Wechsel-Jahre Manni ohne den Rest der Welt Ich kann's ... - ID55
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Zugegeben: Unsere Energie ist<br />
manchmal nur zum Spaß da.<br />
Wir bringen Herne in Fahrt. Ob Kino, Kirmes und Kultur, Sport o<strong>der</strong> Freizeit – wir sind<br />
gleichermaßen mo<strong>der</strong>ner Dienstleister, Arbeitgeber, Investor und Sponsorpartner zur För<strong>der</strong>ung<br />
vielfältiger Initiativen in Herne.<br />
Denn ein deutliches Mehr an Lebensqualität macht auch uns mehr Spaß ...<br />
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Ein kurzer Weg. Viele Lösungen.<br />
Kein Druck <strong>ohne</strong> prüfen<strong>den</strong> Blick Service: Der direkte Draht zum Kun<strong>den</strong> ist wichtig Liebe zum Beruf: Jürgen Lietz setzt auf Präzision<br />
Man weiß, was man kann<br />
Grün<strong>der</strong> 50plus: Aus <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit heraus schaffte Druckermeister Jürgen Lietz <strong>den</strong> Sprung<br />
ins eigene Unternehmen<br />
Jürgen Lietz (54) öffnet die Türen zu<br />
seiner Druckerei, und sofort springt<br />
ihm Labrador-Mischling Sam entgegen.<br />
Der Hund begrüßt <strong>den</strong> 54-jährigen Wittener,<br />
als hätten sie sich jahrelang nicht<br />
gesehen. Sam gehört zur Firma. Genauso<br />
wie die Druckmaschinen, über die<br />
er wacht. „Das ist meine Zweifarben-<br />
Druckmaschine, eine alte Heidelberger.<br />
Die Maschine habe ich vor zwei <strong>Jahre</strong>n<br />
gekauft“, sagt Lietz und deutet auf ein<br />
Monstrum im vor<strong>der</strong>en Bereich <strong>der</strong> 300<br />
Quadratmeter großen Halle in <strong>der</strong> Nähe<br />
des Dortmun<strong>der</strong> Fre<strong>den</strong>baums. In <strong>der</strong><br />
Ecke gegenüber glänzt eine Schneidemaschine.<br />
Seine neueste Errungenschaft.<br />
Hätte jemand Jürgen Lietz vor fünf <strong>Jahre</strong>n<br />
erzählt, dass er im Februar 2009 Inhaber<br />
einer Druckerei in Dortmund sein<br />
würde, hätte er nur müde gelächelt. Die<br />
Firma in Gelsenkirchen, bei <strong>der</strong> Lietz 14<br />
<strong>Jahre</strong> lang als Druckereileiter beschäftigt<br />
war, ging pleite – Jürgen Lietz wurde<br />
arbeitslos. Private Probleme ließen <strong>den</strong><br />
damals 49-Jährigen in ein tiefes Loch<br />
fallen. „Drei Monate habe ich mich abgeschottet,<br />
um darüber nachzu<strong>den</strong>ken,<br />
wie das Leben weitergeht.“ Die Verantwortung<br />
gegenüber seinen bei<strong>den</strong><br />
Kin<strong>der</strong>n rüttelte ihn wach und gab <strong>den</strong><br />
Ansporn, Bewerbungen zu schreiben.<br />
„Schnell merkte ich, dass man mit 50<br />
<strong>Jahre</strong>n auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr<br />
gefragt ist.“<br />
Die Chance ergreifen<br />
Eine Absage folgte <strong>der</strong> nächsten. Bis die<br />
Arbeiterwohlfahrt (Awo) Dortmund<br />
auf seine Initiativbewerbung eine über-<br />
raschende Antwort gab. In <strong>den</strong> Awo-<br />
Räumen verstaubten die Geräte einer<br />
ehemaligen Hausdruckerei. „Die Awo<br />
fragte, ob ich Interesse hätte, die alten<br />
Druckmaschinen zu übernehmen.“ Der<br />
damals 50-Jährige ergriff die Chance<br />
und eröffnete im Juni 2004 die Druckerei<br />
„Druck&Design“. Zusammen mit<br />
Diplom-Designer Jürgen Telghe<strong>der</strong>, damals<br />
arbeitslos und heute sein Geschäftspartner.<br />
