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Fotos: Lechner / privat<br />

Herr über 60 Völker<br />

Meinrad Falkeis aus Kauns<br />

setzt sich für die Dunkle Biene ein<br />

Mit der Errichtung eines Schutzgebietes<br />

für die Dunkle Biene ist<br />

ein wesentlicher Schritt zur Rettung<br />

bzw. zum Erhalt der so genannten<br />

Braunelle, einer Urtiroler<br />

Bienenart, geglückt. Ebenso emsig<br />

wie seine Bienen, setzen sich dabei<br />

die Imker des Bienenzuchtvereins<br />

Kauns-Kaunerberg-Kaunertal<br />

unter ihrem Obmann Meinrad<br />

Falkeis für deren Erhalt ein. Und<br />

die Zahl der Imker nimmt laufend<br />

zu. Heute arbeiten bereits wieder<br />

30 Imker mit der Dunklen Biene.<br />

Heftig umschwärmt wird Meinrad<br />

Falkeis aus Kauns. In seinem Garten<br />

summt und brummt es wie in<br />

einem Bienenstock. Seine Bienen<br />

sind Lebensmittelpunkt und Lebensziel<br />

des 54-jährigen Kaunertalers.<br />

Und das kam so: „Ich setzte<br />

mich von Anbeginn für den Erhalt<br />

unserer heimischen Bienenart, die<br />

Braunelle ein. Nachdem diese mit<br />

nur 1.000 Bienenvölkern österreichweit<br />

am Aussterben ist, ist es<br />

gelungen, gemeinsam mit dem<br />

Naturpark Kaunergrat, dem Imkerverein<br />

der Landwirtschaftlichen<br />

Lehranstalt Imst und dem Nationalpark<br />

Stelvio ein Interreg-Kleinprojekt<br />

zum Schutz der Braunelle<br />

ins Leben zu rufen. Nun ist das<br />

ganze Kaunertal mit Kauns und<br />

Kaunerberg das Tal der Dunklen<br />

Biene“, freut sich der Bienenobmann<br />

über den Erfolg, dem ein<br />

jahrelanges Ringen um Anerkennung<br />

des Schutzgebiets voranging.<br />

2011 wurde ein 7.400 Hektar großes<br />

Schutzgebiet im Kaunertal ausgewiesen.<br />

Zum Unterschied der weit verbreiteten<br />

Carnica weist die Dunkle<br />

Biene eine dichte Behaarung auf,<br />

sie ist robust und resistent gegen<br />

Witterungseinflüsse. Wie der<br />

Name schon sagt, besitzt sie ein<br />

sehr dunkles Erscheinungsbild.<br />

Jahrhunderte lang war die Dunkle<br />

Biene die Wirtschaftsbiene unserer<br />

Vorfahren sowie in ganz Mittelund<br />

Nordeuropa beheimatet und<br />

gilt als Urtyp der Honigbiene. Um<br />

1850 stand die Dunkle Biene auf<br />

dem Höhepunkt ihrer Verbrei-<br />

„Vater“ des Schutzgebietes für die Urtiroler Biene „Braunelle“: Meinrad Falkeis aus Kauns.<br />

tung, wurde aber durch Verdrängungszucht<br />

auf wenige Restbestände<br />

reduziert.<br />

Ihr Niedergang gründet in den<br />

Nachkriegsjahren, als die Imker<br />

keine Mittel hatten, ihre Bienenvölker<br />

mit Zuckernahrung über<br />

den Winter zu bringen und ihnen<br />

im Frühjahr Bienen-Völker zu<br />

günstigen Preisen zur Verfügung<br />

gestellt wurden. In Landeck landeten<br />

die so genannten „Paketbienen“<br />

aus Ober- und Niederösterreich<br />

und wurden an die Interessenten<br />

verteilt. Der Bestand der<br />

Braunelle schrumpfte massiv.<br />

Heute sind wieder über 400 Völker<br />

zu je rund 20.000 Bienen im<br />

Schutzgebiet unterwegs. „Wir<br />

haben in den letzten Jahren bereits<br />

einiges erreicht, so z.B. haben wir<br />

eine kontrollierte Königinnenzucht<br />

im Hinterautal im Karwendel<br />

installiert, die Auswahl der<br />

Zuchtvölker erfolgt am Prüfhof in<br />

Kauns und wir haben ein tragfähiges<br />

Übereinkommen mit den<br />

Wanderimkern. Des Weiteren<br />

haben wir auch die Vermarktung<br />

der Bienenprodukte auf Schiene<br />

gebracht. So ziert „Melli“, das<br />

Maskottchen der Kaunertaler<br />

Braunelle, die einheitlichen Etiketten<br />

der Kaunertaler Bienenprodukte.<br />

Wie Honigliebhaber bereits bemerkt<br />

haben, war die heurige Ausbeute<br />

an Honig gering. „Unterschiedlich“,<br />

wie Meinrad Falkeis<br />

korrigiert. In manchen Regionen<br />

war es ein gutes Honigjahr, so im<br />

Kaunertal durchschnittlich, einen<br />

Katzensprung weiter wie in Kauns<br />

verzeichnete man Ausfälle. Für<br />

Meinrad Falkeis war es seit 35 Jahren<br />

das schlechteste Bienenjahr<br />

überhaupt. Hauptverantwortlich<br />

dafür war die Witterung. Allgemein<br />

gesehen bemängelt der Imker<br />

aber die Bewirtschaftungsweise der<br />

Landwirtschaft, die wenig bienenfreundlich<br />

ist. Die Artenvielfalt<br />

wurde durch die Silagewirtschaft<br />

verdrängt. Kostbare Blühgewächse<br />

fehlen. „Im Vergleich zur Stadt, wo<br />

es die `Balkonimker` gibt, geht es<br />

den Bienen dort oft besser als am<br />

Land...“, meint Falkeis.<br />

Also dürfte es den jüngst im Innsbrucker<br />

Alpenzoo angesiedelten<br />

„Mellis“ gar nicht so schlecht ergehen.<br />

Als krönenden Erfolg für die Bemühungen<br />

der Kaunertaler Imker<br />

und der drei Gemeinden des Kaunertals<br />

wurde ihnen im vergangenen<br />

Jahr vom Lebensministerium<br />

der „Vielfalt leben Gemeindechampion“<br />

zuerkannt.<br />

(leva)<br />

14 8. Oktober <strong>2013</strong>

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