Handwerk - Das Magazin der Kreishandwerkerschaft Recklinghausen
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Z U K U N F T S Z E N T R U M . H E RT E N<br />
Nr. 21 März 2011<br />
ist eine meiner Aufgaben als Obermeister“, verdeutlicht<br />
<strong>der</strong> <strong>Handwerk</strong>er.<br />
Seinen Betrieb legte er 1998 still, ohne ihn gänzlich<br />
abzumelden. Nicht ganz freiwillig, erzählt er und sein<br />
Gesicht legt sich in Falten. Im Jahre 1997 ereilte den<br />
<strong>Handwerk</strong>er ein folgenschwerer Schicksalsschlag: Bei<br />
einem Einsatz <strong>der</strong> freiwilligen Feuerwehr stürzte er schwer,<br />
brach sich die linke Schulter. „<strong>Das</strong> war ein überraschend<br />
komplizierter Bruch. Ich bin daraufhin berufsunfähig<br />
geworden“, erzählt Theo Ribbrock mit Wehmut in den<br />
Augen. Ein Jahr später musste er seinen Malerbetrieb<br />
schließen, eine fast 150-jährige<br />
Firmen tradition ging zu Ende. Ungefähr<br />
1850 hatte sein Urgroßvater den Betrieb<br />
in Waltrop gegründet, doch die Spuren <strong>der</strong><br />
Familie reichen bis ins Jahr 1259 zurück. „So<br />
lange sind wir hier in Waltrop ansässig“,<br />
verdeutlicht Ribbrock seine Verbundenheit<br />
mit <strong>der</strong> Stadt <strong>der</strong> Schiffs hebewerke.<br />
Mit 14 Jahren ging er in die Lehre, mit<br />
21 wurde er im Jahre 1972 vorzeitig zum<br />
Maler- und Lackierermeister ernannt. „Ich<br />
war damals <strong>der</strong> jüngste Malermeister in ganz Nordrhein-<br />
Westfalen. <strong>Das</strong> ging auch nur mit einer Ausnahmegenehmigung“,<br />
erzählt er.<br />
Doch <strong>der</strong> Maler- und Lackierermeister setzte noch<br />
einen drauf: 1976 wurde er auch Glasermeister. „<strong>Das</strong> war<br />
einfach nötig. Dreiviertel des Umsatzes <strong>der</strong> Firma damals<br />
haben wir mit dem Glaserhandwerk gemacht. <strong>Das</strong><br />
wurde immer komplizierter, da musste ich einen Meister<br />
machen.“ Keine leichte Zeit: Weil er zu diesem Zeitpunkt<br />
schon die volle Verantwortung für den Betrieb trug,<br />
konnte er nur am Wochenende für die Glasermeister-<br />
Prüfung lernen.<br />
Reportage und Hintergrund<br />
Über 30 Jahre malochte er mit Herzblut und leitete<br />
seinen <strong>Handwerk</strong>sbetrieb. Doch nach dem Unfall bei <strong>der</strong><br />
Feuerwehr kam eine Fortführung des Betriebes für<br />
Ribbrock nicht mehr in Frage. Auch seine beiden Söhne<br />
konnten die Firma nicht übernehmen. Sie brechen<br />
mit <strong>der</strong> generationenalten Tradition <strong>der</strong> Familie: Der<br />
eine studiert Medizin in Münster, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e ist<br />
Diplom-Informatiker an <strong>der</strong> Uni Dortmund. „Für die beiden<br />
kam eine Fortführung des Familienbetriebs nicht in<br />
Frage“, sagt Ribbrock. Doch wer in seinen Augen jetzt<br />
ein Zeichen von Trauer sucht, <strong>der</strong> sucht vergeblich.<br />
„<strong>Das</strong> ist absolut in Ordnung. Die<br />
beiden sollen ihren Weg gehen! Sie sind<br />
sehr erfolgreich mit dem, was sie machen.“<br />
Bei <strong>der</strong> Stilllegung seines Betriebes<br />
war Ribbrock 50 Jahre alt. Er hatte keine<br />
Lust, sich aufs Altenteil zurückzuziehen –<br />
und hat heute alle Hände voll zu tun! Er<br />
arbeitet für die <strong>Handwerk</strong>skammer Münster<br />
als öffentlich bestellter und vereidigter<br />
Sachverständiger, ist ehrenamtlicher<br />
Richter am Arbeitsgericht Herne und am<br />
Sozialgericht Gelsenkirchen und gleichzeitig stellvertreten<strong>der</strong><br />
Kreishandwerksmeister. Für seine Modelleisenbahn<br />
– sein großes Hobby – bleibt da kaum Zeit …<br />
Die Wahl zum Obermeister 2003 erfolgte völlig überraschend.<br />
„Ich wollte es nur für eine gewisse Übergangszeit<br />
machen.“ Mittlerweile dauert diese „Übergangszeit“ schon<br />
acht Jahre …<br />
„Es macht Spaß, ich und meine Mitstreiter haben viel<br />
erreicht für die Innung“, sagt Ribbrock. 2005 trieb er die<br />
Fusion <strong>der</strong> Maler-Innungen <strong>Recklinghausen</strong> und Gelsenkirchen<br />
voran, Anfang 2011 kam auch die Innung Dorsten<br />
dazu. Jetzt zählt die Maler- und Lackierer-Innung Mittleres<br />
Vestisches <strong>Handwerk</strong> 9