einigkeit 2/2016
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2 / <strong>2016</strong><br />
<strong>einigkeit</strong><br />
Informationen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten<br />
Wir lassen uns nicht spalten!<br />
Unter dem Motto „Wir lassen uns nicht spalten“ haben am 9. April<br />
<strong>2016</strong> in München tausende GewerkschafterInnen, darunter auch<br />
zahlreiche NGG-Mitglieder, für ein Gesetz gegen den Missbrauch<br />
von Leiharbeit und Werkverträgen demonstriert.<br />
Der Protest galt nicht nur dem in allen Branchen<br />
um sich greifenden Lohndumping, sondern<br />
auch der CSU, die einen ohnehin schon<br />
im Sinne der Arbeitgeber abgeschwächten<br />
Gesetzentwurf wochenlang blockiert hatte.<br />
Nur wenige Tage nach der Kundgebung des<br />
Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in<br />
München kamen die Spitzen der Großen Koalition<br />
in Berlin zusammen. Sie einigten sich<br />
unter anderem darauf, dass der im Februar<br />
von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles<br />
vorgelegte Gesetzentwurf unverändert zur<br />
Abstimmung in die zuständigen Bundesministerien<br />
geht. Wichtig ist nun, dass es<br />
während des Gesetzgebungsverfahrens<br />
nicht zu weiteren Verschlechterungen für die<br />
ArbeitnehmerInnen kommt.<br />
Mehr auf Seite 6 und 7<br />
INHALT<br />
Vorgestellt: Kirsten Rossmann S. 2<br />
Zeit für mehr Solidarität S. 3<br />
Starbucks: Mehrarbeitszuschläge<br />
einfordern S. 4<br />
Brauerstreiks in Bayern S. 5<br />
Wir lassen uns nicht spalten! S. 6<br />
Ruhrfestspiele S. 8<br />
Mutterschutz reformieren S. 10<br />
Entsendegesetz: Reformvorschlag<br />
enttäuschend S. 12<br />
<strong>einigkeit</strong> 2 /<strong>2016</strong><br />
1
Foto: Marko Kubitz<br />
ZUR SACHE<br />
„Kümmert euch!“<br />
Drei Landtagswahlen<br />
im März zeigen das<br />
Erstarken von populistischen<br />
Parteien,<br />
allen voran der AfD.<br />
Auch unter Gewerkschaftsmitgliedern<br />
hat sie viele Wähler.<br />
Michaela Rosenberger Und das, obwohl<br />
die AfD gegen vieles<br />
steht, wofür wir Gewerkschafter aktiv<br />
eintreten: Wir stehen fürs Zusammenhalten,<br />
unsere Stärke ist Solidarität. Das geht<br />
nicht zusammen mit einer Parteispitze, die<br />
regelmäßig versucht, Zwietracht zwischen<br />
Menschen zu säen. Ihr ursprünglich arbeitnehmerfeindliches<br />
Wahlprogramm gegen<br />
Mindestlohn, gesetzliche Unfallversicherung<br />
und Absicherung von Alleinerziehenden<br />
spült die AfD jetzt weich. Wohl, um sich<br />
als Sprachrohr des Volkes zu inszenieren.<br />
Wahlanalysen zeigen, dass viele Menschen<br />
nicht für die AfD, sondern gegen die<br />
regierenden Parteien gestimmt haben. Denn<br />
auch wenn - auf unseren Druck hin - mit<br />
Mindestlohn und Rente mit 63 tatsächlich<br />
Erleichterungen für Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer beschlossen wurden,<br />
bleibt offenbar der Gesamteindruck, dass<br />
die Politik zwar Banken retten kann, sich<br />
aber nicht um die Menschen kümmert, die<br />
tagaus tagein dafür sorgen, dass unser Land<br />
so stark und erfolgreich dasteht.<br />
Die Analysen der Wahlforscher und die<br />
Sorgen der Menschen nehme ich ernst und<br />
appelliere deshalb an die Politik: Kümmert<br />
euch um die Probleme! Wir müssen die<br />
Rentenpolitik korrigieren und massenhafte<br />
Altersarmut verhindern. Der Pflegenotstand<br />
muss aufhören und der teilweise entwürdigende<br />
Umgang mit „Hartz-IV-Empfängern“<br />
muss ein Ende haben. Und wir brauchen<br />
endlich gerechtere Löhne und bessere Perspektiven<br />
im Job!<br />
Michaela Rosenberger, NGG-Vorsitzende<br />
Impressum<br />
Die „<strong>einigkeit</strong>“ wird herausgegeben vom<br />
Hauptvorstand der Gewerkschaft Nahrung-<br />
Genuss-Gaststätten, Haubachstraße 76,<br />
22765 Hamburg.<br />
Redaktion: Silvia Tewes M.A. (V.i.S.d.P.)<br />
Tel. (040) 380 13-0, Fax (040) 380 13-220<br />
E-Mail: hv.redaktion@ngg.net<br />
Internet: www.ngg.net<br />
Redaktionsschluss: 21. April <strong>2016</strong><br />
Titelfoto: Irmi Gessner<br />
Satz: Malena Bartel; Druck: BWH GmbH<br />
Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag<br />
enthalten.<br />
VORGESTELLT<br />
„Werkverträge sind die Pest schlechthin“<br />
Gelernt hat sie Tiefdruckretuscheurin, einen<br />
Beruf, den es schon lange nicht mehr gibt.<br />
Kirsten Rossmann (62) arbeitete nach der<br />
Kindererziehungszeit zunächst als Lohnbuchhalterin<br />
auf einem volkseigenen Gut im<br />
Brandenburgischen, bevor sie nach der Wende<br />
und einer Umschulung zur Bürokauffrau<br />
1994 in der<br />
Finanzbuchhaltung<br />
des Gemüse-<br />
und Fruchtsaftherstellers<br />
Dohrn & Timm<br />
in Blankenfelde<br />
anfing. Als<br />
Mitglied des<br />
fünfköpfigen<br />
Betriebsrats<br />
setzt sie sich<br />
dort seit 2006<br />
für die Belange Kirsten Rossmann<br />
ihrer KollegInnen<br />
ein: „Die größte Herausforderung war<br />
damals, dafür zu sorgen, dass unser Betrieb<br />
wieder tarifgebunden ist. Acht Jahre lang<br />
hatten wir keinerlei Lohnerhöhung. Schließlich<br />
hat NGG zu einem Warnstreik aufgerufen.<br />
Der war erfolgreich. Wir haben seither<br />
einen Haustarifvertrag und jährlich Entgelttarifverhandlungen.“<br />
„Wir haben uns um sie gekümmert”<br />
Ein Thema, das Kirsten Rossmann besonders<br />
„umtreibt“, sind Werkverträge und Leiharbeit.<br />
Hierüber hat sie sich in NGG-Schulungen<br />
schlau gemacht: „Vor der Schulung<br />
dachten wir, die Fremdbeschäftigten hier<br />
sind Leiharbeitsbeschäftigte. Die meisten<br />
sind aber über Werkvertrag bei uns tätig. Anfangs<br />
haben sie uns noch nicht einmal ihre<br />
Namen genannt.“ Mittlerweile seien sie ganz<br />
gut integriert, einige<br />
auch fest angestellt<br />
worden. Derzeit<br />
gebe es knapp 100<br />
Stammbeschäftigte,<br />
30 Werkvertragsund<br />
fünf Leiharbeitsbeschäftigte:<br />
„Sie<br />
werden bei uns nicht<br />
ausgegrenzt, wir sitzen in der Pause zusammen<br />
am Tisch. Man kennt sich zum Teil seit<br />
Jahren. Wir haben uns um sie gekümmert.<br />
Sie hatten zum Beispiel noch nicht einmal<br />
eine Garderobe. Da haben wir dafür gesorgt,<br />
dass unser Chef das regelt.“<br />
„Dem Betriebsrat sind die Hände gebunden“<br />
Auch die Flaschensortierer müssen jetzt<br />
Foto: privat<br />
„Wir als Betriebsräte brauchen ein Instrument,<br />
um sofort erkennen zu können,<br />
ob es sich um Leiharbeit oder um einen<br />
Werkvertrag handelt. Als nicht freigestellte<br />
Betriebsräte haben wir keine Zeit für tagelange<br />
Detektivarbeit. “<br />
nicht mehr bei Wind und Wetter draußen im<br />
Hof arbeiten, sondern in einer – wenn auch<br />
unbeheizten – Halle. Was allerdings die<br />
schlechtere Bezahlung der Werkvertragsbeschäftigten<br />
betreffe, so seien dem Betriebsrat<br />
