Wechsel-Jahre Manni ohne den Rest der Welt Ich kann's ... - ID55
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<strong>ID55</strong> INTERVIEW<br />
MAnni<br />
<strong>ohne</strong> <strong>den</strong> <strong>Rest</strong><br />
deR <strong>Welt</strong><br />
NIE WIEDER 100 PROZENT<br />
WDR-Sportmo<strong>der</strong>ator<br />
Manfred Breuckmann über<br />
die Zeit nach dem Mikrofon<br />
Abschied von <strong>der</strong> „Stimme des Reviers“:<br />
Mit seinem letzten Satz* als Fußballkommentator<br />
schrieb <strong>Manni</strong> Breuckmann<br />
noch einmal ein kleines Stück Radiogeschichte.<br />
Die WDR 2-Hörer wählten seinen<br />
Spruch zum O-Ton des <strong>Jahre</strong>s 2008 –<br />
noch vor Barack Obamas „Yes, we can“.<br />
Doch verstummen wird <strong>der</strong> 57-Jährige<br />
damit noch lange nicht. <strong>ID55</strong>-Redakteur<br />
Jens Südmeier sprach mit ihm über sein<br />
finales Spiel, neue Freiheiten und Pläne<br />
für die Zukunft.<br />
Herr Breuckmann, am 13. Dezember<br />
2008 hatten Sie in Bochum Ihren<br />
letzten Einsatz für <strong>den</strong> WDR. Wie haben<br />
Sie diesen Moment erlebt?<br />
Es war arschkalt (schmunzelt). Und nach<br />
dem Spiel war ich sehr wehmütig, weil<br />
die Kollegen vom WDR Sport noch eine<br />
Art Konferenzschaltung gemacht haben,<br />
in <strong>der</strong> sie persönliche Erlebnisse mit mir<br />
erzählt haben. Da hatte ich schon Pipi<br />
in <strong>den</strong> Augen. Vorher gab es noch eine<br />
Ehrung durch die Deutsche Fußballliga.<br />
Ein Riesenaufgebot an Fotografen<br />
und Kameraleuten – das bin ich ja auch<br />
nicht gewohnt. Das war schon ein tolles<br />
Gefühl. In <strong>der</strong> Ostkurve schrien die Bochumer<br />
Fans „<strong>Manni</strong>, <strong>Manni</strong>“. Gegenüber<br />
auf <strong>der</strong> Tribüne ein Plakat: „Mach’s<br />
gut, <strong>Manni</strong>“. Das war manchmal wie in<br />
einem an<strong>der</strong>en Film.<br />
Was wer<strong>den</strong> Sie am meisten vermissen?<br />
<strong>Ich</strong> werde selbstverständlich die Situa-<br />
tionen im Stadion vermissen. Wenn in <strong>der</strong><br />
neunzigsten Minute das entschei<strong>den</strong>de<br />
Tor fällt und ich da rum gröle. Aber das<br />
Text Jens Südmeier Fotos Bettina Engel-Albustin/Tanja Pickartz/WDR<br />
werde ich auch nicht auf Ewig vermissen.<br />
Denn je<strong>der</strong> Trennungsschmerz lässt<br />
irgendwann mal nach. Und ich habe ja<br />
immer noch die Option, für die Blin<strong>den</strong><br />
im Stadion zu kommentieren. Das gibt’s<br />
in Bochum, Dortmund, Mönchengladbach<br />
und Leverkusen. In <strong>der</strong> Regel sitzen<br />
auf <strong>der</strong> Tribüne 20 bis 25 Blinde mit<br />
Kopfhörern auf und die bekommen das<br />
ganze Spiel übertragen. Das werde ich<br />
nicht regelmäßig machen, aber ab und<br />
zu mit Sicherheit.<br />
Sie hätten auch noch bis 65 beim WDR<br />
weitermachen können, haben nun aber<br />
einen Schlusspunkt gesetzt und sich für<br />
das Altersteilzeitmodell entschie<strong>den</strong>.<br />
Warum?<br />
Die Entscheidung fiel bereits im <strong>Jahre</strong><br />
2003. Damals hatte ich die Wahl, ob ich<br />
weitermache o<strong>der</strong> frühzeitig aussteige.<br />
