakter beurteilt. Dies<br />
ist nun eine Betrachtungsweise,<br />
die nach dem deutschen Bewertungssystem nicht bekannt ist. Gleichwohl ist es sehr<br />
bemerkenswert, wie sich gute Serama hier präsentieren. Ein wirklich besonderes Tier bleibt ruhig<br />
stehen und bewegt sich kaum. Es präsentiert sich stolz. Deutliche Abzüge von je fünf Punkten von<br />
den maximal zu erreichenden 25 Punkten für das Verhalten gibt es dann, wenn ein Tier nach dem<br />
Richter pickt oder gar den Tisch verlässt. Diese Tierchen haben eigentlich keine Chance mehr, bei<br />
der Präsentation vorn zu landen. Im übrigen ist in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung,<br />
dass ein Serama um so leichter zu greifen ist, je vorsichtiger und langsamer man mit<br />
gleichbleibenden Bewegungen mit der Hand oder besser beiden Händen dem Tier entgegen geht.<br />
So kann man es mühelos aufnehmen. Sobald man versucht, durch schnelles Zugreifen zum Ziel zu<br />
kommen, wird man überrascht sein, wie schnell die Seramas sein können!<br />
Die Schwanzhaltung ist das nächste Prüfkriterium und wird bestenfalls mit 15 Punkten belohnt. Im<br />
Winkel von etwa 45 Grad nach oben gerichtet sollte der Schwanz präsentiert zu werden.<br />
Abweichungen werden auch hier mit Punktabzügen im Dreierschritt geahndet.<br />
Dann wird über den Kopf geurteilt. Hierbei geht es um Kammgröße und -form, Art und Anzahl<br />
sowie Positionierung der Kammzacken, Schnabelform und -länge, Ausformung und Lage der<br />
Kehllappen. Fünf Kammzacken werden als ideal angesehen. Die Kehllappen sollen klein, faltenfrei<br />
und rund sein. Maximal zehn Punkte sind bei der Bewertung des Kopfes zu erreichen und es wird<br />
ggf. in Zweierschritten abgewertet.
Der Gefiederzustand wird danach bewertet, ob das Gefieder - außer bei Gelockten und<br />
Seidefiedrigen - glatt ist. Auch wird geprüft, ob es vollständig und unbeschädigt präsentiert wird. Im<br />
Idealfall sind zehn Punkte zu erzielen und die etwaige Abwertung erfolgt auch hier in<br />
Zweierschritten.<br />
Alsdann wird die Kondition überprüft und mit bis zu zehn Punkten gelohnt. Eine vielleicht<br />
vorzunehmende Abstufung erfolgt hier ebenfalls in Zweierschritten.<br />
Interessant finde ich die<br />
Vorgehensweise, dass in der<br />
letzten zu prüfenden Rubrik mit<br />
der Bezeichnung<br />
„Ausschlussfehler“<br />
bejahendenfalls das<br />
Gesamtergebnis bei Null liegt.<br />
Wie der Bewertungskarte zu<br />
entnehmen ist, sind die<br />
Punktevergaben weiter gefächert<br />
als bei dem uns bekannten<br />
Bewertungssystem.<br />
Der Leser dieser Zeilen wird<br />
vielleicht denken, da ist ja nichts<br />
über Farbe und/oder Zeichnung<br />
sowie Lauffarbe zu lesen! Genau,<br />
die Gefieder- und Lauffarben<br />
werden bei der Bewertung der<br />
Serama gänzlich<br />
ausgeklammert. Die Lauffarbe<br />
soll zwar möglichst gelb sein,<br />
doch werden andere Färbungen<br />
wie weiß, grünlich und blaugrau<br />
geduldet.<br />
Wenn man erkennt, dass bei<br />
diesen so unglaublich zahmen<br />
und liebenswerten kleinen<br />
Hühnchen in entscheidendem<br />
Maße darauf geachtet wird, dass<br />
Typ und Charakter stimmen und<br />
bei der Wahl der Zuchttiere klar<br />
im Vordergrund stehen, verwundert<br />
es nicht, dass Serama mit farblichen Ausprägungen ausgestattet sind, die mancher<br />
Rassegeflügelzüchter noch nicht gesehen hat und die oft besonders sein können. So ist es<br />
durchaus möglich, aus einem Paar in der Nachkommenschaft eine Vielzahl an Farben zu erzielen.<br />
Dies macht den Schlupf und das Beobachten des ersten Federwechsels der Jungtiere<br />
richtiggehend spannend!<br />
Beispielsweise ist Braun mit schwarzem Saum oder weißen Tupfen ebenso anzutreffen, wie<br />
Cremefarbige (butterscotsh) oder Graue und Gelbe mit weißen Tupfen sowie Rote mit schwarzem<br />
Saum. Auch dunfarbige Serama sowie Beigegraue mit schwarzem Saum sind in unterschiedlichen<br />
Ausprägungen vorhanden. Der Farbschlag Bronze ist hier existent und in vielen unterschiedlichen<br />
Ausprägungen möglich. Diese Aufzählung kann nicht abschließend erstellt werden. Farblich ist<br />
sicher für jeden Geschmack etwas dabei.
Die Hühnchen sind im übrigen gute Winterleger und verzehren eine große Menge an Grünfutter.<br />
Sie können aber auch sehr wählerisch sein, wenn sie reichlich Futter vorgesetzt bekommen.<br />
Darüber hinaus zeichnen sich die Hähne dadurch<br />
aus, dass sie zumeist einen derart leisen Krähruf<br />
von sich geben, dass man mitunter eher von einem<br />
Krächzen oder Quietschen sprechen könnte. Sie<br />
sind also auch und vor allem für die Haltung in<br />
kleineren Gartenbereichen und durchaus auch<br />
in Wohngebieten geeignet!<br />
Die etwaige Frage nach ihrer Verbreitung stellt sich<br />
meines Erachtens nicht, weil sie in Deutschland<br />
und dem übrigen Europa eine große Züchterschar<br />
haben. Für mich stellt sich nur die Frage, wie der<br />
Zucht- und Anerkennungsausschuss in<br />
Deutschland mit der so anderen Art der Bewertung<br />
umgeht? Ist man so flexibel, auch ein<br />
ungewöhnliches Verfahren zu akzeptieren, oder<br />
bleibt man stur bei dem bekannten System, ohne<br />
über den Tellerrand zu schauen. Letzteres wäre<br />
schade, widerspräche dem Europagedanken und<br />
würde in den benachbarten Ländern der Entente<br />
nicht nur belächelt.
