einigkeit 3/2016
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3 / <strong>2016</strong><br />
<strong>einigkeit</strong><br />
Informationen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten<br />
Gesetzliche Rente stärken!<br />
Reicht meine Rente? Das fragen sich immer mehr Menschen:<br />
nicht nur diejenigen, die heute schon Rente beziehen, sondern<br />
immer häufiger auch jüngere ArbeitnehmerInnen.<br />
Mit Sorge blicken sie in die Zukunft, denn<br />
schon im Jahr 2030 soll die gesetzliche Rente<br />
nur noch 43 Prozent des jetzigen Einkommens<br />
betragen. Laut einer soeben veröffentlichten<br />
Prognos-Studie im Auftrag der Versicherungswirtschaft<br />
könnte das Rentenniveau<br />
bis 2040 sogar auf 41,7 Prozent<br />
sinken.<br />
NGG fordert daher, die gesetzliche Rente zu<br />
stärken. Das Rentenniveau muss steigen,<br />
statt zu sinken. Burkhard Siebert, stellvertretender<br />
NGG-Vorsitzender: „Eine Verlängerung<br />
der Lebensarbeitszeit lehnen wir ab.<br />
Sie wäre ein Rentenkürzungsprogramm. Anders<br />
als die Versicherer, die - aus Eigeninteresse<br />
- mehr private Vorsorge empfehlen,<br />
halten wir eine Stärkung der Solidargemeinschaft<br />
für sinnvoll: durch Einführung einer<br />
Erwerbstätigenversicherung, in die alle einzahlen.”<br />
Mehr auf den Seiten 6 und 7<br />
INHALT<br />
Vorgestellt: Stephan Heiß S. 2<br />
„Finger weg von Fricopan!” S. 3<br />
Warnstreiks in der Obst und Gemüse<br />
verarbeitenden Industrie S. 4<br />
Gesetzliche Rente stärken! S. 6<br />
„Solidarität kennt keine<br />
Grenzen” S. 8<br />
JAV-Wahlen S. 10<br />
Steuern auf Renten? S. 11<br />
<strong>einigkeit</strong> 3 /<strong>2016</strong><br />
1
Foto: Marko Kubitz<br />
ZUR SACHE<br />
Lebensmittel nicht verramschen!<br />
„Es ist zu begrüßen,<br />
dass die Bundesregierung<br />
auf dem<br />
Milchgipfel Ende Mai<br />
beschlossen hat,<br />
in Not geratenen<br />
Milchviehbetrieben<br />
Finanzhilfen zukommen<br />
zu lassen. Aber<br />
Michaela Rosenberger<br />
sie lösen nicht die<br />
strukturellen Probleme. Der Milchpreis wird<br />
dadurch nicht steigen, und den Bauern ist<br />
damit nicht dauerhaft geholfen. Es bringt<br />
auch nichts, die Milchmenge wieder mittels<br />
Quote zu reduzieren. Das ist kein deutsches<br />
oder europäisches Problem, sondern eins<br />
des Weltmarktes.<br />
Seit Jahren ist das Dilemma in der Bundesrepublik,<br />
dass Lebensmittel nichts<br />
wert sind. Dabei sind sie die Basis unserer<br />
Gesundheit. Es kann nicht richtig sein,<br />
diese Mittel zum Leben zu Schleuderpreisen<br />
zu verramschen. Vor fünfzig Jahren haben<br />
wir in Deutschland noch durchschnittlich 40<br />
Prozent unseres Einkommens für Lebensmittel<br />
ausgegeben. Heute sind es etwas<br />
mehr als zehn Prozent. In keinem anderen<br />
europäischen Land, außer in Österreich und<br />
Großbritannien, sind Lebensmittel so billig<br />
wie hierzulande.<br />
Geschuldet ist dies vor allem der Übermacht<br />
des Lebensmitteleinzelhandels: Er diktiert<br />
die Preise: nicht nur bei Milch und Milchprodukten,<br />
sondern auch bei Fleisch und<br />
anderen Lebensmitteln. Damit gefährdet er<br />
nicht nur Arbeitsplätze bei den Milchbauern,<br />
sondern auch in der Lebensmittelproduktion.<br />
Die Familien von Bauern und von<br />
Molkereibeschäftigten müssen von ihrer<br />
Arbeit leben können. Vielleicht sollten wir<br />
einmal über einen Mindestmilchpreis im<br />
Einzelhandel nachdenken. In Frankreich<br />
beispielsweise funktioniert das.“<br />
Michaela Rosenberger, NGG-Vorsitzende<br />
Impressum<br />
Die „<strong>einigkeit</strong>“ wird herausgegeben vom<br />
Hauptvorstand der Gewerkschaft Nahrung-<br />
Genuss-Gaststätten, Haubachstraße 76,<br />
22765 Hamburg.<br />
Redaktion: Silvia Tewes M.A. (V.i.S.d.P.)<br />
Tel. (040) 380 13-0, Fax (040) 380 13-220<br />
E-Mail: hv.redaktion@ngg.net<br />
Internet: www.ngg.net<br />
Redaktionsschluss: 16. Juni <strong>2016</strong><br />
Titelfoto: NGG<br />
Satz: Malena Bartel; Druck: BWH GmbH<br />
Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag<br />
enthalten.<br />
Foto: privat<br />
VORGESTELLT<br />
„Wir passen auf, dass das sozial abläuft“<br />
Stephan Heiß, gelernter Molkereifachmann,<br />
arbeitet seit seiner Ausbildung Mitte der<br />
1990er Jahre bei den Milchwerken in Bad Wörishofen.<br />
Sein Arbeitgeber,<br />
der<br />
lange Zeit<br />
unter dem<br />
Namen „Allgäuland“<br />
firmierte,<br />
gehört<br />
seit 2011 zur schwedisch-dänischen<br />
Genossenschaft Arla Foods. „Wir haben hier<br />
damals eine Beinahe-Insolvenz von sechs<br />
Genossenschaften erlebt. Das war ein spannender<br />
Krimi oder besser gesagt Bauernkrieg,<br />
weil einige Bauern einer Genossenschaft<br />
nicht an Arla verkaufen wollten. Dass<br />
wir das überlebt haben, war unser größter<br />
Erfolg. Seit ich im Betriebsrat bin, also seit<br />
2001, wurden hier insgesamt 14 kleine und<br />
mittlere Molkereien dichtgemacht: zwar mit<br />
Sozialplan, aber doch jedes Jahr eine. Jetzt<br />
sind von den ehemaligen Allgäuland-Werken<br />
nur noch wir<br />
und Sonthofen<br />
übrig“,<br />
weiß der<br />
42-Jährige.<br />
Stephan<br />
Heiß ist Vorsitzender<br />
des Betriebsrats<br />
im Arla-<br />
Stephan Heiß<br />
Milchwerk<br />
Bad Wörishofen<br />
und Gesamtbetriebsratsvorsitzender<br />
für die rund 1.950 Beschäftigten in Deutschland.<br />
Aktuell befinde sich Arla in einer Restrukturierungsphase.<br />
Weltweit sollen 500<br />
der insgesamt circa 19.300 Stellen abgebaut<br />
werden: „Alles soll effizienter, schlanker<br />
werden. Aber wir passen auf, dass das sozial<br />
abläuft, also dass Stellen abgebaut werden<br />
und nicht Köpfe. Sprich: Die Kolleginnen und<br />
Kollegen gehen in Rente, und Stellen werden<br />
nicht wiederbesetzt.“<br />
Von NGG, also vor Ort von Claudia Weixler,<br />
Region Allgäu, und von Dirk Himmelmann im<br />
Gesamtbetriebsrat, fühle er sich sehr gut unterstützt:<br />
„Das sind Top-Kollegen.“ Mitglieder<br />
für NGG zu werben, falle ihm daher nicht<br />
schwer. In Bad Wörishofen seien allerdings<br />
schon fast alle KollegInnen NGG-Mitglied.<br />
„Wissen, wovon man spricht“<br />
Anderen BetriebsratskollegInnen empfiehlt<br />
Stephan Heiß: „Man muss wissen, wovon<br />
man spricht. Nur dann kann man argumentieren.<br />
Dafür braucht man Seminare und den<br />
Austausch<br />
mit Kollegen.<br />
Schließlich<br />
muss man so<br />
einen Tarifvertrag<br />
auch<br />
verstehen.<br />
Und nicht<br />
meinen: Ach, der NGGler macht das schon.<br />
Aber in der Regel kommt man da mit gesundem<br />
