Worum geht's? - beim Dachverband der Steirischen Behindertenhilfe!

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eit Wie behinderte Menschen nach der Schulpflicht einen geeigneten Arbeitsplatz finden können. Beschäftigungsassistenz Christa Weizer beim Zuckern des zart gebackenen Ajour-Gebäcks in der Produktionsstätte von faMoos. Lexikon Wertvolle Arbeit Fachkräfte. Kürbiskernkonfekt, hausgemachtes Fruchteis,Torten zu speziellen Anlässen: Die Adresse für weststeirische Genießer lautet seit Dezember 1999 „Café & Konditorei ,faMoos‘, Mooskirchen“. Der Konditorei-Betrieb schließt eine regionale Bedarfslücke und wird von einem Mitarbeiterstab getragen, der aus Fachkräften und gut geschulten behinderten Arbeitskräften besteht. Geboten werden hochwertige Produkte, gepflegte Atmosphäre sowie perfektes Service. Die Zufriedenheit des Gastes steht im Vordergrund. Perspektiven. FaMoos gehört zur Tageswerkstätte Söding und bietet 16 behinderten Menschen entsprechend ihren Fähigkeiten Arbeit im Rahmen der Beschäftigungsassistenz an. Durch die Begleitung und Qualifizierung, die die behinderten Beschäftigten vor allem „on the job“ erhalten, werden sie auf eine Eingliederung in das Erwerbsleben vorbereitet. Neben der Konditorei gibt es eine Fülle anderer Betriebe, die marktorientiert arbeiten: In Zusammenarbeit mit größeren Unternehmen werden etwa Sitze für Löschfahrzeuge hergestellt, Grünanlagen betreut,Therapiezubehör gefertigt etc., etc. B B Unter Beschäftigungsassistenz versteht man die Betreuung, Begleitung und ev. Pflege behinderter Menschen im Rahmen einer Arbeit. Der Inhalt dieser Arbeit entspricht zum einen den Möglichkeiten und Wünschen des behinderten Menschen, andererseits wird er von den Absatzmöglichkeiten her mitbestimmt. B Das Wort Beschäftigungstherapie, das bisher in diesem Zusammenhang verwendet wurde (und offiziell weiterhin verwendet wird) verzerrt die Wirklichkeit, die es beschreiben will: Es handelt sich hier nicht um eine Therapie, sondern um eine Beihilfe zu einer produktiven Tätigkeit (auch wenn das Resultat im äußersten Fall nicht mehr wirtschaftlich verwertbar sein muss). Ein süßes Kunstwerk, produziert in der Konditorei faMoos. Traumziel erreicht: Christoph Rosenkranz – Pionier von TQL –, heute glücklich in der Arbeitswelt verankert. Ausbildung Das Angebot für behinderte Menschen wird vielfältiger und individueller. Arbeitsplatz. Christoph Rosenkranz, 25 Jahre alt, Graz, hat sein Traumziel erreicht: Er arbeitet – „wie sein Vater“ – in einem Büro, konkret im Landesarchiv des Amts der Steiermärkischen Landesregierung, wo er in den Computer Daten eingibt. Rosenkranz, mit Down-Syndrom geboren, hat an einer privaten Büroschule Maschinschreiben gelernt und Computerkurse besucht und die Abschlussprüfungen nach entsprechenden Vorbereitungen mit gutem Erfolg bestanden: In etwas längerer Zeit erbrachte er die gleiche Leistung wie die anderen. Danach trat er in der Einlaufstelle eines größeren Unternehmens, der Lebenshilfe in Graz, eine Lehrstelle als Bürokaufmann an, die er als österreichischer Pionier mit einer Teilqualifikation abschloss. Eine Bestätigung der Wirtschaftskammer über seine Qualifikationen eröffnete ihm den Zugang zu einem bezahlten Arbeitsplatz. Seinen Weg gehen Lehr-Buffet: Das Buffet im Bundesschulzentrum in Liezen (ca. 900 Schüler) wird von elf Personen betreut, acht davon haben eine Behinderung. Der konzessionierte Betrieb