einigkeit 3/2016
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Foto: Marko Kubitz<br />
ZUR SACHE<br />
„Keine Bevormundung!“<br />
„Ob es erfolgreich<br />
sein wird, mit<br />
Schockbildern auf<br />
Zigarettenschachteln<br />
vor den gesundheitlichen<br />
Gefahren des<br />
Rauchens zu warnen,<br />
wie es seit 20. Mai<br />
Claus-Harald Güster <strong>2016</strong> die Umsetzung<br />
der europäischen Tabakproduktrichtlinie<br />
in Deutschland vorgibt,<br />
sei dahingestellt. Fest stehen aber bereits<br />
jetzt Arbeitsplatzverluste in der Tabakindustrie<br />
durch sehr starke regulative Eingriffe,<br />
wohlgemerkt bei einem legalen Produkt.<br />
Hier scheinen Politiker verschiedener Couleur<br />
die Tabakregulierung als Blaupause<br />
für weitere Betätigungsfelder bei den Inhaltsstoffen<br />
Fett, Salz, Alkohol und Zucker<br />
zu sehen: nach dem Motto 'regulieren, verbieten'.<br />
Und den Verlust von Arbeitsplätzen<br />
nimmt man in Kauf. So nicht!<br />
Den neuerlichen Vorschlag der verbraucherpolitischen<br />
Sprecherin der SPD-Fraktion,<br />
Süßwaren, Getränke oder andere zuckerhaltige<br />
Lebensmittel mit 19 statt wie bisher<br />
mit sieben Prozent zu besteuern, lehnen wir<br />
daher strikt ab. Eine unausgewogene Ernährung<br />
und mangelnde Bewegung führen zu<br />
Übergewicht und seinen Folgekrankheiten.<br />
Mit einer ‚Zuckersteuer‘, Verboten und Bevormundung<br />
wird es keinen Bewusstseinswandel<br />
geben. Höhere Steuern machen<br />
niemanden gesünder. Problematisch sind<br />
ja nicht die Lebensmittel an sich, sondern<br />
wie häufig wir sie konsumieren. Wir müssen<br />
wieder lernen, in Maßen zu genießen, nicht<br />
in Massen. Gäbe es ein Schulfach ‚Ernährung‘,<br />
wie wir es schon seit Jahren fordern,<br />
wären wir da sicherlich schon viel weiter. ”<br />
Claus-Harald Güster, stellvertretender<br />
NGG-Vorsitzender<br />
TARIFINFOS<br />
Im Fleischerhandwerk Baden-Württemberg<br />
steigen die Entgelte in zwei Stufen: zum 1.<br />
Juli <strong>2016</strong> um 2,5 Prozent und zum 1. Juli<br />
2017 um weitere 2,1 Prozent. Die Entgelte<br />
der unteren Lohngruppen H8 und K7 steigen<br />
überproportional.<br />
Zum 1. Juni <strong>2016</strong> erhöhen sich die Löhne in<br />
der Brot- und Backwarenindustrie Bayern<br />
um 2,7 Prozent, zum 1. Juni 2017 um<br />
weitere 2,5 Prozent. Die Ortsklasse II wird<br />
abgeschafft. Dies bedeutet eine zusätzliche<br />
Erhöhung. Vereinbart wurde außerdem eine<br />
Übernahme nach der Ausbildung für die<br />
Dauer von zwölf Monaten.<br />
Foto: NGG<br />
AUS DEN BRANCHEN<br />
Lohnlücke endlich schließen!<br />
9. Juni <strong>2016</strong> in Wittenburg: Kämpferische Stimmung unter den 450 Warnstreikenden der Obst- und Gemüse verarbeitenden Industrie<br />
in Mecklenburg-Vorpommern: Sie fordern eine Angleichung an das Lohnniveau im Westen.<br />
Für die Beschäftigten der Obst und Gemüse<br />
verarbeitenden Industrie Mecklenburg-<br />
Vorpommern ist der Gedanke daran, dass<br />
sie für die gleiche Arbeit, wie sie ihre<br />