Kredit und Kun<strong>den</strong><br />
Aller Anfang war schwer. Drei Monate<br />
kämpfte Lietz mit <strong>den</strong> Banken. Die<br />
wollten ihm, dem älteren Arbeitslosen,<br />
keinen Kredit gewähren – eine typische<br />
Zwickmühle für Grün<strong>der</strong> jenseits <strong>der</strong><br />
50. Lietz: „<strong>Ich</strong> besaß ein wenig Erspartes.<br />
Das reichte aber nicht als Startkapital.“<br />
Endlich führte <strong>der</strong> Weg Jürgen<br />
Lietz zur Volksbank: „Die unterstützten<br />
meine späte Selbstständigkeit, <strong>ohne</strong> zu<br />
zögern.“ Das Arbeitsamt zahlte zusätzlich<br />
sechs Monate lang Überbrückungsgeld.<br />
Was nun zum Erfolg noch fehlte,<br />
waren die Kun<strong>den</strong>. Gezielt wärmten die<br />
bei<strong>den</strong> Grün<strong>der</strong> alte Kontakte auf. Guter<br />
Service und Mundpropaganda taten ein<br />
Übriges. Lietz: „Wir arbeiteten Tag und<br />
Nacht, lasen unseren Kun<strong>den</strong> je<strong>den</strong><br />
Wunsch von <strong>den</strong> Augen ab.“ Mittlerweile<br />
zählen 208 Kun<strong>den</strong> aus ganz Deutschland<br />
zum festen Stamm.<br />
Lei<strong>den</strong>schaft für <strong>den</strong> Beruf<br />
Zweifel an seiner späten Selbstständigkeit<br />
plagten Jürgen Lietz nie. „<strong>Ich</strong> hatte<br />
keine an<strong>der</strong>e Wahl. <strong>Ich</strong> konnte doch<br />
nicht die Flinte ins Korn werfen und<br />
KARRIERE<br />
arbeitslos bleiben. Mit 50. Was sollten<br />
meine Kin<strong>der</strong> <strong>den</strong>ken?“ Heute ist er<br />
stolz auf seine Leistung. „<strong>Ich</strong> sehe vieles<br />
gelassener.“ Das Alter habe durchaus<br />
Vorteile für Neu-Unternehmer. „Mit<br />
50plus hat man genug Lebenserfahrung,<br />
um Risiken besser erkennen zu können.<br />
Nur wenn man weiß, was man kann und<br />
davon überzeugt ist, hält man durch“,<br />
sagt er selbstbewusst. „Ohne die Liebe<br />
und Lei<strong>den</strong>schaft für <strong>den</strong> Beruf geht es<br />
nicht.“ Ein Tipp, <strong>den</strong> er jedem älteren<br />
Grün<strong>der</strong> gibt – und vorlebt. Die Druckmaschinen<br />
sind sein Leben. Er hütet sie<br />
wie Babys.<br />
Was kommt, das kommt<br />
Über die Zukunft <strong>den</strong>kt Jürgen Lietz<br />
wenig nach. „Was kommt, das kommt“,<br />
sagt er. Nur eins steht fest: „Man wird<br />
mich wahrscheinlich irgendwann aus<br />
dieser Druckerei heraustragen müssen.<br />
Denn von alleine gehe ich nicht.“ Mittlerweile<br />
läuft die Druckerei gut. „Wir<br />
setzen 262.000 Euro im Jahr um“, sagt<br />
Lietz nicht <strong>ohne</strong> Stolz. Und was würde<br />
er an<strong>der</strong>s machen, wenn er noch einmal<br />
die Entscheidung zur späten Selbstständigkeit<br />
treffen müsste? „Nichts!“<br />
Eine Studie über das Gründungsverhalten Älterer<br />
veröffentlichte das Institut für Mittelstandsforschung<br />
in Bonn im Oktober 2008. Diskutiert<br />
wer<strong>den</strong> die Unterschiede zwischen jüngeren und<br />
älteren Grün<strong>der</strong>n sowie die Erfolgsquoten <strong>der</strong><br />
älteren Grün<strong>der</strong>. Die Studie gibt es im Internet<br />
unter www.ifm-bonn.org. Informationen für Neu-<br />
Unternehmer <strong>der</strong> Generation 50plus bietet auch<br />
die Internetseite www.existenzgruen<strong>der</strong>.de.<br />
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