Wechsel-Jahre Manni ohne den Rest der Welt Ich kann's ... - ID55
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<strong>ID55</strong> AKTUELL KOLUMNE<br />
Kurz & Knapp<br />
„MAUERBLÜMCHEN“<br />
BEI DER WEITERBILDUNG<br />
Ältere Beschäftigte sind an beruflicher<br />
Weiterbildung nur unzureichend<br />
beteiligt, das belegt<br />
<strong>der</strong> GeroStat Report „Bildung<br />
und Alter“ vom Januar 2009,<br />
<strong>der</strong> Statistiken und Untersuchungen<br />
zum Bildungsniveau<br />
und zur Bildungsbeteiligung<br />
älterer Menschen zusammenführt.<br />
Die Daten lassen keinen<br />
Zweifel: Bislang sind die älteren<br />
Beschäftigten eine Randgruppe<br />
<strong>der</strong> Weiterbildung. Nur 19 Prozent<br />
<strong>der</strong> 50- bis 64-Jährigen<br />
nehmen innerhalb eines <strong>Jahre</strong>s<br />
an beruflicher Weiterbildung<br />
teil – viel weniger als in <strong>der</strong><br />
Vergleichsgruppe <strong>der</strong> 30- bis<br />
49-Jährigen mit 31 Prozent.<br />
Der gleiche Fakt spiegelt sich<br />
auch bei <strong>den</strong> Weiterbildungsangeboten<br />
<strong>der</strong> Unternehmen<br />
wi<strong>der</strong>: Nur sechs Prozent aller<br />
Firmen mit älteren Beschäftigten<br />
beziehen diese in die<br />
betriebliche Weiterbildung ein.<br />
Spezielle Weiterbildungsangebote<br />
für Ältere gibt es nur im<br />
Ausnahmefall – in einem Prozent<br />
<strong>der</strong> Betriebe.<br />
Kontakt:<br />
Deutsches Zentrum<br />
für Altersfragen (DZA)<br />
www.dza.de, www.gerostat.de<br />
Lebenslanges Lernen<br />
6<br />
ALTER SPIELT<br />
(K)EINE ROLLE<br />
Die Freude daran, an<strong>der</strong>s älter<br />
zu wer<strong>den</strong>, spielt die Hauptrolle,<br />
wenn die Seniorentheater-Plattform<br />
NRW zwischen<br />
April und Mai 2009 drei Theaterstücke<br />
für die Generation<br />
50plus auf die Bühne des<br />
Consol Theaters Gelsenkirchen<br />
bringt. Gezeigt wer<strong>den</strong><br />
„Wir, die Alten“ (1., 2., 28.<br />
und 29. April, 6. und 7. Mai),<br />
„Die Kleinbürgerhochzeit“<br />
(22. und 23. April) und „Alles<br />
Sünde o<strong>der</strong> was?“ (26. April).<br />
Um die wachsende Senioren-<br />
und Generationentheaterszene<br />
in Nordrhein-Westfalen<br />
noch stärker auszubauen und<br />
die Wahrnehmung einer breiten<br />
Öffentlichkeit zu steigern,<br />
hat das NRW Kultursekretariat<br />
gemeinsam mit dem<br />
Consol Theater und <strong>der</strong> Stadt<br />
Gelsenkirchen Ende 2006 die<br />
Seniorentheater-Plattform<br />
NRW gegründet. Neben regelmäßigen<br />
Aufführungen<br />
bietet die Plattform Workshops<br />
für Spielleiter, Theaterpädagogen,<br />
Regisseure und<br />
Darsteller an.<br />
Mehr Infos zu Stücken und<br />
Spieldaten gibt es unter www.<br />
seniorentheaterplattform.de<br />
FRANZ K. HAT<br />
BOCK AUF ROCK<br />
Es war die Zeit <strong>der</strong> Schlaghosen,<br />
<strong>der</strong> Plateauschuhe, <strong>der</strong><br />
langen Haare – und des<br />
Krautrocks. Zu <strong>den</strong> Hel<strong>den</strong><br />
dieser Zeit gehörte die Wittener<br />
Band Franz K., die bis<br />
1985 ganze Hallen zum Kochen<br />
brachte. Anfang 2009<br />
sind ihre deutschsprachigen<br />
Hits zum ersten Mal auf CD<br />
zu hören – mit dem alten<br />