<strong>Ich</strong> habe mir gedacht: In fünf <strong>Jahre</strong>n<br />
möchte ich <strong>den</strong> Fuß etwas vom Gas<br />
nehmen. <strong>Ich</strong> habe 36 <strong>Jahre</strong> lang Fußballspiele<br />
kommentiert. Und es gibt so viel,<br />
was ich nebenher mache – das rückt nun<br />
etwas mehr ins Zentrum.<br />
Was zum Beispiel?<br />
<strong>Ich</strong> werde sicherlich weiterhin Gastauftritte<br />
bei <strong>den</strong> an<strong>der</strong>en Hörfunksen<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> ARD haben. Beim RBB in Berlin<br />
zum Beispiel führe ich alle 14 Tage sonntags<br />
ein Bundesligakommentargespräch<br />
– das werde ich weiter machen, also ein<br />
bisschen ins Mikrofon sprechen. Außerdem<br />
bleibe ich dem Bundesligatippspiel<br />
„<strong>Manni</strong> gegen <strong>den</strong> <strong>Rest</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ noch<br />
bis zum Saisonende erhalten. Dann werde<br />
ich des Öfteren noch Veranstaltungen<br />
mo<strong>der</strong>ieren. Momentan schreibe ich ein<br />
Buch – das Manuskript muss bis Ende<br />
April fertig sein. Es wird ein Fußballbuch<br />
mit dem Arbeitstitel „Die fünfzig<br />
INTERVIEW<br />
spektakulärsten Momente des deutschen<br />
Fußballs“. Zu 50 Szenen schreibe ich<br />
einen Kommentar, eine Glosse o<strong>der</strong> ein<br />
kleines Hintergrundstück und interviewe<br />
die Protagonisten. Außerdem bin ich<br />
immer noch dabei, die ganzen Mails und<br />
Briefe abzuarbeiten. Rund 600 Mails<br />
habe ich nach meinem letzten Spiel bekommen.<br />
Weil mir das in meinem Leben<br />
nicht noch mal passieren wird, habe ich<br />
mir vorgenommen, alle persönlich zu beantworten.<br />
Langeweile hört sich an<strong>der</strong>s an.<br />
Richtig. <strong>Ich</strong> hab so viele Kontakte, Beziehungen<br />
und dann schreibe ich auch<br />
immer wie<strong>der</strong> ein bisschen was für Zeitungen.<br />
Also, ich habe immer irgendetwas<br />
zu tun. Es wer<strong>den</strong> nie wie<strong>der</strong> 100%<br />
wer<strong>den</strong> – das will ich auch gar nicht.<br />
„<strong>Ich</strong> möchte meine freie Zeit genießen,<br />
solange ich noch in einem Alter und <strong>der</strong><br />
Verfassung bin, dass fast alles möglich ist.“<br />
Was macht <strong>Manni</strong> Breuckmann zukünftig<br />
samstags zwischen halb vier und viertel<br />
nach fünf?<br />
Da sitze ich auf meiner wun<strong>der</strong>schönen<br />
ockergelben Le<strong>der</strong>couch, gucke Fernsehen<br />
o<strong>der</strong> höre Radio o<strong>der</strong> bin im Stadion.<br />
O<strong>der</strong> ich bin vielleicht in <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>baren<br />
Düsseldorfer Altstadt und schaue<br />
erst abends, was da so los war in <strong>der</strong><br />
Bundesliga. Das Schöne ist, dass ich die<br />
freie Auswahl habe, was ich mache. Vielleicht<br />
bin ich auch auf einer Städtereise<br />
in Stockholm o<strong>der</strong> Wien. Wer weiß?<br />
Ist das ein großer Traum von Ihnen?<br />
Mehr zu reisen?<br />
<strong>Ich</strong> werde auf je<strong>den</strong> Fall häufiger verreisen.<br />
Keine großen Fernreisen, son<strong>der</strong>n<br />
mehr innerhalb Europas. Auf Mallorca<br />
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