ZWAR-Zeitung Ausgabe 2 2016

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Die Bottroper ZWAR-Zeitung Die AKTIVE GENERATION Ausgabe 2 2016 Seite 4 Wenn es Herbst wurde, schickten die Eltern mich in den Garten. Es galt, die reifen Pflaumen zu pflücken. Der Vater hatte zwar per Leiter die, unten hängenden, abgeerntet, aber was da mitten im Baum und in der Spitze hing, ließ sich nur unter schwierigen Umständen pflücken. Deshalb schickte man den jüngsten Spross der Familie, den Hans in den Baum, oder die Bäume. Es waren nämlich zwei Viktoria- Pflaumenbäume, die in unserem Garten standen. Für mich begann damit ein Festschmaus. Denn ich durfte beim Pflücken selbstverständlich auch naschen. Das tat ich dann aber auch recht ausgiebig. Die Früchte waren so richtig schön reif, so dass bei jedem Bissen der Saft hervorquoll. Man sollte hierzu wissen, dass Viktoria-Pflaumen ähnlich im Geschmack waren, wie heute die Nektarinen. Auch in der Farbe waren sie ähnlich. Die Größe entsprach der von Hühnereiern. Aber etwas störte das leckere Obstessen. Die lieben Wespen waren nämlich auch auf den Geschmack gekommen und nagten an mehreren Pflaumen herum, wobei sie mich als Störenfried betrachteten. Nun, irgendwann waren schließlich die Bäume leergepflückt.- Mittlerweile brach der Krieg aus und ich wurde nach Süddeutschland in ein KLV-Lager, (KLV= Kinderlandverschickung), geschickt. In einem Gespräch mit einem Kollegen erwähnte ich unsere Viktoria-Pflaumen und sagte ihm, wenn wir wieder nach Bottrop zurück kämen, würde ich ihn einladen mir beim Pflücken zu helfen. Nach ungefähr zwei Jahren kehrte ich nach Hause zurück. Als im Garten die Pflaumenernte wieder begann, war meine Enttäuschung sehr groß. Die Pflaumen, die an dem Baum hingen, hatten statt des süßen Saftes lauter Baumharz im Innern. Fachleute sagten uns, dass die Bäume am Harzfluss litten. Das wäre eine Degenerations-Erscheinung und die Bäume ließen sich nur noch als Brennholz verwerten. In Hessen, wo wir einen Fachmann fragten, sagte der, ihnen sei die Sorte als Eierpflaume bekannt und meinte, diese Art werde wegen der Degenerations-Erscheinungen nicht mehr gezüchtet.
Die Bottroper ZWAR-Zeitung Die AKTIVE GENERATION Ausgabe 2 2016 Seite 5 Man denke sich mein Erstaunen als ich kürzlich einen Baumarkt besuchte und erkannte, dass diese Pflaumensorte doch wieder nachgezüchtet worden war. Unter anderen Themen wurde darüber auch in der Familie gesprochen und meine beiden Töchter planten deshalb, mir einen solchen Baum zum Gebutstag zu schenken. Meine Freude war groß. Ich wähnte mich schon in alte Zeiten zurück und dachte an den süßen Schmaus. Nun ja, zunächst war es ja ein kleiner Baum, der noch wachsen mußte. Die Blüte des kleinen Baumes war einfach wunderschön (siehe Titelbild der Zeitung). Es waren aber auch recht viele Blüten an den Zweigen. Erstaunlicherweise fielen nur wenige ab. An dem kleinen Baum bildeten sich sehr viele Früchte. Auch von den Früchten fielen nicht viele hinunter. Zum Schluß reiften die Pflaumen und waren recht ansehnlich. Zwar waren sie nicht ganz so groß wie die, die ursprünglich in unserem Garten waren, auch waren sie in der Farbe ein wenig dunkler, aber sie schmeckten. Hoffen wir, dass sich der Baum weiter so entwickelt. Hans Schwaak
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