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FOTO PR<br />
AUF DIE KOKOSNUSS<br />
FOLGT DIE BIRKE<br />
Eine frisch aufgeschlagene Kokosnuss, wahlweise mit<br />
Strohhalm und bunten Schirmchen – das war noch vor ein<br />
paar Jahren der Hit auf jedem Urlaubsfoto. Doch man<br />
muss nicht mehr weit reisen für den exotischen Saft. Vor<br />
rund einem Jahrzehnt wurde die Getränkeindustrie aufmerksam<br />
– das Wasser aus der Nuss wurde vermarktet, der<br />
Hype um die Kokosnuss war geboren.<br />
Warum nur? Kokosnusswasser mit seiner säuerlichen<br />
Note, die im schlimmsten Fall sogar leicht muffig riecht,<br />
ist gewöhnungsbedürftig. Und dennoch: Die milchige<br />
Flüssigkeit, die aus nicht viel mehr als Wasser besteht, hat<br />
Smoothies und Coffee-to-go-Becher auf den Paparazzi-<br />
Schnappschüssen der Stars abgelöst. In Deutschland steht<br />
das Wässerchen in vielen Supermarktregalen herum, vom<br />
Bioladen bis zum Discounter.<br />
Doch obwohl (oder gerade weil?) Kokosnusswasser<br />
überall zu bekommen ist, bahnt sich der nächste „Superdrink“<br />
bereits an: Birkenwasser. Und wie so oft bei Ernährungs-Trends,<br />
man denke nur an den Siegeszug des Grünkohls,<br />
ist auch dieses Wässerchen nicht neu, sondern nur<br />
neu aufgelegt. Schon die Wikinger sollen den Baumsaft<br />
getrunken haben. Bis heute ist der Konsum in Skandinavien<br />
und im östlichen Europa weit verbreitet.<br />
Im Gegensatz zur Kokospalme, die mehrmals im Jahr<br />
Früchte trägt, kann das Birkenwasser nur zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt gewonnen werden. Zu Beginn des<br />
Frühlings, noch bevor die Bäume mit der weißen Rinde<br />
blühen, ziehen sie literweise Wasser aus dem Boden, verfeinern<br />
es mit Nährstoffen und pumpen es in ihre Kronen.<br />
Um an den Saft zu gelangen, werden die Stämme angebohrt.<br />
„Eine Birke produziert etwa 500 Liter Flüssigkeit,<br />
abgezapft wird nur rund ein Prozent. Solange das Bohrloch<br />
wieder geschlossen wird, schadet man dem Baum also<br />
nicht“, sagt Clara Vaisse, Mitbegründerin des britischen<br />
Start-ups „Sibberi“, das Birkenwasser seit 2015, hip verpackt,<br />
in Supermärkte und Onlineshops bringt. Während<br />
im Gründungsjahr nur etwa 500 Bäume dem Unternehmen<br />
ihren Saft gaben, ist für diesen Frühling wegen der<br />
hohen Nachfrage das Anbohren von mehr als 4000 Bäumen<br />
geplant. Dafür arbeitet „Sibberi“ mit Bauern in den<br />
baltischen Staaten und in Finnland zusammen.<br />
Die Transportwege seien also vergleichsweise kurz,<br />
sagt Vaisse. Und noch einen Vorteil habe das Birken- im<br />
Vergleich zum Kokosnusswasser: „Beide Flüssigkeiten fördern<br />
die Hydrierung des Körpers. Birkenwasser hat jedoch<br />
nur ein Viertel soviel Zucker, 100 Milliliter kommen auf<br />
nur fünf Kalorien.“ Es schmecke aber immer noch süßlich<br />
und habe viele Nährstoffe, die helfen sollen, den Körper<br />
von Giften zu reinigen. Sogar gegen unreine Haut und<br />
Cellulite soll das Wunderwasser helfen.<br />
Belege dafür gibt es natürlich kaum. Aber Birkenwasser<br />
wird im Internet als einer der Trends für 2016 genannt.<br />
Und im echten Leben? Um an den milliardenschweren<br />
Kokosnusswassermarkt heranzukommen, müsste da noch<br />
einiges passieren – immerhin macht allein die größte<br />
Marke der Welt, „Vita Coco“, nach eigenen Angaben einen<br />
Jahresumsatz von 420 Millionen Dollar. Und auch als<br />
Zutat in Smoothies ist die Kokosnuss noch der Gewinner.<br />
Maik Kaiser von der Frankfurter Saftbar „Saftcraft“ setzt<br />
jedenfalls lieber auf die tropische Flüssigkeit: „Es ist einfach<br />
das isotonischste Getränk des Planeten.“ Vom Birkenwasser-Trend<br />
hat Kaiser noch nichts gehört.<br />
Wird die Birke der Kokosnuss irgendwann doch noch<br />
das Wasser reichen? Fraglich. Da der Hype um „Superfoods“<br />
und „Superdrinks“ aber nicht abreißt, ist wohl in<br />