Gleichwohl, ich bin begeistert von meinen Kleinen, die mir täglich eine Menge Freude bereiten,<br />
wenn sie auf mich zukommen und mir<br />
das Dargebotene aus der Hand<br />
nehmen.<br />
Sie erfreuen mich durch ihre Art zu sein,<br />
sich zu bewegen und ihr<br />
Sozialverhalten. Wenn ich im Frühjahr<br />
oder Sommer mal ein paar<br />
Zuchtstämme miteinander im Garten<br />
laufen lasse, um ihnen Sonne, Grün und<br />
Scharraum in größerem Ausmaß zu<br />
geben, bleiben die Stämme so<br />
zusammen, wie sie es im Zuchtabteil<br />
gewohnt waren. Sie streifen dann durch<br />
Stauden und Sträucher und man könnte<br />
meinen, ihnen ihr Wohlbefinden<br />
ansehen zu können. Selten kämpfen die<br />
Hähne und sehr bald geht man sich<br />
einfach aus dem Weg, wenn der Platz<br />
es hergibt.<br />
Wenn man den kleinen Hennen ihre gelegten Eier, die übrigens in Relation zu ihrem zarten Körper<br />
eine erstaunliche Größe aufweisen, belässt, versuchen sie oft nach etwa sechs bis acht Eiern das<br />
Brutgeschäft aufzunehmen und sind sehr<br />
fürsorgliche, treue Glucken. Der Zuchthahn<br />
braucht auch nicht entfernt zu werden. Er<br />
versteht sich nach dem Schlupf der Küken<br />
als „Familienvater“.<br />
Klaus Reinermann, Ahaus, Telefon 02561-67309.<br />
Wenn die Kleinen dann heranwachsen,<br />
sollte es nicht verwundern, dass die<br />
Jungtiere unterschiedliche Größen<br />
aufweisen. Die Serama spalten<br />
diesbezüglich auf. Es gibt die kleineren<br />
begehrten Tiere der A-Klasse, die mittleren,<br />
für die Zucht Wichtigen der B-Klasse und<br />
die nicht so gewünschten größeren Tiere<br />
der C-Klasse. Letztere konnte ich bislang<br />
immer an erfreute Hühnerhalter abgeben,<br />
die eben nur ein paar Tierchen für den<br />
Garten suchten.<br />
Ach ja, da ist dann noch die Tatsache zu<br />
nennen, dass sich erstaunlich viele Frauen<br />
unter den Züchtern und Haltern der Serama<br />
finden. Eine erfreuliche und bedeutende<br />
Tatsache.<br />
Wer mehr Informationen über die<br />
besonderen Kleinen erfahren möchte, darf<br />
sich gern beim Verfasser melden.
Maxi´s Juniorseiten<br />
Elche<br />
seltene<br />
Einzelgänger<br />
im Wald<br />
von Maximilian<br />
Schaufler<br />
Elche sind Wiederkäuer wie z.B. unsere Kühe und gehören zur Familie der Hirsche.<br />
Dabei sind sie aber viel größer als unsere Hirsche, sie können bis zu 3m lang und bis<br />
zu 800kg schwer werden und erreichen eine Schulterhöhe von 2,30 Meter.<br />
Elche kommen im Norden von Europa, Asien und Nordamerika vor. Teilweise können<br />
sich einzelne Tiere auch weiter in den Süden verirren (auch nach Deutschland und<br />
Österreich).<br />
Am wohlsten fühlen sich die großen Wiederkäuer aber bei Temperaturen von plus<br />
10°C bis zu minus 20°C. Bei wärmeren Temperaturen leiden sie unter „Hitzestress“.<br />
Ihr Lebensraum ist oft schwergängiges Gelände, was ihnen einen Vorteil gegenüber<br />
ihren Feinden bietet. Sie traben mit ihren langen Beinen so schnell über Buschwerk,<br />
was die Jagd für die Wölfe und Bären sehr erschwert.<br />
Als großer Pflanzenfresser benötigen die Elche sehr energie - und proteinreiche<br />
Nahrung. Sie bevorzugen daher junge Baumtriebe und v.a. Wasserpflanzen. Diese<br />
können sie sogar unter Wasser äsen (fressen).
Im Herbst und Winter müssen sie sich auch mit „minderwertigeren“ Pflanzen zufrieden<br />
geben. Meistens sind die Elche als Einzelgänger unterwegs, nur im Winter kann es sein,<br />
dass sie sich zu kleinen Gruppen zusammenschließen.<br />
Die Fellfarbe von Kopf und Rumpf ist rot bis schwarzbraun, am dunkelsten ist ihr<br />
Sommerfell, am hellsten ihr Winterfell. Einen Spiegel am Hinterende haben diese Hirche<br />
nicht. Die Signalfunktion untereinander übernehmen anstatt dessen die grauweißen,<br />
langen Läufe (Unterschenkel).<br />
Nur die männlichen Tiere tragen ein Schaufelgeweih mit einer Spannweite von bis zu 2<br />
Metern!<br />
Jedes Jahr im Jänner / Februar wird dieses aber wieder abgeworfen und wieder neu<br />
gebildet. Im Herbst (September) ist dieses neue Geweih ausgewachsen und die Bullen<br />
streifen den Bast an Sträuchern ab. Jetzt kann auch die Brunft beginnen.<br />
Männliche Tiere messen ihre Kräfte in Zweikämpfen auf sogenannten Brunftplätzen, auf<br />
denen sich dann auch die Elchkühe einfinden, um sich mit den stärksten Bullen paaren.<br />
Nach ca. 8 Monaten kommt meist nur ein Junges zur Welt, das ungefähr ein Jahr bei<br />
der Mutter bleibt, bis wieder das nächste Kalb geboren wird.<br />
Die maximale Lebensdauer der Elche beträgt bis zu 27 Jahre, meist wird aber in Freiheit<br />
ein Alter von 15 Jahren aufgrund der Gefahren (Beutetier, Jagd, Straßenverkehr) nicht<br />
überschritten.
Rassenportrait<br />
Herdenschutzhund<br />
Polski Owczarek<br />
Podhalanski<br />
von Dr.med.vet Andrea Schaufler
Im November des vorigen Jahres meldeten wir uns bei einem renommierten Züchterehepaar,<br />
Marzena und Lukasz Hartabus, in Polen für einen Rüden der Rasse Polski Owczarek<br />
Podhalanski an.<br />
Vor Weihnachten wurde bei der Hündin mittels Ultraschall festgestellt, dass sie trächtig war.<br />
Die Kleinen sollten Ende Jänner <strong>2016</strong> zur Welt kommen, leider erblickte nur ein Junges das<br />
Licht der Welt.<br />
Die <strong>Natur</strong> hat entschieden! Nun warten wir gespannt auf den nächsten Wurf im <strong>März</strong> oder<br />
April.<br />
Eigentlich wollte ich in dieser Ausgabe von unserem ersten Trip nach Polen und vom Besuch<br />
bei den Podhalanern in Wort und Bild berichten. Aber wie heißt es so schön: „Vorfreude ist die<br />
schönste Freude“ !
