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Housing the Many - Stadt der Vielen / dérive - Zeitschrift für Stadtforschung, Heft 65 (4/2016)

Die Palette der Beiträge des Schwerpunkts der kommenden dérive-Ausgabe »Housing the Many – Stadt der Vielen« reicht von der Beschäftigung mit historischen Aspekten der Wohnungsfrage bis zu aktuellen konkreten Beispielen, die Strategien für ein besseres (und leistbareres) Zusammenleben in der Stadt zeigen, als es der derzeit dominierende Wohnungsbau zu bieten vermag. »Housing the Many – Stadt der Vielen« erkundet Wohnen als politisches Thema, das untrennbar mit Fragen des Zusammenlebens, von Besitz und Eigentum, der Verteilung von Ressourcen, und damit dem Recht auf Stadt und dem Recht auf Zentralität zu tun hat. https://shop.derive.at/collections/einzelpublikationen/products/heft-65

Die Palette der Beiträge des Schwerpunkts der kommenden dérive-Ausgabe »Housing the Many – Stadt der Vielen« reicht von der Beschäftigung mit historischen Aspekten der Wohnungsfrage bis zu aktuellen konkreten Beispielen, die Strategien für ein besseres (und leistbareres) Zusammenleben in der Stadt zeigen, als es der derzeit dominierende Wohnungsbau zu bieten vermag. »Housing the Many – Stadt der Vielen« erkundet Wohnen als politisches Thema, das untrennbar mit Fragen des Zusammenlebens, von Besitz und Eigentum, der Verteilung von Ressourcen, und damit dem Recht auf Stadt und dem Recht auf Zentralität zu tun hat. https://shop.derive.at/collections/einzelpublikationen/products/heft-65

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Okt — Dez <strong>2016</strong><br />

N o <strong>65</strong><br />

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> <strong>Stadt</strong>forschung<br />

<strong>dérive</strong><br />

<strong>dérive</strong><br />

HOUSING THE MANY<br />

Die <strong>Stadt</strong> <strong>der</strong> <strong>Vielen</strong><br />

ISSN 1608-8131<br />

8 euro<br />

<strong>dérive</strong>


Auffor<strong>der</strong>ung zur ungefor<strong>der</strong>ten<br />

freiwilligen Intersprachlichkeit<br />

Výzva k nevyžádané dobrovolné<br />

mezijazykovosti<br />

Platzgestaltung in Pottenhofen<br />

von transparadiso (Barbara Holub/ Paul Rajakovics)<br />

www.publicart.at


Editorial<br />

<strong>Housing</strong> <strong>the</strong> <strong>Many</strong> – <strong>Stadt</strong> <strong>der</strong> <strong>Vielen</strong> lautet das Thema<br />

des 7. urbanize!-Festivals, das dieses Jahr erstmals in Hamburg<br />

und Wien stattfindet. Im Mittelpunkt des Festivals stehen die<br />

vielfältigen Erfahrungen aus Initiativen und Projekten urbaner<br />

Selbstorganisation, die mit alternativen Ansätzen <strong>für</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

und Wohnbau längst Wege aufzeigen, wie <strong>Stadt</strong> von,<br />

mit und durch die <strong>Vielen</strong> geplant werden kann. Gemeinsam mit<br />

unserem Ko-KuratorInnen-Team von <strong>der</strong> Hamburger Planbude<br />

und zahlreichen Festivalgästen wollen wir im Lichte <strong>der</strong> Wohnungskrise<br />

und <strong>der</strong> wachsenden <strong>Stadt</strong> dazu einladen, gemeinsam<br />

über Strategien und Muster einer selbstbestimmten Produktion<br />

von <strong>Stadt</strong> mit Potenzial auf Skalierung nachzudenken,<br />

um von <strong>der</strong> Vielzahl an Einzelprojekten zu Modellen zu gelangen.<br />

MitdenkerInnen, MitstreiterInnen und MitwisserInnen sind<br />

herzlich willkommen!<br />

Auch diese <strong>dérive</strong>-Herbstausgabe nimmt sich des Themas<br />

an – als vertiefen<strong>der</strong> Rea<strong>der</strong>, Ergänzung und Erweiterung<br />

<strong>der</strong> urbanize!-Diskurse. Der Fokus <strong>der</strong> acht Schwerpunkt-Texte<br />

liegt auf dem Thema Wohnen: Von <strong>der</strong> Beschäftigung mit<br />

grundsätzlichen Aspekten <strong>der</strong> Wohnungsfrage, <strong>der</strong> Friedrich<br />

Engels bereits 1872 zu Öffentlichkeit verholfen hat, bis zu konkreten<br />

Beispielen, die Strategien <strong>für</strong> ein besseres (und leistbares)<br />

Zusammenleben in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> zeigen, als es <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit dominierende<br />