Rechts- und Menschenverstand schon<br />
sehr weit.“<br />
„Natürlich verstehe ich, dass man als Geringverdiener<br />
schaut, wo man sparen kann. Aber ich muss mich doch<br />
fragen: Wo kauf ich ein und was kauf ich ein? Immer nur<br />
billig geht nicht. Sonst können diejenigen, die die Produkte<br />
herstellen, von ihrer Hände Arbeit nicht mehr leben.“<br />
„Wenn die Milchviehhöfe sterben, wirkt sich<br />
das auch auf unsere Arbeitsplätze aus”<br />
Was den Vater von drei Kindern so richtig<br />
aufregt, ist der aktuelle Milchpreisverfall.<br />
Aus seiner Sicht können auf einem globalen<br />
Milchmarkt weder eine Quote noch die auf<br />
dem Milchgipfel Ende Mai <strong>2016</strong> beschlossenen<br />
100 Millionen Euro für den einzelnen<br />
Milchbauern hier Abhilfe schaffen. Er befürchtet:<br />
„Wenn die Milchviehhöfe sterben,<br />
dann gibt es weniger Milch und das wirkt<br />
sich auch auf unsere Arbeitsplätze aus. Eine<br />
Genossenschaft wie wir muss alles für die<br />
Genossen tun, damit sie überleben können.<br />
Bei einigen großen privaten Molkereien sieht<br />
es da schon anders aus. Wenn die gut eingeführte<br />
Produkte haben und billig an den Rohstoff<br />
Milch kommen, dann können die den<br />
Rahm abschöpfen, also satte Gewinne machen.<br />
Und die Großbauern etwa im Norden,<br />
die haben geringere Produktionskosten und<br />
damit bessere Überlebenschancen als wir<br />
hier im Süden. Mit unseren kleinbäuerlichen<br />
Strukturen können wir da nicht mithalten.“<br />
Handel und Verbraucher in der Verantwortung<br />
Verantwortung sieht Stephan Heiß aber auch<br />
bei den VerbraucherInnen und dem Lebensmitteleinzelhandel:<br />
„Der Verbraucher muss<br />
begreifen, dass ein hochwertiges Lebensmittel<br />
wie Milch nicht verramscht werden darf.<br />
Die Produktion, das kostet alles Geld. Und<br />
wenn die Discounter und Supermärkte die<br />
Preise drücken, schadet das den Bauern und<br />
den Molkereibeschäftigten. Natürlich verstehe<br />
ich, dass man als Geringverdiener schaut,<br />
wo man sparen kann. Aber ich muss mich<br />
doch fragen: Wo kauf ich ein und was kauf ich<br />
ein? Immer nur billig geht nicht. Sonst können<br />
diejenigen, die die Produkte herstellen,<br />
von ihrer Hände Arbeit nicht mehr leben.<br />
Wenn sie denn bei all dem Arbeitsdruck überhaupt<br />
bis zum Rentenalter durchhalten...“<br />
2 <strong>einigkeit</strong> 3 /<strong>2016</strong>
AUS DEN BRANCHEN<br />
„Finger weg von Fricopan!“<br />
Foto: NGG<br />
ein einziges Mal hier vor Ort waren.“<br />
Holger Willem kann dem nur beipflichten:<br />
„Auch mein Eindruck ist, dass bei Aryzta<br />
kein ernster Wille zu erkennen ist, nach Investoren<br />
zu suchen und damit die Arbeitsplätze<br />
und die Zukunft einer ganzen Region<br />
zu retten. Wir befürchten, dass hier eine Industriebrache<br />
entsteht. Der Arbeitgeber<br />
wälzt das alles auf das Land ab. Wir haben<br />
deshalb den ehemaligen Fricopan-Betriebsratsvorsitzenden<br />
Andreas Höppner als Berater<br />
hinzugezogen.“<br />
Auf der Demo am 9. Mai <strong>2016</strong> protestierten die Beschäftigten des Tiefkühlbackwarenherstellers Fricopan gegen die Schließung<br />
ihres Werks und die Produktverlagerung von Immekath nach Klemme.<br />
Es war ein regelrechter Schock, als die circa<br />
500 Beschäftigten des Tiefkühlbackwarenherstellers<br />
Fricopan in Immekath, Sachsen-<br />
Anhalt, am 9. Mai <strong>2016</strong> in einer Betriebsversammlung<br />
erfuhren, dass der Schweizer<br />
Mutterkonzern Aryzta ihren Standort Ende<br />
August schließen will. Auf einem<br />
spontanen Demonstrationszug<br />
durch die Stadt Klötze, zu der<br />
die 600-Seelen-Gemeinde<br />
Immekath gehört, machten<br />
die Beschäftigten ihrer<br />
Wut und Verzweiflung<br />
Luft. Holger Willem, Geschäftsführer<br />
der NGG-Region<br />
Magdeburg, kritisierte<br />
die plötzliche Schließung<br />
scharf: „Offensichtlich soll hier<br />
nicht einmal der Versuch gemacht<br />
werden, die Jobs zu retten.“<br />
Aus heiterem Himmel! Die erste Info kam nur<br />
über einen Dreizeiler, einen Aushang im<br />
Werk. Es ist wirklich ein Drama. Fast aus jeder<br />
Familie arbeiten zwei bis fünf Leute bei<br />
Fricopan. Hier wohnen ja nur 600 Menschen.<br />
Das Werksgelände macht fast ein Viertel<br />
des Dorfes aus. Wenn hier die<br />
Lichter ausgehen, dann hängen<br />
da auch noch viele Firmen<br />
aus der Umgebung<br />
dran. Auch die Tatsache,<br />
dass wir über Himmelfahrt<br />
ganze fünf Tage im<br />
Ungewissen gelassen<br />
wurden, zeugt nicht gerade<br />
von Respekt. So<br />
können wohl nur große<br />
Konzerne handeln, die jeden<br />
Bezug zu ihren Mitarbeitern verloren<br />
haben und wahrscheinlich nicht<br />
Zweifelhafter Umgang mit Fördermitteln?<br />
Höppner ist mittlerweile Abgeordneter der<br />
Linken im Landtag von Sachsen-Anhalt und<br />
wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion.<br />
Er kritisiert den aus seiner Sicht zweifelhaften<br />
Umgang des Unternehmens mit insgesamt<br />
13 Millionen Euro Fördermitteln. Diese<br />
seien vom Land sowohl für den Standort<br />
Immekath als auch für den weiter ausgebauten<br />
Standort Eisleben reichlich geflossen.<br />
Um derartige Praktiken künftig zu vermeiden,<br />
sei eine Änderung der Fördermittelpolitik<br />
nötig. Für die Beschäftigten, von denen<br />
viele älter als 50 Jahre seien und die es<br />
damit schwer auf dem Arbeitsmarkt hätten,<br />
fordert er einen Sozialplan, einen Interessenausgleich<br />
und eine Transfergesellschaft.<br />
Am Verhandlungstisch sitzen allerdings nur<br />
der Betriebsrat und NGG. Aryzta hat Andreas<br />
Höppner Hausverbot erteilt...<br />
Bitte seid solidarisch und unterstützt die<br />
Kolleginnen und Kollegen mit Solidaritätsbotschaften<br />
an betriebsrat@fricopan.de<br />
„Die 500 Mitarbeiter sind dem Aryzta-<br />
Konzern völlig egal“<br />
Mittlerweile hat es in Vorbereitung auf<br />
Sozialplanverhandlungen am 31. Mai ein<br />
erstes Informationsgespräch zwischen<br />
Geschäftsleitung und Betriebsrat gegeben,<br />
um mögliche Alternativen für die<br />
Beschäftigten auszuloten. Gerda Hentschel,<br />
Betriebsratsvorsitzende, zeigte<br />
sich von dem fünfstündigen Gespräch<br />
enttäuscht: „Viele Fragen von uns sind<br />
unbeantwortet geblieben. Die 500 Mitarbeiter<br />
sind dem Aryzta-Konzern völlig<br />
egal. Das kann man am Ende des Tages<br />
sagen. Es ist schon sehr bitter. Man<br />
muss sich das mal vorstellen: Die haben<br />
hier jahrelang investiert und neu gebaut.<br />
Und wir haben uns krumm gemacht und<br />
mit dafür gesorgt, dass unsere Produkte<br />
