»Zu sehen, wie Meschen leben, kann etwas bei ihnen ändern. Ich weiß nicht wie viel und was sich letztlich ändert, aber etwas ändert sich.« 74
Jahren Ausstellungen, Murals und Interventionen, daher ist dies auch eine Frage, die ich mir häufig stelle und die ich in Gesprächen oft gefragt werde. „Warum bringt ihr den Leuten kein Essen oder Kleidung anstelle dort zu malen?“Das frage ich mich auch und komme dann immer zu dem Gedanken zurück, dass es unsere Aufgabe als Künstler ist, uns mit Kunst auszudrücken. Vielleicht wäre es besser Essen und Kleidung in die Viertel zu bringen, aber das ist nun mal nicht meine Aufgabe. Darum wurde ich nicht gebeten. Das sind Dinge, um die sich der Staat kümmern muss, die Politik oder Sozialarbeiter. Wir sind Künstler, wir drücken uns mit Farben aus, mit Bildern und Murals. Darauf sind wir spezialisiert. Und wir ändern damit eine Menge. Schaut man sich zum Beispiel das Panorama dieser Viertel an, sind sie meist grau und trist. Da ändern unsere Werke Welten. Hier im Viertel habe ich auch schon einen Bewohner kennengelernt, der mich beim Plakate kleben gesehen hat mich ansprach und meinte: “Hey mach doch bitte auch was an meinem Haus!“. Und für ihn habe ich dann schon etwas verändert. Und für mich auch. Beim Vorbereiten jetzt habe ich mich deutlich mehr über das Poster seinen Lieblingsvereins gefreut als über meine Poster die ich hier verkleben werde, die auf den ersten Blick ‚cooler‘ und designt sind. Für mich ist das fast schon wie ein Arbeitsauftrag. Ich hab ihm gesagt: „Morgen komme ich vorbei und mach dir das“. Na das ist ja dann schon eine funktionierende Intervention. Was uns aufgefallen ist, als wir gestern hier waren, ist, dass es lauter Touristengruppen gab die genau wie wir umhergelaufen sind und Fotos gemacht haben. Ich hatte fast schon ein schlechtes Gewissen, dass wir nur wegen der Kunst kommen und nicht wegen der Menschen die hier leben. Das stimmt schon. Und auch für mich ist es das erste internationale Festival dieser Art, was ich besuche. Und ich wurde ja nicht mal eingeladen sondern bin einfach selber hergekommen. In jedem Falle ziehe ich es aber vor, dass es an einem Ort wie hier gemacht wird und nicht im Zentrum. Denn sonst wärt ihr und auch die andern an diesen Ort gegangen. Das passiert zum Beispiel in Buenos Aires und an vielen anderen Orten, dass man die eh schon coolen Viertel anmalt, weil niemand so richtig an der Stadtrand will. Wenn ich dann mit meinen Designstudenten mal in die ärmeren Viertel gehe, weiß ich dass sie ohne den Anreiz dort zu malen, ein solches Viertel niemals betreten hätten. Es ist eine neue Erfahrung für sie. Und zu sehen wie andere Menschen leben, kann etwas bei ihnen ändern. Ich weiß nicht wie viel und was sich letztlich ändert, aber etwas ändert sich. Wunderbare Schlussworte. Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg auf bei deinen weiteren Forschungen. Ich hoffe wir sehen uns in Berlin. 75