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Jahresbericht 2016_komp

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Re a l s c h u l e<br />

Re a l s c h u l e<br />

Medienunterricht: Medien<strong>komp</strong>etenz will gelernt sein!<br />

Schreiben macht Spaß - Sabel Schüler entwickeln im Unterricht einen schuleigenen Blog<br />

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10e<br />

10f<br />

„Mein Sohn ist am PC fitter als ich, dem brauch<br />

ich nichts zu erzählen“, sagt der berufstätige<br />

Vater. „Ihr Kind ist auch der bessere BMX-Fahrer –<br />

trotzdem setzen Sie ihm einen Helm auf“, erwidert<br />

der Medienpädagoge.<br />

Digitale Medien begleiten unser Leben auf Schritt<br />

und Tritt. Für unsere Kinder bedeuten sie Chance<br />

und Herausforderung zugleich. Es gilt sie – wie<br />

in allen anderen Teilbereichen ihres Lebens – zu<br />

schützen, zu unterstützen und zu fördern. Die<br />

Vermittlung von Medien<strong>komp</strong>etenz ist deshalb zur<br />

elementaren Erziehungsaufgabe für Elternhaus und<br />

Schule geworden.<br />

Während sich die meisten Erwachsenen noch an<br />

Zeiten erinnern können, die medial weniger geprägt<br />

waren wie Schreibmaschine statt Smartphone oder<br />

Bibliothek statt Google, sind unsere Kinder bereits<br />

in ein digitales Medienzeitalter hineingeboren<br />

worden. Schrittweise haben Erwachsene gelernt,<br />

Medien gezielt in ihren Alltag einzubinden:<br />

E-Mails schreiben, Informationen aus dem Internet<br />

beziehen und bewerten, verschiedenste Kanäle<br />

kennenlernen und über diese kommunizieren,<br />

online Geschäfte tätigen.<br />

Aufgrund der Tatsache, dass unsere Kinder digitale<br />

Medien so viel selbstverständlicher nutzen als wir,<br />

liegt die Vermutung nahe, dass ihnen die Fähigkeit<br />

zum <strong>komp</strong>etenten Umgang mit diesen bereits<br />

in die Wiege gelegt wurde. Leider ist das ein<br />

Trugschluss: In den seltensten Fällen entspricht ein<br />

selbstverständlicher Medienumgang bei Kindern<br />

auch einem selbstsicheren-kritischen Umgang mit<br />

Handy, Tablet, & Co.<br />

Angesichts der rasanten technischen Entwicklung<br />

wirkt eine Vielzahl von Medienangeboten auf<br />

unsere Kinder ein - meist sind diese auch noch auf<br />

sie zugeschnitten. Gefahren wie Cybermobbing,<br />

Abzocke, Urheberrechtsverletzungen, unbedachte<br />

Preisgabe persönlicher Daten, ungeeignete Inhalte<br />

wie Gewalt und Pornographie lauern im Internet<br />

hinter jedem Klick. Höchste Vorsicht ist also geboten,<br />

stets ein Auge auf die Medienaktivitäten der<br />

Kinder gerichtet! In der Praxis meist jedoch schwer<br />

umsetzbar, denn je älter Kinder werden, desto<br />

mehr nutzen sie Medien ohne elterliche Aufsicht.<br />

Das bedeutet im Umkehrschluss: Heranwachsende<br />

müssen im Medienumgang angeleitet werden.<br />

Nicht nur im technischen Umgang, sondern ebenso<br />

im Wissen um Medien und ihrer Funktionen. Sie<br />

müssen Medien kritisch hinterfragen lernen und sie<br />

für ihre Zwecke nutzen können. Dazu gehört auch,<br />

Medien nicht nur zu konsumieren, sondern auch zu<br />

produzieren.<br />

Für manch eine Schule ist das eine echte<br />

Herausforderung. So hat die Münchner Sabel<br />

Realschule den Erwerb von Medien<strong>komp</strong>etenz<br />

als notwendige Handlungs<strong>komp</strong>etenz für<br />

Heranwachsende frühzeitig erkannt und das<br />

medienpädagogische Rahmenprogramm in den<br />

vergangenen Jahren dementsprechend stetig<br />

ausgebaut. Eva Jungnickl, Medienpädagogin und<br />

seit eineinhalb Jahren an der Sabel Realschule tätig,<br />

ist davon überzeugt, dass ihr Fach auch neben<br />

klassischen Schulfächern bestehen kann. „Medien<br />

prägen unseren Alltag – warum sie also aus<br />

dem Lehrplan ausschließen? Medien<strong>komp</strong>etenz<br />

ist eine notwendige Fähigkeit zur späteren<br />

gesellschaftlichen Teilhabe unserer Kinder“, so<br />

Jungnickl.<br />

Auf dem Lehrplan stehen nun Anti-Cybermobbing-<br />

Workshops, Datenschutz, Soziale Netzwerke und<br />

Messenger - sogar einen Medienführerschein<br />

erwerben die 5. und 6. Klassen. Zudem erlernen<br />

Schülerinnen und Schüler drei Schulstunden die<br />

Woche spielerisch den medien<strong>komp</strong>etenten<br />

Umgang innerhalb des Projekts „Online-<br />

Schülerzeitung“. Sie recherchieren aktuelle Themen<br />

im Netz, bewerten diese, schreiben Berichte, führen<br />

Interviews und schießen Fotos – ihre Berichte<br />

produzieren sie dann selbstständig und posten<br />

sie auf dem schuleigenen Blog sabelbloggt.com.<br />

Mit großem Erfolg: Fast 36.000 Klicks können sie<br />

zum aktuellen Zeitpunkt verzeichnen. „Doch nicht<br />

nur die Klicks sind es die zählen“, so Jungnickl,<br />

„viele, sogar einige unserer legasthenen Schüler,<br />

entdecken die Freude am Schreiben ganz neu. Die<br />

Teilnahme an einem Schülerzeitungs-Wettbewerb<br />

ist bereits geplant.“<br />

Anmerkung der Redaktion: Auf der<br />

Bildungsmesse München im Januar <strong>2016</strong> stellte<br />

auf Wunsch des Veranstalters Eva Jungnickl<br />

ihr Medienpädagogisches Konzept dem<br />

Messepublikum vor und erhielt große Zustimmung.<br />

Eva Jungnickl<br />

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