Verkaufsschlager sind. Und jetzt das!<br />
Foto: NGG<br />
An ihnen kommt so schnell keiner vorbei: der Betriebsrat von Fricopan mit der Vorsitzenden Gerda Hentschel (3. v. r. stehend)<br />
und dem ehemaligen Vorsitzenden und jetzigen „Berater” Andreas Höppner (vorne, sitzend).<br />
<strong>einigkeit</strong> 3 /<strong>2016</strong><br />
3
Foto: Marko Kubitz<br />
ZUR SACHE<br />
„Keine Bevormundung!“<br />
„Ob es erfolgreich<br />
sein wird, mit<br />
Schockbildern auf<br />
Zigarettenschachteln<br />
vor den gesundheitlichen<br />
Gefahren des<br />
Rauchens zu warnen,<br />
wie es seit 20. Mai<br />
Claus-Harald Güster <strong>2016</strong> die Umsetzung<br />
der europäischen Tabakproduktrichtlinie<br />
in Deutschland vorgibt,<br />
sei dahingestellt. Fest stehen aber bereits<br />
jetzt Arbeitsplatzverluste in der Tabakindustrie<br />
durch sehr starke regulative Eingriffe,<br />
wohlgemerkt bei einem legalen Produkt.<br />
Hier scheinen Politiker verschiedener Couleur<br />
die Tabakregulierung als Blaupause<br />
für weitere Betätigungsfelder bei den Inhaltsstoffen<br />
Fett, Salz, Alkohol und Zucker<br />
zu sehen: nach dem Motto 'regulieren, verbieten'.<br />
Und den Verlust von Arbeitsplätzen<br />
nimmt man in Kauf. So nicht!<br />
Den neuerlichen Vorschlag der verbraucherpolitischen<br />
Sprecherin der SPD-Fraktion,<br />
Süßwaren, Getränke oder andere zuckerhaltige<br />
Lebensmittel mit 19 statt wie bisher<br />
mit sieben Prozent zu besteuern, lehnen wir<br />
daher strikt ab. Eine unausgewogene Ernährung<br />
und mangelnde Bewegung führen zu<br />
Übergewicht und seinen Folgekrankheiten.<br />
Mit einer ‚Zuckersteuer‘, Verboten und Bevormundung<br />
wird es keinen Bewusstseinswandel<br />
geben. Höhere Steuern machen<br />
niemanden gesünder. Problematisch sind<br />
ja nicht die Lebensmittel an sich, sondern<br />
wie häufig wir sie konsumieren. Wir müssen<br />
wieder lernen, in Maßen zu genießen, nicht<br />
in Massen. Gäbe es ein Schulfach ‚Ernährung‘,<br />
wie wir es schon seit Jahren fordern,<br />
wären wir da sicherlich schon viel weiter. ”<br />
Claus-Harald Güster, stellvertretender<br />
NGG-Vorsitzender<br />
TARIFINFOS<br />
Im Fleischerhandwerk Baden-Württemberg<br />
steigen die Entgelte in zwei Stufen: zum 1.<br />
Juli <strong>2016</strong> um 2,5 Prozent und zum 1. Juli<br />
2017 um weitere 2,1 Prozent. Die Entgelte<br />
der unteren Lohngruppen H8 und K7 steigen<br />
überproportional.<br />
Zum 1. Juni <strong>2016</strong> erhöhen sich die Löhne in<br />
der Brot- und Backwarenindustrie Bayern<br />
um 2,7 Prozent, zum 1. Juni 2017 um<br />
weitere 2,5 Prozent. Die Ortsklasse II wird<br />
abgeschafft. Dies bedeutet eine zusätzliche<br />
Erhöhung. Vereinbart wurde außerdem eine<br />
Übernahme nach der Ausbildung für die<br />
Dauer von zwölf Monaten.<br />
Foto: NGG<br />
AUS DEN BRANCHEN<br />
Lohnlücke endlich schließen!<br />
9. Juni <strong>2016</strong> in Wittenburg: Kämpferische Stimmung unter den 450 Warnstreikenden der Obst- und Gemüse verarbeitenden Industrie<br />
in Mecklenburg-Vorpommern: Sie fordern eine Angleichung an das Lohnniveau im Westen.<br />
Für die Beschäftigten der Obst und Gemüse<br />
verarbeitenden Industrie Mecklenburg-<br />
Vorpommern ist der Gedanke daran, dass<br />
sie für die gleiche Arbeit, wie sie ihre<br />
KollegInnen im benachbarten Schleswig-<br />
Holstein verrichten, sage und schreibe bis<br />
zu 350 Euro im Monat weniger bekommen,<br />
nur schwer zu ertragen.<br />
Mit einem gemeinsamen achtstündigen<br />
Warnstreik und Protestmarsch am 9. Juni<br />
<strong>2016</strong> durch Wittenburg, zu dem NGG die<br />
1.500 Beschäftigten des Pizzawerks Dr.<br />
Oetker in Wittenburg, des Nestlé-Kaffeekapselwerks<br />
in Schwerin, des Essig- und<br />
Feinkostherstellers Carl Kühne in Hagenow<br />
sowie des Kartoffelpüree-Werks der<br />
Emsland Food in Hagenow aufgerufen hatte,<br />
forderten sie daher, die Lohnlücke zwischen<br />
Ost und West endlich zu schließen: „Fast<br />
27 Jahre nach dem Mauerfall ist es hierfür<br />
höchste Zeit“, befand auch der stellvertretende<br />
NGG-Vorsitzende Claus-Harald<br />
Güster, der den Streikenden vor Ort Mut<br />
zusprach: „Die gesamte NGG steht hinter<br />
euch. Wenn die Arbeitgeber sich bei der<br />
nächsten Verhandlung am 17. Juni nicht<br />
bewegen, können wir nochmal eine Schippe<br />
drauflegen! Der 17. Juni war übrigens<br />
einmal der Tag der Deutschen<br />
Einheit. Wir sollten ihn zum<br />
Tag der deutschen Lohneinheit<br />
machen!“<br />
„Wir brauchen einen Stufenplan“<br />
Jörg Dahms, Geschäftsführer<br />
der NGG-Region Mecklenburg-<br />
Vorpommern fordert für die<br />
1.900 Beschäftigten in den<br />
Obst und Gemüse verarbeitenden<br />
Firmen in Mecklenburg-Vorpommern<br />
einen Stufenplan zur<br />
Angleichung der Löhne an das<br />
Westniveau: „In Mecklenburg-Vorpommern<br />
hat sich die Crème de la Crème der Ernährungswirtschaft<br />
angesiedelt, gleichzeitig<br />
hält die Branche im Lohnvergleich aber die<br />
rote Laterne. Und das obwohl eine Studie<br />
der Norddeutschen Landesbank den Unternehmen<br />
eine hohe Wettbewerbsfähigkeit<br />
bescheinigt hat. Danach hat im Jahr 2014<br />
jeder Mitarbeiter der Branche einen Umsatz<br />
von 286.690 Euro erwirtschaftet, also gut<br />
30.000 Euro mehr als im Bundesdurchschnitt.<br />
Da kann es doch nicht sein, dass<br />
diese Mehr-Leistung mit einer Weniger-Leistung<br />
in der Lohntüte quittiert wird!“<br />
„Das stärkt unsere Verhandlungsposition“<br />
Die beiden Angleichungen, die die Arbeitgeber<br />
angeboten hätten, sprich 23 Euro<br />
in diesem Jahr und 32 Euro im nächsten,<br />
reichten bei weitem nicht aus. NGG werde<br />
dies bei der nächsten Verhandlung am 17.<br />
Juni deutlich machen: „Die Unterstützung<br />
der Beschäftigten hierfür haben wir. Gerade<br />
heute sind wieder zahlreiche Kolleginnen<br />
und Kollegen unserer NGG beigetreten. Das<br />
stärkt unsere Verhandlungsposition. Und<br />
auch die zahlreichen Soli-Botschaften aus<br />
dem ganzen Bundesgebiet machen Mut:<br />
Herzlichen Dank dafür!“<br />
Bei einer ersten Warnstreikwelle Ende April/Anfang Mai <strong>2016</strong> hatten sich rund<br />
600 Beschäftigte Obst und Gemüse verarbeitender Betriebe beteiligt.<br />
Foto: NGG<br />
4<br />
<strong>einigkeit</strong> 3 /<strong>2016</strong>
AUS DEN BRANCHEN<br />
„Die Belastungen sind eh schon so hoch“<br />
Zum NGG-Branchenseminar Catering trafen<br />
sich vom 30. Mai bis 3. Juni <strong>2016</strong> BetriebsrätInnen<br />
der Unternehmen Eurest, Sodexo,<br />
SV Catering, L&D und Klüh Catering im<br />
