Worum geht's? - beim Dachverband der Steirischen Behindertenhilfe!
Worum geht's? - beim Dachverband der Steirischen Behindertenhilfe!
Worum geht's? - beim Dachverband der Steirischen Behindertenhilfe!
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
amilie<br />
Stimmen die Rahmenbedingungen,<br />
wird integrativer<br />
Unterricht zum großen Erfolg<br />
für alle Beteiligten.<br />
Schulunterstützung<br />
Lustige Stunden:<br />
Integrativer Unterricht<br />
for<strong>der</strong>t von <strong>der</strong> Pädagogik,<br />
ihr Bestes zu geben.<br />
Lern-Prozess<br />
Unbefangen. „Ich habe in <strong>der</strong> Integrationsarbeit erleben dürfen“, berichtet die Volksschullehrerin<br />
Brigitte Horn-Ranegger aus langjähriger Erfahrung mit Integrationsklassen<br />
in Weißenbach, „dass nicht behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> viel unbefangener und vorurteilsloser<br />
gegenüber Behin<strong>der</strong>ten sind als Erwachsene. Im Umgang miteinan<strong>der</strong> o<strong>der</strong> bei Konfliktbesprechungen<br />
setzen sie bei behin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong>n dieselben Maßstäbe an wie bei nicht<br />
behin<strong>der</strong>ten. Das war für mich ein großer Lernprozess, da ich die behin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong><br />
anfangs eher exponierter und daher schonungs- und schutzbedürftiger gesehen habe.<br />
Kin<strong>der</strong> zeigten mir einen an<strong>der</strong>en, wahrscheinlich besseren Weg – einen normalen Weg.“<br />
Nicht aus dem Stegreif. Um die Aufnahme und den Unterricht behin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong><br />
in Volks-, Haupt- und allgemeinen Son<strong>der</strong>schulen zu unterstützen, sind zumeist einige<br />
ergänzende Dienstleistungen erfor<strong>der</strong>lich. Eltern und Schule sind zu beraten. Für das<br />
Kind sind Therapien o<strong>der</strong> Fachpersonal<br />
für die ständige Mitarbeit in <strong>der</strong><br />
Klasse sicherzustellen. Dieses Fachpersonal<br />
mit son<strong>der</strong>pädagogischer<br />
Ausbildung wird von den Lehrkräften<br />
in die Planung des Unterrichts einbezogen<br />
und übernimmt Aufgaben im<br />
Ein besserer Unterricht<br />
kommt allen zugute!<br />
Bereich von Pflege und Unterricht: Aufgabenbereiche, die ineinan<strong>der</strong> greifen: Pflege ist<br />
Teil <strong>der</strong> pädagogischen Arbeit, die Hilfestellung soll das Kind darin bestärken und unterstützen,<br />
selbst aktiv zu werden und immer mehr Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.<br />
B<br />
<strong>Worum</strong> <strong>geht's</strong>?<br />
B Schulunterstützung besteht in einer dreifachen Dienstleistung: Therapien<br />
und Mitarbeit von Fachpersonal in <strong>der</strong> Schule für die schulpflichtigen Kin<strong>der</strong>,<br />
Beratung hinsichtlich <strong>der</strong> Schulauswahl für die Eltern, Informationen für die<br />
Schulen (auch etwaige bauliche Verän<strong>der</strong>ungen werden besprochen bzw.<br />
unterstützt, Hilfsdienste angeboten).<br />
B Schulunterstützung knüpft den Kontakt zum Son<strong>der</strong>pädagogischen<br />
Zentrum, das die Nahtstelle zwischen Eltern und Schule bildet und die<br />
Zuerkennung des Son<strong>der</strong>pädagogischen För<strong>der</strong>bedarfes in die Wege leitet.<br />
Interview<br />
Kin<strong>der</strong> sind die<br />
besten Lehrer<br />
Was bedeutet es für behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong>, in die<br />
Schule gehen zu können?<br />
Dass auch behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> ein Recht auf Normalität<br />
haben: Es soll ihnen in unserer Gesellschaft<br />
<strong>der</strong> gleiche Weg ermöglicht werden wie<br />
den nicht behin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong>n.<br />
