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Europa rebelliert - Alte und neue Zeiten

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8 | P O L I T I K<br />

Wahre Finnen brechen<br />

Verhandlungen ab<br />

HELSINKI. Aufgr<strong>und</strong> tiefgreifender<br />

Meinungsverschiedenheiten<br />

in Fragen der EU-Finanzhilfe für<br />

Portugal hat der Vorsitzende der<br />

rechten Wahren Finnen (PS), Timo<br />

Soini, die Verhandlungen über<br />

eine zukünftige Regierungsbeteiligung<br />

abgebrochen. Man werde in<br />

der Opposition verbleiben, erklärte<br />

der Chef der Partei, die vor einem<br />

Monat mit über 19 Prozent der<br />

Stimmen bei der Parlamentswahl<br />

zur drittstärksten Partei Finnlands<br />

aufgestiegen war. Bereits damals<br />

hatte sich die EU-kritische Partei<br />

gegen die Euro-Bürgschaften für<br />

Griechenland <strong>und</strong> Portugal ausgesprochen.<br />

Demgegenüber votierten<br />

die konservative Sammlungspartei<br />

(Kok) unter dem designierten<br />

Ministerpräsidenten Jyrki Katainen,<br />

die Sozialdemokraten (SDP),<br />

die Zentrumpartei (Kesk) <strong>und</strong> die<br />

Grünen mit einem Ja für das <strong>neue</strong>rliche<br />

EU-Rettungspaket. (ctw)<br />

Frankreich verschärft<br />

Flüchtlingspolitik<br />

FOTOS: (4) WIKIPEDIA/FOTOKONTTORI.FI/JF-MONTAGE<br />

Timo Soini (Wahre Finnen), Marine Le Pen (Front National; Frankreich), Heinz-Christian Strache (FPÖ; Österreich) <strong>und</strong> Pia Kjærsgaard<br />

(Dänische Volkspartei) (v.l.n.r): Die vier Politiker sind nur ein Teil der erfolgreichen rechten Formationen in <strong>Europa</strong><br />

PARIS. Um im Kampf gegen die<br />

illegale Einwanderung das Heft<br />

in der Hand zu behalten, hat das<br />

französische Parlament auf Drängen<br />

von Präsident Nicolas Sarkozy<br />

ein Gesetz verabschiedet, das die Neue europäische Lockerheit<br />

Abschiebung erleichtern soll.<br />

Demnach werden Bootsfl üchtlinge,<br />

die an der französischen Küste<br />

landen, direkt in einen spezi-<br />

Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung: „Rechtspopulistische“ Parteien in <strong>Europa</strong> – Gefahr oder Korrektiv?<br />

ellen Wartebereich abgeschoben. HENNING HOFFGAARD<br />

jetzt die Antwort: „Nach ihrer Etablie- In den Niederlanden lassen sich spricht. So gebe es auch sehr „reale Ver-<br />

So soll verhindert werden, daß<br />

rung – Rechtspopulistische Parteien in die rechtsliberale Volkspartei für Freisäumnisse“ bei Integration, Kriminalität<br />

sie französischen Boden betreten<br />

<strong>Europa</strong>“ nennt sich das frisch herausgeheit <strong>und</strong> Demokratie (VVD) <strong>und</strong> die <strong>und</strong> Parallelgesellschaften, die besonders<br />

<strong>und</strong> Rechte beanspruchen könnten.<br />

Parallel dazu droht den illegalen<br />

Einwanderern eine schnellere<br />

Abschiebung. Ein Gesetzesteil,<br />

ünter Verheugen ist tief besorgt:<br />

„Wir haben eine Führungs- Gschwäche<br />

<strong>und</strong> eine klare Renagebene<br />

70seitige Werk des 31jährigen<br />

Politikwissenschaftlers Florian Hartleb.<br />

Im Mittelpunkt seiner Studie stehen<br />

die Mobilisierungsthemen <strong>und</strong> Wähler-<br />

christlich-demokratische CDA in einer<br />

Minderheitsregierung seit vergangenem<br />

September von dem als Paradebeispiel<br />

des erfolgreichen „Rechtspopulisten“<br />

bei Muslimen nachweisbar seien.<br />

Dennoch, so der Autor, müsse die<br />

Gesellschaft <strong>und</strong> gerade der politische<br />

Konservatismus eine Antwort fi nden.<br />

der eingebürgerten Franzosen bei tionalisierung in <strong>Europa</strong>“, warnte der klientel des „Rechtspopulismus“. Hart- geltenden Geert Wilders <strong>und</strong> seiner Getrieben von der „Angst des kleinen<br />

