Vest im Leben 2
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I N T E R V I E W<br />
R a s m u s<br />
B a u m a n n<br />
Rasmus Baumann ist seit<br />
2014 Generalmusikdirektor<br />
der Neuen Philharmonie<br />
Westfalen. Der gebürtige<br />
Gelsenkirchener studierte<br />
Klavier an der Folkwang<br />
Universität in Essen, Dirigieren<br />
in Frankfurt und<br />
wurde in Bochum zum Kirchenmusiker<br />
ausgebildet.<br />
VEST <strong>im</strong> <strong>Leben</strong>: Sie sind in Gelsenkirchen geboren,<br />
in Gladbeck aufgewachsen, später dann<br />
als Musiker weggegangen. Dann kehrten Sie ins<br />
Ruhrgebiet zurück. Hat das Ihre Sicht verändert?<br />
Rasmus Baumann: Ja, man muss offenbar mal<br />
weggewesen sein, um zu verstehen wie toll das<br />
Ruhrgebiet überhaupt ist. Das <strong>Leben</strong> ist hier<br />
einfach, die Leute sind aufgeschlossen. Das ist<br />
als Kulturschaffender extrem wichtig. Die Menschen<br />
schauen sich die Dinge erst einmal an.<br />
Wie schätzen Sie den Stellenwert Ihres Orchesters<br />
ein für die Region?<br />
Sehr hoch. Natürlich. Wir versorgen das gesamte<br />
nördliche Ruhrgebiet, sind auch allein personell<br />
das größte Orchester der Region. Das ist<br />
schon ein Alleinstellungsmerkmal der Neuen<br />
Philharmonie Westfalen. Im Gegensatz zu Essen<br />
und Dortmund etwa, wo fast nur Oper gespielt<br />
wird. Wir bespielen das MiR in Gelsenkirchen<br />
und sind mit unseren vielen verschieden<br />
Reihen überall präsent. Ob mit Kammermusik<br />
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des Barock bis hin zu unserer populären Crossover-Reihe.<br />
Daran mal angeschlossen. Provokativ gefragt:<br />
Was ist wichtiger, neue, jüngere Hörer zu finden,<br />
oder das Stammpublikum bei Laune zu<br />
halten?<br />
Das ist gleichwertig. Wichtig ist es, das Publikum<br />
neugierig zu machen. Es dabei aber nicht<br />
erziehen zu wollen. Ein Beispiel dafür, wie man<br />
neues und altes verbindet. Wir haben Haydns<br />
berühmten Reperoire-Klassiker die Abschiedssymphonie,<br />
bei der die Musiker nach und nach<br />
die Bühne verlassen, mit der „Promenade Ouvertüre“<br />
von John Corigliano gepaart, einem<br />
zeitgenössischen Stück, bei dem die Instrumentengruppe<br />
nach und nach auf die Bühne tritt.<br />
Das leuchtet ein und gewöhnt die Zuhörer an<br />
zeitgenössische Musik.<br />
Wie halten Sie es mit der Musik der Gegenwart?<br />
Ich höre eigentlich alles. Habe als 16-Jähriger<br />
schon eine Organistenstelle in Gladbeck gehabt,<br />
am Samstagabend war ich aber oft als Jazzer<br />
unterwegs, habe auch mal in einer Heavy-Metal-Band<br />
gespielt oder den Rock-Club „Raskalnikov“<br />
in Oberhausen besucht. Außer Volksmusik<br />
höre ich fast alles, selbst Helene Fischer würde