Volksbühnen-Spiegel 1/2008 - Freie Volksbühne Berlin
Volksbühnen-Spiegel 1/2008 - Freie Volksbühne Berlin
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Spiel zu wechseln. Ihm war es wichtiger, das Haus über<br />
einen längeren Zeitraum mit einer Inszenierung mit<br />
Besuchern zu füllen, als für die Dauerbeschäftigung<br />
einiger Schauspieler zu sorgen.<br />
1986 wird Hans Neuenfels Nachfolger von Kurt<br />
Hübner und übernimmt die Leitung des Theaters. Nach<br />
diversen Unstimmigkeiten zwischen Vorstand, Verwaltungsrat<br />
des Theaters und dem Intendanten feiert die<br />
<strong>Freie</strong> <strong>Volksbühne</strong> 1988 das 25-jährige Bestehen des<br />
Hauses in der Schaperstraße mit Neuenfels, danach<br />
dankt er ab.<br />
Der am Haus tätige Schauspieler Hermann Treusch<br />
wird 1990 zum Intendanten berufen. Keiner ahnt, dass<br />
er der letzte sein wird, denn am 30. 06.1993 wird der<br />
Spielbetrieb eingestellt, da die Subventionen des Landes<br />
<strong>Berlin</strong> gestrichen wurden. Das Haus wird an ver-<br />
Ergebnisse der<br />
Jahreshauptversammlung <strong>2008</strong><br />
des Deutschen Bühnenvereins<br />
Mit einer ausgiebigen Diskussion über die inhaltlichen<br />
Herausforderungen der Theater und Orchester ist die<br />
diesjährige Jahreshauptversammlung des Deutschen<br />
Bühnenvereins in Kassel am 14. Juni <strong>2008</strong> zu Ende<br />
gegangen. Die Anbindung an eine durch Migration und<br />
demografischen Wandel geprägte Wirklichkeit sowie<br />
eine klare künstlerische Haltung waren in dieser Diskussion<br />
die zentralen Forderungen für die Arbeit der<br />
Theater und Orchester. Wer theaterferne Bevölkerungsgruppen<br />
erreichen wolle, brauche anstelle kurzfristiger<br />
Prestigeobjekte eine nachhaltige Strategie, die<br />
sich über mehrere Spielzeiten erstrecke. Gefragt seien<br />
Glaubwürdigkeit, Verbindlichkeit, Ernst und Authentizität.<br />
Der Weg der Theater und Orchester gehe dabei<br />
immer über die Kunst.<br />
Neben dieser grundsätzlichen Debatte waren Arbeitsergebnisse<br />
der Jahreshauptversammlung:<br />
—Die Vergütungen, die die Theater für die Aufführungsrechte<br />
von urheberrechtlich geschützten Werken zahlen,<br />
werden um 3,5 Prozent erhöht. Damit wird trotz der<br />
finanziell angespannten Situation ein wichtiger Beitrag<br />
geleistet für das Schaffen der Autoren und Komponisten.<br />
Schon jetzt zahlen die Theater rund 29 Mio. Euro<br />
jährlich für den Erwerb von Urheberrechten, einschließlich<br />
der Abgaben an die GEMA.<br />
—Verabschiedet wurde eine Resolution zum Bericht der<br />
Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages<br />
"Kultur in Deutschland". Darin bezeichnet der Bühnenverein<br />
diesen Bericht als „eine hervorragende kulturpolitische<br />
Bestandsaufnahme". (Die Resolution steht im<br />
Anschluss auf dieser Seite.)<br />
—Der Bühnenverein fordert Länder und Kommunen auf,<br />
zu ihrer bisherigen Tarifgemeinschaft zurückzukehren.<br />
Erstmalig gibt es <strong>2008</strong> für den Öffentlichen Dienst unterschiedliche<br />
prozentuale Lohnerhöhungen bei Ländern<br />
und Kommunen. Da diese Lohnerhöhungen auch<br />
auf die Theater und Orchester übertragen werden, ist<br />
die Einheitlichkeit deren Vergütungsgefüges gefährdet.<br />
Denn es kommt in den Stadt- und Staatstheatern nun<br />
zu voneinander abweichenden Lohnerhöhungen. Gefordert<br />
wird auch, dass Länder und Kommunen die von<br />
ihnen veranlassten Lohnerhöhungen durch eine Erhöhung<br />
der Zuschüsse erhöhen. Die Theater und Orchester<br />
sind nicht in der Lage, die entsprechenden finanziellen<br />
Mittel selbst zu erwirtschaften.<br />
Theaternachrichten/Kulturpolitik<br />
schiedene Veranstalter verpachtet.<br />
