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ESPRESSO<br />
MIT FRÜHSTÜCK<br />
Zu Besuch beim Neuwirt<br />
alias Goldener Stern.<br />
Ein Beitrag von Wolfgang Tonninger<br />
„Ein bisschen Goldener Stern war der Neuwirt ja immer schon“,<br />
meint Gerhard Wageneder über ein altes Foto aus den 20er<br />
Jahren des vorigen Jahrhunderts gebeugt, auf dem das Gasthaus<br />
Neuwirt zu sehen ist, und deutet auf den Stern über<br />
dem Eingang. Es ist vormittags, wir sitzen im Restaurant des<br />
Goldenen Stern und blättern in der Familienchronik, die bis ins<br />
16. Jahrhundert zurückgeht. Der ganze Tisch ist vollgeräumt<br />
mit Büchern und Ordnern und Bildern. Das etwas düstere Licht<br />
gibt unserem Stöbern eine konspirative Note.<br />
Früher, unter den Kerschbaumers, wurden neben dem Gasthof<br />
auch eine Metzgerei, eine Landwirtschaft und ein Viehhandel<br />
betrieben. Dann kam der Krieg, die Männer sind fort und die<br />
Buben ausgeblieben. Dann kamen die Wageneders und bald<br />
der schillernde Max, sein Vater, der 1960 das Gasthaus zum<br />
„Konditorei-Espresso – Goldener Stern“ ausbaute. Er war Konditor<br />
aus Leidenschaft und ein wilder Hund. Ein talentierter und<br />
begeisterter Fußballer und einmal sogar kurz vor dem Sprung<br />
in die Profikarriere, als der holländische Top-Club Twente Enschede<br />
Interesse zeigte. Dass er 60 Zigaretten am Tag rauchte,<br />
war damals – in Zeiten von Cruyff und Happel – wohl kein<br />
wirkliches Problem. Max entschied sich jedoch für Abtenau<br />
und dafür, als Lehrherr in der internationalen Konditorliga<br />
kräftig mitzumischen.<br />
„Wenn man beim Max gelernt hat, dann hieß das etwas“, erinnert<br />
sich Gerhard, der über einen Umweg in die Gastronomie<br />
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