Bildungszentrum Oberjosbach (BZO).<br />
Foto: NGG<br />
Themenschwerpunkt waren die Bestimmungen<br />
des Arbeitszeitgesetzes und die<br />
aktuelle Forderung des Deutschen Hotelund<br />
Gaststättenverbandes (DEHOGA) nach<br />
Aufweichung des Gesetzes. Arbeitszeiten<br />
von bis zu 13 Stunden werden von den<br />
Betriebsräten abgelehnt: „Die körperlichen<br />
Belastungen in den Küchen sind eh schon so<br />
hoch. Überlange Arbeitszeiten würden sich<br />
negativ auf die Gesundheit unserer KollegInnen<br />
auswirken!“<br />
„Jetzt sind die Arbeitgeber am Zug”<br />
In der Diskussion über das Thema „Tarifrecht<br />
für Betriebsräte” wurde deutlich, dass<br />
permanente Betriebsübergänge zwischen<br />
den unterschiedlichen Caterern in der<br />
Auch in den Seminarpausen wurde das Thema „Arbeitszeit“ eifrig diskutiert.<br />
Branche durchaus üblich sind. Auf Grund der<br />
bestehenden konkurrierenden Tarifverträge<br />
stellen der Betriebsübergang und die Anwendung<br />
von tariflichen Normen eine besondere<br />
Herausforderung für die Betriebsräte<br />
dar. Aus Sicht von Guido Zeitler, NGG-Referatsleiter<br />
Gastgewerbe, ist das „ein Grund<br />
mehr für den Abschluss eines Tarifvertrages<br />
für die gesamte Catering-Branche. Jetzt<br />
sind die Arbeitgeber am Zug. Wettbewerb<br />
auf dem Rücken der Beschäftigten ist kein<br />
zukunftsfähiges Geschäftsmodell.”<br />
„Mindestlohn für die Fleischwirtschaft muss steigen“<br />
Foto: NGG<br />
Die Palette der Themen, mit denen sich<br />
die Betriebsräte der Fleischwirtschaft<br />
auf ihrem Branchenseminar im Mai <strong>2016</strong><br />
auseinandersetzten, war groß: Beim Tag der<br />
Berufsgenossenschaft etwa ging es insbesondere<br />
um das Thema „Lärm“, beim Thema<br />
„Agrarexporte der EU“ auch um die Frage,<br />
inwieweit unsere Überproduktion in Europa<br />
Strukturen in Afrika gefährdet.<br />
Bezüglich des Branchenmindestlohns in<br />
der Fleischwirtschaft, der derzeit bei 8,75<br />
Euro pro Stunde liegt und noch bis Ende<br />
2017 gilt, sieht NGG-Referatsleiter Bernd<br />
Maiweg eine positive Entwicklung: „Auch<br />
die Tariflöhne konnten viel stärker angehoben<br />
werden, da ansonsten der Abstand zum<br />
Branchenmindestlohn nicht gewährleistet<br />
gewesen wäre. Er muss aber 2017 erhöht<br />
werden und wird hoffentlich deutlich über<br />
dem allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn<br />
liegen.“<br />
Internationale Betriebsrätekonferenz<br />
Die Frage, inwieweit die Fleischbranche<br />
sich an ihre freiwillige Selbstverpflichtung<br />
hält, unter anderem mehr Werkvertragsbeschäftigte<br />
im Rahmen deutscher GmbH's<br />
und damit zu besseren<br />
Konditionen als bisher zu<br />
beschäftigen, soll am 19.<br />
Oktober <strong>2016</strong> im Rahmen<br />
einer internationalen<br />
Betriebsrätekonferenz in<br />
Rheda-Wiedenbrück diskutiert<br />
werden.<br />
Rund 50 Betriebsräte der Fleischwirtschaft trafen sich Mitte Mai <strong>2016</strong> zum Erfahrungsaustausch im Bildungszentrum Oberjosbach (BZO).<br />
An der Konferenz „Mindestlohn<br />
in der Fleischbranche<br />
– eine Erfolgsgeschichte?“,<br />
zu der auch Bundesarbeitsministerin<br />
Andrea Nahles<br />
eingeladen ist, nehmen<br />
auch Vertreter des DGB-Projekts<br />
„Faire Mobilität“ teil,<br />
die in Kiel, Oldenburg und<br />
Dortmund Werkvertragsbeschäftigte<br />
der Branche auf<br />
Rumänisch, Bulgarisch und<br />
Polnisch beraten.<br />
<strong>einigkeit</strong> 3 /<strong>2016</strong><br />
5
FORTSETZUNG VON SEITE 1<br />
Gesetzliche Rente stärken!<br />
Früher war alles besser! Jedenfalls was die Höhe der gesetzlichen Rente betrifft. Fakt ist: Spätestens mit<br />
den Rentenreformen ab dem Jahr 2001 haben wir uns mehr und mehr von einer gesetzlichen Rente verabschiedet,<br />
die ein würdevolles Leben im Alter ermöglicht.<br />
Grafik : NGG<br />
Wer 45 Jahre immer Durchschnittsverdiener (West) war, erhält laut DRV beim aktuellen Rentenniveau (ca. 47,7 Prozent) 1.370<br />
Euro Rente (brutto). Hätten wir heute noch das Niveau von 2000 (53 Prozent), läge die Rente bei 1.522 Euro - beim drohenden<br />
Rentenniveau von circa 43 Prozent hingegen nur noch bei 1.235 Euro.<br />
Wenn wir verhindern wollen, dass Menschen,<br />
die den Großteil ihres Lebens gearbeitet<br />
und in die gesetzliche Rentenversicherung<br />
eingezahlt haben, im Alter arm<br />
werden, müssen wir die gesetzliche Rente<br />
stärken und eine weitere Absenkung des<br />
Rentenniveaus stoppen. Auch deshalb, weil<br />
sich die politischen Versprechen hinsichtlich<br />
der privaten Vorsorge nicht erfüllt haben.<br />
Setzt sich der derzeitige politisch verordnete<br />
„Altersarmut verhindern!”<br />
„Bereits die heutige<br />
Rentnergeneration<br />
spürt, wie der Lebensstandard<br />
langsam<br />
sinkt. Vielen, die prekär<br />
beschäftigt sind,<br />
droht die Altersarmut.<br />
Daran ändert leider Burkhard Siebert<br />
auch der mittlerweile<br />
eingeführte gesetzliche Mindestlohn von<br />
8,50 Euro pro Stunde nicht viel. Er ist<br />
wichtig und er muss weiter steigen, keine<br />
Frage. Und Sonderzahlungen wie Urlaubsund<br />
Weihnachtsgeld dürfen nicht auf ihn<br />
Foto: Marko Kubitz<br />
„Sinkflug“ fort, wird das Nettorentenniveau<br />
vor Steuern, das im Jahr 2000 bei circa 53<br />
Prozent lag und heute 47,7 Prozent beträgt,<br />
bis 2030 bei circa 43 Prozent „aufschlagen”.<br />
angerechnet werden. Hier muss der Gesetzgeber<br />
nochmal ran, damit solche Urteile,<br />
wie sie das Bundesarbeitsgericht Ende<br />
Mai <strong>2016</strong> gefällt hat, nicht mehr möglich<br />
sind. Die Arbeitgeber dürfen sich jedoch<br />
nicht ihrer Verantwortung entziehen. Sie<br />
müssen bereit sein, mit uns Tarifverhandlungen<br />
zu führen und faire Löhne zu vereinbaren.<br />
Wer in Vollzeit arbeitet, muss davon<br />
in Würde leben können - und zwar auch im<br />
Alter!“<br />
Burkhard Siebert, stellvertretender NGG-<br />
Vorsitzender<br />
Was bedeutet das konkret? Wer 45 Jahre<br />
immer Durchschnittsverdiener (West) war,<br />
also 2015 ein Jahreseinkommen von 35.000<br />
Euro hatte, erhält nach der aktuellen Erhöhung<br />
zum Juli <strong>2016</strong> beim aktuellen Rentenniveau<br />
1.370 Euro Rente (brutto). Hätten<br />
wir heute noch das Niveau von 2000, läge<br />
die Rente bei 1.522 Euro – beim drohenden<br />
Rentenniveau von 43 Prozent hingegen nur<br />
noch bei 1.235 Euro. Das Problem: Eine<br />
solche – fiktive – durchgängige Erwerbsbiografie<br />
von 45 Beitragsjahren mit immer<br />
durchschnittlichen Erwerbseinkommen (der<br />
so genannte Eckrentner) ist und wird für<br />
