Glareana_45_1996_#2
Thomas Drescher Zum Inventarisierungsprojekt der GEFAM Inge Hartmann-Bögl Der Klavierbauer Mathias Schautz (1755-1831). (1. Teil) Ein Beitrag zur Geschichte des Augsburger Klavierbaus Thomas Drescher "L'instrument de musique dans les musées: Quelle restauration pour quelle esthétique?" [Bericht über ein Kolloquium in Lausanne am 6. Nov. 1996] Brigitte Bachmann-Geiser Vermillion SD 57069 - 2390 USA [Bericht über die Jahrestagung 1996 der American Musical Instrument Society]
Thomas Drescher
Zum Inventarisierungsprojekt der GEFAM
Inge Hartmann-Bögl
Der Klavierbauer Mathias Schautz (1755-1831). (1. Teil) Ein Beitrag zur Geschichte des Augsburger Klavierbaus
Thomas Drescher
"L'instrument de musique dans les musées: Quelle restauration pour quelle esthétique?" [Bericht über ein Kolloquium in Lausanne am 6. Nov. 1996]
Brigitte Bachmann-Geiser
Vermillion SD 57069 - 2390 USA [Bericht über die Jahrestagung 1996 der American Musical Instrument Society]
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>1996</strong> <strong>45</strong>.Jahrgang Heft 2<br />
GLAREANA<br />
Nachrichten<br />
der Gesellschaft<br />
der Freunde<br />
alter Musikinstrumente
GLAREANA<br />
Nachrichten der Gesellschaft der Freunde alter Musikinstrumente<br />
<strong>1996</strong> <strong>45</strong>. Jahrgang<br />
Inhalt<br />
Editorial. Adressen des Vorstands<br />
Die Jahresversammlung vom 5. Mai <strong>1996</strong> in Zürich<br />
Jahresbericht 1995 des Präsidenten<br />
Protokoll der 44. Generalversammlung der GEFAM am 5. Mai <strong>1996</strong> in Zürich<br />
Jahresrechnung 1995<br />
12. April1997- Generalversammlung in Bad Säekingen<br />
Zum lnventarisierungsprojekt der GEFAM<br />
lnge Hartmann-Bögl<br />
Der Klavierbauer Mathias Schautz (1755-1831)<br />
Ein Beitrag zur Geschichte des Augsburger Klavierbaus (1. Teil)<br />
"L'instrument de musique dans les musees: Quelle restauration pour<br />
quelle esthetique?"<br />
Kolloquium vom 6. November <strong>1996</strong> in Lausanne<br />
Lorenzo Guadagnini von 17<strong>45</strong><br />
Vermillion SO 57069 - 2390 USA<br />
Angebote und Suchanzeigen von Instrumenten<br />
Mitteilungen und Termine<br />
Neue CD<br />
Neue Bücher und Publikationen<br />
Mutationen (neue Adressen, Ein- und Austritte)<br />
Heft 2<br />
26<br />
27<br />
28<br />
31<br />
32<br />
33<br />
35<br />
41<br />
<strong>45</strong><br />
46<br />
48<br />
49<br />
53<br />
55<br />
56<br />
Redaktionsschluss: für Heft 1: 31.Januar; für Heft 2: 31 .Juli
26<br />
Editorial<br />
Liebe Leserinnen und Leser<br />
Wie gewohnt nehmen im zweiten Heft des Jahres jeweils die Berichte zur<br />
Jahresversammlung einen gewissen Platz ein. Sie finden den Jahresbericht des<br />
Präsidenten, das Protokoll der Jahresversammlung vom 5. Mai in Zürich und die<br />
Jahresrechnung. Der Bericht über das Konzert von Franziska Heiniger (Musette,<br />
Blockflöte) und Carmen Ehinger (Drehleier, Gesang) und über die Ausführungen von Beat<br />
Wolf über Musette und Drehleier ist bereits in der letzten GLAREANA-Ausgabe erschienen.<br />
Eine kleine fotographische Nachlese zur Generalversammlung soll Sie gluschtig machen<br />
auf die GV vom nächsten Jahr. Um es gleich vorwegzunehmen: Sie findet statt am<br />
Samstag, 12. April1997. Ziel ist das Trompetenmuseum Bad Säckingen.<br />
Kennen Sie den Klavierbauer Mathias Schautz? Er lebte von 1755 bis 1831 und leistete<br />
einen wesentlichen Beitrag zur Geschichte des Augsburger Klavierbaus. lnge Hartmann<br />
Bögl hat 1983 zu diesem Thema an der Universität Augsburg eine Arbeit verfasst. Der<br />
erste Teil davon, den Sie in dieser GLAREANA finden, behandelt die Biografie von Mathias<br />
Schautz. Im zweiten Teil, der in der nächsten GLAREANA erscheint, werden vier<br />
Instrumente (ein Clavichord und drei Hammelflügel), die Mathias Schautz gebaut hat,<br />
vorgestellt.<br />
Weiter finden Sie in der vorliegenden GLAREANA einen Bericht Ober das Kolloquium<br />
"L'instrument de musique dans les musees: Quelle restauration pour quelle esthetique?",<br />
das vor kurzem in Lausanne stattgefunden hat. Anschilessend folgen die Beschreibung<br />
einer Geige von Lorenzo Guadagnini von 17<strong>45</strong> sowie ein Bericht über die Mitte Mai<br />
durchgeführte Jahresversammlung der American Musical Instrument Society (AMIS).<br />
Durchführungsort dieser Versammlung war Vermillion SO, wo das Shrine to Music Museum<br />
eine der grössten Instrumentensammlungen - mehr als 6000 Musikinstrumente - der Welt<br />
beherbergt.<br />
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen<br />
Rebekka Reichlin<br />
Der Vorstand der Gesellschaft der Freunde alter Musikinstrumente<br />
Präsident: Georg F. Senn, Bündtenweg 62, 4102 Binningen<br />
Vizepräsident Paul J. Reichlin-Moser, Im Seeli, 8833 Samstagern<br />
Kassier: Hannes Paul Scherrer, Suntenwiesenweg 4, 8803 Rüschlikon<br />
Aktuar: Lic. phil. Thomas Drescher, Lenzgasse 25, 4056 Basel<br />
Beisitzer: Dr. phil. Veronika Gutmann, Bachlettenstr. 82, 4054 Basel<br />
Markus Hünninger, Ob. Rosenbergweg 24, 4123 Allschwil<br />
Adressverwaltung: Harry Joelson-Strohbach, Albanistr. 16, 8400 Winterthur<br />
GLAREANA-Redaktion: Rebekka Reichlin, Zinggstr. 24, 3007 Bern
27<br />
Berichte<br />
Die Jahresversammlung vom 5. Mai <strong>1996</strong> in Zü rich<br />
Jahresbericht 1995<br />
Wenn mein heutiger Jahresrückblick etwas kürzer ausfällt als auch schon, so heisst dies<br />
keineswegs, dass wir untätig gewesen wären. Im Gegenteil: Anhand von zwei Umfragen an<br />
die Mitglieder, das geplante Jahrbuch und das Inventar-Projekt betreffend, konnten Sie<br />
selbst mit Ihrer Meinung bzw. konkreten Angaben zu Ihren Instrumentenbeständen unsere<br />
momentanen Aktivitäten unterstützen und befördern. Die zahlreich eingegangenen<br />
Antworten zu den beiden Projekten sprechen für ein grosses Interesse an unserer Arbeit,<br />
und ich möchte allen, die sich geäussert haben, an dieser Stelle den besten Dank<br />
aussprechen.<br />
Wenn auch von der Gesellschaft für Musikforschung - unter Federführung von Prof.<br />
Schmid eigentlich · lnitiantin der Jahrbuchidee - aus personellen Gründen noch nichts<br />
Weitergehendes unternommen werden konnte, so bleibt doch der Plan als solcher<br />
weiterhin bestehen. Unser weitgehend positives Umfrageergebnis wurde denn auch mit<br />
Befriedigung zur Kenntnis genommen. Unsererseits müssen wir vorderhand die weitere<br />
Entwicklung abwarten. (Weiteres unter Traktandum 7 GV96).<br />
Das Inventar-Projekt dagegen tritt nach der Sammlung und Sichtung der eingegangenen<br />
Antworten zahlreicher Museen und Sammlungen in eine konkrete Phase. ln zwei<br />
Zusammenkünften mit den derzeitigen Betreuern des Projektes, Themas Drescher und<br />
Martin Kirnbauer, wurde das weitere Vorgehen besprochen. Genaueres dazu erfahren Sie<br />
unter Traktandum 6. Ich möchte den beiden Fachleuten für ihre Initiative hier ganz speziell<br />
danken.<br />
An einer einzigen Vorstandssitzung konnte die Generalversammlung in ihren Grundzügen<br />
geplant und alle laufenden Geschäfte soweit behandelt werden, dass die Detailarbeit von<br />
einzelnen Mitgliedern des Vorstandes oder in der Zusammenarbeit kleiner Gruppen<br />
bewältigt werden konnte. ln diesem Zusammenhang danke ich Hannes Paul Scherrer,<br />
Harry Joelson und Paul Reichlin für die Mitarbeit zur Organisation und Betreuung der<br />
heutigen Tagung. Die Möglichkeit, eine öffentliche Matinee in unser Tagungsprogramm<br />
aufzunehmen und im weiteren auch von den örtlichen Gegebenheiten des Schweizerischen<br />
Landesmuseums profitieren zu können sei hier ebenfalls herzlich verdankt, ebenso und<br />
nicht zuletzt natürlich die Bereitschaft unseres Mitgliedes Beat Wolf für seine vertiefenden<br />
Erläuterungen zu den vorangehend gehörten Instrumenten.<br />
Wir haben zur Kenntnis zu nehmen, dass die 2. GLAREANA des vergangeneo Jahres die<br />
letzte Nummer unserer geschätzten Redaktorin Dr. Veronika Gutmann ist. Die<br />
Arbeitsbelastung am Historischen Museum Basel (Vizedirektoriat, Leitung zweier<br />
Abteilungen und die Planung und Einrichtung eines neuen Musikinstrumentenmuseums)<br />
lassen leider eine weitere Betreuung unseres Bulletin nicht mehr zu. Unter Mithilfe von<br />
Frau Gutmann wird die potentielle Redaktorin Rebekka Reichlin die nächste Nummer
28<br />
herausgeben. Für die mehr als fünfjährige ausgezeichnete Tätigkeit für unsere GLAREANA<br />
sei Frau Dr. Gutmann hier unser grosser Dank ausgesprochen. Dass wir mit ihrer Mitarbeit<br />
als Fachfrau im Vorstand weiterhin rechnen können, ist sehr zu begrüssen.<br />
Mit momentan 179 Mitgliedern konnte der vorjährige Bestand von 181 in etwa gehalten<br />
werden. 8 "Abgängen" stehen 6 Eintritte gegenüber. Dass entstehende Lücken immer<br />
wieder dank den Anstrengungen von engagierten Mitgliedern geschlossen werden können,<br />
sei hier auch einmal dankend erwähnt. Mitgliederwerbung ist eine notwendige Tätigkeit, die<br />
ich allen Mitgliedern gerne wieder in Erinnerung rufe.<br />
ln der Hoffnung auf eine weiterhin gesunde und von vielen Mitgliedern aktiv unterstützte<br />
Gesellschaftsstruktur schliesse ich meinen Bericht.<br />
Binningen, Anfang Mai <strong>1996</strong><br />
Georg F. Senn, Präsident<br />
Protokoll der 44. ordentlichen Generalversammlung der GEFAM am 5.<br />
Mai <strong>1996</strong> im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich<br />
Beginn: 16.00 Uhr, Ende: 17.00 Uhr<br />
Anwesend: 22 Mitglieder, 2 Gäste, schriftlich entschuldigt: 10 Mitglieder<br />
Präsident Georg Senn eröffnet die Generalversammlung mit der Begrüssung der<br />
anwesenden Mitglieder und verliest Grüsse und Entschuldigungen.<br />
1. Die Traktadenliste wird genehmigt.<br />
2. Das Protokoll der 43. ordentlichen Generalversammlung vom 27. Mai 1995 in<br />
Vouvry I VS wird angenommen und verdankt.<br />
3. Jahresbericht des Präsidenten<br />
Der Präsident verliest seinen Jahresbericht für das Geschäftsjahr 1995<br />
(voranstehend abgedruckt). Ausdrücklich dankt er darin Dr. Veronika Gutmann für<br />
ihre engagierte Arbeit als Redakteurin der GLAREANA und überreicht ihr einen<br />
Strauss mit 11 Rosen -je eine für jedes von ihr betreute Heft.<br />
4. Jahresrechnung<br />
Kassier Hannes Paul Scherrer stellt die Jahresrechnung 1995 vor (nachstehend<br />
abgedruckt). Wiederum hat sich das Vereinsvermögen leicht erhöht.<br />
Revisionsbericht<br />
Dr. Heinrich Kawinski bestätigt die korreke Kassenführung und empfiehlt die<br />
Decharge des Kassiers. Diese wurde mit Handaufheben gewährt. Herr Dr. Kawinski<br />
erwähnt besonders, dass sich seit der Übernahme des Amtes durch Hannes Paul<br />
Scherrer die Zahlungsmoral der Mitglieder signifikant verbessert hat.