Wohnungsbau zu leisten vermag.<br />

»Was heißt hier eigentlich bezahlbar?« fragt sich Carsten<br />

Praum in seinem Beitrag Der Mythos <strong>der</strong> Bezahlbarkeit. Er geht<br />

<strong>der</strong> ominösen Drittel-Faustregel auf den Grund, die monatliche<br />

Mietkosten von 25 bis 30 Prozent des Einkommens unabhängig<br />

von seiner Höhe als leistbar definiert. Ganz so, als ob es unerheblich<br />

wäre, ob 70% von 1.200 Euro <strong>für</strong> das Leben übrig bleiben<br />

o<strong>der</strong> von 3.600 Euro. Bereits in den 1970er Jahren hat Michael<br />

E. Stone mit seinem residual income approach da<strong>für</strong> ein alternatives<br />

Modell vorgelegt, das Praum in seinem Beitrag vorstellt.<br />

Auch Michael Klein, einer <strong>der</strong> Schwerpunktredakteure<br />

dieser Ausgabe, wirft einen Blick zurück in die Geschichte. Er<br />

rückt die Wohnungsfrage und die Ansätze ihrer Reform in den<br />

Fokus, die „das gesellschaftliche Zusammenleben in Städten und<br />

ihre Konflikte im 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>t über weite Strecken<br />

begleitet und maßgeblich geprägt“ haben. Auch heute, in einer<br />

Phase <strong>der</strong> – auch <strong>für</strong> die Mittelklasse – zu stark steigenden<br />

Wohnkosten, ist das Wohnungswesen samt Nebenaspekten wie<br />

Gentrifizierung wie<strong>der</strong> eines <strong>der</strong> meist diskutierten Themen.<br />

Danny Dorling zeigt in seinem Artikel am Beispiel<br />

Großbritannien, wie negativ sich die Laissez-faire-Politik <strong>der</strong><br />

letzten Dekaden auf die Lage am Wohnungsmarkt ausgewirkt<br />

hat. Während sich viele das Leben in den Städten nicht mehr<br />

leisten können und die Qualität <strong>der</strong> Wohnungen in keiner Weise<br />

ihre Preise rechtfertigt, herrscht gleichzeitig Leerstand. Dorlings<br />

For<strong>der</strong>ung: »<strong>Housing</strong> in <strong>the</strong> UK needs to be for homes, not<br />

for investment«.<br />

Einen Blick auf die Alltagswirklichkeiten des Zusammenlebens<br />

werfen Barbara Emmenegger, Meike Müller und Bettina<br />

Nägeli. Am Beispiel des Schweizer genossenschaftlichen Wohnbaus,<br />

dessen »Grundidee sich mit den Schlagworten Selbsthilfe,<br />

Selbstverantwortung, Gleichheit, Demokratie, Solidarität<br />

zusammenfassen lässt«, zeigen sie, welche Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

sich heute <strong>für</strong> Nachbarschaft einstellen. Denn auch Wohnbaugenossenschaften<br />

sehen sich mit <strong>der</strong> allgemeinen gesellschaftlichen<br />

Tendenz zu Individualisierung und Pluralisierung<br />

konfrontiert, die sich in einer »Ausdifferenzierung <strong>der</strong> Engagementformen«<br />

zeigt.<br />

Wie in zahlreichen an<strong>der</strong>en Städten hat die große Zahl<br />

an Geflüchteten in den letzten Monaten auch in Hamburg den<br />

schon lange bestehenden Mangel an leistbarem Wohnraum in<br />

den Fokus gerückt. Der gleichzeitig aufkommende Protest gegen<br />

Großunterkünfte <strong>für</strong> Flüchtlinge aus <strong>der</strong> Wutbürgerfraktion hat<br />

das Plenum von Recht auf <strong>Stadt</strong> Hamburg veranlasst, eine<br />

Erklärung »gegen die Hysterie – <strong>für</strong> eine an<strong>der</strong>e Planung« zu<br />

verfassen, die wir auf den Seiten 29 bis 31 dokumentieren.<br />

In unseren Breiten noch eher unbekannt, verfolgen in<br />

angloamerikanischen Län<strong>der</strong>n lokale Initiativen mit dem Community<br />

Land Trust (CLT) Modell bereits seit Jahrzehnten einen<br />

ähnlichen Ansatz wie das Mietshäusersyndikat, zu dem es in den<br />

letzten <strong>dérive</strong> <strong>Heft</strong>en Beiträge gab. Udi Engelsman, Mike Rowe<br />

und Alan Sou<strong>the</strong>rn analysieren an zwei eindrucksvollen Beispielen<br />

aus Boston und New York die unterschiedlichen Phasen <strong>der</strong><br />

Entwicklungsgeschichte zweier CLTs.<br />

Die Initiative Neustart Schweiz hat wie<strong>der</strong>um ein umfassendes<br />

