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Urologie: Blasenrehabilitation - Karger

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<strong>Urologie</strong><br />

Urologische Komplikationen<br />

bei Querschnittlähmung<br />

Notsituationen entstehen im Bereich der <strong>Urologie</strong> durch akute<br />

Blutungen, Infektionen und Abfl ussbehinderungen. Die Ursachen<br />

sind jeweils vielfältig, zeigen aber bei Querschnittlähmung eine<br />

spezifi sche Häufung durch lähmungsbedingte Veränderungen an<br />

Morphologie und Funktion des Harntraktes. So sind beispielsweise<br />

Nebenhodenentzündungen allgemein selten, werden aber bei Paraplegikern<br />

oft beobachtet. Eingeklemmte Harnsteine können wegen<br />

der fehlenden Sensibilität lange symptomlos bleiben, bis plötzlich<br />

Zeichen einer Urosepsis auftreten. Eine besondere, bis lebensbedrohliche<br />

Komplikation stellt die autonome Hyperrefl exie dar, bei der es<br />

zu massivem Anstieg des Blutdrucks und zu Pulsabfall kommt.<br />

Zerebrale Blutungen sind dabei beschrieben.<br />

Urosepsis<br />

Bei diesem schweren Krankheitsbild<br />

kommt es zum Übertritt von Bakterien aus<br />

gestauten Abschnitten des Harntraktes ins<br />

Blut. Voraussetzung ist also eine Keimbesiedelung<br />

des Urins, die bei einer Vielzahl<br />

von Patienten mit Querschnittlähmung<br />

nachzuweisen ist. Kommt es zusätzlich zu<br />

einer Harnabfl ussbehinderung, wie z.B.<br />

durch eine lähmungsunabhängige Steno -<br />

se des Harnleiterabganges aus dem Nierenbecken<br />

(Harnleiter-Abgangs-Steno se)<br />

oder durch einen eingeklemmten Kelch-<br />

oder Harnleiterstein, so können Bakterien<br />

in die Blutbahn gelangen. Auch eine neurogen<br />

bedingte Abfl ussbehinderung der<br />

Harnblase kann bei bestehendem Refl ux<br />

in die Harnleiter eine schwere Entzündung<br />

verursachen.<br />

Die erste therapeutische Massnahme<br />

muss die Druckentlastung im gestauten<br />

Abschnitt sein. Hierzu dient die Katheterdrainage<br />

der Blase und im Bedarfsfall die<br />

Einlage eines Harnleiterkatheters, um den<br />

Abfl uss aus den oberen Harnwegen zu ermöglichen.<br />

Hierdurch können binnen kürzester<br />

Zeit die Symptome reduziert und<br />

ein Fortschreiten der Sepsis gestoppt werden.<br />

Gleichzeitig muss eine meist intravenöse<br />

antibiotische Therapie mit einem<br />

Breitband-Antibiotikum einsetzen. Ist aus<br />

vorangegangen Urinuntersuchungen der<br />

verursachende Keim bekannt, kann gezielt<br />

ein Antibiotikum eingesetzt werden. Nachdem<br />

die akuten Symptome überwunden<br />

sind, muss die Harnabfl ussbehinderung<br />

beseitigt werden [1] .<br />

Akute Pyelonephritis<br />

Eine weitere, durch Infektion hervorgerufene,<br />

schwere Erkrankung ist die akute<br />

Pyelonephritis, bei der es durch Keimaufstieg<br />

aus der Blase in das Nierenbecken<br />

und Nierengewebe zu einer Entzündung<br />

des Nierenparenchyms kommt [2] . Auch<br />

hier stehen schweres Krankheitsgefühl,<br />

Fieber und Schüttelfrost im Vordergrund<br />

der Beschwerden. Eine sofortige antibiotische<br />

Behandlung ist zwingend notwendig.<br />

Diagnostisch sind Stauungszustände in<br />

den oberen Harnwegen, wie sie für die<br />

Urosepsis verantwortlich sind, auszuschliessen,<br />

ebenso ein vesikoureteraler Refl<br />

ux. Neben der akuten Gefährdung durch<br />

die Entzündung entsteht ein Langzeitschaden,<br />

da bei jedem pyelonephritischen<br />

Schub Urin produzierendes Gewebe untergeht<br />

und durch Narbengewebe ersetzt<br />

wird.<br />

Akuter Steinverschluss<br />

Die Häufi gkeit von Harnsteinen ist nach<br />

einer Querschnittlähmung erhöht, da zum<br />

einen die Kalksalzausscheidung über die<br />

Nieren durch Abbau der Knochensubstanz<br />

erhöht ist und zum anderen die Bakterienbesiedlung<br />

des Harntraktes eine Steinbildung<br />

begünstigt oder verursacht [3] .<br />

Kommt es zur Einklemmung und damit<br />

Abfl ussbehinderung bei infi ziertem Urin,<br />

entstehen die beschriebenen Symptome<br />

der Urosepsis. Die Leitsymptome bei nicht<br />

infi ziertem Urin sind Schmerz und Kolik.<br />

Da nach Querschnittlähmung die Sensibilität<br />

ausgefallen ist, stehen vegetative Reaktionen<br />

wie Blutdruckkrisen, Schweissausbrüche,<br />

Übelkeit und Erbrechen im<br />

Vordergrund.<br />

Diagnostisch ist meist sonographisch<br />

die Erweiterung des Nierenbeckens festzustellen.<br />

Die Röntgenübersicht des Abdomens<br />

zeigt die Lage des verschliessenden<br />

Konkrementes. Sollte es sich um einen<br />

nicht Schatten gebenden Stein handeln,<br />

lässt sich durch eine Computertomographie<br />

die Höhe des Abfl usshindernisses<br />

200 <strong>Urologie</strong>

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