viele Beschäftigte nicht zu erreichen sein.<br />
Die Realität in Zeiten von Lohndumping, Befristungen,<br />
Teilzeit und Minijobs sowie vieler<br />
weiterer prekärer Beschäftigungsarten ist<br />
eine andere. Fakt ist, dass viele Beschäftigte<br />
weit unterhalb des Durchschnittsverdienstes<br />
arbeiten und vielleicht auch aufgrund von<br />
Krankheit, Erziehungs- und Pflegezeiten etc.<br />
weniger Beitragsjahre erreichen. Besonders<br />
Frauen und ältere Beschäftigte, die vorzeitig<br />
aus dem Erwerbsleben ausscheiden müssen,<br />
sind hiervon betroffen. Die Folgen spüren sie<br />
dann in ihrer Geldbörse. So betrug der durchschnittliche<br />
Zahlbetrag der Deutschen Rentenversicherung<br />
(DRV) für Männer, die 2014<br />
in Altersrente gingen, 980 Euro und für Frauen<br />
(ohne „Mütterrente”) nur 562 Euro.<br />
In den Ernährungsberufen ist mit 60 Jahren<br />
Schluss<br />
Und noch eine weitere politische Entscheidung<br />
drückt auf das zukünftige Rentenniveau:<br />
Die Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters<br />
auf 67 Jahre. Dies bedeutet<br />
faktisch eine weitere Absenkung der gesetzlichen<br />
Rente, da viele Beschäftigte es aus<br />
körperlichen und psychischen Gründen nicht<br />
schaffen, bis 67 zu arbeiten. So scheiden<br />
viele KollegInnen in der Ernährungswirtschaft<br />
nach Untersuchungen der Hans-Böckler-Stiftung<br />
bereits mit durchschnittlich 60 Jahren<br />
aus dem Arbeitsleben aus. Und jeder Monat<br />
früher vermindert die Rente um 0,3 Prozent.<br />
Bei zwei Jahren wären das schon 7,2 Prozent<br />
weniger Rente.<br />
Riester-Rente gescheitert<br />
Um die Wirtschaft zu entlasten, wurde 2001<br />
mit der Einführung der so genannten Riester-<br />
6<br />
<strong>einigkeit</strong> 3 /<strong>2016</strong>
Foto: Fotolia.com/ WavebreakMediaMicro<br />
Rente das Versorgungsniveau der<br />
gesetzlichen Rentenversicherung<br />
abgesenkt. Die auftretende Versorgungslücke<br />
sollen seit 2001<br />
die Beschäftigten alleine durch<br />
private Vorsorge schließen. Doch<br />
es zeigt sich, dass kaum ein<br />
Riester-Vertrag die nötige Rendite<br />
erreicht. Schlimmer noch: Trotz<br />
Förderung können viele Beschäftigte<br />
solche Verträge überhaupt<br />
nicht abschließen, da ihnen das<br />
Geld für den nötigen Eigenbetrag<br />
fehlt. Mit den derzeitigen<br />
Riester-Renten lassen sich die Versorgungslücken<br />
also nicht schließen. Die einzigen<br />
Gewinner waren die Arbeitgeber und die<br />
Versicherungswirtschaft.<br />
Betriebliche Altersvorsorge?<br />
NGG hat schon früh die betriebliche Altersvorsorge<br />
per Tarifvertrag in vielen Branchen<br />
und Betrieben durchgesetzt. Ziel war es,<br />
auch die Arbeitgeber an der Finanzierung<br />
zu beteiligen. Dies ist vielfach auch gelungen.<br />
Die Politik hat es jedoch versäumt, im<br />
gleichen Maße auch alle Arbeitgeber in die<br />
Pflicht zu nehmen. So bleibt es dabei, dass<br />
viele Beschäftigte nicht die Möglichkeit<br />
haben, eine entsprechend gute betriebliche<br />
Altersvorsorge zu bekommen. Tarifpolitik<br />
kann jedoch nicht alle Defizite einer verfehlten<br />
Sozialpolitik aufheben. Eine gute betriebliche<br />
Altersvorsorge braucht eben eine<br />
starke gesetzliche Rentenversicherung.<br />
Rentenniveau halten und ausbauen!<br />
Das Rentenmodell des DGB zeigt, dass das<br />
heutige Rentenniveau sogar mit dem von<br />
der Politik vorgegebenen künftigen Beitrag<br />
von 22 Prozent (jetzt 18,7 Prozent) zu halten<br />
wäre. Nötig dafür wäre, die Beiträge früher<br />
anzuheben, als bislang vorgesehen – und<br />
zwar in planbaren, kleinen und verkraftbaren<br />
Schritten. Auch eine weitere angemessene<br />
Beitragserhöhung darf kein Tabu sein. Diese<br />
würde einen Durchschnittsverdiener nicht<br />
viel mehr kosten. Zwingende Voraussetzung<br />
bleibt jedoch, dass die paritätische Finanzierung<br />
und somit die Beteiligung der Arbeitgeber<br />
unangetastet bleibt. Insbesondere die<br />
junge Generation braucht eine starke gesetzliche<br />
Rente. Dafür wäre sie auch bereit,<br />
Wer ein Leben lang gearbeitet und Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung gezahlt hat, muss davon auch im Alter gut leben können.<br />
höhere Beiträge zu leisten, wie eine aktuelle<br />
Studie im Auftrag der IG Metall zeigt. (www.<br />
mehr-rente-mehr-zukunft.de)<br />
Übergänge in die Rente gestalten!<br />
Das derzeitige System ist starr und ungerecht.<br />
Viele Beschäftigte sind zu gesund für<br />
die Erwerbsminderungsrente, aber zu krank,<br />
um noch voll zu arbeiten. Dieses Dilemma<br />
darf nicht auf Kosten dieser KollegInnen gehen.<br />
Deshalb brauchen wir mögliche Teilrenten<br />
ab 60 Jahren und einfache Regelungen<br />
für Hinzuverdienste.<br />
Erwerbstätigenversicherung für alle!<br />
Alle Reformen in der gesetzlichen Rente<br />
haben vor allem die niedrigen Einkommen<br />
getroffen. „Damit muss Schluss sein“, fordert<br />
der stellvertretende NGG-Vorsitzende<br />
Burkhard Siebert: „Wir brauchen einen<br />
Kurswechsel. Gerechte Altersvorsorge funktioniert,<br />
wenn sich alle daran beteiligen.<br />
Eine Erwerbstätigenversicherung, in die alle<br />
einzahlen und die auch Gewinne aus Spekulationen<br />
berücksichtigt, ist machbar und<br />
kann Altersarmut vielfach verhindern. Die<br />
Pläne der Bundesregierung zur Lebensleistungsrente<br />
und möglichen Aufstockung von<br />
Entgeltpunkten hätten nur sehr kurzfristige<br />
Auswirkungen und blieben somit Stückwerk.“<br />
Anrechnung auf Grundsicherung aufheben!<br />
Menschen, die neben ihrer Beitragsleistung<br />
in der gesetzlichen Rente noch darüber hinaus<br />
vorgesorgt haben, dürfen hierfür nicht<br />
bestraft werden. Wer nur in Teilzeit arbeiten<br />
kann, weil Kinder zu erziehen sind, oder<br />
nur über ein geringes Einkommen verfügt,<br />
braucht die Sicherheit, dass ihm die Vorsorgeleistung<br />
im Alter auch finanziell hilft und<br />
eben nicht auf den Grundsicherungsbetrag<br />
angerechnet wird. Dies würde auch neue<br />
Anreize für eine betriebliche Altersvorsorge<br />
schaffen.<br />
DGB startet Rentenkampagne<br />
Siebert: „Wir Gewerkschaften sind uns einig:<br />
Der beste Weg, Altersarmut zu verhindern,<br />
ist die Stärkung der gesetzlichen Rente.<br />
Hierfür haben wir gute Argumente und jede<br />
Menge Mitglieder. Wir treten der Politik da<br />
ordentlich auf die Füße. Noch in diesem<br />
Jahr werden wir uns im Rahmen der DGB-<br />
Rentenkampagne noch aktiver einmischen.<br />
Bis zur nächsten Bundestagswahl werden wir<br />
unsere Themen mit der breiten Öffentlichkeit<br />