Konzept entwickelt, das sich Fragen des Wohnens und<br />

Zusammenlebens, <strong>der</strong> Mobilität, <strong>der</strong> Arbeitswelt und <strong>der</strong> Nachhaltigkeit<br />

widmet und eine Lösung in Form eines Nachbarschafts-Modells<br />

vorschlägt. Eine erste Umsetzung des Modells<br />

ist mit dem Projekt NeNa1 geplant, das Fred Frohofer, einer <strong>der</strong><br />

Akteure <strong>der</strong> Initiative, unter dem ambitionierten Titel Urbane<br />

Weltrettung vorstellt.<br />

Eine weitere konkrete Initiative, die sich den Themen<br />

Zusammenleben und <strong>der</strong> Verbindung von Wohnen, Arbeiten,<br />

Kunst und Kultur widmet, ist das Haus <strong>der</strong> Statistik, ein seit vielen<br />

Jahren ungenutzter Gebäudekomplex auf dem Berliner Alexan<strong>der</strong>platz.<br />

Die gleichnamige Initiative will ihn zu einem Zentrum<br />

<strong>für</strong> Geflüchtete, Soziales, Kunst und Kreative entwickeln.<br />

Florian Schmidt, Christian Schöningh, Maria Munoz Duyos<br />

und Claudia Hummel stellen Geschichte und Pläne <strong>der</strong> Initiative<br />

vor. Andreas Hofer ergänzt den Beitrag um einen Kommentar<br />

zu den Perspektiven eines Urbanismus von unten, <strong>der</strong> auf einer<br />

gemeinwohlorientierten Ökonomie basiert und den Schritt vom<br />

Besetzen zum Besitzen macht.<br />

<strong>Housing</strong> <strong>the</strong> <strong>Many</strong> – <strong>Stadt</strong> <strong>der</strong> <strong>Vielen</strong> erkundet Wohnen<br />

als politisches Thema, das untrennbar mit Fragen des Zusammenlebens,<br />

von Besitz und Eigentum, <strong>der</strong> Verteilung von<br />

Ressourcen, und damit dem Recht auf <strong>Stadt</strong> und dem Recht auf<br />

Zentralität zu tun hat.<br />

Christoph Laimer<br />

01


Internationales Festival <strong>für</strong><br />

urbane Erkundungen<br />

<strong>dérive</strong><br />

urbani7e!<br />

Artwork — Christoph Schäfer<br />

HOUSING THE MANY —<br />

STADT DER VIELEN<br />

23. September — 2. Oktober <strong>2016</strong>, HAMBURG<br />

12. Oktober — 16. Oktober <strong>2016</strong>, WIEN<br />

www.urbanize.at


Inhalt<br />

01<br />

Editorial<br />

CHRISTOPH LAIMER<br />

04 — 09<br />

When SPECTRES RETURN<br />

Wohnungswesen, WOHNREFORM und<br />

die Vorstellung vom GUTEN WOHNEN<br />

MICHAEL KLEIN<br />

10 — 13<br />

HOUSING: a better politics<br />

DANNY DORLING<br />

14 — 17<br />

Urbane WELTRETTUNG<br />

Wer die NATUR schützt, lebt in <strong>der</strong> STADT<br />

FRED FROHOFER<br />

18 — 22<br />

HAUS <strong>der</strong> STATISTIK<br />

ZUsammenKUNFT <strong>für</strong> BERLIN<br />

FLORIAN SCHMIDT,<br />

CHRISTIAN SCHÖNINGH, MARIA MUNOZ<br />

DUYOS, CLAUDIA HUMMEL<br />

23 — 28<br />

Nachbarschaften in<br />

WOHNBAU GENOSSENSCHAFTEN<br />

Wohnen zwischen OPTIONEN<br />

und VERBINDLICHKEITEN<br />

BARBARA EMMENEGGER,<br />

MEIKE MÜLLER, BETTINA NÄGELI<br />

29 — 31<br />

MIGRATION findet STADT<br />

GEGEN die Hysterie –<br />

<strong>für</strong> eine an<strong>der</strong>e PLANUNG<br />

PLENUM DES HAMBURGER<br />

RECHT AUF STADT-NETZWERKS<br />

32 — 36<br />

Kunstinsert<br />

– und daß es hier nichts<br />

zu sehen gibt, es sei ...<br />

MARIA HAHNENKAMP<br />

37 — 41<br />

Der Mythos <strong>der</strong> BEZAHLBARKEIT<br />

Zur wohnungspolitischen<br />

RELEVANZ von FAUSTREGELN<br />

CARSTEN PRAUM<br />

42 — 50<br />

NARRATIVES of URBAN Resistance<br />

The COMMUNITY LAND TRUST<br />

UDI ENGELSMAN,<br />

MIKE ROWE, ALAN SOUTHERN<br />

51 — 54<br />

BESPRECHUNGEN<br />

Architektur als offenes System S.51<br />

Jenseits <strong>der</strong> Creative City<br />

S. 53<br />

Die reanimierte <strong>Stadt</strong><br />

56<br />

BACKISSUES<br />

60<br />

IMPRESSUM<br />

S. 52<br />

FOTOS<br />

Der Großteils <strong>der</strong> Fotos in diesem <strong>Heft</strong> stammen von<br />