Charme <strong>der</strong> Schallplatte, aber<br />
mit mehr Power. Überrascht<br />
war Stefan Josefus, Schlagzeuger<br />
und Produzent <strong>der</strong><br />
Band, als die Produktionsfirma<br />
SPV verkündete, sie wolle<br />
die Platten „Bock auf Rock“<br />
(1977) und „Geh zum Teufel“<br />
(1978) auf kleine silberne<br />
Scheiben pressen. Stefan Josefus:<br />
„Es ist toll, dass unsere<br />
Musik nach 30 <strong>Jahre</strong>n noch<br />
angesagt ist.“<br />
Rockmusikfans können die<br />
Lie<strong>der</strong> von Franz K. auf www.<br />
musicload.de downloa<strong>den</strong> o<strong>der</strong><br />
auf www.youtube.de als Video<br />
ansehen.<br />
Bestellmöglichkeit <strong>der</strong> CD zum<br />
Beispiel unter www.amazon.de<br />
IM DURCHSCHNITT<br />
13 JAHRE JÜNGER<br />
Menschen über 70 <strong>Jahre</strong> fühlen<br />
sich durchschnittlich 13<br />
<strong>Jahre</strong> jünger als sie sind. Zu<br />
diesem Ergebnis kommt eine<br />
Anfang 2009 im „Journal of<br />
Gerontology: Psychological<br />
Sciences“ veröffentlichte Studie,<br />
die von Forscherinnen<br />
des Max-Planck-Instituts für<br />
Bildungsforschung und <strong>der</strong><br />
Universität Michigan durchgeführt<br />
wurde. Die Studie untersucht<br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
Selbstwahrnehmung des Alters<br />
und <strong>der</strong> Alterszufrie<strong>den</strong>heit<br />
über die Zeit anhand von<br />
Daten einer Berliner Studie.<br />
Die Ergebnisse sind eindeutig<br />
und überraschend: Es wurde<br />
beobachtet, dass sich die Distanz<br />
zwischen tatsächlichem<br />
und gefühltem Alter vergrößerte,<br />
je älter die Studienteilnehmer<br />
waren. Die Verän<strong>der</strong>ung<br />
des gefühlten Alters ist<br />
dabei nicht nur vom Lebensalter,<br />
son<strong>der</strong>n auch vom Gesundheitsstatus<br />
<strong>der</strong> Senioren<br />
abhängig.<br />
Mehr Infos unter<br />
www.mpig-berlin.mpg.de<br />
Das Alter spielt die Hauptrolle Rocken seit 30 <strong>Jahre</strong>n: Franz K. Körperlich fit - geistig jung<br />
Chancen des Wandels<br />
Change on the Beach<br />
Vom Wandeln und Wen<strong>den</strong> in Amerika<br />
In Amerika haben sie gerade <strong>den</strong> „Change“ gefeiert. Also <strong>den</strong> Wandel. (Das Wort Wende ist bei uns ja<br />
an<strong>der</strong>weitig vergeben.) Erhebend. Verwun<strong>der</strong>lich fand ich nur, wie viele junge und sehr junge Menschen<br />
in Washington dem Change, also dem Wandel – o<strong>der</strong> auch dem <strong>Wechsel</strong> – zugejubelt haben. Was wissen<br />
die <strong>den</strong>n schon von Change? Ihre Windeln je<strong>den</strong>falls haben wir gewechselt, nicht sie.<br />
Change-Experten, das sind wir –<br />
und nicht die hoffnungsvollen,<br />
aber ahnungslosen Angehörigen<br />
<strong>der</strong> Generation Pampers&Ipod. Son<strong>der</strong>n<br />
wir, die wir schon zehn US-Präsi<strong>den</strong>ten<br />
auf dem Erfahrungsbuckel hatten, bevor<br />
Barack Obama als 44. vereidigt wor<strong>den</strong><br />
ist. Wir über 50-Jährigen haben schon<br />
<strong>den</strong> <strong>Wechsel</strong> von Eisenhower zu Kennedy<br />
erlebt, von Carter zu Reagan und<br />
von Bush Senior zu Clinton. Wir wissen<br />