den Regalen Platz für beide. Madeline Dangmann<br />
PRÊT-À-PARLER<br />
PRÊT-À-PARLER<br />
Mit Ignatious Joseph kann man neu sehen lernen. Der<br />
Modemann, der unter eigenem Namen Hemden entwirft,<br />
ist eines der am häufigsten fotografierten Stil-Vorbilder in<br />
Deutschland. Was für ein schöner Zufall, dass er bei den<br />
Vorbereitungen dieses Männerhefts in der Redaktion vorbeischaut<br />
und gleich mal einen kleinen Vortrag hält: „Wir<br />
Mit diesem Hemd ist er<br />
Werbeträger für sich selbst.<br />
Heute wirkt es fast blass,<br />
generell plädiert er für Farben.<br />
„Mit Orange zum Beispiel<br />
kann man ein bisschen Freude<br />
ins Leben holen.“<br />
Auch die letzten ten macher sterben aus, weil<br />
Krawatten-<br />
jeder an die Bequemlichkeit<br />
denkt. „In Londoner Clubs“,<br />
sagt Joseph, „kommt man<br />
nur mit Krawatte!“ atte!“ Bei<br />
Autohändlern, n, meint er, lässt<br />
man sich genau beraten über<br />
die Vorzüge bestimmter<br />
Modelle, aber vom Herrenausstatter<br />
will l man keinen<br />
Rat hören. „Kaufen sich<br />
neue iPads, aber laufen rum<br />
wie ein Lump“, sagt er über<br />
digital natives, , die technisch<br />
avanciert sind, aber in der<br />
Selbstdarstellung von<br />
vorgestern. „Glauben Sie<br />
mir“, ruft Ignatious Joseph<br />
fast schon verzweifelt, „ich<br />
habe sogar schon Landräte<br />
gesehen, echte e Landräte, die<br />
Krawatten mit Elefanten<br />
darauf tragen.“ Was soll man<br />
dazu noch sagen?<br />
Die allermeisten Schuhe, die in<br />
Deutschland gekauft werden, sind<br />
– schwarz. Man kann sich seine<br />
maßlose Enttäuschung darüber<br />
vorstellen: „Langweilig!“ Bei<br />
Sneakern, sagt er, gehe es ja auch<br />
mit der Farbe. Warum nicht auch<br />
beim klassischen Schuh?<br />
IGNATIOUS JOSEPH ERKLÄRT SICH<br />
reden nicht von Mode, wir reden von Stil“, ruft er. „Die<br />
Deutschen haben auf ihren Geschäftsreisen in alle Welt<br />
nicht viel gelernt; die Belgier zum Beispiel sind besser angezogen.“<br />
Unsere Gesellschaft, meint der Modemann aus<br />
Düsseldorf, sei weit gekommen, aber nicht in Sachen Stil.<br />
Daher hier einige Ratschläge. (kai.) Foto Helmut Fricke<br />
Heute mal keinen Bowlerhut, sonst aber<br />
gerne. „Man sieht so viele Baseball-Kappen,<br />
falsch herum. Warum dann nicht einen<br />
richtigen Hut? Wir hatten hier einen der<br />
größten Hutmärkte vor dem Krieg. Was ist<br />
aus uns geworden? In Florenz tragen die<br />
jungen Männer Hüte!“ Wenn es kein Hut<br />
ist: Auch Brille und Bart und graues Haar<br />
sind markante Accessoires.<br />
Helleres Blau, das wirkt nicht<br />
so spießig wie das ewige Dunkel-<br />
blau. „Sie können das tragen,<br />
Herr Joseph, ich nicht“, sagen<br />
ihm Manager. Da wird er<br />
regelrecht wütend: Jeder kann<br />
das so tragen! Auch mit der<br />
Figur kann man sich<br />
nicht<br />
rausreden: „Es gibt heute so viele<br />
gut geschnittene Anzüge! Sogar<br />
Gianfranco Ferrè sah<br />
gut im<br />
eng geschnittenen Anzug aus!“<br />
Graue Flanellhose? Warum<br />
nicht! „Ich sehe kaum noch graue<br />
oder beigefarbene Anzüge, alle<br />
tragen Schwarz, heute morgen<br />
im Flugzeug bestimmt 70<br />
Prozent. Dabei ist Schwarz doch<br />
für Beerdigungen.“ Es sei nicht<br />
so einfach, sich individuell zu<br />
kleiden. „Aber man kann es doch<br />
wenigstens mal ausprobieren!“<br />
Man muss es ja mit dem Hoch-<br />
wasser nicht so übertreiben wie er.<br />
Schwarz, schwarz, schwarz! „Es<br />
ist mir immer wieder<br />
ein großes<br />
Rätsel, warum deutsche Männer<br />
nur schwarze Socken tragen“,<br />
meint Joseph. „Für ihre Autos<br />
wollen sie tolle Farben, für ihren<br />
eigenen Fuß nicht.“ Er trägt<br />
mal Blau, mal Rot, mal Grün,<br />
je nach Wetter und Jahreszeit<br />
und Stimmung. „Warum nicht<br />
Orange, für einen Kick?“<br />
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