Chris Be<strong>the</strong>ll (cbe<strong>the</strong>ll_photo, www.christopherbe<strong>the</strong>ll.com)<br />

und von Rasande Tyskar (www.flickr.com/photos/rasande).<br />

Be<strong>the</strong>ll begleitet und dokumentiert seit einiger Zeit Londons<br />

Rent Strikes, Demonstrationen von <strong>Stadt</strong>aktivistInnen,<br />

Proteste gegen Delogierungen und hält die Verän<strong>der</strong>ung des<br />

<strong>Stadt</strong>raumes durch Luxusimmobilien fest. Tyskar ist seit<br />

Jahren eine verlässliche Quelle <strong>für</strong> Fotos von Demonstrationen<br />

und politischen Aktionen in Hamburg.<br />

–<br />

<strong>dérive</strong> – Radio <strong>für</strong> <strong>Stadt</strong>forschung<br />

Jeden 1. Dienstag im Monat von<br />

17.30 bis 18 Uhr in Wien auf ORANGE 94.0<br />

o<strong>der</strong> als Webstream http://o94.at/live.<br />

Sendungsarchiv: http://cba.fro.at/series/1235


MICHAEL KLEIN<br />

When SPECTRES<br />

RETURN<br />

Woh nungswesen,<br />

WOHNREFORM und die<br />

Vorstellung vom GUTEN WOHNEN<br />

Wohnungsfrage, Geschichte des Wohnungswesens,<br />

Wohnreform, Diskurse des Wohnens<br />

Alle Fotos Chris Be<strong>the</strong>ll<br />

(ursprünglich <strong>für</strong> VICE fotografiert).<br />

Debatten um das Wohnen erleben gegenwärtig<br />

wie<strong>der</strong> Aktualität. Nachdem die Wohnungsfrage die<br />

Städte, das gesellschaftliche Zusammenleben in<br />

Städten und ihre Konflikte im 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

über weite Strecken begleitet und maßgeblich<br />

geprägt hatte, war es um sie ruhig geworden.<br />

Nun ist sie wie<strong>der</strong> da – und mit ihr einige Themen,<br />

die auf die Debatte um die Wohnungsfrage eingewirkt<br />

haben.<br />

Wohnungsfrage und Funktionalismuskritik<br />

Wenige Jahre, nachdem sich nahezu jede zeitgenössische<br />

Architektur nach <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne mit Selbstverständnis und<br />

dezidiert von den Wohnsiedlungen <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne abgegrenzt<br />

hatte, die einmal als Wohnbunker, ein an<strong>der</strong>es mal als Retortenstädte<br />

gebrandmarkt über Jahrzehnte schlechtgeredet wurden,<br />

ist das Wohnen wie<strong>der</strong> im Kanon <strong>der</strong> Architektur, <strong>der</strong> Planung<br />

und in <strong>der</strong> Öffentlichkeit angekommen. In Ausstellungen und<br />

Festivals, Konferenzen, Artikeln und Büchern wird wie<strong>der</strong><br />

darübe r nachgedacht, wie das Wohnen in Städten <strong>für</strong> die Masse<br />

gesichert werden kann 1 – ein Wort, das zwischenzeitlich aus<br />

den (Architektur-)diskursen verbannt schien.<br />

Die Jahre <strong>der</strong> Kritik an <strong>der</strong> Monotonie und Langeweile<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Vorstadt, an <strong>der</strong> Funktionstrennung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nistischen<br />

<strong>Stadt</strong>planung und an ihrem strukturellen Mangel<br />

sind an Architektur und Planung nicht spurlos vorübergegangen. 2<br />

Die Durchmischung von Funktionen, die Gleichzeitigkeit<br />

verschie dener Programme und das romantische Bild <strong>der</strong> historischen<br />

Innenstadt werden weiterhin bemüht, wenn es um die<br />

Wunschbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> von morgen geht, schließt man aus Ren<strong>der</strong>ings<br />

und Collagen von PlanerInnen. Aber fast wirkt es, als<br />

wäre die Architektur von ihrer Wirklichkeit eingeholt worden:<br />

Die historischen Innenstädte bergen nicht länger die unsanierten,<br />

aber günstigen Nischen in sich, in denen scheinbar alles möglich<br />

ist, wie noch in den frühen Tagen <strong>der</strong> Funktionalismuskritik.<br />