die Hände gebunden: „Wenn z.B. bei den<br />
Stammbeschäftigten ein Maschinenbediener<br />
ausfällt, muss einer von den Werkvertragsbeschäftigten<br />
seine Arbeit machen. Plötzlich<br />
wird er dann zum Leiharbeitsbeschäftigten,<br />
bekommt aber nicht mehr Geld. Wir sehen<br />
das, können aber nichts dagegen machen.<br />
Deshalb halte ich Werkverträge für die Pest<br />
schlechthin.“<br />
„Der jetzige Gesetzentwurf hat eine Hintertür<br />
so groß wie ein Scheunentor”<br />
Ein Gesetz, das den Missbrauch von Werkverträgen<br />
verhindern soll, dürfe deshalb<br />
nicht so leicht zu umgehen sein, findet Kirsten<br />
Rossmann. „Der jetzige Gesetzentwurf<br />
hat eine Hintertür so groß wie ein Scheunentor.<br />
Das ist schade um die Arbeit, die<br />
man reingesteckt hat. Das Gesetz muss die<br />
Fremdvergabe von ganz regulären betrieblichen<br />
Kernaufgaben per Werkvertrag unmöglich<br />
machen. Und wir als Betriebsräte brauchen<br />
ein Instrument, um sofort erkennen zu<br />
können, ob es sich um Leiharbeit oder um<br />
einen Werkvertrag handelt. Als nicht freigestellte<br />
Betriebsräte haben wir keine Zeit<br />
für tagelange Detektivarbeit.“ Außerdem<br />
fordert die engagierte Betriebsrätin vom<br />
Gesetzgeber, dass bei der Berechnung der<br />
Größe eines Betriebsratsgremiums die Gesamtzahl<br />
der Beschäftigten zugrunde gelegt<br />
werden müsse, also inklusive der Fremdbeschäftigten:<br />
„Dann würde sich vieles von<br />
selbst regeln“, ist sie überzeugt.<br />
„Man darf sich nicht abschrecken lassen”<br />
Anderen ArbeitnehmervertreterInnen<br />
empfiehlt Kirsten<br />
Rossmann: „Man darf<br />
sich nicht abschrecken<br />
lassen, sondern<br />
muss versuchen, mit<br />
den Werkvertragsbeschäftigten<br />
ins<br />
Gespräch zu kommen und sich um deren<br />
Belange zu kümmern. Sie müssen sich aufgehoben<br />
fühlen und nicht als Beschäftigte<br />
zweiter Klasse!“<br />
Wenn sich Kirsten Rossmann nicht gerade für<br />
ihre KollegInnen engagiert, dann „wühlt” sie<br />
im Garten oder sie taucht ab: am liebsten in<br />
warmen Tauchrevieren.<br />
2 <strong>einigkeit</strong> 2 /<strong>2016</strong>
Foto: DGB<br />
Foto: NGG<br />
NGG AKTIV<br />
Zeit für mehr Solidarität<br />
Das diesjährige DGB-Motto zum 1. Mai „Zeit<br />
für mehr Solidarität“ trifft den Nagel auf den<br />
Kopf: Im Vergleich zu anderen Ländern Europas<br />
geht es den Menschen in Deutschland<br />
gut. Daher demonstrieren wir am „Tag der<br />
Arbeit“ für mehr Solidarität – zwischen den<br />
arbeitenden Menschen, den Generationen,<br />
Einheimischen und Flüchtlingen, Schwachen<br />
und Starken.<br />
Zeichen setzen<br />
Es gibt viele Möglichkeiten, solidarisch zu<br />
sein und Zeichen gegen Rassismus zu setzen.<br />
So hat beispielsweise die NGG-Region<br />
Allgäu beim Aktionstag „Hand in Hand gegen<br />
Rassismus“ am 19. März <strong>2016</strong> in Kempten<br />
kräftig mitgemischt. Zusammen mit<br />
jungen Flüchtlingen aus Syrien und Libyen<br />
hatte die jungeNGG im Vorfeld ein Banner<br />
für den Aktionstag bemalt. Laura Schimmel,<br />
jungeNGG: „Ein friedliches Leben und<br />
gute Arbeit. Dieser Wunsch eint alle jungen<br />
Gesicht zeigen gegen Rassismus!<br />
Wir fordern:<br />
• Integration geht nur gemeinsam, mit gleichen<br />
Rechten für alle Beschäftigten! Das<br />
heißt: keine Ausnahmen beim Mindestlohn,<br />
keine Absenkung von Arbeitsschutzstandards<br />
für Flüchtlinge.<br />
• Solidarität braucht einen handlungsfähigen<br />
Staat! Das heißt: mehr Investitionen in<br />
Schulen, Verkehrswege, Wohnungsbau etc.<br />
• Wir wollen Solidarität im Betrieb: kein<br />
Lohndumping, keine Zwei-Klassen-Gesellschaft!<br />
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit:<br />
auch für Leiharbeits- und Werkvertragsbeschäftigte.<br />
• Die gesetzliche Rente muss gestärkt<br />
werden! Das heißt: Altersarmut verhindern.<br />
• Wir wollen mehr Gerechtigkeit für Frauen<br />
auf dem Arbeitsmarkt! Das heißt: Die<br />
Gesetze zu Lohntransparenz und zum<br />
Rückkehrrecht auf Vollzeit sind überfällig.<br />
• Das Mitbestimmungsgesetz muss den<br />
neuen Herausforderungen angepasst werden.<br />
Das heißt: mehr Mitbestimmung in<br />
den Betrieben, um die Folgen der Digitalisierung<br />
und Demografie zu steuern.<br />
Info: www.dgb.de<br />
Unsere NGG-Vorsitzende Michaela Rosenberger<br />
spricht am 1. Mai in Regensburg,<br />
Burkhard Siebert, NGG-Vize, in Mannheim.<br />
Menschen in Deutschland: unabhängig davon,<br />
welchen Pass sie besitzen - und dafür<br />
werden wir gemeinsam kämpfen!"<br />
Was tust du?<br />
Bestimmt hast auch du gute Ideen, wie<br />
sich im betrieblichen und privaten Umfeld<br />
Flüchtlinge besser integrieren lassen.<br />
Vielleicht hast du auch schon eine Aktion<br />
durchgeführt: Kleider sammeln, gemeinsam<br />
kochen oder Musik machen? Oder hilfst du<br />
deinem neuen Kollegen aus Syrien beim<br />
Deutschlernen? Maile uns deine Geschichte<br />
und Fotos, damit wir in der „<strong>einigkeit</strong>“ oder<br />
in unserem Newsletter „ngg.aktuell“ darüber<br />
berichten können:<br />
hv.redaktion@ngg.net<br />
Und wenn du gute Argumente gegen Vorurteile<br />
suchst, hilft dir unsere Broschüre<br />
„Solidarität kennt keine Grenzen“:<br />
www.ngg.net/solidaritaet<br />
Foto: Marko Kubitz<br />
ZUR SACHE<br />
„Das wäre unverantwortlich“<br />
„Ginge es nach den<br />
Arbeitgebern, würde<br />
das Arbeitszeitgesetz<br />
geändert: und zwar<br />
so, dass künftig mehr<br />
als zehn Arbeitsstunden<br />
am Tag erlaubt<br />
sind. Das lehnen<br />
Claus-Harald Güster wir entschieden ab.<br />
Schon jetzt können<br />
die Betriebe ihre Belegschaft sehr flexibel<br />
einsetzen. Das wird zum Beispiel vor Ort mit<br />
den Betriebsräten und NGG in Betriebsvereinbarungen<br />
oder in Tarifverträgen geregelt.<br />
Es ist also überhaupt nicht nötig, das bestehende<br />
Gesetz zu ändern. Offenbar geht es<br />
den Arbeitgebern nicht um die Lösung eines<br />
tatsächlichen Problems. Sie wollen einfach<br />
so viel Deregulierung wie möglich, frei<br />
nach dem Motto: Je weniger Gesetze, desto<br />
besser. Die heute geltenden Regelungen<br />
gelten jedoch seit Jahrzehnten und wurden<br />
zum Schutz der Beschäftigten beschlossen.<br />
Diesen Schutz brauchen sie nach wie vor. In<br />
den Betrieben ist täglich zu erleben, dass<br />
die Grenzen der Beschäftigten in punkto<br />
Flexibilität und Arbeitsbelastung längst<br />
erreicht sind. Übermäßiger Zeitdruck,<br />
ständige Überstunden, Nichteinhaltung<br />
von Pausen, psychische Belastung durch<br />
Entgrenzung von Arbeit etwa durch ständige<br />
Erreichbarkeit: Das alles gibt es schon<br />
heute und macht die Menschen krank. Eine<br />
Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes wäre<br />
daher nicht nur unnötig, sondern auch unverantwortlich.<br />