29<br />
5. Vorstandswahl<br />
Turnusmassig sind Vorstandswahlen durchzuführen (nach jeweils drei Jahren).<br />
Mutationen ergeben sich durch den Rücktritt von Dr. Michael Brönnimann und die<br />
Abgabe der GLAREANA-Redaktion durch Dr. Veronika Gutmann. Frau Gutmann<br />
steht aber für eine weitere Mitarbeit im Vorstand zur Verfügung. An ihrer Stelle<br />
konnte Frau Rebekka Reichlin für die Redaktionsarbeit gewonnen werden. Laut<br />
Satzung muss Sie in dieser Funktion auch Mitglied des Vorstandes werden. Der<br />
Vorstand stellt sich also mit Frau Dr. Gutmann als Beisitzerin, an Stelle von Herrn<br />
Dr. Brönnimann, und mit Frau Reich I in als neuer GLAREANA-Radakteurin zur Wahl.<br />
Wiederwahl, Neuwahl und Ersatzwahl werden durch Handaufheben einstimmig<br />
vollzogen.<br />
Georg Senn kündigt gleichzeitig an, dass er für eine weitere Wahlperiode als<br />
Präsident nicht mehr zur Verfügung steht und das Amt in andere Hände übergeben<br />
möchte.<br />
6. lnventarislerungs-Projekt<br />
Themas Drescher berichtet, dass in der zweiten Jahreshälfte 1995 die Fragebögen<br />
an 260 Mitglieder des Verbandes der Museen in der Schweiz verschickt wurden,<br />
ausserdem an 190 Museen, die dort nicht verzeichnet sind sowie an die<br />
schweizerischen Mitglieder der GEFAM.<br />
ln einer Datenbank mit knapp 500 Einträgen sind alle angeschriebenen Adressen<br />
inklusive der 147 eingegangenen Antworten erfasst worden. Unter diesen finden sich<br />
48 Orte, die Streichinstrumente besitzen, und 52 mit Holzblasinstrumenten. Dies<br />
vermittelt ein ungefähres Bild von der Fülle des Materials, das es zu bearbeiten gilt.<br />
Einige grosse Sammlungen haben bisher nicht geantwortet und sollen zu gegebener<br />
Zeit nochmals direkt angesprochen werden. Ausserdem hat Frau Dr. Bachmann<br />
zugesagt, ihre Unterlagen aus einem früheren Forschungsprojekt, das Sie in<br />
zahlreiche Schweizer Museen geführt hat, für das derzeitige Vorhaben zur<br />
Durchsicht zur Verfügung zu stellen. Dieses Angebot soll möglichst bald<br />
wahrgenommen werden.<br />
Derzeit werden die Bestände der Schola Cantorum Basiliensis bearbeitet. Die<br />
Streichinstrumente des Basler Museums werden durch einen Mitarbeiter des<br />
Museums gesichtet. Die Daten sollen von dort übernommen werden. Ausserdem<br />
werden Daten aus publizierten Katalogen und Listen in provisorische<br />
Erfassungsbögen eingearbeitet. Im Sommer ist ein Besuch von Thomas Drescher<br />
und Martin Kirnbauer im Museum Bellerive, Zürich, geplant (Sig. Hug). Weitere<br />
Besuche sind angebahnt. Das Muster eines Erfassungsbogens wurde zur Einsicht<br />
ausgelegt.
30<br />
7. Umfrage zum "Organologischen Jahrbuch"<br />
Georg Senn berichtete, dass von 180 verschickten Fragebögen 105 beantwortet<br />
wurden.<br />
Die vier verschiedenen Fragen erzielten folgende Stimmenzahlen:<br />
1. Generelle Erhöhung des Jahresbeitrages<br />
und gleichzeitig obligatorische Abnahme des Jahrbuchs: 39 Stimmen<br />
2. Bezug des Jahrbuchs optional, gleichzeitig Interesse an Bezug: 37 Stimmen<br />
3. Bezug des Jahrbuchs bei Interesse:<br />
4. Kein Interesse am Jahrbuch:<br />
Dies bedeutet, dass von 105 Stellungnahmen 102 positiv ausfielen.<br />
26 Stimmen<br />
3 Stimmen<br />
Prof. Dr. Manfred Hermann Schmid (Tübingen), der dieses Publikationsprojekt<br />
anregte, nahm das Ergebnis mit Interesse zur Kenntnis. Im Moment sei das Projekt<br />
aus Gründen personeller Dispositionen noch nicht weiter konkretisiert worden. Die<br />
erforderlichen Entscheidungen worden aber in diesem Jahr fallen.<br />
8. Jahrestagung und Generalversammlung 1997<br />
Folgende Ziele wurden vorgeschlagen:<br />
- Besuch einer Orgelausstellung im Zuger Land<br />
- Besuch in Thun (Brahms-Jubiläum 1997)<br />
- Neuchätel<br />
- Trompetenmuseum Bad Säekingen (neuer Ausstellungsteil mit Werkstatt eröffnet)<br />
- Geigenbauschule Brienz (Solidaritätsbesuch)<br />
9. Verschiedenes<br />
a) Georg Senn dankt Dr. Michael Brönnimann sehr herzlich fOr seine<br />
Vorstandstätigkeit seit 1990 und Oberreicht ihm ein kleines Präsent.<br />
b) Er verliest einen Gruss von Siegtried Brenn ( Gründungsmitglied der GEFAM) und<br />
von Prof. Dr. Franz Krautwurst<br />
c) Beat Wolf empfiehlt den Anwesenden einen Brief an die Kantonale Regierung in<br />
Bern zu unterzeichnen, um Solidarität mit der von der Schliessung bedrohten<br />
Geigenbauschule in Brienz zu bekunden. Thomas Drescher machte den Vorschlag,<br />
diesem Brief ein offizielles Schreiben gleicher Zielrichtung von Seiten der GEFAM<br />
beizufügen.<br />
Basel, im Juni <strong>1996</strong><br />
Thomas Drescher
31<br />
Jahresrechnung 1995<br />
C E f A m<br />
Zürich<br />
J A H R E S R E C H N U N C 1995<br />
1. Postcheck Saldo aus 1994<br />
Einnahmen<br />
rr:<br />
fr.<br />
1685,72<br />
<strong>45</strong>23.58<br />
Ausgaben<br />
Saldo<br />
fr. 62o9.3o<br />
fr. 5o35.9o<br />
------<br />
fr. 1173.40<br />
2. SKA Saldo aus 1994 fr. 125o9.9o<br />
Einnahmen fr-. l2o2.6o<br />
Ausgaben<br />
Saldo<br />
fr. 13712.50<br />
fr. 264.80<br />
fr. 13447.7o<br />
3. Kasse Saldo aus 1994 fr. l9o.6o<br />
Einnehmen rr. 2165.80<br />
Ausgaben<br />
Saldo<br />
fr. 2356.4o<br />
fr. 2214.-<br />
rr.<br />
l42,4o<br />
vermögensbestand per 3l. Dez.l995<br />
Bilanz:<br />
Uebersicht:<br />
vermögen am 1. 1.19g5<br />
" 31.12.1995<br />
Vermögenszunehme 1995<br />
E: mitgliederbaiträge<br />
Verkauf/Inserate<br />
Zinsen+ Rückerstattung Ver<br />
. rechnungssteuer<br />
Konzerteinnahmen<br />
fr. 14385.22<br />
rr. 14753.50<br />
fr. 5377.78 (524o)<br />
F'r. ( 129)<br />
fr. 668.4o ( 997)<br />
fr. 4<strong>45</strong>.8o ( 253)<br />
rr. 14763.50<br />
=============<br />
fr. 377.2B<br />
======= ======<br />
A: Clareana<br />
Porti/brucksachen/Taxen<br />
CV /Sitzungen<br />
Bibliothek<br />
Verrechnungssteuer<br />
total<br />
F'r. 6491.98 (5619)<br />
fr. 3141.15 (2613)<br />
fr. lol4.8o {1o77)<br />
rr. 1389.60 (2o81)<br />
rr. 397.50 ( 388)<br />
rr. 171.65 ( 178)<br />
ergibt Vermögenszunahme von<br />
total<br />
fr. 5114.70 ( 6338)<br />
fr. 377.28<br />
Die Richtigkeit der vorstehenden<br />
Rüschlikon, den 12,Januar <strong>1996</strong>
~--------------~-----<br />
32<br />
Generalversammlung <strong>1996</strong>: Musette und Drehleier in Zürich<br />
"Les Anarchoretes" -<br />
Franziska Heiniger (Musette, Blockflöte) und Carmen Ehinger<br />
(Drehleier, Gesang) musizierten am 5. Mai anlässlich einer kommentierten<br />
Sonntagsmatinee im Schweizerischen Landesmuseum. Das Konzert bildete den stimmige<br />
Auftakt zur diesjährigen GEFAM-Jahresversammlung. Plaudern, Informationen<br />
austauschen, Neuigkeiten erzählen - das stand beim Aperitiv und Mittagessen an erster<br />
Stelle. Anschliessend brachte Beat Wolf, Instrumentenbauer in Schaffhausen, den<br />
GEFAM-Mitgliedern ''die bauliche Entwicklung und den Gebrauch der Drehleier und der<br />
Musette" spannend und anschaulich näher. Einen ausfOhrlichen Bericht finden Sie im<br />
ersten GLAREANA-Heft <strong>1996</strong>.<br />
Generalversammlung 1997: Trompetenmuseum in Bad Säekingen<br />
1997 bilden die Trompeten den Schwerpunkt der GEFAM-Jahrestagung und<br />
Generalversammlung. Am Samstag, 12. April, zeigt uns Prof. Tarr das Trompetenmuseum<br />
in Bad Säckingen, wo ein neuer Ausstellungsteil mit Werkstatt eröffnet worden ist. Nach<br />
der Generalversammlung der GEFAM ist ein Trompeten-Konzert zu hören. Bitte<br />
reservieren Sie sich den 12. April bereits jetzt! Genauere Informationen folgen.