Polizistenmord die Staatsbürger- ehemalige Industrie- <strong>und</strong> Erweiterungsleb will der Frage auf den Gr<strong>und</strong> gehen, Partei für die Freiheit dulden. VVD Mannes“, dem symbolischen Schreckschaft<br />

entziehen wollte, fand keine kommissar der Europäischen Union un- welche Handlungsmöglichkeiten die <strong>und</strong> CDA haben dabei längst die Forgespenst der weiter erodierenden Volks-<br />

Mehrheit. Während die Regierung längst. Anlaß der Unmutsbek<strong>und</strong>ung europäischen Christdemokraten anderungen nach einer härteren Asyl-, parteien, gerate der Zusammenhalt der<br />

das Votum begrüßte, kritisierte die des als „glühender Europäer“ bekannten gesichts des Wandels<br />

Einwanderungs- <strong>und</strong> Gesellschaft unter Beschuß. Hier könne<br />

Opposition das Einknicken gegen- Sozialdemokraten war der Alleingang in der Parteienland-<br />

Integrationspolitik nur ein gesamtgesellschaftlicher Pakt,<br />

über der Politik des rechten Front Dänemarks bei der Wiedereinführung schaft haben. Zuerst<br />

übernommen. Glei- basierend auf dem Sozialstaat <strong>und</strong> kultu-<br />

National. (ctw)<br />

von stationären Grenzkontrollen. Diesen stellt er dabei klar,<br />

ches gilt für die rechtsreller Off enheit, also gegen Xenophobie<br />

Türkei: Demonstrationen<br />

Kurs hatte die rechtsliberal-konservative<br />

Regierung in Kopenhagen auf maßgebli-<br />

daß man den Konservatismus<br />

sorgfältig<br />

liberale Venstre-Partei<br />

in Dänemark. Auch<br />

<strong>und</strong> Nationalismus helfen.<br />

Zudem sollten, schlägt der Autor vor,<br />

gegen Internetzensur chen Druck der als „rechtspopulistisch“ vom „Rechtspopulis-<br />

Frankreichs Präsident die etablierten Parteien die Th emen der<br />

geltenden Dänischen Volkspartei (DF) mus“ trennen müsse.<br />

Nicolas Sarkozy hat Populisten, die damit ihre Berechtigung<br />

ISTANBUL.Tausende Menschen eingeschlagen.<br />

Während ersterer sich<br />

in den vergangenen erhalten, aufgreifen. Er verweist hier auf<br />

haben am Sonntag in Istanbul <strong>und</strong><br />

30 weiteren Städten der Türkei ge- Konservative werden in die<br />

besonders über seine<br />

politische Stabilität<br />

Monaten immer wieder<br />

klassisch rechtspo-<br />

das Beispiel Sarkozys in Frankreich, der<br />

so einen Erfolg des Front National (FN)<br />

gen zunehmende Zensurmaßnahmen<br />

im Internet protestiert. So<br />

Defensive gedrängt defi niere, präge letzteren<br />

eine fl atterhafte<br />

pulistische Themen<br />

besetzt <strong>und</strong> machte<br />

Le Pens verhindert habe. Der ist zuletzt<br />

weniger an Sarkozy, als vielmehr am<br />

plant die Regierung Erdogan zum Doch nicht nur in Dänemark ist Unberechenbarkeit.<br />

dies zuletzt mit dem Mehrheitswahlrecht gescheitert. Hier<br />

22. August die Einführung mehre- es Parteien rechts neben den klassisch Daß es durchaus<br />

Burkaverbot deutlich. zeigt sich das Gr<strong>und</strong>problem der Studie:<br />

rer Filter. Demnach müssen Inter- christdemokratischen Formationen auch Gemeinsamkei-<br />

Gerade deswegen Hartleb legt durchgehend die Maßstänetnutzer<br />

einen von vier Filtern in gelungen, sich im Parteiensystem zu ten gibt, wird zumin-<br />

sieht Hartleb den be der b<strong>und</strong>esdeutschen Öff entlichkeit<br />

den Teilbereichen Familie, Haus- etablieren. Auch in Österreich, Schwedest indirekt deutlich.<br />