Die heutige Flexibilität der Arbeitszeit ist zu<br />
sehr auf die Bedürfnisse der Arbeitgeber<br />
ausgerichtet. Da bleiben die Wünsche der<br />
Beschäftigten oft auf der Strecke. Ihnen fehlt<br />
die Möglichkeit, wesentlich stärker selbst<br />
über ihre Zeit zu entscheiden. Das muss sich<br />
ändern!”<br />
Claus-Harald Güster,<br />
stellvertretender NGG-Vorsitzender<br />
TARIFINFOS<br />
In zwei Stufen steigen die Entgelte im bayerischen<br />
Gastgewerbe: um drei Prozent ab 1.<br />
Mai <strong>2016</strong> und um weitere zwei Prozent zum<br />
1. Mai 2017.<br />
Für die ca. 48.000 Beschäftigten des bayerischen<br />
Bäckerhandwerks hat NGG ein Paket<br />
aus drei Tarifverträgen abgeschlossen: Die<br />
Angriffe auf den Manteltarifvertrag wurden<br />
abgewehrt, der jährliche Arbeitgeberbeitrag<br />
zur tariflichen Altersvorsorge steigt um 60<br />
Euro auf 440 Euro, und die Löhne erhöhen<br />
sich zum 1. April <strong>2016</strong> um 50 Euro brutto.<br />
<strong>einigkeit</strong> 2 /<strong>2016</strong><br />
3
Foto: Marko Kubitz<br />
ZUR SACHE<br />
„Rentenniveau steigern!”<br />
„Über Jahrzehnte hinweg<br />
hatte die gesetzliche<br />
Rentenversicherung<br />
die Funktion,<br />
den Lebensstandard<br />
im Alter zu sichern.<br />
Es ging hierbei um<br />
weit mehr als nur um<br />
Burkhard Siebert die Vermeidung von<br />
Altersarmut. Es ging<br />
darum, in Würde die Rente zu erleben. Mit<br />
den Rentenreformen der jeweiligen Regierungen<br />
sank das Rentenniveau von circa<br />
53 Prozent im Jahr 2001 auf heute circa<br />
47 Prozent. Bis 2030 kann es noch auf 44<br />
Prozent sinken. Diesen Sinkflug müssen wir<br />
stoppen!<br />
Mit der von der Bundesregierung ins Gespräch<br />
gebrachten ‚Lebensleistungsrente‘<br />
wird es allerdings nicht gelingen, Menschen<br />
mit niedrigem Einkommen besser vor Altersarmut<br />
zu schützen. Die Hürden sind zu<br />
hoch und die Inanspruchnahme zu kompliziert:<br />
u. a. etwa die Koppelung an eine<br />
vierzigjährige Versicherungszeit und später<br />
an eine private oder betriebliche Altersvorsorge.<br />
Zum anderen zeigen Berechnungen,<br />
dass der Kern der Lebensleistungsrente,<br />
die Aufstockung auf 30 Entgeltpunkte (EP),<br />
wohl schon bald nicht mehr ausreicht, um<br />
eine Leistung über der Grundsicherung zu<br />
bekommen. Der Rentenzahlbetrag für 30 EP<br />
beträgt in den neuen Ländern derzeit 811<br />
Euro und liegt damit 22 Euro oberhalb des<br />
aktuellen Grundsicherungsbedarfs von 789<br />
Euro. Dieser knappe rechnerische Vorsprung<br />
dürfte allerdings kaum von Dauer sein, da<br />
das Rentenniveau weiter sinkt, der Grundsicherungsbetrag<br />
in den nächsten Jahren sich<br />
aber erhöhen wird. Altersarmut lässt sich so<br />
nicht bekämpfen.<br />
Notwendig sind neben der Stabilisierung<br />
des Rentenniveaus flexiblere Übergänge in<br />
die Rente wie Teilrenten oder weiterführende<br />
Formen von Altersteilzeit und die Stärkung<br />
der betrieblichen Altersvorsorge. Dafür<br />
werden wir auch weiterhin streiten!“<br />
Burkhard Siebert, stellv. NGG-Vorsitzender<br />
Foto: SpeedKingz/Shutterstock.com<br />
ARBEITSZEIT<br />
Starbucks:<br />
Mehrarbeitszuschläge jetzt einfordern!<br />
Viele Teilzeitbeschäftigte bei Starbucks haben Anspruch auf mehr Geld.<br />
Teilzeitbeschäftigte der Kaffeehauskette<br />
Starbucks können sich dank NGG-Tarifvertrag<br />
jetzt bares Geld sichern: und zwar<br />
dann, wenn sie ein Jahresarbeitszeitkonto<br />
haben und im Jahr 2015 mehr als die im<br />
Arbeitsvertrag vereinbarte Zeit gearbeitet<br />
haben. Denn laut Tarifvertrag müssen alle<br />
Stunden, die über die vertragliche Arbeitszeit<br />
hinausgehen, mit einem Mehrarbeitszuschlag<br />
von 33 Prozent berechnet werden.<br />
33 Prozent mehr dank Tarifvertrag<br />
Allerdings rechnet Starbucks die Mehrarbeit<br />
bei Teilzeitkräften erst dann automatisch<br />
mit dem Zuschlag von 33 Prozent ab,<br />
Beispiel 1: Lisa F., Barista,<br />
Tarifgruppe 1 / 8,51 € Stundenlohn<br />
Arbeitszeit laut Vertrag pro Woche:<br />
Arbeitszeit pro Jahr:<br />
Tatsächlich in 2015 gearbeitet:<br />
Mehrarbeit gegenüber vertraglicher<br />
Arbeitszeit:<br />
Mehrarbeitszuschlag von 33 Prozent<br />
für 45 Std.: 260,41 €<br />
15 Std.<br />
780 Std.<br />
825 Std.<br />
45 Std.<br />
wenn eine Teilzeitkraft das Arbeitszeitkontingent<br />
einer Vollzeitkraft (2028 Stunden)<br />
erreicht hat. Damit der Zuschlag auch schon<br />
bei weniger Stunden gezahlt wird, sollten<br />
Teilzeitbeschäftigte jetzt ihren Anspruch<br />
darauf schriftlich geltend machen: und zwar<br />
dringend, denn die Frist zur Geltendmachung<br />
läuft Ende Mai <strong>2016</strong> ab! Unterstützung<br />
hierbei gibt es für NGG-Mitglieder in<br />
den NGG-Regionen: www.ngg.net/vorOrt<br />
Dass es sich in jedem Fall lohnt, die<br />
Zuschläge einzufordern, zeigen die hier<br />
angeführten Beispiele:<br />
Beispiel 2: Steffi B., Shift Supervisor,<br />
Tarifgruppe 5 / 10,96 € Stundenlohn<br />
Arbeitszeit laut Vertrag pro Woche: 30 Std.<br />
Arbeitszeit pro Jahr:<br />
1560 Std.<br />
Tatsächlich in 2015 gearbeitet: 1820 Std.<br />
Mehrarbeit gegenüber vertraglicher<br />
Arbeitszeit:<br />
260 Std.<br />
Mehrarbeitszuschlag von 33 Prozent<br />
für 260 Std.: 940,37 €<br />
SERVICE<br />
Fragen zur Arbeit im Hotel- und Gaststättengewerbe?<br />
Rat und Hilfe gibt es bei der<br />
HoGa-Hotline der NGG.<br />
Team verstärken. Bonus sichern. iPad gewinnen.<br />
Wir wollen deine Interessen bei Starbucks noch<br />
besser vertreten: auch in der anstehenden<br />
Tarifrunde. Dafür brauchen wir mehr Mitglieder.<br />
Wenn du in deinem Store NGG-Mitglieder<br />
wirbst, bekommst du für jedes neu geworbene<br />
Mitglied einen Einkaufsgutschein über 15 Euro<br />
in den Shops des Gutscheinportals BONAGO<br />
(Karstadt, SportScheck etc.).<br />
Die Aktion endet am 30. Juni <strong>2016</strong>. Danach verlosen<br />
wir unter den zehn erfolgreichsten WerberInnen<br />
drei iPad Air 2: www.ngg.net/bonus<br />
Foto: Sorbis/Shutterstock.com<br />
4<br />
<strong>einigkeit</strong> 2 /<strong>2016</strong>
AUS DEN BRANCHEN<br />
Letzte Chance auf eine gütliche Einigung<br />
Während der Deutsche Brauer-Bund in Ingolstadt mit einem Festakt 500 Jahre Reinheitsgebot feiert, ist den<br />
Brauereibeschäftigten in Bayern überhaupt nicht nach Feiern zumute. Nach zahlreichen Warnstreiks geht<br />
es dort am 29. April <strong>2016</strong> in die Schlichtung.<br />
Foto: NGG<br />
Das deutsche Bier feiert im April <strong>2016</strong> einen<br />
runden Geburtstag. Vor 500 Jahren wurde<br />
im bayerischen Ingolstadt das Reinheitsgebot<br />
für den Gerstensaft erlassen. Gebraut<br />
wurde jedoch schon sehr viel länger.<br />
Archäologen haben Belege dafür gefunden,<br />
dass bereits die Sumerer circa 4000 v. Chr.<br />