diskutieren und die Politik auffordern, die<br />
gesetzliche Rente zu stärken.“<br />
Info: hv.sozialpolitik@ngg.net<br />
Manuela Haase (55), Betriebsratsvorsitzende bei Bahlsen<br />
in Varel und Mitglied im NGG-Hauptvorstand: „Gerade uns<br />
Frauen droht im Alter oft eine Minirente. Besonders, wenn<br />
wir in Teilzeit gearbeitet haben. Das macht mir schon Angst.<br />
Irgendwie brauchen wir da ein gerechteres System: Helfen<br />
würde bestimmt schon, wenn alle in die gesetzliche Rentenversicherung<br />
einzahlen würden, auch die Selbstständigen."<br />
<strong>einigkeit</strong> 3 /<strong>2016</strong><br />
7
LANDESBEZIRKE<br />
Ost<br />
18./19. Juli <strong>2016</strong> im Bildungszentrum Erkner:<br />
„Gute Arbeitszeit im demografischen<br />
Wandel“, Seminar für Betriebsräte der<br />
Ernährungswirtschaft Sachsen-Anhalt.<br />
Foto: NGG<br />
NGG AKTIV<br />
„Solidarität kennt keine Grenzen“<br />
29. August in Magdeburg: „Faires Entgelt<br />
für Frauen“, Seminar zum Thema „Entgeltgerechtigkeit”.<br />
jungeNGG:<br />
1.bis 3. Juli in Berlin: Wochenendseminar<br />
zum Thema „The history of the European<br />
Union“.<br />
Foto: Fotolia.com/eyetronic<br />
15. bis 17. Juli in Berlin: „Ich bin kein<br />
Rassist, aber wir können doch nicht alle<br />
aufnehmen, oder!?, Seminar zur Flüchtlingspolitik.<br />
Info: www.ngg.net/vorOrt<br />
SERVICE<br />
Endlich Urlaub(sgeld)!?<br />
Endlich Urlaub: Es muss ja nicht gleich die Karibik sein,<br />
aber Urlaubsgeld wäre schon schön.<br />
Die Urlaubszeit steht bevor. Jetzt heißt es<br />
für viele: Endlich „abhängen“! Ob es auch<br />
Urlaubsgeld gibt, hängt mit davon ab, ob<br />
der Arbeitgeber tarifgebunden ist. Laut<br />
einer aktuellen Umfrage auf www.lohnspiegel.de,<br />
einer Webseite des Wirtschafts- und<br />
Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI)<br />
der Hans-Böckler-Stiftung, bekommen 41<br />
Prozent der Beschäftigten Urlaubsgeld. In<br />
den Betrieben, in denen die Arbeitsbedingungen<br />
per Tarifvertrag geregelt sind, sind<br />
es 61 Prozent, bei denen ohne Tarifbindung<br />
nur 32 Prozent der Beschäftigten.<br />
Unterschiede zwischen Ost und West<br />
Beim Urlaubsgeld sind auch 26 Jahre nach<br />
der Wiedervereinigung noch deutliche Unterschiede<br />
zwischen Ost und West erkennbar.<br />
Liegt der Anteil der Beschäftigten mit<br />
Urlaubsgeld in den “neuen“ Bundesländern<br />
bei lediglich 27 Prozent, so liegt er der<br />
Umfrage zufolge im Westen bei 47 Prozent.<br />
Auch hier ist der Unterschied mit der Tarifbindung<br />
der Arbeitgeber zu erklären. Der<br />
Anteil der tarifgebundenen Unternehmen ist<br />
im Osten deutlich niedriger als im Westen<br />
Deutschlands.<br />
Info: www.boeckler.de<br />
(Pressemitteilung 8.6.<strong>2016</strong>)<br />
Anzeige<br />
Patentrezepte gegen Fremdenfeindlichkeit gibt es nicht; miteinander reden wäre aber ein Anfang.<br />
Klare Kante zeigen gegen Fremdenfeindlichkeit<br />
und Rassismus und sich über Fragen der<br />
Flüchtlingspolitik austauschen: Dazu hatte<br />
der NGG-Landesbezirk Ost am 4. Juni <strong>2016</strong><br />
unter dem Motto „Solidarität kennt keine<br />
Grenzen“ nach Dessau geladen.<br />
In ihrem Eingangsstatement warnte die NGG-<br />
Vorsitzende Michaela Rosenberger vor Panikmache<br />
und Vorurteilen in der Flüchtlingspolitik.<br />
Sie plädierte für Maßnahmen zur<br />
nachhaltigen Integration der nach Deutschland<br />
kommenden Menschen und machte<br />
zugleich deutlich: Die AfD betreibt nicht nur<br />
rassistische Hetze, sondern verfolgt zugleich<br />
arbeitnehmer- und gewerkschaftsfeindliche<br />
Ziele.<br />
Ängste ernst nehmen<br />
Wie der Islam aufgrund von Vorurteilen und<br />
rassistischen Denkmustern als neues Feindbild<br />
herhalten muss, stellte das „theater<br />
odos” in einem viel beklatschten Stück dar.<br />
Auch in der Diskussion mit Martin Zabel,<br />
Hotel „Das Allgäu“ (vormals Hotel Maierhöfen)<br />
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7 x Abendessen mit Menüwahl oder Themenbuffets<br />
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Sauna<br />
Erlebnisbad „Aquarosa“<br />
WLAN<br />
Mitglied einer muslimischen Gemeinde in<br />
Leipzig, zeigte sich: Wir reden bisher zu<br />
wenig miteinander. Wir sollten mehr zusammenkommen,<br />
Ängste ernst nehmen und<br />
abbauen und uns über die anderen Kulturen<br />
und Religionen informieren.<br />
„Das macht Mut, hier weiter aktiv zu sein“<br />
NGG-Mitglieder arbeiten in Helferinitiativen<br />
für Flüchtlinge mit oder engagieren sich in<br />
Betrieben gegen Vorurteile und Fremdenhass.<br />
Das wurde an zahlreichen Beispielen<br />
deutlich. Trotzdem stand am Ende die Frage:<br />
Was können wir gegen die aktuelle Welle der<br />
Fremdenfeindlichkeit von Pegida, AfD und<br />
Co. tun? Ein Patentrezept hatte niemand.<br />
Deutlich wurde aber: Neben der klaren<br />
Position gegen Rechts brauchen wir zugleich<br />
Antworten auf ungelöste soziale Probleme,<br />
die viele zur „Protestwahl“ bewegt haben.<br />
„Einfach wird das nicht. Aber Veranstaltungen<br />
wie diese machen Mut, hier weiter aktiv<br />
zu sein“, so Petra Schwalbe, Vorsitzende des<br />
NGG-Landesbezirks Ost.<br />
vom 09.07. bis 03.09.<strong>2016</strong><br />
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8<br />
<strong>einigkeit</strong> 3 /<strong>2016</strong>
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immer auf dem Laufenden sein.<br />
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GLEICHSTELLUNG<br />
„Danke für den tollen Austausch“<br />
Wer schon immer einmal mit dem Gedanken<br />
gespielt hat, eine NGG-Frauengruppe zu<br />
gründen, aber nicht so recht wusste, wie,<br />
dem/der kann das folgende Beispiel aus der<br />
NGG-Region Saar vielleicht als Anregung<br />
dienen. Mark Baumeister, dortiger Geschäftsführer:<br />
„Es gab hier früher wohl mal<br />
eine Frauengruppe, aber die war irgendwie<br />
‚eingeschlafen‘. Evelyn Neumayer aus dem<br />
Regionsvorstand hat daher eine Neugründung<br />
angeregt. Viele der jetzigen Teilnehmerinnen<br />
waren bereits auf verschiedenen<br />
Seminaren im Landesbezirk Südwest. Sie<br />
haben wir vorrangig angeschrieben und<br />
Betriebsräte sensibilisiert mitzumachen.<br />
Geworben haben wir für die erste Veranstaltung<br />
mit dem Thema Entgeltgleichheit, auch<br />
in den sozialen Netzwerken und Foren.“<br />
Foto: NGG<br />
Haben längst noch nicht alle Themen „abgefrühstückt”: die Frauen der NGG-Region Saar.<br />
Die Mitglieder der NGG-Frauengruppe Saar<br />
kommen aus der Lebensmittelindustrie, dem<br />
Bäckerhandwerk und der Betriebsgastronomie.<br />