Werden nicht behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> durch den gemeinsamen<br />
Unterricht nicht benachteiligt?<br />
Wenn die Arbeitsweise mit allen Kin<strong>der</strong>n in <strong>der</strong><br />
Klasse eine an<strong>der</strong>e ist als <strong>der</strong> Frontalunterricht,<br />
nämlich mit offenen Lernphasen, selbstverantwortlichem<br />
Lernen, ein Mit- und Voneinan<strong>der</strong>-<br />
Lernen, wird niemand in <strong>der</strong> Klasse benachteiligt<br />
werden, da die Kin<strong>der</strong> lernen, das Lernen<br />
eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen.<br />
Wie werden die Eltern damit fertig? Sowohl die<br />
<strong>der</strong> behin<strong>der</strong>ten als auch <strong>der</strong> nicht behin<strong>der</strong>ten<br />
Kin<strong>der</strong>?<br />
Anfangs sind einige Eltern skeptisch, vorwiegend<br />
Eltern von nicht behin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong>n,<br />
weil sie Angst haben, dass ihre Kin<strong>der</strong> zu wenig<br />
lernen. Wahrscheinlich kommt das noch<br />
von <strong>der</strong> eigenen Schulerfahrung „Jetzt sind<br />
die Son<strong>der</strong>schulkin<strong>der</strong> bei uns“, bzw. aus dem<br />
Denken: Alle lernen das Gleiche zur gleichen<br />
Zeit. Da wäre die Schule auch wirklich nicht <strong>der</strong><br />
richtige Platz für Behin<strong>der</strong>te, denn es wären<br />
zwei Schultypen, Son<strong>der</strong>- und Volksschule, in<br />
einem Raum – das ist nicht Integration. Eltern<br />
<strong>der</strong> behin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong> sind einfach dankbar,<br />
dass ihre Kin<strong>der</strong> in eine Volksschule gehen dürfen,<br />
und auch sehr kooperativ. Übrigens, die<br />
Nicht-Skeptiker unter den Eltern nicht behin-<br />
Interview mit Brigitte Horn-<br />
Ranegger (45 Jahre, Mutter<br />
von zwei Kin<strong>der</strong>n), die an<br />
<strong>der</strong> Volksschule Weißenbach<br />
eine Integrationsklasse<br />
unterrichtet.<br />
<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong> sind das auch und sehen in <strong>der</strong><br />
Integration sehr wohl auch eine Chance für ihr<br />
Kind, Lernprozesse durchzumachen.<br />
Mit welchen Arten von Behin<strong>der</strong>ungen sind Sie<br />
in Berührung gekommen?<br />
Mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung und Körperbehin<strong>der</strong>ung:<br />
Alex mit Zwergenwuchs, unterschiedlichen<br />
Beinlängen, keine Unterarme, nur ein Finger<br />
auf einer Hand; Sabine, gelähmt vom Hals<br />
weg.<br />
Glauben Sie, dass es je<strong>der</strong> Schule „zumutbar"<br />
ist, behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> aufzunehmen?<br />
Ja. Ich gehe so weit, dass ich sage, dass eine<br />
Lehrerin, die sich weigert, eine Integrationsklasse<br />
zu übernehmen, von <strong>der</strong> Schule gehen<br />
soll, aber nicht die Kin<strong>der</strong>. Schule ist ein Dienstleistungsbetrieb<br />
und keine selektive Institution.<br />
Braucht man als Lehrkraft eine beson<strong>der</strong>e Begabung<br />
o<strong>der</strong> Fähigkeit, um eine Integrationsklasse<br />
zu führen?<br />
Begabung vielleicht in <strong>der</strong> Hinsicht, dass man<br />
sich von alten Phantasmen in <strong>der</strong> Schule verabschieden<br />
soll: gleiches Lernen zur gleichen Zeit<br />
in <strong>der</strong> gleichen Geschwindigkeit ... Und die<br />
Fähigkeit zu erkennen, dass Verän<strong>der</strong>ungen in<br />
<strong>der</strong> Schule wichtig sind. Kin<strong>der</strong> sind in diesem<br />
Fall die besten Lehrer für die Lehrerin, wenn sie<br />
ihnen offen und sensibel begegnet. Ich glaube,<br />
das waren auch die Fähigkeiten, die alle Reformpädagogen<br />
hatten. Bei ihnen findet man wirklich<br />
gute Anregungen, um sich selbst weiterzuentwickeln.<br />
10 11