genau, was hinter dem rosa Horizont zu<br />
erwarten ist: mehr Horizont.<br />
Von wegen ewiger Sonnenuntergang mit<br />
Wedelpalmen und Sex on the Beach!<br />
Aber mit diesem Wissen prahlen wir<br />
nicht, wir wollen ja <strong>den</strong> jungen Leuten<br />
nicht die Partystimmung ver<strong>der</strong>ben. Ist<br />
doch schön, dass sie sich jetzt wie<strong>der</strong><br />
für Politik begeistern, die gestern noch<br />
von allem so Gelangweilten! Dass sie <strong>der</strong><br />
„Gier“ abschwören und lieber ehrlich<br />
sparen und fleißig arbeiten wollen, ja,<br />
dienen sogar, wie Mr. Obama es ihnen<br />
vorgebetet hat! Ist doch schön, wenn ein<br />
US-Präsi<strong>den</strong>t unserem Nachwuchs einbläut,<br />
was wir uns nicht zu sagen trauten<br />
– hätte ja spießig geklungen, irgendwie<br />
gestrig, so schmidthaft a<strong>den</strong>auerisch:<br />
dass <strong>ohne</strong> Fleiß kein Preis ist, dass man<br />
die astra nur per aspera erreicht, also<br />
nicht in Papas Opel, son<strong>der</strong>n zu Fuß!<br />
Und dass es besser ist, einen anständigen<br />
Beruf gründlich zu erlernen – o<strong>der</strong> besser<br />
noch: zwei, drei, man weiß ja nie,<br />
wie viel Change <strong>der</strong> Arbeitsmarkt noch<br />
bringt –, statt auf die Online-Sportwette<br />
zu vertrauen und aufs Erbe zu schielen!<br />
Das mit dem Erben kann sowieso noch<br />
dauern, weil wir ja gerade mal erst Mitte<br />
Fünfzig sind. Nur wenige <strong>Jahre</strong> noch und<br />
das Leben fängt an – und währet noch<br />
lange. Schon mal was von Jopie Heesters<br />
gehört? Das bisschen, was von unseren<br />
Derivaten und in unseren Wertpapier-<br />
Depots noch übrig ist, das wer<strong>den</strong> wir<br />
noch selbst verjuxen. Besser, ihr Jungen<br />
wisst darüber rechtzeitig Bescheid. Damit<br />
ihr eure zweitbesten <strong>Jahre</strong>, die frühen,<br />
nicht mit eitlem Warten aufs Erbe<br />
vertändelt, son<strong>der</strong>n fleißig ranklotzt und<br />
euch schon mal ein Sparschwein zulegt.<br />
Und nicht vergessen, brav die Rentenkasse<br />
zu bedienen!<br />
Chancen des Wandels? Na klar! Die entdecken<br />
wir gerade. Passiv zugesehen haben<br />
wir lange genug. Jetzt verwandeln<br />
wir unsere Lebensversicherung in Klein-<br />
Text Uwe Knüpfer Illustration Janine Bell<br />
geld und kaufen uns davon ein Wohnmobil<br />
mit GPS und Funkkontakt zum<br />
World Wide Web. Damit wandeln wir<br />
dann Süd- und Nordeuropa ab – und sobald<br />
dort die Straßen und die Campingplätze<br />
besser wer<strong>den</strong>, auch Polen, <strong>den</strong><br />
Balkan und die Ukraine.<br />
Krawatten lassen wir fortan getrost Mister<br />
Presi<strong>den</strong>t Obama bin<strong>den</strong> und seine<br />
fleißigen Jugendbriga<strong>den</strong>. Wir geben unsere<br />
in die Altklei<strong>der</strong>sammlung und die<br />
bügelfreien Popelinehosen gleich mit,<br />
und tragen nur noch T-Shirts und Jeans,<br />
bei Barbecue und Sex on the Beach, zur<br />
Not auch alkoholfreiem.<br />
Um mit unseren amerikanischen (jetzt<br />
wie<strong>der</strong>) Freun<strong>den</strong> zu sprechen: How’s<br />
that for a change?<br />
Frei übersetzt: Ist das nicht mal `ne<br />
nette Abwechselung?<br />
7<br />
<strong>ID55</strong>