33<br />
Zum lnventarisierungsprojekt der GEFAM<br />
Im Sommer <strong>1996</strong> wurden die ersten grösseren Bestände gesichtet, jeweils<br />
Holzblasinstrumente und Streichinstrumente. Zu Beginn des Unternehmens sind an dieser<br />
Stelle vielleicht einige Reflexionen angebracht, wie sich das Verhältnis von Planung und<br />
Realität entwickelt hat.<br />
Als Einstieg diente im August die Sammlung des Museums Bellerive in Zürich, wo auch<br />
von Seiten der Museumsleitung starkes Interesse vorhanden war, den Bestand<br />
systematisch aufzuarbeiten.<br />
Der Kollektion stammt aus der Privatsammlung der<br />
Eigentümer des Musikhauses Hug und ging zu Beginn der 1960er Jahre in den Besitz der<br />
Stadt Zürich über, die die Objekte im Kunstgewerbemusern unterbrachte. Der besondere<br />
Aspekt dieser Sammlung besteht darin, dass sie abgeschlossen ist und nicht durch weitere<br />
Zukäufe oder Schenkungen erweitert wird. Es zeigte sich, dass dort qualitativ erstaunlich<br />
gute Instrumente vorhanden sind, die in der Literatur zum Teil bisher nicht bekannt waren.<br />
Es konnten einige wirkliche "Schätze" untersucht werden. über die später einmal zu<br />
berichten ist.<br />
Gleichzeitig offenbarte sich die Gefahr des lnventarisierungs-Unternehmens in aller<br />
Deutlichkeit. Denn trotz mancher fesselnder Objekte mussten sich die Bearbeiter an ein<br />
Mindestmass an Untersuchungszeit halten, wenn ihr zeitliches Konzept aufgehen sollte. Je<br />
Instrument sollten nicht mehr als 20 Minuten investiert werden. Überraschungen bringen<br />
dann Funde wie zwei Wechselrahmen mit knapp 100 aufgeklebten alten Geigenzetteln, die<br />
ebenfalls aufgenommen sein wollen und damit etliche Stunden zusätzliche Arbeit erfordern.<br />
Die Unterbringung der Sammlung in einem neuerdings klimatisierten Depot und die Frage,<br />
welche Sanierungsmassnahmen an den Instrumenten allenfalls durchzuführen wären,<br />
führte zu Überlegungen hinsichtlich konservatorischer Richtlinien bei alten<br />
Musikinstrumenten. Auch auf diesem Gebiet kann die Initiative der GEFAM Denkanslösse<br />
vermitteln und nicht spezialisierten Sammlungen Tips zu geben, wie Sie ihre<br />
Musikinstrumente am besten behandeln.<br />
Im Oktober folgte ein Besuch im Kloster Einsiedeln, das mit ca. 60 Holzblas- und ca. 70<br />
Streichinstrumenten einen stattlichen Bestand aufzuweisen hat. Hinzu kommen die<br />
Streichinstrumente der Hillei-Stiftung. Dies sind nochmals über 120 Objekte. meist<br />
französische und deutsche Produkte des 19. und 20. Jahrhunderts.<br />
Zunächst musste einmal ein Überblick, vor allem über die klostereigenen Instrumente<br />
gewonnen werden. Diese sind, wie bei einem zufällig zusammengetragenen Bestand nicht<br />
anders zu erwarten, von ganz unterschiedlicher Qualität. Neben wirklich interessanten<br />
historischen Stücken finden sich auch zahlreiche Instrumente aus industrieller<br />
Serienproduktionen jüngerer Zeit. An diesem sehr heterogenen Bestand wird sich zeigen,<br />
wie grosse qualitative Unterschiede im Rahmen der lnventarisierung zu behandeln sind. Es
j<br />
34<br />
wäre Zeitverschwendung, bei standardisierten Produkten genaue Masse aufzunehmen.<br />
Dennoch sollten sie der Vollständigkeit halber aufgeführt sein. Hier muss noch ein<br />
gangbarer Weg gefunden werden. Es werden noch ein oder zwei weitere Besuche in<br />
Einsiedeln nötig sein, um alles zu erfassen.<br />
Ein kurzer Besuch im November beim Musee Historiqua in Lausanne reichte indessen aus,<br />
um die wenigen Instrumente dort näher zu betrachten. Die zuständige Mitarbeiterin des<br />
Museums war sichtlich dankbar, über einige ungewöhnliche Blasinstrumente kompetente<br />
Auskunft zu erhalten. Hier kam es zum vorher prognostizierten Effekt, dass Sammlungen<br />
mit kleinen Beständen, die keine Spezialisten für Musikinstrumente besitzen, froh sind,<br />
wenn im Zuge der lnventarisierung wenigstens eine sachlich verlässliche Minimalerfassung<br />
erfolgt.<br />
Die Bestände der Schola Cantorum Basiliensis werden Ober einen längeren Zeitraum<br />
hinweg bearbeitet, da viele der Instrumente ständig an Studenten ausgeliehen sind.<br />
Trotzdem der Bearbeiter qua Amt häufig mit den Instrumenten zu tun hat, brachte das<br />
genaue und gezielte Hinsehen doch einige überraschende neue Erkenntnisse. Die Vielzahl<br />
von Nachbauten historischer Streich- und Blasinstrumente nach dem Krieg wird nicht ins<br />
Inventar aufgenommen.<br />
Die Datenauswahl in den vorbereiteten Aufnahmebögen erwies sich als angemessen,<br />
musste aber in Details noch modifiziert werden. Die angestrebte Mischung zwischen fixen<br />
Daten und flexibler Beschreibung scheint sich aber zu bewähren.<br />
Thomas Drescher
35<br />
Der Klavierbauer Mathias Schautz (1755-1831 )<br />
Ein Beitrag zur Geschichte des Augsburger Klavierbaus.<br />
(1. Teil)<br />
Unter diesem Titel hat Frau lnge Hartmann-B6gl 1983 ein Zulassungsarbeit zur Staatsprüfung f!Jr<br />
das Lehramt (Philosophischer Fachbereich UniversitlJt Augsburg) an der Universität Augsburg<br />
abgegeben. Mathias (auch Mathieu) Schautz wurde bisher nur im Zusammenhang mit einem<br />
Clavichord erwähnt (z.B. bei D.H. Boaich "Makers of the Harpsichord and Clavichord ... ", sowie bei<br />
F.J. Hirt "Meisterwerke des Klavierbaus'?. beide Male ohne nlJhere biografische Angaben. Im<br />
Zusammenhang mit Joh. Andreas Stein wird Schautz da und dort als einer seiner Schüler erwähnt.<br />
Ansonsten wurde er schlicht und einfach vergessen oder allenfalls mit den Gebrüdern Schantz in<br />
Wien verwechselt, die lange Zeit ebenfalls als Steins Schüler galten; fälschlicherweise, wie man<br />
heute weiss. Vier.., erhaltene Instrumente von hervorragender Qualität (1 Clavichord und 3<br />
Hammerfi!Jgel) zeugen von seiner Tätigkeit in Augsburg zwischen 1792 und 1802. Aus der Zeit<br />
davor bzw. danach sind bisher leider keine Instrumente bekannt. (Schautz lebte von 1755 bis<br />
1831). Im folgenden Artikel ist Frau Hartmann-Bögl der Biografie von M. Schautz nachgegangen<br />
soweit dies m6glich war. Als Fortsetzung im nächsten Heft werden die vier genannten Instrumente<br />
vorgestellt, wobei ein Hammerflügel, versehen mit einer bemerkenswerten St6ssermechanik, von<br />
besonderem Interesse sein d!Jrfte.<br />
GF<br />
Die Biografie von Mathias Schautz<br />
Mathias Schautz wurde am 7. März 1755 in Sontheim an der Brenz geboren als Sohn von<br />
Johann Leonhard Schauz 1 , von Beruf Schreinermeister, und Anna Magdalena Schauz,<br />
geborene Häck 2 Es ist anzunehmen, dass Mathias schon sehr früh begann, in der<br />
Werkstatt seines Vaters mitzuarbeiten und sich dort bereits handwerkliche Kenntnisse und<br />
Fertigkeiten für seinen späteren Beruf erwarb. Leider ist über seine Kindheit, Jugend und<br />
Lehrzeit bis zu seiner Übersiedelung nach Augsburg nichts bekannt. Sicher ist jedoch, dass<br />
der nun 25jährige Mathias Schautz, als er 1780 nach Augsburg kam,<br />
Instrumentenmacher war_a<br />
bereits<br />
Im Jahre 1782 erhält er das Bürgerrecht in Augsburg. Es ist dasselbe Jahr, in dem er den<br />
Konsens erhält, seine erste Frau, Wendelina Barbara Waltenbach aus Windsheim zu<br />
' An dieser Stelle möchte ich einen Irrtum korrigieren, dem Hermann Fischer und Theodor Wohnhaas in ihrem Werk<br />
"Historische Orgeln in Schwaben• unterlegen sind. ln dem 1982 in MOnchen/ZOrich erschienenen Band heisst es im<br />
Verzeichnis der Orgelbauer in Schwaben aufS. 294: "Schauz, Johann Bemhard (Sontheim/Brenz): baute 1768/69 die Orgel<br />
der Spitalkirche Gundelfingen; ... Matthias Schauz, der 1782 nach Augsburg übersiedelte, war wohl sein Sohn ... "<br />
Der genannte Johann Bemhard Schauz war keinesfalls der Vater von Mathias Schautz. was aus der zeitlichen Einordnung<br />
uns seinem Beruf abzuleiten wilre. Möglich ist, dass es sich um einen Bruder von Johann Leonhard Schauz handelt.<br />
2<br />
Evang. Pfarramt Sontheim a.d. Brenz, Taufregister 1755/9<br />
3<br />
Stadtarchiv Augsburg, Familienbogen des Mathias Schautz 1827
36<br />
ehelichen. 4 Ein Jahr später heiratet er und lässt sich in Augsburg nieder. Seine Frau<br />
schenkt ihm vier Kinder, eines stirbt bereits bei der Geburt. 5<br />
Schautz wird Schüler des Orgel- und Klavierbauers Johann Andreas Stein. Paul von<br />
Stetten schreibt 1788: "Ein Schüler von Herrn Stein, Hr. Matthäus Schauz von Sontheim an<br />
der Brenz, hat sich im Jahr 1783 hierher gesetzt und verfertiget gute Pianoforte, Claviere 6<br />
und andere dergleichen lnstrumente." 7<br />
Schautz bezieht eine Wohnung im Haus Nr. A 540. 8 Als Johann AndreasStein am 29. Feb.<br />
1792 stirbt, führen seine beiden Kinder das Geschäft weiter bis 1794 und verlegen es dann<br />
nach Wien. 9<br />
1798 befinden sich nachweislich drei Orgel- und Klavierbauer in Augsburg. Dies geht<br />
hervor aus zwei Briefen, adressiert an den Rat der Stadt Augsburg. 10 Unterzeichnende sind<br />
neben Mathias Schautz die Instrumentenmacher Josef Wirth und lgnace Joseph Senf!. Im<br />