Sie sind nun Austragungsort in einem Wettkampf um hohe Mieten,<br />

um Aufwertung und <strong>der</strong> Frage, wer früher geht und wegzieht;<br />

und Funktionsmischung läuft oft auf die Ergänzung des<br />

Wohnungsbestandes durch Shopping hinaus o<strong>der</strong> aber auf<br />

das Einstreuen kurzzeitig mietbarer Apartments, mit denen sich<br />

über Online-Plattformen noch höhere Erträge erwirtschaften<br />

lassen als mit Wohnungsmieten. Die gegenwärtige Sorge gilt also<br />

dem Wohnen.<br />

04<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>65</strong> — HOUSING THE MANY <strong>Stadt</strong> <strong>der</strong> <strong>Vielen</strong>


DANNY DORLING<br />

HOUSING<br />

A better politics<br />

Distribution of Wealth, Inequity,<br />

<strong>Housing</strong> Regulation, Social Cleansing<br />

Photo Chris Be<strong>the</strong>ll<br />

(originally shot for VICE).<br />

By 2015, in any neighbourhood of San Francisco, it<br />

had become impossible for a single teacher to pay <strong>the</strong><br />

median rent on a one-bedroom apartment; <strong>the</strong> average rent in<br />

<strong>the</strong> very poores t neighbourhood <strong>the</strong>re rose to $3,500 a month.<br />

Cali fornia n teachers’ starting annual salaries were $50,000. After<br />

paying taxes and buying food, any teacher without recourse<br />

to wealth would inevitably find <strong>the</strong>mselves in debt (Moskowitz<br />

2015). However, travel a third of <strong>the</strong> way round <strong>the</strong> world in<br />

<strong>the</strong> opposite direction and you come to Tokyo, where rents have<br />

fallen by over 15% in <strong>the</strong> last ten years as landlord greed is<br />

bette r controlled (Smith 2014). In contrast, in <strong>the</strong> UK, rents in<br />

<strong>the</strong> city of Oxford, for example, are rising rapidly and will<br />

soon exceed £1,000 a month for a one-bedroom apartment.<br />

This will leave rent consuming a large majority of a newly<br />

qualifie d teacher’s income of £22,000 a year. Indeed, it leaves<br />

very little after taxes are deducted and clo<strong>the</strong>s and food are<br />

paid for (Fransham 2015). Few newly qualified teachers stay<br />

long in <strong>the</strong> city, meaning that a very large proportion of teachers<br />

in Oxford’s schools are young and inexperienced.<br />

Rising Rents and Social Cleansing<br />

Average UK private rental prices went above £1,000 a<br />

month during <strong>the</strong> early autumn of 2015. One-bedroom flats in<br />

London had already passed that price level in August 2015.<br />

Nation ally, in 2015 rents were rising by 4.6% a year, but by 20%<br />

a year in London boroughs like Islington (Butler 2015). Part<br />

10<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>65</strong> — HOUSING THE MANY <strong>Stadt</strong> <strong>der</strong> <strong>Vielen</strong>


FRED FROHOFER<br />

Urbane<br />

WELTRETTUNG<br />

Wer die NATUR<br />

schützt, lebt in <strong>der</strong> STADT<br />

Commons, Nachhaltigkeit, Leistbarkeit,<br />

Wohnmodelle, <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

Foto — Whit Andrews<br />

Urbanes Leben beansprucht weniger Siedlungsfläche<br />

und vermeidet Verkehr. Wenn wir zudem Dinge<br />

des täglichen Bedarfs mit »Commoning« bereitstellen,<br />

schonen wir nicht nur Ressourcen, son<strong>der</strong>n<br />

erhöhen die Lebensqualität und sparen erst noch<br />

Kosten ein. Der Verein Neustart Schweiz stellt sein<br />

dahingehendes Modell vor, das genau besehen<br />

wesentliche Antworten auf weltweit vorhandene und<br />

<strong>für</strong> kommende Generationen überlebenswichtige<br />

Problemstellungen enthält.<br />

Wer sich vom Alltagsstress erholen will, bucht ein Hotel und<br />

packt die Koffer. Mehr braucht es nicht, es ist ja alles da: Ein<br />

Zimmer als Rückzugsort; Restaurant, Bar und Kickertisch o<strong>der</strong><br />

Billard-Raum um sich in Gesellschaft zu begeben; Pool o<strong>der</strong><br />

Badesee, um auf an<strong>der</strong>e Gedanken zu kommen. Und alles ist zu<br />

Fuß erreichbar. Was will man mehr? Das sagten sich schon<br />

manch Kunstschaffende und Prominente, die ihren Wohnsitz ins<br />

Hotel verlegten.Das wohl berühmteste und berüchtigste Habitat<br />

<strong>für</strong> Dauergäste war das Chelsea Hotel in Manhattan. Derzeit<br />

wird es renoviert und aufgewertet, doch <strong>der</strong> Glanz vergangener<br />