Drei Frauen sind Betriebsrätinnen,<br />
der Großteil ist neu in der ehrenamtlichen<br />
Gewerkschaftsarbeit. Die Themen legen<br />
die Frauen künftig gemeinsam fest. Ziel ist<br />
es, dass die Gruppe „lebt“. Das heißt: Wer<br />
einmal dabei war, erhält künftig alle Einladungen.<br />
Baumeister: „Wir wollen ab 2017<br />
einen Jahresplan erstellen. Dazu gehören<br />
neben der gewerkschaftlichen und politischen<br />
Bildungsarbeit und Diskussionen auch<br />
Aktionen, Ausflüge und Betriebsbesichtigungen.<br />
Rechtzeitig zum Landtagswahlkampf im<br />
Herbst wollen wir auf die Missstände in der<br />
Rentenpolitik aufmerksam machen und uns<br />
mit unseren NGG-Themen einbringen. Deswegen<br />
werden wir auch Politiker zu weiteren<br />
Treffen einladen.“<br />
„Ich freue mich, wenn es losgeht“<br />
Das Interesse am ersten Treffen, einem<br />
frauenpolitischen Frühstück am 22. Mai<br />
<strong>2016</strong>, war groß. Die Frauen waren sich einig,<br />
dass noch viel zu tun bleibt, um bestehende<br />
Lohnungleichheiten zwischen Frauen und<br />
Männern abzubauen: „Die Bundesregierung<br />
muss den Entwurf für ein Lohntransparenzgesetz<br />
noch in dieser Legislaturperiode zur<br />
Abstimmung in den Bundestag bringen.“<br />
Das Fazit von Dagmar Beuttel nach dem<br />
„Frauenfrühstück“: „Danke für den tollen<br />
Austausch. Es ist super interessant, mit<br />
Kolleginnen aus anderen Branchen zusammenzutreffen.<br />
Ich freue mich, wenn es richtig<br />
losgeht und wir uns einbringen können!“<br />
JUNGE NGG<br />
Im Herbst geht's los<br />
Vom 1. Oktober bis 30. November <strong>2016</strong> ist<br />
es wieder soweit: Die Jugend- und Auszubildendenvertretungen<br />
(JAV) werden gewählt.<br />
In der JAV setzen sich junge Beschäftigte,<br />
Auszubildende und dual Studierende für<br />
ihre Rechte und Interessen ein.<br />
Was macht die JAV?<br />
In die JAV können alle unter 25 Jahren gewählt<br />
werden und den jungen KollegInnen<br />
im Betrieb eine starke Stimme geben. Die<br />
JAV bestimmt mit und macht sich für Deine<br />
Themen stark. Gemeinsam mit jungeNGG<br />
haben JAVen bereits vieles erreicht. Die<br />
Jugend- und Auszubildendenvertretung<br />
kämpft für eine gute Ausbildungsqualität<br />
im Betrieb und verhandelt Lösungen für die<br />
Übernahme nach der Ausbildung im Betrieb.<br />
Außerdem setzt sie sich für ausreichend<br />
Ausbildungsplätze ein und achtet auf den<br />
Schutz von Jugendlichen.<br />
Wie könnt Ihr eine JAV wählen?<br />
Die Wahlvorschriften zur JAV sind denen des<br />
Betriebsrates ganz ähnlich. Zuerst bestellt<br />
der Betriebsrat einen Wahlvorstand, dieser<br />
organisiert dann alles rund um die Wahl.<br />
Die jungeNGG hat hier sehr hilfreiches<br />
Material erstellt, das Euch die Wahl deutlich<br />
erleichtert. In Deinem Regionsbüro erhältst<br />
Du alles rund um den Wahlkalender, Formulare<br />
und Informationsmaterial für Wählende<br />
und KandidatInnen.<br />
Ist das nicht alles total kompliziert?<br />
Der Wahlvorgang selbst ist mit unserem<br />
digitalen Wahlhelfer leicht durchzuführen.<br />
Aber danach geht es erst richtig los.<br />
Die JAV achtet darauf, dass alle Gesetze,<br />
Tarifverträge und sonstigen Vorschriften<br />
im Betrieb eingehalten werden. Das ist<br />
natürlich gerade am Anfang nicht einfach.<br />
Um Euch hierbei zu unterstützen, bieten<br />
wir drei aufeinander aufbauende Schulungen<br />
an. In unseren JAV-Seminaren lernt Ihr<br />
den Umgang mit allen wichtigen Gesetzen,<br />
die Organisation von Versammlungen und<br />
JAV-Sitzungen und alles über Eure Rechte<br />
und Pflichten. Dabei lernt Ihr auch JAVis aus<br />
anderen Betrieben kennen und könnt Euch<br />
austauschen. Übrigens ist Euer Arbeitgeber<br />
verpflichtet, Euch für diese Seminare<br />
freizustellen.<br />
Info: www. jav-portal.de<br />
oder bei den NGG-Regionen<br />
10<br />
<strong>einigkeit</strong> 3 /<strong>2016</strong>
INTERNES<br />
60, 65 und 70 Jahre NGG-Mitglied<br />
SERVICE<br />
Steuern auf Renten?<br />
Foto: NGG<br />
NGG gratuliert denjenigen, die seit 1956,<br />
1951 und 1946 NGG-Mitglied sind. Die<br />
weiteren Namen werden wir in den nächsten<br />
Ausgaben der „<strong>einigkeit</strong>“ veröffentlichen.<br />
Landesbezirik NRW<br />
Region Aachen<br />
Seit 65 Jahren Mitglied<br />
Matthias Breuer, Franz Hamacher,<br />
Helmut Heidenthal, Anton Wolff<br />
Region Bielefeld-Herford<br />
Seit 60 Jahren Mitglied<br />
Friedhelm Brameier, Horst Brinkmann,<br />
Hans-Rolf Pade, Hermann Pollmeier,<br />
Karl-Heinz Todt, Heinz Witte,<br />
Hermann Wittland<br />
Seit 65 Jahren Mitglied<br />
Helmut Brandt, Heinz Dieckmann,<br />
Friedrich Forke, Robert Heppermann,<br />
Günter Löhr, Herbert Moning,<br />
Erwin Redeker, Wilfried Schelp,<br />
Friedhelm Stüwe, Heinz Vinke<br />
Seit 70 Jahren Mitglied<br />
Heinz Flottmann, Heinz Güse,<br />
Siegfried Müller, Helmut Schröder,<br />
Reinhard Vögeding<br />
Region Bünde-Lübbecke-Minden<br />
Seit 60 Jahren Mitglied<br />
Alfred Donner, Wilhelm Tempelmeier,<br />
Margret Tiemann, Elise Uhe<br />
Seit 65 Jahren Mitglied<br />
Hildegard Badde, Gerda Eickmeyer,<br />
Friedel Klostermann,<br />
Hans-Joachim Scharmacher<br />
Seit 70 Jahren Mitglied<br />
Anni Baetzel, Fritz Braun,<br />
Willi Greve, Irmgard Westerfeld<br />
Jubilarehrung<br />
Region Detmold-Paderborn<br />
Seit 60 Jahren Mitglied<br />
Leni Stork<br />
Seit 65 Jahren Mitglied<br />
Ortwin Brandt, Gustav Ridder<br />
Region Düsseldorf-Wuppertal<br />
Seit 60 Jahren Mitglied<br />
Wolfgang Loose, Hans Miesen,<br />
Heribert Neuhaus,Fritz Neumann,<br />
Manfred Sesterhenn, Werner Stinshoff<br />
Seit 65 Jahren Mitglied<br />
Heinz Dieckmann, Hannelore Geile,<br />
Lieselotte Goertz, Guenter Hardt,<br />
Harald Otto, Heinz Wessel<br />
Seit 70 Jahren Mitglied<br />
Gerd Simon<br />
Region Dortmund<br />
Seit 60 Jahren Mitglied<br />
Alfred Blaek, Max Goerlitz,<br />
Gerhard Huelsmann, Otto Kassel,<br />
Heinz Lehmacher, Guenter Mai,<br />
Hans Naehle, Erika Nuesken,<br />
Jürgen Sutmann, Helmut Teichmann,<br />
Bernhard Wawrziniak<br />
Seit 65 Jahren Mitglied<br />
Ludwig Alheidt, Hermann Bembenek,<br />
Fred Biernat, Gustav Hartsch,<br />
Ferdinand Kaiser, Horst-Günter Pape,<br />
Siegfried Prange, Otto Reich,<br />
Wolfgang Rumpf, Harald Schmidt,<br />
Josef Sommer, Hermann Thomas,<br />
Josef Woestmann<br />
Seite 70 Jahren Mitglied<br />
Gottfried Burchert, Edwin Kindel,<br />
Kurt Seefeldt, Edmund Striepling<br />
Foto: Tim Reckmann/pixelio.de<br />
Auch RentnerInnen müssen gegebenenfalls eine<br />
Einkommensteuererklärung abgeben.<br />
