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De:Bug 164

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P e a k i n g<br />

L i g h t s<br />

Alles im Fluss<br />

Text lea becker<br />

"936", das letztjährige Album der Peaking<br />

Lights, war eine der bis dato großartigsten<br />

Veröffentlichungen der kalifornischen<br />

Trendschmiede Not Not Fun Records. <strong>De</strong>n endgültigen<br />

Schubser in alle Jahresbestenlisten<br />

gab der Platte dann ihre Neuauflage Ende<br />

2011 beim Domino-Sublabel Weird World.<br />

Auf ihrem nunmehr dritten Album huldigt<br />

die Band erneut dem Sommer. Das Konzept<br />

heißt weiterhin: Traniger Dub trifft auf verspielte<br />

Elektronik und endet in hypnotisierender<br />

Monotonie.<br />

Wichtig ist, dass alles im Fluss ist, finden Indra Dunis und<br />

Aaron Coyes, die unter dem Namen Peaking Lights nicht<br />

nur Bett und Tisch, sondern auch einen Bastelkeller voller<br />

Flohmarktsynthies und eine riesige Plattensammlung miteinander<br />

teilen. “Unsere Einflüsse reichen von World Music<br />

über Post-Punk bis hin zu Techno, wir hören fast alles. Es<br />

ist unmöglich, all die Musik zu benennen, die in unseren<br />

Sound einfließt“, so Indra. “Wir versuchen auch nicht, eine<br />

bestimmte Art von Musik zu machen - es kommt einfach<br />

aus uns raus.“ Und dann fließt es vor sich hin, das<br />

Drittlingswerk mit dem sinistren Namen “Lucifer“, 43 perfekt-schläfrige<br />

Minuten lang. Es ist ein konsequentes, fast<br />

meditatives Fließen, das sich zuweilen auch mal haarscharf<br />

an der Grenze zur Eintönigkeit vorbeischlängelt, dann aber<br />

doch wieder zu überraschen weiß - auch die Musiker selbst.<br />

“Wir denken über unsere Musik nicht wirklich nach, bevor<br />

wir mit den Aufnahmen anfangen“, erläutert Indra. “Die<br />

meisten Songs haben wir im Studio improvisiert und im<br />

Nachhinein nur wenig Zeit darauf verwendet, sie zu verbessern<br />

oder ihnen eine festere Struktur zu geben. Es geht<br />

uns immer um den Flow und die Stimmung, nicht so sehr<br />

um ein Konzept. Wir haben auch noch einige andere Songs<br />

geschrieben, die aber zu sehr herausgestochen haben, also<br />

haben wir sie nicht auf das Album genommen.“ Ins Stocken<br />

geraten, aus dem Tritt kommen? Undenkbar für die Peaking<br />

Lights. So sehr, dass auch zwischen den Alben keine Brüche<br />

erkennbar sind. <strong>De</strong>r Übergang vom letzten Album “936“ hin<br />

zu “Lucifer“ ist vor allem eins: fließend.<br />

From Dusk Till Dawn<br />

Indra und Aaron kommen aus Kalifornien, dem “Golden<br />

State“ mit den 300 Sonnentagen im Jahr. “Lucifer“ gelingt<br />

es, jeden einzelnen von ihnen in hypnagogisch-verschnarchten,<br />

wohligen Dub zu übersetzen. “Wir wollen, dass<br />

unsere Musik eine Wärme transportiert“, so Aaron, “die<br />

kein Format so gut rüberbringt wie Vinyl. Wir produzieren<br />

unsere Alben daher mit der Intention, dass sie auf Vinyl gehört<br />

werden.“ Und auch von der Situation, in der “Lucifer“<br />

am besten gehört werden sollte, haben die beiden eine klare<br />

Vorstellung: “Das Album hat einen nächtlichen Vibe. Es<br />

ist allerdings kein dunkles Album, eher eines, das man sich<br />

zum Sonnenuntergang anhören könnte.“<br />

Nur schlüssig also, dass Intro und Outro mit “Moonrise“ und<br />

“Morning Star“ betitelt sind. Zwischen Dämmerung und<br />

Morgenstunde fließen auf “Lucifer“ schwerfällige Bässe, federleichte<br />

Rhythmen und Indras mantrahafter, mit viel Echo<br />

und Hall unterlegter Gesang durch die laue Sommernacht,<br />

dazwischen immer wieder das muntere Getöne der von<br />

Aaron umgebauten Retroelektronik. Wer dabei einschläft,<br />

träumt höchstwahrscheinlich von einem Sommerurlaub auf<br />

Jamaika mit Robert Moog, Ennio Morricone, Cosmic-DJ<br />

Daniele Baldelli und den Grateful <strong>De</strong>ad. Geweckt wird man<br />

eventuell, wie auch Indra und Aaron selbst des öfteren, von<br />

Mikko, dem einjährigen Sohn der beiden, der auf “LO HI“<br />

einen brabbelnden Gastauftritt hinlegt, den seine Mutter<br />

liebevoll als Gesang bezeichnet. Davon abgesehen verzichtet<br />

das Duo im Gegensatz zu früheren Aufnahmen auf<br />

Field Recordings. Stattdessen setzen sie, man mag es kaum<br />

glauben, auch auf digitale Technik: “ProTools zum Beispiel<br />

ist eine großartige Erfindung für Musikaufnahmen“, so<br />

Aaron, “warum sollten wir das also nicht nutzen? Indra hat<br />

außerdem ein kleines, programmierbares Digi-Keyboard,<br />

das wir mit auf Tour nehmen, so was ist toll. Wir versuchen<br />

immer, das Verhältnis zwischen digital und analog gut<br />

auszubalancieren.“<br />

Peaking Lights, Lucifer,<br />

ist auf Domino Records/Goodtogo erschienen.<br />

www.peakinglights.com<br />

www.dominorecordco.com<br />

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