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Wochenblick Ausgabe 09/2016

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6 WOCHENTHEMA<br />

Erstaunlich wie einig sich das<br />

gesamte Polit- und Medienestablishment<br />

in seiner Hofer-Ablehnung<br />

ist...<br />

Jene Jahrgänge, die sich noch<br />

an die Bundespräsidentenwahl<br />

1986 erinnern können, werden<br />

heuer so manches Déjà-Vu<br />

gehabt haben: Stimmungsmache<br />

aus dem Ausland, Hetze<br />

aus dem linken Lager gegen<br />

einen konservativen Kandidaten<br />

und der Rücktritt eines<br />

Bundeskanzlers im Gefolge<br />

der Wahl. Doch im Gegensatz<br />

zu damals ist heute doch noch<br />

einiges anders. Denn damals<br />

gab es in den Medien zumindest<br />

noch vereinzelte Stimmen<br />

der Vernunft, die die Jagd auf<br />

Waldheim nicht mitmachten<br />

und vor den Folgen der<br />

hasserfüllten Hetze warnten.<br />

Heute scheint die Medienwelt<br />

gleichgeschaltet<br />

sich in ihrem – hüstel<br />

– unparteiischen,<br />

seriösen und von<br />

journalistischer<br />

Sorgfaltspflicht<br />

und Objektivität<br />

getragenen Urteil<br />

einig. Einige<br />

Kostproben: „Mit<br />

Hofer zurück in<br />

und<br />

die Dreißigerjahre?“<br />

(Hans Rauscher,<br />

STANDARD), „Na<br />

Servus, die Dritte<br />

Republik“ (Eva<br />

Weissenberger,<br />

NEWS), „Regierung Strache<br />

unter einem Bundespräsidenten<br />

Hofer nicht mehr fern“<br />

(Helmut Brandstätter,<br />

KURIER). Oder der<br />

aufgrund seines<br />

öffentlich-rechtlichen<br />

Status zu<br />

besonderer Neutralität<br />

verpflichtete<br />

ORF, dessen<br />

Chefredakteur<br />

Fritz Dittlbacher<br />

zur besten Sendezeit<br />

in der „ZiB“<br />

verlautbart, Van der<br />

Bellen wäre der<br />

„berechenbarere<br />

Kand<br />

i -<br />

Mit einem blauen Bundespräsidenten<br />

dat“ als Hofer, den er mit „Eskalation“<br />

gleichsetzt. In einer<br />

anderen <strong>Ausgabe</strong> der wichtigsten<br />

Nachrichtensendung<br />

des Landes gibt man einem<br />

angeblichen anerkannten Juristen<br />

ein Podium, der von<br />

„demokratiepolitischen Zeitzündern“<br />

faselt, mit welchen<br />

Hofer „innerhalb von 14 Tagen<br />

das Parlament beseitigen“<br />

könnte…<br />

Also: „Vorsicht vor Hofer“,<br />

„Hofer ist gefährlich“, „Hofer<br />

ist Österreichs Untergang“,<br />

etc. Kann man derartige Kommentare<br />

anders interpretieren,<br />

als Angst- und Panikmache,<br />

mit der Hofer noch auf<br />

den letzten Schritten auf dem<br />

Weg zur Hofburg abgefangen<br />

Er bekam „Drohungen gegen Leib und Leben“:<br />

Autor warnt vor „Gewaltsprache“<br />

der Hofer-Gegner<br />

Die massiven Anfeindungen<br />

gegenüber Hofer-Wählern<br />

sorgen selbst<br />

bei FPÖ-kritischen Intellektuellen<br />

für viel Stirnrunzeln.<br />

„Diese Selbstgefälligkeit,<br />

diese moralische<br />

Selbstüberhöhung, diese<br />

selbstzweifelsfreie Gewaltsprache,<br />

mit der hier<br />

Menschen, die ich für intelligent<br />

halte, alle Wähler<br />

von Norbert Hofer in Bausch<br />

und Bogen als Nazis,<br />

Pack, Bagage und Abschaum<br />

niedermachen, ist<br />

mir zuwider“, betonte der<br />

linke Grazer Schriftsteller<br />

Thomas Glavinic auf Facebook.<br />

Die Behauptung,<br />

Foto: Flickr / Heinrich-Böll-Stiftung, www.stephan-roehl.de / CC BY-SA 2.0<br />

man schäme sich als Österreicher,<br />

sei „intellektuell<br />

mitleiderregend“. Nicht alle<br />

Hofer-Wähler seien „ungebildete<br />

Trottel“, bekräftigte<br />

Glavinic später. Man müsse<br />

deren Ängste verstehen<br />

lernen. Zur Mäßigung<br />

rief auch der renommierte<br />

Wiener Philosophieprofessor<br />

Rudolf Burger in<br />

der „Kleinen Zeitung“ auf:<br />

„Lassen wir die Kirche im<br />

Dorf! Was zur Wahl steht,<br />

sind ein junger Mann, der<br />

nach einem Sportunfall<br />

gehbehindert ist, und ein<br />

alter Mann, der wie ich<br />

starker Raucher ist. Der<br />

Rest ist Propaganda.“<br />

Ungebildet, denkfaul,<br />

So werden 1,5 Mio.<br />

Kurz vor der Stichwahl geben<br />

sich viele Unterstützer<br />

Alexander Van der Bellens<br />

immer aggressiver. Die Direktorin<br />

des staatlich mitfi<br />

nanzierten „Museum Arbeitswelt“<br />

in Steyr, Katrin<br />

Auer hatte wochenlang auf<br />

ihrer Facebook-Seite ein<br />

Bild mit der Aufschrift „Nazis<br />

wählen Hofer!“ stehen.<br />

Wenige Tage vor der Stichwahl<br />

löschte sie den Eintrag.<br />

Auch die bekannte 79-jährige<br />

Kinderbuchautorin Christine<br />

Nöstlinger mischte sich<br />

in den Wahlkampf ein. Sie<br />

bezeichnete Hofer-Wähler<br />

als „denkfaul und ungebildet“.<br />

Noch deutlicher wurde<br />

die Fraktionsobfrau der Grünen<br />

in Tumeltsham, Martina<br />

Schröckelsberger. Sie nannte<br />

auf Facebook Hofer-Unterstützer<br />

„kranke blaue<br />

Hirne“, die FPÖ sei „eine Lügenpartei,<br />

die die Leute manipuliert<br />

und ganz bewusst

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