Brief vom 6. Feb. 1799 schreibt Schautz:<br />
"Ehemals war nur der einzige Stein hier; und jetzt sind wir unserer<br />
drey. Wovon zwey sich ganz allein mit Verfertigung von Klavieren<br />
und Pianoforte abgeben; der Dritte aber mit Orgeln beyweitem<br />
nicht soviel zuthun hat, dass er nicht auch einen ziemlichen Theil<br />
seiner Zeit mit solchen ausfüllen und damit sein Brod gewinnen<br />
müsste, ... "<br />
Mit ziemlicher Sicherheit waren beide ebenfalls Schüler von J. A. Stein, denn Schautz<br />
schreibt weiter:<br />
" ... als es richtig ist, dass die dreisteinischen Söhne auch noch im<br />
hiesigen BOrgerrecht stehen, ... "<br />
Bei den Schreiben handelt es sich um Anklageschriften gegen den bOrgerliehen Graveur<br />
Leonhard Zauscher, der sich unbefugter Weise im Instrumentenmachergewerbe betätigt.<br />
Es ist anzunehmen, dass Schautz und seine Mitstreiter gegen L. Zauseher prozessierten,<br />
• ebda, Hochzeitsamtsprotokolle 170-1794, S. 151<br />
11<br />
5<br />
Famillenbogen, a.a.O.<br />
• Anm.: ·clavier" war der in der zweiten Hälfte des 18. Jhdts gebräuchliche Ausdrucktor das Clavichord.<br />
7<br />
Paul von Sielten, Kunstgewerbe· und Handwerksgeschichte der Reichsstadt Augsburg , 2. Teil, 1788, S. 56<br />
8 Familienbogen, a.a.O.<br />
Anm .: Oie Literabezeichnung A540 (cßel SI. Ursula 8) war im Altstadtgebiet bis 1938 gebräuchlich. Sie wurde am 19. Aug.<br />
1937 durch die Entscheidung des Oberbürgermeisters aufgehoben und durch eine neue Hausnummerierung fonlaufend<br />
nach Strassen ersetzl.<br />
• Eva Herlz, Johann Andreas Stein (1728-1792). Ein Beltrag zur Geschichte des Klavierbaus, WollenbOttel u. Berlln 1937,<br />
S.39<br />
10<br />
Stadtarchiv Augsburg, Akten der Orgel· und Instrumentenmacher
37<br />
da sie in dieser Sache einen Ober mehrere Monate dauernden Schriftwechsel mit dem Rat<br />
der Stadt Augsburg führten, wie aus den Daten der Briefe und folgenden Ausschnitten<br />
hervorgeht:<br />
"Einem Hochedlen und Hochweisen Rath erstatten wir für die<br />
gnädige und hochgeneigteste Mittheilung des von dem<br />
bOrgerliehen Graveur Leonhard Zauseher eingekommenen<br />
Gravatorial Libells, und für den zu dessen Erwiederung gegönten<br />
Termin unseren gehorsamsten Dank ab.<br />
Den letzten worden wir zwar bis jetzt nicht erstreckt haben,<br />
wenn nicht Zauseher Mine gemacht hätte, dass er sein unbefugtes<br />
Gewerbe selbst aufgeben, und eine wiedersolche obrigkeitliche<br />
Niederlegung nicht abwarten wollte. Allein: da jetzt auf einmal sein<br />
Eifer, uns immer mehr zu schaden wieder auflebet, und das er uns<br />
sogargedrohet hat, dass er zur Fortpflanzung seiner Pfuscherey<br />
auch noch Jungen lernen wolle, so sind wir allerdings schuldig,<br />
eine hohe Obrigkeit aufmersam zumachen, damit ihm in seinen<br />
unerlaubten Handlungen der erforderliche Einhalt gethan werde.<br />
Dies ist ihm zwar schon im Wohllöbl. Kunstgewerb- und<br />
Handwerksgericht gesagt worden, ..." (1. Okt. 1798).<br />
Vier Monate später schreibt Schautz:<br />
"Hier müssten wir nun die gehorsamste Bitte wiederholen, dass<br />
dem Appellanten seine Stomperey in unser Metier mit Verfüllung in<br />
die uns verursachte Kösten niedergelegt, die dazu bereits<br />
angestellte Gesellen weggeschaft und der bey ihme dazu<br />
vorfindliehe Werkzeug weggenommen werde.<br />
Womit wir unter gebührender Zurechtsetzung zum endlichen<br />
Spruch in grösster Hochachtung geharren, ..." (6. Feb. 1799).<br />
Einen näheren Einblick in das Instrumentenmachergewerbe und die Probleme der<br />
Handwerker derzeit gibt Schautz selbst in seinen Briefen:<br />
"Es gibt bekannter Dinge zweyerley Gattungen von Professionen,<br />
Handwerken, in den der deutschen Reichsverfassung<br />
untergeordneten Staaten: nämlich gezOnftete und freye.<br />
Die erstere Gattung besteht aus solchen Gliedern, welche an<br />
einem Orte von der Obrigkeit das Recht der Zunft erhalten haben,
' I<br />
38<br />
1<br />
' .<br />
. ' .<br />
··..<br />
Auszug aus einem der Briefe von Mathias Schautz an den Rat der Stadt Augsburg,<br />
Stadtarchiv Augsburg.
39<br />
so, dass niemand ohne vorgängige Aufnahme in diese daselbst<br />
arbeiten darf.<br />
Die zweyte Gattung hingegen ist diese, wenn eine Künstler<br />
zugleich mit dem Bürgerrecht auch das Recht sein Handwerk<br />
treiben zudürfen, erhält.<br />
Unter die letzten gehören der Natur der Dinge nach wir, welche<br />
nach beygebrachten Zeugnissen Ober unser ordentlich erlernte<br />
Kunst, zum Bürger angenommen wurden. Dahero hangen wir auch<br />
lediglich nicht von der Kistlerszunft ab, und können die zu unsern<br />
Instrumenten gehörige Kästen selbsten verfertigen, oder durch<br />
andere machen lassen. Keineswegs aber glauben wir, dass die<br />
Kistler befugt sind, Klaviere und Fortepiano zuverfertigen ....<br />
Unsere Zahl ist dermal so stark, als sie allhier war, und schon<br />
deswegen müss ten wir sagen, dass wenn wir allein von hiesiger<br />
Stadt leben müssten, so würden wir wohl bald ausgearbeitet<br />
haben; da es theils wenige Musikliebhabern allhier gibt, theils aber<br />
noch wenigere sich im Stande befinden, unsere Instrumente<br />
anzuschaffen. Wir müssten dahero, um nicht selbsten darben<br />
zudürfen, den Kredit Augsburgs auch bey dem Auslande<br />
reinzuerhalten trachten, und können solchen durch Stümpereyen<br />
nicht verderben lassen." (1 . Okt. 1798).<br />
Weiter heisst es im Brief vom 6. Feb. 1799:<br />
"Ohnehin sind dermalen Zeiten, wo der Krieg und die Teurung der<br />
Lebensmittel auch unserm Geschäft, das nicht zu den nötigen<br />
Lebensbedürfnissen gehört, äusserst schadet; ...<br />
Denn es sind auch sogar unter uns Leute in neuere Zeiten hier<br />
aufgestanden die mit Instrumenten hier handeln, und selbige von<br />
fremden Orten her beziehen, ohngeachtet sie von unserem Metier<br />
nicht sind."<br />
Im Rechtsstreit gegen den Graveur Leonhard Zauseher haben die drei<br />
Instrumentenmacher wohl nichts erreicht, denn im "Augsburger Adresskalender", der<br />
jährlich erschien, wird Zauseher ab 1804 unter den "klavierartigen" Instrumentenmachern<br />
neben Mathias Schautz, lgnace Joseph Senft und Josef Wirth genannt<br />
Am 18. Apr. 1825 reicht der nun 69jährige, inszwischen verwitwete 11 Mathias Schautzein<br />
Gesuch zur Wiederverehelichung mit der 25jährigen Söldnerstochter Maria Reindl aus<br />
" Anm.: Über Schaut
40<br />
Kissingen bei der Stadt Augsburg ein. Aus dem dazugehörigen Protokoll geht hervor, dass<br />
Schautz derzeit ein Vermögen von 4000 fl. (Gulden) besass. 12<br />
Die Wiederverehelichung mit der mittellosen Anna Maria Reindl geschah auf Bestreben<br />
seiner aus ersten Ehe stammenden Tochter Anna Jakobine 13 , die, bis sie am 3. Okt. 1829<br />
in Augsburg im Alter von 42 Jahren starb, ledig blieb. 14 Der Grund war, dass Schautz,<br />
wahrscheinlich aus gesundheitlichen Gründen, pflegebedürftig war. Die Kosten für das<br />
Pflegepersonal waren offenbar zu hoch, um weiter tragbar zu sein. Im Protokoll heisst es:<br />
" ... diese Tochter veranlasse ihn, wegen der erforderlichen Pflege<br />
und Wartung zu diesem Schritte, indem der beständige Wechsel<br />
von Dienstboten ihm unerschwingliche Kosten verursacht habe."<br />
Zehn Tage später wird Schautz die Heiratserlaubnis erteilt 15 und am 11 . Juli 1825 heiratet<br />
er die katholische Maria Reindl 16 , die damit den Übersiedlungskonsens erhält. Aus dieser<br />
Ehe gehen zwei Kinder hervor, eine Tochter, geboren am 18. Nov. 1826, und ein Sohn,<br />
geboren am 22. Sept. 1828, der den ersten Lebensmonat nicht überlebt. 17<br />
Mathias Schautz erreicht ein für die damalige Zeit hohes Alter. Er stirbt 76jährig am<br />
Vormittag des 4. August 1831. 18<br />
Begraben wurde Mathias Schautz, zwei Tage später, vermutlich auf dem "Oberen<br />
Gottesacker", dem damals einzigen evangelischen Friedhof in Augsburg. 19 Seine Frau<br />
überlebte ihn um acht Jahre und starb am 2. Nov. 1839 20 Wie aus dem Familienbogen<br />
hervorgeht, erlernte keines von Schautz' Kindern das lnstrumentenmacherhandwerk.<br />
12 Stadtarchiv Augsburg; Personalakten des Mathias Schautz 1825, P 1 S 246, Protokoll zum Heiratsgesuch<br />
13<br />
Familienbogen, a.a.O.<br />
14<br />
Pfarramt der Evang. Kirchengemeinde St. Anna, Augsburg , Sterberegister<br />
15<br />
Personalakten des Mathias Schautz, a.a.O., Heiratser1aubnis vom 28. April1825<br />
16<br />
Familienbogen, a.a.O.<br />
17<br />
ebda<br />
18<br />
Sterberegister der Evang, Kirchengemeinde St. Anna, Augsburg<br />
und<br />
Familienbogen, a.a.O.<br />
Anm .: Ich verweise auf eine fehlerhafte Angabe: Hermann Fischer/Theodor Wohnhaas geben in dem Heft "Zeitschrift des<br />
Bayerischen Vereins für Familienkunde", 36. Jg (1973), Band XII, Heft 1/2, S. 61, den Todestag von Mathias Schautz mit<br />
dem 2.8.1831 an.<br />
19<br />
Sterberegister von St. Anna, a.a.O.<br />
20<br />
Familienbogen , a.a.O.