Zeiten wird kaum zurückkehren: Es war das inspirierende<br />

Zuhause von Legenden wie Stanley Kubrick, Janis Joplin, Arthur<br />

Miller, Patty Smith o<strong>der</strong> Bob Dylan.<br />

Warum also die überdimensionierten Einfamilienhäuser,<br />

wozu den Bedarf verfehlende Wohnungen in öden Agglomerationen,<br />

wenn wir uns in Hotels besser von <strong>der</strong> Arbeit erholen<br />

können; wenn wir dort alles finden, was wir brauchen? Ist es<br />

eine Preisfrage? Hotelstrukturen sind nur dann teuer, wenn man<br />

sich bedienen lässt: Wären die Gäste gleichzeitig die Angestellten<br />

des Hotels, so käme eine mit einem Hotel vergleichbare Infrastruktur<br />

gar günstiger als unsere heutigen Wohnformen und es<br />

würden erst noch viele Probleme gelöst.<br />

Und schon stecken wir tief drin in <strong>der</strong> Thematik von<br />

Neustart Schweiz, einem Verein, <strong>der</strong> ein nachhaltiges Nachbarschaftsmodell<br />

entwickelt hat. Die Nachbarschaft dieses Modells<br />

umfasst eine Gruppe von rund 500 Menschen, die die Dinge<br />

des täglichen Bedarfs selber organisieren. Nachbarschaften sind<br />

nach Wohnungen – den unabdingbaren Rückzugsorten von<br />

Individu en – das zweitkleinste Element einer raumplanerischen<br />

Sichtweise, wie sie in etwa auch von Christopher Alexan<strong>der</strong> in<br />

A Pattern Language beschrieben wurde. Denn es soll nicht einfach<br />

nur gebaut werden, vielmehr müsste von vornherein klar sein,<br />

was wie und wo hingehört. Nur so vermeidet man Fehlinvestitionen<br />

und Unter- o<strong>der</strong> Überversorgung: Jedes Element hat<br />

demnach klare Funktionen und Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />

14<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>65</strong> — HOUSING THE MANY <strong>Stadt</strong> <strong>der</strong> <strong>Vielen</strong>


FLORIAN SCHMIDT, CHRISTIAN SCHÖNINGH, MARIA MUNOZ DUYOS, CLAUDIA HUMMEL<br />

HAUS <strong>der</strong><br />

STATISTIK<br />

ZUsammenKUNFT<br />

<strong>für</strong> BERLIN<br />

Bottom-up-Urbanismus, Zusammenleben, Initiativen,<br />

Liegenschaftspolitik, <strong>Stadt</strong> <strong>der</strong> <strong>Vielen</strong>, Berlin<br />

(c) Raumlabor<br />

18<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>65</strong> — HOUSING THE MANY <strong>Stadt</strong> <strong>der</strong> <strong>Vielen</strong>


BARBARA EMMENEGGER, MEIKE MÜLLER, BETTINA NÄGELI<br />

Nachbarschaften<br />

in WOHNBAU-<br />

GENOSSENSCHAFTEN<br />

Wohnen zwischen<br />

OPTIONEN und VERBINDLICHKEITEN<br />

Genossenschaft, Nachbarschaft,<br />

Partizipation, Schweiz, Möglichkeitsräume,<br />

Kooperative Strukturen<br />

Foto — Rasande Tyskar<br />

Barbara Emmenegger, Meike Müller, Bettina Nägeli — Nachbarschaften in WOHNBAUGENOSSENSCHAFTEN<br />

23


PLENUM DES HAMBURGER RECHT AUF STADT-NETZWERKS<br />

MIGRATION<br />

findet STADT<br />

GEGEN die Hysterie –<br />

<strong>für</strong> eine an<strong>der</strong>e PLANUNG<br />

Notstandsurbanismus, Hamburg,<br />

Volksentscheid, Wutbürger, Recht auf <strong>Stadt</strong>,<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>der</strong> <strong>Vielen</strong><br />

»Beyond Welcome«-Parade, Hamburg, 28. Mai <strong>2016</strong>.<br />

Foto — Rasande Tyskar<br />

Das folgende Statement des Plenums des Hamburger<br />

Recht auf <strong>Stadt</strong>-Netzwerks aus dem Februar<br />

<strong>2016</strong> bezieht sich auf die seit Jahren ungelöste<br />

Wohnungsfrage, die im Zuge des weiter gestiegenen<br />

Bedarfs an Wohnraum durch die Ankunft einer<br />

großen Zahl von Flüchtlingen in den letzten Monaten<br />

in Hamburg – sowie in vielen an<strong>der</strong>en Städten<br />

– unübersehbar geworden ist. Ganz konkret ist<br />

es auch eine Reaktion auf die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Hamburger<br />

