Chirurgie 2/2012 - BÖC Berufsverband österreichischer Chirurgen ...
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A. Mehrabi, Heidelberg<br />
M.W. Büchler, Heidelberg<br />
40 <strong>Chirurgie</strong> · Ausgabe 2/<strong>2012</strong><br />
Autoren: A. Mehrabi, M.W. Büchler; Heidelberg<br />
In den letzten Dekaden konnte durch technische<br />
Fortschritte, Verbesserungen und Innovationen<br />
in der Viszeral- und Transplantationschirurgie<br />
das Spektrum der hepatobiliären <strong>Chirurgie</strong><br />
erweitert werden. Die Anlage einer biliodigestiven<br />
Anastomose nimmt hierbei sowohl bei<br />
gut- als auch bösartigen Erkrankungen in der<br />
<strong>Chirurgie</strong> einen besonderen Stellenwert ein.<br />
Abhängig von den vielfältigen Indikationen und<br />
den technischen bzw. anatomischen Varianten<br />
und nicht zuletzt beeinflusst durch die verschiedenen<br />
„chirurgischen Schulen“ steht dem<br />
<strong>Chirurgen</strong> eine breite Palette an Möglichkeiten<br />
zur Verfügung. Um einige gängige zu nennen,<br />
stehen hierzu die Hepaticoduodenostomie,<br />
Hepaticojejunostomie, Zystojejunostomie und<br />
der sog. S3-Bypass zur Verfügung. Am häufigsten<br />
kommen die Hepaticoduodenostomie<br />
oder Hepaticojejunostomie zur Anwendung.<br />
Beide Methoden haben ihre eigenen Vor- bzw.<br />
Nachteile (Hepaticoduodenostomie: physiologischer<br />
Abfluss der Galle, Zugänglichkeit<br />
mittels Endoskopie; Hepaticojejunostomie:<br />
geringeres Risiko eines duodeno-gastralen<br />
Refluxes oder einer aszendierenden Cholangitis<br />
bzw. einer periportalen Fibrose). Obwohl<br />
in der Literatur immer wieder die Gleichwertigkeit<br />
der beiden Methoden demonstriert wurde,<br />
hat sich die Hepaticojejunostomie bereits als<br />
Technik der Wahl durchgesetzt. Eine Standardisierung<br />
der chirurgischen Technik der Hepaticojejunostomie<br />
ist sinnvoll und wichtig, da<br />
durch operationsbedingte Komplikationen der<br />
Krankheitsverlauf erschwert und der stationäre<br />
Verlauf verlängert wird. In diesem Artikel wird<br />
die häufig angewendete Methode zur Anlage<br />
einer klassischen Hepaticojejunostomie, so<br />
wie sie standardisiert an unserer Klinik angewandt<br />
wird prägnant und plakativ dargestellt.<br />
Zu den Indikationen einer Hepaticojejunostomie<br />
zählen die Revisionseingriffe nach Verletzung<br />
des Gallengangsystems nach durchgeführter<br />
Cholezystektomie. Zu beachten ist,<br />
dass bei einer Verletzung der Gallengänge in<br />
der Regel trotz Mobilisierung des Pankreaskopfes<br />
und Anfrischung der Gallengangsenden<br />
eine End-zu-End-Rekonstruktion selten<br />
längerfristige Erfolgsaussichten zeigt. Hierbei<br />
sind sehr hohe Stenoseraten oder Insuffizienzen<br />
beschrieben worden. Weitere Indikationen<br />
sind die Gallengangsrekonstruktionen<br />
nach komplexer oder erweiterter Hepatektomie,<br />
die Rekonstruktion nach durchgeführter<br />
Pankreaticoduodenektomie oder die palliative<br />
Hepaticojejunostomie bei einem inoperablem<br />
distalen Gallengangskarzinom oder Pankreaskopfkarzinom.<br />
Auch im Rahmen der Leber-<br />
How I do it<br />
transplantation wird zum Beispiel bei einem<br />
PSC-Patienten, bei Re-Lebertransplantationen<br />
oder bei der Lebendspende- bzw. Split-Lebertransplantationen<br />
die Anlage einer Hepaticojejunostomie<br />
notwendig. In Anbetracht der anatomischen<br />
Variationen des intrahepatischen<br />
Gallengangssystems wird bei einem ausgedehnten<br />
fortgeschrittenen oder intrahepatischen<br />
Befund zur Planung einer erfolgreichen<br />
Hepaticojejunostomie die exakte präoperative<br />
Bildgebung des Gallengangssystems mittels<br />
Magnetresonanzcholangiopankreatikographie<br />
(MRCP), endoskopischer retrograder Cholangiographie<br />
(ERC), perkutantranshepatischer<br />
Cholangiographie (PTC) oder die intraoperative<br />
Cholangiographie empfohlen.<br />
Der Erfolg einer komplikationsfreien Hepaticojejunostomie<br />
wird von der Komplexität des<br />
Eingriffs abhängig vom Durchmesser, der Länge<br />
und der Durchblutung des Gallengangs, der<br />
Höhe der Lokalisation der Anastomose, einem<br />
Erst- oder Rezidiveingriff sowie von begleitenden<br />
Komplikationen (z.B. Sepsis, intraabdominellen<br />
Infektionen, Durchblutungsstörung, etc.)<br />
beeinflusst. Hierbei spielt die Gefäßversorgung<br />
des extrahepatischen Gallengangssystems<br />
über die A. hepatica dextra und Arteria cystica<br />
eine bedeutende Rolle. Bei einer Störung der<br />
Durchblutung in diesen Einstrombereichen,<br />
bedingt durch eine Verletzung oder einem<br />
schlechten Fluss der Arteria hepatica (nach<br />
Lebertransplantation), steigt das Risiko einer<br />
Anastomoseninsuffizienz signifikant an.<br />
Die Prinzipien einer sicheren Hepaticojejunostomie<br />
beachten folgende Punkte:<br />
Ǜ spannungsfreie Rekonstruktion unter<br />
Anwendung einer lockeren gutdurchblutenden<br />
Roux-Y-Schlinge und eines distalen<br />
Gallengangs mit intakter perfundierter<br />
Gallengangsmukosa<br />
Ǜ exakte Schleimhautadaptation zwischen<br />
dem distalen Gallengang und der ausgeschalteten<br />
Jejunumschlinge (einschichtige<br />
seromukosale Vollwandanastomose)<br />
Ǜ verwendet werden soll dünnes, resorbierbares<br />
und monofiles Nahtmaterial (PDS<br />
der Stärke 5/0, 6/0 oder 7/0)<br />
Bei der offenen Technik der Hepaticojejunostomie<br />
wird primär nach durchgeführter konventioneller<br />
Cholezystektomie im Leberhilus der<br />
Gallengang in beiden kranialen und kaudalen<br />
Richtungen freipräpariert und der Ductus choledochus<br />
dargestellt. Es erfolgt dann die Durchtrennung<br />
des Gallengangs ca. 1cm oberhalb des<br />
Duodenums und Entfernung der choledochusnahen<br />
Strukturen mit Versorgung des Stumpfs<br />
mit einer monofilen Durchstechungsligatur der