east - Haward
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Praxis<br />
16<br />
Gerhard Delling: „Gesundheit muss ein<br />
Unternehmensziel sein.“<br />
Seine Rededuelle mit Günter Netzer sind Adolf-Grimme-<br />
Preis-gekrönte Legende. Er ist einer der bekanntesten Sportjournalisten<br />
und Fernsehmoderatoren Deutschlands. Aber<br />
Gerhard Delling interessiert sich nicht nur für den Sport in<br />
den großen Arenen. Auch die Bewegung in Unternehmen ist<br />
für den studierten Volkswirt ein wichtiges gesellschaftliches<br />
Anliegen. HAWARD hat mit ihm gesprochen.<br />
Sie arbeiten sehr viel. Wie sehr geht Ihre Arbeit auf Kosten<br />
Ihrer Energie?<br />
Delling: Ich empfinde meine Arbeit als Spaß und fast nie als<br />
Belastung. Ich denke, man hat nur dann viel Arbeit, wenn man<br />
sie als viel empfindet. Allerdings habe auch ich Stress. Zum<br />
Beispiel, wenn ich den Fehler mache, mir zu viele Termine aufzuladen.<br />
Denn jeder Termin löst Prozesse aus und wenn die<br />
sich überlagern, gibt es Stress.<br />
Viele Menschen empfinden ihre Arbeit als nicht so angenehm<br />
wie Sie. Worauf muss man als Führungskraft achten?<br />
Kann Sport auch ein Mittel sein, Mitarbeiter zu bewegen?<br />
Delling: Natürlich sind Sport und Bewegung auch in der Arbeitswelt<br />
wichtig. Denn er<br />
ist nicht nur gesund,<br />
Sport verbindet<br />
miteinander und<br />
reißt auch jene<br />
mit, die erst gar<br />
keine Lust dazu<br />
haben.<br />
Das Dabeisein ist wichtig, das Miteinander-Lachen. Das verbindet<br />
und überwindet auch kommunikativ Grenzen. Sport<br />
fördert auch den Zusammenhalt unter den Mitarbeitern. Sie<br />
fühlen sich wohler, sind motivierter und schaffen mehr weg.<br />
Gerade im eng getakteten Produktionsprozess können regelmäßige<br />
sportliche Aktivitäten zu einer höheren Rendite<br />
führen. Heute weiß man aus Untersuchungen, dass man für<br />
jeden investierten Euro in die Gesundheit der Mitarbeiter ein<br />
Vielfaches wieder herausbekommen kann.<br />
Wie wichtig ist für Sie als Ökonom, dass Arbeitnehmer zur<br />
Bewegung angehalten werden?<br />
Delling: Wir haben zum Glück schon viele Unternehmen, die<br />
sich sehr intensiv mit der nachhaltigen Gesundheitsförderung<br />
ihrer Belegschaft auseinandersetzen – und das nicht nur aus<br />
dem Renditegedanken heraus. Viele gerade privat geführte<br />
Firmen haben schon ein Sport- und Präventionsangebot.<br />
Einige große Unternehmen gehen manchmal noch weiter und<br />
bieten ein nachhaltiges Gesundheitsmanagement, das auch<br />
Teil der Unternehmensstrategie ist. Die sind natürlich auch<br />
wieder ein Vorbild für die kleineren und mittelständischen Unternehmen,<br />
die nachziehen müssen, wenn sie auch weiterhin<br />
qualifizierte Mitarbeiter gewinnen und halten wollen.<br />
Aber machen da nicht diejenigen mit, die sowieso schon fit,<br />
gesund und sportlich aktiv sind?<br />
Delling: Das ist wiederum die Aufgabe der Unternehmensführung,<br />
alle Mitarbeiter in die Gesundheitsmaßnahmen mit<br />
einzubinden. Deshalb ist es so wichtig, dass Betriebliches<br />
Gesundheitsmanagement Teil der Unternehmensphilosophie<br />
ist. Das muss durch die Führung verinnerlicht und gelebt werden<br />
– bis hin zu zum Beispiel flexibleren Arbeitszeiten, damit<br />
gewährleistet ist, dass die Mitarbeiter auch an den sportlichen<br />
Aktivitäten teilnehmen können. Das sind Führungsaufgaben<br />
– wenn man das Thema ernst nimmt. Und das sollte<br />
man, denn es ist sogar messbar, wie die Motivation steigt, die<br />
Krankheitstage zurückgehen und der Spaß an der Arbeit auch<br />
die wirtschaftlichen Ergebnisse verbessert.