Allgemeine Entwicklung der Herdenschutzhunde:<br />
Herdenschutzhunde zählen neben Hütehunden und verschiedenen Jagdhunden zu den<br />
ältesten Begleitern und Arbeitsgehilfen der Menschen. Diese imposanten Hunde haben sich<br />
unabhängig voneinander in allen Teilen der Welt entwickelt, wo vor allem Schäfer mit ihren<br />
Vieherden unterwegs waren.<br />
Die großen Hunde begleiteten in ruhigem Tempo ihre Herden und beschützten diese vor<br />
verschiedenen Gefahren. Sie mussten absolut wetterfest, genügsam, gesund und langlebig,<br />
aber auch äußerst leistungsfähig sein. Es wurde Hunden und Schäfern abverlangt 15-30<br />
Kilometer pro Tag mit dem Weidevieh mitzuziehen.<br />
Unter diesen harten Lebensbedingungen war es nicht angesagt seine Energie unnötig zu<br />
vergeuden, auch Verletzungen konnten sich weder Tier noch Mensch leisten. Dies ist auch der<br />
Ursprung der enorm hohen Reizschwelle der Herdenschutzhunde, aber auch des gesunden<br />
Misstrauens gegenüber Fremden.<br />
Die Wintermonate verbrachten die Schäfer mit ihren Tieren in ihren Dörfern, wobei die Hunde<br />
meistens sich selbst überlassen waren und umherstreunten. Ein gegenüber Dorfbewohnern<br />
aggressiver Hund wurde dabei nicht gebraucht und eliminiert.<br />
Auch beim zufälligen Zusammentreffen mit anderen Schäfern, oder beim Marktverkauf,<br />
mussten sich die Hunde „benehmen“ und auf den Schäfer hören. Aufgrund der eigenständigen<br />
Entscheidungsfähigkeit wird man von einem Herdenschutzhund aber nie blinden Gehorsam<br />
abverlangen können!
Durch diese jahrhundertelange Selektion auf die geforderte Aufgabe entstanden in<br />
verschiedenen Ländern unabhängig voneinander Hunde eines ähnlichen Types:<br />
Kräftig, muskulös,groß, trittischer, dichtes, selbstreinigendes Fell (keine Zeit für Fellpflege),<br />
genügsam, robust und langlebig (ein guter Hund war unbezahlbar!).<br />
Äußerlichkeiten, wie Fellfarbe und Nasenlängen, Ohren etc. waren früher belanglos. Der Hund<br />
musste ein gesundes Wesen haben und seine Arbeit verrichten. Leider werden diese Kriterien<br />
in der heutigen Zucht oft vergessen!<br />
Schäfer verpaarten ihre Hunde je nach Bedarf, denn je weniger Hunde man durchfüttern<br />
musste, desto besser. So entstanden auch Allrounder, die man für mehrere Zwecke einsetzen<br />
konnte. Meist gilt die Regel: Je kleiner ein Hund ist umso mehr Hüteanteile besaß er, große<br />
zeigten mehr Schutzinstinkt.<br />
Die moderne FCI teilt die Hirtenhunde aufgrund ihrer unterschiedlichen Verwendungszwecke<br />
auch unterschiedlich zu:<br />
In der FCI Gruppe 1 sind die Hunde zu finden, die zum Wachen und Treiben eingesetzt<br />
werden konnten, wie z.B. der ungarische Komondor, Kuvasz, Puli, Puma und Mudi, der<br />
Slovensky Cuvac, der italienische Bergamasker und Maremmano Abruzzese, der polnische<br />
Polski Owczarek Podhalanski und Südrussischer Owtscharka.<br />
Zur FCI Gruppe 2 , Sektion 2 (Berghunde, schwere Wachhunde)<br />
gehören der Sarplaninac, Bernhardiner, Neufundländer, Kaukasischer und Zentralasiatischer<br />
Owtscharka, Pyrenäenberghund, Leonberger, Hovawart,<br />
Anatolische Hirtenhunde, Do Khyi, etc.
Polski Owczarek Podhalanski (POP)<br />
Diese von der FCI im Jahre 1967 anerkannte polnische Hunderasse ist ebenso unter den<br />
Namen Podhalaner, Tatrahund, Tatra-Schäferhund oder Polnischer Hirtenhund bekannt.<br />
In seinem Ursprungsland wird er als Hirten-Wach-und Begleithund eingesetzt.<br />
Er stammt aus dem nordwestlichen Teil der Karpaten (Hohe Tatra), genauer gesagt aus dem<br />
am nördlichen Rand der Tatra liegenden Karpatenvorland, welches Podhale genannt wird.<br />
Der Name setzt sich daher so zusammen:<br />
Polnischer (Polski) Schafshund (owczar=Schaf) der Podhale.<br />
Das Fell des kräftigen, imposanten Hundes soll einheitlich weiß, ohne cremigen Flecken, sowie<br />
pflegeleicht sein.<br />
Rüden werden bis zu 70cm groß und bis zu 55kg schwer, Hündinnen bis zu 65 cm groß und<br />
bis zu 40 kg schwer. Diese Rasse ist aufgrund ihres Verwendungszweckes absolut wetterfest<br />
und liebt den Aufenthalt im Freien, daher sollten die „großen Weißen“ besser im ländlichen<br />
Bereich gehalten werden. Als typischer großer Herdenschutzhund zeigt er meist mittleres<br />
Temperament und hohe Reizschwelle mit wenig Neigung zur Schärfe. Das Beschützen des<br />
Eigentums ist ihm angeboren, er ist wachsam und verteidigungsbereit, aber nicht angriffslustig<br />
oder aggressiv. Es ist anzuraten, dass der Podhalaner als Welpe in der Sozialisierungsphase<br />
vieles und v.a. auch viele verschiedene Menschen kennenlernen kann. Diesen Umweltdingen<br />
und Personen wird er später neutral und mit gewisser Toleranz begegnen können, Fremden<br />
gegenüber zeigt er sich sonst mißtrauisch , teilweise auch abweisend. Dies wird oft als<br />
Schwäche gedeutet, entspricht aber dem <strong>Natur</strong>ell des Hundes. Herdenschutzhunde gehen,<br />
wie oben beschrieben, möglichen Gefahren aus dem Weg, denn dies kann unter Umständen<br />
lebenserhaltend sein.
