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»Yoga Vidya Journal« 27/2013

Konzeption, Briefing Fotoshooting, Layout, Satz. Realisiert 2013 für Yoga Vidya e.V.

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der spirituelle weg<br />

ASHTANGA<br />

die 8 Glieder des Yoga <br />

Der achtgliedrige Übungs- und Entwicklungspfad<br />

aus dem Raja Yoga umfasst:<br />

1. Yama, die ethisch-moralischen Grundlagen des<br />

Umgangs mit anderen<br />

2. Niyama, die Selbstdisziplin und der Umgang mit sich<br />

selbst<br />

3. Asana, die Sitzhaltung<br />

4. Pranayama, die Atmung zur Beruhigung des Geistes<br />

5. Pratyahara, das „Zurückziehen der Sinne“ - die<br />

Aufmerksamkeit ins Hier und Jetzt richten oder mehr<br />

nach innen<br />

6. Dharana, das Bemühen um Konzentration. Immer<br />

wieder den Geist zurück zur Meditationstechnik, auf<br />

das Meditationsobjekt lenken, wenn er abschweift.<br />

7. Dhyana, die vollkommene Absorption, das Aufhören<br />

konkreter Gedanken und<br />

8. Samadhi, der überbewusste Zustand<br />

Intuition<br />

In der Tanumanasa-Phase wird die Intuition stark und zum<br />

wichtigsten Entscheidungsmittel. Natürlich hat jeder Mensch<br />

Intuition, und eine ganze Menge Entscheidungen werden intuitiv<br />

getroffen, nicht nur von spirituellen Aspiranten sondern<br />

auch von Menschen, die auf den Begriff Spiritualität allergisch<br />

reagieren. Der Unterschied ist: Auf den vorherigen Bewusstseinsstufen<br />

kann die Intuition uns in die richtige Richtung<br />

führen, sie kann uns aber auch in die falsche Richtung führen.<br />

Die Intuition kann zum Beispiel gefärbt sein durch eigene unbewusste<br />

Inhalte, durch Wunschdenken, Projektionen usw.,<br />

so dass sie durch Hinterfragen geprüft und ergänzt werden<br />

muss: War es wirklich meine Intuition oder vielleicht nur ein<br />

Wunsch, den ich hatte oder hat ein Gespräch mit jemandem<br />

mich unbewusst dahingehend beeinflusst? Oder es ist eine<br />

uralte Sehnsucht, die eigentlich schon überholt ist, die aber<br />

jetzt, weil sich die darüberliegenden Spannungen gelöst haben,<br />

nochmals an die Oberfläche kommt?<br />

Aber in Tanumanasa übernimmt die Intuition die Hauptfunktion.<br />

Man hat durch die Praxis und achtsames Leben über<br />

einen langen Zeitraum sein Gemüt weitgehend gereinigt,<br />

so dass der Geist wie ein reiner Kristall das spiegeln kann,<br />

was tatsächlich ist, ohne subjektive Färbungen. Aus vielen<br />

Geschichten von großen Meistern weiß man, dass sie spontan<br />

und unvorhersehbar aus dieser höheren Intuition heraus<br />

handeln.<br />

Das Gute mögen<br />

Tanumanasa ist auch ein Gemütszustand, indem man das<br />

mag, was einem gut tut, auch wenn es nicht immer angenehm<br />

ist. Manchmal wissen wir, was gut für uns ist, z.B. die Menge<br />

an Zucker und Fett, Nikotin oder Kaffee zu reduzieren. Aber<br />

wir halten gleichzeitig das, was uns nicht gut tut, trotzdem<br />

für angenehm. Oder wir stehen vor der Wahl, ein bisschen die<br />

Wahrheit zu verdrehen und uns damit einen deutlichen Vorteil<br />

zu verschaffen, oder bei der Ethik zu bleiben und unter Umständen<br />

auf einen materiellen Vorteil zu verzichten. Dann<br />

kommt es darauf an, wie wir uns entscheiden: Geben wir dem<br />

Drang wider besseres Wissen nach, oder gelingt es uns, unseren<br />

Vorsätzen treu zu bleiben.<br />

Ist man auf der Tanumanasa-Ebene fest verankert, hat man<br />

keine Wahl mehr. Gegen die Ethik zu verstoßen, würde gegen<br />

jegliches Gefühl, auch gegen jedes subjektive Mögen, gehen.<br />

Das Raga, das Mögen, richtet sich auf das Gute, und zwar<br />

nicht nur auf das Gute für mich persönlich, sondern auf das<br />

Gute in einem umfassenden, universellen Sinn. Man ist in Einklang<br />

mit den Naturgesetzen, den universellen Gesetzen des<br />

Kosmos, und kann gar nicht mehr dagegen handeln.<br />

Hochmut kommt vor dem Fall<br />

Tanumanasa ist schon ein recht hohes spirituelles Stadium.<br />

Wer dauerhaft darin verankert ist, ist ein spiritueller Meister,<br />

eine Meisterin.<br />

Dabei gibt es zwei Hauptgefahren: Zum einen, dass man sich<br />

mit diesem erhabenen Zustand identifiziert und sich etwas<br />

darauf einbildet. Man fühlt sich besser als andere – alles geht<br />

so leicht, und man hat das Gefühl, die anderen sind noch<br />

nicht so weit, und fühlt sich dann als der Größte.<br />

Die zweite Gefahr ist, dass man meint, man hätte das höchste<br />

Ziel schon erreicht und aufhört, weiter zu praktizieren. In der<br />

Meditation hat man Visionen, man fühlt sich in der Nähe<br />

Gottes. Aber damit ist es nicht getan. Der Weg geht weiter,<br />

wir sind noch längst nicht am Ziel. Das ist manchmal das Problem,<br />

wenn jemand ohne tiefere Kenntnis in einen vorübergehenden<br />

Tanumanasa-Zustand kommt und dann nicht versteht,<br />

dass das noch nicht die höchste Verwirklichung ist.<br />

Auf dieser Ebene ist es also wichtig, bescheiden zu bleiben,<br />

liebevoll, verständnisvoll und tolerant mit anderen umzugehen,<br />

um Führung zu beten und intensiv weiter zu praktizieren. Sich<br />

bewusst zu machen: Alle sind das unsterbliche Selbst, nicht<br />

nur ich. Momentan mag ich das besonders erfahren, als einen<br />

Segen und eine Gnade, aber ich weiß nicht, ob es weiterhin<br />

so bleiben wird. Derjenige, auf den ich jetzt hochmütig herabschaue,<br />

kann seine Schwierigkeiten vielleicht bald überwunden<br />

haben und dann die nächsten Schritte um so schneller<br />

machen.<br />

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