Initiativen <strong>für</strong> Integration (IFI) nach einem<br />

Volksentscheid gegen Großunterkünfte <strong>für</strong> Flüchtlinge.<br />

Die IFI sind ein Dachverband von lokalen<br />

Initiati ven, die sich in den letzten Monaten in – vor<br />

allem wohlhaben<strong>der</strong>en – <strong>Stadt</strong>teilen Hamburgs<br />

gebild et haben, um gegen den (großmaßstäblichen)<br />

Wohnbau <strong>für</strong> Flüchtlinge zu protestieren. Im<br />

Juli vereinbarten die IFI hinter verschlossenen<br />

Türen einen Deal (Bürgerverträge) mit <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>,<br />

<strong>der</strong> ihre For<strong>der</strong>ungen erfüllt.<br />

(Anm. Redaktion <strong>dérive</strong>)<br />

Plenum des Hamburger Recht auf <strong>Stadt</strong>-Netzwerks — MIGRATION findet STADT<br />

29


Kunstinsert:<br />

Maria Hahnenkamp<br />

– und daß es hier nichts<br />

zu sehen gibt, es sei …<br />

Anlass <strong>für</strong> dieses Insert war die im Juli zu Ende gegangene umfassende Werkschau von Maria<br />

Hahnenkamp in <strong>der</strong> Fotogalerie Wien im WUK. »Ihr zentrales Thema ist die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit Fotografie als mediale Macht, die den (vor allem weiblichen) Körper in den Medien und<br />

<strong>der</strong> Werbung in einen engen Bildraum zwingt. In ihrer (Anm.: fotografischen) Arbeit verweigert<br />

Hahnenkamp diese Schaulust, sie führt hinter die ›schöne‹ Bildoberfläche und versucht die<br />

unsicht bare Gewalt in den Medien und in <strong>der</strong> Gesellschaft sichtbar zu machen.« (Katalogtext)<br />

Maria Hahnenkamp lässt die Bil<strong>der</strong> in ihrer Überfülle erzählen, bis diese wie von selbst einen<br />

Nachdenkprozess bei den RezipientInnen generieren. Dann findet man ein zweites (freigelegtes)<br />

Bild hinter <strong>der</strong> Oberfläche, welches, von oberflächlichen Inhalten befreit, eine Reduktion auf das<br />

Wesentliche freigibt.<br />

Beson<strong>der</strong>s radikal zeigte dies eine 1,50 x 7,50 m große, zentral im Raum gehängte Fotoarbeit<br />

bestehend aus abgeschmirgelten und zusammengenähten Farbfotografien. Im Katalog<br />

ist dazu anstatt eines Titels zu lesen: Analoge Farbfotos, Gelatinschicht bis zum Papierträger mittels<br />

Bohrmaschine und Schleifaufsatz abgeschmirgelt / Feinschliff händisch / maschinell zusammengenäht<br />

/ ursprüngliches Fotomotiv: weibliches Modell bei Schönheitspflege / 1995.<br />

Es handelt sich also – um es mit Bruno Latour zu sagen – um eine ikonoklastische<br />

Geste, die das Bild manuell entfernt, um es noch viel stärker im Imaginären zu suchen. Das neu<br />

entstandene Bild wird durch die Beschreibung <strong>der</strong> Eingriffe in die Fotooberfläche überformt.<br />

Die handwerkli chen Tätigkeiten (schleifen, nähen, usw.) sind – obwohl nicht sichtbar – wesentlich<br />

stärker als die Mutmaßung des weggearbeiteten Bildes.<br />

Genau hier setzt auch das vorliegende Insert von Maria Hahnenkamp an. Sie bezieht<br />

sich auf Guy Debords Film Hurlements en faveur de Sade aus dem Jahr 1952, als dieser noch Mitglied<br />

<strong>der</strong> Lettristischen Internationale war. »Der Film besteht aus einem Wechsel von leeren<br />

Schwarzweiß-Bildflächen und gesprochenen Texten in Französisch. Die Untertitel standen wie<br />

üblich am unteren Ende <strong>der</strong> leeren Bil<strong>der</strong>. Das hat mich zu <strong>der</strong> Arbeit mit den vorgefundenen<br />

Texten angeregt, und mir endlich zu meiner lang gesuchten Problemlösung verholfen.«<br />

Die in <strong>dérive</strong> vorgestellten Textarbeiten waren – kontextualisiert durch die Architektur<br />

des Ausstellungsraums JesuitenFoyer – im Format 70 x 90 cm dieses Frühjahr ebendort bereits zu<br />

sehen. Die verwendeten Textzitate sind auch <strong>für</strong> an<strong>der</strong>e Werke <strong>der</strong> Künstlerin von Bedeutung.<br />