Zähne setzen sie nur im äußersten Notfall ein, wenn Drohen und Scheinangriffe den Gegner<br />
nicht vertreiben. Podhalaner sollten daher niemals „scharf“ gemacht werden, da dabei das<br />
angenehme Wesen verloren geht. Die Gewöhnung an vielfältige Routineabläufe in der<br />
Jugendentwicklung mindert auch das meist für einen Wächter typische, massiv aufgezeigte<br />
Bellverhalten.<br />
Eine weitere Besonderheit, wie auch bei vielen anderen Herdenschutzhunden, ist ihre<br />
Anspruchslosigkeit in Bezug auf die Ernährung. Aufgrund der eher kärglichen Verhältnisse<br />
haben sich die Podhalaner an eine proteinarme Ernährung angepasst. Bei einer<br />
Überversorgung an tierischem Eiweiß können sie unter Umständen mit allergischen<br />
Reaktionen, wie Hautproblemen reagieren. Hirten füttern ihre Hunde mit Milchprodukten (wie<br />
Topfen, Kefir…) und Getreideprodukten (Brot, Nudeln, Reis….). Also alles, was auch der<br />
Mensch jahrhundertelang zu sich nahm, wurde den Hunden gefüttert.. Ein Extrafutter für<br />
Hunde wurde und wird nicht mitgenommen!<br />
POP´s sind komplett auf ihr Rudel fixiert, gehen gerne spazieren, brauchen aber keine<br />
Dauerläufe. Viel wichtiger sind gemeinsame Tobe-und Kuschelstunden! Obwohl sie ihren<br />
Menschen meist treu ergeben sind, bleibt eine gewisse Eigenständigkeit erhalten. Welpen und<br />
Junghunde sollten daher mit einer konsequenten, aber liebevollen (!) Führung, auf ihren Platz<br />
im Rudel eingeordnet werden.<br />
Wer einen Hund mit der sofortigen Umsetzung seiner Befehle erwartet, d.h. absoluten<br />
„Kadavergehorsam“ verlangt, liegt beim Podhalaner falsch. Da er selbständig denkt, befolgt er<br />
Anweisungen aus Überzeugung und aus Zuwendung seinen Besitzern gegenüber . Als absolut<br />
arbeitsfreudiger Hund ist er aber total bei der Sache, dies kann unter Umständen auch beim<br />
Hundesport (außer Schutzdienst!) sein.
Ich bin schon sehr gespannt, wenn uns die Züchter über den nächsten geplanten Wurf Ende<br />
<strong>März</strong> / Anfang April berichten. Hoffentlich geht dieses Mal alles gut und wir können im<br />
Frühsommer einen Polski Owczarek Podhalanski auf unserem <strong>Mauritiushof</strong> im Waldviertel<br />
willkommen heissen!<br />
Im Anschluss stellen Marzena und Lukasz Hartabus ihren Zwinger „Nutrena“ vor:<br />
Kennel “NUTRENA” with cynological traditions since 1970<br />
In our kennel we attach great attention to the physical and mental health of our<br />
dogs. Therefore, all of our dogs of our breeding have made tests: HD, ED, OCD,<br />
Heart test, eye test, and all are healthy. Puppies in our kennel are under constant<br />
control of the veterinary clinic, where are several times dewormed and vaccinated<br />
against infectious diseases and viral. Our long-term working with dogs, studies<br />
on department of biology and cultivating of animal – agriculture of Uniersity in<br />
Krakow – about reproduction of dogs end master work and title of Assistant of<br />
International Judge help guide us in professional kennel way.<br />
This knowledge and experience help us to learn new owners in put first steps in<br />
breeding and shows. We invite you also to visit our website<br />
www.podhalan.com.pl
Frühling<br />
im<br />
Garten
Gartenarbeit im Frühling<br />
Sobald der letzte Schnee verschwunden ist und die Tage wärmer werden, sehnt man sich<br />
bereits nach den ersten Frühlingsboten, saftig grünen Wiesen, aber vor allem auch nach dem<br />
eigenen Garten.<br />
Schon lange bevor die Gartensaison so richtig beginnt, kann man mit den ersten<br />
Vorbereitungen beginnen.<br />
Mit den folgenden Arbeiten starten sie das Gartenjahr:<br />
Laub entfernen:<br />
<br />
Angesammeltes Laub soll auf<br />
Rasenflächen, Pflanz- und Kiesflächen,<br />
sowie auf Wegen und in versteckten<br />
Ecken entfernt werden. Die nicht<br />
entfernte Blätterschicht fördert<br />
Krankheiten und Schädlinge.<br />
Vor allem in Teichen und Wasseranlagen<br />
muss man hier besonders gründlich<br />
sein, da der zusätzliche Eintrag von<br />
Stickstoff das Wasser und den<br />
biologischen Kreislauf stark<br />
beeinträchtigen kann. Das gesammelte<br />
Laub kann kompostiert und somit<br />
natürlich wieder eingebracht werden.<br />
Staudenbeete:<br />
<br />
Abgestorbenen Pflanzenteile werden entfernt. Auch Gräser, die im Herbst<br />
zusammengebunden wurden, kann man mit Hilfe einer Heckenschere bodennahe<br />
abschneiden. Jetzt ist auch der richtige Zeitpunkt zum Teilen der Stauden. Funkien, Phlox,<br />
Rittersporn, Gräser, Taglilien und viele andere werden grob ausgestochen und mit einem<br />
scharfen Messer oder Spaten geteilt. Auf jedem Pflanzenteil sollten Jungtriebe und Wurzelteile<br />
vorhanden sein, um das Anwachsen zu gewährleisten.<br />
In bestehenden Beeten die Erde auflockern, mit <strong>Natur</strong>kompost anreichern und ev. Hornspäne<br />
leicht einarbeiten. Falls kein Kompost zur Verfügung stehen sollte, kann man auch<br />
biologischen Handelsdünger verwenden. Auch etwas Kalk auftragen.<br />
Im Anschluss die Pflanzfläche mulchen, um das Erdreich vor dem Vertrocknen zu schützen.<br />
Aber Achtung mit Rindenmulch: Die darin enthaltene Gerbsäure lässt den Boden mit der Zeit<br />
sauer werden (PH-Wert sinkt) und somit beginnen die Pflanzen die Blühkraft einzustellen bzw.<br />
sie entwickeln einen Kümmerwuchs oder gehen ein.<br />
Beete, die lange mit Rindenmulch abgedeckt wurden, freuen sich über eine Kalkgabe.