ein Gebräu aus Getreide-Brotfladen und<br />
Wasser herstellten. Im Mittelalter entdeckten<br />
die Mönche Bier als nahrhaftes Fastengetränk<br />
für sich. Während das Braurecht<br />
zunächst vor allem katholischen Klöstern<br />
vorbehalten war, wurde es später auch<br />
dem Volk gestattet. Um möglichst günstig<br />
brauen zu können, wurden beispielsweise<br />
Ochsengalle, Froschlaich, Baumrinde und<br />
auch giftige Zutaten wie Tollkirsche, Ruß<br />
und Pech eingesetzt: Magenverstimmung<br />
und Schlimmeres waren die Folge. Der bayerische<br />
Herzog Wilhelm IV. erließ daraufhin<br />
am 23. April 1516 ein Reinheitsgebot, also<br />
quasi das älteste Verbraucherschutzgesetz<br />
überhaupt. Ins Bier gehören seither nur<br />
Wasser, Gerstenmalz, Hopfen und Hefe.<br />
Foto: NGG<br />
bayerischen<br />
Brauereien<br />
war. Für dieses<br />
sehr gute wirtschaftliche<br />
Ergebnis sind<br />
in erster Linie<br />
die Frauen und<br />
Männer in den<br />
Brauereien<br />
verantwortlich,<br />
die qualitativ<br />
hochwertige<br />
und<br />
harte Arbeit<br />
leisten. Und<br />
jetzt sollen sie<br />
davon nichts<br />
abbekommen? Das geht nicht.“ NGG fordert<br />
ein kräftiges Lohnplus von sechs Prozent.<br />
Außerdem sollen Auszubildende 50 Euro<br />
mehr pro Monat in der Tasche haben.<br />
Unterstützt vom stellvertretenden NGG-Vorsitzenden Claus-Harald Güster (links mit Schirm) zogen die<br />
Warnstreikenden der Münchener Großbrauereien am 12. April <strong>2016</strong> vor das Haus des Bayerischen<br />
Brauerbundes.<br />
„Billig abspeisen lassen wir uns nicht!"<br />
Um den Druck auf die Arbeitgeber vor<br />
der zweiten Verhandlung am 14. April zu<br />
erhöhen, waren die Brauer in ganz Bayern<br />
dem Aufruf der NGG zu mehrstündigen<br />
Warnstreiks gefolgt. Nichts ging mehr:<br />
bei Tucher Bräu in Nürnberg, den Münchner<br />
Großbrauereien Spaten-Franziskaner,<br />
Paulaner Brauerei, Staatl. Hofbräuhaus und<br />
Augustiner-Bräu, sowie der Kulmbacher<br />
Brauerei, der Würzburger Hofbräu, der<br />
Brauerei Tegernsee und der Brauerei Herrnbräu<br />
in Ingolstadt.<br />
Foto: NGG<br />
Ungeachtet der Warnstreikwelle besserten<br />
die „Brauherren“ ihr „Magerangebot“ von<br />
1,6 Prozent jedoch nur minimal auf: auf<br />
zwei Prozent. Die NGG-Tarifkommission<br />
erklärte daraufhin das Scheitern der Verhandlungen<br />
und rief die Schlichtung an. Das<br />
bedeutet, dass unter dem Vorsitz eines neutralen<br />
Schlichters ein letztes Mal versucht<br />
wird, einen Tarifabschluss zu erzielen: und<br />
zwar am 29. April. Bis dahin herrscht „Friedenspflicht“,<br />
sprich: Es darf nicht gestreikt<br />
werden. Adjan: „Wenn die Schlichtung kein<br />
gutes Ergebnis bringt, sind wir aus der<br />
Friedenspflicht: Wir bereiten unsere Kolleginnen<br />
und Kollegen jetzt schon darauf vor,<br />
dass wir dann in Streikauseinandersetzungen<br />
gehen werden, die die Brauwirtschaft<br />
in Bayern so noch nicht erlebt hat. Billig<br />
abspeisen lassen wir uns nicht!"<br />
Info/Fotos: www.ngg.net/bayern<br />
13. April <strong>2016</strong>: Warnstreik bei der Kulmbacher Brauerei.<br />
Jörn Rohrbeck, Betriebsratsmitglied: „1,6 Prozent Erhöhung<br />
sind zu wenig. Wir brauchen das Geld für unseren ganz normalen<br />
Lebensunterhalt, also um es in die Wirtschaft hier zu<br />
stecken und nicht um es irgendwie im Ausland zu bunkern.“<br />
NGG fordert ein Lohnplus von sechs Prozent<br />
Während also Bier-Fans <strong>2016</strong> allen Grund<br />
zum Feiern haben, sind die bayerischen<br />
Brauer gerade gar nicht in Feierlaune. Der<br />
Grund: In einer ersten Entgelttarifrunde<br />
für die circa 10.000 Beschäftigten der<br />
Brauereien in Bayern hatten die Arbeitgeber<br />
angeboten, die Löhne um gerade<br />
einmal 1,6 Prozent zu erhöhen: „und das“,<br />
so Freddy Adjan, Verhandlungsführer und<br />
Vorsitzender des NGG-Landesbezirks Bayern,<br />
„obwohl 2015 ein Spitzenjahr für die<br />
Am 13. April <strong>2016</strong> traten auch die Beschäftigten der Würzburger Hofbräu in den Warnstreik.<br />
<strong>einigkeit</strong> 2 /<strong>2016</strong><br />
5
FORTSETZUNG VON SEITE 1<br />
Wir lassen uns nicht spalten!<br />
Endlich passiert etwas im Kampf gegen Lohndumping: Beim Koalitionsgipfel am 13. April <strong>2016</strong> haben<br />
sich Bundeskanzlerin Merkel, Vizekanzler Gabriel und CSU-Chef Seehofer unter anderem darauf verständigt,<br />
dass der Gesetzentwurf gegen den Missbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen nun unverändert in<br />
die Ressortabstimmung geht.<br />
Foto: Irmi Gessner<br />
Susi Ferschl, Gesamtbetriebsratsvorsitzende bei Nestlé, forderte in München: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!”.<br />
Eigentlich hätte dies schon im Februar<br />
geschehen sollen, aber damals hatte die<br />
CSU den von Bundesarbeitsministerin Andrea<br />
Nahles vorgelegten Entwurf blockiert:<br />
und das obwohl dieser schon im Sinne der<br />
Arbeitgeber und zum Nachteil der Beschäftigten<br />
abgeändert worden war. Für die NGG-<br />
Vorsitzende Michaela Rosenberger bleibt der<br />
Gesetzentwurf weit hinter den Forderungen<br />
der Gewerkschaften zurück, „aber er bringt<br />
wenigstens kleine Verbesserungen. Weitere<br />
Verschlechterungen durch die CDU/CSU<br />
zu Lasten der Beschäftigten darf es nicht<br />
geben. Nun muss zügig gearbeitet werden,<br />
damit der Bundestag noch in diesem Jahr<br />
beraten und das Gesetz beschließen kann.“<br />
Kern des Gesetzesvorhabens ist es, den Einsatz<br />
von Leiharbeitskräften in einem Betrieb<br />
auf 18 Monate zu begrenzen. Nach neun<br />
Monaten sollen diese den gleichen Lohn wie<br />
das Stammpersonal bekommen. Außerdem<br />
sollen LeiharbeiterInnen künftig nicht mehr<br />
als StreikbrecherInnen eingesetzt werden<br />
dürfen. Bei Werkverträgen will Nahles sicherstellen,<br />
dass diese nicht zur Verdrängung<br />
von regulären Jobs missbraucht werden. Betriebsräte<br />
sollen überdies über Art und Umfang<br />
von Werkverträgen informiert werden.<br />
Ein Massenphänomen<br />
Um gegen die Blockade der CSU zu demonstrieren,<br />
waren am 9. April <strong>2016</strong> tausende<br />
GewerkschafterInnen, darunter auch zahlreiche<br />
NGG-Mitglieder, nach München gekommen.<br />
Unter dem Motto „Wir lassen uns nicht<br />
spalten“ forderten sie während einer Kundgebung<br />
des Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />
(DGB) auf dem Münchner Odeonsplatz<br />
ein wirksames Gesetz gegen den Missbrauch<br />
von Leiharbeit und Werkverträgen.<br />
Die „Lohndumping-Instrumente“ Leiharbeit<br />
und Werkverträge sind längst keine<br />
Randerscheinung des Arbeitsmarktes mehr,<br />
sondern ein Massenphänomen. Mittlerweile<br />
ziehen sie sich quer durch die Republik, quer<br />
Werkvertrag und Leiharbeit: Was ist der Unterschied?<br />