Populismusbegriff an, die bisher noch jeden Vertreter von<br />

halt, Kinder <strong>und</strong> Standard benutden, Finnland, Norwegen, Ungarn, So habe der Rechtspo-<br />

durchaus kritisch. Parteien rechts der Union erfolgreich<br />

zen. Zum Schutz von Kindern vor Italien <strong>und</strong> Frankreich sind rechte <strong>und</strong> pulismus vom Ver-<br />

Eine Gleichsetzung in die „Nähe des Nationalsozialismus<br />

Pornographie <strong>und</strong> Gewalt, so die rechtsliberale Parteien auf Erfolgskurs. sagen des heutigen<br />

mit Rechtsextremis- gerückt“ hat.<br />

staatliche Internetbehörde BTK, In Italien <strong>und</strong> Ungarn tragen sie bereits „(Neo-)Konservatis- Aktuelle KAS-Studie<br />

mus verbiete sich. Während Deutschland hier also ei-<br />

sollen demzufolge bestimmte In- Regierungsverantwortung. Gr<strong>und</strong> genug mus“ in erheblichem<br />

Zwar gebe es durchnen historisch determinierten Sonderternetseiten<br />

unzugänglich gemacht für die Grünen, Liberalen <strong>und</strong> Christ- Maße profi tiert <strong>und</strong> die Konservativen aus Überschneidungen, eine generelle weg einschlägt, haben in den meisten<br />

werden. Das sehen die über Facedemokraten im EU-Parlament, sich in „in die Defensive gedrängt“, räumt der Diskreditierung als verfassungsfeindlich europäischen Ländern vermeintlich<br />

book <strong>und</strong> Twitter vernetzten regie- gleich drei Konferenzen mit dem Th ema Autor ein. Daß eine solche mit dem ließe sich jedoch nicht rechtfertigen: „Er „rechtspopulistische“ Th emen längst<br />

rungskritischen Demonstranten zu befassen. Der Gr<strong>und</strong>tenor ist dabei Skalpell des analysierenden Politologen rüttelt nicht an den Eckpfeilern des de- ihren Eingang in das breite Spektrum<br />

anders <strong>und</strong> skandierten „Hände immer der gleiche: Die Gefahr ist real. gezogene Grenzziehung gar nicht so einmokratischen Wertekanons“, konstatiert aus Konservatismus <strong>und</strong> Liberalismus<br />

weg vom Internet“. Bereits in der Bereits Mitte des vergangenen Jahres fach ist, zeigt ein Blick auf die politische der Politikwissenschaftler.<br />

gef<strong>und</strong>en. Diese <strong>neue</strong> europäische Lok-<br />

Vergangenheit hatten Zugriff ssper- hatte sich deshalb eine Studie der SPD- Realität. So haben sich zahlreiche christ- Er erfülle damit sogar eine wichtige kerheit zeigt sich, wenn die Wiener<br />

ren auf das Angebot der Videonahen Friedrich-Ebert-Stiftung mit der lich-konservative Parteien in der EU die Aufgabe. So habe er wie ein Reinigungs- FPÖ-Politikerin Barbara Kappel auf<br />

plattform Youtube für erheblichen Frage beschäftigt, ob der „Rechtspopu- Gr<strong>und</strong>forderungen des „Rechtspopuliseff ekt auf den verkrusteten „Klientelis- die Frage, ob ihre Partei populistisch<br />

Unmut gesorgt. Laut Angaben lismus“ ein „vergängliches Phänomen“ mus“, also Euro-Skeptizismus, Sozialpomus“ der etablierten Parteien gewirkt. sei, nur lakonisch antwortet: Nein, sie<br />

der Organisation „Reporter ohne sei oder ob er sich „auf dem Weg zum pulismus, Islamisierungs- sowie Einwan- Gerade wenn er „tatsächliche Defi zite“ ist „pragmatisch“.<br />

Grenzen“ sind derzeit über 6.000 politischen Mainstream?“ befi nde. Die derungskritik, mit unterschiedlichem der überdehnten Parteiendemokratie<br />