Am 1. Juli steigen die Renten. Etliche RentnerInnen<br />
müssen dann erstmals Steuern auf<br />
ihre Altersbezüge zahlen.<br />
Der Grund hierfür ist ein Systemwechsel:<br />
Seit 2005 werden die Beiträge der ArbeitnehmerInnen<br />
zur gesetzlichen Rentenversicherung<br />
schrittweise steuerfrei gestellt.<br />
Im Gegenzug muss ein Teil der Renten<br />
versteuert werden. Dieser zu versteuernde<br />
Anteil steigt schrittweise bis zum Jahr 2040.<br />
Ab dann müssen die Renten voll versteuert<br />
werden.<br />
Ob RentnerInnen aber tatsächlich Geld ans<br />
Finanzamt abführen müssen, hängt davon<br />
ab, wie hoch ihre Rente ist, wann sie in Rente<br />
gegangen sind und welche sonstigen steuerpflichtigen<br />
Einnahmen – wie etwa Miete,<br />
Zinsen, Lohn für Nebenjobs oder Betriebsrenten<br />
– sie haben. Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge,<br />
Sonderausgaben<br />
und außergewöhnliche Belastungen können<br />
wiederum abgezogen werden.<br />
Grundsätzlich muss jeder, dessen zu<br />
versteuerndes Einkommen den jährlichen<br />
Grundfreibetrag (<strong>2016</strong>: 8.652 Euro) überschreitet,<br />
eine Einkommensteuererklärung<br />
abgeben. Wer sich unsicher ist, sollte in<br />
jedem Fall einen/eine Steuerberater/in<br />
hinzuziehen.<br />
PERSONALIEN<br />
Ina Korte-Grimberg, bisher Geschäftsführerin<br />
der NGG-Region Krefeld-Neuss, arbeitet<br />
seit 1. Juni <strong>2016</strong> als Referatsleiterin Süßwaren<br />
und Tabak in der NGG-Hauptverwaltung<br />
in Hamburg.<br />
Manja Wiesner, zuvor Gewerkschaftssekretärin<br />
in der Region Köln, führt seit 1. Juni<br />
kommissarisch die Geschäfte der Region<br />
Krefeld-Neuss.<br />
Nach ihrer Ausbildung zur Gewerkschaftssekretärin<br />
wurde Julia Celikkilic am 1. Mai<br />
in der Region Bremen-Weser-Elbe übernommen.<br />
Im April <strong>2016</strong> ehrte die NGG-Region Schwarzwald-Hochrhein ihre Mitglieder für 25, 40, 50, 60, 65 und 70 Jahre Treue zur NGG.<br />
WIR GRATULIEREN...<br />
... zum Geburtstag: Isolde Ries, Gewerkschaftssekretärin<br />
im Landesbezirk Südwest,<br />
60 Jahre.<br />
<strong>einigkeit</strong> 3 /<strong>2016</strong> 11
INTERNATIONALES<br />
Menschen<br />
machen<br />
sich stark!<br />
Mindestens 15 Dollar pro Stunde!<br />
Vom 20. bis 24. Mai <strong>2016</strong> kamen in Detroit,<br />
Michigan, USA, insgesamt an die 3.000<br />
Menschen, davon rund 1.500 Delegierte, zu<br />
einem internationalen Kongress der Service<br />
Employees International Union (SEIU)<br />
zusammen. Die Gewerkschaft vertritt zwei<br />
Millionen Mitglieder verschiedener Dienstleistungsbranchen<br />
in den USA, Kanada und<br />
Puerto Rico. Aus Deutschland waren Attila<br />
Kecskes, Betriebsrat eines McDonald’s-<br />
Restaurants in Berlin und Peter Schmidt,<br />
NGG-Referatsleiter Internationales, eingeladen.<br />
Schmidt: „Die Kampagne ‚Fight for $15‘, also<br />
der Kampf für einen höheren gesetzlichen<br />
Mindestlohn von 15 Dollar pro Stunde, hat<br />
SEIU stark verändert. Die Kolleginnen und<br />
Kollegen dort wollen die Kampagne auch zur<br />
weiteren Mitgliederwerbung nutzen. Und die<br />
Erfolge seit 2012 geben ihnen recht. Es gelingt<br />
ihnen, Stadt für Stadt und Bundesstaat<br />
Der SEIU-Kongress endete mit einer Großdemonstration in Chicago. Mittendrin: Attila Kecskes (1. v. li.), Betriebsrat bei<br />
McDonald’s in Berlin.<br />
für Bundesstaat für höhere Mindestlöhne zu<br />
sorgen.” Bis heute sei der Stundenlohn von<br />
rund zehn Millionen Menschen auf 15 Dollar<br />
gestiegen, und rund 18 Millionen haben von<br />
einer Erhöhung auf 12, 13 oder 14 Dollar<br />
profitiert. Das, so Schmidt, habe SEIU circa<br />
150.000 neue Mitglieder gebracht: „Und<br />
auch wenn die Gesetzgebung nur bedingt<br />
bei der amerikanischen Regierung liegt: Man<br />
spürt auch die Auswirkung auf den amerikanischen<br />
Wahlkampf - Hillary Clinton war hier<br />
Gastrednerin….“<br />
Foto: NGG<br />
Solidarität zwischen den Betriebsräten<br />
Es gibt viele gute Gründe, warum wir Europa<br />
brauchen. Peter Schmidt, bei NGG zuständig<br />
für Europa und Internationales, findet: „Wir<br />
brauchen Europa unter anderem deshalb,<br />
weil wir durch das europäische Betriebsrätegesetz<br />
die Möglichkeit haben, Arbeitsstrukturen<br />
über Ländergrenzen hinweg<br />
aufzubauen. Das versetzt uns in die Lage,<br />
Solidarität zwischen den Betriebsräten und<br />
Belegschaften aufzubauen. Das Beispiel<br />
der beabsichtigten Schließung des Kaffeewerkes<br />
von Nestlé in Mainz zeigt dies recht<br />
gut. Alle GewerkschaftsvertreterInnen der<br />
europäischen Kaffeewerke haben in einer<br />
außerordentlichen Sitzung mit dem Nestlé-<br />
Management erklärt, dass sie so lange keine<br />
Produktion aus Mainz übernehmen werden,<br />
wie die Mainzer Kolleginnen und Kollegen<br />
ihr O.K. dafür gegeben haben. Wie wir<br />
wissen, gibt es diese Möglichkeit in anderen<br />
Regionen der Welt nicht. Europa setzt also<br />
auch einen guten gesetzlichen Rahmen für<br />
unsere gewerkschaftliche Arbeit.“<br />
Für verfolgte Gewerkschafter<br />
Es ist keineswegs überall auf der Welt selbstverständlich,<br />
dass GerkschafterInnen ihr<br />
Engagement ohne Gefahr für Leib und Leben<br />
ausüben. Im Gegenteil: Jahr für Jahr berichtet<br />
Amnesty International von Repressalien gegen<br />
GewerkschafterInnen: Sie werden häufig<br />
schikaniert und fallen immer wieder politisch<br />
motivierten Morden, dem „Verschwindenlassen“<br />
und willkürlichen Festnahmen zum<br />
Opfer. Weil sie grundlegende Menschenrechte<br />
verteidigen, werden sie bedroht, gefoltert,<br />
verletzt und ins Exil getrieben.<br />
Aus dem „Solidaritätsfonds für internationale<br />
gewerkschaftliche Arbeit“ (s. rechts)<br />
unterstützt NGG verfolgte GewerkschafterInnen<br />
und Ihre Familien. In besonderen<br />
Notfällen gibt es auch direkt Hilfe für die gewerkschaftliche<br />
Arbeit. In den vergangenen<br />
Jahren gingen Spenden beispielsweise an die<br />
Streikenden der Tekgida-Is in der Türkei, an<br />
die IUL Uruguay für ein Projekt in Brasilien,<br />
an die Günter-Wallraff-Stiftung oder auch an<br />
die Streikenden beim Autobahnraststättenbetreiber<br />
Autogrill.<br />
SOLIDARITÄTSFONDS<br />
Bitte helft mit und überweist eine Geldspende<br />
für verfolgte GewerkschafterInnen<br />
auf unser NGG-Konto:<br />
SEB-Bank AG<br />
IBAN: DE86 2001 0111 1132 026600<br />
BIC: ESSEDE5F200<br />
Kennwort: Solidaritätsfonds für<br />
internationale gewerkschaftliche Arbeit<br />
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<strong>einigkeit</strong> 3 /<strong>2016</strong>