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1 Prof. DDr. WOLFGANG ROHRBACH DIE ...

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kann. In Österreich gab es zwischen 1929 und 1934 eine vor allem die Landwirtschaft<br />

und ihre Partnerbranchen betreffende Deflation, welche die Versicherungswirtschaft in<br />

große Probleme stürzte. Serienweise legten die Eigentümer selbst oder von ihnen gedungene<br />

"Helfer" (die weitgehend unerkannt blieben) landwirtschaftliche Betriebsstätten und<br />

(oft völlig neue) Bauernhäuser in Brand, um in den Besitz des rar gewordenen Geldes zu<br />

geraten. (Vgl. dazu: Wolfgang Rohrbach, "Die Feuerversicherung 1918-1938", in: Versicherungsgeschichte<br />

Österreichs Bd. 2., Verlag Holzhausen, Wien 1988). Die Versicherer<br />

mussten in Tausenden Fällen die kompletten Versicherungssummen ausbezahlen. Diese<br />

wurden Monate später (wegen der fallenden Preise) nur teilweise zum kompletten Neubau<br />

verwendet. Hunderte ländliche Handwerker erhielten wieder Arbeit und dem brandgeschädigten<br />

Hauseigentümer verblieb ein "Körbchengeld".<br />

Insgesamt wurde durch diese Gepflogenheiten die Volkswirtschaft schwer geschädigt,<br />

weil die Geldreserven der Versicherer dahinschmolzen und nicht mehr in der gewohnten<br />

Form veranlagt werden konnten; somit Mittel für öffentliche Projekte fehlten.<br />

Je ausgeprägter die Krise wird, desto mehr eskaliert der Kampf "jeder gegen jeden“. Der<br />

Einzelne versucht an sich zu raffen (Geld, Immobilien, Waren), was für ihn gerade einen<br />

Maximalwert darstellt. Schlimm wird es, wenn Branchen oder ganze Staaten so handeln.<br />

"Jeder gegen jeden!" war die Devise, mit der die Welt auf den Börsensturz 1929 reagierte.<br />

Jeder Staat schottete sich und seine Wirtschaft gegen das Ausland ab. Heute wissen<br />

wir: Genau deswegen wurde aus dem Börsenkrach eine zehnjährige Krise, die direkt in<br />

den Zweiten Weltkrieg mündete (Andreas Unterberger, "Auf in die Vergangenheit", in:<br />

Wiener Zeitung v. 3.Oktober 2009, S 2). Noch einmal wiederholte sich das Szenario mit<br />

einer gigantischen Inflation, Bankpleiten, Kreditkrisen usw im ausgehenden "blutigen"<br />

20. Jahrhundert im auseinanderbrechenden Staat Jugoslawien. Dort wurden in der Folge<br />

neben den politischen und wirtschaftlichen "Trennmauern" sogar künstliche Sprachbarrieren<br />

aufgebaut<br />

Ganz entgegengesetzt dazu entwickelte sich im westlichen Europa seit 1945, dem Ende<br />

des europäischen Vökermordes der Wunsch zur "Gemeinsamkeit" . Nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg, wurden insbesondere in West- und Mitteleuropa, das seine historischen<br />

Hausaufgaben gelernt hatte, die richtigen Konsequenzen gezogen. Zollschranken und fast<br />

alle anderen Hindernisse wurden stufenweise durch ökonomisch ausgelotete Richtlinien<br />

und Gesetze für einen freien Handel beseitigt. Unternehmen florierten, der Lebensstandard<br />

verbesserte sich. Die Europäer verfielen jedoch in keinen ungezügelten Kaufrausch,<br />

sondern sicherten ihr neues Eigentum entsprechend ab. Zigtausende Versicherungen auf<br />

Waren, Transporte und Kredite und Immobilien wurden erforderlich. Hunderte Millionen<br />

Menschen profitier(t)en davon, trotz stellenweise schmerzhafter Veränderungen in der<br />

EU.<br />

3. <strong>DIE</strong> WELTFINANZKRISE 2008/09<br />

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