41<br />
Berichte<br />
l<br />
J.<br />
"L'instrument de musique dans les musees: Quelle restauration pour quelle<br />
esthetique?"<br />
Dies war der Titel eines gut besuchten Kolloquiums (über 100 Teilnehmer), das am 6.<br />
November <strong>1996</strong> im Grossen Saal des Conservatoire de Musique in Lausanne stattfand.<br />
Veranstalter waren die Association des Musees suisses (AMS) und das Comite national<br />
suisse des International Council of Museums (ICOM) in Zusammenarbeit mit dem Musee<br />
Historique de Lausanne, dem Conservatoire de Musique de Lausanne und den Concerts<br />
Reunis de Lausanne.<br />
Einleitende Worte sprach Jean-Ctaude Genoud, conservateur-adjoint des Musee<br />
Historique, der den Tag auch moderierte. Er erläuterte nochmals Titel und Anlass der<br />
Veranstaltung. Eine Vertreterin der Kulturabteilung der Stadt Lausanne begrüsste die<br />
Anwesenden. Dr. Veronika Gutmann, Leiterin der Musikinstrumenten-Sammlung im<br />
Historischen Museum Basel, legte schliesslich etwas ausführlicher dar, dass eine<br />
Musikinstrumenten-Sammlung heute in hohem Mass einem konservatorischen Standpunkt<br />
verpflichtet ist, dem das Kriterium der Spielbarkeil eines Instruments untergeordnet sein<br />
soll. Auch gut erhaltene spielbare Instrumente sind deshalb Perspektive nur sehr<br />
beschränkt dem praktischen Gebrauch zuzuführen.<br />
Den konkreten Anlass der Veranstaltung - obwohl nicht offiziell als solcher ausgegeben -<br />
lieferte aber die Instandsetzung zweier Instrumente des Musee Historique, eines<br />
"Querflügels" von 1827 (die Zuschreibung wurde nicht geklärt) und einer anonymen<br />
französischen Violine aus etwa derselben Zeit. Unter Berücksichtigung von Gutmanns<br />
Stellungnahme standen damit unausgesprochen zwei unterschiedliche Ansichten über die<br />
Behandlung von Musikinstrumenten in öffentlichen Sammlungen im Raum.<br />
Die Wahl des Veranstaltungsortes, des wahrlich<br />
beeindruckenden Neubaus des<br />
Conservatoire, und die berufliche Verankerung der Referenten - es befand sich kein<br />
professioneller Museums-Restaurator darunter - signalisierte, dass es weniger darum ging,<br />
Kriterien für eine Arbeit unter konservatorischen Gesichtspunkten zu ermitteln, als das<br />
Thema mit freischaffenden Instrumentenbauern und Musikern zu erörtern. Eine brisante<br />
Mischung, wie sich im Verlauf des Tages in aller Deutlichkeit zeigen sollte.<br />
Die fünf Referate des Tages eröffnete Thomas Friedemann Steiner (Basel) mit klug<br />
präsentierten Beobachtungen zu den drei einzigen bundfreien Clavichorden, die sich von<br />
Christian Gottlob Hubert erhalten haben (heute in Leipzig, Berlin und Bad Krozingen). Er<br />
zeigte, wie einerseits Reparaturen älterer Zeit schon Veränderungen am "Originalzustand"<br />
mit sich brachten, wie lnstandsetzungen dieses Jahrhunderts in einen spielbaren Zustand<br />
viel Originalsubstanz opferten, wie in renommierten Sammlungen des späten 19.<br />
Jahrhunderts bedenkenlos unpassende stilistische Applikationen angebracht wurden, und<br />
wie ein schwer beschädigtes, aber ansonsten unverändertes Instrument dem heutigen
42<br />
Betrachter wertvolle Einsichten vermitteln kann. Hiermit lag eine Fülle von Anregungen auf<br />
dem Tisch, die viele Facetten des Themas zugleich berührten: die historische Perspektive,<br />
die Frage nach dem "Original", stilistische Aspekte, der Standpunkt des<br />
lnstrumentenbauers, Restaurierung versus Konservierung etc. Leider fand eine vertiefende<br />
Diskussion zu diesem interessanten Beitrag nicht statt.<br />
Hinzu kam der Aspekt des Spiels und der Kopie. Steiner präsentierte ein Clavichord aus<br />
seiner Werkstatt, das eine Rekonstruktion aus Baumerkmalen der drei besprochenen<br />
Instrumente Huberts darstellte. Nicole Hastettier (Lausanne/Genf) kam es zu, einen<br />
klanglichen Eindruck zu vermitteln. Sie spielte im Anschluss an das Referat ein gut<br />
halbstündiges Programm mit Werken von J.S. Bach, W.F. Bach, C.Ph.E. Bach sowie von<br />
J. Haydn. Angesichts der atmosphärisch ungünstigen Plazierung zwischen den Referaten<br />
entledigte sie sich ihrer Aufgabe mit Bravour und stellte damit auch dem Instrument ein<br />
günstiges Zeugnis aus.<br />
Gewissermassen den Gegenpol zu Steiners Vorgehen markierte die "Restaurierung" des<br />
Hammerklaviers mit horizontaler Saitenführung (Querflügel) des Musee Historique, zu der<br />
sich Maurice Rousteau, Mitarbeiter der damit betrauten Werkstatt von Christopher Clarke<br />
(Donzy le National, F) äusserte. Es war erklärtes Ziel der Auftraggeber gewesen, dieses<br />
Instrument spielbar zu machen, um es in Veranstaltungen des Hauses einsetzen zu<br />
können. Als sich - offensichtlich erst während der Arbeit - herausstellte, dass das<br />
aussergewöhnlich geformte Stück mit Wiener Mechanik aufgrund eingebauter<br />
Konstruktionsmängel wohl zu keiner Zeit befriedigend spielbar war, wurde in Absprache mit<br />
dem Museum der Versuch unternommen, durch Versteifung der Innenkonstruktion mit<br />
zusätzlichen Holzplatten und Veränderungen an der Mechanik ein praktikables Ergebnis zu<br />
erzielen. Trotz des Enthusiasmus aller Beteiligten wurde hier auf höchst fragwürdige Weise<br />
der historisch interessante Befund, nämlich ein offenbar fehlgeschlagener<br />
instrumentenbaulicher Entwurf, in ein vermeintliches historisches Ideal umgeformt. Eine<br />
Klangprobe des Instruments liess für Ohren, die mit Hammerklavieren und ihren<br />
Verwandten vertraut sind, überdies Zweifel aufkommen, ob dieses Tasteninstrument je ein<br />
begehrtes Objekt für anspruchsvolle Musiker sein wird. Die "Ästhetik" dieses Umbaus<br />
indessen wurde nicht wirklich diskutiert, mit der Entschuldigung gewissermassen: 'Das<br />
Instrument hat ja ohnehin nie richtig funktioniert'.<br />
Christopher Clarke selbst machte sich grundsätzliche Gedanken zum Nachbau historischer<br />
Klaviere, in dem er - als bekannter Hersteller gefragter Kopien nicht überraschend -<br />
Vorteile sieht, weil er Einsichten in die Konstruktionsweise der historischen Stücke erlaubt,<br />
ohne an diesen Manipulationen vornehmen zu müssen. Freilich hängt der Ertrag im Wissen<br />
und das Ergebnis des Nachbaus vom besonderen Geschick des Instrumentenmachers ab.<br />
Das gleiche unwägbare Risiko gilt aber auch für eine Restaurierung.
43<br />
Am Nachmittag sollte Luc Breton (Vaux-sur-Morges) die französische Violine des Musee<br />
Historique aus dem frühen 19. Jahrhunderts vorstellen, die er unverständlicherweise als<br />
relativ unbedeutendes Instrument aus Mirecourt qualifizierte. Sein Vortrag beschäftigte sich<br />
überraschenderweise aber nicht mit Aspekten der von ihm bewerkstelligten<br />
Spielbarmachung des Instruments aus dem frühen 19. Jahrhundert, sondern widmete sich<br />
die längste Zeit dem Problem der "Artikulation" von Musik. Pauschale Seitenhiebe auf<br />
"moderne" Musiker trugen nicht zum Verständnis bei und zeigten mangelnde Sensibilität<br />
gegenober zeitbedingten Differenzen. Breton wies auch niemals auf konkrete historische<br />
Quellen hin, die sich sehr differenziert - und in unterschiedlicher Weise - zu Fragen der<br />
Musikpraxis äussern. Er demonstrierte seine Ideen mit Hilfe der Spielpfeife eines<br />
Dudelsacks und mit einem Jagdhorn. Überraschend schlug er anschliessend den Bogen<br />
zur Violine, um damit seine Art einer "klassischen" (!) Reglage zu begründen, die<br />
hauptsächlich darin bestand, den Stimmstock genau unter den rechten Stegfuss (der<br />
Diskantseite) zu stell·em. Über weitere Komponenten wie den Bogen, dem eigentlichen<br />
Werkzeug für die Tongestaltung und allen damit verbundenen<br />
Parametern auf<br />
Streichinstrumenten, schwieg er sich aus. Kein Wort auch Ober die Stegposition, die früher<br />
keinesfalls zwingend zwischen den FF-Kerben gelegen hat und damit auch die<br />
Stimmstockposition relativiert. (Nebenbei: Die Stimmstockpositionierung diskutiert<br />
ausführlich G. A. Marchi in seinem Traktat von 1786. Er warnt darin vor einer<br />
Positionierung unter dem Stegfuss und zeigt damit, dass dies offenbar gelegentlich<br />
praktiziert wurde).<br />
Obwohl Breton durch den Konversationston seiner Rede viele Sympathien verbuchen<br />
konnte, blieb der sachliche Ertrag gering. Über das Instrument selbst wurde nicht weiter<br />
gesprochen. Der Lack war auf Hochglanz poliert, wenn nicht sogar mit einer<br />
Schellackpolitur Oberzogen worden, und dies sicher nicht im Sinn einer musealkonservatorischen<br />
Behandlung. Erstaunlich immerhin, dass die Geige trotz der<br />
ungewöhnlichen Stimmstockposition recht angenehm klang, wie im Konzert am Abend zu<br />
hören war. Aber wer möchte behaupten, er wüsste, wie eine Violine in der<br />
Klassik/Romantik klingen soll!<br />
Pierre Jacquier (Cucuron, F) schliesslich stellte einen von ihm gebauten Arpeggione vor<br />
(eine "Streichgitarre" des 19. Jh., für die Franz Schubert 1824 seine berühmte Sonate<br />
schrieb) und knüpfte daran weitreichende Überlegungen zu historischen Instrumenten und<br />
deren Einbettung in ein bestimmtes kulturelles Umfeld. Er versteht seinen Nachbau<br />
weniger als die Rekonstruktion eines der wenigen erhaltenen historischen Stücke -<br />
obgleich natürlich an ihnen orientiert -, sondern als den Versuch, die klanglich-ästhetische<br />
Idee, die sich hinter dem Arpeggione verbirgt, zu realisieren. Dies lässt ihn alte<br />
Musikinstrumente als Ideenträger vergangener Zeiten sehen, zu deren "Verstehen" mehr<br />