Im März 1990 feiern die <strong>Freie</strong>n <strong><strong>Volksbühne</strong>n</strong> West<br />
und Ost die Wiedervereinigung zu einer <strong>Freie</strong>n <strong>Volksbühne</strong><br />
<strong>Berlin</strong> im vereinten Deutschland. Dazu finden<br />
Feierlichkeiten „100 Jahre <strong>Freie</strong> <strong>Volksbühne</strong> <strong>Berlin</strong>“ im<br />
Theater <strong>Freie</strong> <strong>Volksbühne</strong> sowie eine Ausstellung zur<br />
Geschichte der FVB in der Akademie der Künste statt.<br />
Seit 1997 ist Professor Dr. Dietger Pforte Vorsitzender<br />
der <strong>Freie</strong>n <strong>Volksbühne</strong>.<br />
Nach Streichung aller Subventionen des Landes<br />
<strong>Berlin</strong> sieht der Vorstand 1999 keine andere Möglichkeit,<br />
das Haus weiter zu halten. Die schwere Entscheidung,<br />
das Haus an der Schaperstraße zu verkaufen,<br />
wird gefällt.<br />
Seitdem konzentriert sich die <strong>Freie</strong> <strong>Volksbühne</strong> <strong>Berlin</strong><br />
auf ihre Tätigkeit als Besucherorganisation.<br />
Resolution: Der Bericht der Enquete-Kommission<br />
„Kultur in Deutschland“ ist eine hervoragende<br />
kulturpolitische Bestandsaufnahme<br />
Die Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins<br />
vom 12. bis 14. Juni <strong>2008</strong> in Kassel hat sich<br />
ausgiebig mit dem Bericht der Enquete-Kommission<br />
des Deutschen Bundestages „Kultur in Deutschland“<br />
befasst. Aus Sicht des Bühnenvereins ist dieser Bericht<br />
eine hervorragende kulturpolitische Bestandsaufnahme.<br />
Weite Teile der Empfehlungen der Enquete-Kommission<br />
wurden von der Jahreshauptversammlung positiv<br />
aufgenommen. Dies gilt insbesondere für die Empfehlungen,<br />
die sich auf die Theater und Orchester beziehen.<br />
Das klare Bekenntnis der Enquete-Kommission zu<br />
„Ensemble“ und „Repertoire“ als wesentliche Strukturelemente<br />
des deutschen Stadt- und Staatstheaters<br />
sowie aller Landesbühnen ist ein wichtiges Signal für<br />
die Kulturpolitik von Ländern und Kommunen. Kein<br />
Land der Welt hat derartig viele öffentlich getragene<br />
und öffentlich finanzierte Ensemble- und Repertoiretheater<br />
wie die Bundesrepublik Deutschland. Das Anliegen<br />
der Enquete-Kommission, diese Betriebe mit ihrer<br />
künstlerischen und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit<br />
zu erhalten, kommt auch in den weiteren Detailempfehlungen<br />
des Enquete-Berichts zum Ausdruck. Zu den in<br />
diesem Sinne wichtigen Detailempfehlungen gehören<br />
nicht nur die vorgeschlagene Stärkung des Tendenzschutzes<br />
–also die künstlerischen Entscheidungsbefugnisse<br />
der Intendanten - im Verhältnis zu den Arbeitnehmervertretungen.<br />
Sehr detaillierte Anregungen wie<br />
etwa eine stärkere Öffnung des Arbeitszeitgesetzes<br />
zugunsten tarifvertraglicher Sonderregelungen zeugen<br />
von einer besonderen Sensibilität der Mitglieder der<br />
Enquete-Kommission für die Probleme der deutschen<br />
Theater und Orchester. Eine solche Öffnung käme gerade<br />
auch den Privattheatern entgegen. Kritisch beurteilt<br />
der Bühnenverein allerdings die uneingeschränkte<br />
Empfehlung der Rechtsform der GmbH für die Theater<br />
und Orchester.<br />
Soweit die Enquete-Kommission empfiehlt, die Zuständigkeit<br />
für die Tarifverhandlungen auf einen einzigen<br />
Arbeitgeberverband zu übertragen, ist hervorzuheben,<br />
dass dies bezogen auf das künstlerische Personal<br />
bereits seit Jahrzehnten der Fall ist. Selbstverständlich<br />
ist der Bühnenverein auch bereit, die Tarifverhandlungen<br />
für das nichtkünstlerische Personal zu führen. Dass<br />
dies bisher nicht möglich ist, liegt vor allem an der ab-<br />
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