wurde im Sinne einer Eingliederungshilfe initiiert. Langfristig sollen die Beschäftigten dort einen qualifizierten Abschluss absolvieren können. Wirklichkeit. Für Menschen mit einer Behinderung sind die herkömmlichen Formen der Berufsausbildung zumeist wenig brauchbar. Daher wurde auch bereits in anderen Ländern ein Umdenkprozess in Schwung gebracht, der individuell abgestimmte Ausbildungslösungen vorsieht. Irland ist Vorreiter in der Einführung von Qualifizierungslevels, in Österreich wird mit Modulen gearbeitet, in denen der behinderte Lehrling in einer sogenannten „Teilqualifizierungslehre“ Kompetenz erlangt. Am Arbeitsplatz wird er entsprechend seiner Ausbildung eingesetzt. Dieses neue Angebot findet in der Praxis große Zustimmung. Die Absicherung in den Bundesgesetzen steht noch aus. B Worum geht's? B Berufsorientierung und Übungsbetriebe sind zentrale Bestandteile des Dienstleistungsangebotes für Menschen mit Behinderung. B Eine Teilqualifizierungslehre (TQL) ist eine integrative, individuelle, berufliche Ausbildung in allen Berufssparten entsprechend den Ausbildungsmöglichkeiten des Lehrlings. B Betriebliches Arbeitstraining: arbeitssuchende Jugendliche mit einer Behinderung werden beraten und bei der Suche nach Praktikumsstellen unterstützt. Während zweier Jahre erhalten sie eine individuelle Arbeitsbegleitung. 14 15
eit Mit ein bisschen „Nachhilfe“ klappen Arbeitsverhältnisse besser. Gefunden: Beide Seiten – Arbeitgeber und Arbeitnehmer – können Rat und Hilfe gut gebrauchen. Arbeitsassistenz Gute Job-Suche Reserven. Trotz gut ausgebauter Förderungsmöglichkeiten und ungeachtet gesetzlicher Verpflichtungen stehen viele Arbeitgeber und Personalverantwortliche der Anstellung behinderter Menschen immer noch reserviert gegenüber. Bedenken, es könnte zu Problemen kommen, sind nicht der Hauptgrund für die Zurückhaltung – Probleme gibt es auch mit nicht behinderten Menschen! Keine Gegensätze. In Wirklichkeit stellen vor allem die mit einer Anstellung behinderter Menschen verbundene Unsicherheit und daraus resultierende Befürchtungen das entscheidende Hindernis dar. „Wie verhalte ich mich einem gehörlosen Menschen gegenüber? Welche Leistung kann ich von ihm erwarten? Wie wird sich ein geistig behinderter Mensch in mein Team einfügen?“ sind Fragen, die die Personalentscheidung entscheidend beeinflussen können. Die Arbeitsassistenz kann in allen diesen Fragen aufklären und vor allem zeigen, dass betriebswirtschaftliche Sinnhaftigkeit und die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung keine Gegensätze sein müssen. Worum geht´s? Schlagwort Sozialprofit. Im Gegenteil: Es erweist sich, dass sich die Berücksichtigung sozialer Komponenten in einem Profitzuwachs niederschlägt. Dabei spielen mehrere Faktoren zusammen: Abgesehen vom Imagegewinn wirkt sich die Anstellung behinderter Menschen nachhaltig auf die soziale Kompetenz (empfängerorientierte Kommunikation) und Teamfähigkeit der gesamten Mannschaft aus, was sich letztlich in einer besseren Leistung niederschlägt. Zudem erlangt das Unternehmen einen Anspruch auf wertvolle Beratung in sozialen Belangen und konkrete Kostenvorteile in Förderangelegenheiten. B Statistik: Arbeitsassistenz wird in der Steiermark von zehn Trägern angeboten. Insgesamt haben 1999 24 ArbeitsassistentInnen 683 Personen beraten und betreut. 