gehört als Repliken vorhandener Objekte anzufertigen. Sein Ansatz erwies sich in diesem<br />
Sinn - obwohl nicht solcherart deklariert - als "strukturalistisch", indem er das Instrument
44<br />
als Teil eines organischen kulturellen Ganzen zu sehen versucht. Damit bewegte er sich<br />
durchaus auf der methodischen Höhe der Gegenwart.<br />
Im abschliessenden Round Table, an dem sich auch die Musiker des Abendkonzerts,<br />
Christophe Coin (Arpeggione, Violoncello), Gilles Colliard (Violine) und Michel Kiener<br />
(Hammerklavier) beteiligten, hatte Frau Gutmann, als einzige Vertreterin eines konsequent<br />
konservatorischen Standpunktes, viel Opposition gegen sich. Dies war immerhin<br />
erstaunlich angesichts der im Programm genannten hochkarätigen Veranstalter aus dem<br />
Museumsbereich, wo Ober diese Problematik schon viel nachgedacht wurde. So wunderte<br />
es dann auch nicht, dass die von CIMCIM (dem "Comite International des Musees et<br />
Collections d'lnstruments de Musique") erarbeiteten Empfehlungen zum Umgang mit<br />
Musikinstrumenten in öffentlichen Sammlungen im Saal offenbar kaum bekannt waren.<br />
Alles in allem ein prestigeträchtiger Anlass, der Erwartungen weckte, die nicht eingelöst<br />
werden konnten. Jean-Ciaude Genoud operierte in seiner Einleitung zu Beginn des Tages<br />
mit dem problematischen Begriff "Zeitgeist" (in Deutsch), der von kulturhistorischer Seite<br />
wegen seiner Indifferenz längst ad acta gelegt worden ist und wohl besser mit einem<br />
"kulturellen Code" umschrieben wird, der bestimmten Teilen einer Gesellschaft zugänglich<br />
ist. Selbstverständlich gibt es aber die unterschiedlichsten Codes zu gleicher Zeit, die<br />
sowohl gemeinsame Schnittmengen, als auch Differenzen aufweisen. Es ist nur zu<br />
wünschen, dass auch in Kreisen ausserhalb spezialisierter Musikinstrumenten<br />
Sammlungen in diesem Sinne differenziert und objektbezogen an die alten musikalischen<br />
Werkzeuge herangegangen wird. "Weniger Ästhetik und mehr Konservation" könnte ein<br />
dringender Wunsch nach diesem Tag lauten.<br />
Eine ergänzende Information:<br />
Auf der elektronischen "Horne Page" von CIMCIM im World Wide Web sind die erwähnten<br />
Texte in englisch abrufbar. Die Adresse lautet:<br />
<br />
Themas Drescher
<strong>45</strong><br />
Lorenzo Guadagnini von 17<strong>45</strong><br />
ln meinem Atelier habe ich eine aussergewöhnlich schöne Violine zum Verkauf. Es handelt<br />
sich um eine Arbeit von Lorenzo Guadagnini von 17<strong>45</strong>. Die originale Etikette weist<br />
folgenden Text auf:<br />
Laurentius Guadagnini Pater<br />
& alumnus Antonj Stradua~<br />
fecit Placentie Anno 17<strong>45</strong><br />
Lorenzo Guadagnini wurde 1675 in Piacenza geboren, lebte einige Jahre in Cremona, wo<br />
er Schüler von Antonio Stradivari war, arbeitete danach in Mailand, ging später wieder nach<br />
Piacenza zurück und arbeitete dort bis zu seinem Tod um 1760.<br />
Kurze Beschreibung der Violine:<br />
Die Decke besteht aus mittel- bis feinjähriger, gleichmässig gewachsener Fichte. Die F<br />
Löcher sind sehr persönlich, schwungvoll und elegant geschnitten. Der einteilige<br />
Ahornboden mit den von links oben nach rechts abfallenden, tiefen und breiten Flammen<br />
ist prachvoll. Der originale, wunderschöne golden-orange Lack ist reichlich vorhanden und<br />
trägt zur grossen Ausstrahlung dieses Instrumentes bei.<br />
Die Violine ist ausserordentlich gut erhalten und in allen Teilen zusammengehörig. Sie hat<br />
Atteste von W.E. Hili & Sens, London, Hamma & Co .. Stuttgart, und Carl Mächler: Zürich.<br />
Genaue Masse, Stärken von Boden und Decke etc. werden wir in der nächsten<br />
GLAREANA veröffentlichen.<br />
Paul J. Reichlin
46<br />
Vermillion SD 57069 - 2390 USA<br />
Ein Schweizer Landwirt hätte seine Freude am flachen Farmland, das sich in einer Ebene<br />
von rund 200'000 Quadratmeilen am obern Missouri ausbreitet. Und mit einem<br />
Ackerbauern beginnt denn auch eine einzigartige Organologen-Story. Arne B. Larson hatte<br />
das Landleben trotz der guten Voraussetzungen zwar bald satt. Er besuchte in den 30er<br />
Jahren das College of Music in Minneapolis und wirkte dann als Musiklehrer, vorerst in<br />
Minnesota, später in South Dakota.<br />
Als Arne B. 1966 an die Universität nach Vermillion SD berufen wurde, hatte es sich bereits<br />
herumgesprochen, dass dieser Musiker und Dirigent auch Musikinstrumente sammle. Das<br />
allgemeine Staunen war 1979 aber gross, als Arne B. und Jeanne Larson ihrem Staat 2500<br />
Musikinstrumente und den aus dem Verkauf ihrer Farm gewonnenen Erlös, rund eine halbe<br />
Million Schweizer Franken, schenkten.<br />
Diese Kernsammlung des Shrine to Music Museums in Vermillion SO wurde durch zwei<br />
Privatsammlungen " und Einzelankäufe zum heutigen Bestand von mehr als 6000<br />
Musikinstrumenten erweitert. So fanden die Blasinstrumente, die der Musiker Wayne<br />
Sorensen in Pocatello, ldaho, zusammengetragen hatte, und die berühmte Witten-Collection<br />
aus Southport, Connecticut, mit kostbaren Saiteninstrumenten wie die Harrison von<br />
Antonio Stradivarius und andere italienische Violinen aus dem 17. Jahrhundert, ein<br />
bleibendes Zuhause in der ehemaligen Bibliothek der kleinen Stadt.<br />
IN den 90er Jahren schaffte Arne B. Larsons Sohn, Andre P., Direktor dieses erstaunlichen<br />
Museums, auch eine Toggenburger Hausorgel von Joseph Looser (1786), eine Traversflöte<br />
(um 1770) und eine Oboe (um 1750, aus der Sammlung Dreyer, Kastanienbaum LU) des<br />
Basler Holzblasinstrumentenmachers Jeremias Schlegel sowie Alphorn und Büchel aus<br />
unserer Zeit an. Mittlerweile gehört das Shrine to Music Museum zu den grössten<br />
Instrumentensammlungen der Welt. Zusammen mit dem College of Music der Universität<br />
von South Dakota ist es zu einem organologischen Studienzentrum geworden.<br />
Mit gutem Grund hat denn auch die American Musical Instrument Society (AMIS) ihre 25.<br />
Jahresversammlung in Vermillion SO durchgeführt. Über 150 Mitglieder orientierten sich<br />
vom 15. -19. Mai <strong>1996</strong> in 40 Referaten über den Stand der instrumentenkundliehen<br />
Forschung. Dabei fiel auf, dass die vitale Diskussion traditioneller Musikinstrumente, wie<br />
sie in in den letzten zwanzig Jahren in der Study Group on Folk Musicalinstruments ICTM<br />
(International Council for Traditional Music UNESCO) geführt worden war, unter den<br />
amerikanischen Fachkollegen mit Referaten über Carillon, Schellebaum, den französischen<br />
Drehleier- und Sackpfeifenbau auf geringes Interesse stiess. Im Kreis der AMIS, das heisst<br />
unter professionellen Organologen, Restauratoren und Sammlern, beschäftigt man sich<br />
lieber mit Fragen um grosse Instrumentenmacher wie zum Beispiel Giuseppe Antonio<br />
Guarneri (Guarneri del Gesu), dem berühmtesten Geigenbauer der Guarneri aus Cremona,<br />
oder Mozarts Klaviermacher Anton Walter aus Wien. Zu einem Höhepunkt dieses<br />
Jubiläumskongresses wurden drei Referate, die Stradivaris hölzerne Violinenform neu<br />
interpretierten. Steward Pollens war der Meinung, Stradivari habe einer Klangvorstellung
47<br />
empirisch nachgeeifert und die Form nach einer gelungenen Violine geschnitten. Herbert<br />
Heyde, ebenfalls vom Metropolitan Museum in New York, nahm die schwingende Länge<br />
(zwischen Steg und Sattel) als Ausgangspunkt einer faszinierenden Proportionenlehre,<br />
während der Restaurator Andrew Dipper dem Geheimnis Stradivari durch geometrische<br />
Analysen der Formen näher kam.<br />
Instrumentenerfindungen des 19. Jahrhunderts wie Chladnis Clavicylinder, einem der<br />
Glasharmonika verwandten Friktionsinstrument, oder die Harmonikainstrumente von James<br />
Bazin aus Canton, Mass. sowie Referate zur neu belebten musikikonographischen<br />
Hilfswissenschaft und die Verteilung von Stipendien und Preisen rundeten das Bild einer<br />
aktiven und überaus sympathischen organologischen Gesellschaft ab, deren Mitglied<br />
jedermann werden kann.<br />
Brigitte Bachmann-Geiser<br />
Das Shrine to Music Museum in Vermillion SO ist ausser an Weihnachten, Neujahr und am<br />
Thanksgiving täglich bei freiem Eintritt geöffnet. Ausgewiesenen Organelogen stehen<br />
finanzielle Mittel für Studienaufenthalte zur Verfügung. Vermillion ist von den Flughäfen<br />
Sioux Falls oder Sioux City aus erreichbar.<br />
Anmeldungen für die Mitgliedschaft der AMIS nimmt der Präsident, William E. Hettrick, 48-<br />
21 Glenwood Street, Little Neck, NY 11362 USA, entgegen.
48<br />
Angebote und Suchanzeigen von Instrumenten<br />
Wenn Sie als Mitglied ein Instrument suchen oder anzubieten haben, haben Sie die<br />
Möglichkeit, der Redaktion innerhalb der Redaktionsfristen eine entsprechende Annonce<br />
fOr die nächste GLAREANA von max. zwei Zeilen a 60 Anschlagen + Adresse zukommen<br />
zu Jassen. Diese ist gratis. Nichtmitglieder sind davon ausgeschlossen.<br />
Grosse Inserate (bis max. 1 Seite) stehen Mitgliedern und Nichtmitgliedern offen und<br />
kosten Fr. 100.-, zuzüglich Cliche (falls erwünscht). Auch hier gelten die Redaktionsfristen<br />
und sind die Inserate der Redaktorin einzureichen.<br />
Zu verkaufen<br />
Schönes Virginal nach Ruckers (1644), gebaut 1971/72 von Martin Scholz, Basel. Umfang<br />
C - c 3 , mit kurzer Bassoktave. Rabenkiele. ln gutem Zustand. Tel. 031/351.21 .42.<br />
Trumscheit, Nachbau nach M. Praetorius. Mit Steckfroschbogen und Koffer. Occasion Fr.<br />
1800.-. B. Wolf, Tel. 052/525 00 29.
