Chirurgie 2/2012 - BÖC Berufsverband österreichischer Chirurgen ...
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Interventionelle Möglichkeiten bei<br />
Herzklappenerkrankungen – die Sicht der<br />
Herzchirurgie<br />
Autoren: H. Mächler, B. Zirngast, A. Vötsch, W. Marte, M. Anelli-Monti, P. Oberwalder, I. Knez, K.H. Tscheliessnigg; Graz<br />
H. Mächler, Graz<br />
Abb.1: Der Grazer Hybrid-OP<br />
6 <strong>Chirurgie</strong> · Ausgabe 2/<strong>2012</strong><br />
Einleitung<br />
Katheterunterstützte Herzklappenintervention<br />
im Bereich der Aorten- und Pulmonalklappen<br />
sowie katheterunterstützte Maßnahmen zur<br />
Reduktion von Mitralklappeninsuffizienzen<br />
finden beginnend im Jahr 2006 zunehmend<br />
Verbreitung, die konventionellen chirurgischen<br />
Implantationen von mechanischen und biologischen<br />
Klappenprothesen und die chirurgischen<br />
Klappenrekonstruktionen im mitralen, tricuspidalen<br />
und im aortalen Bereich bleiben jedoch<br />
nach wie vor der goldene Standard. Bis zu 30%<br />
der Aortenklappenimplantationen bei den über<br />
80-Jährigen werden in einigen westeuropäischen<br />
Ländern kathetergestützt implantiert.<br />
Dieser Anteil scheint zu steigen.<br />
Die Indikation zu solchen Eingriffen sollte in<br />
jedem Fall durch eine einzigartige Kooperation<br />
zwischen Herzchirurgen, interventionellen Kardiologen<br />
und Kardio-Anästhesisten, durch das<br />
sogenannte „Heart-Team“, im Rahmen einer<br />
„Herzkonferenz“ individuell für jeden Patienten<br />
gestellt werden. Die Eingriffe selbst sollten<br />
daher wenn möglich in Zentren durchgeführt<br />
werden, wo alle drei Fachdisziplinen etabliert<br />
sind. Die Indikation zu solchen katheterunterstützten<br />
Herzklappen-Interventionen stellt der<br />
„alte Patient“ mit erworbenen Herzklappenfehlern<br />
dar, wo der konventionelle<br />
Herzklappeneingriff durch Co-Morbiditäten<br />
nur mit einem deutlich<br />
erhöhten Morbiditäts- bzw. Mortalitätsrisiko<br />
durchgeführt werden<br />
könnte. Entscheidend ist es, eine<br />
klare Trennlinie zum geriatrischen<br />
Kollektiv zu ziehen, spezielle<br />
Frailty-Tests zur Diskriminierung<br />
können hilfreich sein.<br />
Die Kooperation des „Heart-<br />
Teams“ sollte bis hin zur Intervention<br />
reichen. Die interdisziplinäre<br />
Erfahrung ermöglicht auch ein<br />
besonderes Management aller<br />
möglichen peri- und postinterven-<br />
Herzchirurgie<br />
tionellen Komplikationen. Zudem ist eine kostenintensive<br />
Geräteausstattung zu realisieren,<br />
wobei sich ein so genannter Hybrid-OP (Abb.<br />
1) bestens eignet. Dieser Hybrid-OP auf dem<br />
Niveau einer kompletten Koronarangiographie-<br />
Anlage soll sowohl das gesamte herzchirurgische<br />
als auch das kardiologische wie auch das<br />
interventionell-radiologische Leistungsspektrum<br />
in einem Operationssaal ermöglichen. Der<br />
mögliche Einsatz von mechanischen kreislaufunterstützten<br />
Systemen wie einer Herz-Lungen-<br />
Maschine ist zu jeder Zeit von Vorteil.<br />
TAVI – die kathetergestützte<br />
Implantation einer Aortenklappen-<br />
Prothese (transcatheter aortic valve<br />
implantation)<br />
Die Patientengruppe, welche durch diese<br />
TAVIs profitieren kann, sind ältere Patienten<br />
mit einem hohem Risiko anhand von Risikostratifizierungen,<br />
solche die bereits am Herzen<br />
voroperiert sind mit erhöhter Co-Morbidität,<br />
solche mit schwerwiegenden Kalzifikationen<br />
der ascendierenden Aorta, mit einer degenerierten<br />
Bioprothese, mit stark eingeschränkter<br />
respiratorischer oder renaler Kapazität.<br />
Bei den TAVIs wird die kalzifizierte Aortenklappe<br />
bei Bedarf Ballon-dilatiert, eine auf einem Stent<br />
fixierte Klappenprothese wird implantiert,<br />
wobei die native Aortenklappe in situ verbleibt.<br />
Um die stabile Platzierung sowohl des Ballons<br />
als auch der neuen Herzklappenprothese zu<br />
ermöglichen, kann eine Reduktion des Schlagvolumens<br />
durch ein Rapid-Pacing (Frequenz<br />
von 180 – 220 Schlägen/min) von Vorteil sein.<br />
Betreffend der technischen Machbarkeit müssen<br />
u.a. die Anatomie und der Durchmesser der<br />
Aortenwurzel beachtet werden, wie auch die<br />
Morphologie, der Abstand der Koronarien von<br />
der Klappe, die Anatomie des Aortenbogens<br />
und der deszendierenden Aorta, Verlauf und<br />
Sklerosierungsgrad der Beckenarterien und<br />
vieles mehr.