KollegInnen im benachbarten Schleswig-<br />
Holstein verrichten, sage und schreibe bis<br />
zu 350 Euro im Monat weniger bekommen,<br />
nur schwer zu ertragen.<br />
Mit einem gemeinsamen achtstündigen<br />
Warnstreik und Protestmarsch am 9. Juni<br />
<strong>2016</strong> durch Wittenburg, zu dem NGG die<br />
1.500 Beschäftigten des Pizzawerks Dr.<br />
Oetker in Wittenburg, des Nestlé-Kaffeekapselwerks<br />
in Schwerin, des Essig- und<br />
Feinkostherstellers Carl Kühne in Hagenow<br />
sowie des Kartoffelpüree-Werks der<br />
Emsland Food in Hagenow aufgerufen hatte,<br />
forderten sie daher, die Lohnlücke zwischen<br />
Ost und West endlich zu schließen: „Fast<br />
27 Jahre nach dem Mauerfall ist es hierfür<br />
höchste Zeit“, befand auch der stellvertretende<br />
NGG-Vorsitzende Claus-Harald<br />
Güster, der den Streikenden vor Ort Mut<br />
zusprach: „Die gesamte NGG steht hinter<br />
euch. Wenn die Arbeitgeber sich bei der<br />
nächsten Verhandlung am 17. Juni nicht<br />
bewegen, können wir nochmal eine Schippe<br />
drauflegen! Der 17. Juni war übrigens<br />
einmal der Tag der Deutschen<br />
Einheit. Wir sollten ihn zum<br />
Tag der deutschen Lohneinheit<br />
machen!“<br />
„Wir brauchen einen Stufenplan“<br />
Jörg Dahms, Geschäftsführer<br />
der NGG-Region Mecklenburg-<br />
Vorpommern fordert für die<br />
1.900 Beschäftigten in den<br />
Obst und Gemüse verarbeitenden<br />
Firmen in Mecklenburg-Vorpommern<br />
einen Stufenplan zur<br />
Angleichung der Löhne an das<br />
Westniveau: „In Mecklenburg-Vorpommern<br />
hat sich die Crème de la Crème der Ernährungswirtschaft<br />
angesiedelt, gleichzeitig<br />
hält die Branche im Lohnvergleich aber die<br />
rote Laterne. Und das obwohl eine Studie<br />
der Norddeutschen Landesbank den Unternehmen<br />
eine hohe Wettbewerbsfähigkeit<br />
bescheinigt hat. Danach hat im Jahr 2014<br />
jeder Mitarbeiter der Branche einen Umsatz<br />
von 286.690 Euro erwirtschaftet, also gut<br />
30.000 Euro mehr als im Bundesdurchschnitt.<br />
Da kann es doch nicht sein, dass<br />
diese Mehr-Leistung mit einer Weniger-Leistung<br />
in der Lohntüte quittiert wird!“<br />
„Das stärkt unsere Verhandlungsposition“<br />
Die beiden Angleichungen, die die Arbeitgeber<br />
angeboten hätten, sprich 23 Euro<br />
in diesem Jahr und 32 Euro im nächsten,<br />
reichten bei weitem nicht aus. NGG werde<br />
dies bei der nächsten Verhandlung am 17.<br />
Juni deutlich machen: „Die Unterstützung<br />
der Beschäftigten hierfür haben wir. Gerade<br />
heute sind wieder zahlreiche Kolleginnen<br />
und Kollegen unserer NGG beigetreten. Das<br />
stärkt unsere Verhandlungsposition. Und<br />
auch die zahlreichen Soli-Botschaften aus<br />
dem ganzen Bundesgebiet machen Mut:<br />
Herzlichen Dank dafür!“<br />
Bei einer ersten Warnstreikwelle Ende April/Anfang Mai <strong>2016</strong> hatten sich rund<br />
600 Beschäftigte Obst und Gemüse verarbeitender Betriebe beteiligt.<br />
Foto: NGG<br />
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<strong>einigkeit</strong> 3 /<strong>2016</strong>