Bei einem Werkvertrag vergibt ein Auftraggeber<br />
(Unternehmen) Aufträge für fest definierte<br />
„Werke“ an Fremdfirmen. Abgerechnet<br />
wird erfolgsorientiert – und nicht nach<br />
Arbeitszeit. Das Merkmal eines Werkvertrags<br />
ist, dass der Auftragnehmer dieses<br />
Werk (Produkt) mit eigenen Arbeitskräften<br />
erstellt, für dieses Werk haftet und selbst<br />
bestimmt, wie es erstellt wird. Das heißt, er<br />
ist allein zuständig für den Einsatz der von<br />
ihm Beschäftigten. Wann ein Werkvertrag<br />
vorliegt, ist in Paragraf 631 des Bürgerlichen<br />
Gesetzbuchs (BGB) geregelt.<br />
Leiharbeit (Arbeitnehmerüberlassung) liegt<br />
dann vor, wenn eine Verleihfirma Beschäftig-<br />
Foto: Irmi Gessner<br />
te an ein Unternehmen überlässt, das diese<br />
nach eigenen betrieblichen Erfordernissen<br />
einsetzt. Wie beim Werkvertrag besteht das<br />
Arbeitsverhältnis mit der Fremdfirma, von der<br />
die Leiharbeitskräfte auch ihren Lohn erhalten.<br />
Im Unterschied zu Werkvertragsbeschäftigten<br />
bekommen sie ihre Arbeitsanweisungen<br />
jedoch vor allem von Beschäftigten des<br />
Unternehmens, an das sie ausgeliehen werden.<br />
Grundsätzlich haben Leiharbeitskräfte<br />
die gleichen Rechte wie andere Beschäftigte<br />
auch. Allerdings verdienen Leiharbeitskräfte<br />
– bedingt durch das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz<br />
– meist deutlich weniger als<br />
fest angestellte KollegInnen, obwohl sie die<br />
gleiche Arbeit machen.<br />
6<br />
<strong>einigkeit</strong> 2 /<strong>2016</strong>
durch alle Branchen: Sei es nun bei Automobilherstellern,<br />
auf Schlachthöfen, am Bau,<br />
im Einzelhandel und in Krankenhäusern,<br />
in Schulen und Verkehrsbetrieben, überall<br />
steigt die Zahl der Arbeitskräfte, die nicht<br />
zur Stammbelegschaft zählen, sondern per<br />
Werkvertrag bei einem externen Unternehmen<br />
beschäftigt sind.<br />
Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann bezeichnete<br />
den Gesetzentwurf in seiner Rede<br />
zwar als Kompromiss, der hinter den Erwartungen<br />
zurückbleibe, sagte aber auch: „Gut<br />
ist, dass Auftraggeber in Zukunft eindeutig<br />
klären, ob es sich um Werkverträge oder<br />
Leiharbeit handelt. (...) Gut ist auch, dass<br />
Betriebsräte ein Informationsrecht erhalten<br />
sollen. Es fehlt aber echte Mitbestimmung;<br />
etwa um einen Werkvertrag zu verhindern,<br />
wenn er der Stammbelegschaft schadet.”<br />
Was die Leiharbeit betreffe, so müsse sich<br />
die geplante Begrenzung auf 18 Monate in<br />
einem Betrieb auf den Arbeitsplatz, nicht auf<br />
den Leiharbeitnehmer beziehen: „Sonst gibt<br />
es einen Drehtüreffekt: Sie können nach 18<br />
Monaten einfach ausgetauscht werden.”<br />
„Es wird Zeit, dass der Gesetzgeber hier klare<br />
Regeln schafft.”<br />
Welche Erfahrungen Betriebsräte mit dem<br />
mehr oder minder legalen Lohndumping<br />
machen, wurde in mehreren Redebeiträgen<br />
auf der Kundgebung in München deutlich.<br />
Aus dem NGG-Bereich trat Susi Ferschl, Gesamtbetriebsratsvorsitzende<br />
bei Nestlé, ans<br />
Rednerpult: „Bei uns am Standort in Biessenhofen<br />
gibt es zwar noch keine Leiharbeit<br />
und Werkverträge nur in wenigen Randbereichen<br />
wie bei den Reinigungsdiensten oder<br />
der Pforte. Aber auch da sage ich: Es kann<br />
doch nicht sein, dass zwischen dem Pförtner<br />
der Fremdfirma und dem eigenen Pförtner<br />
ein Gehaltsunterschied von um die 1.000<br />
Euro besteht! Wir fordern: Gleicher Lohn für<br />
gleiche Arbeit! Das Problem: Wir haben keine<br />
Mitbestimmung. Sorgen macht uns auch,<br />
dass der Konkurrenzdruck steigt: auch bei<br />
der Fleisch- und Wurstsparte von Nestlé. Wer<br />
am billigsten liefert, ist dabei. In einigen<br />
Schlachtkonzernen sind zwei Drittel der Belegschaft<br />
Werkvertragsarbeitnehmer. Damit<br />
wird Druck auf die Arbeitgeber ausgeübt, die<br />
noch eigenes Personal beschäftigten und<br />
Foto: Irmi Gessner<br />
Foto: Irmi Gessner<br />
Auch NGG war bei der Kundgebung gegen den Missbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen aktiv dabei.<br />
nach Tarif bezahlen. Es wird Zeit, dass der<br />
Gesetzgeber hier klare Regeln schafft, die<br />
den Missbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen<br />
verhindern. Herr Seehofer, hören Sie<br />
auf, Politik auf dem Rücken der Arbeitnehmer<br />
in diesem Land zu machen!“<br />
Belegschaften werden gespalten<br />
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer<br />
irrt, wenn er meint, bei Werkverträgen gebe<br />
es „keine nennenswerten Verstöße“ mehr.<br />
Wenn etwa in Schlachthöfen die Mehrheit<br />
der Beschäftigten mit Werkverträgen in Suboder<br />
Sub-Subunternehmen arbeitet, dann<br />
sind Probleme unausweichlich: Belegschaften<br />
werden gespalten, Arbeitnehmerrechte<br />
ausgehebelt und Werkverträge zu Lohndumping<br />
missbraucht. Der Einsatz von Werkverträgen<br />
auch in Kernarbeitsprozessen, nicht<br />
nur für saisonale Spitzen oder um Engpässe<br />
flexibel abzufedern, ist inzwischen Realität<br />
in der gesamten Lebensmittelindustrie und<br />
in vielen anderen Branchen. Deshalb muss<br />
die Bundesregierung dem Missbrauch endlich<br />
einen Riegel vorschieben – so wie sie es<br />
im Koalitionsvertrag vereinbart hat.<br />
Dass mit Leiharbeits- und Werkvertragsbeschäftigten<br />
ArbeitnehmerInnen erster, zweiter,<br />
ja dritter Klasse in den Betrieben existieren,<br />
zeigen auch die schnellen Entlassungen<br />
nach dem Brand am Ostermontag beim Geflügelproduzenten<br />
Wiesenhof im niedersächsischen<br />
Lohne. Und zwar, ohne dass dort<br />
Möglichkeiten der weiteren Beschäftigung<br />
geprüft worden sind: Wenn es eng wird,<br />
müssen als erste die „Fremdbeschäftigten“<br />
gehen. NGG hat den Arbeitgeber, die PHW-<br />
Gruppe, aufgefordert, alle Arbeitsplätze zu<br />
sichern. Zuletzt waren im Schlachthof 750<br />
Stamm- und 450 Fremdbeschäftigte tätig.<br />
Entsprechende Verhandlungen des Unternehmens<br />
mit dem Betriebsrat und NGG über<br />
die Zukunft des Standortes haben am 14.<br />
April begonnen.<br />
Info: www.dgb.de<br />
Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann (Mitte) forderte für die Betriebsräte ein Recht auf echte Mitbestimmung bei Leiharbeit<br />
und Werkverträgen. Ein bloßes Informationsrecht reiche nicht aus.<br />
<strong>einigkeit</strong> 2 /<strong>2016</strong><br />
7
RECHT<br />
Lohn zu spät?<br />
Es kommt immer wieder vor, dass Arbeitgeber<br />
den Lohn nicht pünktlich zahlen. Bislang<br />
konnten Beschäftigte dagegen kaum<br />
etwas unternehmen. Eine neue Vorschrift<br />
sieht nun eine Verzugspauschale, also<br />
einen pauschalen Schadensersatz, von 40<br />
Euro vor.<br />
Anspruch geltend machen!<br />
Wer seinen Lohn nicht pünktlich bekommt,<br />
kann künftig neben dem Lohn auch die<br />