Rasenfläche überarbeiten:<br />
Im Winter haben sich die Grashalme oft umgelegt bzw. Schneeflächen haben ihn fast luftdicht<br />
abgeschlossen.<br />
Am Besten mit einem Laubbesen (Federbesen) grob abrechen. Die abgestorbenen Grasteile<br />
werden entfernt und bereits nach dem ersten Schnitt kann sich der Rasen gut erholen.<br />
Falls sie Probleme mit Schneeschimmel haben, kann auf eine bestehende Schneedecke<br />
schon etwas Kalk gegeben werden. Dieser hemmt den Schimmel. Kalk unterbindet auch das<br />
Wachstum von Moos. Achtung! Nicht zu viel auftragen, da der Ph-Wert des Rasens am Besten<br />
bei 6,9 liegt. Das ist ganz leicht sauer.<br />
Die erste Düngung kann auch jetzt Mitte <strong>März</strong>, Anfang April erfolgen. Bitte bevorzugen sie<br />
biologische Dünger. Mit dem Vertikutieren sollte aber unbedingt noch bis Mitte Mai gewartet<br />
werden.<br />
Um den Rasen noch perfekt in Szene zu setzen stechen sie die Rasenkanten nach und<br />
bessern beschädigte Stellen aus.<br />
Sträucherschnitt:<br />
<br />
Immergrüne Sträucher werden erst nach dem Winter zurückgeschnitten. Bei Pflanzen mit<br />
größeren Blättern (Kirschlorbeer) hat es sich bewährt, sich die Zeit zu nehmen und statt der<br />
Heckenschere, die Baumschere zu benutzen. Da die Schnittstellen der angeschnittenen Blätter<br />
dann nicht braun werden.<br />
Beim Strauchschnitt im Allgemeinen: Blütensträucher erst nach der Blüte Mitte Mai schneiden.<br />
Hierbei auch darauf achten, dass man der Pflanze auch von innen Äste herausnimmt bzw.<br />
ältere entfernt.
Obstbaumschnitt:<br />
<br />
Vor der Blüte kann man sehr gut erkennen, wo der Baum Blätter bzw. Blüten ansetzt und somit<br />
einen ertragsorientierten Schnitt durchführen. <br />
Für Anfänger empfehle ich am Besten eine eigenen Obstbaumschnittkurs oder sich einen<br />
Fachmann zu holen.<br />
Wenn nicht auf Ertrag gewartet wird, bietet sich auch ein Sommerschnitt sehr gut an.<br />
Gießen im Winter und Frühling:<br />
<br />
Die häufigste Ursache für das Sterben immergrüne Pflanzen ist das Vertrocknen. In<br />
schneearmen bzw. regenarmen Wintern gehörten Bux und Co gegossen. Vor allem<br />
Topfpflanzen, die unter einem Dach stehen, darf man nicht vergessen.
Reinigungs- und<br />
Pflegearbeiten:<br />
Um den ganzen Garten im Glanz<br />
erstrahlen zu lassen gehören auch<br />
Wege, Töpfe und Sitzmöglichkeiten<br />
gereinigt.<br />
Das Warten der Gartenwerkzeuge<br />
ist auch besonders wichtig. Spaten,<br />
Harken, Schaufeln und Scheren<br />
schleifen. Nur mit einem<br />
ordentlichen Werkzeug kann man<br />
gut arbeiten.<br />
Pflanzenanzucht:<br />
Anfang <strong>März</strong> beginnt man mit der Anzucht von Gemüsepflanzen, aber auch einjährigen Blumen.<br />
Die Fensterbank ist hier der ideale Ort. Auch wenn draußen noch etwas Schnee zu sehen ist,<br />
bekommt man schon Vorfreude auf das Frühjahr.<br />
Wichtig! Pflanzen beschriften. Ideal ist es auch die Saatgutsäckchen aufzubewahren, dass man<br />
die Sorten, falls sie sich sehr gut gemacht haben, das nächste Jahr noch kennt.<br />
Gartenplanung und Umgestaltung:<br />
Der Winter und der Frühlingsanfang sind der ideale Zeitpunkt um sich Gedanken über die<br />
Gestaltung des Gartens zu machen. Vor allem können pflanzliche Änderungen optimal im<br />
Frühling umgesetzt werden.<br />
Ich wünsche ihnen einen sonnigen Start in die Gartensaison!<br />
Gartenplanung<br />
Ing. Ingrid Schwödiauer<br />
Gärtnermeisterin aus Steyr<br />
Wunschgartenplanung@gmx.at<br />
www.wunschgartenplanung.jimdo.com
Bärlauch<br />
Gesund in den Frühling<br />
Botanischer Name: Allium ursinum<br />
Volksnamen: Bärenlauch, Hexenzwiebel, Wurmlauch, Ramsen,<br />
Waldknoblauch, Wilder Knofel<br />
Pflanzenfamilie: Liliengewächse (Liliaceae)<br />
Wegen des starken Geruchs nach Knoblauch war der Bärlauch schon seit dem Mittelalter<br />
in seiner Eigenschaft als „vertreibende Kraft“ bekannt. Er trägt den Namen des<br />
Bären, der ihn nach dem Winterschlaf auch zur Stoffwechselsteigerung und Blutreinigung<br />
dem Vernehmen nach fressen soll. Der Bär selbst war ein keltischer Frühlingsbringer, ein<br />
Symbol für den Sonnengott. Mit seinem Erscheinen war die Kraft des Winters gebrochen,<br />
der Beginn des Frühlings war da.<br />
Bärlauch muß vor allem frisch genossen werden. Verwendet wird die Zwiebel (Bulbus<br />
allii ursini) als auch die Blätter. Die getrocknete Pflanze hat keine Heilkraft !<br />
Gefährlich ist die Verwechslung mit dem giftigen Maiglöckchen, der Herbstzeitlose bzw.<br />
dem Aronstab. Alle drei Pflanzen kommen in ähnlichen Regionen vor, allerdings ist der<br />
Bärlauch aufgrund seines deutlichen Knoblauchgeruchs, der nur ihm eigen ist, von<br />
allen anderen Pflanzen zu unterscheiden.<br />
Heilwirkung:<br />
Schon den alten Römern war der Bärlauch als Heilkraut bekannt. Er wurde auch als<br />
„Römischer Knoblauch“ mancherorts bezeichnet. Der Mundartname „Rämschelen“ ist<br />
wohl vom alten Namen „Römischer Salat“ abgeleitet worden.<br />
Kräuterpfarrer Johann Künzle (geboren 3. September 1857 in St. Gallen; †<br />
9. Januar 1945 in Zizers) aus der Schweiz schreibt zum Bärlauch<br />
folgendes:<br />
…...wohl kein Kraut der Erde ist so wirksam zur Reinigung von<br />
Magen, Gedärmen und Blut wie der Bärlauch. Ewig kränkelnde<br />
Leute mit Flechten, Furunkeln und Ausschlägen versehen, sollten den Bärlauch<br />
verehren wie Gold. Die jungen Leute würden aufblühen wie ein Rosenspalier und<br />
aufgehen wie die Tannenzapfen an der Sonne……<br />
Pfarrer Künzle empfahl den Bärlauch wie Schnittlauch zu schneiden und jeweils eine<br />
Hand voll beim Anrichten in die Suppe zu geben.