49<br />
Mitteilungen und Termine<br />
Bitte teilen Sie der Redaktion nur jene Termine mit, die so weit im voraus bekannt sind,<br />
dass sie mit den Erscheinungsdaten der GLAREANA korrespondieren und Ihre<br />
Informationen somit zeitgerecht zu unseren Mitgliedern gelangen können.<br />
Die Bibliothek der Gesellschaft<br />
wird in der Zentralbibliothek Luzern, Sempacherstr.10, CH-6002 Luzern, aufbewahrt und<br />
kann zu den bibliotheksüblichen Bedingungen benützt werden. Kontaktperson: Herr Paul<br />
Hess.<br />
Das Nachbestellen von GLAREANA-Jahrgängen und -Einzelheften<br />
ist Ober Herrn Paul He~s. c/o Zentralbibliothek Luzern, Sempacherstr. 10, CH-6002 Luzern,<br />
möglich.<br />
Der Vorstand hat am 18. Februar 1984 dafür folgende Preise festgelegt:<br />
1. Jahrgänge bis und mit 1971 : Zu den in der Zentralbibliothek<br />
Luzern üblichen Bedingungen und Kopiergebühren.<br />
2. Jahrgänge 1972 bis und mit 1981 : Pro Jahrgang SFr. 20.- für<br />
Mitglieder und SFr. 30.- für Nichtmitglieder.<br />
3. Einzelhefte ab 1983: SFr. 10.- für Mitglieder und SFr. 15.- für<br />
Nichtmitglieder. (1982 ist keine GLAREANA erschienen.)<br />
Zu allen Preisen kommen Porto- und Verpackungsspesen hinzu.<br />
Termine<br />
Generalversammlung der GEFAM 1997<br />
Samstag, 12. April 1997 - Besichtigung des Trompetenmuseums in Bad Säckingen,<br />
Führung durch die Sammlung, Konzert. Genauere Angaben folgen.<br />
Ia cithare - instrument a redecouvrir<br />
Unter diesem Titel läuft im musee gruerien in Bulle noch bis am 26. Januar 1997 eine<br />
Zitherausstellung. Zwischen 1880 und 1940 war die Zither in der Schweiz das<br />
Hausmusikinstrument Schwerpunkt der Ausstellung in Bulle bildet die wenig bekannte,<br />
überraschende Instrumentenvielfalt jener Tage und ihr Umfeld. Dabei umfasst das<br />
Spektrum alle in der Schweiz gespielten Zithern, dazu gehören Spielzeuge und<br />
Kinderzithern, Volksinstrumente wie die Schwyzer Zither und die Glarner Zither, der<br />
vielseitige Bereich der industriell gefertigten Zithern, einerseits mit den hierzulande<br />
bekanntesten Vertretern Akkord- und Violinzither, andererseits mit längst vergessenen
50<br />
Kuriositäten wie Fidola-Mandolinen-Zither, Tremolazither oder Universai-Schlag-Streich<br />
Guitarr-Duett-Zither, um nur einige bei ihren exotischen Namen zu nennen und schliesslich<br />
die kunstvolle Konzertzither und die Streichzither. Nebst historischen Instrumenten sind<br />
auch neue Zithern des Instrumentenbauers Herber! Greuter aus Schwyz ausgestellt. Seit<br />
einigen Jahren erfreut sich die Zither landesweit einer eigentlichen Renaissance und zwar<br />
in seiner ganzen, oben beschriebenen Vielfalt. Neue Vereine und Spielgruppen entstehen,<br />
alte erhalten Zulauf.<br />
Lorenz Mühlemann<br />
Zitherausstellung (Realisierung: Lorenz Mühlemann) im Musee grueri en, 1630 Bulle: Dauer<br />
bis 26. Januar 1997; offen Dienstag bis Samstag 10-12, 14-17 Uhr, Sonn- und Feiertage<br />
14-17 Uhr. Führung mit Konzert am 19. Januar: 16.30 öffentliche Führung, 17 Uhr Konzert<br />
citharistes du centre Ste-Ursule, Fribourg, (groupe 2), direction: Sr Magdalena Häni & Sr<br />
Therese Gagnaux. Lorenz Mühlemann & Elisabeth Wüthrich: Volksmusik auf<br />
"<br />
verschiedenen Zithern.<br />
Schlosskonzerte Bad Krozingen<br />
• 10. Januar 1997, 20 Uhr: Musik für zwei Hammerflügel - gespielt von Jean Goverts<br />
und Maria Rapp<br />
• 24. Januar 1997, 20 Uhr: Lyrik und Musik: Ein Biedermeier-Abend - Beate Spaltner<br />
Sopran, Alfred Lessing Arpeggione, Sally Fortino Hammerflügel, Hannsdieter Wohlfarth<br />
einführende Worte
51<br />
• 7. Februar 1997, 20 Uhr: " ... Ein wahrer Sohn des Herkules ... " -<br />
Literarischmusikalische<br />
Soiree zum 300. Geburtstag des königlichen Flötenlehrers Johann<br />
Joachim Quantz<br />
• 21. Februar 1997, 20 Uhr: Hammerflügel-Portrait VI: John Broadwood & Sons,<br />
London 1817 - Suzu-Anne Gerloff, Hammerflügel<br />
• 7./8. März 1997, 20 Uhr: "Divertimento barocco" - Martina-Maria Müller Blockflöte,<br />
Michi Gaigg und Michael Gusenbauer Violine in alter Mensur, Diana Milani Viola da<br />
gamba, Oscar Milani Cembalo<br />
• 21. März 1997, 20 Uhr: Musik der Romantik - Jelena Dimitrijevic Hammerflügel,<br />
Randall Cook Romantische Oboe<br />
• 4. April 1997, 20 Uhr: Sonderkonzert - Sally Fortino spielt und erklärt historische<br />
Tasteninstrumente aus drei Jahrhunderten .<br />
• 18./19. April 1997 ~ 20 Uhr: Johann Sebastian Bach: Sonaten für Violine und<br />
Cembalo- Petra Müllejans, Violine in alter Mensur, Thorsten Johann, Cembalo<br />
• 2. Mai 1997, 20 Uhr: Johannes Brahms: Klavierwerke- Detlef Kraus, Hammerflügel<br />
• 23. Mai 1997, 20 Uhr: "Von fürstlichen Hochzeiten, von der Kochkunst und vom<br />
Kegeln" - Dorothea Jappe, Viola in alter Mensur, Andreas Ferraino und Hans Rudolf<br />
Stalder, Klarinette und Bassetthorn, Michael Biehl, Hammerflügel<br />
• 6. Juni 1997, 20 Uhr: Sonderkonzert - Sally Fortino spielt und erklärt historische<br />
Tasteninstrumente aus drei Jahrhunderten.<br />
• 20./21. Juni 1997, 20 Uhr: Klaviermusik von Franz Schubert - Jan Vermeulen,<br />
Hammerflügel<br />
• 4. Juli 1997, 20 Uhr: Sonderkonzert - Sally Fortino spielt und erklärt historische<br />
Tasteninstrumente aus drei Jahrhunderten.<br />
Kommentierte Sonntagsmatineen im Schweizerischen Landesmuseum<br />
• 5. Januar 1997, 10.<strong>45</strong> Uhr: " ... et plorez grosses larmes d'oeil" - Zum 500. Todestag<br />
von Johannes Ockeghem, "Renaissemble", Leitung Theo Handschin<br />
• 2. Februar 1997, 10.<strong>45</strong> Uhr: "Speciala blibind verschwigen ... " - Balladen, Noten und<br />
Notizen zur alten und jungen Schweiz, Ensemble "Tritonus" auf alten Volksinstrumenten<br />
• 4. Mai 1997, 10.<strong>45</strong> Uhr: Drei Kleinode schweizerischer Instrumentenbauer - Die<br />
Bossard-Prozessionsorgel von 1777/78 im Landesmuseum, eine Kammerorgel von<br />
Christian Gfeller und ein Berner Tafelklavier gespielt von Annerös Hulliger.<br />
Clavichord-Seminare<br />
18. Januar 1997, 10-13 Uhr, Konservatorium Lausanne, Leitung Michel Bignens<br />
8. Februar 1997, 10-13 Uhr, Konservatorium Lausanne, Leitung Pierre Goy<br />
Einschreibungen: Conservatoire de musique de Lausanne, p.a. Mme Catherine Steiner, rue<br />
de Ia Grotte 2, Case postale 2427, Ch-1002 Lausanne.