gesetzliche Pauschale verlangen. Wichtig:<br />
Die Regelung gilt zunächst nur für diejenigen,<br />
deren Arbeitsverhältnis nach dem 28.<br />
Juli 2014 begonnen hat. Ab dem 30. Juni<br />
<strong>2016</strong> gilt sie auch für alle anderen Arbeitsverhältnisse.<br />
Hilfe bei der Geltendmachung<br />
gibt es bei den NGG-Regionen: www.ngg.<br />
net/vorOrt<br />
Info: www.dgbrechtsschutz.de<br />
(Meldung vom 5.4.<strong>2016</strong>)<br />
LANDESBEZIRKE<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
21./22. Mai <strong>2016</strong> in Haltern am See: Workshop<br />
für (künftige) Betriebsräte zum Thema<br />
„Wie man das eigene Profil schärft und<br />
Kommunikation im Betrieb gelingt“.<br />
Bayern<br />
12. Mai in Nürnberg: Tandem-Seminar für<br />
Betriebsräte und Jugend- und Auszubildendenvertretungen.<br />
8. bis 9. Juni in Beilngries: Seminar „Betriebsrat<br />
und Ausbildung“.<br />
21. bis 23. Juni in Bernau: Seminar „Betriebsrat<br />
und Tarifvertrag“ (Grundseminar).<br />
Ost<br />
20. bis 22. Mai in Berlin: jungeNGG-Seminar<br />
„Macht. Medien. Berlin.“ Spurensuche: Wie<br />
stark ist die Macht der Medien, u.a. Besuch<br />
des Museums für Kommunikation.<br />
30. Mai in Magdeburg: Seminar „ Rassismus<br />
im Betrieb“. Was ist Rassismus, welche<br />
Ursachen gibt es, wem nützt und wem<br />
schadet er?<br />
4. Juni in Dessau: Unter dem Motto „Solidarität<br />
kennt keine Grenzen“ lädt der Landesbezirk<br />
zum Austausch über die aktuelle<br />
Flüchtlingspolitik ein: mit der NGG-Vorsitzenden<br />
Michaela Rosenberger, dem theater<br />
odos und Djamal Amelal vom Zentralrat der<br />
Muslime in Deutschland.<br />
15. bis 16. Juni in Leipzig: Seminar für Betriebsräte<br />
bei Harry Brot zum Thema „Gute<br />
Arbeitszeit im demografischen Wandel“.<br />
11. bis 12. Juni in Erkner: Landesfrauenseminar<br />
zum Thema „Selbstmanagement:<br />
Wie meistere ich die Herausforderungen,<br />
ohne selbst auf der Strecke zu bleiben?“.<br />
Info: www.ngg.net/vorOrt<br />
Anzeige<br />
RUHRFESTSPIELE<br />
„Kunst gegen Kohle"<br />
Die Ruhrfestspiele Recklinghausen<br />
sind eines der<br />
ältesten und zugleich renommiertesten<br />
Theaterfestivals<br />
Europas.<br />
Ihren Ursprung haben sie<br />
im kalten Winter 1946/47.<br />
Damals standen die Hamburger<br />
Theater vor der Schließung,<br />
weil ihnen Kohlen<br />
für die Beheizung und den<br />
Betrieb der Bühnentechnik<br />
fehlten. Verwaltungsdirektor,<br />
Betriebsratsvorsitzender und<br />
weitere Beteiligte fuhren daraufhin mit zwei<br />
LKW ins Ruhrgebiet, um auf den Kohlezechen<br />
um Hilfe zu bitten. Bergleute der Zeche König<br />
Ludwig 4/5 halfen ihnen, indem sie Kohle an<br />
der Besatzungsmacht „vorbeischleusten“ und<br />
damit die LKW beluden. Zum Dank gastierten<br />
im folgenden Sommer 150 Schauspieler der<br />
drei Hamburger Staatsbühnen unter dem Motto<br />
„Kunst gegen Kohle“ in Recklinghausen.<br />
„Festspiele inmitten der Stätten harter Arbeit“<br />
Dieser solidarische Tausch war die Geburtsstunde<br />
der Ruhrfestspiele. Der damalige<br />
Hamburger Bürgermeister Max Brauer hielt<br />
zu den ersten Festspielen eine Rede vor der<br />
Belegschaft der Zeche: „Ich kann mir eine<br />
andere und neue Art der Festspiele vorstellen.<br />
Festspiele nicht nur für Literaten und Auserwählte,<br />
sondern Festspiele inmitten der Stätten<br />
harter Arbeit. Ja, Festspiele im Kohlenpott vor<br />
den Kumpels. Ja, Festspiele statt in Salzburg<br />
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Die Ruhrfestspiele <strong>2016</strong> setzen sich mit der Mittelmeerregion auseinander.<br />
in Recklinghausen.“ Seither sind die Stadt<br />
Recklinghausen und der DGB die Träger der<br />
Festspiele.<br />
Ruhrfestspiele <strong>2016</strong><br />
Das diesjährige Festival trägt das Motto „Mittelmeer<br />
– Mare Nostrum?“ Es setzt sich mit<br />
der Literatur und der Dramatik sowie mit den<br />
aktuellen politischen wie sozialen Zuständen<br />
in der Mittelmeerregion auseinander. Vom 1.<br />
Mai bis 19. Juni <strong>2016</strong> stehen Stücke, Autoren<br />
und Inszenierungen unter anderem aus Italien,<br />
Spanien, Frankreich, Griechenland, der Türkei,<br />
Zypern, Israel, Ägypten und Algerien im Mittelpunkt<br />
des Ruhrfestspielprogramms.<br />
Gewerkschaftsmitglieder erhalten ermäßigte<br />
Karten.<br />
Info/Karten: www.ruhrfestspiele.de<br />
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Foto: Ramminger<br />
8<br />
<strong>einigkeit</strong> 2 /<strong>2016</strong>
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(Angabe unbedingt erforderlich)<br />
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Mitgliedsnummer (falls zur Hand)<br />
Geburtsdatum<br />
Ich willige ein, dass mein Name, meine Adresse, meine Telefon-Nr. und E-Mail-Adresse für die<br />
Kontaktaufnahme per E-Mail, Brief oder Telefon von der Dein Plus GmbH und dem angefragten<br />
Partner verwendet werden. Ich kann meine Einwilligung jederzeit mit Wirkung für die Zukunft<br />
widerrufen.<br />
Datum<br />
Unterschrift
GLEICHSTELLUNG<br />
Mutterschutz reformieren<br />
Schwangere und stillende Frauen verdienen<br />
bestmöglichen Schutz: auch am Arbeitsplatz.<br />
Sie sind allerdings keineswegs ab<br />
einem bestimmten Zeitpunkt zwingend<br />
arbeitsunfähig. Bevor also ein Beschäftigungsverbot<br />
ausgesprochen wird, muss<br />
der Arbeitgeber prüfen, ob sich ein anderer<br />
Arbeitsplatz findet oder wie er den Arbeitsplatz<br />
so umgestalten kann, dass werdende<br />
und stillende Mütter weiter gefahrlos<br />
berufstätig sein können.<br />
Dies ist nur ein Aspekt, den das Bundesfamilienministerium<br />
in einem neuen Mutterschutzgesetz<br />
berücksichtigen will. Das<br />
bestehende Gesetz stammt von 1952 und<br />
passt daher nicht mehr so richtig zur heutigen<br />
Arbeitswelt. Zwar wollen auch heutzutage<br />
schwangere und stillende Frauen nicht<br />
auf den notwendigen Gesundheitsschutz<br />
Foto: contrastwerkstatt/Fotolia.com<br />
Das aktuelle Mutterschutzgesetz ist nicht mehr zeitgemäß.<br />
verzichten, aber sie wollen/müssen eben<br />
auch arbeiten gehen und Arbeit und Familie<br />
unter einen Hut bringen.<br />
„Ausnahmen nicht nachvollziehbar“<br />
Die geplante Reform des Gesetzes bietet<br />
außerdem die Möglichkeit, das deutsche<br />
Mutterschutzrecht an verfassungs- und<br />
europarechtliche Vorgaben anzupassen.<br />
Birgit Pitsch, NGG-Referatsleiterin Frauen<br />
und Gleichstellungspolitik: „Wir begrüßen<br />
den Reformvorschlag des Bundesfamilienministeriums<br />
zum Mutterschutz. Was uns<br />
nicht gefällt, ist, dass die Ausnahmeregelungen<br />
zur Nachtarbeit und an Sonn- und<br />
Feiertagen beibehalten werden sollen.<br />
Ausgerechnet in seelisch und körperlich<br />
belastenden, meist frauentypischen Berufen<br />