Der kräuterkundige österreichische Biologe Richard Willfort (1905 - 1978) beschreibt in<br />
seinem bedeutenden Kräuterbuch „Gesundheit durch Heilkräuter“ den Bärlauch als<br />
ausgezeichnetes volksheilkundliches Heilmittel bei Arterienverkalkung (Arteriosklerose),<br />
besonders wenn diese schon weit fortgeschritten wäre. Er erwähnt die blutdrucksenkende<br />
Wirkung, die frühere Verwendung bei Wurmerkrankungen und auch bei Leberleiden. Er<br />
empfiehlt ihn auch als vorzügliches Reinigungsmittel für Magen und Darm.<br />
Die oft umstrittene oberösterreichische Kräuterfrau Maria Treben (1907-1991)<br />
teilt im Wesentlichen die Meinungen der beiden Kräuterkundigen und meint gleichzeitig, der<br />
Bärlauch wäre in seiner Eigenschaft ähnlich dem Knoblauch, nur bedeutend heilkräftiger.<br />
Laut Maria Treben eignet sich der Bärlauch besonders gut für Entschlackungskuren<br />
im Frühjahr beziehungsweise zur Besserung chronischer Hautkrankheiten.<br />
Sie empfiehlt zur Entschlackung die Bärlauchblätter klein geschnitten aufs Butterbrot<br />
zu legen, fein zerhackt in die tägliche Suppe zu geben, auf Kartoffel, in Knödel und<br />
sonstige Speisen zu verarbeiten, deren Geschmack man ansonsten mit Petersilie<br />
verbessert.<br />
Zubereitungen:<br />
Auch als Spinat oder Salat kann man die<br />
Blätter zubereiten. Kräuterkundige<br />
empfehlen aber zur Spinatbereitung auf<br />
Grund des beißenden Geschmacks den<br />
Bärlauch mit Brennesselblättern zu<br />
vermischen.<br />
Bärlauchzwiebel können so verwendet<br />
werden wie Knoblauch.<br />
Besonders magenempfindliche Menschen<br />
sollen Blätter und Zwiebel klein schneiden,<br />
anschließend mit warmer Milch<br />
übergießen, etwas ziehen lassen und dann<br />
diese Flüssigkeit schluckweise trinken. Die<br />
Wurzel pur würde die Magenschleimhaut<br />
zu sehr angreifen.<br />
Maria Treben empfiehlt das Sammeln der<br />
jungen Blätter im April und Mai, also noch<br />
vor der Blüte.<br />
Die Zwiebel erst im Spätsommer und<br />
Herbst.<br />
Besonders bekannt ist bei uns die<br />
Zubereitung von Bärlauchpesto, also<br />
gehacktem Bärlauch mit feinem Olivenöl übergossen, mit gerösteten Nusskernen gespickt<br />
und mit edlem Parmesan vermengt, als wunderbares Pesto auf guten Nudeln oder als<br />
Aufstrich auf getoastetem Brot serviert
Bärlauchgeist<br />
Die Kräuterkundigen empfahlen auch die Zubereitung von Bärlauchgeist, damit man die<br />
Heilkraft des Bärlauchs auch jenseits der üblichen Ernteperiode zur Verfügung hat –<br />
getrocknet verliert er ja wie bereits erwähnt seine Wirkung !<br />
Heute kann man gehackten Barlach auch einfach einfrieren und später wieder verwenden.<br />
Für den Bärlauchgeist werden kleingeschnittene Blätter oder Zwiebel locker bis zum Hals in<br />
eine Flasche gefüllt, mit 40%igem Korn übergossen und 14 Tage in der Sonne am<br />
Fensterbrett zur Reife gestellt. Anschließend kann man 4 x täglich 10-15 Tropfen in etwas<br />
Wasser zu sich nehmen.<br />
In der Volksheilkunde soll Bärlauch bei Arterienverkalkung, hohem Blutdruck, Schwindel,<br />
Druck im Kopf und Beklemmungen, also Symptomen hohen Blutdrucks, Besserung bringen.<br />
In der heutigen Zeit müssen wir hier wohl anmerken, dass moderne blutdrucksenkende<br />
Medikamente wohl bei weitem überlegen und vor allem dauerhaft eingesetzt werden<br />
können. Dennoch bleibt die stoffwechselaktivierende, belebende und vitalisierende Wirkung<br />
auf den winterschlappen Organismus bestehen.<br />
Nicht zu vergessen der wunderbare Genuss dieser Heilpflanze als gehaltvollen Brotaufstrich<br />
mit Topfen, feines Pesto oder als Zugabe zur Frühlingskräutersuppe.<br />
Dr.med. Dieter Schaufler<br />
Arzt für Allgemeinmedizin<br />
Kneipparzt und Kräuterarzt<br />
www.zentrum-mauritiushof.at<br />
Weiterführender Link<br />
http://www.zentrum-mauritiushof.at/mauritiushofacademy-unsere-lehrgänge/wifi-heilkräuterlehrgang/
Die Neunkräuter -<br />
Suppe<br />
alter Krafttrunk
Die Brennessel war seit alters her unabdingbarer Bestandteil der so genannten<br />
Gründonnerstags- oder Neunkräutersuppe<br />
Je nach Landstrich bestand diese Kräutersuppe oft aus den frischen Trieben des<br />
Scharbockskrauts, Trieben verschiedener Kressearten, Vogelmiere, Schafgarbe,<br />
Gänseblümchen, Giersch, Löwenzahn, Labkraut, Gundelrebe oder anderer regionaler<br />
Wildkräuter.<br />
Der Name Scharbockskraut eines dieser oft gelbblühenden Frühjahrsboten zeugt noch<br />
von der Verwendung dieser Neunkräutersuppe oder Gründonnerstagssuppe<br />
gegen den Skorbut (Vitamin C Mangel), den Scharbock.<br />
Dass genau neunerlei Kräuter zur Zubereitung dieser besonderen Suppe Verwendung<br />
fanden, stammt noch aus alten keltischen Traditionen. Den Kelten war die Zahl drei eine<br />
magische Zahl und drei mal drei Kräuter sollten gegen vielerlei Unheil und Krankheit<br />
besonders wirksam sein. So wurden eben genau neun Kräuter zum Kochen verwendet.<br />
Eigentlich brauchen wir nur vor die eigene Haustüre zu treten, um einige schöne<br />
Frühlingskräuter, die wir alle kennen zur Zubereitung dieser Suppe zu finden:<br />
Denken wir nur an die jungen Triebe der Brennessel, die Blätter des Löwenzahns, die<br />
Blätter und Blüten vom Gänseblümchen, die Vogelmiere und vielleicht die ersten Triebe von<br />
Wegerich und Labkraut - es müssen ja nicht gleich alle neun Kräuter in unsere hauseigene<br />
Kraftsuppe wandern ! Auch 4 oder 5 dieser Kräuter werden unseren Stoffwechsel ankurbeln<br />
und in Schwung bringen !<br />
Hier ein Rezept für unsere Kräutersuppe:<br />
Feingehackte Zwiebel in etwas Butter oder Pflanzenöl andünsten, mit Suppenbrühe<br />
oder Suppenwürfel und Wasser ablöschen, vielleicht etwas Mehl zur Eindickung beigeben.<br />
Erst zum Schluß feingehackte junge Pflanzentriebe der genannten Kräuter dazu geben, nur<br />
kurz aufwallen lassen, damit die wertvollen Inhaltsstoffe nicht zerkochen. Eventuell kann<br />
man etwas Obers, Rahm, ein gequirltes Ei oder ähnliches beifügen. Auch kann die Suppe<br />
mit dem Pürierstab weiter zerkleinert werden.<br />
Alexander von Humboldt (1769-1859) pflegte alljährlich folgende<br />
Suppe täglich über 2-3 Wochen einzunehmen:<br />
Gundelrebe, Schafgarbenblätter, Gänseblümchen, Brunnenkresse,<br />
Kerbelblätter, Brennessel und Spitzwegerichblätter werden mit<br />
kaltem Wasser rasch abgespült, klein geschnitten, mit kaltem<br />
Wasser angesetzt und einmal ganz kurz zum Aufkochen gebracht.<br />
Die Suppe wird mit etwas, in Butter leicht gebräuntem Mehl angerichtet<br />
und mit gerösteten Schwarzbrotschnitten und Schnittlauch serviert.
