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2008_Funktionen_von_Wahlkämpfen

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des fortschreitenden Wertewandels feste Wählerbindungen seltener. Schon seit den<br />

70er Jahren schrumpfen die Anteile der Stammwählerschaften in den großen Volksparteien,<br />

Wähler müssen folglich stärker geworben werden. Bereits 1994 konnten<br />

knapp 50 Prozent der Bürgerinnen und Bürger als Wechselwähler deklariert werden,<br />

weshalb sich Wahlkampfkommunikation heute durchaus besser bezahlt macht, indem<br />

– viertens – noch unentschiedene oder im gegnerischen Lager befindliche Wähler<br />

leichter motiviert und angeworben werden können 26 . Fünftens weisen Vogt und<br />

Dörner explizit darauf hin, dass allein die Mobilisierung der Wählerschaft insgesamt<br />

bedeutsam für die Stabilität und Akzeptanz des politischen Systems ist. Im Gang zur<br />

Wahlurne offenbart sich das Grundfundament jeder Demokratie, besonders da die<br />

Stimmabgabe beim Wähler das Gefühl weckt, als Teil des politischen Systems aktiv<br />

am politischen Willens- und Entscheidungsprozess beteiligt zu sein. In einem repräsentativen<br />

System, wie in der Bundesrepublik Deutschland, ist dies die unmittelbarste<br />

und „gleichberechtigte Teilhabe aller an der politischen Willensbildung und der<br />

Machtzuteilung“ 27 . Als Voraussetzung für derlei Akzeptanz und politische Stabilität<br />

parlamentarischer Systeme 28 sehen Vogt und Dörner – sechstens – eine symbolische<br />

Funktion in <strong>Wahlkämpfen</strong> 29 , sie artikulieren Wahlkampf als rituelle Inszenierung des<br />

„demokratischen Mythos“, was aber nicht mehr Gegenstand dieser Arbeit ist.<br />

3.3 Idealtypus demokratischer Wahlkämpfe<br />

„Eigentlich müsste die Zeit der Wahlkampagne für einen Demokraten eine stimulierende Zeit sein,<br />

denn sie gibt dem handelnden Politiker wie dem behandelten Publikum Gelegenheit, über Argumente<br />

nachzudenken, Anregungen aufzunehmen, Kritik zu vertiefen.“ 30<br />

Dass ein idealtypisches Bild vom Wahlkampf in der politischen Praxis vermeintlich<br />

nur recht beobachtbar ist, spricht einer grundsätzlichen Idealvorstellung desselben<br />

die Legitimation nicht ab. Idealtypisch sollte Wahlkampf, als Zeitraum stark<br />

26 Vgl. Dörner, Andreas/Vogt, Ludgera 2002: Der Wahlkampf als Ritual – Zur Inszenierung der Demokratie<br />

in der Multioptionsgesellschaft, S. 117, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B15-16/2002, S.<br />

15-22<br />

27 Vgl. Kuhn, Y<strong>von</strong>ne 2007: Professionalisierung deutscher Wahlkämpfe, S. 14<br />

28 Anmerkung des Verfassers: Eine hohe Wahlbeteiligung lässt auf große Stabilität und hohe Integrationsleistung<br />

des politischen Systems sowie eine optimale Ausnutzung der Bürgerrechte (Wahl) der<br />

Bürgerinnen und Bürger schließen.<br />

29 Vgl. Dörner, Andreas/Vogt, Ludgera 2002: Der Wahlkampf als Ritual – Zur Inszenierung der Demokratie<br />

in der Multioptionsgesellschaft, S. 17, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B15-16/2002, S.<br />

15-22<br />

30 Dönhoff, Marion Gräfin 1980: Jenseits <strong>von</strong> Wahl und Wahlkampf, in: DIE ZEIT, Nr. 40/1980,<br />

http://www.zeit.de/1980/40/Jenseits-<strong>von</strong>-Wahl-und-Wahlkampf, zuletzt abgerufen: 05.06.<strong>2008</strong><br />

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