wie im Hotel- und Gaststättengewerbe<br />
will man vom Nachtarbeitsverbot abweichen.<br />
Ich kann nicht nachvollziehen, wieso<br />
wirtschaftliche Interessen hier wichtiger<br />
sein sollen als der Gesundheitsschutz von<br />
Schwangeren und Stillenden.“<br />
Den NGG-Flyer „Schwanger im Job“ und<br />
andere Info-Materialien gibt es hier:<br />
www.ngg.net/mutterschutz<br />
Jetzt anmelden<br />
Im Rahmen der Initiative Lohngerechtigkeit<br />
„:was uns zusteht“ (siehe „<strong>einigkeit</strong>“<br />
1/<strong>2016</strong>) lädt NGG für den 30. Juni <strong>2016</strong> zur<br />
Betriebsrätekonferenz nach Berlin. Unter<br />
dem Motto „Da fehlt doch was! Betriebsräte<br />
für gleiche Bezahlung bei gleicher und<br />
gleichwertiger Arbeit!“ geht es darum, wie<br />
Betriebsräte im Betrieb für mehr Lohngerechtigkeit<br />
zwischen Frauen und Männern<br />
sorgen können.<br />
Veranstaltungsort/-zeit: Hotel Park Inn in<br />
Berlin, 30. Juni <strong>2016</strong>, 9:00-15:00 Uhr; Anreisetag:<br />
29. Juni (mit Übernachtung)<br />
Die Anmeldung zum<br />
Seminar nach<br />
§ 37.6 BetrVG muss<br />
bis zum 15. Mai<br />
<strong>2016</strong> erfolgen: Tel.<br />
040/38013-128 oder<br />
hv.tarif@ngg.net.<br />
:was uns<br />
zusteht<br />
„Was steht mir eigentlich zu?“<br />
„Stimmt es, dass der Chef mich von der Berufsschule<br />
in den Betrieb abziehen darf?“<br />
„Was steht mir eigentlich zu, wenn ich<br />
Überstunden machen muss?“ „Was muss<br />
alles ins Berichtsheft geschrieben werden?“<br />
Diese und weitere Fragen bewegten<br />
die rund 1.000 Auszubildenden und jungen<br />
ArbeitnehmerInnen, die Mitte März <strong>2016</strong><br />
den Stand der jungenNGG auf der Gastronomie-Leitmesse<br />
INTERNORGA in Hamburg<br />
besuchten.<br />
Foto: NGG<br />
„Aber nicht nur rechtliche Fragen waren<br />
das Thema“, so Gregor Best, Landesjugendsekretär<br />
der NGG Nord. „Auch was wir als<br />
jungeNGG sonst noch machen – und das<br />
ist jede Menge: vom Tagesseminar über<br />
Besuche in Schulen und Betrieben bis hin<br />
zum mehrtägigen Bildungsurlaub.“ „Auch<br />
mehrere Berufsschullehrer fanden den Weg<br />
an unseren Stand“, ergänzt Isabel Artus,<br />
NGG-Projektsekretärin: „Gerade diese werden<br />
von Azubis um Rat gebeten und waren<br />
froh, dass sie bei uns die notwendigen Infos<br />
Kompetente Beratung gab es am INTERNORGA-Stand der jungen NGG.<br />
für Ihre Arbeit bekamen. Besonders unser<br />
Angebot zur Zusammenarbeit wurde gerne<br />
angenommen, so dass wir bereits die ersten<br />
Termine vereinbaren konnten.“<br />
„Dort sein, wo die Menschen sind”<br />
Erfreut zeigte sich das Team aus haupt- und<br />
ehrenamtlichen NGG-KollegInnen auch<br />
über 44 neu geworbene NGG-Mitglieder.<br />
Best: „Kein Wunder, dass der Termin für<br />
die kommende INTERNORGA bereits heute<br />
im Kalender notiert ist. Wir haben wieder<br />
einmal gemerkt, dass es sich lohnt, dort zu<br />
sein, wo die Menschen sind!“<br />
10<br />
<strong>einigkeit</strong> 2 /<strong>2016</strong>
INTERNES<br />
Wir trauern um Otto Hackmack<br />
Am 19. Februar <strong>2016</strong> ist Otto Hackmack im<br />
Alter von 94 Jahren verstorben. Der Diplom-<br />
Volkswirt nahm seine hauptamtliche Tätigkeit<br />
für NGG 1951 als Revisor auf. 1962 wurde<br />
er zum Hauptkassierer gewählt. Mitglied<br />
des Geschäftsführenden Hauptvorstands<br />
der NGG war Otto Hackmack insgesamt acht<br />
Jahre lang: von 1962 bis 1970.<br />
Auch in der Hamburger SPD war er sehr aktiv.<br />
1966 wurde Otto Hackmack in die Hamburger<br />
Bürgerschaft gewählt. Sein Engagement<br />
führte ihn 1970 in eine Funktion von hoher<br />
politischer Verantwortung: Er wurde Senator<br />
der Freien und Hansestadt Hamburg und<br />
60, 65 und 70 Jahre NGG-Mitglied<br />
NGG gratuliert denjenigen, die seit 1956,<br />
1951 und 1946 NGG-Mitglied sind. Die<br />
weiteren Namen werden wir in den nächsten<br />
Ausgaben der „<strong>einigkeit</strong>“ veröffentlichen.<br />
Landesbezirk Nord<br />
Region Osnabrück<br />
Seit 60 Jahren Mitglied<br />
Willi Haarmann, Kurt Hahn,<br />
Erwin Kern, Heinz Köhn, Werner Krake,<br />
Helmut Kruckemeyer, Giselher Radeck,<br />
Elisabeth Schlüter, Norbert Schreiber<br />
Seit 65 Jahren Mitglied<br />
Helmut Bednorz, Reinhold Hindersmann,<br />
Horst Ratzow<br />
Seit 70 Jahren Mitglied<br />
Johanne Geistert<br />
Region Hamburg-Elmshorn<br />
Seit 60 Jahren Mitglied<br />
Ruth Bielefeldt, Gerd Bretheuer,<br />
Wilfried Burg, Claus Fitschen,<br />
Günther Friedrich, Hans Gehrke,<br />
Guenter Gerhardt, Karl-Heinz Grote,<br />
Dieter Hanke, Olaf Kamradt, Hans Kluge,<br />
Manfred Kohrs, Wolfgang Krieger,<br />
Herbert Marx, Hermann Möller,<br />
Ewald Nolte, Norbert Peiser,<br />
Gerhard Ploehn, Walter Pöhler,<br />
Karl-Heinz Scholz, Horst Schwelnus,<br />
Hans-Joachim Steffens<br />
Seit 65 Jahren Mitglied<br />
Ralph Behrens, Hilda Bergmann,<br />
Wilhelm Brandes, Gerhard Hamdorff,<br />
Gerhard Heilmann, Herbert Hoops,<br />
Gerhard Kleeberg, Guenter Kleemann,<br />
Gerd Kleinke, Ruth Leuschke,<br />
Peter Ortmueller, Martin Schwarz,<br />
Guenter Seier, Peter Willhöft<br />
Seit 70 Jahren Mitglied<br />
Henry Bade, Carlo Ehrich, Ursula Fiege,<br />
Otto Hackmack<br />
damit einer der wenigen NGG-Funktionäre,<br />
die ein derartiges politisches Amt bekleidet<br />
haben.<br />
Walter Henning, Anneliese Kaiser,<br />
Franz Looss, Heinrich Pluempe, Leo Pollum,<br />
Ewald Ramin, Rolf Schmidt,<br />
Ernst Semmelhack<br />
Region Schleswig-Holstein Nord<br />
Seit 60 Jahren Mitglied<br />
Kurt Jensen, Hans-Martin Kling,<br />
Günter Schöbel<br />
Seit 65 Jahren Mitglied<br />
Helmut Wittdorf<br />
Seit 70 Jahren Mitglied<br />
Günther Kempe<br />
Region Lübeck<br />
Seit 60 Jahren Mitglied<br />
Walter Kähler, Fritz Marquardt,<br />
Bruno Rosenfeldt, Gustav Staack,<br />
Marlene Vogt<br />
Seit 65 Jahren Mitglied<br />
Ilse Roennpag<br />
Region Mecklenburg-Vorpommern<br />
Seit 60 Jahren Mitglied<br />
Eberhard Angerstein, Juergen Bartsch,<br />
Willi Besler, Willy Conrad, Lieselotte Daug,<br />
Siegfried Jark, Edeltraud Maeser, Ulrich Prill,<br />
Krimhild Rasper, Dieter Schippel,<br />
Franz Ulrich Spohd, Guenter Tessmann<br />
Seit 65 Jahren Mitglied<br />
Barbara Duebner, Gerd Meier,<br />
Brigitta Steckert<br />
Seit 70 Jahren Mitglied<br />
Heinz Häse<br />
Landesbezirik NRW<br />
Region Aachen<br />
Seit 60 Jahren Mitglied<br />
Heinz-Josef Classen, Heinz Frings,<br />
Maria Keller, Arnold Peltzer<br />
Foto: privat<br />
INTERNES<br />
Tantiemenabführung 2014<br />
In der „<strong>einigkeit</strong>“ 1/<strong>2016</strong> sind die Namen<br />
der NGG-Mitglieder veröffentlicht worden,<br />
die im Jahr 2014 einen Teil ihrer Aufsichtsratsvergütung<br />
an die Hans-Böckler-Stiftung<br />
oder an das Bildungszentrum Oberjosbach<br />