52<br />
Wohltemperiertes Clavier I + II<br />
28. Februar 1997, 20.15 Uhr, Schola Cantorum, Basel, Wohltemperiertes Clavier I, Johann<br />
Sonnleitner<br />
2. März 1997, 16 Uhr, Untere Zäune 19, Zürich, Wohltemperiertes Clavier II, Johann<br />
Sonnleitner<br />
Clavierwerke von Johann Kuhnau (1660-1722)<br />
2. März 1997. 20.15 Uhr, Kirche St. Margarethen, Binningen, Sally Fortino Cembalo und<br />
Clavichord, Georg Senn Sprecher.<br />
Schweizerische Clavichord-Gesellschaft<br />
28. Januar 1997, 14 Uhr, Konservatorium Neuenburg, Faubourg de l'hOpital 24: Eröffnung<br />
der Clavichord-Ausstellung, Vortrag von B. Brauchli "Le clavichorde a travers les siecles".<br />
20.15 Uhr Clavichord;ezital Michel Bignens, Bernard Brauchli, Nicole Hostettler.<br />
1. März 1997, 10.30 Uhr, Konservatorium Zürich: Eröffnung der Clavichord-Ausstellung<br />
• 10.30-12.15 Uhr "Das Clavichord im Anfangs-Unterricht • Erfahrungsbericht mit<br />
Beispielen von Kindern gespielt" (Ruth-lris Frey-Samlowski);<br />
• 12.15-13 Uhr Mittagskonzert, Musik auf gebundenen und bundfreien Clavichorden<br />
(Michel Bignens, Nicole Hostettler)<br />
• 15-15.<strong>45</strong> Uhr, Predigerkirche, Turmzimmer, "Stimmungsfragen bei gebundenen<br />
Clavichorden" (Bernhard Billeter);<br />
• 16.30-17.15 Uhr "Ciavichordmusik im erweiterten Tonsystem - Werke von Heiner<br />
Ruland, gespielt auf 24-tönigen Clavichorden verschiedener Werkstätten",<br />
kommentiertes Konzert (Johann Sonnleitner);<br />
• 19 Uhr, Feierarbendkonzert - mit Beiträgen verschiedener Spieler und Spielerinnen auf<br />
verschiedene Instrumenten.<br />
10./11 . Mai 1997, Ausflug nach München, Besichtigung der Musikinstrumentensammlung<br />
des Stadtmuseums und des Deutschen Museums<br />
Symposium "Alte Musik im 19. Jahrhundert" · Rezeption, Komposition, Interpretation<br />
5.-7. Mai 1997 im Neuen Saal der Musik-Akademie, Basel, (org. Schola Cantorum<br />
Basiliensis). Referenten: Ernst Lichtenhahn, Paul Münch, Annette Landau, Martin<br />
Staehelin, Alois Koch, Martin Geck, Janina Klassen, Ralf Wehner, Joseph Willimann,<br />
Hans-Günther Ottenberg, Markus Jans, Thomas Drescher, Regula Rapp.<br />
Begleitende Abendveranstaltungen:<br />
5. Mai 1997: Johann Walfang Goethe • Carl Friedrich Zelter. Ein Dialog in Briefen. Dietrich<br />
Fischer-Dieskau, Gert Westphal
53<br />
ß. Mai 1997: Bach im 19. Jahrhundert. Werke von Mendelssohn, Schumann, Bach. John<br />
Holloway, Violine, Alexander Ljubimov, Hammerflügel<br />
7 . Mai 1997: Klavierabend Andreas Staier. Werke von Bach, Zelter, Mendelssohn,<br />
Schubert u.a.<br />
111 International Clavichord Symposium<br />
24.-28. September 1997. Organisation: International Centre for Clavichord Studies, via<br />
Roma 48, 1-13050 Magnano (BI) ltaly. Tel./Fax +39 15 67 92 60 or Tel. +41 21 728 59 76/<br />
Fax +41 21 728 70 56<br />
Neue CD<br />
Nelly van Ree Bernard, Early lberian Music and Sephardic Songs. Psalteries,<br />
Clavichords and Recitation, 1995. (Selbstverlag ES 47.166 CD; erhältlich bei:<br />
Muziekcentrum HET DUINTJE, Binnenweg 6, F 209, NL-2121 GX Bennebroek).<br />
Nelly van Ree Bernard wuchs als Niederländerin in Spanien auf. Nach ihren Klavier- und<br />
Cembalostudien liess sie sich auch zur Innengestalterin ausbilden. Aus dieser Vielseitigkeit<br />
hervorgegangen ist die vorliegende CD, auf der spanische Musik des Mittelalters und der<br />
Renaissance mit nachgebauten Instrumenten interpretiert wird. Van Ree Bernard hat sich<br />
vor allem durch ihre Rekonstruktionen von Psalterien und frOhen Clavichorden einen<br />
Namen gemacht. Auf dieser Einspielung sind insgesamt elf solcher Instrumente zu hören,<br />
die in den Jahren 1975-1986 von namhaften Instrumentenbauern (Fred Bettenhausen,<br />
Martin Sassmann und Koen Vermej) nach Vorgaben der Autorin realisiert worden sind. Ihre<br />
Pläne erarbeitete van Ree Bernard weitgehend aus bildliehen Darstellungen in mittelalterlichen<br />
Handschriften, aus Beschreibungen in Traktaten des 16. Jahrhunderts sowie<br />
aus Bauanweisungen des 16.-18. Jahrhunderts (instruktiv sind die beigegebenen Skizzen<br />
mit genauen technischen Angaben zu den einzelnen Instrumenten).<br />
Auf drei frOhen, einfach geformten Psalterien werden die musikalischen und die<br />
spieltechnischen Möglichkeiten dieser Rahmenzithern demonstriert: mit und ohne Plektrum<br />
gezupfte oder mit Hämmern geschlagene Saiten sind zu hören in einstimmigen<br />
Kompositionen aus den Cantigas de Santa Maria sowie aus dem Codex Las Huelgas. Die<br />
sogenannte "Schweinekopfform" war eine weit verbreitete, relativ voluminöse Ausprägung<br />
des Psalteriums. Van Ree Bernard spielt auf einem solchen wohlklingenden Instrument<br />
zwei Cantigas des galizischen Dichterkomponisten Martin Codax (13.Jh.). Schliesslich<br />
zeigt sie auf drei Instrumenten und an volksliedhaften StOcken aus den südspanischen<br />
Provinzen den Übergang zu halb- und ganzchromatischer Besaitung der Psalterien. Eine<br />
Rekonstruktions-Vorlage fOr ein solches trapezförmiges Instrument findet sich in der<br />
Bauanweisung des Spaniers Pablo Minguet (1754).
54<br />
Was die Rekonstruktion von Clavichorden betrifft, sind die historischen Quellen weit<br />
spärlicher und zumeist jünger als fOr die Psalterien. Auf einem 21-saitigen gebundenen<br />
Clavichord, dessen Proportionen auf den Angaben der Instrumentenkunde Juan Bermudas<br />
(1555) basieren, interpretiert van Ree Bernard vierstimmige Villancicos von Juan del<br />
Encina und Juan Vasquez, zwei der bedeutendsten spanischen Komponisten des frühen<br />
16. Jahrhunderts. Einen zumindest diskutablen Eindruck von frühen Formen des<br />
Clavichords geben hypothetische Rekonstruktionen eines gebundenen Tastenmonochords<br />
und eines ebenfalls gebundenen chromatischen Tetrachords.<br />
ln diesem Arbeiten mit Hypothesen liegt allerdings auch eine problematische Seite des<br />
vorliegenden Unternehmens: die Grenzen zwischen historisch getreuer Rekonstruktion und<br />
Spekulation verschwimmen - beim Nachbau einzelner Instrumente wie in der<br />
Interpretation der dargebotenen Auswahl von Stücken. Von inspirierten "Improvisationen<br />
und Variationen·, wie sie der Titel der Platte verheisst, kann hier nicht eigentlich die Rede<br />
sein.<br />
Am wenigsten befriedigen unter diesem Gesichtspunkt die sogenannten "sefardischen<br />
Lieder", die Ober ein Drittel des zusammengestellten Programms ausmachen. Dabei<br />
handelt es sich nicht - wie der Begleittext behauptet - um primär jüdisches Liedgut,<br />
sondern um anonym überlieferte Gesänge, die wohl noch von der einstigen friedlichen<br />
Koexistenz der drei Schriftreligionen im mittelalterlichen Spanien zeugen, aber zumeist in<br />
Liedsammlungen erhalten sind, welche erst zur Zeit der Vertreibung von Juden (1492) und<br />
Musilimin (1502) entstanden.<br />
Die zwischen die instrumentale Wiedergabe der Melodien eingestreuten Rezitationen der<br />
Liedtexte wirken bei aller Einfachheit und trotz der verhältnismassig akzentfreien Sprache<br />
aufgesetzt und stereotyp. Der Verzicht auf Gesang ist unzureichend kompensiert mit dem<br />
falschen Pathos einer etwas unbeholfenen Märchentantenstimme.<br />
Den Interpretationen van Ree Bernards mangelt es auf der einen Seite an der Perfektion<br />
und der professionelle Stilsicherheit, mit der etwa das Ensemble Hesperion XX am<br />
gleichen Repertoire - der ungerechte Vergleich drängt sich auf - hohe Massstäbe gesetzt<br />
hat; auf der anderen Seite vermag sie aber auch kaum etwas von der volkstümlichen<br />
Unmittelbarkeit und Lebendigkeit zu vermitteln, wie wir sie von authentischen Aufnahmen<br />
gerade aus der sefardischen Tradition kennen.<br />
Was an der vorliegenden Aufnahme interessieren wird, sind mithin weniger die<br />
Einspielungen eines mehr oder weniger bekannten Repertoires als vielmehr die klanglichen<br />
und spieltechnischen Möglichkeiten der in beeindruckender Vielfalt rekonstruierten<br />
Instrumente. Diese zur Diskussion zu stellen, ist sicher eine lohnende Sache.<br />
Heidy Zimmermann
55<br />
Oie Volksmusikinstrumente der Schweiz<br />
1979-1980 dokumentierte ein Aufnahmeteam der Television Romande unter der Leitung<br />
von Phillipe Grand (Regie) und Claude Schauli (Redaktion) die Bauart, Spielweise und<br />
Verwendung von über 60 schweizerischen Volksmusikinstrumenten. Gleichzeitig mit der<br />
Ausstrahlung dieser Fernsehfilme veröffentlichte der Claves-Schallplattenverlag<br />
Tonbeispiele dazu, zusammen mit einer viersprachigen Broschüre. Diese Edition mit dem<br />
Namen "Die Volksinstrumente in der Schweiz" stiess auf grosses Interesse. Nun<br />
veröffentlicht Claves diese Dokumentation der Schweizerischen Volksmusik mit einem<br />
überarbeiteten Text und einerneuen Gestaltung auch auf CD.<br />
[Claves CD 50-9621 . 52seitiges Booklet in drei Sprachen (E/D/F)]<br />
Neue Bücher und Publikationen<br />
Inventarliste zur Musikinstrumenten-Sammlung des Historischen Museums Basel<br />
Das Historische Museum Basel hat in seinem Jahresbericht 1995 eine weitere Inventarliste<br />
zur Musikinstrumenten-Sammlung veröffentlicht. Als Teil I der besaiteten<br />
Tasteninstrumente ist ein kommentiertes Verzeichnis aller Hammerklaviere erschienen<br />
(Stand Ende 1995). Die Daten zu den Instrumenten wurden durch Daniel Schneller und<br />
Brigitte Frei-Heitz erarbeitet, der ausführliche Kommentar von Veronika Gutmann verfasst<br />
(S. 6-22).<br />
Historisches Museum Basel. Jahresbericht 1995, Basel <strong>1996</strong>. Zu beziehen über Dr. V.<br />
Gutmann, Historisches Museum Basel, Steinenberg 4, 4051 Basel. (Sfr. 40.-, Sendungen<br />
ins Ausland plus PP oder im Schriftentausch).<br />
V. Gutmann<br />
Francais Seydoux<br />
Der Orgelbauer Aloys Moser 1770-1839<br />
Leben und Werk<br />
Universitätsverlag Freiburg/Schweiz <strong>1996</strong>. 3 Bände: I Textband (872 S.), II Anmerkungen<br />
(800 S.), 111 Bildband (580 S.), kart , DM 216.-.<br />
Oe Clavicordio II<br />
Proceedings from the International Clavichord Symposium Magnano, Italien, 1995.<br />
Herausgegeben von Bernand Brauchli, Susan Brauchli, Alberte Galazzo, erschienen bei<br />
Musica Antica a Magnano. 298 S., 22 Abbildungen. Preis SFr. 75.- (inkl. Porto). Zu<br />
bestellen bei S.S.C., Case postale 1418, CH-1001 Lausanne.
56<br />
Mutationen (neue Adressen, Ein- und Austritte)<br />
(Stand 30. September 1995)<br />
BITTEl Für eine zeitgerechte Meldung Ihrer Adressänderungen etc. an den Präsidenten<br />
sind wir Ihnen sehr dankbar. Damit ersparen Sie uns (der Gesellschaft) Doppelfrankaturen<br />
und sichern sich den rechtzeitigen Erhalt der GLAREANA und weiterer Informationen.<br />
Adressänderungen<br />
Brigitte Bachmann-Geiser, Sonnenbergrain 16. 3013 Bern<br />
Markus Hünninger, Ob. Rosenbergweg 24,4123 Allschwil<br />
Michael + Dorothea Jappe, Hölzlistr. 35. 4102 Binningen<br />
Barbara Jost Häner, Bergstr. 11. <strong>45</strong>13 Langendorf<br />
Daniel Reichlin, Russenweg 3. 8008 Zürich<br />
Dr. Hermann Moeck ,~Postfach 143. D-W-3100 Celle<br />
Neues Mitglied<br />
Mirja Kon-Thederan, Hauptstr. 64, D-79730 Murg<br />
Verstorben<br />
Hansruedi Gredinger, Chur