Netzangebote blockiert. (ctw) Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) gibt Erfolg zu eigen gemacht.<br />

<strong>und</strong> der „Political Correctness“ an- www.kas.de/wf/de/33.22741/<br />

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JUNGE FREIHEIT<br />

Nr. 21/11 | 20. Mai 2011<br />

Von Frank Liebermann<br />

ialekt sprechende Menschen<br />

Dhaben es nicht immer einfach.<br />

Geht das in der Jugend <strong>und</strong><br />

in der Schule noch recht gut, ändert<br />

sich dies meistens mit dem<br />

Eintritt ins Berufsleben oder mit<br />

dem Wegzug aus der Heimat.<br />

Wie gut haben es da die Schweizer.<br />

Hier sprechen die Menschen<br />

selbstbewußt ihren Dialekt <strong>und</strong><br />

begreifen dies auch als Element ihrer<br />

eigenen zu erhaltenden Kultur.<br />

Zwar glauben die verschiedenen<br />

Volksstämme der Eidgenossen, ihr<br />

jeweiliger Dialekt sei der schönste,<br />

allerdings gibt es eine hohe Akzeptanz<br />

gegenüber anderen Dialekten.<br />

Hochdeutsch wird in der Regel<br />

nur mit Angehörigen der französisch-<br />

<strong>und</strong> italienischsprachigen<br />

Landesteile oder mit Ausländern<br />

gesprochen.<br />

Hochdeutsch ist in der Schweiz<br />

die Schriftsprache, die der Zeitungen,<br />

offi ziellen Verlautbarungen<br />

<strong>und</strong> des Fernsehens. Da sich die<br />

Berichterstattung ähnlich wie in<br />

Deutschland in den Schweizer Medien<br />

mit Kriegen, Finanzkrisen,<br />

Naturkatastrophen <strong>und</strong> anderen<br />

unangenehmen Dingen befaßt,<br />

hat Hochdeutsch oft eine negative<br />

Konnotation.<br />

In Zürich konnte sich<br />

die „Schwiizertüütsch“-<br />

Initiative letztendlich<br />

durchsetzen.<br />

Verschiedene Pädagogen setzen<br />

sich seit geraumer Zeit für mehr<br />

Hochdeutsch im Kindergarten ein.<br />

Zwar wird jetzt schon in Schulen<br />

hochdeutsch gesprochen <strong>und</strong> in<br />

einigen wenigen Kindergärten<br />

ist die M<strong>und</strong>art verboten, aber<br />

für die Kleinen ist Hochdeutsch<br />

noch immer die Ausnahme. Das<br />

möchten einige Politiker auch so<br />

beibehalten, fürchten sie doch<br />

den Verfall der Schweizer Kultur.<br />

Daher möchte die Sektion Bern<br />

der Schweizerischen Volkspartei<br />

(SVP) die M<strong>und</strong>art gesetzlich<br />

verankern lassen. Großrat Erich<br />

Hess dazu in der Berner Zeitung:<br />

„Mit der Einführung von M<strong>und</strong>art<br />

im Kindergarten können wir<br />

dazu beitragen, ein Stück Schweizer<br />

Kultur zu fördern“, meint er<br />

<strong>und</strong> fordert einen <strong>neue</strong>n Artikel im<br />

Kindergartengesetz des Kantons<br />

Bern. „Unterrichtssprache auf Stufe<br />

Kindergarten ist gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

Schweizerdeutsch.“<br />

Parallel dazu warb die überparteiliche<br />

Initiative „JA zur M<strong>und</strong>art<br />

im Kindergarten“ seit Monaten für<br />

ihre Anliegen <strong>und</strong> erklärt: „‘Rüebli’<br />

darf kein Fremdwort werden!“ Am<br />

Sonntag wurde nun bereits in den<br />

Kantonen Zürich <strong>und</strong> Basel über<br />

die Volksinitiative abgestimmt.<br />

Während sie in Zürich mit 53,9<br />

Prozent Ja-Stimmen angenommen<br />

wurde, unterlag sie in Basel in der<br />

Stichfrage gegenüber dem Gegenvorschlag<br />

nur knapp. Hier werden<br />

für Baseldytsch <strong>und</strong> Hochdeutsch<br />

nun „gleichwertige Lernziele“ im<br />

Schulgesetz festgeschrieben.

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