(BZO) abgeführt haben. Leider fehlten in der<br />
Veröffentlichung die Namen folgender KollegInnen<br />
beziehungsweise waren sie nicht der<br />
richtigen Kategorie zugeordnet:<br />
Kategorie 1:<br />
Thilo Fischer, Anja Shakib,<br />
Hermann Soggeberg<br />
Kategorie 2:<br />
Wolfgang Haaf<br />
Kategorie 3:<br />
Günther Link<br />
Wir bitten, dieses Versehen zu entschuldigen.<br />
PERSONALIEN<br />
Melanie Frerichs ist seit dem 1. März <strong>2016</strong><br />
als Referatsleiterin Grundsatz in der NGG-<br />
Hauptverwaltung in Hamburg tätig.<br />
Nach ihrer Ausbildung zum Gewerkschaftssekretär<br />
wurden Adnan Kandemir und Karim<br />
El-Kubeysi zum 1. März übernommen:<br />
Adnan in der NGG-Region Nordrhein, Karim<br />
in der Region Ruhr.<br />
Ebenfalls nach der Ausbildung übernommen<br />
wurden Claudia Huber und Sebastian<br />
Wiedemann : Claudia arbeitet seit 1. April<br />
als Gewerkschaftssekretärin in der Region<br />
Nürnberg-Fürth und Sebastian als Gewerkschaftssekretär<br />
in der Region München.<br />
Marco Veeck ist seit 1. April als Gewerkschaftssekretär<br />
in der Region Rhein-Main<br />
tätig.<br />
Ludger Bentlage, Gewerkschaftssekretär<br />
in der Region Aachen, ist am 1. März in den<br />
Ruhestand getreten, Marlies Hagenow,<br />
Gewerkschaftssekretärin in der Ortsstelle<br />
Eberswalde, am 1. April.<br />
WIR GRATULIEREN...<br />
... zum Geburtstag: Eduard Bohner,<br />
ehemaliger Referatsleiter in der NGG-<br />
Hauptverwaltung, 70 Jahre; Herbert Berger,<br />
ehemaliger Vorsitzender des Landesbezirk<br />
Baden-Württemberg, 75 Jahre; Klaus Twesten,<br />
ehemaliger Geschäftsführer der Region<br />
Hannover, 70 Jahre.<br />
<strong>einigkeit</strong> 2 /<strong>2016</strong> 11
Menschen<br />
machen<br />
sich stark!<br />
INTERNATIONALES<br />
Entsendegesetz: Reformvorschlag enttäuschend<br />
Die „Freizügigkeit“ innerhalb der Europäischen<br />
Union ist eine ihrer wichtigsten<br />
Errungenschaften: Die Reisefreiheit, die<br />
Niederlassungsfreiheit und das Recht, in<br />
ganz Europa eine Arbeit aufzunehmen,<br />
sorgen dafür, dass Menschen sich frei in<br />
anderen Staaten bewegen und dort leben<br />
können. ArbeitnehmerInnen sind in besonderem<br />
Maße auf eine sichere und soziale<br />
Gestaltung dieser Rechte angewiesen.<br />
Die EU-Kommission hat im März <strong>2016</strong> einen<br />
Reformvorschlag zur so genannten Entsenderichtlinie<br />
vorgelegt: ArbeitnehmerInnen,<br />
die von ihrem Arbeitgeber vorübergehend<br />
in einen anderen EU-Mitgliedstaat entsandt<br />
werden*, sollen in der Regel den lokalen<br />
Arbeitskräften hinsichtlich Entlohnung und<br />
Arbeitsbedingungen gleichgestellt werden.<br />
Nach Vorstellung der Kommission soll der<br />
Grundsatz „gleicher Lohn für gleiche Arbeit<br />
am gleichen Ort“ gelten. Lohndumping und<br />
Ausbeutung sollen verhindert sowie gleiche<br />
Wettbewerbsbedingungen für entsendende<br />
und lokale Unternehmen im Aufnahmeland<br />
gewährleistet werden.<br />
Recht auf Tarifverhandlungen fehlt<br />
Der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB)<br />
begrüßt das Ziel der Reform, kritisiert<br />
jedoch die nun vorgelegte Textgrundlage<br />
der Kommission scharf. Diese würde die<br />
meisten branchenspezifischen Tarifverträge<br />
aus Ländern wie Deutschland** und Italien<br />
ausklammern – sowie ebenfalls sämtliche<br />
Betriebsvereinbarungen. Außerdem<br />
enthalte der Vorschlag keine Formulierungen,<br />
die das Recht der Gewerkschaften auf<br />
Tarifverhandlungen für entsandte Arbeitskräfte<br />
verankerten. Der EGB fordert daher<br />
eine öffentliche Debatte zusammen mit den<br />
Sozialpartnern.<br />
Info: www.etuc.org<br />
*Dies betrifft hinsichtlich der von NGG betreuten<br />
Branchen insbesondere Werkvertragsbeschäftigte<br />
aus Mittel- und Osteuropa, die<br />
über „Sub-Subunternehmen“ auf deutsche<br />
Schlachthöfe entsandt werden.<br />
** NGG hat z.B. mit der deutschen Fleischwirtschaft<br />
einen Mindestlohntarifvertrag für die<br />
Branche abgeschlossen.<br />
„Mehr Europa, mehr Gerechtigkeit!”<br />
Foto: Miguel Discart/Flickr.com (cc)<br />
Deshalb gilt: Ein Rückzug der<br />
Staaten in nationale Grenzen<br />
führt uns zurück weit in das letzte<br />
Jahrhundert der Nationalstaaten<br />
mit all den Folgen, dir wir kennen.<br />
Angesichts dieser Entwicklung<br />
sollte allen klar sein, dass<br />
wir gerade jetzt mehr Europa als<br />
weniger brauchen.<br />
arbeitslosigkeit bei rund 50 Prozent. Damit<br />
werden die Jugendlichen anfällig für alle,<br />
die ihnen andere Perspektiven bieten, auch<br />
wenn sie noch so zerstörerisch sind. Darum<br />
gilt: mehr Europa, mehr Gerechtigkeit!“<br />
Peter Schmidt, NGG-Referatsleiter Europa<br />
und Internationales<br />
Trauer um die Opfer der Terroranschläge von Brüssel am 22. März <strong>2016</strong><br />
„Die furchtbaren Anschläge in Brüssel und<br />
Paris zeigen einmal mehr, dass die Art, wie<br />
wir leben, angegriffen wird und verwundbar<br />
ist. Sie zeigen aber auch, dass Gewalt<br />
niemals eine Lösung ist. Diese Angriffe sind<br />
auch Angriffe auf die Werte der Demokratie<br />
wie freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit.<br />
Wenn nun die ersten Reaktionen<br />
von meist rechter politischer Seite<br />
Forderungen auf eine Einschränkung dieser<br />
Rechte sind, ist das Ziel ebenso klar. Nicht<br />
um die Bekämpfung des Terrors, sondern<br />
um die Einschränkung freiheitlicher Rechte<br />
geht es.<br />
Dennoch sollte die Politik endlich<br />
auch daraus lernen. Die richtige<br />
Reaktion gegen solche Tendenzen<br />
bedarf einer grundlegenden<br />
Änderung der Politik. Die zerstörerische<br />
Sparpolitik, die ganze Teile Europas (auch in<br />
Deutschland) verarmen lässt, muss gestoppt<br />
werden. Die Reichen müssen endlich ihren<br />
Beitrag für Europa leisten. Durch die Bankenrettung<br />
wurden sie geschont, die Staaten<br />
haben sich deshalb verschuldet. Nur 40<br />
Prozent des Reichtums weniger europäischer<br />
Familien würden alle europäischen Staatsschulden<br />
tilgen.<br />
Was hat das mit Europa und den Anschlägen<br />
zu tun? In den Vierteln, aus denen die<br />
Brüsseler Attentäter kamen, liegt die Jugend-<br />
SOLIDARITÄTSFONDS<br />
Aus dem Solidaritätsfonds für internationale<br />
gewerkschaftliche Arbeit unterstützt<br />
die NGG verfolgte GewerkschafterInnen<br />
und ihre Familien. In besonderen Notfällen<br />
gibt es auch direkt Hilfe für die gewerkschaftliche<br />
Arbeit. Bitte helft mit<br />
und überweist eine Geldspende auf unser<br />
NGG-Konto:<br />
SEB-Bank AG<br />
IBAN: DE86 2001 0111 1132 026600<br />
BIC: ESSEDE5F200<br />
Kennwort: Solidaritätsfonds für<br />
internationale gewerkschaftliche Arbeit<br />
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<strong>einigkeit</strong> 2 /<strong>2016</strong>