Barbara Holub und Paul Rajakovics<br />

Nachweis <strong>der</strong> Zitate:<br />

»Und daß es hier nichts zu<br />

sehen gibt, es sei denn,<br />

rein intensiv.«<br />

Meyer, Eva (1993): Trieb und<br />

Fe<strong>der</strong>. Frankfurt: Stroemfeld/Nexus.<br />

»Man muß alles wegnehmen,<br />

damit sich ein neues Fenster<br />

öffnet.«<br />

Bachelard, Gaston (1997):<br />

Die Poetik des Raumes.<br />

Frankfurt: Fischer Wissenschaft.<br />

»Mit Weiß läßt sich vieles<br />

überdecken.«<br />

Jarman, Derek (1995):<br />

Chroma. Ein Buch <strong>der</strong> Farben.<br />

Berlin: Merve.<br />

Von 12.11.<strong>2016</strong> bis 31.1.2017<br />

sind Arbeiten von Maria<br />

Hahnen kamp in <strong>der</strong><br />

Galerie Jünger in Wien zu<br />

sehen. Anläss lich <strong>der</strong><br />

Vienna Art Week findet dort<br />

am 19. Novemb er ein<br />

Artist-Talk mit dem Kurator<br />

Walter Seidl statt.<br />

32<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>65</strong> — HOUSING THE MANY <strong>Stadt</strong> <strong>der</strong> <strong>Vielen</strong>


CARSTEN PRAUM<br />

Der Mythos <strong>der</strong><br />

BEZAHLBARKEIT<br />

Zur wohnungspolitischen<br />

RELEVANZ von FAUSTREGELN<br />

»Beyond Welcome«-Parade, Hamburg, Mai <strong>2016</strong>.<br />

Foto — Margit-Czenki<br />

Leistbarkeit, Wohnkosten,<br />

Geschichte des Wohnungswesens, Vermögensverteilung,<br />

Wohnraumversorgung, Diskurse des Wohnens<br />

1<br />

Aufgrund seines traditionell<br />

liberalen bzw. frühzei<br />

tig liberalisierten<br />

Wohnungs marktes betraf dies<br />

zunächst insbeson<strong>der</strong>e<br />

den anglo-amerikanischen<br />

Raum (Paris 2007, S. 2);<br />

im deutschsprachigen Raum<br />

setzte die Debatte mit<br />

deutlicher Verzögerung ein<br />

(Schönig 2013).<br />

Die Wohnungsfrage ist bereits seit geraumer Zeit »mit aller Wucht« (Dell 2013, S. 15) zurück<br />

auf <strong>der</strong> politischen Tagesordnung. Dabei steht ein Aspekt im Vor<strong>der</strong>grund: das Problem <strong>der</strong> Bezahlbarkeit<br />

des Wohnens. Im Gegensatz dazu rücken vormals zentrale Fragen hinsichtlich Wohnstandards<br />

und Überbelegung in den Hintergrund (Whitehead 1991; Linneman & Megbolugbe 1992). 1<br />

Wenngleich also vermehrt über die Bezahlbarkeit des Wohnens diskutiert wird, offenbart sich<br />

genau hier eine große Diskrepanz zwischen dem Postulat vom bezahlbaren Wohnraum und seiner<br />

exakten Definition. Nicht zuletzt im deutschsprachigen Raum erscheint bezahlbar häufig als<br />

eine hohle Phrase.<br />

In Berlin trat das Problem <strong>der</strong> Bezahlbarkeit des Wohnens vergleichsweise spät zutage –<br />

da<strong>für</strong> jedoch umso vehementer. So stiegen die Angebotsmieten in den vergangenen acht Jahren<br />

stadtweit um rund 50 Prozent; eine nicht unwesentliche Anzahl an Quartieren weist <strong>für</strong> den gleichen<br />

Zeitraum sogar eine Verdopplung auf (GSW 2008; Berlin Hyp <strong>2016</strong>). Infolge dieser Entwicklung<br />

bewegen sich die Wohnkostenbelastungsquoten in Berlin mittlerweile auf dem Niveau von<br />

Carsten Praum — Der Mythos <strong>der</strong> BEZAHLBARKEIT<br />

37


UDI ENGELSMAN, MIKE ROWE, ALAN SOUTHERN<br />

NARRATIVES<br />

of URBAN<br />

Resistance<br />

The COMMUNITY LAND TRUST<br />

CLT, Land Tenure, Alternative Practice,<br />

Affordability, <strong>Housing</strong> Initiative, Activism<br />

Staff and Board of <strong>the</strong> Dudley Street Neighborhood Initiative, 1990.<br />

Photo — Dudley Street Neighborhood Initiative.<br />

42<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>65</strong> — HOUSING THE MANY <strong>Stadt</strong> <strong>der</strong> <strong>Vielen</strong>


»We outline <strong>the</strong><br />

contradiction between<br />

housing as <strong>the</strong><br />

process of activism<br />

and housing<br />

as a commodity.«<br />

Udi Engelsman, Mike Rowe, Alan Sou<strong>the</strong>rn, S. 43<br />

Wohnungsfrage, Notstandsurbanismus, Commons, Leistbarkeit,<br />

Vermögensverteilung, Genossenschaften,<br />

Community Land Trust, Hamburg, Liegenschaftspolitik, Zusammenleben,<br />

Partizipation, Bottom-up-Urbanismus

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