229 Personen konnten auf geschützte Arbeitsplätze vermittelt werden, in 46 Fällen konnte ein gefährdeter Arbeitsplatz durch den Einsatz der Arbeitsassistenz erhalten werden. B ArbeitsassistentInnen haben Kompetenz in allen Angelegenheiten der Beschäftigung behinderter Menschen. Sie informieren, beraten und unterstützen Arbeitgeber, Menschen mit Behinderung und auch deren Arbeitskollegen. B Sie sind dabei behilflich, dass Arbeitsprozesse und organisatorische Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass Menschen mit Behinderung die geforderte Leistung erbringen können. Sie ziehen sich zurück, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Hintergründe Sinnvolle Arbeitsplätze Der Dienstleistungsbereich, der rund um die behinderten Menschen entsteht, stellt bereits einen beachtlichen Wirtschaftsfaktor dar. In der Steiermark sind über 2.000 Menschen in der Behindertenarbeit beschäftigt. Rund eine Milliarde Schilling wird jährlich umgesetzt. Aus Europa fließen jährlich mehrere Millionen Schilling an Fördergeldern ins Land. Mit anderen Worten: Die Behindertenarbeit macht sich als Wirtschaftsfaktor bemerkbar. Korrektur nötig. Die Arbeitsplätze im Sozialbereich laufen immer wieder Gefahr, als Kostenpunkte definiert zu bleiben. Im gleichen Atemzug ist man aber bereit, die Erhaltung von Arbeitsplätzen in einem defizitären Wirtschaftsbetrieb oder einem Amt als Investition zu deklarieren. Hier muss eine Denkkorrektur stattfinden. Letztlich lässt sich nachweisen, dass Arbeitsplätze, die in der Sozialarbeit entstehen, volkswirtschaftlich produktiv sind. Wirtschaft kann lernen. Vor diesem Hintergrund lässt sich erklären, dass moderne Behindertenarbeit heutzutage ihr Selbstverständnis zurechtgerückt hat: Sie stellt heute – nicht zuletzt dank der knappen Ressourcen – einen hochprofessionellen Dienstleistungssektor dar. B „Hey, das ist mein Leben!” Behinderte Menschen werden sich in Zukunft selbst vertreten. Alle Menschen müssen im Laufe ihres Lebens kleinere und größere Einschränkungen ihres Rechts auf Selbstbestimmung hinnehmen – nicht immer geht es so, wie man will. Der Alltag von Menschen mit Behinderungen jedoch ist noch weit stärker von fremdbestimmten Abläufen geprägt. Viele von ihnen dürfen nicht einmal selbst bestimmen, mit wem sie am Morgen am Frühstückstisch sitzen wollen. (Hinter)gründe für diesen Zustand gibt es viele: Einer der wesentlichsten ist vielleicht, dass Menschen mit Behinderungen in hohem Maße darauf angewiesen sind, Menschen um sich zu haben, die ihr Recht auf Selbstbestimmung sehr ernst nehmen! Weg mit alten Schienen! Im angloamerikanischen Raum haben behinderte Menschen nun eine Selbstvertretungsbewegung ins Rollen gebracht. Sie hat auch bereits Europa erfasst: Behinderte Menschen erkennen und entdecken ihre Möglichkeiten, in immer größerem Maß über sich selbst zu bestimmen. Sie fordern Berücksichtigung ihrer Wünsche und ihrer Anliegen, wie jeder Mensch sie einfordert. Das Klischee von Schützlingen haben sie abgelegt, sie treten nun als Klienten auf und werden in Kürze als Kunden an die Dienstleister herantreten – eine Entwicklung, die unterstützt werden muss. 16 17
Seite 1 und 2: DasLeben in die Hand nehmen Moderne
Seite 3 und 4: Kinder brauchen Liebe, Aufmerksamke
Seite 5 und 6: amilie Wie Angehörige behinderter
Seite 7: Die Arbeit ist für erwachsene Mens
Seite 11 und 12: Wohnen Wohnbetreuung B Mobile Hilfe
Seite 13 und 14: eben Rechte, Pflichten, Hilfsmittel

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