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Wertvoller denn je<br />
Der „Wasser-Engel“ vom Kaunerberg<br />
Walter und Rosi Lutz<br />
Oberdorf 132 · 6543 Nauders<br />
Tel. +43 5473 87710<br />
lutz@stadlwirt.at · www.stadlwirt.at<br />
Foto: Archiv Naturpark Kaunergrat<br />
Wissenswertes und Historisches zum Hangkanal erfahren Interessierte bei den Führungen von Engelbert Neuner.<br />
Auch Kickerlegende Andi Herzog und die Sängerin<br />
Antonia gehören zu den Freunden von Walter Lutz.<br />
kommt man nicht. Aber, wer will denn da eigentlich<br />
schon entkommen? Niemand! Denn<br />
wir sind alle mächtig stolz darauf, dass es solche<br />
Persönlichkeiten wie den Walter Lutz gibt, der<br />
nicht nur selbst die besten Schnitzel machen,<br />
sondern auch den „Rest der Welt“ dazu animieren<br />
will, gut zu essen.<br />
Wer sich in nächster Zeit im Dreiländereck<br />
selbst von den goldgelb-knackigen Spezialitäten<br />
des Multitalents überzeugen möchte, kann dies<br />
noch bis Mitte Oktober ab 16 Uhr direkt im<br />
Dorfzentrum von Nauders tun. Wobei die Speisekarte<br />
selbstverständlich auch abseits von diversen<br />
Fleischgerichten keinen Wunsch übrig<br />
lässt. Denn der Mann, der Österreichs beste<br />
und größte Schnitzel macht und damit getrost<br />
auch als Schnitzelweltmeister bezeichnet werden<br />
kann, versteht sich – wie bereits erwähnt –<br />
auf vielerlei.<br />
Nach 30 Jahren hat Engelbert Neuner sein<br />
Amt in jüngere Hände gelegt. Sein Sohn<br />
Andreas trägt jetzt die Verantwortung für<br />
den Kaunerberger Hangkanal.<br />
Damit ist für den „Engl“, wie er genannt wird,<br />
eine Ära zu Ende gegangen, die für den 71-<br />
Jährigen unermüdlichen Einsatz für die Wasserversorgung<br />
der Landwirtschaften in den<br />
Gemeinden Kauns, Kaunerberg und Faggen<br />
bedeutet hat. Einschließlich der Sanierung des<br />
über zwölf Kilometer langen Bauwerkes bis zu<br />
den Touristen-Führungen entlang der kostbaren<br />
Lebensader. Doch der Reihe nach: „Als ich<br />
zum Obmann der Wassergenossenschaft gewählt<br />
wurde, war der Zustand des Waales sehr<br />
schlecht. Es stand eine Generalsanierung an“,<br />
erinnert sich Engelbert Neuner an das Jahr<br />
1984, in dem er die Leitung der Wassergenossenschaft<br />
angetreten hat. Diese nahm ihr<br />
Schicksal und fünf Millionen Schilling in die<br />
Hand, denn mit der Wasserführung stand das<br />
Wohl und Wehe der Landwirtschaft in einem<br />
der niederschlagsärmsten Gebiete Österreichs<br />
auf dem Spiel. „Wassermangel ist das<br />
schlimmste, und immer wenn`s nicht reicht,<br />
dann läuft das Telefon heiß.“ Das kann mitten<br />
unter der Stallarbeit sein oder beim Heurechnen.<br />
Denn Engelbert Neuner ist auch<br />
Bauer mit Leidenschaft. 15 „Braune“ ernähren<br />
die Steilhänge am „Lieselerhof“ unterm Aifnerspitz.<br />
Sie geben viel Arbeit, aber eine, die<br />
ringsum beschirmt wird von den 3000ern des<br />
Kaunertals. Und – der „Engl“ hält ständigen<br />
Blickkontakt zu seinem Hangkanal, der sich<br />
in optisch gerader Linie oberhalb des Gehöfts<br />
bis zur Gallruttalm zieht. Weiter oben speist<br />
der Gallruttgletscher mit 1.500 Sekundenlitern<br />
auch in Trockenzeiten verlässlich, womit<br />
der Bedarf von rund 250 Sekundenlitern - bei<br />
Vollbetrieb der Bewässerung – leicht gewährleistet<br />
ist. Der Kanal überwindet mithilfe von<br />
Steilrinnen und so genannten “Tosbecken“<br />
von der Wasserfassung auf der Gallruttalpe bis<br />
zur Mündung in den Inn ein Gefälle von<br />
1.061 Höhenmetern. Ein beachtliches Bauwerk!<br />
Sieben Jahre Bauzeit<br />
Bewässert wurden die sonnigen Hänge hier<br />
immer schon, aber mangelhaft und in Dürreperioden<br />
hungerten Mensch und Tier. Mit<br />
dem Marschall-Plan und elf Millionen startete<br />
1947 ein Projekt, das in Österreich seinesgleichen<br />
sucht. Sieben Jahre lang hallten die<br />
Sprengschüsse von den Hängen des Kaunerbergs<br />
ins Tal und kündeten von den ungeheuren<br />
Anstrengungen, sich das segensreiche Nass<br />
dienstbar zu machen. 120 Arbeiter waren den<br />
ganzen Sommer über beschäftigt. Gebaut wurden<br />
zwei Stollen von 500 und 1.000 Metern<br />
Länge. Seit damals versorgt nun ein ausgeklügeltes<br />
Bewässerungssystem die 155 Mitglieder<br />
der Wassergenossenschaft, die Wiesen sind<br />
grün und das Leben blüht.<br />
Die Wasserentnahme ist in einem wöchentlichen<br />
Beregnungsplan, einer „Road“, genau geregelt.<br />
Von Mitte April bis Anfang November<br />
werden rund 170 Hektar landwirtschaftliche<br />
Flächen beregnet, zum Großteil Grünflächen<br />
für die Viehhaltung, und in Kauns und Faggen<br />
auch einige Obstplantagen.<br />
Waalführungen<br />
Dass es mit dem Aufdrehen des Wasserhahns<br />
beileibe nicht getan ist, erfahren interessierte<br />
Wanderer bei den Führungen von Engelbert<br />
Neuner entlang des Hangkanals. Dabei fasziniert<br />
der Gang durch den einen Kilometer langen<br />
Stollen samt Stirnlampe, Fackeln und fes -<br />
tem Schuhwerk Kinder und Erwachsene gleichermaßen.<br />
Insgesamt beträgt die Gehzeit<br />
vom Wiesenhof bis zur Gallrutt- und Falkaunsalm<br />
etwa dreieinhalb Stunden. Eine<br />
Zeitspanne, die niemals langweilig wird, dank<br />
der Erläuterungen und Geschichten von Engelbert<br />
Neuner, der bereits als Kind den Bau<br />
des Hangkanals miterlebt hat. Anmeldungen<br />
für Führungen sind unter 05449-76304 an<br />
den Naturpark Kaunergrat zu richten. (leva)<br />
9. September <strong>20<strong>14</strong></strong> 41