Schwäbische Nachrichten & AuLa - Juli 2016
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RECHT &STEUERN<br />
Leitershofen Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Dipl. oec. Univ. Siegfried Offinger<br />
Vorsichtbei Übergabevermieteter Immobilien<br />
Die „Übergabe“ von Immobilien<br />
suggeriert dem unbedachten Leser,<br />
dass stets eine Schenkung<br />
des Übergebers an den Übernehmer<br />
vorliegt. Das Steuerrecht<br />
sieht diesen Vorgang aber differenzierter.<br />
Muss der Übernehmer<br />
der Immobilie eine – wie auch<br />
immer geartete –Gegenleistung<br />
erbringen (z.B. in Form von Abstandszahlungen<br />
an den Übergeber,<br />
Schuldübernahme, Hinauszahlung<br />
an die Geschwister<br />
oder auch in Form einer Rente),<br />
führt dies steuerlich auf der Seite<br />
des Übernehmers zu Anschaffungskosten<br />
und beim Übergeber<br />
zu einem Veräußerungsentgelt.<br />
Beim Übergeber kann dies erhebliche<br />
negative steuerliche<br />
Konsequenzen haben, wenn zwischen<br />
dem Erwerb der Immobilie<br />
und der Übergabe nicht mehr<br />
als 10 Jahre liegen (Berechnungsgrundlage<br />
für die Frist sind<br />
jeweils die entsprechenden Notarverträge).<br />
Es liegt hier –teilweise<br />
– ein privates Veräußerungsgeschäft<br />
i.S.d. §23 EStG<br />
vor, bei dem u.U. trotz eines<br />
Wertverlusts der Immobilie erhebliche<br />
Gewinne der Besteuerung<br />
zu unterwerfen sind, weil<br />
die vorgenommene Abschreibung<br />
bei der Berechnung der<br />
steuerlichen Einkünfte wieder<br />
hinzuzurechnen ist. ■<br />
Augsburg Rechtsanwalt Alexander Schelhas<br />
Warum es so wichtig ist, ein Testament zu errichten<br />
Alexander<br />
Schelhas ist<br />
Rechtsanwalt<br />
für Erb- und<br />
Vorsorgerecht.<br />
Telefon: 0821/<br />
6507910<br />
Was ein Leben lang gespart<br />
und aufgebaut wurde, will man<br />
in den richtigen Händen wissen.<br />
Über die Vererbung des eigenen<br />
Vermögens spricht man nicht<br />
gerne; manche denken auch nur<br />
ungern darüber nach. Trotzdem<br />
sollte jeder rechtzeitig überlegen,<br />
ob und in welcher Weise Bestimmungen<br />
über das Vermögen<br />
für den Fall des Todes getroffen<br />
werden sollen.<br />
Jedes Jahr werden in Deutschland<br />
über 200 Milliarden Euro<br />
vererbt. Von diesen Erbschaften<br />
profitieren allerdings nicht nur<br />
die Erben, sondern zu einem gewaltigen<br />
Teil auch der Fiskus.<br />
Diese steuerliche Belastung der<br />
Erben hängt u. a. auch damit zusammen,<br />
dass Umfragen zufolge<br />
nur etwa 20 % der Bundesbürger<br />
überhaupt ein Testament errichtet<br />
haben und nur 3%der Erbregelungen<br />
rechtlich und steuerlich<br />
richtig gestaltet sind.<br />
Unpräzise Formulierungen im<br />
Testament, falsche Wahl der Begriffe<br />
und die Unkenntnis erbrechtlicher<br />
Grundregeln führen<br />
dazu, dass Testamente doppeldeutig<br />
werden, Regelungslücken<br />
enthalten und gewollte Rechtsfolgen<br />
häufig nicht eintreten<br />
oder eingetretene Rechtsfolgen<br />
nicht gewollt waren. Erbrechtliche<br />
Streitigkeiten und langwierige<br />
Prozesse sind die Folge.<br />
Zwar lässt die Rechtsordnung die<br />
Erben nicht im Stich, wenn kein<br />
Testament errichtet wurde. Es gilt<br />
dann die gesetzliche Erbfolge,<br />
die nach verwandtschaftlichen<br />
Beziehungen die Erben und die<br />
jeweilige Erbquote sowie die sich<br />
anschließenden Erbauseinandersetzungsregeln<br />
bestimmt.<br />
Das aus dem vorigen Jahrhundert<br />
stammende Gesetz berücksichtigt<br />
aber nicht alle Formen<br />
des Zusammenlebens. Wer z.B.<br />
nicht verheiratet ist, muss ein<br />
Testament schreiben. Ohne Testament<br />
erbt nicht der Lebensgefährte,<br />
sondern die Eltern oder<br />
andereVerwandte.<br />
Ein Testament muss deshalb jeder<br />
errichten, der mit der im Gesetz<br />
geregelten Reihenfolge<br />
nicht einverstanden ist oder sein<br />
Vermögen anders aufgeteilt sehen<br />
möchte, als das BGB es vorsieht.<br />
Auch eine Erbengemeinschaft,<br />
welche sehr häufig zu<br />
Streitigkeiten oder gar Prozessen<br />
unter den Miterben führt, kann<br />
durch ein Testament vermieden<br />
werden. Jeder Erbe kann nämlich<br />
jederzeit von seinen Miterben<br />
verlangen, die Erbengemeinschaft<br />
aufzulösen und den Nachlass<br />
aufzuteilen. Gehört eine Immobilie<br />
zum Nachlass, kann jeder<br />
Miterbe einen Antrag auf<br />
Versteigerung der Immobilie<br />
stellen, um sich auszahlen zu lassen.<br />
Dieses Recht steht jedem<br />
!<br />
Miterben allein zu, unabhängig<br />
vom Willen der anderen wie z. B.<br />
des verbliebenen eigenen Elternteils.<br />
Wer Wert darauf legt, dass sein<br />
Vermögen in die richtigen Hände<br />
gelangt, Steuern gespart und<br />
Prozesse vermieden werden, hat<br />
verschiedene Alternativen wie<br />
die Errichtung eines Testaments,<br />
Erbvertrags oder aber auch die<br />
Übertragung seines Vermögens<br />
zu Lebzeiten. Rechtswirksam gestaltet<br />
wird so sichergestellt, dass<br />
der oft mit großen Mühen erarbeitete<br />
Vermögensstand in die<br />
richtigen Hände gelangt. ■<br />
!<br />
Siegfried Offinger:<br />
Der Verfasser ist<br />
Wirtschaftsprüfer<br />
und Steuerberater<br />
Alexander Schelhas:<br />
Der Verfasser ist<br />
Rechtsanwalt für Erbund<br />
Vorsorgerecht.<br />
e-mail: kontakt@<br />
kanzlei-offinger.de<br />
www.kanzlei-offinger.de<br />
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