WIFI. Wir bringen Sie auf Kurs.<br />
Mensch und <strong>Natur</strong><br />
Auszug aus dem Kursbuch 2015/16<br />
Lehrgang Heilkräuter<br />
85 TE<br />
€ 1.990<br />
zuzügl. Prüfungsbeitrag € 180<br />
Lehrgang <strong>Natur</strong>-Kinesiologie<br />
120 TE<br />
€ 2.490<br />
zuzügl. Prüfungsbeitrag: € 180<br />
Gegen alles ist ein Kraut gewachsen<br />
Entdecken Sie gemeinsam mit Kräuterarzt Dr. Dieter Schaufler<br />
die Grundlagen und Kenntnisse der medizinischen, aber vor<br />
allem auch der überlieferten volksheilkundlichen Anwendung<br />
unserer heimischen Heilkräuter. Etwa 60 verschiedene heimische<br />
Heilpflanzen werden nach Aussehen, Verwendung und<br />
medizinischer Wirksamkeit vorgestellt und gemeinsam im Kräutergarten<br />
am <strong>Mauritiushof</strong> oder auf den umliegenden Wiesen und Wäldern<br />
aufgesucht und besprochen - in Begleitung mit Tragkörben ausgestatteten<br />
Ponys und Packziegen.<br />
DIPLOM<br />
ZEUGNIS<br />
Im Mittelpunkt stehen die korrekte Dosierung, verschiedene Anwendungsmöglichkeiten<br />
wie Tee, Wickel, Presssäfte, Inhalationen, Auflagen,<br />
Verreibungen, Pulver etc. Auch die gemeinsame Herstellung von<br />
Kräuterschnäpsen, Kräuterlikören, Tinkturen, Kräuterölen, Kräuterweinen,<br />
Kräuteressig oder Kräuterkissen sind wichtige praktische Inhalte.<br />
Natürlich werden Sie auch Kräutersalben und Einreibungen herstellen.<br />
Das reiche praktische Wissen von Kräuterarzt Dr. Dieter Schaufler,<br />
geprägt durch viele Jahre und Erfahrung mit zufriedenen Patienten,<br />
garantiert einen lebendigen, spannenden und abwechslungsreichen<br />
Lehrgang im wunderschönen Waldviertel.<br />
Der Lehrgang Heilkräuter gliedert sich in 5 Module zu je 2 Tagen,<br />
und richtet sich an alle Interessierte, ebenso an Personen aus dem<br />
Gesundheits- und Sozialwesen sowie aus dem pädagogischen Bereich.<br />
Trainer: Dr. med. univ. Dieter Schaufler, Arzt für Allgemeinmedizin<br />
und Kneipparzt.<br />
Waldhausen 23.4. - 2.10.<strong>2016</strong><br />
13001015k<br />
Sa, So 10.00 - 18.00<br />
Prüfung: 22.10.<strong>2016</strong><br />
Lernen Sie Ihren Energiehaushalt zu harmonisieren!<br />
Dieser Lehrgang versucht, sich mit Hilfe kinesiologischer<br />
Muskeltestung unseren menschlichen energetischen Wurzeln<br />
in der <strong>Natur</strong> zu nähern. Welche Energien aus der <strong>Natur</strong> können<br />
wir nutzen, um Menschen wieder ins Gleichgewicht zu<br />
bringen, Harmonie in uns selbst zu finden? Wie setzen wir<br />
das praktisch kinesiologisch um?<br />
DIPLOM<br />
ZEUGNIS<br />
Im reflektierten Umgang mit den Tieren erhalten Sie während des<br />
Kurses ein Spiegelbild Ihrer eigenen energetischen Ausstrahlung und<br />
Wirkung auf andere. Gerade dieses Feedback wird Ihnen später helfen,<br />
bei Ihren Kundinnen und Kunden sinnvolle Dienste zur energetischen<br />
Harmonisierung leisten zu können.<br />
Auch die strikte Abgrenzung der kinesiologischen Energiearbeit zu<br />
heilenden Berufen ist Thema dieses Lehrgangs. Dies wird unter anderem<br />
durch die Wahl des Lehrgangsleiters, ein erfahrener Arzt und<br />
Psychosomatiker, garantiert. Eben gerade dieser eigenständige und<br />
abgegrenzte Raum für Energiearbeit mit <strong>Natur</strong> und Kinesiologie bietet<br />
ein einzigartiges und wunderbares Arbeitsfeld im Dienst für Menschen,<br />
das Sie nicht ungenutzt lassen sollten.<br />
Trainer: Dr. Dieter Schaufler<br />
Waldhausen 19.3.<strong>2016</strong> - 15.1.2017<br />
12281015k<br />
Sa 9.00 - 19.30, So 8.30 - 18.00<br />
Prüfung: 18.2.2017<br />
TE = Trainingseinheit (50 Minuten) / Vorbehaltlich Änderungen und Druckfehler<br />
Anmeldung/Kontakt WIFI Niederösterreich: T 02742 890-2000, F 02742 890-2100, E kundenservice@noe.wifi.at, I www.noe.wifi.at
KURSÜBERSICHT<br />
Online buchen auf www.noe.wifi.at<br />
Lehrgang zum Tiertrainer<br />
310 TE<br />
€ 2.900<br />
zuzügl. Prüfungsbeitrag: € 180<br />
Personal-Coach im tiergestützten Setting<br />
310 TE<br />
€ 4.980<br />
zuzügl. Prüfungsbeitrag € 350<br />
Gemeinsames tierschutzgerechtes Tiertraining<br />
Mit Tieren professionell zu arbeiten und sie entsprechend<br />
auszubilden - für viele von uns ist dies ein beruflicher<br />
Wunschtraum. Dieser Lehrgang richtet sich speziell an all<br />
jene Menschen, die Freude an der Arbeit mit Tieren haben,<br />
selbst schon jahrelang Tiere besitzen und sich ein neues Berufsfeld<br />
