Wirtschaftszeitung_Tabloid_25042016
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TRADITIONS- UND FAMILIENUNTERNEHMEN 7<br />
„Wir brauchen<br />
neue Unternehmer“<br />
Trendumkehr: Erstmals wieder Anstieg bei Existenzgründungen<br />
Foto: colourbox.de<br />
Der seit Jahren andauernde<br />
Rückgang von<br />
Firmengründungen ist<br />
zumindest im Münsterland<br />
vorerst gestoppt.<br />
■ Das meldet die Industrie-<br />
und Handelskammer<br />
Nord Westfalen (IHK), die<br />
aus den Gewerbeanzeigen<br />
die sogenannten „echten<br />
Gründungen“ herausgerechnet<br />
hat: Danach wurden<br />
2015 im Münsterland<br />
insgesamt 4621Unternehmensgründungen<br />
registriert.<br />
Das sind fast zwei<br />
Prozent mehr als im Vorjahr<br />
(78 absolut). Und das,<br />
obwohl die Zahl der Gründungen<br />
in der Stadt Münster<br />
umüber zwölf Prozent<br />
gesunken ist.<br />
Doch drei Münsterlandkreise<br />
haben dieses Minus<br />
mehr als wettgemacht. Besonders<br />
hoch ist die ZuwachsrateimKreis<br />
Borken<br />
mit knapp 13 Prozent, gefolgt<br />
vomKreis Warendorf<br />
(6,1 Prozent) und dem<br />
Kreis Coesfeld (4,2 Prozent).<br />
Leicht negativ fiel<br />
die Bilanz für den Kreis Steinfurt aus<br />
(minus 0,2 Prozent).<br />
„Wir hoffen, dass der Aufw<br />
ärtstrend in<br />
den drei Münsterlandkreisen anhält<br />
und auf die anderen Städte und Kreise<br />
unseres Bezirks übergreift“, so IHK-Geschäftsbereichsleiter<br />
Joachim Brendel.<br />
Denn für den IHK-Bezirk Nord Westfalen<br />
insgesamt, zu dem neben dem<br />
Münsterland auch die Emscher-Lippe-<br />
Region gehört, verzeichnet die IHK<br />
einen Rückgang um knapp zwei Prozent<br />
auf 7988.<br />
Stark gesunken sind die Zahlen der<br />
echten Gründungen auch in den StädtenBottrop<br />
undGelsenkirchen (11und<br />
13,2 Prozent). Im Kreis Recklinghausen<br />
liegt das Minus bei 1,7 Prozent, in<br />
der Emscher-Lippe-Region insgesamt<br />
bei 6,5 Prozent.<br />
Zwar liegt der Rückgangmit minus1,9<br />
Prozent im IHK-Bezirk insgesamt unter<br />
dem Landesdurchschnitt von fast vier<br />
Prozent. Doch: „In den letzten zehn<br />
Jahren hat sich die Zahl der Gründungen<br />
inder Region fast halbiert“, warnt<br />
Brendel, auch wenn der damalige<br />
Boom bei den Ich-AGs die Statistik verzerre.<br />
Allerdings dürfe sich die Entwicklung<br />
nicht fortsetzen: „Wir brauchen<br />
neue Unternehmer“, betont der<br />
fürBranchen und Infrastruktur zuständige<br />
IHK-Geschäftsbereichsleiter.<br />
„Nicht nur für innovative Geschäftsideen,<br />
die die Region insgesamt wettbewerbsfähig<br />
halten“, ergänzt er. Sondern<br />
schon aufgrund des demografischen<br />
Wandels, der natürlich auch an<br />
Unternehmern nicht spurlos vorbeigehe.<br />
Für die Chefs mehrerer hundert Betriebe<br />
müsse in den nächsten Jahren<br />
ein Nachfolger gefunden werden.<br />
Hauptursache für den seit einigen Jahren<br />
zuverzeichnenden Rückgang im<br />
Gründungsgeschehen ist laut IHK die<br />
günstige Situation am Arbeitsmarkt.<br />
Der zunehmende Fachkräftemangel<br />
führe dazu, dass viele Arbeitnehmer<br />
gute Chancen sehen, sich auch in abhängiger<br />
Beschäftigung berufl<br />
ich zu<br />
verwirklichen. Ebenso sei es schwieriger<br />
geworden, Fördermittel für Gründungen<br />
aus Arbeitslosigkeit zu erhalten.<br />
„Viele scheuen dann das Risikoder<br />
Selbstständigkeit, zumal der Arbeitsmarkt<br />
gerade im Münsterlandvielfältige<br />
Möglichkeiten bietet“, sagt Brendel.<br />
In der von der IHK ausgewerteten Statistik,<br />
in der nur Hauptniederlassungen,<br />
Haupterwerbsgründungen und<br />
Übernahmen aus Kauf, Pacht und Erbfolge<br />
berücksichtigt werden, finden<br />
sich die meisten Gründungen nachwie<br />
vor imBaugewerbe und im Einzelhandel,<br />
die meisten Übernahmen im Gastgewerbe.