erarbeiten möchten. Tiere mit bestimmten Fähigkeiten und<br />
gezielten Ausbildungen werden für spezielle Dienstleistungen zum<br />
Beispiel in der Filmbranche oder am Theater gebraucht, oft aber benötigen<br />
Tierbesitzer Rat und Hilfe bei der Grundausbildung und dem<br />
weiterführenden Training ihrer vierbeinigen oder gefiederten Heimtiere.<br />
DIPLOM<br />
ZEUGNIS<br />
Theoretische Inhalte:<br />
■ Grundlagen und Geschichte des Tiertrainings<br />
■ Lerntheorien, Prägung, Sozialisation, Formen der Konditionierung<br />
■ Diverse Aspekte aus der Verhaltensbiologie<br />
■ Ethologische Grundlagen<br />
■ Nonverbale/Verbale Kommunikation<br />
■ Körpersprachliche Aspekte bei Mensch und Tier<br />
■ Tierschutz und Tierhalteverordnung<br />
■ Veterinärmedizinische Aspekte/Zoonosen<br />
■ Erste Hilfe beim Tier<br />
■ Ethologie des Hundes, calming signals, Körpersprache und Ausdruck<br />
■ Rassenkunde<br />
■ Artgerechtes Hundetraining<br />
Praktische Inhalte: 120 Stunden Pflichtpraktikum an vom Veranstalter<br />
anerkannten und genannten Praktikumsbetrieben. Unentgeltliches<br />
Pflichtpraktikum ist auch am Zentrum <strong>Mauritiushof</strong> möglich. Während<br />
der Praktikumszeit ist die Arbeit mit mindestens 5 verschiedenen<br />
Tierarten nachzuweisen.<br />
Abschluss: Kommissionelle Diplomprüfung mit Vorstellung der eigenen<br />
Projekthomepage und mündliche Beantwortung vorgetragener<br />
Lehrgangsinhalte. Dieser Lehrgang soll Ihnen praktische und theoretische<br />
Kenntnisse für die Arbeit mit vielen Tierarten, rechtliche Grundlagen<br />
wie Tierhalteverordnung und Tierschutzgesetz, aber auch alle<br />
Erfordernisse und Wissen zur Haltung und dem artspezifischen Verhalten<br />
der meisten Haus- und Nutztiere vermitteln.<br />
Trainer: Dr. Dieter Schaufler<br />
Waldhausen 2.4.<strong>2016</strong> - 22.1.2017<br />
12023015k<br />
Sa, So 9.00 - 18.00<br />
Prüfung: 18.3.2017<br />
Schaue in die Augen deines Tieres und du kannst erkennen,<br />
wer du selbst bist!<br />
Der Lehrgang vermittelt Grundlagen und Praxis tiergestützter<br />
Aktivitäten sowie tiergestützter pädagogischer und sozialer<br />
Fördermaßnahmen. Darauf aufbauend erlernen Sie den gezielten<br />
Einsatz von Tieren im Personal-Coaching. Bereitschaft<br />
zur Selbsterfahrung, soziale Kompetenz, Kreativität und Erfahrung im<br />
Umgang mit Tieren sind wichtige Voraussetzungen für die Arbeit mit<br />
dazu geeigneten Therapie-Tieren.<br />
DIPLOM<br />
ZEUGNIS<br />
Teilnehmer/innen: Menschen aus Berufsgruppen mit pädagogischer,<br />
sozialer, medizinischer, psychologischer oder therapeutischer Ausrichtung<br />
sowie Menschen aus Berufsgruppen mit Begleitungs- oder<br />
Unterstützungsarbeit. Aber auch engagierte Menschen aus anderen<br />
Berufen, Mindestalter 21 Jahre, nach einem positiven Evaluierungsgespräch.<br />
Eigene Erfahrung im Umgang mit Tieren wird vorausgesetzt.<br />
Inhalte:<br />
■ Grundlagen: Pädagogik, Psychologie, Psychotherapie, artgerechte<br />
Tierhaltung, tiergestütztes Arbeiten, Tierschutzverordnungen<br />
■ Spezifische Coaching-Werkzeuge<br />
■ Praxis des positiv verstärkenden Tiertrainings<br />
■ Grundlagen der Methodik des ethisch stimmigen Umgangs mit<br />
Mensch und Tier<br />
■ Praxisorientiertes Lernen und eigenes Erleben im Umgang mit<br />
Mensch und Tier<br />
Abschluss: Kommissionelles Abschlussgespräch über Lehrgangsinhalte<br />
sowie Inhalte der Projektarbeit und 30-minütiges Coaching im<br />
tiergestützten Setting. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Teilnehmer/innen<br />
ein WIFI-Diplom.<br />
Trainer: Dr. Dieter Schaufler<br />
Waldhausen 30.4.<strong>2016</strong> - 23.4.2017<br />
12128025k<br />
Sa 9.00 - 19.30, So 8.30 - 18.00<br />
Prüfung: 13.5.2017<br />
IMPRESSUM | Medieninhaber, Herausgeber: Wirtschaftskammer NÖ, Landsbergerstraße 1, 3100 St. Pölten | Gestaltung: WIFI NÖ, 3100 St. Pölten<br />
INFORMATION & ANMELDUNG<br />
Für Ihre Fragen zum WIFI-Weiterbildungsangebot (Kursinformation, Beratung, Förderungen)<br />
und zur Anmeldung steht Ihnen unser Kundenservice gerne zur Verfügung!<br />
WIFI Niederösterreich<br />
Mariazeller Straße 97, 3100 St. Pölten<br />
T 02742 890-2000 E kundenservice@noe.wifi.at<br />
F 02742 890-2100 I www.noe.wifi.at<br />
Fordern Sie das<br />
KURSBUCH 2015/16<br />
an oder suchen Sie gleich<br />
online auf www.noe.wifi.at